Geschichte/Bakumatsu: Unterschied zwischen den Versionen

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{{glossar: Yoshidashouin}} (1830–1859) ist der bekannteste Vertreter der west·japa·nischen ''sonnō jōi''-Bewe·gung. Er hatte einen beson·ders nach·haltigen Einfluss, da ein hoher Anteil von Politi·kern der Meiji-Zeit, ange·fangen von Premier {{glossar:Itouhirobumi}}, einst zu seinen Schülern gezählt hatten. Er starb aller·dings schon in jungen Jahren als poli·tischer Häftling des Shōgunats und wird daher auch als „Märty·rer der Meiji-Restau·ration“ be·zeich·net.  
 
{{glossar: Yoshidashouin}} (1830–1859) ist der bekannteste Vertreter der west·japa·nischen ''sonnō jōi''-Bewe·gung. Er hatte einen beson·ders nach·haltigen Einfluss, da ein hoher Anteil von Politi·kern der Meiji-Zeit, ange·fangen von Premier {{glossar:Itouhirobumi}}, einst zu seinen Schülern gezählt hatten. Er starb aller·dings schon in jungen Jahren als poli·tischer Häftling des Shōgunats und wird daher auch als „Märty·rer der Meiji-Restau·ration“ be·zeich·net.  
  
Shōin stammte aus Hagi, dem Zentrum des Daimyats {{g|Choushuu}} (heute Yamaguchi-ken) im äußers·ten Westen der Haupt·insel Honshū. Schon als Jugend·licher stu·dierte ''und lehrte'' er an einer Art Militär·aka·demie in Hagi, geriet aber auch unter den Einfluss von {{glossar:Sakumashouzan}}, der kon·fuzia·nische Studien mit west·licher Natur·wissen·schaft verband. 1854 (mit vier·und·zwanzig) fasste Shōin den Ent·schluss, heimlich auf Perrys Schif·fen nach Amerika zu reisen, um die westlichen Wissen·schaf·ten aus nächster Nähe kennen zu lernen. Nach·dem der Plan ver·eitelt wurde, ver·brachte Shōin die meiste Zeit seines restlichen Lebens unter Arrest. In Hagi bedeutete dies jedoch nicht, dass er auf Lehre und Studium ver·zich·ten musste, im Gegen·teil, er verwandelte seine Zelle – mit wohl·wollender Duldung des Landesfürsten – in eine Gelehrten·stube und begann einen rasch wachsenden Schülerkreis um sich zu scharen. Kaum in Freiheit, schmiedete er ein Mord-Komplott gegen Ii Naosuke (s.o.), das wiederum scheiterte und ihm weitere kom·for·table Gefängnis·aufenthalte in Hagi bescherte. Ii Naosuke verlangte jedoch im Zuge der „Säuberung der Ansei-Ära“ Shōins Auslieferung nach Edo, die mit der Hinrichtung Yoshida Shōins endete.  
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Shōin stammte aus Hagi, dem Zentrum des Daimyats {{g|Choushuu}} (heute Yamaguchi-ken) im äußers·ten Westen der Haupt·insel Honshū. Schon als Jugend·licher stu·dierte ''und lehrte'' er an einer Art Militär·aka·demie in Hagi, geriet aber auch unter den Einfluss von {{glossar:Sakumashouzan}}, der kon·fuzia·nische Studien mit west·licher Natur·wissen·schaft verband. 1854 (mit vier·und·zwanzig) fasste Shōin den Ent·schluss, heimlich auf Perrys Schif·fen nach Amerika zu reisen, um die westlichen Wissen·schaf·ten aus nächster Nähe kennen zu lernen. Nach·dem der Plan ver·eitelt wurde, ver·brachte Shōin die meiste Zeit seines restlichen Lebens unter Arrest. In Hagi bedeutete dies jedoch nicht, dass er auf Lehre und Studium ver·zich·ten musste, im Gegen·teil, er verwandelte seine Zelle – mit wohl·wollender Duldung des Landesfürsten – in eine Gelehrten·stube und begann einen rasch wachsenden Schülerkreis um sich zu scharen. Kaum in Freiheit, schmiedete er ein Mord-Komplott gegen einen Vertrauten von Ii Naosuke (s.o.), das wiederum scheiterte und ihm weitere kom·for·table Gefängnis·aufenthalte in Hagi bescherte. Ii Naosuke verlangte jedoch im Zuge der „Säuberung der Ansei-Ära“ Shōins Auslieferung nach Edo, die mit der Hinrichtung Yoshida Shōins endete.  
  
 
Trotz seines radikalen Anti-Ausländer Akti·vis·mus wirkt Shōin weniger fremden·feindlich als etwa die Mito-Schule, da er sich für eine Öffnung des Landes und eine Aus·einander·setzung mit der westlichen Kultur und Technik engagierte. Seine Haltung lässt sich mit den Slogans {{glossar: fukokukyouhei}} und {{glossar: wakonyousai}} beschreiben, die etwa zu dieser Zeit entstanden. In letzter Konsequenz nahm Shōin jedoch bereits den Kolonialismus des zwanzigsten Jahrhunderts vorweg, indem er das Ziel vorgab, sich westliche Techno·logien anzueignen, um selbst in der Lage zu sein, benachbarte Länder zu anek·tieren und zur Welt·macht aufzu·steigen.<!--
 
Trotz seines radikalen Anti-Ausländer Akti·vis·mus wirkt Shōin weniger fremden·feindlich als etwa die Mito-Schule, da er sich für eine Öffnung des Landes und eine Aus·einander·setzung mit der westlichen Kultur und Technik engagierte. Seine Haltung lässt sich mit den Slogans {{glossar: fukokukyouhei}} und {{glossar: wakonyousai}} beschreiben, die etwa zu dieser Zeit entstanden. In letzter Konsequenz nahm Shōin jedoch bereits den Kolonialismus des zwanzigsten Jahrhunderts vorweg, indem er das Ziel vorgab, sich westliche Techno·logien anzueignen, um selbst in der Lage zu sein, benachbarte Länder zu anek·tieren und zur Welt·macht aufzu·steigen.<!--

Version vom 29. September 2015, 20:33 Uhr

Bakumatsu-Zeit, 1853–1868 Aufbruch in eine neue Ära

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Unter

bakumatsu 幕末 (jap.)

Ende des Tokugawa-Shōgunats, 1853–1867; wtl. Ende der Zeltregierung (bakufu)

Geschichte

Der Begriff „bakumatsu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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versteht man die Spät·zeit des

Tokugawa 徳川 (jap.)

Kriegerdynastie, die während der Edo- oder Tokugawa-Zeit (1603–1867) das Amt des Militärmachthabers (Shōgun) inne hatte.

Der Begriff „Tokugawa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

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Shōgunats (

bakufu 幕府 (jap.)

wtl. „Zeltregierung“; Militärregierung, Shōgunat

Institution

Der Begriff „bakufu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Tengu no ran.jpg

), in der es nach einer Friedens·zeit von etwa 250 Jahren zum Verfall der staat·lichen Auto·rität und zu bürger·kriegs·artigen Un·ruhen kam. Struk·turelle Fak·toren (Ver·knöche·rung der Büro·kratie und des Steuer·wesens; unzeit·gemäßes Standes·system), ungüns·tige Klima·ver·ände·rungen (→ Ernte·rück·gang → Hungers·nöte), Erdbeben und Seuchen (durch Kontakt mit dem Ausland ausgelöst), aber vor allem die Bedro·hung durch den Westen er·zwan·gen das Ende der japa·nischen Isola·tions·politik und führten zur Schwächung der staat·lichen Auto·rität. Von den ver·schie·densten Seiten wurden Rufe nach gesell·schaft·licher Ver·änderung laut.

