Essays/Vajrapani: Unterschied zwischen den Versionen

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| Vajrapani: Der Feldherr des esoterischen Buddhismus
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''Gods can be de-contextualized and re-contextualized,  but they always preserve traces of their former contexts, and these traces, when re-actualized, may affect their new status in surprising ways.''<ref>Bernard Faure, ''Gods of Medieval Japan: The fluid pantheon, Vol. 1'', „Prologue“. University of Hawai'i Press, 2015.</ref>
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Gods can be de-contextualized and re-contextualized,  but they always preserve traces of their former contexts, and these traces, when re-actualized, may affect their new status in surprising ways.<ref>{{zitiert| Faure 2015}}, S. 7.</ref>
 
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{{fl|V}}{{skt:Vajrapani|ajrapāṇi}} (skt. „der den {{skt:Vajra}} in der Hand hält“) spielt im eso·teri·schen Bud·dhis·mus Tibets eine zen·trale Rolle. Er zählt hier zusam·men mit {{skt:Avalokiteshvara}} (jap. {{g|Kannon}}) und {{skt:Manjushri}} (jap. Monju) zu den drei wich·tigsten {{skt:bodhisattva|Bodhisattvas}} und gilt als mäch·tigs·ter Be·schüt·zer des Bud·dhis·mus. In dieser Funktion nimmt er zu·meist die Gestalt eines zor·nigen {{skt:Yaksha}}-Dämo·nen<!--
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V{{s|Vajrapani|ajrapani}} (skt. „der den {{s|Vajra}} in der Hand hält“) ist eine repräsentative Gestalt des esoterischen oder tantrischen Buddhismus (jap. {{g|mikkyou}}), der ja auch als „Vajra-Fahrzeug“ ({{s|vajrayana}}) bezeichnet wird. In Tibet, wo diese Richtung ihre markanteste Ausprägung erfuhr, gilt Vajrapani als mächtigster Beschützer des Buddhismus und wird zumeist in Gestalt eines zornigen Dämonen dargestellt. In Japan wurde der Vajra-Träger zwar von anderen Beschützergottheiten in den Hintergrund gedrängt, doch scheinen alle auf ähnliche Grundtypen zurückzugehen. Dieser Prototyp einer esoterischen Schutzgottheit wird  auf dieser Seite anhand von Vajrapani und der Evolution seiner Erscheinungsformen genauer vorgestellt.  
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{{skt:Yaksha|Yaksha}} (jap. {{glossar:yasha}}) ist ein mehr·deutiger Begriff. Er bezieht sich zunächst auf eine be·stimmte, eher nieder·rangige „Rasse“ indischer Gott·heiten, die oft als men·schen·fressende Dämonen auftreten. Als solche haben Yakshas  Ähnlich·keiten mit den {{skt:Rakshasa}}s (jap. {{glossar:rasetsu}}), aber auch mit den {{skt:Asura}}s (jap. {{glossar:ashura}}), den krie·geri·schen Geistern. Die Yakshas kann man sich als mytholo·gische Söldner vorstellen: sie sind tüchtige Krieger und nur dann böse, wenn sie einem bösen Herren dienen. Wenn sie aber im Dienste positiv besetzter Figuren wie etwa {{skt:Vaishravana}}, jap. {{glossar:bishamonten}}, stehen, ist gegen ihr Tun nichts einzu·wenden. Im eso·teri·schen Buddhis·mus geht die Gestalt der dick·bäuchigen Dämonen wahr·scheinlich auf die Yakshas zurück.  Auch Vajrapani wird in dieser Gestalt dargestellt: Er agiert als Feldherr im Auftrag Buddhas, während seine ikono·graphi·sche Form einem ur·sprüng·lich nieder·rangigen, dick·bäuchigen Dämonen gleicht.
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==Morphologie==
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an, in der auch andere Schutz·gott·heiten, z.B. {{skt:Mahakala}} auf·treten können. In Japan haben sich zwar andere zorn·volle Beschützer·gott·heiten durch·gesetzt, doch scheinen sowohl tibe·tische als auch japa·nische zornvolle Gottheiten auf ähn·liche Grund·typen des eso·terischen Bud·dhismus ({{glossar:mikkyou}}) zurück·zugehen.  
 
  
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| Vajrapani auf einem tibetischen Thangka, 18. Jh. (Detail)  
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Dämonen·artige Gott·heiten wie Vajrapani besit·zen Raub·tier·zähne und ein drittes Auge, zu ihrem Schmuck gehören Toten·schädel und ein Lenden·schurz aus Tiger·fell, sie tanzen eine Art Sieges·tanz auf den Leichen ihrer ge·töte·ten Gegner. Ähn·lich wie die fried·fertigen Bodhi·sattvas unter·scheiden sie sich unter·einander haupt·säch·lich durch die Attribute, die sie in der Hand halten, oder durch bestimmte para·normale Körper·merk·male, etwa die Farbe der Haut oder die Anzahl der Arme und Beine. Der {{skt:Vajra}} ist Vajrapanis typischstes Attribut, dem er auch seinen Namen verdankt. Ein ''vajra'' (manchmal auch als „Diamant“ oder „Donnerkeil“ übersetzt) dient im eso·teri·schen Buddhis·mus als wichtiger Ritual·gegen·stand und gilt zugleich als magische Waffe.
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Vajrapani zählt zu einer großen Gruppe von „zornvollen“ Schutzgottheiten, die in der Fachsprache auch als {{s|krodha}}-Gottheiten (jap. {{g|funnuson}}) bezeichnet werden. Meist von dicker, gedrungener Gestalt besitzen sie zudem Raubtierzähne und ein drittes Auge; zu ihrem Schmuck gehören Totenschädel und ein Lendenschurz aus Tigerfell; sie tanzen eine Art Siegestanz auf den Leichen ihrer getöteten Gegner. Ähnlich wie die friedfertigen Bodhisattvas unterscheiden sie sich untereinander hauptsächlich durch die Attribute, die sie in der Hand halten, oder durch bestimmte paranormale Körpermerkmale, etwa die Farbe der Haut oder die Anzahl der Arme und Beine. Der {{s|Vajra}} ist Vajrapanis typisches Attribut, dem er auch seinen Namen verdankt. Ein ''vajra'' (manchmal auch als „Diamant“ oder „Donnerkeil“ übersetzt) dient im esoterischen Buddhismus als wichtiger Ritualgegenstand und gilt zugleich als magische Waffe.
  
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=== Was ist ein ''vajra''? ===
 
=== Was ist ein ''vajra''? ===
# In den Veden das Zepter Indras in Form eines Donner·keils.
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# In den {{s|Veda|Veden}}, der ältesten indischen Literatur, wird der ''vajra'' als eine Waffe des Gottes {{s|Indra}} erwähnt.
# In der pura·nischen (hinduistischen) Literatur eine Waffe aus den Knochen eines Heilers (''rishi'').
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# Laut späteren indischen Mythen wird Indras ''vajra'' aus den Knochen eines heiligen Mannes hergestellt.
# Ritual·instrument und Symbol des tantris·tischen/eso·teri·schen Buddhis·mus, des {{skt:Vajrayana}} (Fahrzeug des ''vajra''). Meist aus Metall mit fünf oder neun (in Japan auch ein oder drei) einwärts gebo·genen Zacken an beiden Enden.  
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# Im  tantristischen oder esoterischen Buddhismus wird der ''vajra'' zu einem Ritualinstrument. Ideelerweise aus Diamant, tatsächlich aber meist aber aus Metall, ist er eine symbolische Waffe mit fünf oder neun (in Japan auch ein oder drei) einwärts gebogenen Zacken an beiden Enden. Der Beiname des esoterischen Buddhismus {{s|Vajrayana}} (Fahrzeug des ''vajra'') leitet sich von diesem Instrument ab.<ref>Definition nach [http://www.himalayanart.org/pages/glossary.cfm#V Himalayan Art] und [https://en.wikipedia.org/wiki/Vajra Wikipedia].</ref>
<p class=quelle>Definition nach [http://www.himalayanart.org/pages/glossary.cfm#V Himalayan Art]</p>
 
 
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Die dämo·nischen Schutz·gott·heiten des tibe·tischen Buddhis·mus lassen sich zum Groß·teil auf indische Ur·sprünge zurück·führen und sind auch in anderen buddhis·tischen Regionen — wenn auch meist weniger prominent — vertreten. Wenn man sie zum ersten Mal betrachtet, drängt sich un·will·kürlich die Frage auf, wie diese Ikono·graphie mit dem fried·vollen Bild der üblichen Buddha- und Bodhi·sattva-Statuen in Ein·klang zu bringen ist. Man stößt in diesem Zu·sammen·hang recht bald auf Erklä·rungen, die in derar·tigen Dar·stel·lungen einen meta·physischen Kampf gegen Ver·blen·dung und weltliche Begierden sehen und meist genau erläutern, wie etwa die Krone mit den fünf Toten·schädeln den Sieg über die „Fünf Gifte“ ({{skt:pancakleshavisha}}) symbolisiert. Warum aber nimmt dabei die Dar·stellung der Gewalt bzw. der Be·strafung größeren Raum ein als die Darstellung der Belohnung? Und wieso tritt diese Art der Dar·stellung im Buddhis·mus offenbar erst relativ spät und zumeist im Zu·sammen·hang mit eso·teri·schen Richtungen auf? Mit den folgenden Beispielen aus der Ikono·graphie des „''vajra''-Trägers“ soll eine An·näherung an diese Fragen versucht werden.
 
  
 
==Herkunft und früheste Ikonographie==
 
==Herkunft und früheste Ikonographie==
  
Eine häufig zitierte Theorie besagt, dass Vajrapani sich ursprünglich aus dem vedischen Gewitter- und Kriegs·gott {{skt:Indra}} ent·wickelt hat, der eben·falls ein ''vajra'' als Emblem besitzt, und den Namen Vajrapani zu seinen Beinamen zählt. Der ''vajra'', den  Indra in der Hand hält, ist übrigens zugleich Waffe und königliches Zepter und wird überdies als „Donnerstab“ gedeutet, wie ihn auch Zeus oder Thor besitzen.
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Eine häufig zitierte Theorie besagt, dass Vajrapani sich ursprünglich aus dem vedischen Gewitter- und Kriegsgott {{s|Indra}} entwickelt hat, der ebenfalls ein ''vajra'' als Emblem besitzt, und den Namen Vajrapani zu seinen Beinamen zählt. Der ''vajra'', den  Indra in der Hand hält, ist übrigens zugleich Waffe und königliches Zepter und wird überdies als „Donnerstab“ gedeutet, wie ihn auch Zeus oder Thor besitzen.
  
Anderer·seits existieren frühe Dar·stel·lungen aus {{skt:Gandhara}} (1. bis 3. Jh. im heutigen Pakistan), die Vajrapani im graeco-buddhis·tischen Stil darstellen. Er tritt hier als Gestalt im Gefolge des Buddha {{skt:Shakyamuni}} in Erschei·nung, die man vielleicht als eine Art Leib·wächter bezeichnen könnte. Auf·fal·lend ist dabei die starke Ver·wandt·schaft mit dem grie·chischen Helden Herakles. Der ''vajra'' in seiner Hand ähnelt einem Knüppel oder Knochen.
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Doch frühe Darstellungen aus {{s|Gandhara}} (1. bis 3. Jahrhundert im heutigen Pakistan), die Vajrapani im graeco-buddhistischen Stil portraitieren, weisen diese Figur nicht als König oder Herrscher aus. Er tritt hier als eine Art Leibwächter im Gefolge des Buddha {{s|Shakyamuni}} in Erscheinung. Auffallend ist dabei die starke Verwandtschaft mit dem griechischen Helden {{g|herakles}}. Der ''vajra'' in seiner Hand ähnelt einem Knüppel, wie ihn auch Herakles gerne trägt.
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| Buddha und Vajrapani
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Die kriegerischen Figuren Herakles und Indra könnten also beide für die vielen gewalttätigen Aspekte in der späteren Ausgestaltung des Vajrapani verantwortlich sein.
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Die kriege·rischen Figuren Herakles und Indra könnten also beide für die vielen gewalt·tätigen Aspekte in der späteren Ausge·staltung des Vajrapani verantwortlich sein.
 
