Geschichte/Bakumatsu: Unterschied zwischen den Versionen

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Unter {{glossar:bakumatsu}} versteht man die Spätzeit des Tokugawa Shogunats ({{glossar: bakufu}}, 1603–1867), in der es nach einer Friedenszeit von über 250 Jahren zum Verfalls der staatlichen Autorität und zu bürgerkriegsartigen Unruhen kam. Innere und äußere Faktoren sind dafür verantwortlich:  
 
Unter {{glossar:bakumatsu}} versteht man die Spätzeit des Tokugawa Shogunats ({{glossar: bakufu}}, 1603–1867), in der es nach einer Friedenszeit von über 250 Jahren zum Verfalls der staatlichen Autorität und zu bürgerkriegsartigen Unruhen kam. Innere und äußere Faktoren sind dafür verantwortlich:  
  
:* Verknöcherung der Bürokratie (Steuerwesen)
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* Verknöcherung der Bürokratie (Steuerwesen)
:* unzeitgemäßes Standessystem  
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* unzeitgemäßes Standessystem  
:* Klima → Ernterückgang → Hungersnöte
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* Klima → Ernterückgang → Hungersnöte
:* Bedrohung durch den Westen → erzwungenes Ende der Isolationspolitik
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* Bedrohung durch den Westen → erzwungenes Ende der Isolationspolitik
:* Seuchen (durch Kontakt mit dem Ausland ausgelöst)  
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* Seuchen (durch Kontakt mit dem Ausland ausgelöst)  
  
 
Die Krisensituation spitzte sich 1853 zu, als sich ein amerikanisches Geschwader unter Admiral Matthew Perry (1794–1858) gewaltsam Zutritt zum Hafen von Uraga nahe {{glossar:Edo}} verschaffte. Perry erzwang im Auftrag der amerikanischen Regierung Verhandlungen, die den Amerikanern ein Handels- und Niederlassungsrecht in Japan ermöglichen sollten. 1854 gewährte Japan dieses Recht aus Angst, andernfalls eine ähnliche Situation wie im teilkolonialisierten China heraufzubeschwören. England, Frankreich und Russland erhielten bald ähnliche Privilegien. Dies führte innenpolitisch zu enormen Spannungen und starken xenophoben Reaktionen, die den Niedergang des Shogunats beschleunigten. Perry's Kanonenboote, die sogenannten „Schwarzen Schiffe“ ({{glossar:kurobune}}), wurden zum Synonym für ein bedrohliches Ausland.   
 
Die Krisensituation spitzte sich 1853 zu, als sich ein amerikanisches Geschwader unter Admiral Matthew Perry (1794–1858) gewaltsam Zutritt zum Hafen von Uraga nahe {{glossar:Edo}} verschaffte. Perry erzwang im Auftrag der amerikanischen Regierung Verhandlungen, die den Amerikanern ein Handels- und Niederlassungsrecht in Japan ermöglichen sollten. 1854 gewährte Japan dieses Recht aus Angst, andernfalls eine ähnliche Situation wie im teilkolonialisierten China heraufzubeschwören. England, Frankreich und Russland erhielten bald ähnliche Privilegien. Dies führte innenpolitisch zu enormen Spannungen und starken xenophoben Reaktionen, die den Niedergang des Shogunats beschleunigten. Perry's Kanonenboote, die sogenannten „Schwarzen Schiffe“ ({{glossar:kurobune}}), wurden zum Synonym für ein bedrohliches Ausland.   
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== Die wichtigsten politischen Akteure ==
 
