Kuzu no Ha

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Ein Paradebeispiel für eine Fuchsfrau, welche einen Mann heiratet und ihm ein Kind gebärt ist Kuzu no Ha 葛の葉. Die Geschichte über diese Fuchsfrau existiert in mehreren Varianten und lautet ungefähr folgendermaßen:

Abe no Yasuna, ein Heian-zeitlicher Höfling rettet im Wald von Shinoda (Umgebung des heutigen Osaka) einen Fuchs vor einem Jäger. Er verletzt sich, wird aber von einer schönen jungen Frau namens Kuzu no Ha gesundgepflegt. Sie verlieben sich, heiraten und bald darauf gebärt sie ihm einen Sohn. Als der Junge 7 Jahre [1] alt ist, wird die wahre Gestalt seiner Mutter, die des geretteten Fuchses, versehentlich aufgedeckt, da sie kurz nicht aufpasst und das Kind ihren Fuchsschwanz entdeckt. Kuzu no Ha kann nicht länger bei der Familie bleiben, besucht ein letztes Mal ihren Sohn, schreibt ein Abschiedsgedicht auf eine Schiebetür aus Papier und kehrt als Fuchs in den Wald zurück. Das Kind des Paares, Abe no Seimei 安倍晴明 (921 – 1005) wuchs zu einem der berühmtesten Magier der Heian Zeit heran. [2] In de Vissers Version dieser Geschichte, bleibt Kuzu no Ha bei ihrem Mann, nachdem er sagt: „Komm immer um mit mir zu schlafen.“ [3]

Anders als die meisten Geschichten, in denen kitsune in ihrer menschlichen Gestalt heiraten[4], endet die Geschichte von Kuzu no Ha in der oben genannten Version nicht mit dem Tod des Fuchses oder des Mannes. [5]


Kuzu no Ha in Ukiyo-e Drucken

Kuzu no Ha (Tsukioka Yoshitoshi月岡芳年 1890)

Kuzu no Ha ist ein beliebtes Motiv in Ukiyo-e Drucken der Edo Periode und die zwei Szenen die am meisten dargestellt werden, sind die des Schreibens des Abschiedsgedichts und die Abschiedsszene. Obwohl in der Geschichte nicht erwähnt wird, dass Kuzu no Ha ihr Gedicht in Anwesenheit ihres Kindes schreibt, wird dieses immer abgebildet. Ihr Sohn schläft entweder oder kriecht seiner Mutter bei der Abschiedsszene weinend hinterher. Die Fuchsfrau schreibt ihr Gedicht auf besondere Art, mit dem Pinsel in ihrem Mund von unten nach oben. Dies wird jedoch nicht in allen Ukiyo-e Drucken so dargestellt. Dieser besondere und äußerst schwere Schreibstil wird laut Nozaki in Theaterstücken über Kuzu no Ha nachgeahmt, da diese Szene die herzergreifendste und ansprechendste in der ganzen Geschichte ist. [6] In allen Bildern ist Kuzu no Has Trauer über den nahen Abschied zu spüren. Meist blickt sie noch ein letztes Mal auf ihr Kind, bevor sie durch das offene shôji 障子 (Papierschiebetür) verschwindet.

Das Rankenblatt, dem Kuzu no Ha ihrem Namen verdankt, wird gelegentlich abgebildet und die Körperhaltung der Fuchsfrau lässt vereinzelt ihre wahre Gestalt erahnen, ebenso wie ihr Schatten, der die Form eines Fuchses hat. Tsukioka Yoshitoshi 月岡芳年 (1839-1892), ein bekannter Ukiyo-e Künstler der Edo Zeit, zeigt in seinem Bild über den Abschied von Kuzu no Ha den Schatten eines Fuchskopfes und einer Pfote auf einem shôji. Ihr noch sichtbarer Körper ist menschlich. In manchen Drucken wird Kuzu no Ha von ihrem Mann beim Schreiben des Gedichts beobachtet. Er ist nur ein stiller Beobachter und hält sie, passend zu Nozakis Version der Geschichte, nicht zurück da er weiß, dass er sie nicht aufhalten kann, auch wenn es ihn innerlich verletzt. Da er offensichtlich bei klarem Verstand ist, macht dies Kuzu no Ha zu einer der wenigen Füchsinnen, die ihren Mann nicht verzaubert, oder dessen Lebensenergie gestohlen haben.


