Steuerreis: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Reis war Edos wichtigster Rohstoff. Er war nicht nur das Hauptnahrungsmittel, sondern auch die Basiswährung des Kaiserreichs. In den Provinzen und Lehen, wurde ein Großteil der Steuern in Form von Reis berechnet und bezahlt. Dies galt bis zur Verwestlichung Japans im Zuge der Meiji-Reform (1868). In verschiedenen japanischen Provinzen bestand die Bevölkerung zwischen 80% und 90% aus Bauern. Für die Steuern wurden die Bauern fast ganz alleine herangezogen. In der Regel konnte sich das Landvolk den leckeren Genuss von Reis nicht leisten. Stattdessen aßen sie hauptsächlich Weizen, Gerste und eine besondere Hirse.  Wohlhabende aßen Reis schneeweiß geputzt, die ärmeren nur geschält.  
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Der Reis war Edos wichtigster Rohstoff. Er war nicht nur das Hauptnahrungsmittel, sondern auch die Basiswährung des Kaiserreichs. In den Provinzen und Lehen, wurde ein Großteil der Steuern in Form von Reis berechnet und bezahlt. Dies galt bis zur Verwestlichung Japans im Zuge der Meiji-Reform (1868). In verschiedenen japanischen Provinzen bestand die Bevölkerung zwischen 80% und 90% aus Bauern. Für die Steuern wurden die Bauern fast ganz alleine herangezogen. In der Regel konnte sich das Landvolk den leckeren Genuss von Reis nicht leisten. Stattdessen aßen sie hauptsächlich Weizen, Gerste und eine besondere Hirse.  Wohlhabende aßen Reis schneeweiß geputzt, die ärmeren nur ungeschält.  
  
 
Die Arbeit war schwer und die Steuerlast drückend. Die Tradition empfahl, von der Ernte „vier Teile dem Fürsten und sechs Teile dem Volk“, aber oft genug wurden vom Herren 50% oder gar 70% des Ertrages verlangt.
 
Die Arbeit war schwer und die Steuerlast drückend. Die Tradition empfahl, von der Ernte „vier Teile dem Fürsten und sechs Teile dem Volk“, aber oft genug wurden vom Herren 50% oder gar 70% des Ertrages verlangt.
Während der Steuerreis im Dorfspeicher (gōkura) verwahrt wurde, ist dort ein Wachposten aufzustellen. Tritt ein Verlust ein, dann muss diesen das ganze Dorf ersetzen.
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Während der Steuerreis im Dorfspeicher (gōkura) verwahrt wurde, war dort ein Wachposten aufgestellt. Trat ein Verlust ein, dann musste diesen das ganze Dorf ersetzen.
Nach einzahlen wird der Steuerreis vom Shogun in den Zentralen Speichern am Sumida <ref>Sumida ist einer der 23 Bezirke der Präfektur Tokio. Er liegt im Nordosten der japanischen Hauptstadt Tokio. Der Name des Bezirks kommt von dem gleichnamigen Fluss Sumida (隅田川, -gawa). Allerdings wurde das erste Zeichen durch das gleichgesprochene erste Zeichen der alternativen Bezeichnung für das Flussufer (墨堤) ersetzt.</ref> aufbewahrt.
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Nach einzahlen wurde der Steuerreis vom Shogun in den Zentralen Speichern am Sumida <ref>Sumida ist einer der 23 Bezirke der Präfektur Tokio. Er liegt im Nordosten der japanischen Hauptstadt Tokio. Der Name des Bezirks kommt von dem gleichnamigen Fluss Sumida (隅田川, -gawa). Allerdings wurde das erste Zeichen durch das gleichgesprochene erste Zeichen der alternativen Bezeichnung für das Flussufer (墨堤) ersetzt.</ref> aufbewahrt.
  
Da jedoch die Wirtschaft längst auf Gold- und Kupfermünzen basierte und auch Beamte und Krieger der Regierung, ihre Bezahlung lieber in Geldstücken, als in Reissäcken heim trugen, haben sich um die Speicher Kaufleute angesiedelt. Diese tauschten Reis gegen eine Gebühr in Geld um. Da der Geldbedarf der Krieger groß ist und die Reisernte oft mager, geben Reishändler Vorschüsse und Kredite und verdienen gut an den Zinsen. Mittlerweile gehören diese Kaufleute zu den reichsten Bürgern der Stadt und haben an enormen Einfluss gewonnen (札差, fudasashi) <ref>Bezeichnung für Reishändler in Edo und Ōsaka</ref>. Somit konnten sie den Preis für Reis kontrollieren. Die bäuerliche Bevölkerung und auch Untergebene des bakufu <ref>Das bakufu („Zeltregierung") ist eine Form von Militärregierung durch die Kriegerklasse (bushi), an deren Spitze der Herrscher in Form des shôgun stand. Diese Form der Regierung existierte von 1190-1867.</ref> )waren von ihnen abhängig und litten darunter.
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Da jedoch die Wirtschaft längst auf Gold- und Kupfermünzen basierte und auch Beamte und Krieger der Regierung, ihre Bezahlung lieber in Geldstücken, als in Reissäcken heim trugen, haben sich um die Speicher Kaufleute angesiedelt. Diese tauschten Reis gegen eine Gebühr in Geld um. Da der Geldbedarf der Krieger groß war und die Reisernte oft mager, geben Reishändler Vorschüsse und Kredite und verdienten gut an den Zinsen. Mittlerweile gehörten diese Kaufleute zu den reichsten Bürgern der Stadt und hatten an enormen Einfluss gewonnen (札差, fudasashi) <ref>Bezeichnung für Reishändler in Edo und Ōsaka</ref>. Somit konnten sie den Preis für Reis kontrollieren. Die bäuerliche Bevölkerung und auch Untergebene des bakufu <ref>Das bakufu („Zeltregierung") ist eine Form von Militärregierung durch die Kriegerklasse (bushi), an deren Spitze der Herrscher in Form des shôgun stand. Diese Form der Regierung existierte von 1190-1867.</ref> )waren von ihnen abhängig und litten darunter.
 
