Exzerpt:Satō M 2014

Aus Kamigraphie
(Weitergeleitet von Exzerpt:Satō 2014)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Seiten-Infobox
Themengruppe Exzerpte
Behandeltes Werk
Masatoshi Satō 2014
„Kanshin-ji Nyoirin Kannon-zō saikō.“ Bijutsu kenkyū (The Journal of Art Studies) 413 (2014), S. 1–18. (Exzerpt Eine Neubetrachtung des Nyoirin Kannon im Kanshin-ji.)

Sato Masatoshi 佐藤 全敏

Sato Masatoshi ist ein japanischsprachiger Wissenschaftler und Autor. Er studierte von 1992 bis 1998 an der Universität Tokyo und hat einen Doktor in Literaturwissenschaften. Er ist Autor mehrerer Bücher darunter sein neustes aus 2005 „Das Keiserhaus und die Bürokratie der Heian Zeit 平安時代の天皇と官僚制“.

Inhalt

Der Artikel „Eine Neubetrachtung der sitzenden Nyoirin Kannon Bosatsu 如意輪観音菩薩 (Cakravarticintamani avalokitesvara bodhisattva) im Kanshin-ji“ von Sato Masatoshi analysiert den Stil der, in Kanshin-ji stehenden, Nyoirin Kannon Statue der frühen Heian Zeit (794–1185) und vergleicht diese mit anderen Beispielen klassischer buddhistischer Kunst der Jōwa Periode (834–848). Darüber hinaus, hinterfragt der Autor den Erbau der, unter unüblichen Umständen entstandenen, Gogandō 御願堂 im Kanshin-ji 観心寺, eine der Lehr- und Lesehallen (kōdō 講堂) des Tempels.

Nyoirin Kannon Statue 如意輪観音

Nyoirin Kannon Statue 如意輪観音.jpg

Zu Beginn wird die Nyoirin Kannon Statue 如意輪観音 im Kanshin-ji 観心寺 erwähnt, einem Tempel in der Präfektur Osaka, die bis heute als ein Nationalschatz in Japan gilt. Genau wie die Fünf Sitzenden Kokuzō Bosatsu 穀蔵菩薩 (skt. Akasagarbha bodhisattava) in Jingo-ji 神護寺, die sitzend dargestellte Amida Nyorai (skt. Amitabha Tathagata) in der Lesehalle des Kōryū-ji 広隆寺 und die stehend dargestellte Elf-Gesichtige Kannon Bosatsu (skt. Ekadasamukha avalokiteshvara bodhisattva) in Hōkke-ji, ist auch die Nyoirin Kannon in Kanshin-ji ein Beispiel der klassischen buddhistischen Kunst der Jōwa Periode (834–848). Verglichen mit den 5 Stilrichtungen der Sitzenden Bodhisattva (jap. bosatsu 菩薩), die in der Lesehalle des To-ji 東寺 zu finden sind, lässt sich eindeutig feststellen, dass während diese in der Tenpyō Periode (729–749) unter Shōmu Tennō 聖武天皇 entstanden sind, sie sich vom Stil her stark voneinander unterscheiden. Trotz der zeitlichen Nähe zwischen der Jōwa Periode (834–848) und der Tenpyō Periode (729–749).

Gogandō 御願堂 und die Nyoirin Kannon Statue 如意輪観音

Bereits andere haben sich den Stilen der damaligen Zeit gewidmet. Einer der Bekanntesten war Nishikawa Shiji 西川 伸司. Obwohl er diesem Thema Aufmerksamkeit schenkte, waren seine Möglichkeiten durch den Mangel an Dokumenten aus der damaligen Zeit limitiert. Sato versucht die Diskussion von Nishikawa fortzuführen und dabei die Entstehungsgeschichte des Kanshin-ji näher zu erforschen. Dabei geht er näher auf den Erbau der Gogandō 御願堂 ein, der einige Mysterien weckt. Im Japan der Antike, gab es drei Arten von Tempeln, die von der Regierung instandgesetzt und verwaltet wurden:

  • Die Dai-ji 大寺, die von der Regierung der Nara Zeit (710–784) erschaffen und verwaltet wurden. Diese entstanden vor allem in der Kinai Region.
  • Weiteres gab es die Kokubun-ji 国分寺, die ein Netzwerk aus Tempeln bildeten und deren Errichtung die Verbreitung des Buddhismus im Land zum Ziel hatte. Diese entstanden auf den Befehl Shōmu Tennōs hin.
  • Zu guter Letzt, gab es noch die Jōgaku-ji 定額寺. Diese waren Tempel, die ursprünglich als private Tempel von Individuen erbaut wurden, später aber von der Regierung gefördert und verwaltet wurden.