Perry 1854.jpg
1 Perrys Empfang in Japan, 1854
Im Gebiet des heutigen Yokohama, wo später auch die ersten Ausländerkolonien entstanden, treffen amerikanische Marine Offiziere unter Commodore Perry mit ihren japanischen Verhandlungspartnern zusammen. Das Bild beruht auf einem Aquarell von Wilhelm Heine (1827–1885), einem deutschen Künstler, der Perrys Mission als offizieller „Photograph“ begleitete.
Werk von Wilhelm Heine. Edo-Zeit, 1856. US Naval History & Heritage.

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Die Krisen·situation spitzte sich 1853 zu, als sich ein ameri·kanisches Geschwader unter Commodore Matthew Perry [Perry, Matthew (west.) 1794–1858; amerikanischer Admiral (Commodore), der 1853–1854 die Öffnung der japanischen Häfen für amerikanische Schiffe erwirkte] (1794–1858) unter Andro·hung militärischer Gewalt Zutritt zum Hafen von Uraga nahe

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar

verschaffte. Perry erzwang im Auf·trag der ameri·kani·schen Regierung Verhand·lungen, die den Ameri·kanern ein Handels- und Nieder·lassungs·recht in Japan ermög·lichen sollten. 1854 gewährte Japan dieses Recht aus Angst, andern·falls eine ähnliche Situation wie im teil·kolonia·lisierten China herauf·zube·schwören. England, Frankreich, Russland und die Nieder·lande erhielten bald ähn·liche Privi·legien. In den für Ausländer frei gege·benen Gebieten (Yokohama und Hirado) begannen die ersten Aus·länder·ghettos zu entstehen, Importe west·licher Produkte erregten allge·meines Interesse, führten aber auch zu Krisen der tradi·tionel·len Wirtschaft. Dies führte innen·politisch zu enormen Span·nungen und zu starken xeno·phoben Reaktionen, die den Nieder·gang des Shōgunats beschleu·nigten. Perry's Kanonen·boote, die soge·nannten „Schwarzen Schiffe“ (

kurobune 黒舟 (jap.)

„Schwarze Schiffe“; volkstümliche Bezeichnung für die amerikanischen Kanonenboote, die 1853 die Öffnung Japans erzwangen

Geschichte

Der Begriff „kurobune“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Kurobune.jpg

), wurden zum Synonym für ein bedroh·liches Ausland.

Kurobune.jpg
2 Perrys „Schwarze Schiffe“
Drei Schiffe des Geschwaders von US Commodore Matthew Perry bei seinem zweiten Besuch Japans, 1854. Perry war mit insgesamt neun Schiffen und etwa 1800 Mann Besatzung unterwegs. Im Vordergrund das Flaggschiff „Powhatan“ — der als kurobune bekannt gewordenen Schiffe — Amerikas dritter, brandneuer Schaufelraddampfer (1850). Das Bild stammt aus einer japanischen Querbildrolle auf der Grundlage von Zeichnungen von Hibata Ōsuke, der den Besuch der Amerikaner und ihre technischen Wunderwerke akribisch aufzeichnete.
Edo-Zeit, 1854. The British Museum.

Ab den 1860er Jahren kam es zu gehäuften militä·rischen Aus·einan·der·setzun·gen zwischen einzelnen Macht·blöcken in Japan. Auch Ausländer, die ja den Aus·löser dieser Konflikte dar·stellten, waren davon betroffen.1 Unab·hängig von ihrer ideo·logischen Position bemüh·ten sich alle Lager um mili·tärische Auf·rüstung, was unwei·gerlich zur Koope·ration mit west·lichen Mächten führte. Dies setzte eine Spirale der Moderni·sierung in Gang, die nach der poli·tischen Neuord·nung von 1868 mit wach·sender Beschleu·nigung fort·gesetzt wurde.

Die wichtigsten politischen Akteure

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  • Bakufu (Shōgunat), vertreten durch
Ii Naosuke 井伊直弼 (jap.)

1800–1860; Staatsmann des Bakufu; wegen pro-amerikanischer Politik ermordet

Der Begriff „Ii Naosuke“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Ii naosuke.jpg
(1815–1860), der die Ver·hand·lungen mit Amerikas Vertreter Townsend Harris (1858), die Perrys Initiative besiegelten, im Allein·gang abschloss. Auto·ritäre Haltung nach innen, kompromiss·bereit nach außen.
  • Nordosten (Daimyate wie
Mito 水戸 (jap.)

Fürstentum bzw. Stadt im Nordosten der Kantō-Ebene, heute Teil von Ibaraki-ken.

Ort

Der Begriff „Mito“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Tengu no ran.jpg

Geographische Lage

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Geographische Lage von Mito; s.a. Geo-Glossar

oder

Aizu-han 会津藩 (jap.)

Edo-zeitliches Daimyat in Nord-Japan, im Westen der heutigen Präfektur Fukushima

Ort

Der Begriff „Aizu-han“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Geographische Lage

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Geographische Lage von Aizu-han; s.a. Geo-Glossar

im Norden der Kantō-Region), vertreten durch Feudal·herren wie

Tokugawa Nariaki 徳川斉昭 (jap.)

1800–1860; Daimyō von Mito; Staatsmann; Vertreter der sonnō jōi-Ideologie

Der Begriff „Tokugawa Nariaki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Tokugawa nariaki.jpg
(1800–1860). Auto·ritäre Haltung nach innen, kompromiss·los nach außen.
  • Südwesten (Daimyate
Satsuma 薩摩 (jap.)

alte Provinz im Süden der Insel Kyūshū, in der Edo-Zeit Fürstentum (Daimyat), das sich weitgehend mit der heutigen Präfektur Kagoshima deckte.

Ort

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Satsuma; s.a. Geo-Glossar

in Kyūshū,

Chōshū 長州 (jap.)

auch Nagato; alte Provinz im Westen von Japans Hauptinsel Honshū, heute Teil von Yamaguchi-ken.

Ort

Der Begriff „Chōshū“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Chōshū; s.a. Geo-Glossar

in West-Honshū,

Tosa 土佐 (jap.)

ehem. Provinz auf der Insel Shikoku, heute Kōchi-ken

Ort

Der Begriff „Tosa“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Geographische Lage

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Geographische Lage von Tosa; s.a. Geo-Glossar
in Shikoku). Relativ frühe Kontakte mit dem Westen, bakufu-kritisch, reform·freudig. Die meisten soge·nannten Meiji-Oligarchen (politische Führer der Meiji-Zeit) stammen aus diesen Regionen. 
  • Kaiserlicher Hof (Kyōto), vertreten durch
Kōmei Tennō 孝明天皇 (jap.)

1831–1867; 121. Tennō Japans; (r. 1846–1867); letzter Tennō der Edo-Zeit, Vorgänger und Vater des Meiji Tennō

Der Begriff „Kōmei Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Tenno chikanobu1878 gr.jpg

(1831–1867) oder

Iwakura Tomomi 岩倉具視 (jap.)