== Die wichtigsten politischen Akteure ==
  
* Bakufu (Shogunat), vertreten durch Ii Naosuke (1815-1860), der die Verhandlungen mit Perry im Alleingang abschloss. Autoritäre Haltung nach innen, kompromissbereit nach außen.
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:* Bakufu (Shogunat), vertreten durch Ii Naosuke (1815-1860), der die Verhandlungen mit Perry im Alleingang abschloss. Autoritäre Haltung nach innen, kompromissbereit nach außen.
* Nordosten (Daimyate wie Mito oder Aizu im Norden der {{glossar:Kantou}}-Region), vertreten durch Feudalherren wie Tokugawa Nariaki (1800-1860). Autoritäre Haltung nach innen, kompromisslos nach außen.
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:* Nordosten (Daimyate wie Mito oder Aizu im Norden der {{glossar:Kantou}}-Region), vertreten durch Feudalherren wie Tokugawa Nariaki (1800-1860). Autoritäre Haltung nach innen, kompromisslos nach außen.
* Südwesten (Daimyate Satsuma in Kyushu, Chōshō in West-Honshū, Tosa in Shikoku). Relativ frühe Kontakte mit dem Westen, ''bakufu''-kritisch, reformfreudig. Die meisten sogenannten Meiji-Oligarchen (politische Führer der Meiji-Zeit) stammen aus diesen Regionen.  
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:* Südwesten (Daimyate Satsuma in Kyushu, Chōshō in West-Honshū, Tosa in Shikoku). Relativ frühe Kontakte mit dem Westen, ''bakufu''-kritisch, reformfreudig. Die meisten sogenannten Meiji-Oligarchen (politische Führer der Meiji-Zeit) stammen aus diesen Regionen.  
* Kaiserlicher Hof (Kyoto), vertreten durch Kōmei Tennō (1831–1867) oder Iwakura Tomomi (1825–1883). In der Bakumatsu-Zeit kommt es dank der allseitigen Aufmerksamkeit zu eine neuen Politisierung des kaiserlichen Hofes. Ideologisch gibt es eine starke Verbindung nach Mito (Tokugawa Noriaki).  
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:* Kaiserlicher Hof (Kyoto), vertreten durch Kōmei Tennō (1831–1867) oder Iwakura Tomomi (1825–1883). In der Bakumatsu-Zeit kommt es dank der allseitigen Aufmerksamkeit zu eine neuen Politisierung des kaiserlichen Hofes. Ideologisch gibt es eine starke Verbindung nach Mito (Tokugawa Noriaki).  
  
 
== Ideologische Lager ==
 
== Ideologische Lager ==
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=== Politische Slogans ===
 
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* {{glossar: sonnoujoui}}, „Ehrt den Kaiser, vertreibt die Barbaren!“ (Vor allem durch die Mito Schule in Umlauf gebracht).
 
* {{glossar: sonnoujoui}}, „Ehrt den Kaiser, vertreibt die Barbaren!“ (Vor allem durch die Mito Schule in Umlauf gebracht).
* {{glossar: saiseiitchi}}, „Einheit von Ritus und Regierung“ (politische und religiöse Autorität in einer Person; v.a. Hirata Schule).
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* {{glossar: saiseiitchi}}, „Einheit von Ritus und Regierung“ (Hirata Schule).
 
* {{glossar: Fukokukyouhei}}, „Reiches Land, starkes Heer“ (technische Modernisierung).
 
* {{glossar: Fukokukyouhei}}, „Reiches Land, starkes Heer“ (technische Modernisierung).
 
* {{glossar: wakonyousai}}, „Japanischer Geist, westliche Technik“ (Verbindung von Tradition und Moderne).
 
* {{glossar: wakonyousai}}, „Japanischer Geist, westliche Technik“ (Verbindung von Tradition und Moderne).
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=== Weitere Schlagworte ===
 
