Geschichte/Neue Religionen/Soka Gakkai: Unterschied zwischen den Versionen

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{{glossar:Ikedadaisaku}} (*1928) geriet schon als Schüler unter den Einfluss Todas und verbrachte sein gesamtes Erwachsenenleben im Dienst der Sōka Gakkai.  
 
{{glossar:Ikedadaisaku}} (*1928) geriet schon als Schüler unter den Einfluss Todas und verbrachte sein gesamtes Erwachsenenleben im Dienst der Sōka Gakkai.  
Nach Übernahme der „Präsidentschaft“ im Jahr 1960 engagierte er sich vor allem für den Einfluss der Sōka Gakkai außerhalb Japans, was unter anderem zur Anerkennung als internationale Friedensorganisation führte. Gleichzeitig kam es unter Ikeda zur Gründung der Kōmei-tō (1964), dem politischen Arm der Bewegung. Kurze Zeit später gelang auf der Grundlage eine beispiellosen Spendenaktion der Bau eines neuen spirituellen Zentrums, der Shōhondō, ein Wahrzeichen nicht nur der Sōka Gakkai, sondern auch der modernen japanischen Architektur, das nicht zufällig an das gefeierte Stadion der olympischen Spiele von 1964 in Tokyo erinnerte.   
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Nach Übernahme der „Präsidentschaft“ im Jahr 1960 engagierte er sich vor allem für den Einfluss der Sōka Gakkai außerhalb Japans, was unter anderem zur Anerkennung als internationale Friedensorganisation führte. Gleichzeitig kam es unter Ikeda zur Gründung der Kōmei-tō (1964), dem politischen Arm der Bewegung. Kurze Zeit später gelang auf der Grundlage eine beispiellosen Spendenaktion der Bau eines neuen spirituellen Zentrums, der Shōhondō, ein Wahrzeichen nicht nur der Sōka Gakkai, sondern auch der modernen japanischen Architektur, das nicht zufällig an das gefeierte Stadion der olympischen Spiele von 1964 in Tokyo erinnerte. Als Ort wurde der Taiseki-ji, der Haupttempel der Nichiren Shōshū am Fuße des Berges Fuji gewählt. Die Nichiren Shōshū ist eine Untergruppe des Nichiren Buddhismus, die sich 1912 abspaltete und seit Makiguchi die religiöse Mutterorganisation der Gakkai darstellte. Im modernen Ausbau des Taiseki-ji, der 1972 fertig gestellt wurde, manifestiert sich eine im Nichiren Buddhismus lange gehegte Utopie, ein nationales Heiligtum für ganz Japan zu erreichten.
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Ikedas Erfolge in den 60er Jahren führten gegen Ende des Jahrzehnts auch zu massiver Kritik, welche die Sōka Gakkai ihrerseits mit repressiven Mitteln zu unterdrücken suchte. Dies führte aber zu einem  
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All dies weist darauf hin, dass die Bewegung, die bereits ein knappes Zehntel der Bevölkerung erfasst hatte, in der (konservativen) Mitte der Gesellschaft angekommen war. Die Kōmei-tō wurde folgerichtig auch zum Langzeitpartner der Liberaldemokratischen Partei   
 
All dies weist darauf hin, dass die Bewegung, die bereits ein knappes Zehntel der Bevölkerung erfasst hatte, in der (konservativen) Mitte der Gesellschaft angekommen war. Die Kōmei-tō wurde folgerichtig auch zum Langzeitpartner der Liberaldemokratischen Partei   

Version vom 21. Dezember 2013, 22:13 Uhr

Die

Sōka Gakkai 創価学会 (jap.)

wtl. in etwa „Organisation zum Studium vermehrter Werte“; neu-religiöse buddhistische Laienorganisation, gegr. 1930

Schulrichtung

Der Begriff „Sōka Gakkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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 („Organistation zum Studium vermehrter Werte“) ist in vieler Hinsicht die erfolgreichste Neureligion Japans. Sie hat derzeit nach eigenen Angaben weltweit über zwölf Millionen Mitglieder, davon etwa eine Million außerhalb Japans. Außenstehende Experten bezweifeln diese Angaben zwar und gehen von zwei bis fünf Millionen registrierter Mitglieder innerhalb Japans aus, doch ist das immer noch eine höhere Mitgliederzahl als irgend eine andere Neureligion in Japan vorweisen kann. Die Organisation trägt allerdings viele Züge, die über eine rein religiöse Gruppierung hinausreichen. Levi McLaughlin bezeichnet die Sōka Gakkai daher als adjunct state, also als Bei- oder Nebenstaat. Die Sōka Gakkai verfügt nicht nur über eine eigene Flagge und über Hymnen, die an moderne Nationalhymnen erinnern, sondern auch über eigene wirtschaftliche Unternehmen und Vertriebsstrukturen, eigene Zeitungen und Verlage, Museen, Konzerthäuser und Veranstaltungsräume. 