  
 
==Vom friedlichen Bodhisattva zum zornigen Dämonen==
 
==Vom friedlichen Bodhisattva zum zornigen Dämonen==
  
Zunächst scheint sich Vajrapani jedoch von Buddhas Leib·wächter zu einem {{skt:Bodhisattva}} hoch·gearbeitet zu haben. Als solcher wird er in fried·voller androgyner Gestalt mit mildem Lächeln und ent·spannten Zügen abgebildet. Dar·stel·lungen dieser Art dürften v.a. im Indien des siebenten und achten Jahr·hunderts häufig gewesen sein, tauchen ver·einzelt aber auch später noch in Tibet auf. Die einzige Ge·mein·sam·keit dieser ikono·graphi·schen Form mit dem zornigen Vajrapani ist der ''vajra'' in seiner Hand.
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Zunächst scheint sich Vajrapani jedoch von Buddhas Leibwächter zu einem {{s|Bodhisattva}} hochgearbeitet zu haben. Als solcher wird er in friedvoller androgyner Gestalt mit mildem Lächeln und entspannten Zügen abgebildet. Darstellungen dieser Art dürften v.a. im Indien des siebenten und achten Jahrhunderts häufig gewesen sein, tauchen vereinzelt aber auch später noch in Tibet auf. Die einzige Gemeinsamkeit dieser ikonographischen Form mit dem zornigen Vajrapani ist der ''vajra'' in seiner Hand.
  
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Schon der friedliche Vajrapani wird bisweilen von einem zwergenhaften Dämonen begleitet, der ihm gegenüber eine ähnliche Rolle spielt, wie Vajrapani selbst gegenüber Buddha. In ihrer frühesten Form gehörten diese zwergenhafte Wächterfiguren zu den indischen {{s|Yaksha}}s (jap. {{g|yasha}}), einer eher niederrangigen „Rasse“ indischer Gottheiten, die oft als menschenfressende Dämonen auftreten.  Die Yakshas kann man sich als mythologische Söldner vorstellen: sie sind tüchtige Krieger und nur dann böse, wenn sie einem bösen Herren dienen. Wenn sie aber im Dienste positiv besetzter Figuren wie etwa {{s|Vaishravana}}, jap. {{g|bishamonten}}, stehen, ist gegen ihr Tun nichts einzuwenden. Im esoterischen Buddhismus (jap. {{g|mikkyou}}) geht die Gestalt der dickbäuchigen Dämonen wahrscheinlich auf die Yakshas zurück.  
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Schon der friedliche Vajrapani wird bisweilen von einem zwergenhaften Dämonen begleitet, der in der Fachsprache als {{skt:krodha}}-Gottheit, also als zornvolle Schutzgottheit, bezeichnet wird. Dieser Dämon spielt zu·nächst gegen·über dem Bodhi·sattva Vajra·pani eine ähnliche Rolle, wie Vajrapani selbst gegen·über Buddha.  
 
Die beson·dere ikono·graphi·sche Aus·arbeitung des zornvoll-dämonischen Vajrapani mit seiner be·droh·lichen Mimik und dem charak·teris·tischen Tanz auf den Leichen seiner Feinde scheint aber erst mit dem Aufkommen des {{skt:tantra|Tantrismus}} oder esote·rischen Bud·dhis·mus zu erfolgen.  
 
 
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| Kashmir, 8. Jh.  
 
| Kashmir, 8. Jh.  
 
| Nalanda, Indien, 10. Jh.  
 
| Nalanda, Indien, 10. Jh.  
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== Die Unterwerfung Shivas durch Vajrapani ==
 
== Die Unterwerfung Shivas durch Vajrapani ==
  
Vajrapanis Wandel vom fried·lichen Bodhi·sattva zum krie·ge·ri·schen „Be·zwin·ger der Drei Wel·ten“ ist di·rekt mit einer tan·tris·ti·schen Le·gen·de ver·knüpft, die ihn als mar·tia·li·schen Be·glei·ter des höchs·ten aller eso·teri·schen Buddhas, {{skt:Mahavairocana}} (jap. {{Glossar:Dainichinyorai | Dainichi}}), aus·weistIn ihrer frühes·ten Form findet sich die Legende in einem chine·sischen Text  aus dem achten Jahr·hun·dert:
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Die besondere ikonographische Ausarbeitung des zornvoll-dämonischen Vajrapani mit seiner bedrohlichen Mimik und dem charakteristischen Tanz auf den Leichen seiner Feinde ist aber mit seiner Rolle martialischer Begleiter des höchsten aller esoterischen Buddhas, {{s|Mahavairocana}} (jap. {{g|Dainichinyorai | Dainichi}}) verknüpft. Diese Rolle erhält er in einer  spezifischen Legende, die von Vajrapanis Sieg über {{s|shiva}} berichtet und zu den Ursprungslegenden des gesamten esoterischen Buddhismus zählt.   
 
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{{textbox|text=
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Nach dieser Legende bekommt Vajrapani seinen Namen, „''vajra''-Träger“, nachdem  Mahavairocana ihn durch ein {{s|Mantra}} (magische Formel) in ein kriegerisches Monster verwandelt. Mahavairocana übergibt dem verwandelten Vajrapani ein ''vajra''-Zepter und erklärt ihn zu einem Feldherrn der buddhistischen Lehre, um den mächtigsten Feind des Buddhismus, Shiva (auch {{s|maheshvara}}) zu unterwerfen. Es gelingt Vajrapani, Shiva zu besiegen, indem er das Mantra „Hum“ intoniert. Während sich Shivas Gefolge unmittelbar „bekehren“ lässt, widersetzt sich Shiva (zusammen mit seiner Gespielin {{s|Parvati}}) hartnäckig der Lehre des Buddha und muss daher von Vajrapani getötet werden.<ref>{{zitiert|Davidson 2002}}, S. 147–151; {{zitiert|Linrothe 1999}}, S. 183–186. Shiva erlangt schließlich als Bhameshvara-nirgosa (der tonlose Herr der Asche) eine Wiedergeburt als Buddha.
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</ref>
 
{{zitat| text=
 
{{zitat| text=
... Then Vajrapani raised his ''vajra'' away from his heart and waving it, he surveyed the whole circle of the three·fold world to its limits. He spoke: “Come my friends, to the teachings of the Tathagatas. Obey my command!” ... Then {{skt:Maheshvara}}, the lord of the whole three·fold world in this worldly sphere, proud of his over·lord·ship of the whole three·fold world, appeared very wrathful and said:
+
... Then Vajrapani raised his ''vajra'' away from his heart and waving it, he surveyed the whole circle of the threefold world to its limits. He spoke: “Come my friends, to the teachings of the {{s|tathagata|Tathagatas}}. Obey my command!” ... Then {{s|Maheshvara}}, the lord of the whole threefold world in this worldly sphere, proud of his overlordship of the whole threefold world, appeared very wrathful and said:
  
 
“Listen you yaksha,
 
“Listen you yaksha,
I am {{skt:ishvara|Ishvara}}, Lord of the threefold world, creator, destroyer, Lord of all Spirits, God of Gods, Mighty God. So how should I carry out the order of a yaksha ...<br /> Listen, you evil being, quickly enter the {{skt:Mandala}} and hold my pledge. ...”
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I am {{s|ishvara|Ishvara}}, Lord of the threefold world, creator, destroyer, Lord of all Spirits, God of Gods, Mighty God. So how should I carry out the order of a yaksha ...<br /> Listen, you evil being, quickly enter the {{s|Mandala}} and hold my pledge. ...”
  
Then Maheshvara by the power of his over·lordship of the threefold world and of his own know·ledge, together with his whole company, mani·fested a fearful and wrathful and greatly terri·fying form ... Then Vajrapani, waving his ''vajra'' and laughing, said:
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Then Maheshvara by the power of his overlordship of the threefold world and of his own knowledge, together with his whole company, manifested a fearful and wrathful and greatly terrifying form ... Then Vajrapani, waving his ''vajra'' and laughing, said:
  
 
“Approach you eater of corpses and human flesh, you who use the ashes of the funeral pyres as your food, as your couch, as your clothing, obey my command! ...”
 
“Approach you eater of corpses and human flesh, you who use the ashes of the funeral pyres as your food, as your couch, as your clothing, obey my command! ...”
  
Then Vajrapani pro·nounced his own ''vajra''-syllable: “Hum!” As soon as he pronounced this, all the great gods who belong to the threefold world, fell down on their faces, emitting miserable cries, and they went to Vajrapani for pro·tection. The Great God himself remained motion·less on the ground, ...<!--
+
Then Vajrapani pronounced his own ''vajra''-syllable: “Hum!” As soon as he pronounced this, all the great gods who belong to the threefold world, fell down on their faces, emitting miserable cries, and they went to Vajrapani for protection. The Great God himself remained motionless on the ground, ...<!--
 
--><ref>Auszug aus Mark Elmore, ''The Roots of a Warrior: The Early History(s) of Vajrapani'' nach dem  
 
--><ref>Auszug aus Mark Elmore, ''The Roots of a Warrior: The Early History(s) of Vajrapani'' nach dem  
 
''Sarvatathdgata-tattvasamgraha'' („The Summary of All Tathdgatasi Reality“) aus dem frühen achten Jh. (http://www.uweb.ucsb.edu/~elmorem/vajrapani/, inaktiv).  
 
''Sarvatathdgata-tattvasamgraha'' („The Summary of All Tathdgatasi Reality“) aus dem frühen achten Jh. (http://www.uweb.ucsb.edu/~elmorem/vajrapani/, inaktiv).  
Das ''Sarva-tathāgata-tattva-samgraha'' ist nur als chinesische Übersetzung bekannt. Der indische Text wird jedoch u.a. von {{s|Amoghavajra}}, einem Mitbegründer des eso·teri·schen Bud·dhis·mus in China, zitiert (Linrothe 1999, S. 26, 30). </ref>
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Das ''Sarva-tathāgata-tattva-samgraha'' ist nur als chinesische Übersetzung bekannt. Der indische Text wird jedoch u.a. von {{sb|Amoghavajra}}, einem Mitbegründer des esoterischen Buddhismus in China, zitiert (Linrothe 1999, S. 26, 30). </ref>
 
