Alltag/Familie: Unterschied zwischen den Versionen

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In den meisten Kulturen gehört es zu den Aufgaben der Religion, wichtige Abschnitte im Verhältnis des einzelnen und seiner Familie rituell zu markieren: Im christlichen Kontext kennt man u.a. die Taufe (Eintritt in die Familie), Firmung/Konfirmation (Eintritt ins Erwachsenenalter), Hochzeit und Bestattungsriten. Im modernen Japan gibt es in dieser Hinsicht die Besonderheit, dass je nach Anlass eine andere Religion zur Auswahl steht. Daher heißt es auch: Shintoistisch geboren werden, christlich heiraten, buddhistisch begraben werden. Diese Formel trifft zwar sicher nicht auf die gesamte Bevölkerung zu, charakterisiert aber doch bestimmte Ideal- oder Normvorstellungen.
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In den meisten Kulturen gehört es zu den Aufgaben der Religion, wichtige Abschnitte im Verhältnis des einzelnen und seiner Familie rituell zu markieren: Im christlichen Kontext kennt man u.a. die Taufe (Eintritt in die Familie), Firmung/Konfirmation (Eintritt ins Er·wach·senen·alter), Hochzeit und Be·stat·tungs·riten. Im modernen Japan gibt es in dieser Hinsicht die Be·sonder·heit, dass je nach Anlass eine andere Religion zur Auswahl steht. Daher heißt es auch: Shintoistisch geboren werden, christlich heiraten, bud·dhis·tisch begraben werden. Diese Formel trifft zwar sicher nicht auf die gesamte Be·völk·erung zu, charakterisiert aber doch bestimmte Ideal- oder Normvorstellungen.
  
 
==Kindheit==
 
==Kindheit==
 
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Die Taufe wird in Japan nur von überzeugten Christen in Anspruch genommen, also von maximal 3% der Bevölkerung. Eine direkte Entsprechung der Taufe gibt es weder im Buddhismus noch im Shinto. Es gibt jedoch den Brauch, den traditionellen Neujahrs-Schreinbesuch ({{glossar:hatsumoude}}), der auf die Geburt eines Babys folgt, besonders feierlich zu begehen. Neugeborene Mädchen erhalten bei diesem Anlass einen reich dekorierten Federballschläger ({{glossar:hagoita}}) als Glücksamulett, kleine Buben einen „Dämonenabwehr-Bogen“ ({{glossar:hamayumi}}). Dieser passt symbolisch zu den Glückspfeilen ({{glossar:hamaya}}), die man üblicherweise zu jedem Neujahrsbesuch bei [[Bauten:Schreine |  Schreinen]] erwerben kann. All diese Bräuche werden mit dem Shinto assoziiert. Einen speziellen Segen durch einen Priester gibt es bei diesem Anlass jedoch nicht.
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Die Taufe wird in Japan nur von überzeugten Christen in Anspruch genommen, also von maximal 3% der Be·völk·erung. Eine direkte Ent·sprech·ung der Taufe gibt es weder im Bud·dhis·mus noch im Shinto. Es gibt jedoch den Brauch, den traditionellen Neu·jahrs-Schrein·besuch ({{glossar:hatsumoude}}), der auf die Geburt eines Babys folgt, besonders feierlich zu begehen. Neu·geborene Mädchen erhalten bei diesem Anlass einen reich dekorierten Feder·ball·schläger ({{glossar:hagoita}}) als Glücks·amulett, kleine Buben einen „Dämonen·abwehr-Bogen“ ({{glossar:hamayumi}}). Dieser passt symbolisch zu den Glücks·pfeilen ({{glossar:hamaya}}), die man üblicher·weise zu jedem Neu·jahrs·besuch bei [[Bauten:Schreine |  Schreinen]] erwerben kann. All diese Bräuche werden mit dem Shinto assoziiert. Einen speziellen Segen durch einen Priester gibt es bei diesem Anlass jedoch nicht.
  