Fuchsgeschenke

Kuzu no Ha ist ein Beispiel für einen Fuchs in Frauengestalt, der grundsätzlich nichts Böses wollte, denn sie hinterließ ein Geschenk. Dabei handelte es sich um bestimmte Eigenschaften, welche ihr Kind dadurch erlangte, dass seine Mutter ein Fuchs, also ein magisches Wesen war. Abe no Seimei wurde ein berühmter Zauberer und Astrologe. Er war mit „göttlicher Weisheit und der kostbaren Gabe des Prognostizierens und Voraussagens von zukünftigen Geschehnissen“ [7] gesegnet. Kinder wie Abe no Seimei erbten tierische und spirituelle Qualitäten, die mit Füchsen assoziiert wurden und dies machte sie von Natur aus übernatürlich und übermenschlich. Ihre animalischen Eigenschaften machten sie nicht nur anderen Menschen gegenüber physisch überlegen, ihr geerbtes Wissen über die Mächte und Strukturen des Universums verlieh ihnen Wissen über menschliche Kenntnis hinaus.

Neben dem oben genannten Geschenk von Kuzu no Ha, welches auch andere Füchse gaben, existiert noch ein zweites Geschenk, das von Fuchs-Frauen, die Kuzu no Has Güte besaßen, hinterlassen wurde. Dieses zweite Geschenk galt sowohl ihren Kindern als auch dem Ehemann. Dies waren das Wissen der Natur und ihre Großzügigkeit. Die Kinder waren beispielsweise fähig, die Sprache der Tiere zu sprechen, ein Geheimnis, welches meist in einer Schachtel oder in einem leuchtenden Juwel versteckt wurde. [8] Oder die Fuchs-Frau pflanzte Reis auf solch eine Art, dass er beim Wachsen unfruchtbar aussah, um Steuereintreiber in die Irre zu führen, der Ertrag bei der Ernte aber dafür umso reichhaltiger war. Beide Geschenke erhielten die Menschen, also der Ehemann und die Kinder dafür, dass sie den Fuchs mit Rücksicht und Respekt behandelten. Der Fuchs wird mit den Mächten und der Unberechenbarkeit der Natur in Verbindung gebracht. Dies scheint zu bedeuten, dass ein gutes Verhältnis zu den natürlichen Kräften außen und den instinktiven Mächten innen, die beide nicht von Menschenhand kontrolliert werden können, wundervolle und nützliche Geschenke hervorbringen, die nicht mit Geld aufgewogen werden können. [9] In Kuzu no Has Fall wurden der Ehemann und der Sohn durch ihr gutes Verhältnis zur Natur, also den natürlichen Kräften, und ihre Liebe zu Kuzu no Ha mit ihren instinktiven inneren Mächten, mit unbezahlbaren Geschenken belohnt. Wenn das Verhältnis zwischen Mensch und kitsune jedoch negativ ist, werden solche Geschenke vergeltend und strafend. Doch selbst dann, haben sie ein klares Ziel – den Empfänger und andere anzuleiten, ein besseres Verhältnis mit den natürlichen Kräften anzustreben. [10]


Fußnoten

  1. in manchen Geschichten 5 Jahre alt
  2. Nozaki 1961:110-111
  3. de Visser 1909:20
  4. siehe: Kitsune
  5. Goff 1997:67 und Smyers 1999:72
  6. Nozaki 1961:110-111
  7. Buchanan 1935:40
  8. Smyers 1999:104
  9. Smyers 1999:104-105
  10. Smyers 1999:104-105


Literatur

  • Buchanan, Daniel Crump - 1935 “Inari. It’s Origin, Development and Nature”, Transactions of the Asiatic Society of Japan 12/5, 1-191
  • Visser, Marinus Willem de - 1909 The fox and the badger in Japanese folklore. Tokyo: Asiatic Soc. of Japan
  • Goff, Janet - 1997 “Foxes in Japanese Culture: Beautiful or Beastly?“, Japan Quarterly 44/2, 66-77
  • Nozaki, Kiyoshi - 1961 Kitsune: Japan’s Fox of Mystery, Romance and Humor. Tokyo: Hokuseido Press
  • Smyers, Karen Ann - 1999 The fox and the jewel. Shared and private meanings in contemporary Japanese Inari worship. Honolulu: Univ. of Hawai’i Press


--Christina Ellensohn 16:38, 29. Okt. 2010 (CEST)