Geschichte/Neue Religionen/Soka Gakkai: Unterschied zwischen den Versionen

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| Sōka Gakkai: Produktion von religiösem Mehrwert
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{{fl|D}}ie {{glossar:soukagakkai}}  („Gesellschaft zum Studium vermehrter Werte“) ist in vieler Hinsicht die erfolg·reichste Neureligion Japans. Sie hat derzeit nach eigenen Angaben welt·weit über zwölf Millionen Mitglieder, davon mehr als eine Million außer·halb Japans. Außen·stehende Experten bezweifeln diese Angaben zwar und gehen von zwei bis fünf Millionen registrierter Mit·glieder inner·halb Japans aus, doch ist das immer noch eine höhere Mit·glieder·zahl als irgend eine andere Neu·religion in Japan vorweisen kann.  
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Die {{g|soukagakkai}}  („Gesellschaft zum Studium vermehrter Werte“) ist in vieler Hinsicht die erfolgreichste Neureligion Japans. Sie hat derzeit nach eigenen Angaben weltweit über zwölf Millionen Mitglieder, davon mehr als eine Million außerhalb Japans. Außenstehende Experten bezweifeln diese Angaben zwar und gehen von zwei bis fünf Millionen registrierter Mitglieder innerhalb Japans aus, doch ist das immer noch eine höhere Mitgliederzahl als irgend eine andere Neureligion in Japan vorweisen kann.  
  
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Die Sōka Gakkai präsentiert sich als Mischung von Tradi·tion und Moderne, die auf den ersten Blick erstaunlich, tatsächlich aber für die meisten japanischen Neu·religionen charakteristisch ist. Die „traditionelle“ Praxis umfasst Elemente aus dem {{glossar:Nichiren}} Bud·dhis·mus, etwa das tägliche Rezitieren aus·gewähl·ter Passagen aus dem {{g|hokekyou|Lotos Sutra}} bzw. die An·rufung des Titels des Lotos Sutras ({{glossar:daimoku}}), sowie die Verehrung von Nichirens kalli·graphischer Dar·stellung dieses Titels, die als Haupt·heiligtum ({{g|gohonzon}}) bezeichnet wird.   
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Die Sōka Gakkai präsentiert sich als Mischung von Tradition und Moderne, die auf den ersten Blick erstaunlich, tatsächlich aber für die meisten japanischen Neureligionen charakteristisch ist. Die „traditionelle“ Praxis umfasst Elemente aus dem {{g|Nichiren}} Buddhismus, etwa das tägliche Rezitieren ausgewählter Passagen aus dem {{g|hokekyou|Lotos Sutra}} bzw. die Anrufung des Titels des Lotos Sutras ({{g|daimoku}}), sowie die Verehrung von Nichirens kalligraphischer Darstellung dieses Titels, die als Hauptheiligtum ({{g|gohonzon}}) bezeichnet wird.   
  
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Andererseits trägt die Organi·sation viele Züge, die eher an einen modernen Staat als an eine Religions·gemein·schaft erinnern: Sie wird von einem „Präsi·denten“ ange·führt, verfügt über eine eigene Flagge und über eigene Hymnen. Sie betreibt darüber hinaus eigene wirt·schaft·liche Unter·nehmen und Ver·triebs·struk·turen, eigene Zeitungen und Verlage, Museen, Konzert·häuser und Ver·anstal·tungs·räume. Der inter·nationale Zweig der Sōka Gakkai ist eine von den Vereinten Nationen anerkannte NGO, die sich für die Erhal·tung des Welt·friedens einsetzt.
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Andererseits trägt die Organisation viele Züge, die eher an einen modernen Staat als an eine Religionsgemeinschaft erinnern: Sie wird von einem „Präsidenten“ angeführt, verfügt über eine eigene Flagge und über eigene Hymnen. Sie betreibt darüber hinaus eigene wirtschaftliche Unternehmen und Vertriebsstrukturen, eigene Zeitungen und Verlage, Museen, Konzerthäuser und Veranstaltungsräume. Der internationale Zweig der Sōka Gakkai ist eine von den Vereinten Nationen anerkannte NGO, die sich für die Erhaltung des Weltfriedens einsetzt.
Ehemals unterhielt die Sōka Gakkai sogar eine eigene poli·tische Partei, die {{g|Koumeitou}}, von der sie sich aller·dings — aufgrund der ver·fassungs·mäßig vor·ge·schrie·benen Trennung von Religion und Politik — formal getrennt hat. Der ameri·kanische Japano·loge und Religions·wissen·schaftler Levi McLaughlin bezeichnet die Sōka Gakkai daher als ''adjunct state'', also als Bei- oder Neben·staat.<ref>McLaughlin 2012. Der vorliegende Artikel ist vor allem diesem Beitrag zum ''Handbook of Contemporary Japanese Religions'' (2012) verpflichtet.</ref>   
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Ehemals unterhielt die Sōka Gakkai sogar eine eigene politische Partei, die {{g|Koumeitou}}, von der sie sich allerdings — aufgrund der verfassungsmäßig vorgeschriebenen Trennung von Religion und Politik — formal getrennt hat. Der amerikanische Japanologe und Religionswissenschaftler {{g|mclaughlinlevi}} bezeichnet die Sōka Gakkai daher als ''adjunct state'', also als Bei- oder Nebenstaat.<ref>McLaughlin 2012. Der vorliegende Artikel ist vor allem diesem Beitrag zum ''Handbook of Contemporary Japanese Religions'' (2012) verpflichtet.</ref>   
  
Die Sōka Gakkai wurde in ihrer bis·herigen Geschichte von drei aufein·ander·folgenden charis·mati·schen Führern („Präsidenten“) geprägt, die jeweils für eine bestimmte Ent·wicklungs·phase verant·wortlich sind.  
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Die Sōka Gakkai wurde in ihrer bisherigen Geschichte von drei aufeinanderfolgenden charismatischen Führern („Präsidenten“) geprägt, die jeweils für eine bestimmte Entwicklungsphase verantwortlich sind.  
  