1825–1883; Staatsmann der Meiji-Zeit; Leiter der Iwakura Mission Iwakura Shisetsudan, 1871–1873)

Der Begriff „Iwakura Tomomi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Meiji leaders.jpg
(1825–1883). In der Bakumatsu-Zeit kommt es dank der Tennō-loyalis·tischen Bewe·gungen zu einer Politi·sierung des kaiser·lichen Hofes. Ideolo·gisch gibt es eine starke Ver·bindung nach Mito (Tokugawa Noriaki), später auch nach Chōshū. Während Iwakura zu einem Prag·matiker wird und die Politik der frühen Meiji-Zeit aktiv mitgestaltet, bleibt die Mehr·zahl der politisch aktiven Höflinge in der Übergangs·zeit von Edo zu Meiji extrem tradi·tionalistisch und fremden·feindlich.  
Choshu samurai.jpg
3 Samurai der Bakumatsu-Zeit
Eine Gruppe junger Samurai bei militärischer Lagebesprechung (1864?). Einige in traditioneller Kleidung, andere teilweise in westlichen Uniformjacken. Der Photograph, Felice Beato, eröffnete 1863 eines der ersten Photostudios in Japan und erhielt schon vor 1868 die Möglichkeit, außerhalb der Ausländerghettos zu photographieren.
Werk von Felice Beato. Späte Edo-Zeit, 1860er Jahre. Wikimedia Commons.

Ideologische Lager

Politische Slogans

sonnō jōi 尊王攘夷 (jap.)

„Ehrt den Kaiser, verjagt die Barbaren“; anti-westlicher Slogan des 19. Jh.s (Zitat aus den Frühling- und Herbstannalen des Konfuzius)

Konzept

Der Begriff „sonnō jōi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Tengu no ran.jpg
  • Ii naosuke.jpg

, „Ehrt den Kaiser, ver·treibt die Bar·ba·ren!“

saisei itchi 祭政一致 (jap.)

Einheit von Ritus und Verwaltung bzw. von Religion und Staat

Konzept

Der Begriff „saisei itchi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Einheit von Ri·tus und Re·gie·rung“

fukoku kyōhei 富国強兵 (jap.)

„reiches Land, starkes Heer“; politischer Slogan des 19. Jh.s

Konzept

Der Begriff „fukoku kyōhei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Reiches Land, star·kes Heer“

wakon yōsai 和魂洋才 (jap.)

„Japanischer Geist, westliche Technik“; politischer Slogan der bakumatsu- und Meiji-Zeit

Konzept

Der Begriff „wakon yōsai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Japa·ni·scher Geist, west·liche Tech·nik“

bunmei kaika 文明開化 (jap.)

„Aufklärung und Öffnung“; Modernisierungs-Slogan des 19. Jh.s

Konzept

Der Begriff „bunmei kaika“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Aufklä·rung und Öff·nung“

Weitere Schlagworte
kokutai 国体 (jap.)

Nationalwesen, wtl. „Landeskörper“

Konzept

Der Begriff „kokutai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

, Landes·körper, Natio·nal·wesen

fukko shintō 復古神道 (jap.)

„Restauration des antiken Shintō“; Restaurations-Shintō

Schulrichtung

Der Begriff „fukko shintō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, Restau·ra·tions Shintō

karagokoro 唐心/漢意 (jap.)

„chinesischer Geist“; xenophober Begriff der kokugaku

Konzept

Der Begriff „karagokoro“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „chine·si·scher Geist“

yamato-damashii 大和魂 (jap.)

„japanischer Geist“; Japanertum; nationalistisches Schlagwort

Konzept

Der Begriff „yamato-damashii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

oder yamato-gokoro, „ja·pa·ni·scher Geist“
rangaku 蘭学 (jap.)

„Holland Studien“; in der Edo-Zeit: westliche Wissenschaft; der Namen erklärt sich aus der Tatsache, dass es im Edo-zeitlichen Japan den Holländern als einziger westlicher Nation gestattet war, Handelsverbindungen mit Japan zu unterhalten.

Schulrichtung

Der Begriff „rangaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Daruma kokan.jpg
  • Deshima 1790.jpg

, westliche Wis·sen·schaf·ten

Hirata-Schule

Die „Nationalen Studien“ (

kokugaku 国学 (jap.)

„Lehre des Landes“, Nationale Schule, Nativismus; in der Edo-Zeit entstandene Gelehrtentradition, die ihren Fokus auf das nationale Erbe Japans richtete

Schulrichtung

Der Begriff „kokugaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Taimenzu2.jpg
  • Keichu hokusai.jpg
  • Azumamaro hokusai.jpg
  • Atsutane.jpg

) erfreuten sich gegen Ende der Edo-Zeit insgesamt steigender Beliebt·heit, doch be·schränk·ten sich die meisten Ver·treter auf die Produk·tion von gelehrten Ab·hand·lungen, Gedichten und Romanen. Innerhalb der Schule des

Hirata Atsutane 平田篤胤 (jap.)

1776–1843; kokugaku-Gelehrter

Gelehrte Person

Der Begriff „Hirata Atsutane“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Taimenzu2.jpg
  • Atsutane.jpg
kam es jedoch zu einer starken Politi·sierung, die auf einen Sturz des Shōgunats und eine Regierung unter kaiser·licher Führung ausge·richtet war. 

Zu den Forderungen der Hirata-Schule zählte der Slogan

saisei itchi 祭政一致 (jap.)

Einheit von Ritus und Verwaltung bzw. von Religion und Staat

Konzept

Der Begriff „saisei itchi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Einheit von Ritus und Regie·rung“, also die poli·tische und religiöse Auto·rität geeint in der Person des Tennō. Als Werte·system schwebte Atsutane die religiöse Welt Japans vor jeglichem bud·dhis·tischen und chine·sischen Einfluss vor. Man sprach von der „Wieder·her·stel·lung des antiken Shintō“ (

fukko shintō 復古神道 (jap.)

„Restauration des antiken Shintō“; Restaurations-Shintō

Schulrichtung

Der Begriff „fukko shintō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), die in den ersten Jahren der Meiji-Zeit dann tatsächlich zu den poli·tischen Agenda der neuen Regierung zählte.

Wie schon

Motoori Norinaga 本居宣長 (jap.)

1730–1801; Shintō-Gelehrter der „nationalen Schule“ (kokugaku)

Gelehrte Person

Der Begriff „Motoori Norinaga“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Taimenzu2.jpg
  • Norinaga2.jpg
  • Kojikiden.jpg

ideali·sierte Hirata Atsutane den vor·geblich schlichten, reinen „japa·nischen Geist“ (

yamato-damashii 大和魂 (jap.)

„japanischer Geist“; Japanertum; nationalistisches Schlagwort

Konzept

Der Begriff „yamato-damashii“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

oder yamatogokoro), der ohne kompli·zierte Lehr·sätze spontan zu richtigen Ent·schei·dungen finden würde, im Kontrast zum „chine·sischen Geist“ (

karagokoro 唐心/漢意 (jap.)

„chinesischer Geist“; xenophober Begriff der kokugaku

Konzept

Der Begriff „karagokoro“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

), der mora·lische Ent·schei·dungen durch Bücher·wissen unnötig ver·kompli·zieren würde. Damit war eine Kritik am Konfu·zianis·mus und natürlich auch am Bud·dhis·mus verbunden.

Den größten Einfluss hatte die Hirata-Schule in „bürgerlichen“ und bäuer·lichen Kreisen sowie in der Welt der Shintō-Schreine. Hier konnte Hirata Atsutane seine Stellung festigen, indem er zeit·weise als Leiter der familien·eige·nen Shintō-Aka·demien der Priester·dynastien Yoshida und Shira·kawa fungierte. Unter seinem Adoptiv·sohn

Hirata Kanetane 平田鉄胤 (jap.)

1799–1880; Kokugaku-Gelehrter

Gelehrte Person

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wurde Atsutane zu einer alles über·ragen·den Gründer·figur stilisiert, während es gelang ein über·regio·nales Netzwerk an Schülern und Spon·soren aufzu·bauen. Zwischen Atsutanes Tod im Jahr 1843 und der Blüte-Zeit der Schule in der frühen Meiji-Zeit erhöhte sich die Anzahl zahlender Schüler von 500 auf über 4000.2

Späte Mito-Schule

Aisawa seishisai.jpg
4 Aizawa Seishisai
Der Mito-Gelehrte Aizawa Seishisai, 1782–1863.
19.Jhd. Bildquelle: Bakumatsu Guide, (bildbearbeitet).

