Geschichte/Zen/Bodhidharma: Unterschied zwischen den Versionen

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All dies beruht auf dürren histo·rischen Fakten, denen zufolge Bodhidharma Anfang des sechsten Jahrhunderts von Indien nach China kam, sich dort mit dem durchaus bud·dhis·mus·freundlichen Kaiser überwarf und letztendlich in der Region des Berges Song, einem der heiligen Berge Chinas, Exil fand. Hier befindet sich auch das berühmte Kloster {{g|Shaolinkloster|Shaolin}}, wo Bodhi·dharma im Jahr 527 den buddhistisch-chinesischen Kampfsport begründet haben soll. Während das Kloster bis heute für seine Kampf·künste („Kung-fu“) bekannt ist, verlagerte sich der Haupt·strang der chine·sischen Chan-Tradition aller·dings in andere Klöster.  
 
All dies beruht auf dürren histo·rischen Fakten, denen zufolge Bodhidharma Anfang des sechsten Jahrhunderts von Indien nach China kam, sich dort mit dem durchaus bud·dhis·mus·freundlichen Kaiser überwarf und letztendlich in der Region des Berges Song, einem der heiligen Berge Chinas, Exil fand. Hier befindet sich auch das berühmte Kloster {{g|Shaolinkloster|Shaolin}}, wo Bodhi·dharma im Jahr 527 den buddhistisch-chinesischen Kampfsport begründet haben soll. Während das Kloster bis heute für seine Kampf·künste („Kung-fu“) bekannt ist, verlagerte sich der Haupt·strang der chine·sischen Chan-Tradition aller·dings in andere Klöster.  
  
Die Biographie Bodhi·dharmas reicherte sich bald mit allerlei Legenden an. So soll er — gleich {{skt:Buddha}} — als Prinz geboren worden sein; auf seiner Flucht überquerte er den Yangtse Fluss auf einem Schilfhalm, und als er schließlich von übelwollenden Gegnern vergiftet wurde — wieder eine Analogie zu Buddha — täuschte er seinen Tod lediglich vor. Daher fand man in seinem leeren Grab nur einen Schuh, den er als „Beweis“ seiner Auferstehung zurückgelassen hatte.
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Die Biographie Bodhi·dharmas reicherte sich bald mit allerlei Legenden an. So soll er — gleich {{skt:Buddha}} — als Prinz geboren worden sein; auf seiner Flucht überquerte er den Yangtse Fluss auf einem Schilfhalm, und als er schließlich von übel·wol·lenden Gegnern vergiftet wurde — wieder eine Analogie zu Buddha — täuschte er seinen Tod lediglich vor. Daher fand man in seinem leeren Grab nur einen Schuh, den er als „Beweis“ seiner Auf·erstehung zurück·gelas·sen hatte.
  
 
==Vom Asketen zum Glücksgott==
 
==Vom Asketen zum Glücksgott==
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In Japan lässt sich über die Jahr·hunderte eine deutliche Tendenz vom asketisch-strengen Rollen·vor·bild zur Karikatur feststellen. Dies bedeutet aber nicht, dass Bodhi·dharma in blas·phe·mischer Absicht verun·glimpft wurde. Es entspricht vielmehr dem Hang zum Paradox im Zen, dass selbst der ehr·würdige Gründer mit Ironie dargestellt wurde.  
 
In Japan lässt sich über die Jahr·hunderte eine deutliche Tendenz vom asketisch-strengen Rollen·vor·bild zur Karikatur feststellen. Dies bedeutet aber nicht, dass Bodhi·dharma in blas·phe·mischer Absicht verun·glimpft wurde. Es entspricht vielmehr dem Hang zum Paradox im Zen, dass selbst der ehr·würdige Gründer mit Ironie dargestellt wurde.  
  