Auf Reis gründeten sich die Ernten der Samurai. Nach der Ertragshöhe war die Größe der Lehensgebiete festgelegt und durch den Verkauf überschüssigen Reises, war es den einzelnen Feudalländereien möglich, Bargeld zu bekommen und über dies andere Waren zu erstehen.
 
Auf Reis gründeten sich die Ernten der Samurai. Nach der Ertragshöhe war die Größe der Lehensgebiete festgelegt und durch den Verkauf überschüssigen Reises, war es den einzelnen Feudalländereien möglich, Bargeld zu bekommen und über dies andere Waren zu erstehen.
  

Version vom 12. Februar 2011, 23:19 Uhr

Der Reis war Edos wichtigster Rohstoff. Er war nicht nur das Hauptnahrungsmittel, sondern auch die Basiswährung des Kaiserreichs. In den Provinzen und Lehen, wurde ein Großteil der Steuern in Form von Reis berechnet und bezahlt. Dies galt bis zur Verwestlichung Japans im Zuge der Meiji-Reform (1868). In verschiedenen japanischen Provinzen bestand die Bevölkerung zwischen 80% und 90% aus Bauern. Für die Steuern wurden die Bauern fast ganz alleine herangezogen. In der Regel konnte sich das Landvolk den leckeren Genuss von Reis nicht leisten. Stattdessen aßen sie hauptsächlich Weizen, Gerste und eine besondere Hirse. Wohlhabende aßen Reis schneeweiß geputzt, die ärmeren nur ungeschält.

Die Arbeit war schwer und die Steuerlast drückend. Die Tradition empfahl, von der Ernte „vier Teile dem Fürsten und sechs Teile dem Volk“, aber oft genug wurden vom Herren 50% oder gar 70% des Ertrages verlangt. Während der Steuerreis im Dorfspeicher (gōkura) verwahrt wurde, war dort ein Wachposten aufgestellt. Trat ein Verlust ein, dann musste diesen das ganze Dorf ersetzen. Nach einzahlen wurde der Steuerreis vom Shogun in den Zentralen Speichern am Sumida [1] aufbewahrt.

Da jedoch die Wirtschaft längst auf Gold- und Kupfermünzen basierte und auch Beamte und Krieger der Regierung, ihre Bezahlung lieber in Geldstücken, als in Reissäcken heim trugen, haben sich um die Speicher Kaufleute angesiedelt. Diese tauschten Reis gegen eine Gebühr in Geld um. Da der Geldbedarf der Krieger groß war und die Reisernte oft mager, geben Reishändler Vorschüsse und Kredite und verdienten gut an den Zinsen. Mittlerweile gehörten diese Kaufleute zu den reichsten Bürgern der Stadt und hatten an enormen Einfluss gewonnen (札差, fudasashi) [2]. Somit konnten sie den Preis für Reis kontrollieren. Die bäuerliche Bevölkerung und auch Untergebene des bakufu [3] )waren von ihnen abhängig und litten darunter. Auf Reis gründeten sich die Ernten der Samurai. Nach der Ertragshöhe war die Größe der Lehensgebiete festgelegt und durch den Verkauf überschüssigen Reises, war es den einzelnen Feudalländereien möglich, Bargeld zu bekommen und über dies andere Waren zu erstehen.

Fußnoten

  1. Sumida ist einer der 23 Bezirke der Präfektur Tokio. Er liegt im Nordosten der japanischen Hauptstadt Tokio. Der Name des Bezirks kommt von dem gleichnamigen Fluss Sumida (隅田川, -gawa). Allerdings wurde das erste Zeichen durch das gleichgesprochene erste Zeichen der alternativen Bezeichnung für das Flussufer (墨堤) ersetzt.
  2. Bezeichnung für Reishändler in Edo und Ōsaka
  3. Das bakufu („Zeltregierung") ist eine Form von Militärregierung durch die Kriegerklasse (bushi), an deren Spitze der Herrscher in Form des shôgun stand. Diese Form der Regierung existierte von 1190-1867.

Materialien

Wikipedia: