Exzerpt:Jannetta 1987

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Exzerpiertes Werk

  • Ann Bowmann Jannetta 1987
    Epidemics and mortality in early modern Japan. Princeton, New Jersey: Princeton University Press 1987. (Exzerpt.)

Zur Autorin

Janetta Ann Bowmann (geb. 1932) ist eine amerikanische Akademikerin, Historikerin, Autorin und Japanologin. Sie ist Professorin Emerita an der Universität in Pittsburgh für Geschichte.[1]


Kapitel I: Einführung

In der Einleitung erklärt die Autorin Malthusianismus und seine Applikation bei dem Wachstum der europäischen Population. Laut Malthusianismus wächst die Population, bis an die Grenze der Ressourcen, danach wird die Population natürlich durch Epidemien, Kriege oder andere Katastrophen wieder an ursprünglichen Zustand gebracht. Dies war in Europa bis zum 19. Jahrhundert größtenteils der Fall. In den übervölkerten Großstädten gab es genug Möglichkeiten, damit sich Krankheiten verbreiten. Diese kontrollierten auch die Population. Gleichzeitig hohes Alter der Frauen, die Kinder bekamen, verursachte, dass Mortalität und Neugeborene in relativem Gleichgewicht waren. Aus diesem Grund wuchs die Bevölkerung Europas, im Vergleich mit Japan, eher langsam. Im Vergleich, Japan war im Jahr 1600 eines der dichtesten bevölkerten Länder der Welt. Bevölkerungswachstum in Japan und Europa waren umgekehrt. Während in Europa die Todesrate durch Pest, Typhus und Masern sehr hoch war, spielte sich in Japan das Gegenteil ab. In der zweiten Hälfte des Tokugawa-Shogunats änderten sich die Rollen. In Japan begann die Zeit der „Stabilität“ oder „Stagnation“, während in Europa die Bevölkerung zu wachsen begann. Als den größten Unterschied zwischen Japan und Europa stellt die Autorin den Kontakt zu anderen Ländern. Während Europa starke Kontakte mit Afrika und Nahen Osten ausübte, waren Kontakte mit Japan und Ostasiatischen Ländern eher sparsam. Die Autorin schaut sich mehrere Theorien in diesem Abschnitt an. Eine davon war die orthodoxe malthusianische Theorie, in der die Bevölkerung das Maximum der Ressourcen und auch Lebensraum erreicht hat, wozu sie auch den Wirtschaftshistoriker Honjō Eijirō zitiert, dass lokale Epidemien und Hungersnöte ständig aus mehreren Teilen des Landes gemeldet wurden. Bowmann untersucht aber auch die Interpretation von Carl Mosk, der als Stagnation die Unterernährung der Frauen und somit auch niedrigere Fertilität sieht. Mit dem kommt Bowmann zum Neo-Malthusianismus. Untersucht werden in diesem Kapitel auch andere Theorien- z.B. Dank Änderungen in Eheschließungen am Anfang der Tokugawa Zeit, konnten neue Haushalte gegründet werden und die Größe der Haushalte hielt sich beim Standard 4-5 Personen. Wenn das Land aber besetzt wurde, stagnierte die Bevölkerung. Die Geburt wurde auch durch Infantizid reguliert. Dass Epidemien eher weniger Einfluss auf die Mortalität der japanischen Bevölkerung haben, erklärt die Autorin auch durch geographische Lage und limitierten Kontakt mit anderen Ländern. Dieses Kapitel bietet dem Leser einen guten Überblick über jeweilige Theorien.

Kapitel II: Epidemien und menschliche Population

Das zweite Kapitel bietet einen Überblick in drei größeren Bereichen an. Zuerst erklärt die Autorin, mithilfe von Quellen unterschiedlichen Epidemiologen und Virologen, die Charakteristik der Krankheiten. Als wichtigste Faktoren gibt Bowmann die Ansteckungskraft, die Periode, in der die Krankheit sich verbreiten kann, Überlebungsdauer außerhalb des menschlichen Körpers und die Fähigkeit eine Immunität im menschlichen Körper aufzubauen. Diese werden dann in vier Hauptkategorien unterteilt:

  • Krankheiten, die durch direkten oder indirekten Kontakt verbreitet werden
  • Krankheiten die durch einen Träger (Ernährung oder Wasser) übertragen werden
  • aerogene Krankheiten (die durch Tröpfchen übertragen werden)
  • Krankheiten, die sich durch Überträger (Tiere oder Insekten) verbreiten.

Weiters werden die Krankheitsmuster in einer Gemeinschaft untersucht. Hier erklärt Bowmann, wie eine Krankheit endemisch werden kann und wie eine Herdenimmunität entstehen kann. Es ist aber wichtig zu betonen, wenn eine Krankheit endemisch wird, wird sie trotzdem in Intervalle zurückkehren, weil die Herdenimmunität sich mit der Zeit ändert, oder wenn das letzte menschliche Reservoir untergeht und diese wieder von draußen eingeschleppt wird. Im weiteren Punkt wird die Charakteristik der Population in Betracht genommen. Bowmann weist darauf hin, dass die Rolle der Einwohnerdichte schon in der früheren Geschichte bemerkt wurde. Auch die Bewegung und Größe der Bevölkerung spielt eine wichtige Rolle in Verbreitung der Krankheiten. Laut Untersuchung von Bowmann, Städte mit größerer Anzahl der Einwohner hatten niedrigere Mortalität als kleinere Städte oder Dörfer, obwohl die Anzahl der Gäste in den größeren Städten höher war. Wichtig ist auch der Einfluss des Umgebungs- Klimas, Fähigkeit des Organismus sich temporär oder dauerhaft im Gastorganismus einzuleben oder auch die Wasserqualität, von der die Dichte der Bakterien abhängt. In diesem gleichen Abschnitt werden auch soziale Einflüsse untersucht. Wachstum von Handel und Kriege werden hier als Haupttreiber der Krankheiten angegeben und untersucht. Bowmann erklärt im Unterpunkt der frühen Geschichte von Epidemien, wie die Änderung von Gewohnheiten der neolithischen Menschen und die Einführung der Tierhaltung ebenfalls zur starken Zunahme der Epidemien führte. Diese Beispiele werden aber mit Westeuropa erklärt. Erst im letzten Unterpunkt kommt die Autorin zur japanischen Erfahrung und möglicher Erklärung, warum Japan die „klassischen“ europäischen Epidemien nicht so sehr beeinflusst haben. Als stärksten Indikator, gibt die Autorin die geographische Lage und Isolierung der Gesellschaft an. Im Vergleich mit Europa, hatte Japan eher weniger Tierhaltung als Hauptnahrungsquelle, was die Autorin auch als möglichen Grund angibt. Als die einzigen westlichen Quellen über japanische Epidemien werden Briefe der europäischen Reisender und Händler angegeben, also die Überblick der japanischen Epidemien muss man ausschließlich aus japanischen Quellen gewinnen.

Kapitel III: Japanische Quellen

Nihon shippei shi 日本疾病史 (Geschichte der japanischen Epidemien)

Nihon shippei shi von Arzt Fujikawa Yū 富士川 游 ist bisher die einzige Quelle ihrer Art in Japan. Diese Quelle bietet einen chronologischen Überblick über japanischen Epidemien von dem Jahr 93 u.Z. bis zu 1867. Zu jeder Krankheit wird auch ein eigenes Kapitel gewidmet. Fujikawa Yū identifizierte einen großen Teil der Epidemien und Bowmann nutzte diese Quelle auch als eine der Primärquellen. Für den Leser kann die detaillierte Erklärung dieser Quelle interessant sein. Bowmann nutzt die Beschreibung der wichtigsten Krankheiten und deren Namen in Japan und vergleicht sie auch mit europäischen Quellen.

Kakochō

Es handelt sich um Register der Todesfälle in buddhistischen Tempeln. Diese sind regionale und lokale Quellen. Diese Register sind vom Tempel zu Tempel unterschiedlich, liefern aber detaillierte Informationen über Geschlecht, Alter, Ort und manche sogar eine spezifische Beschreibung der Todesursache. Diese Register galten meistens als gute Quellen, es gibt aber auch Nachteile und diese Register beschrieben nicht nur Krankheiten, sondern auch andere Todesursachen und sogar bei manchen Registern fehlt die Todesursache ganz. Unterschiedliche Register wurden auch nicht gleichzeitig begonnen. In manchen Fällen, wenn auch Krankheit als Todesursache angegeben wird, ist es nicht immer eine konkrete Beschreibung der Krankheit, sondern nur als „lange Krankheit“ notiert. Es hängt manchmal auch vom Priester ab, wie genaue die Register geführt werden. Ein nächstes Problem ist, dass die kakochō nicht das Geburtsdatum notiert hat und manche Einwohner in einem anderen Tempel eingeführt wurden und durch Hochzeit den Tempel wechselten. Weiteres Problem wird in der Angabe des Alters und in der Umrechnung in den westlichen Kalender gesehen. Trotzdem sind diese Register für Forscher wichtig, da sie kontinuierlich geführt wurden.