Im Zuge dieser Ent·wicklung wurde „''daruma''-san“ zu einer Art Glücks·gott, der — ähnlich wie {{glossar:hotei}} — nicht mehr das alleinige Eigentum der Zen-Schule war, sondern mit allerlei popu·lären Vorstel·lungen in Verbin·dung gebracht und dem·ent·spre·chend umge·staltet wurde.  
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Im Zuge dieser Ent·wicklung wurde „''daruma''-san“ zu einer Art Glücks·gott, der — ähnlich wie {{glossar:hotei}} — nicht mehr das alleinige Eigen·tum der Zen-Schule war, sondern mit allerlei popu·lären Vorstel·lungen in Verbin·dung gebracht und dem·ent·spre·chend umge·staltet wurde.  
 
Diese Bilder Bodhi·dharmas ver·festig·ten sich in der ''daruma''-Puppe.  
 
Diese Bilder Bodhi·dharmas ver·festig·ten sich in der ''daruma''-Puppe.  
Wesentliche Charak·teristika dieser Puppe sind die Ab·wesen·heit von Armen und Beinen (wodurch die Puppe auch leicht als Steh·auf·männ·chen gestaltet werden kann) und  die rote Farbe, in die diese Puppe aus·nahms·los gekleidet ist. Bernard Faure (2011) sieht darin Hinweise auf einen embryo·nalen Symbo·lismus: Buddhi·dharma als Sinnbild der Ent·stehung neuen Lebens und als „Plazenta-Gottheit“, was natür·lich über die kon·fes·sionel·len Grenzen des Bud·dhis·mus hinausweist.  
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Wesentliche Charak·teristika dieser Puppe sind die Ab·wesen·heit von Armen und Beinen (wodurch die Puppe auch leicht als Steh·auf·männ·chen gestaltet werden kann) und  die rote Farbe, in die diese Puppe aus·nahms·los gekleidet ist. Bernard Faure (2011) sieht darin Hinweise auf einen embryo·nalen Symbo·lismus: Bodhi·dharma als Sinnbild der Ent·stehung neuen Lebens und als „Plazenta-Gottheit“, was natür·lich über die kon·fes·sionel·len Grenzen des Bud·dhis·mus hinausweist.  
  
Weitgehend einig ist sich die Forschung, dass die Popularität der ''daruma''-Puppe — wo auch immer ihre Herkunft liegt — mit ihrer Verwen·dung als Seuchen·gott·heit in Ver·bindung steht,  
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Weitgehend einig ist sich die Forschung, dass die Popu·larität der ''daruma''-Puppe — wo auch immer ihre Herkunft liegt — mit ihrer Verwen·dung als Seuchen·gott·heit in Ver·bindung steht,  
im besonderen mit der raschen Genesung von den Pocken. ''daruma'' wurde in der {{glossar:edo}}-Zeit unter anderem als {{glossar:housougami}}, als Pocken·gottheit bezeichnet. So soll die Tatsache, dass die Darmua-Puppen zumeist ohne Pupillen, also „blind“, verkauft werden, mit dem negativen Effekt der Pocken auf die Seh·kraft in Verbin·dung stehen. Die Darstellung der Gefahr bannt diese. Auch die rote Farbe soll die Pocken darstellen und zugleich ent·kräften. Das ''daruma''-Steh·auf·männ·chen wurde in Zeiten von Pocken-Epidemien zu einem Spielzeug für Kinder, das ihre rasche Genesung vormachen und bewirken sollte. Mit dem Abklingen der Pocken·gefahr weitete sich der Wir·kungs·bereich des ''daruma''-san auf andere Bereiche aus. Er wurde zum {{glossar:engimono}}, zum allgemein glücks·ver·heißen·den Gegenstand.   
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im besonderen mit der raschen Genesung von den Pocken. ''daruma'' wurde in der {{glossar:edo}}-Zeit unter anderem als {{glossar:housougami}}, als Pocken·gottheit bezeichnet. So soll die Tatsache, dass die ''daruma''-Puppen zumeist ohne Pupillen, also „blind“, verkauft werden, mit dem negativen Effekt der Pocken auf die Seh·kraft in Verbin·dung stehen. Die Dar·stellung der Gefahr bannt diese. Auch die rote Farbe soll die Pocken darstellen und zugleich ent·kräften. Das ''daruma''-Steh·auf·männ·chen wurde in Zeiten von Pocken-Epidemien zu einem Spielzeug für Kinder, das ihre rasche Genesung vormachen und bewirken sollte. Mit dem Abklingen der Pocken·gefahr weitete sich der Wir·kungs·bereich des ''daruma''-san auf andere Bereiche aus. Er wurde zum {{glossar:engimono}}, zum allgemein glücks·ver·heißen·den Gegenstand.   
  
