Totenweltsvorstellungen: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 16. Februar 2011, 19:46 Uhr

Erzählungen: I-30, II-05, II-16, II-19, III-09, III-22, III-25, III-26, III-35

Der Weg in die Unterwelt

  • Durchquert man weite Felder, kommt man zu einem steilen Hang, von dem aus man weit blicken kann (III-22, III-23).
  • Mitten auf dem Weg gelangt man dann an einen großen Fluss (I-30). Der Fluss ist tief (III-09, III-22) und etwa einen chō 町 breit (~109 Meter) (III-22). Das Wasser ist schwarz wie ein Augenbrauenstift (黛), bewegte sich nicht und ist still (寂) (III-09). 
  • Über den Fluss führt eine Art Brücke, die in den Erzählungen verschieden dargestellt wird. Es werden eine Brücke (橋) beschrieben, die goldfarben gestrichen und mit Gold verziert ist (I-30), und ein Granatbaum (shimoto 楉) der in der Mitte des Flusses liegt, aber an beiden Seiten das Ufer nicht erreicht (III-09).
  • Denjenigen die das Hoke-kyō abschreiben ließen wird der Weg in die Unterwelt erleichtert. Viele Leute kehren den Weg auf dem man geht, verneigen sich und setzten die Brücke die über den Fluss führt instand (III-22).


Die Unterwelt

  • Jenseits der Brücke befindet sich ein merkwürdiges Reich - das Reich Tonan 度南 [1], da es nach Süden geht. Man gelangt zu dessen Hauptstadt, bewacht von acht Amtsleuten die Waffen umgegürtet haben. Wenn man weitergeht, kommt man zu einem goldenen Palast (I-30) (bzw. einem mehrstöckigem Turmgebäude (重樓閣) (III-09) oder mehrstöckigem Palast (II-05)). Der Palast strahlt einen hellen Glanz aus, Edelsteinvorhänge hängen an vier Seiten herab, weshalb man das Gesicht der Person die darin ist, nicht sehen kann (III-09). Geht man durch das Palasttor, heben sich die Vorhänge und man sieht einen König[2] der auf einem Thron aus Gold sitzt (I-30). Über das Aussehen des Königs findet sich in den Geschichten nur wenig. Er ist größer als normale Menschen, ein Finger jeder Hand ist größer als zehn Armspannen. Des weiteren gibt er sich als Jizō Bosatsu[3] zu erkennen (III-09).
  • Den König kann man auch an einer Weggabelung treffen. Er enscheidet, welchen Weg man entlanggeführt wird. (III-23) Beschrieben werden drei Wege: Ein Weg ist eben und breit, ein Weg ist verwildert und Gras wächst darauf und ein Weg ist durch Gestrüpp versperrt (III-22, III-23).
  • Zeitangabe gibt es nur eine einzige - dass hundert Menschenjahre in der Unterwelt einem Tag und einer Nacht entsprechen (III-35).
  • In der Untwerwelt können sich Tiere und Sutren in menschlicher Gestalt zeigen. Ein Mann kauft zehn Austern frei und trifft diese in der Unterwelt als zehn (Laien-)Mönche[4] wieder (II-16). In einer anderen Erzählung wird einem Mann von den Wachen die Rückkehr verwehrt - Die hineingehen, kommen nicht wieder zurück. Es hilft ihm ein kleiner Junge indem er ein Seitentor öffnet, und die Wachen verneigen sich vor ihm. Auf die Frage wessen Sohn er ist, antworter er ihm dass er das Kannon-Sutra sei dass dieser einst abschrieb (I-30). Eine Frau trifft in der Unterwelt drei Männer in gelbfarbener Kleidung, die ihr sagen dass sie sich in drei Tagen wiedersehen werden. Wieder zurück hält sie nach den Männern ausschau, trifft aber nur auf einen Sutren-Verkäufer. Als sie von diesem Sutren kauft findet sie unter den Rollen drei Sutren die sie einst abschreiben ließ, aber abhanden gekommen waren (II-19).


Die Rückkehr

  • Die Rückkehr erfolgt auf dem gleichen Weg mit dem man in die Unterwelt kam. Überquert man wieder die Brücke bzw. geht man den steilen Hang hinab, gelangt man wieder ins Leben zurück (III-22, III-23).
  • Die Zeitspanne bis zur Rückkehr aus der Untwelt ist in den Erzählungen unterschiedlich. Drei Tage (I-30, III-09), fünf Tage (III-23), sieben Tage (II-16, III-22, III-26) und neun Tage (II-05).
  • Um eine Rückker des Verstorbenen zu ermöglichen äußern viele den Wunsch nur hingestellt und nicht verbrannt zu werden (II-05, II-16). In einer Erzählung wird die falsche Frau von einem Boten in die Unterwelt beschieden. Als König Enra den Fehler des Boten bemerkt ist ihr Körper schon zu Asche verbrannt und sie kann nicht mehr zurück. Da es sich in dem Fall um einen Fehler handelte bekommt sie den Körper der Frau die ursprünglich herbeschieden werden sollte, und kann auf diese Weise zurückkehren (III-25).
  • Wiedergeburt als Rind (Vergeltung für Diebstahl) ist in den Erzählungen ein häufig vorkommender Plot. Es gibt jedoch eine Erzählung in der eine Frau nicht im nächsten Leben sondern nach der Rückkehr aus der Unterwelt teilweise zum Rind wird. Die Frau forderte Schulden im Übermaß zurück, erhält nachdem sie aus der Unterwelt zurückkehrt den Oberkörper einer Kuh und stirbt wenige Tage später (III-26).


Fußnoten

  1. 渡南, 圖南; Die Idee stammt aus dem taoistischen Klassiker Chuang tzu (PinYin: Zhuangzi)
  2. 閻羅王 König Enra
  3. Jizō Bosatsu ist als Begleiter der Totenseele auf dem Weg in die Unterwelt bekannt. Er steigt in die Hölle hinab und holt die Sünder, die mehrere Erdzeitalter dort schmoren müssen, auf seine Lotusblume und errettet sie auf diese Weise von ihren Qualen. Überlieferungen sehen König Enra als eine seiner Manifestationen an.
  4. wörtl. fünf hōshi 法師 (buddhistischer Mönch/Priester) und fünf ubasoku 優婆塞 (Laienmönch)


Siehe auch

Externe Links