=== Weitere Schlagworte ===
 
* {{glossar: kokutai}}
 
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* {{glossar: karagokoro}}, „chinesischer Geist“
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=== Hirata Schule ===
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Die „Nationalen Studien“ ({{glossar:kokugaku}}) erfreuten sich gegen Ende der Edo-Zeit insgesamt steigender Beliebtheit, doch beschränkten sich die meisten Vertreter auf die Produktion von gelehrten Abhandlungen, Gedichten und Romanen.  Innerhalb der Schule des {{glossar:Hirataatsutane}} kam es jedoch zu einer starken Politisierung, die auf einen Sturz des Shugunats und eine Regierung unter kaiserlicher Führung ausgerichtet war.
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Zu den Forderungen der Hirata Schule zählte der Slogan {{glossar: saiseiitchi}}, „Einheit von Ritus und Regierung“, also die politische und religiöse Autorität geeint in der Person des Tennō. Als Wertesystem schwebte Hirata die religiöse Welt Japans vor jeglichem buddhistischen und chinesischem Einfluss vor. Man sprach von der „Wiederherstellung des antiken Shinto“ ({{glossar: fukkoshintou}}), die in den ersten Jahren der Meiji-Zeit dann tatsächlich zu den politischen Agenda der neuen Regierung zählte.
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Wie schon {{glossar:motoorinorinaga}} idealisierte Hirata Atsutane den vorgeblich schlichten, reinen „japanischen Geist“ ({{glossar: yamatodamashii}} oder ''yamatogokoro''), der ohne komplizierte Lehrsätze spontan zu richtigen Entscheidungen finden würde, im Kontrast zum „chinesischen Geist“ ({{glossar: karagokoro}}), der moralische Entscheidungen durch Bücherwissen unnötig verkomplizieren würde. Damit war eine Kritik am Konfuzianismus und natürlich auch am Buddhismus verbunden.
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Den größten Einfluss hatte die Hirata Schule in „bürgerlichen“ und bäuerlichen Kreisen sowie  in der Welt der [[schreine|Shinto-Schreine]]. Hier konnte Hirata Atsutane seine Stellung festigen, indem er zeitweise als Leiter der familieneigenen Shinto-Akademien der Priesterdynastien {{glossar:Yoshida}} und {{glossar:shirakawa}} fungierte. Unter Atsutanes Adoptivsohn {{glossar: Hiratakanetane}} wurde Hirata zu einer Heiligenfigur stilisiert, während es gelang ein überregionales Netzwerk an Schülern und Sponsoren aufzubauen. Zwischen Atsutanes Tod im Jahr 1843 und der Blüte-Zeit der Schule in der frühen Meiji-Zeit erhöhte sich die Anzahl zahlender Schüler von 500 auf 4000.
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=== Späte Mito Schule ===
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Die Späte Mito Schule hatte, im Gegensatz zur Hirata Schule, einen definitiven regionalen Kern in Mito, der Hauptstadt des Damyats Mito. Seit {{glossar: Tokugawamitsukuni}} widmete sich die Gelehrtentradition in Mito vornehmlich dem gigantischen Geschichtswerk {{glossar: dainihonshi}}. Doch auch in Mito kam es unter dem oben erwähnten Tokugawa Nariaki, einem Nachfahren des Mitsukuni, zu einer starken Politisierung. Der Mito-Gelehrte {{glossar:Aizawaseishisai}} trug durch seine „Neuen Thesen“ (''Shinron'', 1825) zur Verbreitung des Slogans {{glossar: sonnoujoui}} („Ehrt den Kaiser, vertreibt die Barbaren!“) bei, der besonders nach 1853/54 (Perry) in ganz Japan widerhallte. Während die daran zum Ausdruck gebrachte, radikal fremdenfeindliche Haltung nach der Meiji-Restauration (1868) rasch in den Hintergrund trat, erfuhr ein weiterer, von Aizawa popularisierter Terminus umso mehr Aktualität, nämlich {{glossar: kokutai}} (wtl. „Landes-Körper“). Damit war im Wesentlichen die spezifische, angeblich unvergängliche Position des Tennō in der japanischen Geschichte und Kultur gemeint, doch erhielt der Terminus im Kontext des modernen Nationalismus verschiedene ideologische Schattierungen.
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Beide Begriffe stammen im übrigen aus konfuzianischen Klassikern. Daran zeigt sich bereits, dass die Mito-Schule nicht auf das Reservoir traditioneller konfuzianischer Werte verzichten wollte, auch wenn sie ebenso wie die ''kokugaku'' den Buddhismus kritisierte und dem Shinto nahe stand. Die Mischung aus konfuzianischer Moral und nationalen Mythen, die in der Mito Schule perfektioniert wurde, ist bis heute ein Markenzeichen konservativ-nationalistischer Kreise in Japan.
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Mit der Gründung einer neuen Akademie, dem {{glossar: koudoukan}} (1831), wurden die politischen Visionen der späten Mito Schule institutionalisiert und verdrängten den historiographischen Ansatz der frühen Zeit. Neben Aizawa etablierte sich auch Fujita Tōko (1806–1855) als prononcierter Vertreter eines Tennō-zentrierten und zugleich  konfuzianischen Nationalismus.
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In realpolitischer Hinsicht unterschied sich die Mito Ideologie allerdings auch insofern von der Hirata Schule, als es nie um die Abschaffung des Shogunats ging. Es sollte lediglich die Hierarchie zwischen Tennō und Shōgun symbolisch deutlicher zum Ausdruck gebracht werden. Tokugawa Nariaki sah darin explizit ein Mittel, um den Gedanken der Loyalität zwischen Shogun und Kriegerkaste auch innerhalb des Verbandes der Daimyō wieder stärker zu akzentuieren. Im übrigen versuchte er, durch politische Pakte mit dem Kaiserhof seine eigene Position innerhalb des Tokugawa Sippenverbandes zu stärken.
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Nicht nur ideologisch, sondern auch militärisch zählten Nariaki und seine Vasallen aus Mito zu den schlagkräftigsten Vertretern der ''sonnō jōi'' Bewegung. Empört über die aus ihrer Sicht übereilten Verträge mit den Westmächten gelang es einigen Mito Samurai den politischen Hauptverantwortlichen, Ii Naosuke, 1860 zu ermorden. Nariaki, der im gleichen Jahr eines natürlichen Todes starb, wurde daraufhin zum wiederholten Male aus der Hauptstadt Edo in seine Provinz verbannt, doch ansonsten fiel die Reaktion des Bakufu verhältnismäßig milde aus und der politische Einfluss Mitos nahm zu.
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1867 sollten Nariakis realpolitische Ziele schließlich Realität werden, als sein Sohn {{glossar: tokugawayoshinobu|Yoshinobu}} (auch: Keiki) zum neuen Shogun gekürt wurde. Doch wurde seine Regierung nach kaum einem Jahr durch den Putsch Tennō-loyaler Truppen aus West-Japan beendet. Während eine Art Kompromiss zwischen Bakufu und Tennō-Restauration für kurze Zeit möglich schien, kam es 1868 schließlich doch zu einem kurzen, aber heftigen Bürgerkrieg, in dem sich die Mito Anhänger als Feinde des Tennō wiederfanden. In der Meiji-Zeit wurde die Mito Schule allerdings schon bald wieder rehabilitiert.
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Version vom 18. November 2014, 15:22 Uhr