== Makiguchi Tsunesaburō: Gründung und politischer Widerstand ==
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== Makiguchi Tsunesaburō: politischer Widerstand und Sektengründung ==
  
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|Makiguchi Tsunesaburō, 1951
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Der Gründer der Sōka Gakkai, {{glossar:Makiguchitsunesaburou}} (1871–1944), arbeitete als Volks·schul·lehrer in Hokkaidō, bevor er 1913 nach Tōkyō zog. Dort war er neben seinem Lehr·beruf auch als Publizist tätig und setzte sich für Reformen des japani·schen Erzie·hungs·systems ein, die von europäi·schen aufkläre·rischen Idealen bestimmt waren. Damit stand er im Wider·spruch zur offi·ziellen Bildungs·politik, die die [[Geschichte/Staatsshinto|staats·shintō·istische]] Vereh·rung des Tennō und zuneh·mend auch die Propa·ganda für Japans Eroberungs·kriege vor allem über die Schulen in der Bevöl·kerung zu verbreiten suchte. Im Zuge der zu·nehmen·den Repres·sionen scheint Makiguchi einen immer stär·keren Halt im {{glossar:Nichiren}} Buddhismus gefunden zu haben. Genauer gesagt fand er seine spirituelle Heimat in der {{glossar:Nichirenshoushuu}}, einer Unter·gruppe des Nichiren Bud·dhis·mus, die sich 1912 abspal·tete und bis zum Bruch mit Ikeda Daisaku (s.u.) die religiöse Mutter·organi·sation der Gakkai darstellte.
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Der Gründer der Sōka Gakkai, {{g|Makiguchitsunesaburou}} (1871–1944), arbeitete als Volksschullehrer in Hokkaidō, bevor er 1913 nach Tōkyō zog. Dort war er neben seinem Lehrberuf auch als Publizist tätig und setzte sich für Reformen des japanischen Erziehungssystems ein, die von europäischen aufklärerischen Idealen bestimmt waren. Damit stand er im Widerspruch zur offiziellen Bildungspolitik, die die [[Geschichte/Staatsshinto|staatsshintōistische]] Verehrung des {{g|tennou}} und zunehmend auch die Propaganda für Japans Eroberungskriege vor allem über die Schulen in der Bevölkerung zu verbreiten suchte. Im Zuge der zunehmenden Repressionen scheint Makiguchi einen immer stärkeren Halt im {{g|Nichiren}} Buddhismus gefunden zu haben. Genauer gesagt fand er seine spirituelle Heimat in der {{g|Nichirenshoushuu}}, einer Untergruppe des Nichiren Buddhismus, die sich 1912 abspaltete und bis zum Bruch mit {{g|ikedadaisaku}} (s.u.) die religiöse Mutterorganisation der Gakkai darstellte.
  
Die offizielle Gründung der Sōka Gakkai fällt in das Jahr 1930, als die „Wert·mehrungs·gesell·schaft“ noch in erster Linie eine pädago·gische Reform·be·we·gung war.<ref>Laut McLaughlin (2012, S. 281) kam es aller·dings erst ab 1937 zu regel·mäßigen Treffen.</ref> Unter dem Einfluss des Nichiren Bud·dhis·mus nahm die Bewegung aber immer mehr neure·ligiöse Züge an und schrieb sich Nichi·rens funda·mentalis·tische Mis·sionierungs·strategie unter dem Schlag·wort {{glossar:shakubuku}} („brechen und unterwerfen“) auf die Fahnen. Zum endgültigen Bruch mit den staat·lichen Autori·täten kam es jedoch erst in der Kriegs·zeit, im Jahr 1943, als Makiguchi sich weigerte, die {{glossar:ofuda}} des {{g|isejinguu|Ise Schreins}} zu verehren, wie es allen religiösen Grup·pierun·gen per Gesetz ab 1940 vor·geschrie·ben war.  
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Die offizielle Gründung der Sōka Gakkai fällt in das Jahr 1930, als die „Wertmehrungsgesellschaft“ noch in erster Linie eine pädagogische Reformbewegung war.<ref>Laut McLaughlin (2012, S. 281) kam es allerdings erst ab 1937 zu regelmäßigen Treffen.</ref> Unter dem Einfluss des Nichiren Buddhismus nahm die Bewegung aber immer mehr neureligiöse Züge an und schrieb sich Nichirens fundamentalistische Missionierungsstrategie unter dem Schlagwort {{g|shakubuku}} („brechen und unterwerfen“) auf die Fahnen. Zum endgültigen Bruch mit den staatlichen Autoritäten kam es jedoch erst in der Kriegszeit, im Jahr 1943, als Makiguchi sich weigerte, die {{g|ofuda}} des {{g|isejinguu|Ise Schreins}} zu verehren, wie es allen religiösen Gruppierungen per Gesetz ab 1940 vorgeschrieben war.  
  
Diese Rebellion gegen religiöse Be·vor·mun·dung wurde durch das Vorbild Nichirens sicherlich gestärkt. Auch Nichiren plädierte in der Zeit der drohenden Mon·golen·einfälle für eine vermehrte Kon·zen·tration auf wahre Werte (in erster Linie die Bot·schaft das Lotos Sutra), erregte damit aber Anstoß bei den Shōgunen der Kama·kura-Zeit und musste harte Repres·sionen über sich ergehen lassen. Dies führte in der Nichiren-Schule zu einem aus·gepräg·ten Mär·tyrer·kult, der anderen Rich·tungen des japa·nischen Bud·dhis·mus fremd ist.  
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Diese Rebellion gegen religiöse Bevormundung wurde durch das Vorbild Nichirens sicherlich gestärkt. Auch Nichiren plädierte in der Zeit der drohenden Mongoleneinfälle für eine vermehrte Konzentration auf wahre Werte (in erster Linie die Botschaft das Lotos Sutra), erregte damit aber Anstoß bei den {{g|shougun|Shōgunen}} der {{g|kamakura}}-Zeit und musste harte Repressionen über sich ergehen lassen. Dies führte in der Nichiren-Schule zu einem ausgeprägten Märtyrerkult, der anderen Richtungen des japanischen Buddhismus fremd ist.  
Ähnlich wie Nichiren iden·tifizierte sich Makiguchi zwar mit den poli·tischen Zielen des Staates (war also keines·wegs ein Kriegs·gegner), sah aber nur die eigene religiöse Über·zeu·gung und Praxis als geeig·netes Mittel zur Durch·setzung dieser Ziele an und lehnte aus diesem Grund auch die Ver·ehrung der kai·ser·lichen Ahnen·gottheit {{glossar:Amaterasu}} ab. Diese Weige·rung führte zu seiner Inhaf·tierung. Der betagte Führer der jungen religiösen Bewe·gung über·lebte die harten Haft·bedin·gungen nicht und starb im November 1944 an Unter·ernährung. Die Sōka Gakkai zählte zu diesem Zeit·punkt ein paar tausend Anhänger, die sich nach Makiguchis Verhaf·tung nicht mehr öffent·lich zu Wort meldeten.
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Ähnlich wie Nichiren identifizierte sich Makiguchi zwar mit den politischen Zielen des Staates (war also keineswegs ein Kriegsgegner), sah aber nur die eigene religiöse Überzeugung und Praxis als geeignetes Mittel zur Durchsetzung dieser Ziele an und lehnte aus diesem Grund auch die Verehrung der kaiserlichen Ahnengottheit {{g|Amaterasu}} ab. Diese Weigerung führte zu seiner Inhaftierung. Der betagte Führer der jungen religiösen Bewegung überlebte die harten Haftbedingungen nicht und starb im November 1944 an Unterernährung. Die Sōka Gakkai zählte zu diesem Zeitpunkt ein paar tausend Anhänger, die sich nach Makiguchis Verhaftung nicht mehr öffentlich zu Wort meldeten.
  
 
== Toda Jōsei: Massenmobilisierung ==
 
== Toda Jōsei: Massenmobilisierung ==
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|Toda Jōsei, 1951
 
|Toda Jōsei, 1951
 
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{{glossar:Todajousei}} (1900–1958) ist die Ent·wicklung der Sōka Gakkai zu einer Massen·bewe·gung zu verdanken. Ebenfalls ein Lehrer, stand er Makiguchi von Anfang an zur Seite und wurde zusammen mit ihm ver·haftet, über·lebte allerdings die Kriegs·zeit. Während seiner Inhaf·tierung soll er sich beson·ders intensiv mit dem Lotos Sutra aus·ein·ander gesetzt haben. Nach dem Krieg gelang es ihm, die Sōka Gakkai neu zu formieren und 1951 eine groß·ange·legte Mis·sionierungs·kampagne zu starten, die als ''shakubuku daikōshin'',  „Großer Marsch des Brechens und Unter·werfens“, bekannt wurde. Er reduzierte seine Bot·schaf·ten auf simple karmische Ver·sprechun·gen, die offenbar dem Geist der Zeit ent·sprachen: Armut sei eine Folge schlechten Karmas, aber durch die Praxis des Lotus Sutras sei es möglich, im nächsten Leben „fünf Cadillacs“ zu besitzen.<ref>Nach McLaughlin, S. 288.</ref> Zu·gleich widmete sich Toda einer streng hierar·chischen inneren Organi·sation seiner Bewe·gung, in der vor allem der Jugend eine wichtige Rolle bei der Mis·sionie·rung zukam. Ziel war nichts weniger als die Bekeh·rung der gesamten Bevöl·kerung zur Lehre Nichirens, die laut Toda in der Sōka Gakkai am reinsten vertreten war.  
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{{g|Todajousei}} (1900–1958) ist die Entwicklung der Sōka Gakkai zu einer Massenbewegung zu verdanken. Ebenfalls ein Lehrer, stand er Makiguchi von Anfang an zur Seite und wurde zusammen mit ihm verhaftet, überlebte allerdings die Kriegszeit. Während seiner Inhaftierung soll er sich besonders intensiv mit dem Lotos Sutra auseinander gesetzt haben. Nach dem Krieg gelang es ihm, die Sōka Gakkai neu zu formieren und 1951 eine großangelegte Missionierungskampagne zu starten, die als {{g|shakubukudaikoushin}},  „Großer Marsch des Brechens und Unterwerfens“, bekannt wurde. Er reduzierte seine Botschaften auf simple karmische Versprechungen, die offenbar dem Geist der Zeit entsprachen: Armut sei eine Folge schlechten Karmas, aber durch die Praxis des Lotus Sutras sei es möglich, im nächsten Leben „fünf Cadillacs“ zu besitzen.<ref>Nach McLaughlin, S. 288.</ref> Zugleich widmete sich Toda einer streng hierarchischen inneren Organisation seiner Bewegung, in der vor allem der Jugend eine wichtige Rolle bei der Missionierung zukam. Ziel war nichts weniger als die Bekehrung der gesamten Bevölkerung zur Lehre Nichirens, die laut Toda in der Sōka Gakkai am reinsten vertreten war.  
  
