Nihon ryōiki: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Es gibt auch einzelne Geschichten, in denen das Ungewöhnliche, Übernatürliche nicht notwendigerweise mit einer buddhistischen Wahrheit in Verbindung steht. Hier scheint es sich um bekannte Erzählungen zu handeln, die Kyōkai nur notdürftig oder gar nicht mit einer buddhistischen Moral versieht. In diese Kategorie fallen vor allem Geschichten von außergewöhnlich kräftigen Menschen: In [[I-02]] wird Kraft und Schnelligkeit einer bestimmten Familie durch die Tatsache erklärt, dass sie von eine [[Kitsune|Füchsin]] abstammen. In [[I-03]] ist es die Abstammung vom Donnergott, die einen Menschen besonders kräftig werden lässt. (Dank dieser Kraft macht er im Kloster Gangō-ji Karriere). Die weiblichen (!) Nachfahren dieser Menschen messen in [[II-04]] ihre unglaublichen Kräfte und in [[II-27]] wird eine weitere Nachfahrin als "Kraftfrau" beschrieben. Es fällt auf, dass alle diese "nicht-buddhistischen" Geschichten aus dem gleichen familiären bzw. regionalen Kontext stammen. Vom Donner erfährt man bereits in [[I-01]], dass es außerordentlichen Mut erfordert sich mit ihm einzulassen. Auch diese Geschichte hat keinen unmittelbaren Bezug zum Buddhismus. | + | Es gibt auch einzelne Geschichten, in denen das Ungewöhnliche, Übernatürliche nicht notwendigerweise mit einer buddhistischen Wahrheit in Verbindung steht. Hier scheint es sich um bekannte Erzählungen zu handeln, die Kyōkai nur notdürftig oder gar nicht mit einer buddhistischen Moral versieht. In diese Kategorie fallen vor allem Geschichten von außergewöhnlich kräftigen Menschen: In [[I-02]] wird Kraft und Schnelligkeit einer bestimmten Familie durch die Tatsache erklärt, dass sie von eine [[Kitsune|Füchsin]] abstammen. In [[I-03]] ist es die Abstammung vom Donnergott, die einen Menschen besonders kräftig werden lässt. (Dank dieser Kraft macht er im Kloster Gangō-ji Karriere). Die weiblichen (!) Nachfahren dieser Menschen messen in [[II-04]] ihre unglaublichen Kräfte und in [[II-27]] wird eine weitere Nachfahrin als "Kraftfrau" beschrieben. Es fällt auf, dass alle diese "nicht-buddhistischen" Geschichten aus dem gleichen familiären bzw. regionalen Kontext stammen. Vom Donner erfährt man bereits in [[I-01]], dass es außerordentlichen Mut erfordert sich mit ihm einzulassen. Auch diese Geschichte hat keinen unmittelbaren Bezug zum Buddhismus. |
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==Fußnoten== | ==Fußnoten== |
Version vom 11. Januar 2011, 17:36 Uhr
Das Nihon Ryōiki 日本霊異記 (mit vollem Titel Nihon-koku genpō zen'aku ryōiki, "Bericht von der wundersamen Vergeltung guter und schlechter Taten im Lande Japan") des Mönchs Kyōkai 景戒 (oder Keikai) ist eine Sammlung von 116 kurzen Anekdoten und Legenden, die zwischen 787 und 822 zusammen gestellt wurden. Sie gilt als der Beginn einer eigenen Literaturgattung von beispielhaften Lehrerzählungen (setsuwa), mit denen buddhistische Mönche versuchten, die wesentlichen Inhalte des Buddhismus (in diesem Fall die Karma-Theorie) in allgemein verständlicher Form zu vermitteln. Obwohl mit didaktischem Unterton, sind die Geschichten vor allem auch unterhaltsam und verraten viel über die gedankliche Vorstellungswelt und die sozialen Verhältnisse des japanischen Altertums.
Textaufbau und Manuskripte
Das Ryōiki besteht aus 116 Erzählungen, die auf drei Bände aufgeteilt sind. Bd. I umfasst 35 Erzählungen, Bd. II 42 Erzählungen, Bd. III 39 Erzählungen. Jeder Band wird von einem Vorwort eingeleitet. Die „Erzählungen“ sind unterschiedlicher Länge und reichen von einer halben Buchseite bis zu acht Buchseiten (III-38), wobei sich lange Erzählungen oft in mehrere Episoden unterteilen lassen. Es besteht die Möglichkeit, dass die heutige Anordnung nicht ganz den Intentionen des Autors entspricht, oder dass manche Geschichten oder Textteile von späteren Kopisten eingefügt wurden. Für eine genaue Übersicht siehe Erzählungen/Übersicht.
Die Reihenfolge der Geschichten entspricht weitgehend ihrer chronologischen Folge (s. Bohner: 7-10). Diese reicht von Yūraku Tennō (myth. dat: 457-478) — I-01 — bis ins Jahr 822 — III-39 — der Lebenszeit des Autors.