Bakumatsu-Zeit, 19. Jh.

Unter

bakumatsu 幕末 (jap.)

Ende des Tokugawa-Shōgunats, 1853–1867; wtl. Ende der Zeltregierung (bakufu)

Geschichte

Der Begriff „bakumatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

versteht man die Spätzeit des Tokugawa Shogunats (

bakufu 幕府 (jap.)

wtl. „Zeltregierung“; Militärregierung, Shōgunat

Institution

Der Begriff „bakufu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Tengu no ran.jpg

, 1603–1867), in der es nach einer Friedenszeit von über 250 Jahren zum Verfalls der staatlichen Autorität und zu bürgerkriegsartigen Unruhen kam. Innere und äußere Faktoren sind dafür verantwortlich:

  • Verknöcherung der Bürokratie (Steuerwesen)
  • unzeitgemäßes Standessystem
  • Klima → Ernterückgang → Hungersnöte
  • Bedrohung durch den Westen → erzwungenes Ende der Isolationspolitik
  • Seuchen (durch Kontakt mit dem Ausland ausgelöst)

Die Krisensituation spitzte sich 1853 zu, als sich ein amerikanisches Geschwader unter Admiral Matthew Perry (1794–1858) gewaltsam Zutritt zum Hafen von Uraga nahe

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar

verschaffte. Perry erzwang im Auftrag der amerikanischen Regierung Verhandlungen, die den Amerikanern ein Handels- und Niederlassungsrecht in Japan ermöglichen sollten. 1854 gewährte Japan dieses Recht aus Angst, andernfalls eine ähnliche Situation wie im teilkolonialisierten China heraufzubeschwören. England, Frankreich und Russland erhielten bald ähnliche Privilegien. Dies führte innenpolitisch zu enormen Spannungen und starken xenophoben Reaktionen, die den Niedergang des Shogunats beschleunigten. Perry's Kanonenboote, die sogenannten „Schwarzen Schiffe“ (

kurobune 黒舟 (jap.)

„Schwarze Schiffe“; volkstümliche Bezeichnung für die amerikanischen Kanonenboote, die 1853 die Öffnung Japans erzwangen

Geschichte

Der Begriff „kurobune“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Kurobune.jpg

), wurden zum Synonym für ein bedrohliches Ausland.

Die wichtigsten politischen Akteure

  • Bakufu (Shogunat), vertreten durch Ii Naosuke (1815-1860), der die Verhandlungen mit Perry im Alleingang abschloss. Autoritäre Haltung nach innen, kompromissbereit nach außen.
  • Nordosten (Daimyate wie Mito oder Aizu im Norden der Glossar:Kantou-Region), vertreten durch Feudalherren wie Tokugawa Nariaki (1800-1860). Autoritäre Haltung nach innen, kompromisslos nach außen.
  • Südwesten (Daimyate Satsuma in Kyushu, Chōshō in West-Honshū, Tosa in Shikoku). Relativ frühe Kontakte mit dem Westen, bakufu-kritisch, reformfreudig. Die meisten sogenannten Meiji-Oligarchen (politische Führer der Meiji-Zeit) stammen aus diesen Regionen.
  • Kaiserlicher Hof (Kyoto), vertreten durch Kōmei Tennō (1831–1867) oder Iwakura Tomomi (1825–1883). In der Bakumatsu-Zeit kommt es dank der allseitigen Aufmerksamkeit zu eine neuen Politisierung des kaiserlichen Hofes. Ideologisch gibt es eine starke Verbindung nach Mito (Tokugawa Noriaki).

Ideologische Lager

Politische Slogans

sonnō jōi 尊王攘夷 (jap.)