Wie der Name der ''shakubuku''-Kampagne andeutet, propagierte Toda eine äußerst ag·gres·sive Mis·sionie·rungs·strategie, die auch vor Ein·schüch·terung und physi·scher Gewalt nicht zurück·scheute. Während er damit den Grund·stein für das nach·haltig negative Image der Bewegung bei nicht-Mitgliedern setzte, war ihm zunächst mehr Erfolg beschieden, als er selbst zu träumen gewagt hatte: 1958, in Todas Todes·jahr, zählte die Sōka Gakkai bereits ca. eine Million Anhänger.<ref>Bei seiner Wahl zum zweiten Präsiden·ten im Jahr 1951 stellte Toda sein ehr·geiziges Ziel vor, mindestens 750.000 zu bekehren. Sollte ihm das zu Leb·zeiten nicht gelingen, wolle er auf alle bud·dhis·tischen Bestat·tung·sriten verzichten (McLaughlin, S. 289).</ref> Diese setzten sich vor allem aus ein·facheren Schichten der Bevöl·kerung zusammen, denen Todas spezi·fische Mischung aus tradi·tionell-religiösem Gedanken·gut mit modernen sozialen Ver·sprechun·gen offenbar beson·ders zusagte.
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Wie der Name der ''shakubuku''-Kampagne andeutet, propagierte Toda eine äußerst aggressive Missionierungsstrategie, die auch vor Einschüchterung und physischer Gewalt nicht zurückscheute. Während er damit den Grundstein für das nachhaltig negative Image der Bewegung bei nicht-Mitgliedern setzte, war ihm zunächst mehr Erfolg beschieden, als er selbst zu träumen gewagt hatte: 1958, in Todas Todesjahr, zählte die Sōka Gakkai bereits ca. eine Million Anhänger.<ref>Bei seiner Wahl zum zweiten Präsidenten im Jahr 1951 stellte Toda sein ehrgeiziges Ziel vor, mindestens 750.000 zu bekehren. Sollte ihm das zu Lebzeiten nicht gelingen, wolle er auf alle buddhistischen Bestattungsriten verzichten (McLaughlin, S. 289).</ref> Diese setzten sich vor allem aus einfacheren Schichten der Bevölkerung zusammen, denen Todas spezifische Mischung aus traditionell-religiösem Gedankengut mit modernen sozialen Versprechungen offenbar besonders zusagte.
  
 
== Ikeda Daisaku: Konsolidierung auf internationalem Niveau ==
 
== Ikeda Daisaku: Konsolidierung auf internationalem Niveau ==
  
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{{glossar:Ikedadaisaku}} (*1928) geriet schon als Schüler unter den Einfluss Todas und verbrachte sein gesamtes Erwach·senen·leben im Dienst der Sōka Gakkai.
 
Nach Über·nahme der „Präsident·schaft“ im Jahr 1960 enga·gierte er sich vor allem für den Einfluss der Sōka Gakkai außer·halb Japans, was unter anderem zur Aner·kennung als inter·nationale Friedens·organi·sation führte. Gleich·zeitig kam es unter Ikeda zur Grün·dung der Kōmei-tō (1964), dem politi·schen Arm der Bewegung. Kurze Zeit später gelang auf der Grund·lage einer bei·spiel·losen Spenden·aktion der Bau eines neuen spiri·tuellen Zentrums, der Shōhondō, in dem das Haupt·heilig·tum von Sōka Gakkai und Nichiren Shōshū, eine Kalli·graphie Nichirens namens Dai-Gohonzon, ausgestellt wurde. Diese Halle befand sich im  Taiseki-ji, dem Haupt·tempel der Nichiren Shōshū am Fuße des Berges Fuji. Im modernen Ausbau des Taiseki-ji, der 1972 fertig gestellt wurde, mani·festiert sich eine im Nichiren Bud·dhis·mus lange gehegte Utopie, ein nationales Heilig·tum für ganz Japan zu errichten.
 
  
Ikedas Erfolge in den 1960er Jahren führten gegen Ende des Jahr·zehnts auch zu massiver Kritik durch links·gerichtete Intelek·tuelle, welche die Sōka Gakkai ihrerseits mit repres·siven Mitteln zu unter·drücken suchte. Als diese Machen·schaften ans Licht der Öffent·lich·keit gelang·ten, verstärkte dies die Kritik, was Ikeda zu einigen Reformen, etwa der formalen Trennung von der Kōmeitō (1970), veranlasste. Auch die Missio·nierung wurde von nun an mit subtileren Mitteln betrieben. Dennoch stagnierte die Anzahl der Mitglieder in Japan von da an.  
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{{g|Ikedadaisaku}} (*1928) geriet schon als Schüler unter den Einfluss Todas und verbrachte sein gesamtes Erwachsenenleben im Dienst der Sōka Gakkai.
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Nach Übernahme der „Präsidentschaft“ im Jahr 1960 engagierte er sich vor allem für den Einfluss der Sōka Gakkai außerhalb Japans, was unter anderem zur Anerkennung als internationale Friedensorganisation führte. Gleichzeitig kam es unter Ikeda zur Gründung der Kōmei-tō (1964), dem politischen Arm der Bewegung. Kurze Zeit später gelang auf der Grundlage einer beispiellosen Spendenaktion der Bau eines neuen spirituellen Zentrums, der {{g|shouhondou}}, in dem das Hauptheiligtum von Sōka Gakkai und Nichiren Shōshū, eine Kalligraphie Nichirens namens Dai-Gohonzon, ausgestellt wurde. Diese Halle befand sich im {{g|taisekiji}}, dem Haupttempel der Nichiren Shōshū am Fuße des Berges Fuji. Im modernen Ausbau des Taiseki-ji, der 1972 fertig gestellt wurde, manifestiert sich eine im Nichiren Buddhismus lange gehegte Utopie, ein nationales Heiligtum für ganz Japan zu errichten.
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Ikedas Erfolge in den 1960er Jahren führten gegen Ende des Jahrzehnts auch zu massiver Kritik durch linksgerichtete Intellektuelle, welche die Sōka Gakkai ihrerseits mit repressiven Mitteln zu unterdrücken suchte. Als diese Machenschaften ans Licht der Öffentlichkeit gelangten, verstärkte dies die Kritik, was Ikeda zu einigen Reformen, etwa der formalen Trennung von der Kōmeitō (1970), veranlasste. Auch die Missionierung wurde von nun an mit subtileren Mitteln betrieben. Dennoch stagnierte die Anzahl der Mitglieder in Japan von da an.  
  