Ehemals unterhielt sie sogar eine eigene politische Partei, die Kōmei-tō, von der sie sich allerdings formal getrennt hat.

Die Sōka Gakkai wurde in ihrer bisherigen Geschichte von drei aufeinanderfolgenden charismatischen Führern („Präsidenten“) geprägt, die jeweils für eine bestimmte Entwicklungsphase verantwortlich sind.

Makiguchi Tsunesaburo: Gründung und politischer Widerstand

Der Gründer der Sōka Gakkai, Glossar:Makiguchitsunesaburo (1871–1944), arbeitete als Volksschullehrer in Hokkaido, bevor er 1913 nach Tokyo zog. Dort war er neben seinem Lehrberuf auch als Publizist tätig und setzte sich für Reformen des japanischen Erziehungssystems ein, die von europäischen aufklärerischen und pazifistischen Idealen bestimmt waren. Damit stand er im Widerspruch zur offiziellen Bildungspolitik, die die staats·shinto·istische Verehrung des Tennō und zunehmend auch die Propaganda für Japans Eroberungskriege vor allem über die Schulen in der Bevölkerung zu verbreiten suchte. Im Zuge der zunehmenden Repressionen scheint Makiguchi einen immer stärkeren Halt im

Nichiren 日蓮 (jap.)

1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus

Der Begriff „Nichiren“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Buddhismus gefunden zu haben. Tatsächlich war Nichiren unter den Shōgunen der Kamakura-Zeit ebenfalls mit Repressionen konfrontiert. Die Nichiren Schule besitzt als eine von wenigen buddhistischen Richtungen  einen ausgeprägten Märtyrerkult.   

Die offizielle Gründung der Sōka Gakkai fällt in das Jahr 1930, als die Bewegung noch in erster Linie eine pädagogische Reformbewegung war.1 Unter dem Einfluss des Nichiren Buddhismus nahm die Bewegung aber immer mehr neureligiöse Züge an und schrieb sich Nichirens funda·mentalis·tische Mis·sionierungs·strategie unter dem Schlag·wort

shakubuku 折伏 (jap.)

„brechen und unterwerfen“; Motto des Schulgrüders Nichiren

Konzept

Der Begriff „shakubuku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

(„brechen und unterwerfen“) auf die Fahnen. Zum endgültigen Bruch mit den staatlichen Autoritäten kam es jedoch erst in der Kriegszeit, im Jahr 1943, als Makuguchi sich weigerte, die

o-fuda お札 (jap.)

Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;

Gegenstand

Der Begriff „o-fuda“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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des Ise Schreins zu verehren, wie es allen religiösen Gruppierungen per Gesetz ab 1940 vorgeschrieben war. Ähnlich wie Nichiren identifizierte sich Makiguchi zwar mit den politischen Zielen des Staates, sah aber nur die eigene religiöse Überzeugung und Praxis als Mittel zur Durchsetzung dieser Ziele an und lehnte aus diesem Grund auch die Verehrung der kaiserlichen Ahnengottheit

Amaterasu 天照 (jap.)

Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise

Der Begriff „Amaterasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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ab. Diese Weigerung führte zu seiner Inhaftierung. Der betagte Führer der jungen religiösen Bewegung überlebte die harten Haftbedingungen nicht und starb im November 1944 an Unterernährung. Die Sōka Gakkai zählte zu diesem Zeitpunkt lediglich ein paar Tausend Anhänger. 

Toda Jōsei: Massenmobilisierung

Toda Jōsei 戸田城聖 (jap.)

