Huangdi neijing

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Themengruppe Primärquellen
Werktitel Huangdi neijing 黄帝内經
Autor wird dem legendären „Gelben Kaiser“ Huang Di 黄帝 zugeschrieben
Entstehungszeit vermutlich zwischen 300 und 100 v.u.Z.
Übersetzungen
  • Paul Ulrich Unschuld 2003
    Huang Di nei jing su wen: Nature, knowledge, imagery in an ancient Chinese medical text. Berkeley: University of California Press 2003.
  • Paul Ulrich Unschuld, Hermann Tessenow 2011
    Huang Di Nei Jing Su Wen: An Annotated Translation of Huang Di’s Inner Classic – Basic Questions. Berkeley: University of California Press 2011.
  • Paul Ulrich Unschuld 2016
    Huang Di Nei Jing Ling Shu: The ancient classic on needle therapy. Oakland: University of California Press 2016. (The complete Chinese text with an annotated English translation.)
Bemerkung besteht aus zwei Teilen: Su Wen und Ling Shu
Diese Seite entstand im Kontext des Seminars Kamigraphie:Krankheiten.

Huangdi neijing 黃帝內經 (jap. Kōteidaikyō) „Innerer Klassiker des Gelben Kaisers“, gilt als eine der ältesten grundlegenden Schriften der chinesischen Medizin, dessen Bedeutung in der Geschichte der chinesischen Medizin mit den antiken europäischen hippokratischen Schriften vergleichbar ist. Zwar wird sie dem legendären „Gelben Kaiser“– Huang Di 黃帝 zugeschrieben, die wahre Urheberschaft und das Entstehungsdatum dieses Werkes sind jedoch umstritten.

Das Werk wurde vermutlich zwischen 300 und 100 v.u.Z. während der Han-Dynastie des alten China zusammengestellt und ist im Laufe der Jahrhunderte von verschiedenen Autoren überarbeitet worden. Das zeigt sich an der Vielfalt der behandelten Themen und vor allem an der offensichtlichen, mangelnden Übereinstimmung zwischen ihnen.

Der Großteil des Textes, der heutzutage verwendet wird, ist von Wang Bing 王冰 während der Tang-Dynastie im Jahre 762 u.Z. überarbeitet worden. Anschließend wurde der Text während der Song-Dynastie (960–1279) noch dreimal bearbeitet.

Das Huangdi neijing besteht aus zwei Teilen, unterteilt in jeweils 81 Kapitel: Su wen 素問 (jap. somon) „die Grundfragen“ und Ling shu 靈樞 (jap. reisū) „Spirituelle Achse“ (vielleicht besser übersetzt als „Kontaktpunkte mit der spirituellen Energie qi“). Das Su wen ist in Form von Dialogen zwischen dem legendären Huang Di und seinen Beratern, insbesondere mit Qi Bo, verfasst und beschäftigt sich hauptsächlich mit der allgemeinen Theorie der chinesischen Medizin, während sich das Ling Shu vor allem mit der Nadeltherapie befasst. Das Werk behandelt eingehend die Theorien von Yin und Yang und den fünf Elementen und erörtert die Herkunft und die verschiedenen Arten von qi. Es werden 160 Akupunkturpunkte bestimmt und deren Namen sowie eine systematische Theorie der verbindenden Meridiane formuliert. Das Werk gilt als die früheste Quelle für Physiologie, Pathologie, Diagnose und Behandlung in der chinesischen Medizin. Neben der Medizin enthält dieser Klassiker auch Theorien zu Meteorologie, Astrologie und der Kalenderkunde.

Die Autoren des Su wen und Ling shu, die sich gegen die Vorstellung von übernatürlichen Kräften als Krankheitsursachen wandten, entwarfen ein Gegenmodell, das Krankheit als Störung der Verbindungen zwischen den Organen bzw. der Zirkulation von Blut und qi verstand. Dies war der erste Schritt in der Entwicklung der medizinischen Heilkunde, die im Unterschied zur nicht-medizinischen Heilkunde auf naturphilosophischen Prinzipien und Naturgesetzen basiert.

Damit stellten diese Autoren in Frage, was für viele Jahrhunderte für alle Gesellschaftsschichten selbstverständlich gewesen war. Sie konfrontierten ihre Zeitgenossen mit der Idee, dass Naturgesetze unabhängig von Gottheiten, Geistern, Dämonen und Vorfahren sowie Zeit und Raum gültig seien. Allerdings sind ihre Namen schnell in die Dunkelheit des kollektiven Vergessens geraten. Das ist erstaunlich, da China zu dieser Zeit bereits eine hoch entwickelte Zivilisation mit einer komplexen Bürokratie und einer reichhaltigen Schriftkultur war. Da viele andere Autoren aus dieser Zeit heute noch bekannt sind, stellt sich die Frage, warum die Namen der Autoren von Su wen und Ling shu untergegangen und die Texte lediglich als fragile Kopien überliefert oder ganz verloren gegangen sind. Die Kriege können es nicht gewesen sein, denn dann hätten andere Texte auch nicht überlebt. Vielmehr muss man annehmen, dass der Kreis der gebildeten Elite, der diese Texte schätzte, zunächst nicht groß genug war, um die Kopie dieser Texte in ausreichend großen Mengen zu veranlassen.

Zu den besten Übersetzungen von Huangdi neijing gelten die, die der deutsche Sinologe und Medizinhistoriker Paul Ulrich Unschuld verfasst hat, nicht zuletzt, weil sie auch mit ausführlichen Analysen versehen sind.

Verweise

Literatur

  • Giovanni Maciocia 2015
    The foundations of Chinese medicine. Amsterdam: Elsevier 2015. (Erste Auflage 1989.)
  • Paul Ulrich Unschuld 2003
    Huang Di nei jing su wen: Nature, knowledge, imagery in an ancient Chinese medical text. Berkeley: University of California Press 2003.
  • Paul Ulrich Unschuld 2003
    Was ist Medizin? Westliche und östliche Wege der Heilkunst. München: Beck 2003.
  • Paul Ulrich Unschuld 2016
    Huang Di Nei Jing Ling Shu: The ancient classic on needle therapy. Oakland: University of California Press 2016. (The complete Chinese text with an annotated English translation.)