Die Späte Mito-Schule hatte, im Gegen·satz zur Hirata-Schule, einen regionalen Kern in Mito, der Hauptstadt des Damyats Mito. Seit

Tokugawa Mitsukuni 徳川光圀 (jap.)

1628–1701; Daimyō von Mito, konfuzianischer Gelehrter und Historiker

Der Begriff „Tokugawa Mitsukuni“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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  • Mito komon.jpg

widmete sich die Gelehrten·tradition in Mito vornehmlich dem gigantischen Geschichts·werk

Dai Nihon-shi 大日本史 (jap.)

Gesamtdarstellung der japanischen Geschichte bis 1392 in 397 Bänden, verfasst zw. 1657 und 1906

Text, Geschichte

Der Begriff „Dai Nihon-shi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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  • Dainihonshi.jpg

. Doch auch in Mito kam es unter dem oben erwähnten Tokugawa Nariaki, einem Nach·fahren des Mitsukuni, zu einer starken Poli·tisierung. Der Mito-Gelehrte

Aizawa Seishisai 会沢正志斎 (jap.)

1782–1863; Gelehrter der Mito Schule; wichtiger Vertreter der sonnō jōi-Ideologie

Der Begriff „Aizawa Seishisai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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  • Aisawa seishisai.jpg

trug durch seine „Neuen Thesen“ (Shinron [Shinron (jap.) 新論 1825 von Aizawa Seishisai geschriebene Kollektion von Essays, welche sich unter anderem mit der Tokugawa Verteidigungspolitik auseinandersetzen], 1825) zur Ver·breitung des Slogans

sonnō jōi 尊王攘夷 (jap.)

„Ehrt den Kaiser, verjagt die Barbaren“; anti-westlicher Slogan des 19. Jh.s (Zitat aus den Frühling- und Herbstannalen des Konfuzius)

Konzept

Der Begriff „sonnō jōi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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  • Tengu no ran.jpg
  • Ii naosuke.jpg

(„Ehrt den Kaiser, vertreibt die Barbaren!“) bei, der besonders nach 1853/54 (Perry) in ganz Japan wider·hallte. Während die darin zum Aus·druck gebrachte, radikal fremden·feindliche Haltung nach der Meiji-Restau·ration (1868) rasch in den Hinter·grund trat, erfuhr ein weiterer, von Aizawa popula·risierter Terminus umso mehr Aktualität, nämlich

kokutai 国体 (jap.)

Nationalwesen, wtl. „Landeskörper“

Konzept

Der Begriff „kokutai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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(wtl. „Landes-Körper“). Damit war im Wesentlichen die spezifische, angeblich unver·gängliche Position des Tennō in der japanischen Geschichte und Kultur gemeint, doch erhielt der Terminus im Kontext des modernen Nationalismus verschiedene ideo·logische Schattierungen. 

Beide Begriffe stammen im übrigen aus kon·fuzia·nischen Klassikern. Daran zeigt sich bereits, dass die Mito-Schule nicht auf das Reservoir traditioneller kon·fuzianischer Werte verzichten wollte, auch wenn sie ebenso wie die Kokugaku den Bud·dhis·mus kritisierte und dem Shintō nahe stand. Die Mischung aus kon·fuzianischer Moral und nationalen Mythen, die in der Mito-Schule perfektioniert wurde, ist bis heute ein Marken·zeichen konservativ-nationalistischer Kreise in Japan.

Mit der Gründung einer neuen Akademie, dem

Kōdōkan 弘道館 (jap.)

Akademie der konfuzianischen Mito-Schule; wtl. Schule zur Verbreiterung des Weges; gegr. 1841 von Tokugawa Nariaki

Architektur

Der Begriff „Kōdōkan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Geographische Lage

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Geographische Lage von Kōdōkan; s.a. Geo-Glossar

(1841), wurden die politischen Visionen der späten Mito-Schule institu·tionalisiert und ver·drän·gten den histo·rio·graphi·schen Ansatz der frühen Zeit. Neben Aizawa etablierte sich auch

Fujita Tōko 藤田東湖 (jap.)

1806–1855; Gelehrter der Mito-Schule

Gelehrte Person

Der Begriff „Fujita Tōko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

als prononcierter Vertreter eines Tennō-zentrierten und zugleich kon·fuzianischen Natio·nalis·mus. 

In real·politischer Hinsicht unterschied sich die Mito-Ideologie allerdings auch insofern von der Hirata-Schule, als es nie um die Abschaffung des Shōgunats ging. Es sollte lediglich die Hierarchie zwischen Tennō und Shōgun symbolisch deutlicher zum Aus·druck gebracht werden. Tokugawa Nariaki sah darin explizit ein Mittel, um den Gedanken der Loya·lität zwischen Shōgun und Krieger·kaste auch innerhalb des Verbandes der Daimyō wieder stärker zu akzentuieren. Im übrigen versuchte er, durch politische Pakte mit dem Kaiser·hof seine eigene Position inner·halb des Tokugawa Sippen·verbandes zu stärken.

Tengu no ran.jpg
5 Mito Kämpfer unter dem Banner sonnō jōi
Aufständische Vassallen von Mito in einer militärischen Konfrontation mit den Truppen des bakufu, die als Aufstand der Tengu-Partei (tengu-tō no ran, 1864–65) in die Geschichte einging. Auf ihrem Banner haben die Tennō-treuen Mito-Kämpfer den Wahlspruch sonnō jōi, „Ehrt den Kaiser, verjagt die Barbaren“, angebracht. In diesem Fall kämpfte aber selbst das Fürstenhaus von Mito auf der Seite des Shōgunats gegen die eigenen Vasallen.
Werk von Utagawa Kuniteru (1808–1876). Späte Edo-Zeit. Wikimedia Commons.

Nicht nur ideologisch, sondern auch mili·tärisch zählten Nariaki und seine Vasallen aus Mito zu den schlag·kräftigsten Ver·tretern der sonnō jōi Bewegung. Empört über die aus ihrer Sicht über·eilten Verträge mit den West·mächten gelang es einigen Mito Samurai den politischen Haupt·verantwortlichen, Ii Naosuke, 1860 zu ermorden. Nariaki wurde darauf·hin zum wiederholten Male aus der Hauptstadt Edo in seine Provinz verbannt, wo er im gleichen Jahr eines natür·lichen Todes starb, doch ansonsten fiel die Reaktion des Bakufu ver·hältnis·mäßig milde aus und der politische Einfluss Mitos nahm zu.

1866 sollten Nariakis real·poli·tische Ziele schließlich Realität werden, als sein Sohn

Tokugawa Yoshinobu 徳川慶喜 (jap.)

1837–1913; letzter Tokugawa-Shōgun aus der Linie der Mito Tokugawa; (r. 1866–1867); auch Tokugawa Keiki

Der Begriff „Tokugawa Yoshinobu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

(auch: Keiki) zum neuen Shōgun gekürt wurde. Doch wurde seine Regierung nach kaum einem Jahr durch den Putsch Tennō-loyaler Truppen aus West-Japan beendet. Während eine Art Kompromiss zwischen Bakufu und Tennō-Restau·ration für kurze Zeit möglich schien, kam es 1868 schließlich doch zu einem kurzen, aber heftigen Bürger·krieg, in dem sich die Mito-Anhänger als Feinde des Tennō wieder·fanden. In der Meiji-Zeit wurde die Mito-Schule allerdings schon bald wieder reha·bili·tiert.