 
Darüber hinaus begehen Shinto-Schreine Mitte November das {{glossar:shichigosan}}-Fest für drei-, fünf- und siebenjährigen Kinder. Zu diesem Zeitpunkt kann man in allen größeren Schreinen Japans kleine Kinder in den putzigsten Kimonos und fotografierende Eltern beobachten. Manche Familien lassen zu diesem Anlass auch einen Reinigungsritus ({{glossar:harae}}) für die Kinder durch einen [[Alltag:Schreinpriester | Shintopriester]] durchführen.
 
Darüber hinaus begehen Shinto-Schreine Mitte November das {{glossar:shichigosan}}-Fest für drei-, fünf- und siebenjährigen Kinder. Zu diesem Zeitpunkt kann man in allen größeren Schreinen Japans kleine Kinder in den putzigsten Kimonos und fotografierende Eltern beobachten. Manche Familien lassen zu diesem Anlass auch einen Reinigungsritus ({{glossar:harae}}) für die Kinder durch einen [[Alltag:Schreinpriester | Shintopriester]] durchführen.
  
Traditionellerweise wurde der Mannbarkeitszeremonie (''genpuku'') junger Männer mehr Gewicht beigemessen als Geburts- und Heiratsriten. Junge Männer erhielten dabei meist einen neuen Namen, kleideten sich ab da anders und trugen die Haupthaar in einem Knoten. Mädchen vollzogen einen ähnlichen Wechsel erst nach der Heirat. Heute ist von dieser Tradition aber kaum mehr etwas übrig geblieben. Traditionelle Feiern, die den Übergang von der Kindheit zum Erwachsenendasein markieren, sind in Japan wie im Westen durch die Einführung der allgemeinen Schulpflicht dem profanen Bereich der Schulerziehung überantwortet worden. Was es an religiösen Riten gab, wird mehr und mehr von der feierlichen Verteilung eines Abschlusszeugnisses ersetzt.
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Traditionellerweise wurde der Mann·bar·keits·zeremonie (''genpuku'') junger Männer mehr Gewicht beigemessen als Geburts- und Heirats·riten. Junge Männer erhielten dabei meist einen neuen Namen, kleideten sich ab da anders und trugen die Haupt·haar in einem Knoten. Mädchen vollzogen einen ähnlichen Wechsel erst nach der Heirat. Heute ist von dieser Tradition aber kaum mehr etwas übrig geblieben. Traditionelle Feiern, die den Übergang von der Kindheit zum Erwachsenen·dasein markieren, sind in Japan wie im Westen durch die Ein·führung der allgemeinen Schul·pflicht dem profanen Bereich der Schul·erziehung über·antwortet worden. Was es an religiösen Riten gab, wird mehr und mehr von der feier·lichen Ver·teilung eines Abschluss·zeugnisses ersetzt.
  
 
==Heirat==
 
==Heirat==
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Große Hochzeitszeremonien haben in Japan keine lange Tradition. Das hängt möglicherweise damit zusammen, dass die Einehe früher nicht verpflichtend war und es besonders unter den gesellschaftlichen Eliten verschiedene Formen von Haupt- und Nebenfrauen, von Probeehen, u.a.m. gab. Während im christlichen Abendland die Einehe durch Jahrhunderte in erster Linie religiös und erst in zweiter Linie gesetzlich legitimiert wurde, verlief dieser Prozess in Japan umgekehrt: Ein gesetzliches Verbot der Vielehe gibt es erst seit der {{glossar:meiji}}-zeitlichen Verfassung (1890). Eine entsprechende religiöse Zeremonie fehlte damals noch. Erst etwa zehn Jahre später entstand auch ein Shinto Zeremoniell, um den monogamen „Bund fürs Leben“ religiös zu besiegeln. Der Beginn dieser heute allgemein praktizierten Shinto-Hochzeit lässt sich auf die Eheschließung zwischen Prinz Yoshihito, dem späteren Taishō Tennō (1879-1926, r. 1912-26), und Prinzessin Sadako am 10. Mai 1900 zurückführen. Sie wurde zunächst von Angehörigen des Militärs imitiert und fand schließlich auch in der allgemeinen Bevölkerung Anklang (vgl. Ōbayashi 1997). Im Laufe der Zeit wurden allerdings auch westliche Elemente, etwa der Austausch von Ringen, in den shintoistischen Ritus integriert.
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Große Hochzeitszeremonien haben in Japan keine lange Tradition. Das hängt möglicher·weise damit zusammen, dass die Einehe früher nicht ver·pflichtend war und es besonders unter den gesell·schaft·lichen Eliten ver·schiedene Formen von Haupt- und Neben·frauen, von Probe·ehen, u.a.m. gab. Während im christlichen Abend·land die Einehe durch Jahr·hunderte in erster Linie religiös und erst in zweiter Linie gesetzlich legitimiert wurde, verlief dieser Prozess in Japan umgekehrt: Ein gesetzliches Verbot der Viel·ehe gibt es erst seit der {{glossar:meiji}}-zeitlichen Ver·fassung (1890). Eine entsprechende religiöse Zeremonie fehlte damals noch. Erst etwa zehn Jahre später entstand auch ein Shinto Zeremoniell, um den monogamen „Bund fürs Leben“ religiös zu besiegeln. Der Beginn dieser heute allgemein praktizierten Shinto-Hoch·zeit lässt sich auf die Eheschließung zwischen Prinz Yoshihito, dem späteren Taishō Tennō (1879-1926, r. 1912-26), und Prinzessin Sadako am 10. Mai 1900 zurückführen. Sie wurde zunächst von Angehörigen des Militärs imitiert und fand schließlich auch in der allgemeinen Bevölkerung Anklang (vgl. Ōbayashi 1997). Im Laufe der Zeit wurden allerdings auch westliche Elemente, etwa der Austausch von Ringen, in den shintoistischen Ritus integriert.
  