„Ehrt den Kaiser, verjagt die Barbaren“; anti-westlicher Slogan des 19. Jh.s (Zitat aus den Frühling- und Herbstannalen des Konfuzius)

Konzept

Der Begriff „sonnō jōi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Tengu no ran.jpg
  • Ii naosuke.jpg

, „Ehrt den Kaiser, vertreibt die Barbaren!“ (Vor allem durch die Mito Schule in Umlauf gebracht).

saisei itchi 祭政一致 (jap.)

Einheit von Ritus und Verwaltung bzw. von Religion und Staat

Konzept

Der Begriff „saisei itchi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Einheit von Ritus und Regierung“ (Hirata Schule).

fukoku kyōhei 富国強兵 (jap.)

„reiches Land, starkes Heer“; politischer Slogan des 19. Jh.s

Konzept

Der Begriff „fukoku kyōhei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Reiches Land, starkes Heer“ (technische Modernisierung).

wakon yōsai 和魂洋才 (jap.)

„Japanischer Geist, westliche Technik“; politischer Slogan der bakumatsu- und Meiji-Zeit

Konzept

Der Begriff „wakon yōsai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Japanischer Geist, westliche Technik“ (Verbindung von Tradition und Moderne).

bunmei kaika 文明開化 (jap.)

„Aufklärung und Öffnung“; Modernisierungs-Slogan des 19. Jh.s

Konzept

Der Begriff „bunmei kaika“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Aufklärung und Öffnung“ (Modernisierung = Verwestlichung aller gesellschaftlichen Bereiche).

Weitere Schlagworte

kokutai 国体 (jap.)

Nationalwesen, wtl. „Landeskörper“

Konzept

Der Begriff „kokutai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

fukko shintō 復古神道 (jap.)

„Restauration des antiken Shintō“; Restaurations-Shintō

Schulrichtung

Der Begriff „fukko shintō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

karagokoro 唐心/漢意 (jap.)

„chinesischer Geist“; xenophober Begriff der kokugaku

Konzept

Der Begriff „karagokoro“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „chinesischer Geist“

yamato-damashii 大和魂 (jap.)

„japanischer Geist“; Japanertum; nationalistisches Schlagwort

Konzept

Der Begriff „yamato-damashii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

oder yamatogokoro, „japanischer Geist“
rangaku 蘭学 (jap.)

„Holland Studien“; in der Edo-Zeit: westliche Wissenschaft; der Namen erklärt sich aus der Tatsache, dass es im Edo-zeitlichen Japan den Holländern als einziger westlicher Nation gestattet war, Handelsverbindungen mit Japan zu unterhalten.

Schulrichtung

Der Begriff „rangaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Deshima 1790.jpg
  • Daruma kokan.jpg

Hirata Schule

Die „Nationalen Studien“ (

kokugaku 国学 (jap.)

„Lehre des Landes“, Nationale Schule, Nativismus; in der Edo-Zeit entstandene Gelehrtentradition, die ihren Fokus auf das nationale Erbe Japans richtete

Schulrichtung

Der Begriff „kokugaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Atsutane.jpg
  • Keichu hokusai.jpg
  • Azumamaro hokusai.jpg
  • Taimenzu2.jpg

) erfreuten sich gegen Ende der Edo-Zeit insgesamt steigender Beliebtheit, doch beschränkten sich die meisten Vertreter auf die Produktion von gelehrten Abhandlungen, Gedichten und Romanen. Innerhalb der Schule des

Hirata Atsutane 平田篤胤 (jap.)

1776–1843; kokugaku-Gelehrter

Gelehrte Person

Der Begriff „Hirata Atsutane“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Atsutane.jpg
  • Taimenzu2.jpg
kam es jedoch zu einer starken Politisierung, die auf einen Sturz des Shugunats und eine Regierung unter kaiserlicher Führung ausgerichtet war. 

Zu den Forderungen der Hirata Schule zählte der Slogan

saisei itchi 祭政一致 (jap.)

Einheit von Ritus und Verwaltung bzw. von Religion und Staat

Konzept

Der Begriff „saisei itchi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Einheit von Ritus und Regierung“, also die politische und religiöse Autorität geeint in der Person des Tennō. Als Wertesystem schwebte Hirata die religiöse Welt Japans vor jeglichem buddhistischen und chinesischem Einfluss vor. Man sprach von der „Wiederherstellung des antiken Shinto“ (

fukko shintō 復古神道 (jap.)

„Restauration des antiken Shintō“; Restaurations-Shintō

Schulrichtung

Der Begriff „fukko shintō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), die in den ersten Jahren der Meiji-Zeit dann tatsächlich zu den politischen Agenda der neuen Regierung zählte.

Wie schon

Motoori Norinaga 本居宣長 (jap.)