 
=== Schisma von 1991 ===
 
=== Schisma von 1991 ===
  
Auch intern taten sich Konflikte auf, vor allem mit der religiösen Mutter·organi·sation {{glossar:Nichirenshoushuu}}. Während diese nach außen hin durch die Sōka Gakkai gestärkt wurde, kam es zwischen Ikeda Daisaku als oberster Autori·tät der Laien und Abe Nikken, dem höchsten Abt der Nichiren Shōshū, zu unüber·brück·baren persön·lichen Macht·kämpfen. 1991 eska·lierte der Konflikt schließ·lich derge·stalt, dass die gesamte Laien·organi·sation von der Nichiren Shōshū „exkom·muniziert“ wurde. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass dieser Akt der Selbst·zer·fleischung in beiden Organisa·tionen zu einem Mitglieder·schwund führte.   
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Auch intern taten sich Konflikte auf, vor allem mit der religiösen Mutterorganisation {{g|Nichirenshoushuu}}. Während diese nach außen hin durch die Sōka Gakkai gestärkt wurde, kam es zwischen Ikeda Daisaku als oberster Autorität der Laien und {{g|abenikken}}, dem höchsten Abt der Nichiren Shōshū, zu unüberbrückbaren persönlichen Machtkämpfen. 1991 eskalierte der Konflikt schließlich dergestalt, dass die gesamte Laienorganisation von der Nichiren Shōshū „exkommuniziert“ wurde. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass dieser Akt der Selbstzerfleischung in beiden Organisationen zu einem Mitgliederschwund führte.   
  
 
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Das sicht·barste Zeichen dieses Zerwürf·nisses ist das Schicksal der er·wähnten Shōhondō, die nicht nur als Haupt·halle der Nichiren Shōshū, sondern als natio·nales Heilig·tum, dem früher oder später alle Japaner huldigen sollten, geplant war.<ref> Die Halle kann auch als Honmon no Kaidan, als Wahrer Initiations-Altar, angesehen werden. Es handelt sich dabei um ein uto·pisches Ziel Nichirens, dessen Rea·lisierung bereits von Toda ins Auge gefasst wurde. </ref> Der archi·tektonisch kühne Entwurf stammte von Yokoyama Kimio, selbst ein Anhänger der Shōshū, und orien·tierte sich in vieler Hin·sicht am gefeierten Olympia·stadion von {{glossar:Tangekenzou}}, das für die Spiele von 1964 errichtet worden war. Äußerlich glich es eher einem griechi·schen Tempel oder einem Kolos·seum als einem tradi·tionellen japani·schen Gebäude, was viel·leicht ein Grund dafür gewesen sein mag, dass sich die spiri·tuellen Autori·täten nicht wirklich damit an·freunden konnten. Die zeitge·nös·sische Archi·tektur·szene über·häufte das Gebäude jedoch mit Lob und Auszeich·nungen.
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Das sichtbarste Zeichen dieses Zerwürfnisses ist das Schicksal der erwähnten Shōhondō, die nicht nur als Haupthalle der Nichiren Shōshū, sondern als nationales Heiligtum, dem früher oder später alle Japaner huldigen sollten, geplant war.<ref> Die Halle kann auch als Honmon no Kaidan, als Wahrer Initiations-Altar, angesehen werden. Es handelt sich dabei um ein utopisches Ziel Nichirens, dessen Realisierung bereits von Toda ins Auge gefasst wurde. </ref> Der architektonisch kühne Entwurf stammte von {{g|yokoyamakimio}}, selbst ein Anhänger der Shōshū, und orientierte sich in vieler Hinsicht am gefeierten Olympiastadion von {{g|Tangekenzou}}, das für die Spiele von 1964 errichtet worden war. Äußerlich glich es eher einem griechischen Tempel oder einem Kolosseum als einem traditionellen japanischen Gebäude, was vielleicht ein Grund dafür gewesen sein mag, dass sich die spirituellen Autoritäten nicht wirklich damit anfreunden konnten. Die zeitgenössische Architekturszene überhäufte das Gebäude jedoch mit Lob und Auszeichnungen.  
 
 
Nach dem Schisma verblieb die Shōhondō zwar bei den Nichiren Shōshū-Mönchen, erinnerte aber gleich·zeitig an den enormen finan·ziellen Beitrag, den Anhänger der Sōka Gakkai für die Ausge·staltung des spirituellen Zentrums geleistet hatten. 1998  verlaut·barte die Shōshū schließ·lich, dass das Gebäude nicht erd·beben·sicher sei und daher abge·rissen werden müsse, was mit erheb·lichem finan·ziellen Aufwand auch in die Tat umgesetzt wurde. An seiner Stelle steht heute ein Gebäude namens Hōandō, eine uninspi·rierte Stahl·beton·kons·truktion, die optisch an den {{glossar:Toudaiji}} in Nara gemahnt.  
 
  
Ikeda selbst scheint sich nach diesen Ereignissen auch ideo·logisch nicht nur von der Nichiren Shōshū, sondern auch von Nichiren selbst etwas ent·fernt zu haben und bezieht sich in seinen Schriften vermehrt auf west·liche Geistes·größen. Auch seine orga·nisa·tori·schen Tätig·keiten konzen·trieren sich auf Sōka Gakkai International (SGI), formal eine von der Sōka Gakkai getrennte Insti·tution. Dennoch fungiert er nach wie vor als charisma·tische Vater·figur der gesamten Bewegung. Die Gakkai selbst entwickelte notge·drungen auch einen eigenen bud·dhis·tischen Klerus, der v.a. für Begräb·nisse von Mitgliedern zuständig ist.  
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Nach dem Schisma verblieb die Shōhondō zwar bei den Nichiren Shōshū-Mönchen, erinnerte aber gleichzeitig an den enormen finanziellen Beitrag, den Anhänger der Sōka Gakkai für die Ausgestaltung des spirituellen Zentrums geleistet hatten. 1998  verlautbarte die Shōshū schließlich, dass das Gebäude nicht erdbebensicher sei und daher abgerissen werden müsse, was mit erheblichem finanziellen Aufwand auch in die Tat umgesetzt wurde. An seiner Stelle steht heute ein Gebäude namens Hōandō, eine uninspirierte Stahlbetonkonstruktion, die optisch an den {{g|Toudaiji}} in Nara gemahnt.  
  
