Kitsune
Kitsune 狐 (Fuchs) in Japan - ein Wesen, welches sich entlang der Grenzen der Gesellschaft bewegt, das Schabernack treibt und gleichzeitig mit Sexualität in Verbindung gebracht wird. Es nutzt seine magischen Fähigkeiten sowohl für Belohnung als auch für Bestrafung und nimmt die Rolle des Boten der Reisgöttin Inari ein. Kitsune ist eine Kreatur, die seine Individualität auslebt und dessen Charme für viele Japaner durch die Jahre hindurch nicht an Reiz verloren hat. Füchsen in Japan werden überlegene Intelligenz, langes Leben und magische Kräfte zugeschrieben. Sie sind eine Art yôkai 妖怪(Ungeheuer, Monster) oder spirituelle Wesen, was man daran erkennen kann, dass das Word kitsune oft als Fuchsgeist übersetzt wird. Dies heißt jedoch nicht, dass diese spirituellen kitsune wirklich Geister sind, oder dass sie sich stark von gewöhnlichen kitsune unterscheiden, da das Wort Geist hier dazu verwendet wird einen Zustand von Wissen oder Erleuchtung zu beschreiben. Alle langlebigen Füchse erlangen übernatürliche Fähigkeiten.[1]
Der Fuchs in Japan und seine sexuelle Konnotation
In Japan ist die Assoziation mit Fuchs und Sexualität äußerst stark verankert. Die Bezeichnung kitsune wird als anderer Ausdruck für Prostituierte verwendet, jedoch nicht als anderes Wort für „aufreizend“ wie beispielsweise im Englischen „foxy“. Die Vorstellung, dass der Fuchs ein aufreizendes Tier ist, basiert nicht auf seinem wahren sexuellen, reproduktiven Verhalten, denn anders als Katzen und Hasen, welche mit äußerst produktiver Sexualität und Fruchtbarkeit assoziiert werden, zeugt ein Fuchspaar nur einen Wurf Junge pro Jahr. Das Paar ist für gewöhnlich zumindest für den Zeitraum der Aufzucht monogam und es gibt fast keine visuellen Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen. Das einzige an der Fortpflanzung von Füchsen, das Vorstellungen von starker Sexualität hervor rufen könnte, ist die Tatsache, dass Füchse während des Geschlechtsakts 40 bis 60 Minuten vereint bleiben um eine Befruchtung zu gewährleisten. [2] Es ist also nicht das Sexualverhalten des Fuchses per se, aber seine Körpersprache und sein gesamtes Auftreten, was ihm in Japan zu seiner sexuellen Reputation verhilft. Karen A. Smyers schreibt in ihrem Buch The fox and the jewel, dass die Kombination von Anmut und Eleganz und sein Geschick als tödlicher Jäger die Wurzel der Beschreibung des Fuchses als Wesen mit starker, meist weiblicher, Sexualität sein könnten. Die Kombination einer Reihe von Qualitäten wie anpassungsfähiges und lernfähiges Verhalten, welches äußerst intelligent und schlau ist, die scheinbar herzlose Art, wie Füchse, katzenähnlich, mit ihrer Beute spielen und die geschmeidige Sensualität ihrer Bewegungen. All das lädt Menschen ein, den Fuchs als sexuelles Wesen anzusehen. [3] Sowohl die Schlauheit sich die richtige Beute auszusuchen, als auch das erbarmungslose Spielen mit ihr erinnert an das Verhalten von sogenannten Femme Fatales, Frauen, die sorgfältig ausgewählte Opfer mit ihrem Charme verzaubern und diese durch ihr abgebrühtes Spiel nicht selten in den Ruin treiben. [4] Die Vorstellung, dass Füchse lüsterne Neigungen haben ist in Japan eine kulturelle Projektion und keine biologische Beobachtung. [5]