Die moderne Shinto-Hochzeit entstand freilich nicht einfach aus dem Nichts. Ein rituelles Element, das es schon seit jeher bei Vermählungsfeiern gegeben zu haben scheint, ist das gemeinsame Sake-Trinken des Brautpaares. Es stellt auch bei modernen Shinto Hochzeiten ein wichtiges Element dar. Im Unterschied zur modernen Shinto Hochzeit wurden Heiratszeremonien vor der Meiji-Zeit allerdings weder in einem Schrein noch im Beisein von Shinto Priestern durchgeführt. Es gab vielmehr häusliche Zeremonien ohne religiösen Bezug, die von weltlichen, in unterschiedlichen Schulen organisierten Zeremonienmeistern angeboten wurden.
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Die moderne Shinto-Hochzeit entstand freilich nicht einfach aus dem Nichts. Ein rituelles Element, das es schon seit jeher bei Ver·mählungs·feiern gegeben zu haben scheint, ist das gemeinsame Sake-Trinken des Braut·paares. Es stellt auch bei modernen Shinto Hoch·zeiten ein wichtiges Element dar. Im Unter·schied zur modernen Shinto Hoch·zeit wurden Heirats·zeremonien vor der Meiji-Zeit allerdings weder in einem Schrein noch im Beisein von Shinto Priestern durchgeführt. Es gab vielmehr häusliche Zeremonien ohne religiösen Bezug, die von weltlichen, in unter·schied·lichen Schulen organisierten Zeremonien·meistern angeboten wurden.
  
Nachdem die Ehe also traditionellerweise nicht religiös konnotiert war, hatten es christliche Kirchen verhältnismäßig leicht, gerade auf diesem Gebiet eine Lücke zu schließen. Besonders nach dem 2. WK wurde eine kirchliche Hochzeit im weißem Brautkleid (''waito weddingu'' = white wedding) für viele zum Inbegriff einer romantischen Liebesheirat. Mittlerweile sind solche Zeremonien, bei denen oft westliche Austauschstudenten den christlichen Priester substituieren, wesentlich billiger ist als ein shintoistischer Ritus. Der Trend zur christlichen Hochzeit hält daher ungebrochen an (s. Statistik). Darüber hinaus fühlen sich die meisten Brautpaare dem Christentum aber nicht weiter verbunden.
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Nachdem die Ehe also traditioneller·weise nicht religiös konnotiert war, hatten es christliche Kirchen verhältnis·mäßig leicht, gerade auf diesem Gebiet eine Lücke zu schließen. Besonders nach dem 2. WK wurde eine kirchliche Hochzeit im weißem Braut·kleid (''waito weddingu'' = white wedding) für viele zum Inbegriff einer romantischen Liebes·heirat. Mittlerweile sind solche Zeremonien, bei denen oft westliche Aus·tausch·studenten den christlichen Priester substituieren, wesentlich billiger ist als ein shin·to·is·tischer Ritus. Der Trend zur christlichen Hoch·zeit hält daher ungebrochen an (s. Statistik). Darüber hinaus fühlen sich die meisten Braut·paare dem Christentum aber nicht weiter verbunden.
  