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Nach dieser Legen·de be·kommt Vajra·pani also seinen Namen, „''vajra''-Träger“, nach·dem  Maha·vairo·cana ihn durch ein {{s|Mantra}} (magi·sche Formel) in ein krie·ge·risches Monster ver·wandelt. Maha·vairo·cana übergibt dem ver·wan·del·ten Vajra·pani ein ''vajra''-Zepter und er·klärt ihn zu einem Feld·herrn der bud·dhis·ti·schen Lehre, um den mäch·tigs·ten Feind des Bud·dhis·mus, {{s|Shiva|Shiva}} zu un·ter·wer·fen. Es ge·lingt Vajra·pani, Shiva zu be·sie·gen, indem er das Mantra „Hum“ in·to·niert. Wäh·rend sich Shivas Ge·folge un·mit·telbar „bekeh·ren“ lässt, wider·setzt sich Shiva (zu·sam·men mit seiner Ge·spielin Umā) hart·näckig der Lehre des Buddha und muss daher von Vajra·pani ge·tötet wer·den.<ref>
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S.a. Davidson 2002: 147–151. Linrothe 1999: 183–186. Shiva erlangt schließ·lich als Bhameshvara-nirgosa (der tonlose Herr der Asche) eine Wieder·geburt als Buddha.
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In der späteren Entwicklung des esoterischen Buddhismus in Tibet steigt Vajrapani neben {{s|Avalokiteshvara|Avalokiteśvara}} und {{s|manjushri}} zu den drei wichtigsten Bodhisattvas auf. Sie stehen gemeinsam für das Mitgefühl (Avalokiteśvara), die Weisheit (Manjushri) und die Macht (Vajrapani) aller Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Obwohl alle drei Bodhisattvas sowohl über zornvolle als auch über friedvolle Erscheinungsformen verfügen, werden Avalokiteshvara und Manjushri überwiegend friedlich, Vajrapani dagegen vorwiegend zornvoll dargestellt. Dies dürfte wohl mit der erwähnten Legende der Unterwerfung Shivas zu tun haben. Verschiedene tantristische Texte variierten offenbar sowohl die Legenden als auch die Namen von Shivas Bezwingern, sodass letztlich eine Reihe ähnlicher Beschützerfiguren ({{s|Mahakala}}, etc.) entstand. Es finden sich sogar weibliche Gottheiten, die ebenfalls aus bekehrten Dämoninnen ({{g|Dakini}}, {{s|Vajrayogini}}) hervorgehen. All diese Figuren haben die von ihnen bekämpften Feinde des Buddhismus als Modell. Deren Attribute (Schmuck, Waffen, etc.) werden auf die siegreichen buddhistischen Gestalten übertragen. So tragen z.B. viele buddhistische Beschützer einen Lendenschurz aus Tigerfell — ursprünglich ein Attribut Shivas.
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Dieser Mythos ist offen·sicht·lich aus der Aus·ein·ander·set·zung des Buddhis·mus mit dem Shivais·mus ent·stan·den. Er zählt zu den  funda·men·talen Ur·sprungs·legenden des ge·sam·ten eso·teri·schen Bud·dhis·mus.  
 
  
In der späteren Ent·wicklung des eso·te·ri·schen Bud·dhis·mus in Tibet steigt Vajra·pani neben {{skt:Avalokiteshvara}} ({{Glossar:Kannon}}) und Mañjuśrī zu den drei wich·tigs·ten Bodhi·satt·vas auf. Sie stehen ge·mein·sam für das Mit·gefühl (Avalokiteśvara), die Weis·heit (Mañjuśrī) und die Macht (Vajra·pani) aller Buddhas der Ver·gan·gen·heit, Gegen·wart und Zukunft. Obwohl alle drei Bodhi·satt·vas so·wohl über zorn·volle als auch über fried·volle Erschei·nungs·formen verfügen, werden Avaloki·teshvara und Man·jushri über·wiegend friedlich, Vajra·pani dagegen vor·wie·gend zorn·voll dar·ge·stellt. Dies dürfte wohl mit der er·wähnten Legende der Unter·wer·fung Shivas zu tun haben. Ver·schie·dene tantris·tische Texte vari·ier·ten offen·bar sowohl die Legen·den als auch die Namen von Shivas Be·zwin·gern, sodass letzt·lich eine Reihe ähn·licher Be·schüt·zer·figuren (Mahakala, etc.) ent·stand. Es finden sich sogar weibliche Be·schützer·gott·heiten, die bei·spiels·weise als be·kehrte Dämo·ninnen ({{Glossar:Dakini}}, {{skt:Vajrayogini}}) gedeu·tet werden. Die ur·sprüng·lichen Modelle für all diese Figu·ren stellen aber jeweils die von ihnen be·kämpf·ten Feinde des Bud·dhis·mus (in erster Linie Shiva) dar. Die Attri·bute (Waffen, etc.) dieser Feinde werden in den Bud·dhis·mus auf·genom·men und auf die sieg·reichen buddhis·tischen Gestalten über·tragen. So tragen z.B. viele bud·dhis·tische Beschützer einen Lenden·schurz aus Tigerfell — ur·sprüng·lich ein Attribut Shivas.
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==Vajrapani in China und Japan==
  
==Vajrapani in Japan==
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In Japan ist die Figur des Vajrapani weniger prominent als im tibetischen Bud·dhis·mus und hat sich im übrigen in mehrere Einzel·figuren aufgesplittert, die jeweils einen bestimmten Entwick·lungs·stand der Vajrapani-Ikono·graphie repräsen·tieren. In einer ikono·graphisch frühen Form begegnet man Vajrapani unter dem Namen {{glossar:shukongoushin}} (s. Abb. unten). Diese Form ist in Japan schon seit dem achten Jahr·hundert belegt und ist eng verwandt mit den noch heute geläufigen Tor·wächtern ({{glossar:niou}}), die auch unter  
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Bezeich·nungen wie {{glossar:kongoushu}} oder {{Glossar:Kongourikishi}} bekannt sind. Sie sind zumeist mit einem ein·zackigen ''vajra'' bewaff·net. Auch sie exis·tierten bereits im achten Jahrhundert. Funde aus den Tausend-Buddha-Höhlen in {{glossar:Dunhuang}} (Nordwest-China) belegen, dass ähn·liche Figuren auch im China der dama·ligen Zeit recht bekannt gewesen sein müssen (Abb. re.). Als Wächter der Tempel·tore nehmen diese frühen Mani·festa·tionen Vajrapanis noch eher unter·geord·nete Rollen ein. Mit ein wenig Phantasie kann man in ihnen noch den hellenis·tischen Leib·wächter des Buddha in Gestalt des Herakles erkennen.  
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| Vajrapani aus China
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In Japan ist die Figur des Vajrapani weniger prominent als im tibetischen Buddhismus und hat sich im übrigen in mehrere Einzelfiguren aufgesplittert, die jeweils einen bestimmten Entwicklungsstand der Vajrapani-Ikonographie repräsentieren. In einer ikonographisch frühen Form begegnet man Vajrapani unter dem Namen {{g|shukongoujin}} (s. Abb. unten). Diese Form ist in Japan schon seit dem achten Jahrhundert belegt und ist eng verwandt mit den noch heute geläufigen Torwächtern ({{g|niou}}), die auch unter  
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Bezeichnungen wie {{g|kongoushu}} oder {{g|Kongourikishi}} bekannt sind. Sie sind zumeist mit einem einzackigen ''vajra'' bewaffnet. Auch sie existierten bereits im achten Jahrhundert. Funde aus den Tausend-Buddha-Höhlen in {{g|Dunhuang}} (Nordwest-China) belegen, dass ähnliche Figuren auch im China der damaligen Zeit recht bekannt gewesen sein müssen (Abb. re.). Als Wächter der Tempeltore nehmen diese frühen Manifestationen Vajrapanis noch eher untergeordnete Rollen ein. Mit ein wenig Phantasie kann man in ihnen noch den hellenistischen Leibwächter des Buddha in Gestalt des Herakles erkennen.
  
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Die voll ausgebildete esoterische Form Vajrapanis zeigt sich in {{g|gousanzemyouou}} (skt. {{s|Trailokyavijaya}}, Bezwinger der Drei Welten), einem der Fünf Großen Mantra-Könige. Sein Name bezieht sich auf die oben erwähnte Legende der Unterwerfung Shivas. Diese Figur wurde zusammen mit {{g|kuukai}}s esoterischen Lehren Anfang des neunten Jahrhunderts in Japan bekannt.
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|caption= Eso·teri·sche Form des Vajrapani.<p style='width: 500px; margin: 1em auto'>Obwohl durch viele Jahr·hunderte getrennt, bemerkt man eine er·staun·liche Über·ein·stim·mung in den ikono·graphi·schen Details dieser beiden Dar·stel·lungen. Die Abb. rechts ent·stammt dem ''Zūzō-shō'', einem ikono·graphi·schen Hand·buch, das um 1140 ange·fertigt wurde, aber nur in späteren Kopien überliefert ist.</p>  
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|caption= Esoterische Form des Vajrapani.<p style='width: 500px; margin: 1em auto'>Obwohl durch viele Jahrhunderte getrennt, bemerkt man eine erstaunliche Übereinstimmung in den ikonographischen Details dieser beiden Darstellungen. Die Abb. rechts entstammt dem ''Zūzō-shō'', einem ikonographischen Handbuch, das um 1140 angefertigt wurde, aber nur in späteren Kopien überliefert ist.</p>  
 
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Die voll aus·gebildete esoterische Form Vajrapanis zeigt sich in {{glossar:gousanzemyouou}} (skt. {{skt:Trailokyavijaya}}, Bezwinger der Drei Welten), einem der Fünf Großen Mantra-Könige. Sein Name bezieht sich auf die oben erwähnte Legende der Unter·werfung Shivas. Diese Figur wurde zusam·men mit dem eso·teri·schen Buddhis·mus Anfang des neunten Jahr·hunderts in Japan bekannt. Die ältesten japa·nischen Dar·stel·lungen sind ebenso alt oder älter als vergleich·bare Funde aus Indien, was beweist, dass sich die Texte, die als Grund·lage dieser Dar·stellung dienen, innerhalb von zwei oder drei Gene·rationen über die gesamte Welt des {{skt:Mahayana}} Buddhis·mus verbrei·teten. Doch bleibt diese zorn·volle Schutz·gott·heit in Japan hin·sichtlich Status und Bedeu·tung deutlich hinter {{Glossar:Fudoumyouou}} (skt. {{skt:Acala}}) zurück und ist heute weit·gehend unbe·kannt. Umge·kehrt tritt Acala/Fudō außerhalb Japans weit weniger prominent in Erscheinung  als Vajrapani. Dies zeigt, dass es innerhalb der verschie·denen eso·teri·schen Tradi·tionen des Buddhis·mus trotz gemein·samer Grund·texte große regionale Unter·schiede gibt.
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Die ältesten japanischen Darstellungen sind ebenso alt oder älter als vergleichbare Funde aus Indien, was beweist, dass sich die Texte, die als Grundlage dieser Darstellung dienen, innerhalb kürzester Zeit über die gesamte Welt des {{s|Mahayana}} Buddhismus verbreiteten. Doch bleibt diese zornvolle Schutzgottheit in Japan hinsichtlich Status und Bedeutung deutlich hinter {{g|Fudoumyouou}} (skt. {{s|Acala}}) zurück und ist heute weitgehend unbekannt. Umgekehrt tritt Acala/Fudō außerhalb Japans weit weniger prominent in Erscheinung  als Vajrapani. Dies zeigt, dass es innerhalb der verschiedenen esoterischen Traditionen des Buddhismus trotz gemeinsamer Grundtexte große regionale Unterschiede gibt.
  