1900–1958; Mitbegründer und zweiter Präsident der neurel. Bewegung Sōka Gakkai

Der Begriff „Toda Jōsei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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(1900-1958) ist die Entwicklung der Sōka Gakkai zu einer Massenbewegung zu verdanken. Ebenfalls ein Lehrer, stand er von Anfang  an Makiguchis Seite und wurde zusammen mit ihm verhaftet, überlebte allerdings die Kriegszeit. Während seiner Inhaftierung soll er sich besonders intensiv mit dem Lotus Sutra auseinander gesetzt haben.  Nach dem Krieg gelang es ihm, die Sōka Gakkai neu zu formieren und 1951 eine großangelegte Missionierungskampagne zu starten, die als Shakubuku Daikōshin,  „Langer Marsch des Brechens und Unterwerfens“, bekannt wurde. Er reduzierte seine Botschaften auf simple karmische Versprechungen, die offenbar dem Geist der Zeit entsprachen: Armut sei eine Folge schlechten Karmas, aber durch die Praxis des Lotus Sutras sei es möglich, im nächsten Leben „fünf Cadillacs“ zu besitzen.2 Zugleich widmete sich Toda einer streng hierarchischen inneren Organisation seiner Bewegung, in der vor allem der Jugend eine wichtige Rolle bei der Missionierung zukam. Ziel war nichts weniger als die Bekehrung der gesamten Bevölkerung zur Lehre Nichirens, die laut Toda in der Sōka Gakkai am reinsten vertreten war. 

Wie der Name der shakubuku-Kampagne andeutet, propagierte Toda eine äußerst aggressive Missionie·rungs·strategie, die auch vor Ein·schüch·terung und physi·scher Gewalt nicht zurück·scheute. Während er damit den Grundstein für das nachhaltig negative Image der Bewegung bei nicht-Mitgliedern setzte, war ihm zunächst mehr Erfolg beschieden, als er selbst zu träumen gewagt hatte: 1958, in Todas Todesjahr, zählte die Sōka Gakkai bereits ca. eine Million Anhänger.3 Diese setzten sich vor allem aus einfacheren Schichten der Bevölkerung zusammen, denen Todas spezifische Mischung aus traditionell-religiösem Gedankengut mit modernen sozialen Versprechungen offenbar besonders zusagte.

Ikeda Daisaku: Konsolidierung auf internationalem Niveau

Ikeda Daisaku 池田大作 (jap.)

1928–2023; Publizist, buddh. Laien-Prediger, dritter Präsident der neurel. Bewegung Sōka Gakkai

Der Begriff „Ikeda Daisaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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(*1928) geriet schon als Schüler unter den Einfluss Todas und verbrachte sein gesamtes Erwachsenenleben im Dienst der Sōka Gakkai. 

Nach Übernahme der „Präsidentschaft“ im Jahr 1960 engagierte er sich vor allem für den Einfluss der Sōka Gakkai außerhalb Japans, was unter anderem zur Anerkennung als internationale Friedensorganisation führte. Gleichzeitig kam es unter Ikeda zur Gründung der Kōmei-tō (1964), dem politischen Arm der Bewegung. Kurze Zeit später gelang auf der Grundlage eine beispiellosen Spendenaktion der Bau eines neuen spirituellen Zentrums, der Shōhondō, ein Wahrzeichen nicht nur der Sōka Gakkai, sondern auch der modernen japanischen Architektur, das nicht zufällig an das gefeierte Stadion der olympischen Spiele von 1964 in Tokyo erinnerte. Als Ort wurde der Taiseki-ji, der Haupttempel der Nichiren Shōshū am Fuße des Berges Fuji gewählt. Die Nichiren Shōshū ist eine Untergruppe des Nichiren Buddhismus, die sich 1912 abspaltete und seit Makiguchi die religiöse Mutterorganisation der Gakkai darstellte. Im modernen Ausbau des Taiseki-ji, der 1972 fertig gestellt wurde, manifestiert sich eine im Nichiren Buddhismus lange gehegte Utopie, ein nationales Heiligtum für ganz Japan zu erreichten.

Ikedas Erfolge in den 60er Jahren führten gegen Ende des Jahrzehnts auch zu massiver Kritik, welche die Sōka Gakkai ihrerseits mit repressiven Mitteln zu unterdrücken suchte. Dies führte aber zu einem


All dies weist darauf hin, dass die Bewegung, die bereits ein knappes Zehntel der Bevölkerung erfasst hatte, in der (konservativen) Mitte der Gesellschaft angekommen war. Die Kōmei-tō wurde folgerichtig auch zum Langzeitpartner der Liberaldemokratischen Partei Ikeda etabliert Sōka Gakkai auf internationaler Bühne. (1965 -->honmon no kaidan), enormes fund-raising.

