Exzerpt:Kosoto 2016

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Themengruppe Exzerpte
Behandeltes Werk
Hiroshi Kosoto 2016
„Kako kara no messeeji. Chūgoku nihon no dentō igaku.“ Farumashia 52/6 (2016), S. 510-514. (Exzerpt Botschaft aus der Vergangenheit. Chinesisch-japanische traditionelle Medizin.)

Autor

Hiroshi Kosoto 小曽戸洋 (geb. am 16. August 1950) ist ein japanischer Medizinhistoriker, Doktor der Medizin und der Literatur. Er erforscht als Direktor der Abteilung für Medizingeschichte am Institut für medizinische Geschichte des Instituts für Orientalische Medizin der Universität Kitasato seit vielen Jahren die Geschichte der traditionellen Medizin in China und Japan. Außerdem ist er Ratsmitglied der Japanischen Gesellschaft für Pharmageschichte.

Anfänge der chinesischen Medizin und ihre grundlegenden Schriften

In dem Artikel wird ein geschichtlicher Überblick über die Entwicklung der japanischen traditionellen Medizin und der Einfluss, den die traditionelle chinesische Medizin auf ihre Ursprünge ausgeübt hat, gegeben. Der Autor beginnt mit den legendären Urkaiser Chinas, die die chinesische Kultur begründet haben und für die Anfänge der chinesischen Medizin ausschlaggebend gewesen sein sollen. Als solche gelten Fu Xi, der angeblich Yin und Yang erfunden hat, Shen Nong, dem der erste Heilkräuterklassiker Chinas Shen Nong Ben Cao Jing zugeschrieben wird, sowie der „Gelbe Kaiser“, der das grundlegende medizinische Werk Huang Di Nei Jing verfasst haben soll. Bei den Ausgrabungen der 1970-er Jahre in der chinesischen Provinz Hunan wurden auch alte chinesische medizinische Schriften als Teil der Mawangdui-Funde aus dem 2. Jh. v.u.Z. gefunden. Es ist gelungen, mehrere darin enthaltene Kräuterrezepte und pflanzliche Arzneimittel zu identifizieren. Weitere ähnliche Ausgrabungen gelten heute als kostbare Primärquellen für die chinesische und die japanische Medizin. Danach werden weitere, hoch angesehene medizinische Werke dargestellt: Shanghan Lun und Jingui Yaolüe, die einem Arzt aus der Han-Dynastie Namens Zhang Zhongjing zugeschrieben werden, Xiao Pin Fang, das in Japan nach dem Gesetz der Nara-Zeit als medizinisches Lehrbuch bezeichnet und in Kamakura-Zeit verwendet wurde. In China aber wurde angenommen, dass letzeres vor tausend Jahren verloren gegangen sei. Dieses Werk war eine wertvolle Ressource für das Verständnis des Erscheinungsbilds alter Bücher. Als nächstes beschreibt der Autor Honzōgaku - die in China und Japan entwickelte Pflanzenheilkunde. Er bezieht sich auf die Wissenschaft der japanischen und chinesischen Medizin selbst oder auf Bücher, die sie erklären. Darin werden weitere Kräutermedikamente mit ihrer heilenden bzw. (bei Überdosierung) toxischen Effekte beschrieben.

Alte japanische medizinische Werke

Um das 6. Jh. wurde das chinesische medizinische Wissen gemeinsam mit dem Buddhismus hauptsächlich über die koreanische Halbinsel in Japan eingeführt. Mit dem Beginn des offiziellen Austauschs zwischen Japan und China haben die Ärzte, die nach China geschickt wurden, um zu studieren, neues akademisches Wissen und auch bedeutende medizinische Schriften, die für den Werdegang der japanischen Medizin eine große Rolle spielten, importiert. In weiterer Folge wurden die medizinischen Werke bearbeitet und im Jahr 984 wurde das älteste medizinische Buch in Japan - Ishinpō 医心方 von Tanba Yasuyori verfasst. In der Kamakura-Zeit wurden die medizinischen Schriften der Song-Dynastie durch buddhistische Mönche eingeführt und die traditionellen Ärzte, die Sui- und Tang-Medizin praktizierten, durch Mönche ersetzt. Während der Muromachi-Zeit gab es einen aktiven Austausch mit China unter der Ming-Dynastie. In der Folge nahmen mehrere Ärzte, die im Ausland studiert und mit dem Wissen zurückgekehrt waren, die medizinische Welt unter ihre Kontrolle und führten aktiv die neueste Medizin ein. 1528 wurde in Japan inmitten dieser wachsenden Dynamik erstmals ein medizinisches Buch Ishotaizen 医書大全 veröffentlicht.

Manase Dōsan 曲直瀬 道三

Als letztes wird über Manase Dōsan 曲直瀬 道三 (1507–1594), auch Shōkei 正慶 genannt, berichtet und seine Rolle in der japanischen Medizin erläutert. Manase Dōsan 曲直瀬 道三 war einer der berühmten japanischen Ärzte, der von Ende der Muromachi- bis zur Azuchi-Momoyama-Zeit auf die Entwicklung der Medizin in Japan einen ausschlaggebenden Einfluss ausübte. Manase wurde in Kyōto geboren und studierte an der „Ashikaga Schule“, eine der ältesten akademischen Einrichtungen Japans. Dort begegnete er dem hervorragenden Arzt Tashiro Sanki 田代 三喜 , wurde sein Schüler und widmete sich des Medizinstudiums. Danach kehrte er nach Kyōto zurück und gründete Keitekiin 啓迪院, die „Aufklärungsakademie“. Er bildete nicht nur Schüler in der Medizin, sondern war auch für die medizinische Versorgung verantwortlich. Er hatte hochrangige Patienten, unter anderem den Shōgun Ashikaga Yoshiteru 足利義輝, Kriegsherren wie Mōri Motonari 毛利 元就, Oda Nobunaga 織田信長, Toyotomi Hideyoshi 豊臣秀吉 und den damaligen Kaiser. 1574 hat Manase sein bekanntestes Werk, Keitekishū 啓迪集, die „Keiteki-Sammlung“, verfasst. Dieses Werk wurde im 2014 als wichtiges nationales Kulturgut ausgewiesen. Das ist das erste Mal, dass mittelalterliche medizinische Bücher als bedeutende Kulturgüter ausgewiesen wurden, ein Durchbruch für die Welt der japanischen Medizin (kanpō) oder der medizinischen Geschichte überhaupt. Manase war eine führende Kulturfigur in seiner Zeit. Das medizinische Wissen, das er entwickelt hat, blühte weiter in der frühen Edo-Zeit auf. Die akademische Einrichtungen, die er gegründet hat, waren für die Nachwelt ebenso bedeutend.