Der Kanshin-ji fällt unter die letzte Kategorie der Jōgaku-ji. Ursprünglich 836 in der Jōwa Periode erbaut, kam er unter die Verwaltung der Nation im Jahre 869 der Jōgan Periode. Allerdings kam es bei dem Kanshin-ji zu einem Sonderfall. Der Tempel bekam nämlich bereits im Jahre 843 der Jōwa Periode einen sogenannten bettō. Ein bettō 別当 war ein Gesandter der Regierung, der einen Jogaku-ji gewordenen Tempel ausbauen und verwalten solle. Da der Kanshin-ji jedoch bereits Jahre bevor er zu einem Jogaku-ji wurde, einen bettō erhielt, stellt sich die Frage warum? Einem noch als privat geltenden Tempel einen bettō zur Verfügung zu stellen war höchst ungewöhnlich. Dieses Ereignis lässt darauf schließen, dass im Zuge der Zuteilung eines bettō, ein Ausbau des Kanshin-ji folgte. Das vermeintliche Ergebnis dieses Ausbaus war die Gogandō. Obwohl in einer alten Bestandsaufnahme des Inventars des Tempels, kein Gebäude unter diesem Namen gelistet ist, lässt sich aufgrund der buddhistischen Utensilien in den Räumen, die aufgeführt werden, feststellen, dass eine der Lesehallen höchstwahrscheinlich die Gogandō war. Was darauf schließen lässt, dass der Bau der Gogandō, der von Tachibana no Kachiko 橘の嘉智子, der Kaiserin von Saga Tennō 嵯峨天皇, in Auftrag gegeben wurde, bereits im Jahre 843, als der bettō zugeteilt wurde, begonnen hatte. Demzufolge stellt sich die Frage, welche der vorhandenen Statuen als Hauptbildnis der Verehrung in der Gogandō gedacht war. Es gibt drei mögliche Kandidaten: Die Goldene Butsugenbutsumo Nyorai (Buddha Locana tathagata) Statue, die Goldene Miroku Nyorai (Maitreya tathagata) Statue, and die Nyoirin Bosatsu Statue, die in diesem Artikel besprochen wird. Diese Frage schließt an die Diskussion von Nishikawa Shiji an. Allerdings wurden sowohl die Goldenen Butsugenbutsumo Nyorai (Buddha Locana tathagata) Statue als auch die Goldene Miroku Nyorai (Maitreya tathagata) Statue in einem Stil vor der Jōwa Periode geschaffen sind. Daraus lässt sich schließen, dass die Nyoirin Bosatsu Statue, die einzig stilistisch zu der Entstehungszeit der Gogandō passt, höchstwahrscheinlich als Hauptbildnis der Verehrung gedacht war. Weiters können wir also feststellen, dass dieses Werk im Jahre 843 entstanden oder vielleicht sogar bereits fertiggestellt war.

Gründe für den Erbau des Kanshin-ji

Sato belasst es jedoch nicht bei den Mysterien um die Nyoirin Kannon Statue, sondern geht noch einen Schritt weiter und hinterfragt den Grund für die Entstehung der Gogandō. Der Kanshin-ji wurde ursprünglich von einem buddhistischen Mönch der Shingon-Schule 真言宗 namens Shinshō erbaut. Da die Kaiserin Tachibana no Kachiko eine Befürworterin dieser Schule war, scheint es naheliegend, dass sie als solche den Erbau der Gogandō in Auftrag gegeben haben soll. Im November des Jahres 843 wurde der Mönch Shinshō in den kaiserlichen Palast entsendet, um dort für die Gesundheit Ninmyō Tennōs zu beten. Ninmyō Tennō war der Sohn Kachikos und Sagas. Da die Entsendung von Shinshō und die Zuteilung eines bettō für den Kanshin-ji im gleichen Jahr erfolgten, lässt dies auf einen Zusammenhang schließen. Weiters wurde angenommen, dass die Kaiserin Gogandō in Auftrag gab, um entweder für die Erholung des abgedankten Tennōs Saga zu beten oder in seinem Andenken. Da dieser allerdings im Jahre 842 verstarb löst sich die Theorie, um für seine Erholung zu beten, in Rauch auf. Auch die Hypothese, dass der Erbau in Andenken an ihn geschah, hält nicht stand, da sich der Tennō in seinem Testament ausdrücklich gegen Gedenkstätten aussprach. Allerdings wissen wir dank Untersuchungen der Familienstrukturen des 9. Jahrhunderts, dass Kachiko zu dieser Zeit eine enge Beziehung zu ihrem Sohn Ninmyō hegte. Darüber hinaus ist uns ein Zusammenhang zwischen dem Mönchen Shinshō, der für die Gesundheit Ninmyō Tennōs betete, und dem Erbau der Gogandō bekannt. Daraus lässt sich schließen, dass Kachiko Gogandō in Auftrag gab, um für die Gesundheit ihres Sohnes zu beten, der seit seiner Geburt an eine schwächliche Konstitution hatte.