 
Die Ikonographie des strengen Asketen ging bei all dem nie ganz verloren, sondern wurde ironisch überhöht. Ähnlich wie bei den [[Ikonographie/Gluecksgoetter|Sieben Glückgöttern]] scheint die kanoni·sierte Komik der ''daruma''-Darstellung zu besagen, dass es gut und schön ist, diesen ''daruma'' um weltliche Güter zu bitten, dass es aber hinter dieser Funktion noch andere Dimen·sionen gibt.
 
Die Ikonographie des strengen Asketen ging bei all dem nie ganz verloren, sondern wurde ironisch überhöht. Ähnlich wie bei den [[Ikonographie/Gluecksgoetter|Sieben Glückgöttern]] scheint die kanoni·sierte Komik der ''daruma''-Darstellung zu besagen, dass es gut und schön ist, diesen ''daruma'' um weltliche Güter zu bitten, dass es aber hinter dieser Funktion noch andere Dimen·sionen gibt.
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Zu den seltsamsten Formen der japanischen Bodhi·dharma-Ikono·graphie gehört das immer wieder·keh·rende Motiv von ''daruma'' und Geisha, beson·ders in den Ukiyo-e der {{glossar:Edo}}-Zeit. Die beiden tauschen Kleider, Geishas nehmen bekannte Posen des Bodhi·dharma ein und oft entspinnt sich eine zarte erotische Beziehung zwischen dem exotischen Asketen und der Schönen. Sogar {{g|Shunga}}-Motive mit ''daruma'' und/oder Geisha als Prota·gonisten sind möglich.
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Zu den seltsamsten Formen der japanischen Bodhi·dharma-Ikono·graphie gehört das immer wieder·keh·rende Motiv von ''daruma'' und Geisha, beson·ders in den ''ukiyo-e'' der {{glossar:Edo}}-Zeit. Die beiden tauschen Kleider, Geishas nehmen bekannte Posen des Bodhi·dharma ein und oft entspinnt sich eine zarte erotische Be·ziehung zwischen dem exotischen Asketen und der Schönen. Sogar {{g|Shunga}}-Motive mit ''daruma'' und/oder Geisha als Prota·gonisten sind möglich.
  
Dieses bildliche Motiv korrespondiert mit der Tatsache, dass ''daruma''in der Edo-Zeit ein Code-Wort für „Geisha“ bzw. „Freuden·mädchen“ war. Jedes Bild verfügt also über einen Doppelsinn und ist sowohl bud·dhis·tisch als auch sexuell konnotiert.  
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Dieses bildliche Motiv kor·res·pon·diert mit der Tatsache, dass ''daruma'' in der Edo-Zeit ein Code-Wort für „Geisha“ bzw. „Freuden·mädchen“ war. Jedes Bild verfügt also über einen Doppel·sinn und ist sowohl bud·dhis·tisch als auch sexuell konnotiert.  
Eines der obigen Bilder trägt eine Inschrift des Edo-zeit·lichen Literaten Ōta Nanpō (1749-1823), die diesen Doppelsinn in Form einer bud·dhis·tisch ange·hauch·ten Dialektik aus·drückt. Mittels dieser Dialektik konnten die Litera·ten und Intellek·tuellen der Edo-Zeit im Grunde alles in sein Gegen·teil verkehren und bis zur Un·kennt·lichkeit in einem Reigen von An·spie·lungen und Wort·witzen auflösen:
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Eines der obigen Bilder trägt eine Inschrift des Edo-zeit·lichen Literaten Ōta Nanpō (1749-1823), die diesen Doppelsinn in Form einer bud·dhis·tisch ange·hauch·ten Dialektik aus·drückt. Mittels dieser Dialektik konnten die Litera·ten und Intellek·tuellen der Edo-Zeit im Grunde alles in sein Gegen·teil verkehren und bis zur Un·kennt·lichkeit in einem Reigen von An·spie·lungen und Wort·witzen auflösen:
 
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|quelle = Übersetzung: [http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_object_details.aspx?objectId=784469&partId=1 The British Museum]
 
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Möglicher·weise spielt hierbei eine Rolle, dass in Edo-zeitlichen Städten Freuden·viertel und Tempel·viertel meist unmit·telbar neben einander lagen oder sogar in einander über·gingen. Paradig·matisch für diese Struktur ist das Freuden·viertel Yoshiwara in Edo, das unmit·telbar an den heute noch existie·renden {{glossar:asakusadera|Asakusa}}-Tempel grenzte. Der genaue Grund für diese Verbindung ist mir nicht bekannt, mag aber mit Angebot und Nachfrage zu tun haben. Die ent·sprechen·den {{g|Ukiyoe}} Motive sind daher wohl als satirischer Kommentar zur Lebens·weise buddhis·tischer Mönche der Edo-Zeit zu verstehen.  
 
Möglicher·weise spielt hierbei eine Rolle, dass in Edo-zeitlichen Städten Freuden·viertel und Tempel·viertel meist unmit·telbar neben einander lagen oder sogar in einander über·gingen. Paradig·matisch für diese Struktur ist das Freuden·viertel Yoshiwara in Edo, das unmit·telbar an den heute noch existie·renden {{glossar:asakusadera|Asakusa}}-Tempel grenzte. Der genaue Grund für diese Verbindung ist mir nicht bekannt, mag aber mit Angebot und Nachfrage zu tun haben. Die ent·sprechen·den {{g|Ukiyoe}} Motive sind daher wohl als satirischer Kommentar zur Lebens·weise buddhis·tischer Mönche der Edo-Zeit zu verstehen.  
  
Die Nahe·beziehung von ''daruma'' und Geisha ist selbst in der frühen Meiji-Zeit noch zu finden: In der Meiji-zeitlichen Darstel·lung von „''daruma'' zur Zeit der Landes·öffnung“ manifestiert sich auf an·rüh·rende Weise, dass damals sowohl die buddhistischen Tempel als auch die traditionellen Freuden·viertel zu den „Moderni·sierungs·ver·lierern“ zählten.  
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Die Nahe·beziehung von ''daruma'' und Geisha ist selbst in der frühen Meiji-Zeit noch zu finden: In der Meiji-zeitlichen Darstel·lung von „''daruma'' zur Zeit der Landes·öffnung“ manifestiert sich auf an·rüh·rende Weise, dass damals sowohl die buddhistischen Tempel als auch die traditionellen Freuden·viertel zu den „Moderni·sierungs·ver·lierern“ zählten.  
  
 
{{Linkbox|ue=Links und Literatur
 
{{Linkbox|ue=Links und Literatur

Version vom 5. August 2015, 16:01 Uhr

Bodhidharma, der erste Patriarch des Zen
Daruma shokokuji.jpg
Bodhidharma meditiert in einer Höhle
Daruma armoffering.jpg
Huike opfert Bodhidharma seinen Arm

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Zen/Bodhidharma.

B

Bodhidharma बोधिधर्म (skt., m.)

legendärer buddh. Mönch aus Indien, in China aktiv; gilt als Begründer des Chan (Zen) Buddhismus (jap. Daruma 達磨 oder Bodaidaruma 菩提達磨)

Der Begriff „Bodhidharma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Daruma armoffering.jpg
  • Daruma mimikaki.jpg
  • Daruma kyosai.jpg
  • Arhat16 ryozen.jpg
  • Daruma hokusai.jpg
  • Daruma shohaku.jpg
  • Daruma4.jpg
  • Daruma spiegel.jpg
  • Daruma2.jpg
  • Shishi netsuke.jpg
  • Onna daruma.jpg
  • Daruma hakuin.jpg
  • Geisha-daruma.jpg
  • Daruma shokokuji.jpg
  • Daruma hakuin2.jpg
  • Daruma kokan.jpg
  • Daruma kamakura.jpg
  • Daruma shunga.jpg

(jap.

Daruma 達磨 (jap.)

Spitzname des Mönchs Bodhidharma; Bezeichnung der daruma-Puppe als Glücksbringer

Der Begriff „Daruma“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Daruma togetsu.jpg
  • Daruma spiegel.jpg
  • Daruma auge.jpg
  • Daruma3.jpg
  • Kaika no daruma.jpg
  • Daruma kuniyoshi.jpg
  • Onna daruma.jpg
  • Daruma harunobu2.jpg
  • Hosogami kunisada2.jpg
  • Yukidaruma.jpg
  • Daruma und geisha.jpg
  • Geisha-daruma.jpg
  • Daruma shunga2 kuniyoshi.jpg
  • Hosogami.jpg
  • Daruma harunobu.jpg
  • Daruma yokai kuniyoshi.jpg
  • Daruma soba kuniyoshi.jpg

), der legenden·um·wobene Gründer des

Chan 禅 (chin.)

jap. Zen, wtl. Meditation; chin. Bez. des Zen Buddhismus

Ritus, Schulrichtung

Der Begriff „Chan“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Daruma kyosai.jpg
  • Daruma shohaku.jpg
  • Rinzai.jpg
  • Budai.jpg

bzw.

Zen 禅 (jap.)

chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus

Schulrichtung

Der Begriff „Zen“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Daruma kamakura.jpg
  • Pagode anrakuji.jpg
  • Abbot daitokuji.jpg
  • Zen monk.jpg
  • Arhat16 ryozen.jpg
Buddhismus, ist ein beliebtes ikono·gra·phisches Motiv. 

In den klassi·schen Darstel·lungen wird vor allem seine asketische Strenge und seine Aus·dauer bei der Medi·tation hervor·gehoben.

Dabei fallen einige ausge·sprochen grausame Details ins Auge: So soll der spätere Nach·folger Bodhi·dharmas,

Huike 慧可 (chin.)

487–593; chin. Chan Patriarch; ältere Umschrift: Hui k‘o

Der Begriff „Huike“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Daruma armoffering.jpg

, erst da·durch, dass er sich den Arm ab·hackte, als Schüler Bodhi·dharmas ak·zep·tiert worden sein. Bodhi·dharma selbst soll sich seine Augen·lider aus·ge·rissen haben, um vor dem Ein·schlafen wäh·rend der Medi·ta·tion ge·feit zu sein — in der Bodhi·dharma Ikono·graphie durch hervor·quel·lende Augen verdeut·licht. Die Le·gende hat immer·hin einen ver·söhn·lichen Ausgang: Aus den aus·geris·senen Lidern sollen die ersten Tee·pflan·zen hervor gewach·sen sein, die eben·falls den Zweck er·füllen, das Ein·schla·fen wäh·rend der Medi·tation zu verhindern.

All dies beruht auf dürren histo·rischen Fakten, denen zufolge Bodhidharma Anfang des sechsten Jahrhunderts von Indien nach China kam, sich dort mit dem durchaus bud·dhis·mus·freundlichen Kaiser überwarf und letztendlich in der Region des Berges Song, einem der heiligen Berge Chinas, Exil fand. Hier befindet sich auch das berühmte Kloster Shaolin [Shaolin Si (chin.) 少林寺 Ursprungskloster des Shaolin-Ordens am Berg Song; Geburtsstätte des Chan Buddhismus], wo Bodhi·dharma im Jahr 527 den buddhistisch-chinesischen Kampfsport begründet haben soll. Während das Kloster bis heute für seine Kampf·künste („Kung-fu“) bekannt ist, verlagerte sich der Haupt·strang der chine·sischen Chan-Tradition aller·dings in andere Klöster.

