Ziele der Lehrveranstaltung

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Grundsätzlich geht es in dieser LV darum, möglichst viele Aspekte kennen zu lernen, unter denen man einen Text der klassischen japanischen Literatur betrachten, analysieren und verwenden kann. Diese Aspekte lassen sich in drei Bereiche unterteilen:

  1. Sprache
  2. Text
  3. Kontext

Unter "Sprache" fallen alle linguistischen Aspekte, z.B. die Beschäftigung mit dem klassischen Japanisch, bzw. seiner Verschriftung in Kanbun (Chinesisch), die wir allerdings nur am Rande behandeln. Auch die Verwendung spezieller Kanji, oder manyō-gana (also die Verwendung best. Kanji als Lautträger unabhängig von ihrer Bedeutung) ist ein Aspekt des linguistischen Bereichs. Vor allem beschäftigt uns aber der Bereich des Übersetzens, indem wir vorhandene Übersetzungen mit dem Originaltext vergleichen, die Bandbreite an Interpretationsmöglichkeiten (und Fehlern) kennenlernen, und diese selbst durch eigene Übersetzungen ausloten.

Unter "Text" fallen alle literaturwissenschaftlichen Aspekte, angefangen von der Textgeschichte, über die Analyse wiederkehrender Erzählmotive, bis zu den argumentativen Techniken, die der Autor anwendet, und schließlich zur Frage, was der Autor mit dem Text überhaupt bezweckt. Diese Aspekte lassen sich nur schwer in Form einer Materialsammlung behandeln, da sie eine methodisch strenge Vorgangsweise voraussetzen, die erst auf der Grundlage einer soliden Materialsammlung möglich ist, sollten aber nicht ganz außer Acht gelassen werden.

Unter "Kontext" fallen vor allem geschichtliche Aspekte, die sich wiederum in sozial-, religions-, politik- oder allgemein kulturwissenschaftliche Aspekte unterteilen lassen. Aus dieser Perspektive geht es vor allem darum, was das Ryōiki über die Gesellschaft, in der es entstand, aussagt, bzw. inwiefern es als historische Quelle zu verwenden ist.

Ziel der LV ist es, das Nihon ryōiki nach all diesen Gesichtspunkten auszuwerten. Dabei gibt es für jeden der angeführten Bereiche einen privilegierten Ort, wo hauptsächlich Informationen dazu zu finden sein sollten:

  • Der Bereich "Sprache" realisiert sich v.a. in den Übersetzungen der einzelnen Erzählungen, bzw. auch in den Anmerkungen, die unmittelbar in den übersetzten Text eingefügt sind.
  • Der Bereich "Text" sollte vor allem unter der Überschrift "Anmerkungen" im Anhangsbereich der einzelnen Übersetzungen abgehandelt werden. Natürlich sind aber auch Überblicksartikel zu diesem Thema, bzw. Einzelartikel zu einzelnen Texten und Textgenres erwünscht.
  • Der überwiegende Teil der themenspezifischen Einzelartikel sollte jedoch dem "Kontext" gewidmet sein, also historischen (oder geographischen) Umständen, die im Ryōiki behandelt werden. Dabei haben Artikel zur Geschichte des Buddhismus naturgemäß einen privilegierten Platz.

Abgesehen von der Recherche in Sekundärquellen, wenden wir als Methode in allen genannten Bereichen einfache Mustervergleiche an. D.h. wir achten auf Wiederholungen und versuchen, einmal erkannte Muster/Wiederholungen, seien sie sprachlicher, erzählerischer oder historischer Natur in Form von Übersichtsseiten herauszustreichen. Zweifellos werden im Rahmen dieser LV nur erste Schritte in diese Richtung möglich sein, grundsätzlich ist der Vorgang aber derselbe wie beim Abfassen einer eigenständigen wissenschaftlichen Arbeit.

Jeder Teilnehmer sollte zu jedem der genannten Bereiche einen gewissen Beitrag leisten, es bleibt allerdings persönlichen Interessen überlassen, wo man das Schwergewicht der Arbeit setzen möchte.