 
==Schlussfolgerungen==
 
==Schlussfolgerungen==
  
Geht man von rein äußerlichen Merkmalen aus, so finden wir in der kriege·rischen Ikono·graphie Vajrapanis im Wesent·lichen zwei Grund·typen: Einerseits die hoch·gewach·senen Figuren, die mitunter Rüstungen tragen, aber auch gerne fast nackt mit quellenden Muskeln und Adern darge·stellt werden. Anderer·seits die unter·setzten, dick·bäuchigen Zwerge, die häufig mit tierischen Merk·malen, etwa Raub·tier·zähnen, aus·ge·stattet sind, zumeist über zahlreiche Arme und Köpfe verfügen und vornehmlich auf den Leichen ihrer Feinde tanzen. Der erste Typus lässt sich mög·licher·weise tat·sächlich auf die Figur des hellenis·tischen Herakles zurück·führen. Der zweite dürfte auf die indi·schen Yaksha-Dämonen zurück·gehen, die ursprüng·lich Feinde des Buddhis·mus waren, dann aber „bekehrt“ und zu Wächtern um·funktio·niert wurden, ohne dass sie ihre furcht·ein·flößen·den Merkmale verloren. Vajrapani scheint keiner dieser Grund·formen eindeutig zu·zu·ordnen zu sein. Selbst sein namens·gebendes Attribut, der ''vajra'', lässt sich sowohl auf den Knüppel des Herakles als auch auf den „Donnerkeil“ der indischen Mytho·logie zurück·führen. Somit scheint es, als ob in der kriege·rischen Figur des Vajarapani zwei ikono·gra·phische Erinne·rungen, eine hellenis·tische und eine „hinduis·tische“, gespeichert sind. Während Vajrapani in Tibet heute zumeist der dick·bäuchige Dämon ist, erinnern die japa·nischen Niō eher an Herakles. Häufig gibt es auch Misch·formen, etwa musku·löse aber schlanke Figuren, die die charak·teris·tische Tanzpose der Yakshas einnehmen, wie der japanische Gōzanze Myōō.
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Geht man von rein äußerlichen Merkmalen aus, so finden wir in der kriegerischen Ikonographie Vajrapanis im Wesentlichen zwei Grundtypen: Einerseits die hochgewachsenen Figuren, die mitunter Rüstungen tragen, aber auch gerne fast nackt mit quellenden Muskeln und Adern dargestellt werden. Andererseits die untersetzten, dickbäuchigen Zwerge, die häufig mit tierischen Merkmalen, etwa Raubtierzähnen, ausgestattet sind, zumeist über zahlreiche Arme und Köpfe verfügen und vornehmlich auf den Leichen ihrer Feinde tanzen. Der erste Typus lässt sich möglicherweise tatsächlich auf die Figur des hellenistischen Herakles zurückführen. Der zweite dürfte auf die indischen Yaksha-Dämonen zurückgehen, die ursprünglich Feinde des Buddhismus waren, dann aber „bekehrt“ und zu Wächtern umfunktioniert wurden, ohne dass sie ihre furchteinflößenden Merkmale verloren. Vajrapani scheint keiner dieser Grundformen eindeutig zuzuordnen zu sein. Selbst sein namensgebendes Attribut, der ''vajra'', lässt sich sowohl auf den Knüppel des Herakles als auch auf den „Donnerkeil“ der indischen Mythologie zurückführen. Somit scheint es, als ob in der kriegerischen Figur des Vajarapani zwei ikonographische Erinnerungen, eine hellenistische und eine „hinduistische“, gespeichert sind. Während Vajrapani in Tibet heute zumeist der dickbäuchige Dämon ist, erinnern die japanischen Niō eher an Herakles. Häufig gibt es auch Mischformen, etwa muskulöse aber schlanke Figuren, die die charakteristische Tanzpose der Yakshas einnehmen, wie der japanische Gōzanze Myōō.  
 
 
Zu einer Auf·wertung Vajrapanis kam es erst relativ spät in der Ent·wicklung der buddhis·tischen Ikono·graphie, im Zu·sammen·hang mit dem so·genan·nten eso·teri·schen oder tantris·tischen Buddhis·mus. Erst in dieser Tradition erhalten „zorn·volle“ ''krodha''-Gottheiten einen ähnlichen oder gar höheren Status als fried·volle Buddhas und Bodhi·sattvas.
 
In einer 2002 erschie·nenen Studie bringt der Indologe Ronald Davidson die Ent·stehung des  esote·rischen Buddhis·mus vor allem mit zwei Faktoren in Ver·bindung: 1) der zu·nehmen·den Militari·sierung Indiens im frühen indischen Mittel·alter (6.–8. Jh) und 2) den damit ein·her·gehen·den Sieges·zug des Shivaismus, also jener Richtung des „Hinduismus“, die Shiva als obersten Welten·herrscher ansieht. In einer politisch höchst wechsel·vollen Zeit mit zahl·reichen militä·rischen Aus·ein·ander·setzun·gen gelang es dieser Glau·bens·richtung, Shiva mit neuen, für die Kriegs·herren attraktiven kriege·rischen Aspekten auszu·statten. Der Buddhis·mus sah sich nach Ansicht Davidsons gezwungen, gegen die Konkurrenz der Shiva Anhänger eben·falls neue Gott·heiten ins Spiel zu bringen, die die Lehre des {{skt:Buddha}} wehrhaft vertei·digten.
 
  
Obwohl sich der eso·teri·sche Buddhis·mus rasch innerhalb der Welt des Mahayana verbreitete, sind die neuen Schutz·gott·heiten, die er mit sich brachte, nicht überall gleicher·maßen populär. Die unter·schied·lichen Bewer·tungen des Status von Vajrapani, Acala (Fudō) und anderen Wächter·göttern legen nahe, dass es ver·schie·dene Ansichten darüber gab und gibt, welcher krieger·ischen Gestalt der höchste Status gebühre und welches genau ihr Aufga·ben·bereich sein sollte.  
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Zu einer Aufwertung Vajrapanis kam es erst relativ spät in der Entwicklung der buddhistischen Ikonographie, im Zusammenhang mit dem sogenannten esoterischen oder tantristischen Buddhismus. Erst in dieser Tradition erhalten „zornvolle“ {{s|krodha}}-Gottheiten einen ähnlichen oder gar höheren Status als friedvolle Buddhas und Bodhisattvas.  
Der Kunst·historiker Rob Linrothe versucht, die unter·schied·lichen Formen der ''krodha''-Ikono·graphie in histo·rische Ent·wicklungs·phasen zu unter·teilen, die mit Ver·ände·rungen von Theorie und Praxis inner·halb des esote·rischen Buddhis·mus selbst korrellieren. Mit Linrothes Modell lassen sich u.a. die Unter·schiede zwischen japanischen und tibetischen Vajrapani-Dar·stellun·gen gut erklären, da Tibet im Wesent·lichen vom späten esote·rischen Buddhis·mus geprägt wurde, während sich in Japan durch den domi·nanten Einfluss {{g|Kuukai|Kūkais}} und seiner Schule eine frühere Entwick·lungs·phase nach·haltig durch·setzen konnte und die japa·nische Ikono·graphie bis heute prägt. Japan reprä·sentiert also interes·santer·weise ein früheres Stadium des esote·rischen Buddhis·mus als Tibet.
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In einer 2002 erschienenen Studie bringt der Indologe {{g|davidsonronald}} die Entstehung des esoterischen Buddhismus vor allem mit zwei Faktoren in Verbindung: 1) der zunehmenden Militarisierung Indiens im frühen indischen Mittelalter (6.–8. Jh) und 2) den damit einhergehenden Siegeszug des Shivaismus, also jener Richtung des „Hinduismus“, die Shiva als obersten Weltenherrscher ansieht. In einer politisch höchst wechselvollen Zeit mit zahlreichen militärischen Auseinandersetzungen gelang es dieser Glaubensrichtung, Shiva mit neuen, für die Kriegsherren attraktiven kriegerischen Aspekten auszustatten. Der Buddhismus sah sich nach Ansicht Davidsons gezwungen, gegen die Konkurrenz der Shiva Anhänger ebenfalls neue Gottheiten ins Spiel zu bringen, die die Lehre des {{s|Buddha}} wehrhaft verteidigten.
  
Unab·hängig von diesen Unter·schieden bleibt fest·zuhalten, dass diese kriege·rische Figuren in den meisten buddhis·tischen Regionen Einzug hielten. Sie wurden offen·bar besonders in kriege·rischen Zeiten benötigt, wenn auch bud·dhis·tische Mönche ge·zwungen waren, Besitz oder Leben mit der Waffe zu ver·tei·digen bzw. aktiv in mili·tärische Aus·ein·ander·setzungen ein·zu·schrei·ten. Auch in Japan ent·stan·den martia·lische Schutz·gottheiten, die weniger die Gläubigen anziehen, als die Feinde des Bud·dhis·mus ab·schrecken sollten. Sie erlebten ihre Blüte im Zu·sammen·hang mit dem esote·rischen Buddhis·mus während des japani·schen Mittel·alters, als das Land politisch zer·splittert und von Bürger·kriegen gezeichnet war. Dass in zahl·reichen Regionen der buddhis·tischen Welt ein ausge·prägter Gewalt·aspekt in die Ikono·graphie Eingang fand, scheint somit mit der Erfahrung tat·säch·licher kriege·rischer Gewalt in Beziehung zu stehen.
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Obwohl sich der esoterische Buddhismus rasch innerhalb der Welt des Mahayana verbreitete, sind die neuen Schutzgottheiten, die er mit sich brachte, nicht überall gleichermaßen populär. Die unterschiedlichen Bewertungen des Status von Vajrapani, Acala (Fudō) und anderen Wächtergöttern legen nahe, dass es verschiedene Ansichten darüber gab und gibt, welcher kriegerischen Gestalt der höchste Status gebühre und welches genau ihr Aufgabenbereich sein sollte.  
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Der Kunsthistoriker {{g|linrotherob}} versucht, die unterschiedlichen Formen der ''krodha''-Ikonographie in historische Entwicklungsphasen zu unterteilen, die mit Veränderungen von Theorie und Praxis innerhalb des esoterischen Buddhismus selbst korrellieren. Mit Linrothes Modell lassen sich u.a. die Unterschiede zwischen japanischen und tibetischen Vajrapani-Darstellungen gut erklären, da Tibet im Wesentlichen vom späten esoterischen Buddhismus geprägt wurde, während sich in Japan durch den dominanten Einfluss {{g|Kuukai|Kūkais}} und seiner Schule eine frühere Entwicklungsphase nachhaltig durchsetzen konnte und die japanische Ikonographie bis heute prägt. Japan repräsentiert also interessanterweise ein früheres Stadium des esoterischen Buddhismus als Tibet.
  
{{verweise
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Unabhängig von diesen Unterschieden bleibt festzuhalten, dass diese kriegerische Figuren in den meisten buddhistischen Regionen Einzug hielten. Sie wurden offenbar besonders in kriegerischen Zeiten benötigt, wenn auch buddhistische Mönche gezwungen waren, Besitz oder Leben mit der Waffe zu verteidigen bzw. aktiv in militärische Auseinandersetzungen einzuschreiten. Auch in Japan entstanden martialische Schutzgottheiten, die weniger die Gläubigen anziehen, als die Feinde des Buddhismus abschrecken sollten. Sie erlebten ihre Blüte im Zusammenhang mit dem esoterischen Buddhismus während des japanischen Mittelalters, als das Land politisch zersplittert und von Bürgerkriegen gezeichnet war. Dass in zahlreichen Regionen der buddhistischen Welt ein ausgeprägter Gewaltaspekt in die Ikonographie Eingang fand, scheint somit mit der Erfahrung tatsächlicher kriegerischer Gewalt in Beziehung zu stehen.
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{{Verweise
{{Literatur:Davidson_2002}}
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{{Literatur:Linrothe_1999}}
 
 
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* [http://www.himalayanart.org/pages/vajrapani/index.html Vajrapani: Bodhisattva and Deity], The Shelley & Donald Rubin Foundation (en.)<br/>Übersichtsseite zum Thema Vajrapani auf ''[http://www.himalayanart.org Himalayan Art]''.
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* [http://www.himalayanart.org/pages/vajrapani/index.html Vajrapani: Bodhisattva and Deity], The Shelley & Donald Rubin Foundation (en.)<br/>Übersichtsseite zum Thema Vajrapani auf [http://www.himalayanart.org ''Himalayan Art''].
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Aktuelle Version vom 6. November 2023, 16:00 Uhr

Vajrapani Der Feldherr des esoterischen Buddhismus

Gods can be de-contextualized and re-contextualized, but they always preserve traces of their former contexts, and these traces, when re-actualized, may affect their new status in surprising ways.1

Vajrapani [Vajrapāṇi (skt.) वज्रपाणि „Vajrahand“, Vajraträger (jap. Kongōshu 金剛手)] (skt. „der den vajra [vajra (skt.) वज्र „Donnerkeil“, Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus (jap. kongō 金剛)] in der Hand hält“) ist eine repräsentative Gestalt des esoterischen oder tantrischen Buddhismus (jap. mikkyō [mikkyō (jap.) 密教 esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten]), der ja auch als „Vajra-Fahrzeug“ (Vajrayana [Vajrayāna (skt.) वज्रयन „Vajra-Fahrzeug“, Tantrismus, esoterischer Buddhismus (jap. mikkyō 密教 oder Kongō-jō 金剛乗)]) bezeichnet wird. In Tibet, wo diese Richtung ihre markanteste Ausprägung erfuhr, gilt Vajrapani als mächtigster Beschützer des Buddhismus und wird zumeist in Gestalt eines zornigen Dämonen dargestellt. In Japan wurde der Vajra-Träger zwar von anderen Beschützergottheiten in den Hintergrund gedrängt, doch scheinen alle auf ähnliche Grundtypen zurückzugehen. Dieser Prototyp einer esoterischen Schutzgottheit wird auf dieser Seite anhand von Vajrapani und der Evolution seiner Erscheinungsformen genauer vorgestellt.