 
==Tod==
 
==Tod==
  
Es mag überraschen, welch geringe Rolle der Buddhismus bei den bisher besprochenen Riten spielt. Doch der Buddhismus dominiert die vielleicht wichtigste Domäne religiöser Zeremonien: den Umgang mit dem Tod. Aus historischen Gründen ist die buddhistische Monopolstellung hier so stark, dass der japanische Buddhismus oft auch als reiner „Begräbnis-Buddhismus“ ({{glossar:soushikibukkyou}}) charakterisiert wird.
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Es mag überraschen, welch geringe Rolle der Bud·dhis·mus bei den bisher besprochenen Riten spielt. Doch der Bud·dhis·mus dominiert die vielleicht wichtigste Domäne religiöser Zeremonien: den Umgang mit dem Tod. Aus historischen Gründen ist die buddhistische Mono·pol·stellung hier so stark, dass der japanische Bud·dhis·mus oft auch als reiner „Begräbnis-Bud·dhis·mus“ ({{glossar:soushikibukkyou}}) charakterisiert wird.
  
Fast jede japanische Familie besitzt ein Familiengrab auf einem buddhistischen [[Alltag:Friedhof | Friedhof]], ehrt ihre Verstorbenen aber auch in einem buddhistischen [[Alltag:Ahnenkult/Butsudan |  Hausaltar]]. Vor allem für alte Menschen, die in Japan ebenso wie im Westen religiös aktiver sind als die jungen, ist die tägliche rituelle Beschäftigung mit Toten und Ahnen ein wichtiger Bestandteil des Alltags. Mehr dazu auf den folgenden Seiten.
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Fast jede japanische Familie besitzt ein Familiengrab auf einem bud·dhis·tischen [[Alltag:Friedhof | Friedhof]], ehrt ihre Ver·stor·benen aber auch in einem bud·dhis·tischen [[Alltag:Ahnenkult/Butsudan |  Hausaltar]]. Vor allem für alte Menschen, die in Japan ebenso wie im Westen religiös aktiver sind als die jungen, ist die tägliche rituelle Be·schäft·igung mit Toten und Ahnen ein wichtiger Be·stand·teil des Alltags. Mehr dazu auf den folgenden Seiten.
  
 
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Version vom 16. September 2010, 20:41 Uhr

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Religion und Familie

Vorlage:Galerie1 In den meisten Kulturen gehört es zu den Aufgaben der Religion, wichtige Abschnitte im Verhältnis des einzelnen und seiner Familie rituell zu markieren: Im christlichen Kontext kennt man u.a. die Taufe (Eintritt in die Familie), Firmung/Konfirmation (Eintritt ins Er·wach·senen·alter), Hochzeit und Be·stat·tungs·riten. Im modernen Japan gibt es in dieser Hinsicht die Be·sonder·heit, dass je nach Anlass eine andere Religion zur Auswahl steht. Daher heißt es auch: Shintoistisch geboren werden, christlich heiraten, bud·dhis·tisch begraben werden. Diese Formel trifft zwar sicher nicht auf die gesamte Be·völk·erung zu, charakterisiert aber doch bestimmte Ideal- oder Normvorstellungen.

Kindheit

Vorlage:Sidebox

Die Taufe wird in Japan nur von überzeugten Christen in Anspruch genommen, also von maximal 3% der Be·völk·erung. Eine direkte Ent·sprech·ung der Taufe gibt es weder im Bud·dhis·mus noch im Shinto. Es gibt jedoch den Brauch, den traditionellen Neu·jahrs-Schrein·besuch (

hatsumōde 初詣 (jap.)