1730–1801; Shintō-Gelehrter der „nationalen Schule“ (kokugaku)

Gelehrte Person

Der Begriff „Motoori Norinaga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Norinaga2.jpg
  • Kojikiden.jpg
  • Taimenzu2.jpg

idealisierte Hirata Atsutane den vorgeblich schlichten, reinen „japanischen Geist“ (

yamato-damashii 大和魂 (jap.)

„japanischer Geist“; Japanertum; nationalistisches Schlagwort

Konzept

Der Begriff „yamato-damashii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

oder yamatogokoro), der ohne komplizierte Lehrsätze spontan zu richtigen Entscheidungen finden würde, im Kontrast zum „chinesischen Geist“ (

karagokoro 唐心/漢意 (jap.)

„chinesischer Geist“; xenophober Begriff der kokugaku

Konzept

Der Begriff „karagokoro“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), der moralische Entscheidungen durch Bücherwissen unnötig verkomplizieren würde. Damit war eine Kritik am Konfuzianismus und natürlich auch am Buddhismus verbunden.

Den größten Einfluss hatte die Hirata Schule in „bürgerlichen“ und bäuerlichen Kreisen sowie in der Welt der Shinto-Schreine. Hier konnte Hirata Atsutane seine Stellung festigen, indem er zeitweise als Leiter der familieneigenen Shinto-Akademien der Priesterdynastien Glossar:Yoshida und Glossar:Shirakawa fungierte. Unter Atsutanes Adoptivsohn

Hirata Kanetane 平田鉄胤 (jap.)

1799–1880; Kokugaku-Gelehrter

Gelehrte Person

Der Begriff „Hirata Kanetane“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

wurde Hirata zu einer Heiligenfigur stilisiert, während es gelang ein überregionales Netzwerk an Schülern und Sponsoren aufzubauen. Zwischen Atsutanes Tod im Jahr 1843 und der Blüte-Zeit der Schule in der frühen Meiji-Zeit erhöhte sich die Anzahl zahlender Schüler von 500 auf 4000. 

Späte Mito Schule

Die Späte Mito Schule hatte, im Gegensatz zur Hirata Schule, einen definitiven regionalen Kern in Mito, der Hauptstadt des Damyats Mito. Seit

Tokugawa Mitsukuni 徳川光圀 (jap.)

1628–1701; Daimyō von Mito, konfuzianischer Gelehrter und Historiker

Der Begriff „Tokugawa Mitsukuni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Mito komon.jpg

widmete sich die Gelehrtentradition in Mito vornehmlich dem gigantischen Geschichtswerk

Dai Nihon-shi 大日本史 (jap.)

Gesamtdarstellung der japanischen Geschichte bis 1392 in 397 Bänden, verfasst zw. 1657 und 1906

Text, Geschichte

Der Begriff „Dai Nihon-shi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Dainihonshi.jpg

. Doch auch in Mito kam es unter dem oben erwähnten Tokugawa Nariaki, einem Nachfahren des Mitsukuni, zu einer starken Politisierung. Der Mito-Gelehrte

Aizawa Seishisai 会沢正志斎 (jap.)

1782–1863; Gelehrter der Mito Schule; wichtiger Vertreter der sonnō jōi-Ideologie

Der Begriff „Aizawa Seishisai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Aisawa seishisai.jpg

trug durch seine „Neuen Thesen“ (Shinron, 1825) zur Verbreitung des Slogans

sonnō jōi 尊王攘夷 (jap.)

„Ehrt den Kaiser, verjagt die Barbaren“; anti-westlicher Slogan des 19. Jh.s (Zitat aus den Frühling- und Herbstannalen des Konfuzius)

Konzept

Der Begriff „sonnō jōi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Tengu no ran.jpg
  • Ii naosuke.jpg

(„Ehrt den Kaiser, vertreibt die Barbaren!“) bei, der besonders nach 1853/54 (Perry) in ganz Japan widerhallte. Während die daran zum Ausdruck gebrachte, radikal fremdenfeindliche Haltung nach der Meiji-Restauration (1868) rasch in den Hintergrund trat, erfuhr ein weiterer, von Aizawa popularisierter Terminus umso mehr Aktualität, nämlich

kokutai 国体 (jap.)

Nationalwesen, wtl. „Landeskörper“

Konzept

Der Begriff „kokutai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

(wtl. „Landes-Körper“). Damit war im Wesentlichen die spezifische, angeblich unvergängliche Position des Tennō in der japanischen Geschichte und Kultur gemeint, doch erhielt der Terminus im Kontext des modernen Nationalismus verschiedene ideologische Schattierungen. 