Kapitel IV: Pocken: der schrecklichste Todesminister

In diesem Kapitel untersucht die Autorin die Pocken. Obwohl es die erste Erwähnung von Pocken in Nihongi gibt, wird es generell die Zustimmung, dass die erste Epidemie von Pocken in Japan im Jahr 735 gab. [Nihongi] wird nicht als relevante Quelle angegeben, da diese Quelle erst später nach den Ereignissen geschrieben wurde und die Zuverlässigkeit von Nihongi bleibt umstritten. Auch werden die Konsequenzen der Epidemie beschrieben. Weiters werden genaue Tabellen der Frequenzen von Epidemien der Pocken angegeben. Bowmann indiziert aber auch Lücken in den historischen Quellen, in denen mehrere Jahre lang keine Epidemie stattfand. Weiters vergleicht Bowmann die Epidemien, die auf endemische Herkunft hinweisen, in der Edo-Zeit in Sendai, Hida und anderen Regionen Japans, anhand der Charakteristik der Krankheiten beschrieben im ersten Kapitel. Außerdem analysiert sie auch die möglichen Gründe, warum in späterer Edo-Zeit die Mortalität durch Pocken gefallen ist. Während in Provinzen als Hauptquellen der Häufigkeit von Pocken die kakochō Register angegeben wurden, konnte man in Edo die Häufigkeit an den Aufzeichnungen von sasuyu-Zeremonie (Zeremonie der Überwindung der Pocken) erkennen. Auch die Tabelle der sasuyu findet der Leser in diesem Kapitel. Diese Aufzeichnungen liefern Daten über Personen (Kinder), die die Krankheit überlebten, nicht aber über Todesfälle. Die Pockenepidemien auf der Insel Tanegashima wurde auch in Betracht genommen, im Vergleich von dicht bewohnten Großstädten der Hauptinsel. Diese Insel ist eher isoliert, trotzdem findet man Aufzeichnungen über Epidemie-Ausbrüchen in der Edo-Zeit, während deren Kinder und Erwachsene verstarben.

Kapitel V: Masern: ein epidemiologisches Rätsel

Anhand der Charakteristik von Krankheiten im Kapitel I, erklärt Bowmann die Masern. Durch das Charakter des Virus ist es eher unwahrscheinlich, dass dieses in Japan endemisch wird. Da Japan auch geographisch und politisch abgegrenzt wurde, war auch die Frequenz der Epidemien in Japan niedriger. Die Autorin bietet zuerst einen Überblick der Entwicklung in anderen Teilen der Welt (Afrika, Europa, Fiji) bevor sie sich auf Japan konzentriert und diese mit Japan vergleicht. Als erste Quelle erwähnt die Masern eiga monogatari 栄花物語. Die Autorin erklärt die Unterschiede zwischen dieser neuen Krankheit und Pocken, die in der Zeit (998) schon bekannt waren. Als interessant wird betrachtet, dass bei der zweiten Epidemie der Masern „gefährdete Altersgruppen“ erwähnt wurden und wer schon bei der ersten Epidemie Masern überwunden hat, diesmal nicht angesteckt wurde. Nach dem Jahr 1113 ist es einfach, Pocken und Masern in den Quellen zu unterscheiden, da die Bezeichnung genau wurde. Die Frequenz der Masern-Epidemien war auch niedriger als Pocken. Auch wird vermutet, dass genauso wie bei Pocken auch bei den Masern manche Ausbrüche nicht aufgezeichnet wurden. Klar bleibt, dass diese Krankheit nicht endemisch wurde. Während der Edo-Zeit, gab es nur 11 Epidemien, was eine niedrigere Anzahl im Vergleich mit England ist. Eine Tabelle belegt diese Aussage. Die Verbreitung schien von Südwesten nach Nordosten stattzufinden. Im Vergleich mit Pocken, die eher lokal waren, benahmen sich Masern eher National- das ganze Land wurde während einer Epidemie betroffen. Anhand der betroffenen Altersgruppen konnte man die Frequenz der Epidemien ausrechnen. Jüngere Altersgruppen, die eine frühere Epidemie nicht erlebten, wurden stärker betroffen als Altersgruppen, die eine Epidemie erlebten. Es handelte sich also nicht um eine Kinderkrankheit, wie die Pocken. Mortalität war, obwohl die ganze Bevölkerung (die eine frühere Epidemie nicht erlebte) betroffen wurde, niedriger, als erwartet. Aus diesem Grund ist es auch für Bowmann unklar, ob jeder Ausbruch aufgenommen wurde, oder nur die härtesten. Somit wurden die Masern auch nicht als eine der schwersten Krankheiten angesehen.