Schrein-Neujahrsbesuch

Ritus

Der Begriff „hatsumōde“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Meiji-jingu-ny.jpg

), der auf die Geburt eines Babys folgt, besonders feierlich zu begehen. Neu·geborene Mädchen erhalten bei diesem Anlass einen reich dekorierten Feder·ball·schläger (

hagoita 羽子板 (jap.)

Federball-Schläger

Gegenstand

Der Begriff „hagoita“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Luck.jpg
  • Nenchugyoji.jpg
  • Hagoita univie.jpg
  • Asakusa shogatsu2.jpg
  • Hagoita edo.jpg
  • Hagoita traditionell.jpg
  • Hagoita.jpg
  • Hagoita mak.jpg

) als Glücks·amulett, kleine Buben einen „Dämonen·abwehr-Bogen“ (

hamayumi 破魔弓 (jap.)

Glücksbogen, wtl. Dämonentöter-Bogen

Gegenstand

Der Begriff „hamayumi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

). Dieser passt symbolisch zu den Glücks·pfeilen (

hamaya 破魔矢 (jap.)

Glückspfeil, wtl. Dämonentöter-Pfeil

Gegenstand

Der Begriff „hamaya“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Hamaya.jpg
  • Hamaya tokyobling.jpg
  • Hamaya2.jpg

), die man üblicher·weise zu jedem Neu·jahrs·besuch bei Schreinen erwerben kann. All diese Bräuche werden mit dem Shinto assoziiert. Einen speziellen Segen durch einen Priester gibt es bei diesem Anlass jedoch nicht.

Darüber hinaus begehen Shinto-Schreine Mitte November das

Shichigosan 七五三 (jap.)

Shichigosan-Fest für Kinder von drei, fünf, und sieben Jahren

Kalender, Ritus

Der Begriff „Shichigosan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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  • Shichigosan poster.jpg
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  • 753 kannushi.jpg
  • Shichigosan.jpg

-Fest für drei-, fünf- und siebenjährigen Kinder. Zu diesem Zeitpunkt kann man in allen größeren Schreinen Japans kleine Kinder in den putzigsten Kimonos und fotografierende Eltern beobachten. Manche Familien lassen zu diesem Anlass auch einen Reinigungsritus (

harae(jap.)

Purifikation, Weihezeremonie, Exorzismus

Ritus

Der Begriff „harae“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • 753 fujimoto.jpg
  • Carharai.jpg
  • 753 kannushi.jpg
  • Chinowa hikosan.jpg

) für die Kinder durch einen Shintopriester durchführen.

Traditionellerweise wurde der Mann·bar·keits·zeremonie (genpuku) junger Männer mehr Gewicht beigemessen als Geburts- und Heirats·riten. Junge Männer erhielten dabei meist einen neuen Namen, kleideten sich ab da anders und trugen die Haupt·haar in einem Knoten. Mädchen vollzogen einen ähnlichen Wechsel erst nach der Heirat. Heute ist von dieser Tradition aber kaum mehr etwas übrig geblieben. Traditionelle Feiern, die den Übergang von der Kindheit zum Erwachsenen·dasein markieren, sind in Japan wie im Westen durch die Ein·führung der allgemeinen Schul·pflicht dem profanen Bereich der Schul·erziehung über·antwortet worden. Was es an religiösen Riten gab, wird mehr und mehr von der feier·lichen Ver·teilung eines Abschluss·zeugnisses ersetzt.

Heirat

brautpaar

Hochzeitsriten in Japan

2008 1998
christlich 64% 53%
shintoistisch 18% 32%
konfessionslos 16% 11,5%
buddhistisch k.A. 0,8%
sonstige k.A. 2,3%


Quellen: NIPPONIA 9, 1999;
Wikipedia Japan (2009/9)

Große Hochzeitszeremonien haben in Japan keine lange Tradition. Das hängt möglicher·weise damit zusammen, dass die Einehe früher nicht ver·pflichtend war und es besonders unter den gesell·schaft·lichen Eliten ver·schiedene Formen von Haupt- und Neben·frauen, von Probe·ehen, u.a.m. gab. Während im christlichen Abend·land die Einehe durch Jahr·hunderte in erster Linie religiös und erst in zweiter Linie gesetzlich legitimiert wurde, verlief dieser Prozess in Japan umgekehrt: Ein gesetzliches Verbot der Viel·ehe gibt es erst seit der