Morphologie

Vajrapani tibet 18cent.jpg
1 Vajrapani auf einem tibetischen Thangka, 18. Jh. (Detail)
Vajrapani mit vier Armen, drei Augen. In der rechten, weggespreizten Hand ein Vajra, in der Linken ein Seil, die beiden anderen Arme zur mudra der Dämonenabwehr geformt (vgl. Gōsanze Mudra). Tanzt auf der Leiche eines Dämonen (Aparajita) mit ebenfalls vier Armen und einem Elefantenrüssel.
Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.
Vier Arme, drei Augen, tanzt mit einem Vajra in der Hand auf einer Leiche

Vajrapani zählt zu einer großen Gruppe von „zornvollen“ Schutzgottheiten, die in der Fachsprache auch als krodha [krodha (skt.) क्रोध „Zorn“, zornvolle Gottheit (jap. funnuson 憤怒尊)]-Gottheiten (jap. funnu-son [funnu-son (jap.) 憤怒尊 zornvolle Gottheit; Beschützerfigur des esoterischen Buddhismus; Sanskrit: krodha]) bezeichnet werden. Meist von dicker, gedrungener Gestalt besitzen sie zudem Raubtierzähne und ein drittes Auge; zu ihrem Schmuck gehören Totenschädel und ein Lendenschurz aus Tigerfell; sie tanzen eine Art Siegestanz auf den Leichen ihrer getöteten Gegner. Ähnlich wie die friedfertigen Bodhisattvas unterscheiden sie sich untereinander hauptsächlich durch die Attribute, die sie in der Hand halten, oder durch bestimmte paranormale Körpermerkmale, etwa die Farbe der Haut oder die Anzahl der Arme und Beine. Der vajra [vajra (skt.) वज्र „Donnerkeil“, Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus (jap. kongō 金剛)] ist Vajrapanis typisches Attribut, dem er auch seinen Namen verdankt. Ein vajra (manchmal auch als „Diamant“ oder „Donnerkeil“ übersetzt) dient im esoterischen Buddhismus als wichtiger Ritualgegenstand und gilt zugleich als magische Waffe.

Was ist ein vajra?

  1. In den Veden [Veda (skt.) वेद „Wissen“, älteste indische Textsammlung zur brahmanischen Religion, in Versform; ursp. nur mündlich tradiert], der ältesten indischen Literatur, wird der vajra als eine Waffe des Gottes Indra [Indra (skt.) इन्द्र hohe indische Gottheit, vergleichbar mit Zeus/Jupiter (jap. Taishaku-ten 帝釋天)] erwähnt.
  2. Laut späteren indischen Mythen wird Indras vajra aus den Knochen eines heiligen Mannes hergestellt.
  3. Im tantristischen oder esoterischen Buddhismus wird der vajra zu einem Ritualinstrument. Ideelerweise aus Diamant, tatsächlich aber meist aber aus Metall, ist er eine symbolische Waffe mit fünf oder neun (in Japan auch ein oder drei) einwärts gebogenen Zacken an beiden Enden. Der Beiname des esoterischen Buddhismus Vajrayana [Vajrayāna (skt.) वज्रयन „Vajra-Fahrzeug“, Tantrismus, esoterischer Buddhismus (jap. mikkyō 密教 oder Kongō-jō 金剛乗)] (Fahrzeug des vajra) leitet sich von diesem Instrument ab.2
Vajra tibet.jpg
2 Tibetischer vajra
Tibetisches vajra (tib. dorje, jap. kongō) mit fünf Zinken.
Tibet, 18. Jh. Wikimedia Commons.

Herkunft und früheste Ikonographie

Eine häufig zitierte Theorie besagt, dass Vajrapani sich ursprünglich aus dem vedischen Gewitter- und Kriegsgott Indra [Indra (skt.) इन्द्र hohe indische Gottheit, vergleichbar mit Zeus/Jupiter (jap. Taishaku-ten 帝釋天)] entwickelt hat, der ebenfalls ein vajra als Emblem besitzt, und den Namen Vajrapani zu seinen Beinamen zählt. Der vajra, den Indra in der Hand hält, ist übrigens zugleich Waffe und königliches Zepter und wird überdies als „Donnerstab“ gedeutet, wie ihn auch Zeus oder Thor besitzen.

Doch frühe Darstellungen aus Gandhara [Gandhāra (skt.) गन्धार Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst] (1. bis 3. Jahrhundert im heutigen Pakistan), die Vajrapani im graeco-buddhistischen Stil portraitieren, weisen diese Figur nicht als König oder Herrscher aus. Er tritt hier als eine Art Leibwächter im Gefolge des Buddha Shakyamuni [Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)] in Erscheinung. Auffallend ist dabei die starke Verwandtschaft mit dem griechischen Helden Herakles [Herakles (west.) auch Herkules, Held des antiken Griechenlands, bekannt für seine außergewöhnliche Kraft]. Der vajra in seiner Hand ähnelt einem Knüppel, wie ihn auch Herakles gerne trägt.

Vajrapani gandhara.jpg
3 Herakles/ Vajrapani
Vajrapani-Statue aus Terracotta.
Zentralasien, 5. Jh. Asianart.com.
Vajrapani herakles3.jpg
4 Buddha und Vajrapani
Buddha in Begleitung von Vajrapani.
Gandhara, 1.Jh u.Z. SMB-online, Staatliche Museen zu Berlin.
Sarnath kushan metny.jpg
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Buddhas erste Predigt im sog. Hirschpark von Sarnath. Als nackter, Herkules-artiger Leibwächter (mit Knüppel) ist Vajrapani hinter dem Buddha zu sehen. Diese graeco-romanische Figur ist typisch für die frühe buddhistische Ikonographie. Das Rad in Buddhas rechter Hand symbolisiert die Lehre des Buddhismus.
Kushan Periode, 3. Jh. Metropolitan Museum of Art.
Vajrapani kusana2 hunt.jpg
6
Darstellung der Unterwerfung der schwarzen Schlange in Rajgrha durch Buddha und Vajrapani.
Kushana Periode, N-Indien, 1.–3.Jh. u.Z. Huntington Archive.
Vajrapani/ Herakles als Leibwächter des Buddha
Nordindien und Pakistan, 1.–3. Jh.

Die kriegerischen Figuren Herakles und Indra könnten also beide für die vielen gewalttätigen Aspekte in der späteren Ausgestaltung des Vajrapani verantwortlich sein.

Vom friedlichen Bodhisattva zum zornigen Dämonen

Zunächst scheint sich Vajrapani jedoch von Buddhas Leibwächter zu einem Bodhisattva [Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)] hochgearbeitet zu haben. Als solcher wird er in friedvoller androgyner Gestalt mit mildem Lächeln und entspannten Zügen abgebildet. Darstellungen dieser Art dürften v.a. im Indien des siebenten und achten Jahrhunderts häufig gewesen sein, tauchen vereinzelt aber auch später noch in Tibet auf. Die einzige Gemeinsamkeit dieser ikonographischen Form mit dem zornigen Vajrapani ist der vajra in seiner Hand.

Vajrapani nepal 7cent metny.jpg
7
Statue des Bodhisattva Vajrapani.
Nepal, Licchavi Periode, 6. oder 7. Jh. Metropolitan Museum of Art.
Vajrapani india 8cent volke.jpg
8
Darstellung des friedlichen Vajrapani.
Indien, 7. oder 8. Jh. Museumkennis, (NL).
Vajrapani als friedlicher Bodhisattva
Vajrapani ajanta.jpg
9
Wandmalerei des Vajrapani.
Ajanta (Nord-Dekhan, Indien), Höhle #1, 7. Jh. Wikimedia Commons.
Vajrapani peace.jpg
10
Darstellung des Vajrapani in seiner friedlichen Form.
Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.
Vajrapani als friedlicher Bodhisattva

Schon der friedliche Vajrapani wird bisweilen von einem zwergenhaften Dämonen begleitet, der ihm gegenüber eine ähnliche Rolle spielt, wie Vajrapani selbst gegenüber Buddha. In ihrer frühesten Form gehörten diese zwergenhafte Wächterfiguren zu den indischen yaksha [yakṣa (skt.) यक्ष übernatürliches Wesen, Geist, Dämon (jap. yasha 夜叉)]s (jap. yasha [yasha (jap.) 夜叉 von skt. Yaksha; menschenfressende Götter oder Dämonen des indischen Pantheons, die im Buddhismus zu wehrhaften Schutzgöttern avancieren]), einer eher niederrangigen „Rasse“ indischer Gottheiten, die oft als menschenfressende Dämonen auftreten. Die Yakshas kann man sich als mythologische Söldner vorstellen: sie sind tüchtige Krieger und nur dann böse, wenn sie einem bösen Herren dienen. Wenn sie aber im Dienste positiv besetzter Figuren wie etwa Vaishravana [Vaiśravaṇa (skt.) वैश्रवण „Sohn des Gerühmten“, Himmelswächter des Nordens, aka. Kubera (jap. Bishamon-ten 毘沙門天 oder Tamon-ten 多聞天)], jap. Bishamon-ten [Bishamon-ten (jap.) 毘沙門天 Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana], stehen, ist gegen ihr Tun nichts einzuwenden. Im esoterischen Buddhismus (jap. mikkyō [mikkyō (jap.) 密教 esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten]) geht die Gestalt der dickbäuchigen Dämonen wahrscheinlich auf die Yakshas zurück.

Vajrapani kashmir 8cent cle.jpg
11 Kashmir, 8. Jh.
Frühes Beispiel eines kriegerischen Vajrapani mit Raubtierzähnen, Schlangenkette, zu Berge stehendem Haar und hervorquellenden Augen. Hier allerdings noch nicht tanzend, sondern im für friedliche Bodhisattvas typischen halben Lotossitz.
8. Jh. Amico Library.
Trailokavijaya.jpg
12 Nalanda, Indien, 10. Jh.
Trailokyavijaya (jap. Gōzanze) ist ein Beiname von Vajrapani. Er bezieht sich auf die Tatsache, dass Vajrapani den Gott Shiva, den Herrn der Drei Welten (Götterwelt, Menschenwelt, Unterwelt), besiegt hat. Shiva und seine Gespielin Parvati (oder Umā) sind auch die beiden Leichen, auf denen Trailokyavijaya tanzt. Vajrapani besitzt in dieser Manifestation vier Köpfe (der vierte ist rückwärts gewandt) und acht Arme. Von seinen acht Händen (die sicher auch einen Vajra gehalten haben) sind nur die innersten erhalten. Sie formen die Mudra (Handgeste) „Abwehr von Unheil“, die auch auf japanischen Abbildungen von Gōzanze Myōō zu sehen ist. (Datierung nach Linroth 1999, Ruthless Compassion, S. 196.)
Ca. 10. Jh. Huntington Archive.
Die kriegerischen Aspekte Vajrapanis

Die Unterwerfung Shivas durch Vajrapani

Die besondere ikonographische Ausarbeitung des zornvoll-dämonischen Vajrapani mit seiner bedrohlichen Mimik und dem charakteristischen Tanz auf den Leichen seiner Feinde ist aber mit seiner Rolle martialischer Begleiter des höchsten aller esoterischen Buddhas, Mahavairocana [Mahāvairocana (skt.) महावैरोचन „Große Sonne, Großes Licht“, auch Vairocana (jap. Dainichi 大日)] (jap. Dainichi [Dainichi Nyorai (jap.) 大日如来 Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“]) verknüpft. Diese Rolle erhält er in einer spezifischen Legende, die von Vajrapanis Sieg über Shiva [Śiva (skt.) शिव „Glückverheißender“, indische Göttheit, auch Maheshvara oder Ishvara (jap. Daijizai-ten 大自在天)] berichtet und zu den Ursprungslegenden des gesamten esoterischen Buddhismus zählt.