Kapitel VI: Dysenterie und Cholera: frühe und späte Ankünfte

Dysenterie

Die Autorin gibt am Anfang des Kapitels eine gute Charakterisierung der Krankheiten, die für weitere Untersuchung notwendig ist, an. Dysenterie wird nicht so akut wie Pocken oder Masern, sie wurden aber trotzdem in den Quellen notiert. Frühste Erwähnung der Dysenterie in Japan war im Jahr 861 in Kyoto. Eine hohe Mortalität war unter Kinder, die unter 10 Jahre alt waren. Die Dysenterie Epidemien wurden in den Städten aufgezeichnet, in denen der Fürst erkrankt wurde (861, 915 und 947 in Kyōto; 1240, 1243 und 1260 in Kamakura). Die Ursache wurde einer Krankheitsgottheit zugewiesen, obwohl diese Krankheit meistens nach einem Taifun ausbrach- was auf eine Kontamination des Wassers hinweist. Auch waren die Epidemien eher lokal und dementsprechend nicht als äußerst wichtig betrachtet. Lokale Ausbrüche konnten durch unterschiedliche Wasserqualität zusammenhängen.

Cholera

Bis zur Edo-Zeit war Cholera in Japan unbekannt. Erst im Jahr 1822 wurde Cholera zum ersten Mal verbreitet. Genauso wie bei den früheren Krankheiten sah die Autorin die geographische Lage als Vorteil und Schutz für Japan. Die Autorin vermutet anhand Quellen, dass die Cholera Epidemie sich aufgrund späten Ausbruches (im Herbst) nicht weiter nach Osten verbreitete, da sich Cholera im warmen Klima verbreitet. Die Autorin vermutet, dass die zweite Epidemie mit Dysenterie verwechselt oder verschmolzen wurde, da die Symptome sich ähneln, aber Cholera einen längeren Verlauf hat- die Krankheit brach nach einem Taifun aus, aber keine von den Quellen, die die Autorin nutzte gab an, dass es tatsächlich Cholera war. Bei diesem Ausbruch dauerte es laut Angaben der Quellen länger, bis sich die Patienten erholten. Die Autorin weist darauf hin, dass es nicht einfach ist, die genaue Mortalität im ganzen Land zu untersuchen, weil einzelne Orte in Betracht genommen werden müssen. Einige Orte wurden nicht betroffen und weitere hatten einen schweren Verlauf.

Kapitel VII: Epidemien und Hungersnot

In diesem Kapitel wird der Zusammenhang zwischen zwei Katastrophen- Epidemien und Hungersnot untersucht. Diese zwei hingen in der Geschichte oft zusammen. Es wird genauer untersucht, ob Hungersnot einer der Ursachen, oder Folgen einer Epidemie war. Bei manchen Krankheiten (Cholera, Dysenterie) ist es aber nicht einfach zu unterscheiden, da das letzte Stadium einer Malnutrition blutiger Durchfall ist. Die Autorin gibt an, dass in manchen Fällen Hungersnot für weniger Angesteckte von Pocken verursachte- hauptsächlich, als Pocken endemisch geworden sind und nur noch Kinder betraf. Tempō und Temmei Hungersnote in Verbindung mit Epidemie Ausbrüchen werden genauer untersucht.