Beide Begriffe stammen im übrigen aus konfuzianischen Klassikern. Daran zeigt sich bereits, dass die Mito-Schule nicht auf das Reservoir traditioneller konfuzianischer Werte verzichten wollte, auch wenn sie ebenso wie die kokugaku den Buddhismus kritisierte und dem Shinto nahe stand. Die Mischung aus konfuzianischer Moral und nationalen Mythen, die in der Mito Schule perfektioniert wurde, ist bis heute ein Markenzeichen konservativ-nationalistischer Kreise in Japan.

Mit der Gründung einer neuen Akademie, dem

Kōdōkan 弘道館 (jap.)

Akademie der konfuzianischen Mito-Schule; wtl. Schule zur Verbreiterung des Weges; gegr. 1841 von Tokugawa Nariaki

Architektur

Der Begriff „Kōdōkan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Geographische Lage

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Geographische Lage von Kōdōkan; s.a. Geo-Glossar
(1831), wurden die politischen Visionen der späten Mito Schule institutionalisiert und verdrängten den historiographischen Ansatz der frühen Zeit. Neben Aizawa etablierte sich auch Fujita Tōko (1806–1855) als prononcierter Vertreter eines Tennō-zentrierten und zugleich  konfuzianischen Nationalismus. 

In realpolitischer Hinsicht unterschied sich die Mito Ideologie allerdings auch insofern von der Hirata Schule, als es nie um die Abschaffung des Shogunats ging. Es sollte lediglich die Hierarchie zwischen Tennō und Shōgun symbolisch deutlicher zum Ausdruck gebracht werden. Tokugawa Nariaki sah darin explizit ein Mittel, um den Gedanken der Loyalität zwischen Shogun und Kriegerkaste auch innerhalb des Verbandes der Daimyō wieder stärker zu akzentuieren. Im übrigen versuchte er, durch politische Pakte mit dem Kaiserhof seine eigene Position innerhalb des Tokugawa Sippenverbandes zu stärken.

Nicht nur ideologisch, sondern auch militärisch zählten Nariaki und seine Vasallen aus Mito zu den schlagkräftigsten Vertretern der sonnō jōi Bewegung. Empört über die aus ihrer Sicht übereilten Verträge mit den Westmächten gelang es einigen Mito Samurai den politischen Hauptverantwortlichen, Ii Naosuke, 1860 zu ermorden. Nariaki, der im gleichen Jahr eines natürlichen Todes starb, wurde daraufhin zum wiederholten Male aus der Hauptstadt Edo in seine Provinz verbannt, doch ansonsten fiel die Reaktion des Bakufu verhältnismäßig milde aus und der politische Einfluss Mitos nahm zu.

1867 sollten Nariakis realpolitische Ziele schließlich Realität werden, als sein Sohn

Tokugawa Yoshinobu 徳川慶喜 (jap.)

1837–1913; letzter Tokugawa-Shōgun aus der Linie der Mito Tokugawa; (r. 1866–1867); auch Tokugawa Keiki

Der Begriff „Tokugawa Yoshinobu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

(auch: Keiki) zum neuen Shogun gekürt wurde. Doch wurde seine Regierung nach kaum einem Jahr durch den Putsch Tennō-loyaler Truppen aus West-Japan beendet. Während eine Art Kompromiss zwischen Bakufu und Tennō-Restauration für kurze Zeit möglich schien, kam es 1868 schließlich doch zu einem kurzen, aber heftigen Bürgerkrieg, in dem sich die Mito Anhänger als Feinde des Tennō wiederfanden. In der Meiji-Zeit wurde die Mito Schule allerdings schon bald wieder rehabilitiert. 