Nach dieser Legende bekommt Vajrapani seinen Namen, „vajra-Träger“, nachdem Mahavairocana ihn durch ein mantra [mantra (skt.) मन्त्र Gebetsformel (jap. shingon 真言)] (magische Formel) in ein kriegerisches Monster verwandelt. Mahavairocana übergibt dem verwandelten Vajrapani ein vajra-Zepter und erklärt ihn zu einem Feldherrn der buddhistischen Lehre, um den mächtigsten Feind des Buddhismus, Shiva (auch Maheshvara [Maheśvara (skt.) महेश्वर „Großer Herr/Gott“, Beinamen des Shiva (jap. Daijizai-ten 大自在天)]) zu unterwerfen. Es gelingt Vajrapani, Shiva zu besiegen, indem er das Mantra „Hum“ intoniert. Während sich Shivas Gefolge unmittelbar „bekehren“ lässt, widersetzt sich Shiva (zusammen mit seiner Gespielin Parvati [Pārvatī (skt.) पार्वती weibl. indische Gottheit; Gemahlin/Gespielin des indischen Gottes Shiva; auch Umā]) hartnäckig der Lehre des Buddha und muss daher von Vajrapani getötet werden.3

... Then Vajrapani raised his vajra away from his heart and waving it, he surveyed the whole circle of the threefold world to its limits. He spoke: “Come my friends, to the teachings of the Tathagatas [tathāgata (skt.) तथागत „Der so Gekommene“, Ehrentitel eines Buddhas (jap. nyorai 如来)]. Obey my command!” ... Then Maheshvara [Maheśvara (skt.) महेश्वर „Großer Herr/Gott“, Beinamen des Shiva (jap. Daijizai-ten 大自在天)], the lord of the whole threefold world in this worldly sphere, proud of his overlordship of the whole threefold world, appeared very wrathful and said:

“Listen you yaksha, I am Ishvara [īśvara (skt.) ईश्वर „Herr“, König, Gott], Lord of the threefold world, creator, destroyer, Lord of all Spirits, God of Gods, Mighty God. So how should I carry out the order of a yaksha ...
Listen, you evil being, quickly enter the mandala [maṇḍala (skt.) मण्डल „Kreis“, schematische Darstellung der kosmischen Ordnung (jap. mandara 曼荼羅)] and hold my pledge. ...”

Then Maheshvara by the power of his overlordship of the threefold world and of his own knowledge, together with his whole company, manifested a fearful and wrathful and greatly terrifying form ... Then Vajrapani, waving his vajra and laughing, said:

“Approach you eater of corpses and human flesh, you who use the ashes of the funeral pyres as your food, as your couch, as your clothing, obey my command! ...”

Then Vajrapani pronounced his own vajra-syllable: “Hum!” As soon as he pronounced this, all the great gods who belong to the threefold world, fell down on their faces, emitting miserable cries, and they went to Vajrapani for protection. The Great God himself remained motionless on the ground, ...4

In der späteren Entwicklung des esoterischen Buddhismus in Tibet steigt Vajrapani neben Avalokiteśvara [Avalokiteśvara (skt.) अवलोकितेश्वर „Herr, der [die Welt] unten wahrnimmt“, Bodhisattva (jap. Kannon 観音 oder Kanzeon 観世音)] und Manjushri [Mañjuśrī (skt.) मञ्जुश्री Bodhisattva der Weisheit (jap. Monju 文殊)] zu den drei wichtigsten Bodhisattvas auf. Sie stehen gemeinsam für das Mitgefühl (Avalokiteśvara), die Weisheit (Manjushri) und die Macht (Vajrapani) aller Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Obwohl alle drei Bodhisattvas sowohl über zornvolle als auch über friedvolle Erscheinungsformen verfügen, werden Avalokiteshvara und Manjushri überwiegend friedlich, Vajrapani dagegen vorwiegend zornvoll dargestellt. Dies dürfte wohl mit der erwähnten Legende der Unterwerfung Shivas zu tun haben. Verschiedene tantristische Texte variierten offenbar sowohl die Legenden als auch die Namen von Shivas Bezwingern, sodass letztlich eine Reihe ähnlicher Beschützerfiguren (Mahakala [Mahākāla (skt.) महाकाल „Großer Schwarzer“, esoterische Gottheit (jap. Makakara 摩訶迦羅 oder Daikoku 大黒)], etc.) entstand. Es finden sich sogar weibliche Gottheiten, die ebenfalls aus bekehrten Dämoninnen (Dakini [Dakini (jap.) 荼枳尼 weibl. buddhist. Schutzgottheit, identifiziert mit Inari; skt. Dākinī; auch: menschenfressende Dämonin], Vajrayogini [Vajrayoginī (skt.) वज्रयोगिनी weibl. buddhist. Schutzgottheit, identifiziert mit Inari; auch: menschenfressende Dämonin]) hervorgehen. All diese Figuren haben die von ihnen bekämpften Feinde des Buddhismus als Modell. Deren Attribute (Schmuck, Waffen, etc.) werden auf die siegreichen buddhistischen Gestalten übertragen. So tragen z.B. viele buddhistische Beschützer einen Lendenschurz aus Tigerfell — ursprünglich ein Attribut Shivas.

Vajrapani in China und Japan

In Japan ist die Figur des Vajrapani weniger prominent als im tibetischen Buddhismus und hat sich im übrigen in mehrere Einzelfiguren aufgesplittert, die jeweils einen bestimmten Entwicklungsstand der Vajrapani-Ikonographie repräsentieren. In einer ikonographisch frühen Form begegnet man Vajrapani unter dem Namen Shukongō-jin [Shukongō-jin (jap.) 執金剛神 skt. Vajrapani. Buddhistische Wächterfigur] (s. Abb. unten). Diese Form ist in Japan schon seit dem achten Jahrhundert belegt und ist eng verwandt mit den noch heute geläufigen Torwächtern (niō [niō (jap.) 仁王 Wächterfigur, Torwächter]), die auch unter Bezeichnungen wie kongōshu [kongōshu (jap.) 金剛手 Vajra-Hand, skt. Vajrapani; s.a. Niō] oder kongō rikishi [kongō rikishi (jap.) 金剛力士 Buddhistische Wächterfigur, „Vajra-Kraftkerl“; Synonym Niō] bekannt sind. Sie sind zumeist mit einem einzackigen vajra bewaffnet. Auch sie existierten bereits im achten Jahrhundert. Funde aus den Tausend-Buddha-Höhlen in Dunhuang [Dunhuang (chin.) 敦煌 Oasenstadt an der Seidenstraße zwischen dem Tarim-Becken und China; zumeist von China, aber zeitweise auch von Tibet beherrschtes Handelszentrum; buddhistisches Zentrum mit ausgedehnten Höhlentempeln] (Nordwest-China) belegen, dass ähnliche Figuren auch im China der damaligen Zeit recht bekannt gewesen sein müssen (Abb. re.). Als Wächter der Tempeltore nehmen diese frühen Manifestationen Vajrapanis noch eher untergeordnete Rollen ein. Mit ein wenig Phantasie kann man in ihnen noch den hellenistischen Leibwächter des Buddha in Gestalt des Herakles erkennen.

Nio dunhuang 9c.jpg
14 Niō aus Dunhuang
Zwei Wächterfiguren (jap. niō) aus Dunhuang in den heute noch in Japan klassischen Posen, mit A/UN-Schema (A-gyō, UN-gyō).
Ca. 900 u.Z. British Museum.
Shukongojin todaiji.jpg
15 Shukongōjin (Nara-Zeit)
Shukongō-jin ist einer der Namen des buddhistischen „Vajraträgers“ (skt. Vajrapani). Die Statue ist das älteste Abbild dieser Figur in Japan. Das Nihon ryōiki enthält eine Legende (Band 2, #21), der zufolge ein wunderhaftes Leuchten, das von dieser Figur ausging, zur Gründung des Tōdaiji führte (s. Nihon Ryo-Wiki). Überdies dürfte die Figur des Shukongō-jin das Modell der buddhistischen Torwächter darstellen, die allerdings stets paarweise (links und rechts des Tores) auftreten. S. dazu Niō.
Nara Zeit. Huntington Archive.
Fukukensaku kannon.jpg
16 Shukongōjin (Kamakura-Zeit)
Fukūkensaku Kannon (wtl. Kannon mit dem niemals leeren [rettenden] Seil) ist eine Form Kannons, die erst mit dem esoterischen Buddhismus (ab dem 8. Jh.) aufkam. Als Begleiter des Bodhisattvas fungieren auf dieser Darstellung Shukongō-jin (Vajrapani) und Bishamon-ten. Die Darstellung des Shukongō-jin erinnert stark an die gleichnamige Nara-zeitliche Statue aus dem Tōdaiji. Die Kombination dieser drei Gottheiten ist ungewöhnlich und beruht auf keiner textlichen Grundlage (vgl. British Museum).
Kamakura-Zeit. The British Museum.
Proto-esoterische Form des Vajrapani

Die voll ausgebildete esoterische Form Vajrapanis zeigt sich in Gōzanze Myōō [Gōzanze Myōō (jap.) 降三世明王 skt. Trailokyavijaya, einer der Fünf Großen Myōō] (skt. Trailokyavijaya [Trailokyavijaya (skt.) त्रैलोक्यविजय „Bezwinger der drei Welten“, einer der Fünf Großen Myōō (jap. Gōzanze 降三世)], Bezwinger der Drei Welten), einem der Fünf Großen Mantra-Könige. Sein Name bezieht sich auf die oben erwähnte Legende der Unterwerfung Shivas. Diese Figur wurde zusammen mit Kūkai [Kūkai (jap.) 空海 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi]s esoterischen Lehren Anfang des neunten Jahrhunderts in Japan bekannt.

Gosanze myoo toji.jpg
17 Gōzanze Myōō (Heian-Zeit)
Gōzanze Myōō (skt. Trailokyavijaya) mit vier Gesichtern und acht Armen, auf den Körpern von Shiva und seiner Gespielin Parvati (Umā) tanzend. Statue aus der Gruppe der n der „Fünf Großen Myōō“ (Godai Myōō) des Tōji in Kyōto, die zusammen mit anderen Figuren des esoterischen Buddhismus im Auftrag von Kūkai als dreidimensionales Mandala angelegt und 839 vollendet wurden. S.a. Tōji kōbō-ichi (2011/10)
Heian-Zeit, 839. unbekannt.
Gozanze zuzosho.jpg
18 Gōzanze Myōō (Edo-Zeit)
Gōzanze Myōō (skt. Trailokyavijaya), mit vier Gesichtern und acht Armen, auf den Körpern von Shiva und seiner Gespielin Parvati (Umā) tanzend. Kopie des verlorenen Jikkan-shō (1139; auch Zuzōshō).
Edo-Zeit, 1702. Ryūgoku University Library.
Esoterische Form des Vajrapani.

Obwohl durch viele Jahrhunderte getrennt, bemerkt man eine erstaunliche Übereinstimmung in den ikonographischen Details dieser beiden Darstellungen. Die Abb. rechts entstammt dem Zūzō-shō, einem ikonographischen Handbuch, das um 1140 angefertigt wurde, aber nur in späteren Kopien überliefert ist.

Die ältesten japanischen Darstellungen sind ebenso alt oder älter als vergleichbare Funde aus Indien, was beweist, dass sich die Texte, die als Grundlage dieser Darstellung dienen, innerhalb kürzester Zeit über die gesamte Welt des Mahayana [Mahāyāna (skt.) महायान „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)] Buddhismus verbreiteten. Doch bleibt diese zornvolle Schutzgottheit in Japan hinsichtlich Status und Bedeutung deutlich hinter Fudō Myōō [Fudō Myōō (jap.) 不動明王 prominentester japanischer myōō (Mantra-König), wtl. „der Unbewegliche“] (skt. Acala [Acala (skt.) अचल „Unbeweglich“, Beinamen des in Japan wichtigsten Mantra-Königs (jap. Fudō 不動)]) zurück und ist heute weitgehend unbekannt. Umgekehrt tritt Acala/Fudō außerhalb Japans weit weniger prominent in Erscheinung als Vajrapani. Dies zeigt, dass es innerhalb der verschiedenen esoterischen Traditionen des Buddhismus trotz gemeinsamer Grundtexte große regionale Unterschiede gibt.

Schlussfolgerungen

Geht man von rein äußerlichen Merkmalen aus, so finden wir in der kriegerischen Ikonographie Vajrapanis im Wesentlichen zwei Grundtypen: Einerseits die hochgewachsenen Figuren, die mitunter Rüstungen tragen, aber auch gerne fast nackt mit quellenden Muskeln und Adern dargestellt werden. Andererseits die untersetzten, dickbäuchigen Zwerge, die häufig mit tierischen Merkmalen, etwa Raubtierzähnen, ausgestattet sind, zumeist über zahlreiche Arme und Köpfe verfügen und vornehmlich auf den Leichen ihrer Feinde tanzen. Der erste Typus lässt sich möglicherweise tatsächlich auf die Figur des hellenistischen Herakles zurückführen. Der zweite dürfte auf die indischen Yaksha-Dämonen zurückgehen, die ursprünglich Feinde des Buddhismus waren, dann aber „bekehrt“ und zu Wächtern umfunktioniert wurden, ohne dass sie ihre furchteinflößenden Merkmale verloren. Vajrapani scheint keiner dieser Grundformen eindeutig zuzuordnen zu sein. Selbst sein namensgebendes Attribut, der vajra, lässt sich sowohl auf den Knüppel des Herakles als auch auf den „Donnerkeil“ der indischen Mythologie zurückführen. Somit scheint es, als ob in der kriegerischen Figur des Vajarapani zwei ikonographische Erinnerungen, eine hellenistische und eine „hinduistische“, gespeichert sind. Während Vajrapani in Tibet heute zumeist der dickbäuchige Dämon ist, erinnern die japanischen Niō eher an Herakles. Häufig gibt es auch Mischformen, etwa muskulöse aber schlanke Figuren, die die charakteristische Tanzpose der Yakshas einnehmen, wie der japanische Gōzanze Myōō.

Zu einer Aufwertung Vajrapanis kam es erst relativ spät in der Entwicklung der buddhistischen Ikonographie, im Zusammenhang mit dem sogenannten esoterischen oder tantristischen Buddhismus. Erst in dieser Tradition erhalten „zornvolle“ krodha [krodha (skt.) क्रोध „Zorn“, zornvolle Gottheit (jap. funnuson 憤怒尊)]-Gottheiten einen ähnlichen oder gar höheren Status als friedvolle Buddhas und Bodhisattvas. In einer 2002 erschienenen Studie bringt der Indologe Ronald Davidson [Davidson, Ronald (west.) amerikanischer Indologe und Religionswissenschaftler an der Fairfield University in Connecticut] die Entstehung des esoterischen Buddhismus vor allem mit zwei Faktoren in Verbindung: 1) der zunehmenden Militarisierung Indiens im frühen indischen Mittelalter (6.–8. Jh) und 2) den damit einhergehenden Siegeszug des Shivaismus, also jener Richtung des „Hinduismus“, die Shiva als obersten Weltenherrscher ansieht. In einer politisch höchst wechselvollen Zeit mit zahlreichen militärischen Auseinandersetzungen gelang es dieser Glaubensrichtung, Shiva mit neuen, für die Kriegsherren attraktiven kriegerischen Aspekten auszustatten. Der Buddhismus sah sich nach Ansicht Davidsons gezwungen, gegen die Konkurrenz der Shiva Anhänger ebenfalls neue Gottheiten ins Spiel zu bringen, die die Lehre des Buddha [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)] wehrhaft verteidigten.

Obwohl sich der esoterische Buddhismus rasch innerhalb der Welt des Mahayana verbreitete, sind die neuen Schutzgottheiten, die er mit sich brachte, nicht überall gleichermaßen populär. Die unterschiedlichen Bewertungen des Status von Vajrapani, Acala (Fudō) und anderen Wächtergöttern legen nahe, dass es verschiedene Ansichten darüber gab und gibt, welcher kriegerischen Gestalt der höchste Status gebühre und welches genau ihr Aufgabenbereich sein sollte. Der Kunsthistoriker Rob Linrothe [Linrothe, Rob (west.) 1951–; amerikanischer Kunsthistoriker und Professor an der Northwestern University in Evanston, Illinois] versucht, die unterschiedlichen Formen der krodha-Ikonographie in historische Entwicklungsphasen zu unterteilen, die mit Veränderungen von Theorie und Praxis innerhalb des esoterischen Buddhismus selbst korrellieren. Mit Linrothes Modell lassen sich u.a. die Unterschiede zwischen japanischen und tibetischen Vajrapani-Darstellungen gut erklären, da Tibet im Wesentlichen vom späten esoterischen Buddhismus geprägt wurde, während sich in Japan durch den dominanten Einfluss Kūkais [Kūkai (jap.) 空海 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi] und seiner Schule eine frühere Entwicklungsphase nachhaltig durchsetzen konnte und die japanische Ikonographie bis heute prägt. Japan repräsentiert also interessanterweise ein früheres Stadium des esoterischen Buddhismus als Tibet.

Unabhängig von diesen Unterschieden bleibt festzuhalten, dass diese kriegerische Figuren in den meisten buddhistischen Regionen Einzug hielten. Sie wurden offenbar besonders in kriegerischen Zeiten benötigt, wenn auch buddhistische Mönche gezwungen waren, Besitz oder Leben mit der Waffe zu verteidigen bzw. aktiv in militärische Auseinandersetzungen einzuschreiten. Auch in Japan entstanden martialische Schutzgottheiten, die weniger die Gläubigen anziehen, als die Feinde des Buddhismus abschrecken sollten. Sie erlebten ihre Blüte im Zusammenhang mit dem esoterischen Buddhismus während des japanischen Mittelalters, als das Land politisch zersplittert und von Bürgerkriegen gezeichnet war. Dass in zahlreichen Regionen der buddhistischen Welt ein ausgeprägter Gewaltaspekt in die Ikonographie Eingang fand, scheint somit mit der Erfahrung tatsächlicher kriegerischer Gewalt in Beziehung zu stehen.

Verweise

Fußnoten

  1. Faure 2015, S. 7.
  2. Definition nach Himalayan Art und Wikipedia.
  3. Davidson 2002, S. 147–151; Linrothe 1999, S. 183–186. Shiva erlangt schließlich als Bhameshvara-nirgosa (der tonlose Herr der Asche) eine Wiedergeburt als Buddha.
  4. Auszug aus Mark Elmore, The Roots of a Warrior: The Early History(s) of Vajrapani nach dem Sarvatathdgata-tattvasamgraha („The Summary of All Tathdgatasi Reality“) aus dem frühen achten Jh. (http://www.uweb.ucsb.edu/~elmorem/vajrapani/, inaktiv). Das Sarva-tathāgata-tattva-samgraha ist nur als chinesische Übersetzung bekannt. Der indische Text wird jedoch u.a. von Amoghavajra, einem Mitbegründer des esoterischen Buddhismus in China, zitiert (Linrothe 1999, S. 26, 30).