Keine einzige der bekannten frühen Handschriften des Textes enthält den gesamten Text. Heutige Ausgaben stützen sich auf vier Manuskripte:
- MS des Kōfuku-ji, Abschrift einer Abschrift aus dem Jahr 904. Älteste und genaueste Abschrift, umfasst allerdings nur Band I. [1]
- MS des Shinpuku-ji, Bd. II und III
- MS der Familie Maeda, Bd. III (enthält eine umstrittene zusätzliche Passage im Vorwort)
- MS des Sanmai-in auf Berg Kōya. Bd. I-III, datiert 1214, unvollständig. Original ging in den 1930er Jahren verloren.
Vorläufer
Kyōkai selbst nennt als Vorläufer seiner Schrift zwei chinesische Werke, Myōhōki 冥報記 (chin. Mingpao chi, wtl. „Berichte Karmischer Vergeltung“, verfasst 650-655) und Hannya kenki 般若験記 (wtl. „Berichte über die Wunder des Sutras der Höchsten Weisheit“, 718). Das Myōhōki des chin. Laienmönchs Tanglin ging in China verloren, existiert aber noch in einer japanischen Abschrift. Ähnlich erging es auch dem Hannya kenki.[2] In einer autobiographischen Episode des Ryoiki (III-38) erwähnt Kyōkai außerdem die Schrift Shokyō yōshū 諸経要集 („essentielle Lehren der verschiedenen Sutren“), die 659 vom chinesischen Mönch Taoshi verfasst wurde und nach didaktischen Gesichtspunkten arrangierte Exzerpte aus verschiedenen Sutren zum Beweis der Karma Theorie enthält. Mehrere Episoden des Ryōiki beruhen vollinhaltlich auf Geschichten aus diesen Texten, obwohl sie in einen japanischen Kontext verlegt wurden. Im inhaltlichen Aufbau folgt das Ryōiki dem Shokyō yōshū. [3]
Spätere Wirkung
Viele Geschichten werden in späteren Geschichten- bzw. setsuwa-Sammlungen zitiert oder weiter ausgeschmückt. Vor Allem für Sanbō ekotoba, Konjaku monogatari-shū oder Fusō ryakki stellte das Ryōiki eine wichtige Quelle dar.
Erzählerische Struktur
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Themen
Das Nihon Ryōiki gilt als der erste japanische Text, der sich die Aufklärung des einfachen Volkes über die buddhistischen Prinzipien und die karmische Vergeltung zur Aufgabe macht. Es beinhaltet sowohl volkstümliche Geschichten als auch Legenden und Anekdoten aus dem Leben historischer Persönlichkeiten. Die Geschichten sind zum Teil historisch, zum Teil erfunden. Sieben Geschichten beziehen sich auf bekannte Tempel (I-05, I-07, I-17, II-05, II-21, II-31, II-39), drei auf Bildwerke oder Skulpturen (I-33, III-17, III-30), eine auf einen Berg (I-01) und eine auf einen Familiennamen (I-02). Die zahlreichen historischen Persönlichkeiten unterstreichen Kyōkais Bemühen, die buddhistsische Dharma-Lehre anhand von realen Menschen und Vorkommnissen in der japanischen Geschichte zu erklären. [4]
Nicht-buddhistische Erzählungen
Es gibt auch einzelne Geschichten, in denen das Ungewöhnliche, Übernatürliche nicht notwendigerweise mit einer buddhistischen Wahrheit in Verbindung steht. Hier scheint es sich um bekannte Erzählungen zu handeln, die Kyōkai nur notdürftig oder gar nicht mit einer buddhistischen Moral versieht. In diese Kategorie fallen vor allem Geschichten von außergewöhnlich kräftigen Menschen: In I-02 wird Kraft und Schnelligkeit einer bestimmten Familie durch die Tatsache erklärt, dass sie von eine Füchsin abstammen. In I-03 ist es die Abstammung vom Donnergott, die einen Menschen besonders kräftig werden lässt. (Dank dieser Kraft macht er im Kloster Gangō-ji Karriere). Die weiblichen (!) Nachfahren dieser Menschen messen in II-04 ihre unglaublichen Kräfte und in II-27 wird eine weitere Nachfahrin als "Kraftfrau" beschrieben. Es fällt auf, dass alle diese "nicht-buddhistischen" Geschichten aus dem gleichen familiären bzw. regionalen Kontext stammen. Vom Donner erfährt man bereits in I-01, dass es außerordentlichen Mut erfordert sich mit ihm einzulassen. Auch diese Geschichte hat keinen unmittelbaren Bezug zum Buddhismus.
Schließlich enthält III-31 die Erzählung einer Frau, die jungfräulich zwei Steine zur Welt bringt, welche von einem Wahrsager (kannagi) zu Göttern erklärt werden. Der einzige Kommentar Kyōkais: „Auch dies ist eine wundersame Begebenheit.“
Fußnoten
- ↑ Vgl. die fotographische Textdarstellung im Internet
- ↑ Nakamura: 35-38
- ↑ Nakamura: 35-38 und Bohner: 30 ff., insbes. 33-46, wo Bohner ausführlich auf einzelne Geschichten chinesischer Vorbilder eingeht.
- ↑ Nakamura: 42