Dōkyō
Dōkyō 道鏡 (700-772) war ein Mitglied der Hossō-shū 法相宗, eine der wichtigsten Schulen des japanischen Buddhismus der Nara-Zeit und enstammte dem Yuge-Klan, einer niederen Adelsfamilie aus Kōchi. Er hatte konfuzianische Lehrer und war später ein Schüler des Gien 義淵 (644–728), unter dem auch Gembō 玄昉, Gyōki 行基 (668-749) und Rōben 良弁 (689–773) gelernt hatten. Laut Bender praktizierte Dōkyō einen „schamanistischen Buddhismus“ (Vgl. Bender 179:138), ähnlich wie En no Gyōja 役行者 (643~700), bei dessen Meditation nicht der Eintritt ins Nirvana von größter Bedeutung war sondern das Erlangen übernatürlicher Kräfte. Wie En no Gyōja hielt sich auch Dōkyō am Berg Katsuragi 葛城山 auf. Desweiteren studierte Dōkyō esoterische Sutren, die sich mit magischen Sprüchen und Astrologie beschäftigten (Bender 1979: 138). 748 diente er unter Rōben als Messdiener im Tōdai-ji 東大寺 und ab den frühen 750ern im Naidōjō 内道場, einem Tempel innerhalb der Mauern des Kaiserpalastes.
Dōkyōs politischer Aufstieg
761 heilte Dōkyō, zu jener Zeit offensichtlich bereits ein bekannter Heiler, die abgedankte Kaiserin Kōken 孝謙天皇, die an einer schweren Krankheit laborierte, und erlangte so ihre Zuneigung. Noch im selben Jahr wurde er unter Kōkens Minister berufen. 762 kehrte die tennō nach Nara zurück und übernahm als Shōtoku tenno 称徳天皇 764 erneut die Macht. Im Jahr darauf wurde Dōkyō zum Dajō daijin zenji 太政大臣禅師 („Priesterlicher Großminister“) ernannt mit der Begründung, jeder „geweihte“ Monarch brauche einen „geweihten“ Kanzler (die Kaiserin hatte sich zur Nonne weihen lassen). Dieses Amt war vormals Mitgliedern der kaiserlichen Familie vorbehalten gewesen und wurde in der Geschichte Japans nur äußerst selten vergeben. Es erfolgte eine aktive Propagierung des Buddhismus. Überdies versuchte Dōkyō die Mach der Klans einzuschränken und besetzte wichtige Ämter mit Mitgliedern seines eigenen Klans. Schließlich wurde dem ambitionierten Mönch sogar der Titel des Hō-ō 法王 („Dharma-König“) verliehen; in dieser Position war es Dōkyō möglich, die Politik der Regierung zu bestimmen. Das Shoku Nihongi berichtet, seine Nahrung, Kleidung und Sänfte seien wie die eines Kaisers gewesen (Vgl. Bender 1979: 142).
Höhepunkt des Usurpationsversuchs Dōkyōs war die Verkündung eines Orakels des Usa-Hachiman-gū 宇佐神宮, das besagte, es würde im Land Frieden einkehren, würde Dōkyō zum Tennō ernannt werden. Als die Kaiserin von dieser Proklamation hörte, entsandte sie den Beamten Wake no Kiyomaro 和気清麻呂 (733–99) zum Schrein, um das Orakel bestätigen zu lassen. Allerdings kehrte er mit einem gegenteiligen Orakelspruch zurück und der erzürnte Dōkyō verbannte Kiyomaro. Daraufhin erhob die Kaiserin Dōkyō nicht zum Tennō und als diese 770 starb, wurde Dōkyō seiner Ämter enthoben und ebenfalls ins Exil gesandt, wo er zwei Jahre später verstarb.
Quellen
- Bender, Ross (1979), "The Hachiman Cult and the Dokyo Incident". Monumenta Nipponica 34/2, S. 134.
- Scheid, Bernhard (2001-2010), “Der Buddhismus der Nara-Zeit“. Religion in Japan.
- http://ja.wikipedia.org/wiki/%E9%81%93%E9%8F%A1 [10. 2. 2011]