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jul. 2020

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Ronald Davidson, Indian Esoteric Buddhism: A Social History of the Tantric Movement. New York: Columbia University Press, 2002.
Bernard Faure, „Prologue“. In: Bernard Faure (Hg.), The Fluid Pantheon. Honolulu: University of Hawaii Press, 2015, 1–22.
Rob Linrothe, Ruthless Compassion: Wrathfull Deities in Early Indo-Tibetan Esoteric Buddhist Art. Boston, MA: Shambala, 1999.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Vajrapani tibet 18cent.jpg
    Vajrapani mit vier Armen, drei Augen. In der rechten, weggespreizten Hand ein Vajra, in der Linken ein Seil, die beiden anderen Arme zur mudra der Dämonenabwehr geformt (vgl. Gōsanze Mudra). Tanzt auf der Leiche eines Dämonen (Aparajita) mit ebenfalls vier Armen und einem Elefantenrüssel.
    Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.
  2. ^ 
    Vajra tibet.jpg
    Tibetisches vajra (tib. dorje, jap. kongō) mit fünf Zinken.
    Tibet, 18. Jh. Wikimedia Commons.
  3. ^ 
    Vajrapani gandhara.jpg
    Vajrapani-Statue aus Terracotta.
    Zentralasien, 5. Jh. Asianart.com.
  4. ^ 
    Vajrapani herakles3.jpg
    Buddha in Begleitung von Vajrapani.
    Gandhara, 1.Jh u.Z. SMB-online, Staatliche Museen zu Berlin.
  5. ^ 
    Sarnath kushan metny.jpg
    Buddhas erste Predigt im sog. Hirschpark von Sarnath. Als nackter, Herkules-artiger Leibwächter (mit Knüppel) ist Vajrapani hinter dem Buddha zu sehen. Diese graeco-romanische Figur ist typisch für die frühe buddhistische Ikonographie. Das Rad in Buddhas rechter Hand symbolisiert die Lehre des Buddhismus.
    Kushan Periode, 3. Jh. Metropolitan Museum of Art.
  6. ^ 
    Vajrapani kusana2 hunt.jpg
    Darstellung der Unterwerfung der schwarzen Schlange in Rajgrha durch Buddha und Vajrapani.
    Kushana Periode, N-Indien, 1.–3.Jh. u.Z. Huntington Archive.
  7. ^ 
    Vajrapani nepal 7cent metny.jpg
    Statue des Bodhisattva Vajrapani.
    Nepal, Licchavi Periode, 6. oder 7. Jh. Metropolitan Museum of Art.
  8. ^ 
    Vajrapani india 8cent volke.jpg
    Darstellung des friedlichen Vajrapani.
    Indien, 7. oder 8. Jh. Museumkennis, (NL).
  9. ^ 
    Vajrapani ajanta.jpg
    Wandmalerei des Vajrapani.
    Ajanta (Nord-Dekhan, Indien), Höhle #1, 7. Jh. Wikimedia Commons.
  1. ^ 
    Vajrapani peace.jpg
    Darstellung des Vajrapani in seiner friedlichen Form.
    Tibet, 19. Jh. Himalayan Art.
  2. ^ 
    Vajrapani kashmir 8cent cle.jpg
    Frühes Beispiel eines kriegerischen Vajrapani mit Raubtierzähnen, Schlangenkette, zu Berge stehendem Haar und hervorquellenden Augen. Hier allerdings noch nicht tanzend, sondern im für friedliche Bodhisattvas typischen halben Lotossitz.
    8. Jh. Amico Library.
  3. ^ 
    Trailokavijaya.jpg
    Trailokyavijaya (jap. Gōzanze) ist ein Beiname von Vajrapani. Er bezieht sich auf die Tatsache, dass Vajrapani den Gott Shiva, den Herrn der Drei Welten (Götterwelt, Menschenwelt, Unterwelt), besiegt hat. Shiva und seine Gespielin Parvati (oder Umā) sind auch die beiden Leichen, auf denen Trailokyavijaya tanzt. Vajrapani besitzt in dieser Manifestation vier Köpfe (der vierte ist rückwärts gewandt) und acht Arme. Von seinen acht Händen (die sicher auch einen Vajra gehalten haben) sind nur die innersten erhalten. Sie formen die Mudra (Handgeste) „Abwehr von Unheil“, die auch auf japanischen Abbildungen von Gōzanze Myōō zu sehen ist. (Datierung nach Linroth 1999, Ruthless Compassion, S. 196.)
    Ca. 10. Jh. Huntington Archive.
  4. ^ 
    Vajrapani dunhuang.jpg
    Abbildung des Vajrapani. Im British Museum gibt es mehrere Banner dieser Art, die belegen, dass die in Japan seit dem achten Jahrhundert bekannten Torwächter in ähnlicher Form auch in China existiert haben müssen. Allerdings treten sie hier offenbar auch in Vierer- oder Achtergruppen (Schutz der Himmelsrichtungen?) auf.
    Tang Zeit, China, 9. Jh. Wikimedia Commons.
  5. ^ 
    Nio dunhuang 9c.jpg
    Zwei Wächterfiguren (jap. niō) aus Dunhuang in den heute noch in Japan klassischen Posen, mit A/UN-Schema (A-gyō, UN-gyō).
    Ca. 900 u.Z. British Museum.
  6. ^ 
    Shukongojin todaiji.jpg
    Shukongō-jin ist einer der Namen des buddhistischen „Vajraträgers“ (skt. Vajrapani). Die Statue ist das älteste Abbild dieser Figur in Japan. Das Nihon ryōiki enthält eine Legende (Band 2, #21), der zufolge ein wunderhaftes Leuchten, das von dieser Figur ausging, zur Gründung des Tōdaiji führte (s. Nihon Ryo-Wiki). Überdies dürfte die Figur des Shukongō-jin das Modell der buddhistischen Torwächter darstellen, die allerdings stets paarweise (links und rechts des Tores) auftreten. S. dazu Niō.
    Nara Zeit. Huntington Archive.
  7. ^ 
    Fukukensaku kannon.jpg
    Fukūkensaku Kannon (wtl. Kannon mit dem niemals leeren [rettenden] Seil) ist eine Form Kannons, die erst mit dem esoterischen Buddhismus (ab dem 8. Jh.) aufkam. Als Begleiter des Bodhisattvas fungieren auf dieser Darstellung Shukongō-jin (Vajrapani) und Bishamon-ten. Die Darstellung des Shukongō-jin erinnert stark an die gleichnamige Nara-zeitliche Statue aus dem Tōdaiji. Die Kombination dieser drei Gottheiten ist ungewöhnlich und beruht auf keiner textlichen Grundlage (vgl. British Museum).
    Kamakura-Zeit. The British Museum.
  8. ^ 
    Gosanze myoo toji.jpg
    Gōzanze Myōō (skt. Trailokyavijaya) mit vier Gesichtern und acht Armen, auf den Körpern von Shiva und seiner Gespielin Parvati (Umā) tanzend. Statue aus der Gruppe der n der „Fünf Großen Myōō“ (Godai Myōō) des Tōji in Kyōto, die zusammen mit anderen Figuren des esoterischen Buddhismus im Auftrag von Kūkai als dreidimensionales Mandala angelegt und 839 vollendet wurden. S.a. Tōji kōbō-ichi (2011/10)
    Heian-Zeit, 839. unbekannt.
  9. ^ 
    Gozanze zuzosho.jpg
    Gōzanze Myōō (skt. Trailokyavijaya), mit vier Gesichtern und acht Armen, auf den Körpern von Shiva und seiner Gespielin Parvati (Umā) tanzend. Kopie des verlorenen Jikkan-shō (1139; auch Zuzōshō).
    Edo-Zeit, 1702. Ryūgoku University Library.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Acala (skt.) अचल ^ „Unbeweglich“, Beinamen des in Japan wichtigsten Mantra-Königs (jap. Fudō 不動)
  • Avalokiteśvara (skt.) अवलोकितेश्वर ^ „Herr, der [die Welt] unten wahrnimmt“, Bodhisattva (jap. Kannon 観音 oder Kanzeon 観世音)
  • Bishamon-ten 毘沙門天 ^ Himmelswächter des Nordens, Glücksgott; abgeleitet von einem indischen Gott des Reichtums, Vaishravana
  • Bodhisattva (skt.) बोधिसत्त्व ^ „Erleuchtetes Wesen“, Vorstufe zur vollkommenen Buddhaschaft (jap. bosatsu 菩薩)
  • Buddha (skt.) बुद्ध ^ „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)
  • Dainichi Nyorai 大日如来 ^ Buddha Vairocana, der „kosmische Buddha“; wtl. „Großes Licht“ oder „Große Sonne“
  • Dakini 荼枳尼 ^ weibl. buddhist. Schutzgottheit, identifiziert mit Inari; skt. Dākinī; auch: menschenfressende Dämonin
  • Davidson, Ronald (west.) ^ amerikanischer Indologe und Religionswissenschaftler an der Fairfield University in Connecticut
  • Dunhuang (chin.) 敦煌 ^ Oasenstadt an der Seidenstraße zwischen dem Tarim-Becken und China; zumeist von China, aber zeitweise auch von Tibet beherrschtes Handelszentrum; buddhistisches Zentrum mit ausgedehnten Höhlentempeln
  • Fudō Myōō 不動明王 ^ prominentester japanischer myōō (Mantra-König), wtl. „der Unbewegliche“
  • funnu-son 憤怒尊 ^ zornvolle Gottheit; Beschützerfigur des esoterischen Buddhismus; Sanskrit: krodha
  • Gandhāra (skt.) गन्धार ^ Königreich im heutigen Pakistan bzw. gleichnamige Stadt (auch Purushapura, heute Peshavar); nach den griechischen Eroberungen unter Alexander dem Großen unter dem Einfluss der hellenistischen Kultur, später, im 1.–3. Jh. u.Z. Hauptstadt des buddhistischen Kushana Reichs; frühes Zentrum der buddhistischen Kunst
  • Gōzanze Myōō 降三世明王 ^ skt. Trailokyavijaya, einer der Fünf Großen Myōō
  • Herakles (west.) ^ auch Herkules, Held des antiken Griechenlands, bekannt für seine außergewöhnliche Kraft
  • Indra (skt.) इन्द्र ^ hohe indische Gottheit, vergleichbar mit Zeus/Jupiter (jap. Taishaku-ten 帝釋天)
  • īśvara (skt.) ईश्वर ^ „Herr“, König, Gott
  • kongō rikishi 金剛力士 ^ Buddhistische Wächterfigur, „Vajra-Kraftkerl“; Synonym Niō
  • kongōshu 金剛手 ^ Vajra-Hand, skt. Vajrapani; s.a. Niō
  • krodha (skt.) क्रोध ^ „Zorn“, zornvolle Gottheit (jap. funnuson 憤怒尊)
  • Kūkai 空海 ^ 774–835, Gründer des Shingon Buddhismus; Eigennamen Saeki Mao, Ehrennamen Kōbō Daishi
  • Linrothe, Rob (west.) ^ 1951–; amerikanischer Kunsthistoriker und Professor an der Northwestern University in Evanston, Illinois
  • Mahākāla (skt.) महाकाल ^ „Großer Schwarzer“, esoterische Gottheit (jap. Makakara 摩訶迦羅 oder Daikoku 大黒)
  • Mahāvairocana (skt.) महावैरोचन ^ „Große Sonne, Großes Licht“, auch Vairocana (jap. Dainichi 大日)
  • Mahāyāna (skt.) महायान ^ „Großes Fahrzeug“, buddhistische Richtung (jap. daijō bukkyō 大乗)
  • Maheśvara (skt.) महेश्वर ^ „Großer Herr/Gott“, Beinamen des Shiva (jap. Daijizai-ten 大自在天)
  • maṇḍala (skt.) मण्डल ^ „Kreis“, schematische Darstellung der kosmischen Ordnung (jap. mandara 曼荼羅)
  • Mañjuśrī (skt.) मञ्जुश्री ^ Bodhisattva der Weisheit (jap. Monju 文殊)
  • mantra (skt.) मन्त्र ^ Gebetsformel (jap. shingon 真言)
  • mikkyō 密教 ^ esoterischer Buddhismus, Tantrismus; wtl. geheime Lehre; Gegenstück zu kengyō; in Japan vor allem durch den Shingon, aber auch durch Teile des Tendai Buddhismus vertreten
  • niō 仁王 ^ Wächterfigur, Torwächter
  • Pārvatī (skt.) पार्वती ^ weibl. indische Gottheit; Gemahlin/Gespielin des indischen Gottes Shiva; auch Umā
  • Śākyamuni (skt.) शाक्यमुनि ^ „Der Weise des Shakya-Klans“, buddhistischer Name des historischen Buddha (Gautama Siddhartha) (jap. Shaka 釈迦 oder Shakamuni 釈迦牟尼)
  • Śiva (skt.) शिव ^ „Glückverheißender“, indische Göttheit, auch Maheshvara oder Ishvara (jap. Daijizai-ten 大自在天)
  • Shukongō-jin 執金剛神 ^ skt. Vajrapani. Buddhistische Wächterfigur
  • tathāgata (skt.) तथागत ^ „Der so Gekommene“, Ehrentitel eines Buddhas (jap. nyorai 如来)
  • Trailokyavijaya (skt.) त्रैलोक्यविजय ^ „Bezwinger der drei Welten“, einer der Fünf Großen Myōō (jap. Gōzanze 降三世)
  • Vaiśravaṇa (skt.) वैश्रवण ^ „Sohn des Gerühmten“, Himmelswächter des Nordens, aka. Kubera (jap. Bishamon-ten 毘沙門天 oder Tamon-ten 多聞天)
  • vajra (skt.) वज्र ^ „Donnerkeil“, Ritualinstrument und Symbol des tantristischen/esoterischen Buddhismus (jap. kongō 金剛)
  • Vajrapāṇi (skt.) वज्रपाणि ^ „Vajrahand“, Vajraträger (jap. Kongōshu 金剛手)
  • Vajrayāna (skt.) वज्रयन ^ „Vajra-Fahrzeug“, Tantrismus, esoterischer Buddhismus (jap. mikkyō 密教 oder Kongō-jō 金剛乗)
  • Vajrayoginī (skt.) वज्रयोगिनी ^ weibl. buddhist. Schutzgottheit, identifiziert mit Inari; auch: menschenfressende Dämonin
  • Veda (skt.) वेद ^ „Wissen“, älteste indische Textsammlung zur brahmanischen Religion, in Versform; ursp. nur mündlich tradiert
  • yakṣa (skt.) यक्ष ^ übernatürliches Wesen, Geist, Dämon (jap. yasha 夜叉)
  • yasha 夜叉 ^ von skt. Yaksha; menschenfressende Götter oder Dämonen des indischen Pantheons, die im Buddhismus zu wehrhaften Schutzgöttern avancieren