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Ikeda selbst scheint sich nach diesen Ereignissen auch ideologisch nicht nur von der Nichiren Shōshū, sondern auch von Nichiren selbst etwas entfernt zu haben und bezieht sich in seinen Schriften vermehrt auf westliche Geistesgrößen. Auch seine organisatorischen Tätigkeiten konzentrieren sich auf Sōka Gakkai International (SGI), formal eine von der Sōka Gakkai getrennte Institution. Dennoch fungiert er nach wie vor als charismatische Vaterfigur der gesamten Bewegung. Die Gakkai selbst entwickelte notgedrungen auch einen eigenen buddhistischen Klerus, der v.a. für Begräbnisse von Mitgliedern zuständig ist.
 
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Aktuelle Version vom 12. Januar 2023, 16:09 Uhr

Sōka Gakkai Produktion von religiösem Mehrwert

Die Sōka Gakkai [Sōka Gakkai (jap.) 創価学会 wtl. in etwa „Organisation zum Studium vermehrter Werte“; neu-religiöse buddhistische Laienorganisation, gegr. 1930] („Gesellschaft zum Studium vermehrter Werte“) ist in vieler Hinsicht die erfolgreichste Neureligion Japans. Sie hat derzeit nach eigenen Angaben weltweit über zwölf Millionen Mitglieder, davon mehr als eine Million außerhalb Japans. Außenstehende Experten bezweifeln diese Angaben zwar und gehen von zwei bis fünf Millionen registrierter Mitglieder innerhalb Japans aus, doch ist das immer noch eine höhere Mitgliederzahl als irgend eine andere Neureligion in Japan vorweisen kann.

Gohonzon.jpg
1 gohonzon
Das Hauptheiligtum (gohonzon) der Sōka Gakkai.
Wikimedia Commons.

Die Sōka Gakkai präsentiert sich als Mischung von Tradition und Moderne, die auf den ersten Blick erstaunlich, tatsächlich aber für die meisten japanischen Neureligionen charakteristisch ist. Die „traditionelle“ Praxis umfasst Elemente aus dem Nichiren [Nichiren (jap.) 日蓮 1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus] Buddhismus, etwa das tägliche Rezitieren ausgewählter Passagen aus dem Lotos Sutra [Hoke-kyō (jap.) 法華経 Lotos Sutra; skt. Saddharma pundarika sutra; jap. auch Hokkekyō oder Myōhō renge kyō; zählt zu den einflussreichsten Texten des Mahayana-Buddhismus, älteste Fassungen dürften im ersten Jh. v.u.Z. entstanden sein.] bzw. die Anrufung des Titels des Lotos Sutras (daimoku [daimoku (jap.) 題目 wtl. „Titel [des Lotos Sutras]“; Gebetspraxis des Nichiren Buddhismus]), sowie die Verehrung von Nichirens kalligraphischer Darstellung dieses Titels, die als Hauptheiligtum (gohonzon [gohonzon (jap.) 御本尊 Hauptgegenstand der Verehrung im Tempel]) bezeichnet wird.

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Flagge mit Lotossymbol

Andererseits trägt die Organisation viele Züge, die eher an einen modernen Staat als an eine Religionsgemeinschaft erinnern: Sie wird von einem „Präsidenten“ angeführt, verfügt über eine eigene Flagge und über eigene Hymnen. Sie betreibt darüber hinaus eigene wirtschaftliche Unternehmen und Vertriebsstrukturen, eigene Zeitungen und Verlage, Museen, Konzerthäuser und Veranstaltungsräume. Der internationale Zweig der Sōka Gakkai ist eine von den Vereinten Nationen anerkannte NGO, die sich für die Erhaltung des Weltfriedens einsetzt. Ehemals unterhielt die Sōka Gakkai sogar eine eigene politische Partei, die Kōmeitō [Kōmeitō (jap.) 公明党 „Partei der öffentlichen Sauberkeit“, buddhistisch orientierte politische Parlamentspartei], von der sie sich allerdings — aufgrund der verfassungsmäßig vorgeschriebenen Trennung von Religion und Politik — formal getrennt hat. Der amerikanische Japanologe und Religionswissenschaftler Levi McLaughlin [McLaughlin, Levi (west.) amerikanischer Japanologe und Religionswissenschaftler an der North Carolina State University] bezeichnet die Sōka Gakkai daher als adjunct state, also als Bei- oder Nebenstaat.1

Die Sōka Gakkai wurde in ihrer bisherigen Geschichte von drei aufeinanderfolgenden charismatischen Führern („Präsidenten“) geprägt, die jeweils für eine bestimmte Entwicklungsphase verantwortlich sind.

Makiguchi Tsunesaburō: politischer Widerstand und Sektengründung

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2 Makiguchi Tsunesaburō
Portrait von Makiguchi Tsunesaburō (1871–1944), Gründer der Sōka Gakkai.
1930er Jahre (?). Bildquelle: Deep Roots, über Internet Archive.