Reform-Ideologen

Der Westen Japans wurde traditionell von Familien be·herrscht, die die Tokugawa zu den tozama daimyō [tozama daimyō (jap.) 外様大名 Gruppe von Daimyō die erst nach der Schlacht von Sekigahara zu Vasallen von Tokugawa Ieyasu wurden; ehemalige Gegner der Tokugawa Shōgune] zählten. Es waren dies wörtlich „entfernte Landesfürsten“, deren Vorfahren einst gegen die Tokugawa gekämpft hatten. Sie waren daher politisch isoliert, doch dank der Nähe zum Kontinent und der damit verbundenen Kontrolle von Handels·routen gelang es ihnen in der Bakumatsu-Zeit, die wirtschaftlichen Probleme des Landes besser zu meistern als andere Regionen.

Ähnlich wie Mito etablierten auch die westlichen Daimyate regionale Akademien, in denen allerdings auch „holländische Studien“ (

rangaku 蘭学 (jap.)

„Holland Studien“; in der Edo-Zeit: westliche Wissenschaft; der Namen erklärt sich aus der Tatsache, dass es im Edo-zeitlichen Japan den Holländern als einziger westlicher Nation gestattet war, Handelsverbindungen mit Japan zu unterhalten.

Schulrichtung

Der Begriff „rangaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

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) gelehrt wurden. Darunter verstand man sämtliche aus Europa und Amerika stammende Wissens·gebiete, im besonderen aus dem naturwissen·schaftlichen Bereich. Diese Studien wurden vor allem in Hinblick auf die Modernisierung des Militärs voran getrieben. Die größere Offen·heit gegenüber westlichen Techno·logien dürfte wohl auch der Grund dafür gewesen sein, warum sich Truppen aus West-Japan schließlich in der Meiji-Restauration durchsetzen konnten.

Ideologisch waren aber auch die meisten Intel·lektuellen aus West-Japan durch den sonnō jōi Slogan geprägt. Auch im Lager der Reformer oder Moder·nisie·rer sah man also die Wieder·herstellung der kaiserlichen Auto·rität und den Hinauswurf der West·mächte als oberstes Ziel an. Der Unterschied lag in der Wahl der Mittel bzw. in der Bereitschaft, vom westlichen Feind zu lernen.

Yoshida Shōin

Yoshida shoin.jpg
6 Yoshida Shōin
Der politische Reformer und Wegbereiter der Meiji Restauration Yoshida Shōin.
National Diet Library, Tōkyō.
Yoshida Shōin 吉田松陰 (jap.)

1830–1859; Gelehrter der westlichen Wissenschaften; Aktivist der sonnō jōi-Ideologie

Gelehrte Person

Der Begriff „Yoshida Shōin“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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(1830–1859) ist der bekannteste Vertreter der west·japa·nischen sonnō jōi-Bewe·gung. Er hatte einen beson·ders nach·haltigen Einfluss, da ein hoher Anteil von Politi·kern der Meiji-Zeit, ange·fangen von Premier

Itō Hirobumi 伊藤博文 (jap.)

1841–1909; Staatsmann; Premierminister der Meiji-Zeit

Der Begriff „Itō Hirobumi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, einst zu seinen Schülern gezählt hatten. Er starb aller·dings schon in jungen Jahren als poli·tischer Häftling des Shōgunats und wird daher auch als „Märty·rer der Meiji-Restau·ration“ be·zeich·net.

Shōin stammte aus Hagi, dem Zentrum des Daimyats Chōshū [Chōshū (jap.) 長州 auch Nagato; alte Provinz im Westen von Japans Hauptinsel Honshū, heute Teil von Yamaguchi-ken.] (heute Yamaguchi-ken) im äußers·ten Westen der Haupt·insel Honshū. Schon als Jugend·licher stu·dierte und lehrte er an einer Art Militär·aka·demie in Hagi, geriet aber auch unter den Einfluss von

Sakuma Shōzan 佐久間象山 (jap.)

1811–1864; Gelehrter des Konfuzianismus, des Militärwesens und der Rangaku (westliche Wissenschaften)

Gelehrte Person

Der Begriff „Sakuma Shōzan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, der kon·fuzia·nische Studien mit west·licher Natur·wissen·schaft verband. 1854 (mit vier·und·zwanzig) fasste Shōin den Ent·schluss, heimlich auf Perrys Schif·fen nach Amerika zu reisen, um die westlichen Wissen·schaf·ten aus nächster Nähe kennen zu lernen. Nach·dem der Plan ver·eitelt wurde, ver·brachte Shōin die meiste Zeit seines restlichen Lebens unter Arrest. In Hagi bedeutete dies jedoch nicht, dass er auf Lehre und Studium ver·zich·ten musste, im Gegen·teil, er verwandelte seine Zelle – mit wohl·wollender Duldung des Landesfürsten – in eine Gelehrten·stube und begann einen rasch wachsenden Schülerkreis um sich zu scharen. Kaum in Freiheit, schmiedete er ein Mord-Komplott gegen einen Vertrauten von Ii Naosuke (s.o.), das wiederum scheiterte und ihm weitere kom·for·table Gefängnis·aufenthalte in Hagi bescherte. Ii Naosuke verlangte jedoch im Zuge der „Säuberung der Ansei-Ära“ Shōins Auslieferung nach Edo, die mit der Hinrichtung Yoshida Shōins endete.

Trotz seines radikalen Anti-Ausländer Akti·vis·mus wirkt Shōin weniger fremden·feindlich als etwa die Mito-Schule, da er sich für eine Öffnung des Landes und eine Aus·einander·setzung mit der westlichen Kultur und Technik engagierte. Seine Haltung lässt sich mit den Slogans

fukoku kyōhei 富国強兵 (jap.)

„reiches Land, starkes Heer“; politischer Slogan des 19. Jh.s

Konzept

Der Begriff „fukoku kyōhei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

und

wakon yōsai 和魂洋才 (jap.)

„Japanischer Geist, westliche Technik“; politischer Slogan der bakumatsu- und Meiji-Zeit

Konzept

Der Begriff „wakon yōsai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

beschreiben, die etwa zu dieser Zeit entstanden. In letzter Konsequenz nahm Shōin jedoch bereits den Kolonialismus des zwanzigsten Jahrhunderts vorweg, indem er das Ziel vorgab, sich westliche Techno·logien anzueignen, um selbst in der Lage zu sein, benachbarte Länder zu anek·tieren und zur Welt·macht aufzu·steigen.3

Shōin akzentuierte also die reformistischen Aspekte der sonnō jōi Ideologie, die vor und während des Um·schwungs von 1868 tatsächlich Gestalt annahmen:

  • Tennō-Zentrismus (sonnō) als Mittel der Zentralisierung von staatlicher Gewalt und
  • Maßnahmen gegen den Westen (jōi) auf der Grund·lage eines genauen Studiums der „Barbaren“.

Unter seinen Schülern gab es sicher einige, die das später aufkommenden Schlag·wort

bunmei kaika 文明開化 (jap.)

„Aufklärung und Öffnung“; Modernisierungs-Slogan des 19. Jh.s

Konzept

Der Begriff „bunmei kaika“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

, „Aufklärung und Öffnung“, so breit interpretierten, dass es zur Gering·schätzung eigener Traditionen und Bräuche kam. Diese Identi·fikation mit einer als höher und mächtiger empfundenen Kultur war bei Shōin sicher noch nicht absehbar. Doch insgesamt folgte die Meiji-Politik in erstaunlich hohem Maß den Leit·linien, die Yoshida Shōin nicht nur in seinen Schriften, sondern auch in seinem politischen Aktivismus vorgegeben hatte.