Die Biographie Bodhi·dharmas reicherte sich bald mit allerlei Legenden an. So soll er — gleich

Buddha बुद्ध (skt., m.)

„Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)

Buddha

Der Begriff „Buddha“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Buddha geburt.jpg
  • Buddha predigt ingakyo.jpg
  • Ausfahrt ingakyo.jpg
  • Daihannyakyo.jpg
  • Borobudur verfuehrung.jpg
  • Rakanji morioka.jpg
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  • Nehanzu.jpg
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  • Asket ingakyo.jpg
  • Buddha palast.jpg
  • Birth buddha gandhara.jpg
  • Buddha geburt dunhuang.jpg
  • Parinirvana gandhara.jpg
— als Prinz geboren worden sein; auf seiner Flucht überquerte er den Yangtse Fluss auf einem Schilfhalm, und als er schließlich von übel·wol·lenden Gegnern vergiftet wurde — wieder eine Analogie zu Buddha — täuschte er seinen Tod lediglich vor. Daher fand man in seinem leeren Grab nur einen Schuh, den er als „Beweis“ seiner Auf·erstehung zurück·gelas·sen hatte.

Vom Asketen zum Glücksgott

Vorlage:Galerie2 In Japan lässt sich über die Jahr·hunderte eine deutliche Tendenz vom asketisch-strengen Rollen·vor·bild zur Karikatur feststellen. Dies bedeutet aber nicht, dass Bodhi·dharma in blas·phe·mischer Absicht verun·glimpft wurde. Es entspricht vielmehr dem Hang zum Paradox im Zen, dass selbst der ehr·würdige Gründer mit Ironie dargestellt wurde.

Im Zuge dieser Ent·wicklung wurde „daruma-san“ zu einer Art Glücks·gott, der — ähnlich wie

Hotei 布袋 (jap.)

Glücksgott; Manifestation von Bodhisattva Maitreya; chin. Budai

Glücksgottheit

Der Begriff „Hotei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Bilder

  • Hotei2 hakuin.jpg
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  • Zenshu no garanjin.jpg
  • Putai.jpg
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  • Hotei masanobu.jpg
  • Hotei kamakura.jpg
  • Takarabune kuniyoshi.jpg
  • Hotei hakuin.jpg
  • Hotei hokusai ca1810.jpg
  • Hotei yoshitoshi.jpg
  • Happy-hotei 2070.jpg
  • Hotei manpukuji.jpg
  • Budai.jpg
— nicht mehr das alleinige Eigen·tum der Zen-Schule war, sondern mit allerlei popu·lären Vorstel·lungen in Verbin·dung gebracht und dem·ent·spre·chend umge·staltet wurde. 

Diese Bilder Bodhi·dharmas ver·festig·ten sich in der daruma-Puppe. Wesentliche Charak·teristika dieser Puppe sind die Ab·wesen·heit von Armen und Beinen (wodurch die Puppe auch leicht als Steh·auf·männ·chen gestaltet werden kann) und die rote Farbe, in die diese Puppe aus·nahms·los gekleidet ist. Bernard Faure (2011) sieht darin Hinweise auf einen embryo·nalen Symbo·lismus: Bodhi·dharma als Sinnbild der Ent·stehung neuen Lebens und als „Plazenta-Gottheit“, was natür·lich über die kon·fes·sionel·len Grenzen des Bud·dhis·mus hinausweist.