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    Perry 1854.jpg
    Im Gebiet des heutigen Yokohama, wo später auch die ersten Ausländerkolonien entstanden, treffen amerikanische Marine Offiziere unter Commodore Perry mit ihren japanischen Verhandlungspartnern zusammen. Das Bild beruht auf einem Aquarell von Wilhelm Heine (1827–1885), einem deutschen Künstler, der Perrys Mission als offizieller „Photograph“ begleitete.
    Werk von Wilhelm Heine. Edo-Zeit, 1856. US Naval History & Heritage.
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    Perry.jpg
    Ikonisches Portrait des Matthew Perry.
    Werk von Mathew Brady (1823?–1896). 1856–1858. Metropolitain Museum of Art.
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    Kurobune.jpg
    Drei Schiffe des Geschwaders von US Commodore Matthew Perry bei seinem zweiten Besuch Japans, 1854. Perry war mit insgesamt neun Schiffen und etwa 1800 Mann Besatzung unterwegs. Im Vordergrund das Flaggschiff „Powhatan“ — der als kurobune bekannt gewordenen Schiffe — Amerikas dritter, brandneuer Schaufelraddampfer (1850). Das Bild stammt aus einer japanischen Querbildrolle auf der Grundlage von Zeichnungen von Hibata Ōsuke, der den Besuch der Amerikaner und ihre technischen Wunderwerke akribisch aufzeichnete.
    Edo-Zeit, 1854. The British Museum.
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    Ii naosuke.jpg
    Posthumes Portrait des Obersten Rates (tairō) Ii Naosuke, 1815–1860. Nachdem Naosuke 1854 Verträge mit Amerika abgeschlossen hatte, ohne die Zustimmung des Tennō abzuwarten, wurde er in den Augen der sonnō jōi-Anhänger zur meist gehassten politischen Figur. 1860 gelang schließlich ein Mordanschlag auf ihn durch Samurai aus Mito. Das Portrait wurde posthum von einem Sohn Naosukes angefertigt. Dieser führte zunächst das Daimyat von Yoita und betätigte sich in der Meiji-Zeit weiter als Politiker, wandte sich aber auch hobbymäßig der westlichen Malerei zu.
    Werk von Ii Naoyasu (1851–1935). Meiji-Zeit. Setagaya City.
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    Tokugawa nariaki.jpg
    Tokugawa Nariaki (1800–1860), Daimyō von Mito, in westlicher Drucktechnik portraitiert.
    Edo-Zeit, 19. Jh. Wikimedia Commons.
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    Choshu samurai.jpg
    Eine Gruppe junger Samurai bei militärischer Lagebesprechung (1864?). Einige in traditioneller Kleidung, andere teilweise in westlichen Uniformjacken. Der Photograph, Felice Beato, eröffnete 1863 eines der ersten Photostudios in Japan und erhielt schon vor 1868 die Möglichkeit, außerhalb der Ausländerghettos zu photographieren.
    Werk von Felice Beato. Späte Edo-Zeit, 1860er Jahre. Wikimedia Commons.
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    Aisawa seishisai.jpg
    Der Mito-Gelehrte Aizawa Seishisai, 1782–1863.
    19.Jhd. Bildquelle: Bakumatsu Guide, (bildbearbeitet).
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    Tengu no ran.jpg
    Aufständische Vassallen von Mito in einer militärischen Konfrontation mit den Truppen des bakufu, die als Aufstand der Tengu-Partei (tengu-tō no ran, 1864–65) in die Geschichte einging. Auf ihrem Banner haben die Tennō-treuen Mito-Kämpfer den Wahlspruch sonnō jōi, „Ehrt den Kaiser, verjagt die Barbaren“, angebracht. In diesem Fall kämpfte aber selbst das Fürstenhaus von Mito auf der Seite des Shōgunats gegen die eigenen Vasallen.
    Werk von Utagawa Kuniteru (1808–1876). Späte Edo-Zeit. Wikimedia Commons.
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    Yoshida shoin.jpg
    Der politische Reformer und Wegbereiter der Meiji Restauration Yoshida Shōin.
    National Diet Library, Tōkyō.
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    Eejanaika kyosai.jpg
    Die im Titel angesprochenen Erntedank-Tänze (hōnen odori) werden hier von Alltags-Figuren ausgeführt wie Bauern, Freudenmädchen oder fahrenden Nonnen, dazwischen mischen sich aber auch Götter wie Ebisu, Shōki oder Uhō Dōji. Das Bild ist eigentlich ein Kalender, auf dem verschiedene Kalenderdaten für das Jahr Keiō 4 (1868) eingeschrieben sind. Die zwölf tanzenden Figuren sind wohl auch die zwölf Monate, angedeutet durch die Zwölf Tierkreiszeichen (jūni shi).

    Dabei ließ sich der Künstler offenbar von den Umzügen inspirieren, die ab Mitte 1867 in vielen Landesteilen spontan um sich griffen. Diese sind nach dem Refrain der Gesänge, die dabei gesungen wurden, als ee ja nai ka („ist doch gut so“ oder „was ist schon dabei“) Umzüge bekannt. Auslöser waren z.T. auch Gerüchte von mysteriösen Geldregen, die sich insbesondere während der Pilgerfahrten nach Ise ereigneten.

    Dass sich im kommenden Jahr 1868 ein politischer Umschwung ereignen würde, war dem Künstler natürlich nicht bewusst, doch deutet sich in dem hektischen Treiben die aufgeladene Stimmung unter der allgemeinen Bevölkerung in den Jahren 1867 und 1868 an. Diese Stimmung scheint auf dem Bild durch die Münzen hervorgerufen zu werden, die von der drachenreitenden Gestalt in der linken oberen Bildecke in die Menge geworfen werden. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um Amaterasu, die Hauptgottheit des Ise Schreins.
    Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Edo-Zeit, 1867. National Diet Library, Tōkyō.