Gesellschaftliche Veränderungen

In territorialer Hinsicht lassen sich die Ereignisse zwischen 1853 und 1868, die letzt·lich zur

Meiji 明治 (jap.)

posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt

Der Begriff „Meiji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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-Restau·ration führten, auch als eine Art inner·japani·scher Ost-West Konflikt darstellen. Der Osten war die Domäne der Tokugawa, gegen die sich im Laufe der Edo-Zeit eine neue Oppo·sition formiert hatte. Der kaiser·liche Hof stellte so etwas ein Pfand dar, das den Sieger im Aus·tausch gegen die Wahrung seines zere·moniel·len Prestiges in jedem Fall legiti·mieren würde. Das west·liche Lager konnte sich zwar leichter für eine neue Herr·schafts·form im Namen des Tennō begeis·tern, war aber zunächst noch gespalten. Erst als sich die mäch·tigsten Daimyō (Mori und Shimazu) zu einer Allianz zu·sammen·schlossen, gelang es, das Bakufu, das schluss·endlich vom Nordosten mili·tärisch unter·stützt wurde, zu stürzen. Nach der formalen Ange·lobung der neuen Regierung durch

Meiji Tennō 明治天皇 (jap.)

1852–1912; 122. japanischer Kaiser (r. 1867–1912); Namensgeber und politische Symbolfigur der Meiji-Zeit; Eigenname: Mutsuhito

Der Begriff „Meiji Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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im 4. Monat 1868 dauerte es aber noch ein ganzes Jahr, bis die letzten Truppen aus Edo, Mito und Aizu, die sich zuletzt in Hokkaidō ver·schanzten, mili·tärisch unter·worfen werden konnten (

Bōshin Sensō 戊辰戦争 (jap.)

Bōshin-Krieg (1868–1869); Bürgerkrieg zwischen Tennō-Loyalisten und Shōgunatstruppen am Beginn der Meiji-Zeit. Bōshin bezeichnet das Jahr 1868

Ereignis, Geschichte

Der Begriff „Bōshin Sensō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

-Krieg).

Soziologisch gesehen führten die Ereignisse der Bakumatsu-Zeit zum Auf·stieg neuer Schichten. Die Daimyō-Dynastien des Krieger·adels traten in den Hinter·grund, junge, ehrgeizige Vertreter des niederen Samurai-Standes übernahmen im Namen des Tennō die politische Führung. In der Meiji-Zeit regierte zunächst eine Allianz von Hof·adeligen (

kuge 公家 (jap.)

Hofadel; die führenden höfischen Familien

Der Begriff „kuge“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) und ehemaligen Vasallen der westlichen Daimyō. Diese ersetzten die alten Rang·sys·teme des Hof- und Kriegeradels durch neue, an Europa angelehnte Titel (Fürst, Graf, Baron...) und bildeten auf diese Weise eine neue Aristokratie, der nun auch der Geld·adel angehörte und die die Gesellschaft bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs dominierte. Dies erklärt wahrscheinlich auch, warum die alten Klan·rivali·täten, die das politische Geschehen die ganze Edo-Zeit hindurch bestimmt hatten, in der Meiji-Zeit so rasch beseitigt werden konnten.

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7 Ee ja nai ka Volkstänze als Ausdruck von yonaoshi, 1867
Die im Titel angesprochenen Erntedank-Tänze (hōnen odori) werden hier von Alltags-Figuren ausgeführt wie Bauern, Freudenmädchen oder fahrenden Nonnen, dazwischen mischen sich aber auch Götter wie Ebisu, Shōki oder Uhō Dōji. Das Bild ist eigentlich ein Kalender, auf dem verschiedene Kalenderdaten für das Jahr Keiō 4 (1868) eingeschrieben sind. Die zwölf tanzenden Figuren sind wohl auch die zwölf Monate, angedeutet durch die Zwölf Tierkreiszeichen (jūni shi).

Dabei ließ sich der Künstler offenbar von den Umzügen inspirieren, die ab Mitte 1867 in vielen Landesteilen spontan um sich griffen. Diese sind nach dem Refrain der Gesänge, die dabei gesungen wurden, als ee ja nai ka („ist doch gut so“ oder „was ist schon dabei“) Umzüge bekannt. Auslöser waren z.T. auch Gerüchte von mysteriösen Geldregen, die sich insbesondere während der Pilgerfahrten nach Ise ereigneten.

Dass sich im kommenden Jahr 1868 ein politischer Umschwung ereignen würde, war dem Künstler natürlich nicht bewusst, doch deutet sich in dem hektischen Treiben die aufgeladene Stimmung unter der allgemeinen Bevölkerung in den Jahren 1867 und 1868 an. Diese Stimmung scheint auf dem Bild durch die Münzen hervorgerufen zu werden, die von der drachenreitenden Gestalt in der linken oberen Bildecke in die Menge geworfen werden. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um Amaterasu, die Hauptgottheit des Ise Schreins.
Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Edo-Zeit, 1867. National Diet Library, Tōkyō.

Die Schnelligkeit und scheinbare Leichtigkeit dieser Verän·derun·gen war vor allem zwei Faktoren geschuldet: Dem Druck von außen (Gefahr der Kolonialisierung), den man sicher zu recht als reale Gefahr ansah, und dem Druck „von unten“, in Form von Bauern·auf·ständen und milliennaristischen Bewegungen, die eine unspezifische, aber durchaus machtvolle Sehnsucht nach „Welt·erneuerung“ (

yonaoshi 世直し (jap.)

Welterneuerung; „Weltsanierung“; gesamtgesellschaftliche Umwälzung

Konzept

Der Begriff „yonaoshi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

) zum Ausdruck brachten. In dieser Situation war den politischen Eliten offenbar bewusst, dass eine Fortsetzung des gesell·schaft·lichen Still·stands den Untergang der nationalen Souveränität und/oder flächendeckende Volks·aufstände bedeutet hätte und dass ein Systemwandel daher unumgänglich war. Dieser Eindruck ergibt sich jedenfalls angesichts der relativ hohen Kompro·miss- und Reform·bereit·schaft der oben skizzierten Lager. Auf persönlicher Ebene sah die Sache allerdings anders aus: Kaum eine politisch exponierte Persön·lich·keit dieser Tage starb eines natür·lichen Todes, Attentate, Meuchel·morde und spekta·kuläre

seppuku 切腹 (jap.)

ritueller Selbstmord durch Bauchschnitt; „Harakiri“

Ritus

Der Begriff „seppuku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

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 standen auf der Tages·ordnung. Daran sollte sich auch nach dem Umsturz von 1868 nur wenig ändern.  

Die Bakumatsu-Zeit war also auch eine Zeit des Klassen·kampfes, der eine mit der franzö·sischen Revo·lution vergleich·bare Um·schich·tung der Gesell·schafts·struktur mit sich brachte. All dies geschah allerdings auf der Grund·lage der sonnō-Ideo·logie, die eine Rückkehr zu einer ideali·sierten Tennō-Herrschaft versprach und sämt·liche Ver·ände·rungen unter dem Mantel der loyalen Pflicht·erfüllung gegen·über Kaiser und Vaterland recht·fertigte.