Weitgehend einig ist sich die Forschung, dass die Popu·larität der daruma-Puppe — wo auch immer ihre Herkunft liegt — mit ihrer Verwen·dung als Seuchen·gott·heit in Ver·bindung steht,

im besonderen mit der raschen Genesung von den Pocken. daruma wurde in der

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Dainihonshi.jpg
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  • Deshima 1790.jpg
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  • Koi hiroshige.jpg
  • Tokugawa koyasan.jpg
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  • Gangoji engi 2.jpg
  • Kitsune ojiinari hiroshige.jpg
  • Kaika no daruma.jpg
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  • Morokoshi kinmozui affe.jpg
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  • Morokoshi kinmozui ratte.jpg
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  • Onna daruma.jpg
  • Nichiren exile kuniyoshi.jpg
  • Morokoshi kinmozui pferd.jpg

Geographische Lage

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Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar

-Zeit unter anderem als

hōsōgami 疱瘡神 (jap.)

Pockengottheit; hōsōgami können die Pocken selbst versinnbildlichen, werden aber auch als Wirkmacht gegen die Pocken verehrt, sie besitzen also einen krankmachenden und einen heilenden Aspekt

Der Begriff „hōsōgami“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Hosogami tametomo kuniyoshi.jpg
  • Hosogami kunisada2.jpg
  • Hosogami.jpg

, als Pocken·gottheit bezeichnet. So soll die Tatsache, dass die daruma-Puppen zumeist ohne Pupillen, also „blind“, verkauft werden, mit dem negativen Effekt der Pocken auf die Seh·kraft in Verbin·dung stehen. Die Dar·stellung der Gefahr bannt diese. Auch die rote Farbe soll die Pocken darstellen und zugleich ent·kräften. Das daruma-Steh·auf·männ·chen wurde in Zeiten von Pocken-Epidemien zu einem Spielzeug für Kinder, das ihre rasche Genesung vormachen und bewirken sollte. Mit dem Abklingen der Pocken·gefahr weitete sich der Wir·kungs·bereich des daruma-san auf andere Bereiche aus. Er wurde zum

engimono 縁起物 (jap.)

Glücksbringer

Gegenstand

Der Begriff „engimono“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

, zum allgemein glücks·ver·heißen·den Gegenstand.

Die Ikonographie des strengen Asketen ging bei all dem nie ganz verloren, sondern wurde ironisch überhöht. Ähnlich wie bei den Sieben Glückgöttern scheint die kanoni·sierte Komik der daruma-Darstellung zu besagen, dass es gut und schön ist, diesen daruma um weltliche Güter zu bitten, dass es aber hinter dieser Funktion noch andere Dimen·sionen gibt. Die Ironie schließt also den ernst·haften Glauben an Bodhi·dharmas aske·tisches Ver·mächtnis nicht aus.

daruma und Dame

Vorlage:Galerie2

Zu den seltsamsten Formen der japanischen Bodhi·dharma-Ikono·graphie gehört das immer wieder·keh·rende Motiv von daruma und Geisha, beson·ders in den ukiyo-e der

Edo 江戸 (jap.)

Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);

Ort, Epoche

Der Begriff „Edo“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Morokoshi kinmozui ratte.jpg
  • Tokugawa koyasan.jpg
  • Kaika no daruma.jpg
  • Morokoshi kinmozui ziege.jpg
  • Oda Nobunaga.jpg
  • Morokoshi kinmozui tiger.jpg
  • Nichiren exile kuniyoshi.jpg
  • Gangoji engi 2.jpg
  • Asakusa jinja2.jpg
  • Mito komon.jpg
  • Emaden3.jpg
  • Daruma togetsu.jpg
  • Namazu ken.jpg
  • Morokoshi kinmozui affe.jpg
  • Morokoshi kinmozui hahn.jpg
  • Morokoshi kinmozui pferd.jpg
  • Morokoshi kinmozui drache.jpg
  • Dainihonshi.jpg
  • Kitsune ojiinari hiroshige.jpg
  • Asakusa nakamise.jpg
  • Morokoshi kinmozui schlange.jpg
  • Koi hiroshige.jpg
  • Nikko karamon.jpg
  • Deshima 1790.jpg
  • Morokoshi kinmozui eber.jpg
  • Wagojin hokusai.jpg
  • Drachen hakozaki engi.jpg
  • Junigu butsuzozui.jpg
  • Morokoshi kinmozui ochse.jpg
  • Geisha-daruma.jpg
  • Morokoshi kinmozui hase.jpg
  • Morokoshi kinmozui hund.jpg
  • Onna daruma.jpg