Kitsune können menschliche Gestalt annehmen, wenn sie ein gewisses Alter, meist 100 Jahre, in manchen Geschichten auch nur 50 [6] , erreicht haben. Als Grundvoraussetzung für eine Verwandlung muss der Fuchs Schilf, breite Blätter oder einen Schädel auf seinem Kopf platzieren [7] Meist nehmen sie die Gestalt von schönen Frauen, jungen Mädchen, aber auch die von älteren Männern an. Kitsune besitzen auch die Fähigkeit das Aussehen einer bestimmten Person zu kopieren. [8] Da Füchse im Japan der Edo Zeit dafür bekannt waren, die Gestalt von schönen Frauen anzunehmen, nahm man an, dass Frauen, die man abends oder nachts alleine antraf Füchse sein könnten. Der Charme und die Schönheit einer Frau wurden durch die Faszination mit kitsune noch verstärkt, sie wurde reizender und erotischer. Dies kommt in einem Gedicht, welches in Nozakis Werk abgedruckt ist, zur Geltung:
Mit diesen Füchsen mit weißem Gesicht sind mit größter Wahrscheinlichkeit Geishas und Frauen in den Freudenvierteln der Edo Zeit gemeint, die in der Kunst des Bezauberns von Männern, wie Füchse, äußerst bewandert waren. In vielen Ukiyo-e Bildern sind sogenannte kitsune gao bijin (fuchsgesichtige Schönheiten), Frauen mit länglichem Gesicht, eng zusammenliegenden Augen, dünnen Augenbrauen und hohen Wangenknochen zu sehen, die an kitsune erinnern. Dieses Aussehen gilt laut Nozaki traditionell als attraktiv und in einigen Fuchsgeschichten werden diese Gesichtsmerkmale Füchsen in Menschengestalt zugeschrieben. [10] Ein bekanntes Beispiel für eine Fuchs-Frau mit diesem Gesicht ist Kuzu no Ha. In manchen Geschichten haben Füchse Schwierigkeiten ihren Schwanz zu verstecken, wenn sie menschliche Gestalt annehmen, besonders wenn sie betrunken oder unvorsichtig sind. Nach einem Schwanz zu suchen, war eine gängige Methode um die wahre Gestalt eines Geschöpfs herauszufinden. [11] Des Weiteren können auch fuchsähnliche Charaktereigenschaften, wie ein Film feinen Haares, ein Schatten oder ein Spiegelbild in Fuchsform kitsune in Menschengestalt verraten. [12] Auch im modernen Japan gibt es noch Anspielungen auf den Fuchs und seine Verführungskraft. Smyers berichtet von einem Plakat in der Stadt Tokyo, welches ältere Leute davor warnte, nicht auf die gekonnten Verkaufsmaschen von Hausierern hereinzufallen, da die Anzahl der Betrügereien, denen ältere Personen zum Opfer fielen, anstieg. Das Poster zeigte einen einsamen alten Mann, welcher hinter seiner Tür, die durch eine Türkette gesichert war, hervor spähte. Vor der Tür standen ein Fuchs und ein tanuki in menschlicher Gestalt. Der Fuchs war eine Frau mit draller weiblicher Form, was natürlich sofort die Assoziation mit all den Geschichten über die Tricks hervorrief, mit welchen kitsune ihre Opfer verführten. [13]
- ↑ Smyers 1999:127-128
- ↑ Usinger 1977:171
- ↑ Smyers 1999:127-128
- ↑ Wikipedia 2001-2009: #Femme Fatale
- ↑ Nozaki 1961:7
- ↑ Hamel 1969:91 und de Visser 1909:7
- ↑ Nozaki 1961:25-26
- ↑ Hall 2003:145
- ↑ Nozaki 1961:131
- ↑ Nozaki 1961:206
- ↑ Ashkenazy 2003:148
- ↑ Hearn 2005:#Chapter 15 Kitsune °3
- ↑ Smyers 1999:101-102