Verweise

Fußnoten

  1. Der Höhe·punkt ausländer·feindlicher Aktionen fällt in das Jahr 1863, als Kōmei Tennō ohne Rücksprache mit dem Bakufu den „Befehl zur Vertreibung der Barbaren“ erließ. Dieser Befehl wurde zwar auf Druck des Bakufu zurück genommen, von den Daimyō in Chōshū (West-Japan) allerdings dennoch befolgt. Vereinzelte Angriffe auf west·liche Schiffe in der Meerenge von Shimonoseki führten zu einer Serie von See·schlachten um diese wichtige Passage, in denen das Daimyat Chōshū einer Allianz westlicher Flotten·verbände gegen·überstand und sich 1864 geschlagen geben musste. Dies führte zu einer vorüber·gehenden Stärkung des Shōgunats.
  2. Wachutka 2013, S. 4.
  3. „[Wir müssen] die Mandschurei besetzen und Russland bedrohen, Korea unter·werfen und uns China zuwenden, die Süd·inseln in Besitz nehmen und Indien angreifen.“ Brief an Yamada Raiki, 1856, zitiert nach Dumoulin 1939. Heinrich Dumoulins Aufsatz ist im übrigen ein gutes Beispiel für die kritik·lose Ver·herr·lichung von Shōins Patrio·tismus durch einen füh·ren·den deutschen Japanologen der Zwischen·kriegszeit.

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Nov. 2014

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Aizawa Seishisai, Preprandial Chat. (History of Japanese Education Translation Series 2.) Bloomington: Indiana University, 2000. (Online.) [Ü. Todd Munson; originale Publikation: Taishoku kanwa, 1841.]
Heinrich Dumoulin, „Yoshida Shôin (1830–1859): Ein Beitrag zum Verständnis der geistigen Quellen der Meijierneuerung“. Monumenta Nipponica 1:2 (1939), 350–77.
Matthew V. Lamberti, „Tokugawa Nariaki and The Japanese Imperial Institution: 1853–1858“. Harvard Journal of Asiatic Studies 32 (1972), 97–123.
Umihara Tōru, Yoshida Shōin and Shōka Sonjuku: The True Spirit of Education. (History of Japanese Education Translation Series 1.) Bloomington: Indiana University, 1999. (Online.) [Ü. Charles Andrews.]
Michael Wachutka, Kokugaku in Meiji-period Japan: The Modern Transformation of ‘National Learning’ and the Formation of Scholarly Societies. Leiden, Boston: Global Oriental, 2013.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Perry 1854.jpg
    Im Gebiet des heutigen Yokohama, wo später auch die ersten Ausländerkolonien entstanden, treffen amerikanische Marine Offiziere unter Commodore Perry mit ihren japanischen Verhandlungspartnern zusammen. Das Bild beruht auf einem Aquarell von Wilhelm Heine (1827–1885), einem deutschen Künstler, der Perrys Mission als offizieller „Photograph“ begleitete.
    Werk von Wilhelm Heine. Edo-Zeit, 1856. US Naval History & Heritage.
  2. ^ 
    Kurobune.jpg
    Drei Schiffe des Geschwaders von US Commodore Matthew Perry bei seinem zweiten Besuch Japans, 1854. Perry war mit insgesamt neun Schiffen und etwa 1800 Mann Besatzung unterwegs. Im Vordergrund das Flaggschiff „Powhatan“ — der als kurobune bekannt gewordenen Schiffe — Amerikas dritter, brandneuer Schaufelraddampfer (1850). Das Bild stammt aus einer japanischen Querbildrolle auf der Grundlage von Zeichnungen von Hibata Ōsuke, der den Besuch der Amerikaner und ihre technischen Wunderwerke akribisch aufzeichnete.
    Edo-Zeit, 1854. The British Museum.
  3. ^ 
    Choshu samurai.jpg
    Eine Gruppe junger Samurai bei militärischer Lagebesprechung (1864?). Einige in traditioneller Kleidung, andere teilweise in westlichen Uniformjacken. Der Photograph, Felice Beato, eröffnete 1863 eines der ersten Photostudios in Japan und erhielt schon vor 1868 die Möglichkeit, außerhalb der Ausländerghettos zu photographieren.
    Werk von Felice Beato. Späte Edo-Zeit, 1860er Jahre. Wikimedia Commons.
  4. ^ 
    Aisawa seishisai.jpg
    Der Mito-Gelehrte Aizawa Seishisai, 1782–1863.
    19.Jhd. Bildquelle: Bakumatsu Guide, (bildbearbeitet).
  1. ^ 
    Tengu no ran.jpg
    Aufständische Vassallen von Mito in einer militärischen Konfrontation mit den Truppen des bakufu, die als Aufstand der Tengu-Partei (tengu-tō no ran, 1864–65) in die Geschichte einging. Auf ihrem Banner haben die Tennō-treuen Mito-Kämpfer den Wahlspruch sonnō jōi, „Ehrt den Kaiser, verjagt die Barbaren“, angebracht. In diesem Fall kämpfte aber selbst das Fürstenhaus von Mito auf der Seite des Shōgunats gegen die eigenen Vasallen.
    Werk von Utagawa Kuniteru (1808–1876). Späte Edo-Zeit. Wikimedia Commons.
  2. ^ 
    Yoshida shoin.jpg
    Der politische Reformer und Wegbereiter der Meiji Restauration Yoshida Shōin.
    National Diet Library, Tōkyō.
  3. ^ 
    Eejanaika kyosai.jpg
    Die im Titel angesprochenen Erntedank-Tänze (hōnen odori) werden hier von Alltags-Figuren ausgeführt wie Bauern, Freudenmädchen oder fahrenden Nonnen, dazwischen mischen sich aber auch Götter wie Ebisu, Shōki oder Uhō Dōji. Das Bild ist eigentlich ein Kalender, auf dem verschiedene Kalenderdaten für das Jahr Keiō 4 (1868) eingeschrieben sind. Die zwölf tanzenden Figuren sind wohl auch die zwölf Monate, angedeutet durch die Zwölf Tierkreiszeichen (jūni shi).

    Dabei ließ sich der Künstler offenbar von den Umzügen inspirieren, die ab Mitte 1867 in vielen Landesteilen spontan um sich griffen. Diese sind nach dem Refrain der Gesänge, die dabei gesungen wurden, als ee ja nai ka („ist doch gut so“ oder „was ist schon dabei“) Umzüge bekannt. Auslöser waren z.T. auch Gerüchte von mysteriösen Geldregen, die sich insbesondere während der Pilgerfahrten nach Ise ereigneten.

    Dass sich im kommenden Jahr 1868 ein politischer Umschwung ereignen würde, war dem Künstler natürlich nicht bewusst, doch deutet sich in dem hektischen Treiben die aufgeladene Stimmung unter der allgemeinen Bevölkerung in den Jahren 1867 und 1868 an. Diese Stimmung scheint auf dem Bild durch die Münzen hervorgerufen zu werden, die von der drachenreitenden Gestalt in der linken oberen Bildecke in die Menge geworfen werden. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um Amaterasu, die Hauptgottheit des Ise Schreins.
    Werk von Kawanabe Kyōsai (1831–1889). Edo-Zeit, 1867. National Diet Library, Tōkyō.


Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Aizawa Seishisai 会沢正志斎 ^ 1782–1863; Gelehrter der Mito Schule; wichtiger Vertreter der sonnō jōi-Ideologie
  • Aizu-han 会津藩 ^ Edo-zeitliches Daimyat in Nord-Japan, im Westen der heutigen Präfektur Fukushima
  • Ansei 安政 ^ jap. Äranamen, 1855–1860, bekannt für besonders strenge Verfolgung von Oppositionellen (Ansei-Säuberungen, 1858–1859)
  • bakufu 幕府 ^ wtl. „Zeltregierung“; Militärregierung, Shōgunat
  • bakumatsu 幕末 ^ Ende des Tokugawa-Shōgunats, 1853–1867; wtl. Ende der Zeltregierung (bakufu)
  • Bōshin Sensō 戊辰戦争 ^ Bōshin-Krieg (1868–1869); Bürgerkrieg zwischen Tennō-Loyalisten und Shōgunatstruppen am Beginn der Meiji-Zeit. Bōshin bezeichnet das Jahr 1868
  • bunmei kaika 文明開化 ^ „Aufklärung und Öffnung“; Modernisierungs-Slogan des 19. Jh.s
  • Chōshū 長州 ^ auch Nagato; alte Provinz im Westen von Japans Hauptinsel Honshū, heute Teil von Yamaguchi-ken.
  • Dai Nihon-shi 大日本史 ^ Gesamtdarstellung der japanischen Geschichte bis 1392 in 397 Bänden, verfasst zw. 1657 und 1906
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • Fujita Tōko 藤田東湖 ^ 1806–1855; Gelehrter der Mito-Schule
  • fukko shintō 復古神道 ^ „Restauration des antiken Shintō“; Restaurations-Shintō
  • fukoku kyōhei 富国強兵 ^ „reiches Land, starkes Heer“; politischer Slogan des 19. Jh.s
  • han^ lokales Feudalfürstentum, Spätmittelalter bis Edo-Zeit; auch Daimyat (Lehen eines Daimyō)
  • Harris, Townsend (west.) ^ 1804–1878; erster Konsul der Vereinigten Staaten in Japan
  • Hirado-shi 平戸市 ^ Stadt in der Präfektur Nagasaki
  • Hirata Atsutane 平田篤胤 ^ 1776–1843; kokugaku-Gelehrter
  • Hirata Kanetane 平田鉄胤 ^ 1799–1880; Kokugaku-Gelehrter
  • Ii Naosuke 井伊直弼 ^ 1800–1860; Staatsmann des Bakufu; wegen pro-amerikanischer Politik ermordet
  • Itō Hirobumi 伊藤博文 ^ 1841–1909; Staatsmann; Premierminister der Meiji-Zeit
  • Iwakura Tomomi 岩倉具視 ^ 1825–1883; Staatsmann der Meiji-Zeit; Leiter der Iwakura Mission Iwakura Shisetsudan, 1871–1873)
  • jukyō 儒教 ^ Konfuzianismus, Lehre des Konfuzius (Kong Zi oder Kong Fuzi); wtl. Lehre der Gelehrten
  • karagokoro 唐心/漢意 ^ „chinesischer Geist“; xenophober Begriff der kokugaku
  • kokugaku 国学 ^ „Lehre des Landes“, Nationale Schule, Nativismus; in der Edo-Zeit entstandene Gelehrtentradition, die ihren Fokus auf das nationale Erbe Japans richtete
  • kokutai 国体 ^ Nationalwesen, wtl. „Landeskörper“
  • Kōdōkan 弘道館 ^ Akademie der konfuzianischen Mito-Schule; wtl. Schule zur Verbreiterung des Weges; gegr. 1841 von Tokugawa Nariaki
  • Kōmei Tennō 孝明天皇 ^ 1831–1867; 121. Tennō Japans; (r. 1846–1867); letzter Tennō der Edo-Zeit, Vorgänger und Vater des Meiji Tennō
  • kuge 公家 ^ Hofadel; die führenden höfischen Familien
  • kurobune 黒舟 ^ „Schwarze Schiffe“; volkstümliche Bezeichnung für die amerikanischen Kanonenboote, die 1853 die Öffnung Japans erzwangen
  • Meiji 明治 ^ posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt
  • Meiji Tennō 明治天皇 ^ 1852–1912; 122. japanischer Kaiser (r. 1867–1912); Namensgeber und politische Symbolfigur der Meiji-Zeit; Eigenname: Mutsuhito
  • Mito 水戸 ^ Fürstentum bzw. Stadt im Nordosten der Kantō-Ebene, heute Teil von Ibaraki-ken.
  • Motoori Norinaga 本居宣長 ^ 1730–1801; Shintō-Gelehrter der „nationalen Schule“ (kokugaku)
  • Mōri-shi 毛利氏 ^ einflussreicher Daimyō-Klan seit der Sengoku Jidai, in der Edo-Zeit Daimyō von Chōshū im Westen von Honshū
  • Perry, Matthew (west.) ^ 1794–1858; amerikanischer Admiral (Commodore), der 1853–1854 die Öffnung der japanischen Häfen für amerikanische Schiffe erwirkte
  • rangaku 蘭学 ^ „Holland Studien“; in der Edo-Zeit: westliche Wissenschaft; der Namen erklärt sich aus der Tatsache, dass es im Edo-zeitlichen Japan den Holländern als einziger westlicher Nation gestattet war, Handelsverbindungen mit Japan zu unterhalten.
  • saisei itchi 祭政一致 ^ Einheit von Ritus und Verwaltung bzw. von Religion und Staat
  • Sakuma Shōzan 佐久間象山 ^ 1811–1864; Gelehrter des Konfuzianismus, des Militärwesens und der Rangaku (westliche Wissenschaften)
  • Satsuma 薩摩 ^ alte Provinz im Süden der Insel Kyūshū, in der Edo-Zeit Fürstentum (Daimyat), das sich weitgehend mit der heutigen Präfektur Kagoshima deckte.
  • seppuku 切腹 ^ ritueller Selbstmord durch Bauchschnitt; „Harakiri“
  • Shimazu-shi 島津氏 ^ einflussreicher Daimyō-Klan in Satsuma, Kyūshū (heute Kagoshima-ken)
  • Shinron 新論 ^ 1825 von Aizawa Seishisai geschriebene Kollektion von Essays, welche sich unter anderem mit der Tokugawa Verteidigungspolitik auseinandersetzen
  • Shirakawa-ke 白川家 ^ Priesterfamilie, die traditionellerweise das oberste Amt (haku) des höfischen Götteramts (Jingi-kan) innehatte und in der Edo-Zeit zusammen mit den konkurrierenden Yoshida die oberste Instanz der Shinto-Priester darstellte
  • sonnō jōi 尊王攘夷 ^ „Ehrt den Kaiser, verjagt die Barbaren“; anti-westlicher Slogan des 19. Jh.s (Zitat aus den Frühling- und Herbstannalen des Konfuzius)
  • Tokugawa 徳川 ^ Kriegerdynastie, die während der Edo- oder Tokugawa-Zeit (1603–1867) das Amt des Militärmachthabers (Shōgun) inne hatte.
  • Tokugawa Mitsukuni 徳川光圀 ^ 1628–1701; Daimyō von Mito, konfuzianischer Gelehrter und Historiker
  • Tokugawa Nariaki 徳川斉昭 ^ 1800–1860; Daimyō von Mito; Staatsmann; Vertreter der sonnō jōi-Ideologie
  • Tokugawa Yoshinobu 徳川慶喜 ^ 1837–1913; letzter Tokugawa-Shōgun aus der Linie der Mito Tokugawa; (r. 1866–1867); auch Tokugawa Keiki
  • Tosa 土佐 ^ ehem. Provinz auf der Insel Shikoku, heute Kōchi-ken
  • tozama daimyō 外様大名 ^ Gruppe von Daimyō die erst nach der Schlacht von Sekigahara zu Vasallen von Tokugawa Ieyasu wurden; ehemalige Gegner der Tokugawa Shōgune
  • wakon yōsai 和魂洋才 ^ „Japanischer Geist, westliche Technik“; politischer Slogan der bakumatsu- und Meiji-Zeit
  • yamato-damashii 大和魂 ^ „japanischer Geist“; Japanertum; nationalistisches Schlagwort
  • Yokohama-shi 横浜市 ^ Großstadt in der Präfektur Kanagawa
  • yonaoshi 世直し ^ Welterneuerung; „Weltsanierung“; gesamtgesellschaftliche Umwälzung
  • Yoshida Shōin 吉田松陰 ^ 1830–1859; Gelehrter der westlichen Wissenschaften; Aktivist der sonnō jōi-Ideologie

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