1964

Neudefinition von shakubuku.

1969: anti-Gakkai Polemik nimmt zu, Mitgliederzahl stagniert bei ca. 8 Mill. --> offizielle Trennung von Kōmei-tō, 1970

Konsolidierungspolitik unter Ikeda: internationaler Maßstab, aber auch Persönlichkeitskult. 1991: Bruch mit Nichiren Shōshū. Wechselseitige Bezichtigungen, Exkommunikation. Nach der Trennung entwickelte Gakkai eigenen Klerus, v.a. für Begräbnisse von Mitglliedern. Historische Größen der europäischen Geschichte anstelle von Nichiren.

Persönlichkeitskult soll mit Ikeda enden.

Schisma von 1991

Nichiren-Fundamentalismus und westlicher Humanismus

buddhitsische Laienbewegung. Gegründet in den 1930er Jahren,


Mitgliederzahlen von über 8 Millionen werden von unabhängigen Beobachtern auf eine Zehnepotenz niedriger geschätzt (Mc Laughlin 2012, S. 270–71), dennoch die erfolgreichste neureligiöse Bewegung Japans.

Nichiren Shōshū 日蓮正宗

Nichiren Märtyrertum.

Traditionelle Praxis: tägl. Rezitation von Kapiteln des Lotus Sutras (Hōben, Juryō), daimoku, (dai)gohonzon.

missionierung (kōsen rufu ) shakubuku 折伏 (brechen und unterwerfen) vs shōju : „aggressive“ vs. „sanfte“, letzteres v.a. auf internat. Ebene betont.

mappō

Nichiren = Erscheinungsform Buddhas.

Moderne Organisationsstruktur:

Kōmeitō (heute offizielle getrennte Institutionen, aber Gakkai nach wie vor sehr aktiv bei pol. Werbung)

Zadankai (Diskussionsrunden in engeren Zirkeln) und Meetings in Kulturzentren (Vorträge)

keimō 啓蒙 („Aufklärung“, westl. Begriff) durch eien Menge eigener Publikationsorgane --> Medienimperium eigene Schulen Museen, Konzerte, ... eigene Flagge, Hymnen Spendensystem innerhalb von Mitgliedern; Bons (chiketto) für den Kauf in bestimmten Geschäften

"mirror mainstream society" --> "adjunct nation" (S. 276-77)

"Three Founders" (Makiguchi Tsunesaburo 1871-1944, Toda Jōsei 1900-1958, Ikeda Daisaku *1928), jeweils untersch. Akzente.

Makiguchi Lehrer aus Hokkaido -- Unterrichtsreform (1930, offizieller Beginn). Hinwendung zu Nichiren allerdings erst später.

Clash mit Staatsshinto nach 1940 (Ise kamifuda; S. 282). Makiguchi stirbt 1944 im Gefängnis. Damals ca. 5000 Mitglieder.

Toda in den 40er Jahren ebenfalls inhaftiert. Entwickelt eigene Erweckungslehre auf Basis seine Lektüre des Lotus Sutra.

1951 Start einer großangelegten Missionierungskampagne (Shakubuku Daikōshin). Simple karmische Versprechungen: Armut Strafe für schlechtes Karma, aber durch die Praxis des Lotus Sutra im nächsten Leben „fünf Cadillacs“ (S. 288)

Polarisierung durch aggressive Missionierung.

Honmon no kaidan, der Wahre Initiations-Alatar, ein utopisches Ziel Nichirens, das Toda ins Auge fasste.

1958, Todas Todesjahr, ca. 1 Mill. Anhänger.

  1. Laut McLaughlin (2012, S. 281) kam es allerdings erst ab 1937 zu regelmäßigen Treffen.
  2. Nach McLaughlin, S. 288.
  3. Bei seiner Wahl zum zweiten Präsidenten im Jahr 1951 stellte Toda sein ehrgeiziges Ziel vor, mindestens 750.000 zu bekehren. Sollte ihm das zu Lebzeiten nicht gelingen, wolle er auf alle buddhis·tischen Bestattung·sriten verzichten (McLaughlin, S. 289).