Meiji 明治 (jap.)

posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt

Der Begriff „Meiji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

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  • Meiji chiossone.jpg
  • Mitsumine.jpg
  • Torii kusakabe.jpg
  • Meiji leaders.jpg
  • Byodoin 1879.jpg
  • Ii naosuke.jpg
  • Kyosai daikoku.jpg

-zeitlichen Ver·fassung (1890). Eine entsprechende religiöse Zeremonie fehlte damals noch. Erst etwa zehn Jahre später entstand auch ein Shinto Zeremoniell, um den monogamen „Bund fürs Leben“ religiös zu besiegeln. Der Beginn dieser heute allgemein praktizierten Shinto-Hoch·zeit lässt sich auf die Eheschließung zwischen Prinz Yoshihito, dem späteren Taishō Tennō (1879-1926, r. 1912-26), und Prinzessin Sadako am 10. Mai 1900 zurückführen. Sie wurde zunächst von Angehörigen des Militärs imitiert und fand schließlich auch in der allgemeinen Bevölkerung Anklang (vgl. Ōbayashi 1997). Im Laufe der Zeit wurden allerdings auch westliche Elemente, etwa der Austausch von Ringen, in den shintoistischen Ritus integriert.

Die moderne Shinto-Hochzeit entstand freilich nicht einfach aus dem Nichts. Ein rituelles Element, das es schon seit jeher bei Ver·mählungs·feiern gegeben zu haben scheint, ist das gemeinsame Sake-Trinken des Braut·paares. Es stellt auch bei modernen Shinto Hoch·zeiten ein wichtiges Element dar. Im Unter·schied zur modernen Shinto Hoch·zeit wurden Heirats·zeremonien vor der Meiji-Zeit allerdings weder in einem Schrein noch im Beisein von Shinto Priestern durchgeführt. Es gab vielmehr häusliche Zeremonien ohne religiösen Bezug, die von weltlichen, in unter·schied·lichen Schulen organisierten Zeremonien·meistern angeboten wurden.

Nachdem die Ehe also traditioneller·weise nicht religiös konnotiert war, hatten es christliche Kirchen verhältnis·mäßig leicht, gerade auf diesem Gebiet eine Lücke zu schließen. Besonders nach dem 2. WK wurde eine kirchliche Hochzeit im weißem Braut·kleid (waito weddingu = white wedding) für viele zum Inbegriff einer romantischen Liebes·heirat. Mittlerweile sind solche Zeremonien, bei denen oft westliche Aus·tausch·studenten den christlichen Priester substituieren, wesentlich billiger ist als ein shin·to·is·tischer Ritus. Der Trend zur christlichen Hoch·zeit hält daher ungebrochen an (s. Statistik). Darüber hinaus fühlen sich die meisten Braut·paare dem Christentum aber nicht weiter verbunden.

Tod

Es mag überraschen, welch geringe Rolle der Bud·dhis·mus bei den bisher besprochenen Riten spielt. Doch der Bud·dhis·mus dominiert die vielleicht wichtigste Domäne religiöser Zeremonien: den Umgang mit dem Tod. Aus historischen Gründen ist die buddhistische Mono·pol·stellung hier so stark, dass der japanische Bud·dhis·mus oft auch als reiner „Begräbnis-Bud·dhis·mus“ (

sōshiki bukkyō 葬式仏教 (jap.)

„Begräbnis-Buddhismus“; Buddhismus, der auf die Abhaltung von Totenriten fokussiert ist

Ritus, Schulrichtung

Der Begriff „sōshiki bukkyō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) charakterisiert wird.

Fast jede japanische Familie besitzt ein Familiengrab auf einem bud·dhis·tischen Friedhof, ehrt ihre Ver·stor·benen aber auch in einem bud·dhis·tischen Hausaltar. Vor allem für alte Menschen, die in Japan ebenso wie im Westen religiös aktiver sind als die jungen, ist die tägliche rituelle Be·schäft·igung mit Toten und Ahnen ein wichtiger Be·stand·teil des Alltags. Mehr dazu auf den folgenden Seiten.