Der Gründer der Sōka Gakkai, Makiguchi Tsunesaburō [Makiguchi Tsunesaburō (jap.) 牧口常三郎 1871–1944; Gründer der neurel. Bewegung Sōka Gakkai] (1871–1944), arbeitete als Volksschullehrer in Hokkaidō, bevor er 1913 nach Tōkyō zog. Dort war er neben seinem Lehrberuf auch als Publizist tätig und setzte sich für Reformen des japanischen Erziehungssystems ein, die von europäischen aufklärerischen Idealen bestimmt waren. Damit stand er im Widerspruch zur offiziellen Bildungspolitik, die die staatsshintōistische Verehrung des Tennō [Tennō (jap.) 天皇 jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels] und zunehmend auch die Propaganda für Japans Eroberungskriege vor allem über die Schulen in der Bevölkerung zu verbreiten suchte. Im Zuge der zunehmenden Repressionen scheint Makiguchi einen immer stärkeren Halt im Nichiren [Nichiren (jap.) 日蓮 1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus] Buddhismus gefunden zu haben. Genauer gesagt fand er seine spirituelle Heimat in der Nichiren Shōshū [Nichiren Shōshū (jap.) 日蓮正宗 wtl. „wahre Schule des Nichiren“; Untergruppe des Nichiren Buddhismus, gegr. 1912], einer Untergruppe des Nichiren Buddhismus, die sich 1912 abspaltete und bis zum Bruch mit Ikeda Daisaku [Ikeda Daisaku (jap.) 池田大作 1928–2023; Publizist, buddh. Laien-Prediger, dritter Präsident der neurel. Bewegung Sōka Gakkai] (s.u.) die religiöse Mutterorganisation der Gakkai darstellte.

Die offizielle Gründung der Sōka Gakkai fällt in das Jahr 1930, als die „Wertmehrungsgesellschaft“ noch in erster Linie eine pädagogische Reformbewegung war.2 Unter dem Einfluss des Nichiren Buddhismus nahm die Bewegung aber immer mehr neureligiöse Züge an und schrieb sich Nichirens fundamentalistische Missionierungsstrategie unter dem Schlagwort shakubuku [shakubuku (jap.) 折伏 „brechen und unterwerfen“; Motto des Schulgrüders Nichiren] („brechen und unterwerfen“) auf die Fahnen. Zum endgültigen Bruch mit den staatlichen Autoritäten kam es jedoch erst in der Kriegszeit, im Jahr 1943, als Makiguchi sich weigerte, die o-fuda [o-fuda (jap.) お札 Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;] des Ise Schreins [Ise Jingū (jap.) 伊勢神宮 kaiserlicher Ahnenschrein (wtl. Götterpalast) von Ise, Präfektur Mie, bestehend aus den Anlagen Gekū und Naikū] zu verehren, wie es allen religiösen Gruppierungen per Gesetz ab 1940 vorgeschrieben war.

Diese Rebellion gegen religiöse Bevormundung wurde durch das Vorbild Nichirens sicherlich gestärkt. Auch Nichiren plädierte in der Zeit der drohenden Mongoleneinfälle für eine vermehrte Konzentration auf wahre Werte (in erster Linie die Botschaft das Lotos Sutra), erregte damit aber Anstoß bei den Shōgunen [Shōgun (jap.) 将軍 Shōgun; Titel der Militärherrscher aus dem Kriegeradel (bushi, Samurai)] der Kamakura [Kamakura (jap.) 鎌倉 Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)]-Zeit und musste harte Repressionen über sich ergehen lassen. Dies führte in der Nichiren-Schule zu einem ausgeprägten Märtyrerkult, der anderen Richtungen des japanischen Buddhismus fremd ist. Ähnlich wie Nichiren identifizierte sich Makiguchi zwar mit den politischen Zielen des Staates (war also keineswegs ein Kriegsgegner), sah aber nur die eigene religiöse Überzeugung und Praxis als geeignetes Mittel zur Durchsetzung dieser Ziele an und lehnte aus diesem Grund auch die Verehrung der kaiserlichen Ahnengottheit Amaterasu [Amaterasu (jap.) 天照 Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise] ab. Diese Weigerung führte zu seiner Inhaftierung. Der betagte Führer der jungen religiösen Bewegung überlebte die harten Haftbedingungen nicht und starb im November 1944 an Unterernährung. Die Sōka Gakkai zählte zu diesem Zeitpunkt ein paar tausend Anhänger, die sich nach Makiguchis Verhaftung nicht mehr öffentlich zu Wort meldeten.

Toda Jōsei: Massenmobilisierung

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3 Toda Jōsei, 1951
Toda Jōsei (1900–1958) zum Zeitpunkt seiner Angelobung als 2. Präsident der Sōka Gakkai, 1951.
1951. Josei Toda.

Toda Jōsei [Toda Jōsei (jap.) 戸田城聖 1900–1958; Mitbegründer und zweiter Präsident der neurel. Bewegung Sōka Gakkai] (1900–1958) ist die Entwicklung der Sōka Gakkai zu einer Massenbewegung zu verdanken. Ebenfalls ein Lehrer, stand er Makiguchi von Anfang an zur Seite und wurde zusammen mit ihm verhaftet, überlebte allerdings die Kriegszeit. Während seiner Inhaftierung soll er sich besonders intensiv mit dem Lotos Sutra auseinander gesetzt haben. Nach dem Krieg gelang es ihm, die Sōka Gakkai neu zu formieren und 1951 eine großangelegte Missionierungskampagne zu starten, die als shakubuku daikōshin [shakubuku daikōshin (jap.) 折伏大行進 Missionierungskampagne der Sōka Gakkai, „Großer Marsch des Brechens und Unterwerfens“], „Großer Marsch des Brechens und Unterwerfens“, bekannt wurde. Er reduzierte seine Botschaften auf simple karmische Versprechungen, die offenbar dem Geist der Zeit entsprachen: Armut sei eine Folge schlechten Karmas, aber durch die Praxis des Lotus Sutras sei es möglich, im nächsten Leben „fünf Cadillacs“ zu besitzen.3 Zugleich widmete sich Toda einer streng hierarchischen inneren Organisation seiner Bewegung, in der vor allem der Jugend eine wichtige Rolle bei der Missionierung zukam. Ziel war nichts weniger als die Bekehrung der gesamten Bevölkerung zur Lehre Nichirens, die laut Toda in der Sōka Gakkai am reinsten vertreten war.