Geographische Lage

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Geographische Lage von Edo; s.a. Geo-Glossar

-Zeit. Die beiden tauschen Kleider, Geishas nehmen bekannte Posen des Bodhi·dharma ein und oft entspinnt sich eine zarte erotische Be·ziehung zwischen dem exotischen Asketen und der Schönen. Sogar shunga [shunga (jap.) 春画 wtl. „Frühlingsbilder“; Gemälde und Druckwerke mit expliziten sexuellen Darstellungen]-Motive mit daruma und/oder Geisha als Prota·gonisten sind möglich.

Dieses bildliche Motiv kor·res·pon·diert mit der Tatsache, dass daruma in der Edo-Zeit ein Code-Wort für „Geisha“ bzw. „Freuden·mädchen“ war. Jedes Bild verfügt also über einen Doppel·sinn und ist sowohl bud·dhis·tisch als auch sexuell konnotiert. Eines der obigen Bilder trägt eine Inschrift des Edo-zeit·lichen Literaten Ōta Nanpō (1749-1823), die diesen Doppelsinn in Form einer bud·dhis·tisch ange·hauch·ten Dialektik aus·drückt. Mittels dieser Dialektik konnten die Litera·ten und Intellek·tuellen der Edo-Zeit im Grunde alles in sein Gegen·teil verkehren und bis zur Un·kennt·lichkeit in einem Reigen von An·spie·lungen und Wort·witzen auflösen:

Truth is the skin of lies; lies are the bones of truth. When you are bewildered, lies seem like the truth; when you are enlightened, the truth seems like lies. It is all right to be bewildered, it is all right to be enlightened on Main Street, Yoshiwara, amid lies and truth. The pledges of courtesans may be truth or lies and are as myriad as their customers, like grains of sand on a beach.

Übersetzung: The British Museum

Buddhistische Erleuchtung steht hier für sexuelle Erfüllung und umgekehrt. Wie aber konnte es zu diesen Asso·ziationen kommen?

Möglicher·weise spielt hierbei eine Rolle, dass in Edo-zeitlichen Städten Freuden·viertel und Tempel·viertel meist unmit·telbar neben einander lagen oder sogar in einander über·gingen. Paradig·matisch für diese Struktur ist das Freuden·viertel Yoshiwara in Edo, das unmit·telbar an den heute noch existie·renden

Asakusa-dera 浅草寺 (jap.)

Tempel in Tōkyō; offizielle (sino-jap.) Lesung: Sensō-ji

Tempel

Der Begriff „Asakusa-dera“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • Hiroshige asakusa fischer.jpg
  • Asakusa hondo.jpg
  • Asakusa pagode.jpg
  • Asakusa tatoos.jpg
  • Hiroshige asakusa.jpg
  • Asakusa1820.jpg
  • Kaminarimon shucho.jpg
  • Asakusa nakamise.jpg
  • Kaminarimon.jpg

Geographische Lage

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Geographische Lage von Asakusa-dera; s.a. Geo-Glossar

-Tempel grenzte. Der genaue Grund für diese Verbindung ist mir nicht bekannt, mag aber mit Angebot und Nachfrage zu tun haben. Die ent·sprechen·den ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit] Motive sind daher wohl als satirischer Kommentar zur Lebens·weise buddhis·tischer Mönche der Edo-Zeit zu verstehen.

Die Nahe·beziehung von daruma und Geisha ist selbst in der frühen Meiji-Zeit noch zu finden: In der Meiji-zeitlichen Darstel·lung von „daruma zur Zeit der Landes·öffnung“ manifestiert sich auf an·rüh·rende Weise, dass damals sowohl die buddhistischen Tempel als auch die traditionellen Freuden·viertel zu den „Moderni·sierungs·ver·lierern“ zählten.

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