Wie der Name der shakubuku-Kampagne andeutet, propagierte Toda eine äußerst aggressive Missionierungsstrategie, die auch vor Einschüchterung und physischer Gewalt nicht zurückscheute. Während er damit den Grundstein für das nachhaltig negative Image der Bewegung bei nicht-Mitgliedern setzte, war ihm zunächst mehr Erfolg beschieden, als er selbst zu träumen gewagt hatte: 1958, in Todas Todesjahr, zählte die Sōka Gakkai bereits ca. eine Million Anhänger.4 Diese setzten sich vor allem aus einfacheren Schichten der Bevölkerung zusammen, denen Todas spezifische Mischung aus traditionell-religiösem Gedankengut mit modernen sozialen Versprechungen offenbar besonders zusagte.

Ikeda Daisaku: Konsolidierung auf internationalem Niveau

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4 Ikeda Daisaku
Ikeda Daisaku (*1928), Präsident der Sōka Gakkai.
Bildquelle: Great Thoughts Treasury.

Ikeda Daisaku [Ikeda Daisaku (jap.) 池田大作 1928–2023; Publizist, buddh. Laien-Prediger, dritter Präsident der neurel. Bewegung Sōka Gakkai] (*1928) geriet schon als Schüler unter den Einfluss Todas und verbrachte sein gesamtes Erwachsenenleben im Dienst der Sōka Gakkai. Nach Übernahme der „Präsidentschaft“ im Jahr 1960 engagierte er sich vor allem für den Einfluss der Sōka Gakkai außerhalb Japans, was unter anderem zur Anerkennung als internationale Friedensorganisation führte. Gleichzeitig kam es unter Ikeda zur Gründung der Kōmei-tō (1964), dem politischen Arm der Bewegung. Kurze Zeit später gelang auf der Grundlage einer beispiellosen Spendenaktion der Bau eines neuen spirituellen Zentrums, der Shōhondō [Shōhondō (jap.) 正本堂 Spirituelles Zentrum der Sōka Gakkai (bis 1998)], in dem das Hauptheiligtum von Sōka Gakkai und Nichiren Shōshū, eine Kalligraphie Nichirens namens Dai-Gohonzon, ausgestellt wurde. Diese Halle befand sich im Taiseki-ji [Taiseki-ji (jap.) 大石寺 spirituelles Zentrum der Nichiren-shū und ehemaliges Zentrum der Sōka Gakkai], dem Haupttempel der Nichiren Shōshū am Fuße des Berges Fuji. Im modernen Ausbau des Taiseki-ji, der 1972 fertig gestellt wurde, manifestiert sich eine im Nichiren Buddhismus lange gehegte Utopie, ein nationales Heiligtum für ganz Japan zu errichten.

Ikedas Erfolge in den 1960er Jahren führten gegen Ende des Jahrzehnts auch zu massiver Kritik durch linksgerichtete Intellektuelle, welche die Sōka Gakkai ihrerseits mit repressiven Mitteln zu unterdrücken suchte. Als diese Machenschaften ans Licht der Öffentlichkeit gelangten, verstärkte dies die Kritik, was Ikeda zu einigen Reformen, etwa der formalen Trennung von der Kōmeitō (1970), veranlasste. Auch die Missionierung wurde von nun an mit subtileren Mitteln betrieben. Dennoch stagnierte die Anzahl der Mitglieder in Japan von da an.

Schisma von 1991

Auch intern taten sich Konflikte auf, vor allem mit der religiösen Mutterorganisation Nichiren Shōshū [Nichiren Shōshū (jap.) 日蓮正宗 wtl. „wahre Schule des Nichiren“; Untergruppe des Nichiren Buddhismus, gegr. 1912]. Während diese nach außen hin durch die Sōka Gakkai gestärkt wurde, kam es zwischen Ikeda Daisaku als oberster Autorität der Laien und Abe Nikken [Abe Nikken (jap.) 阿部日顕 1922–2019; 67. Oberhaupt der Nichiren Shōshū (1979–2005)], dem höchsten Abt der Nichiren Shōshū, zu unüberbrückbaren persönlichen Machtkämpfen. 1991 eskalierte der Konflikt schließlich dergestalt, dass die gesamte Laienorganisation von der Nichiren Shōshū „exkommuniziert“ wurde. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass dieser Akt der Selbstzerfleischung in beiden Organisationen zu einem Mitgliederschwund führte.

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5 Shōhondō
Die Shōhondō wurde als modernes Zentrum Nichiren-Glaubens von Architekt Yokoyama Kimio am Fuße des Berges Fuji errichtet und maßgeblich durch eine Spendenaktion der Sōka Gakkai finanziert. Das Gebäude, das Ähnlichkeiten mit dem Tōkyōter Olympia Stadium aufweist, galt als Meilenstein der modernen japanischen Architektur. In der Folge eines Zerwürfnisses zwischen Sōka Gakkai und der orthodoxen Nichiren-Fraktion Nichiren Shōshū wurde das Gebäude jedoch 1998 wieder abgerissen.
Werk von Yokoyama Kimio. Shōwa-Zeit, 1972. Bildquelle: Peter Cresswell, (Blog).

Das sichtbarste Zeichen dieses Zerwürfnisses ist das Schicksal der erwähnten Shōhondō, die nicht nur als Haupthalle der Nichiren Shōshū, sondern als nationales Heiligtum, dem früher oder später alle Japaner huldigen sollten, geplant war.5 Der architektonisch kühne Entwurf stammte von Yokoyama Kimio [Yokoyama Kimio (jap.) 横山公男 1924–2010; Architekt, Anhänger der Nichiren Shōshū], selbst ein Anhänger der Shōshū, und orientierte sich in vieler Hinsicht am gefeierten Olympiastadion von Tange Kenzō [Tange Kenzō (jap.) 丹下健三 1913–2005; japanischer Architekt und Städteplaner], das für die Spiele von 1964 errichtet worden war. Äußerlich glich es eher einem griechischen Tempel oder einem Kolosseum als einem traditionellen japanischen Gebäude, was vielleicht ein Grund dafür gewesen sein mag, dass sich die spirituellen Autoritäten nicht wirklich damit anfreunden konnten. Die zeitgenössische Architekturszene überhäufte das Gebäude jedoch mit Lob und Auszeichnungen.

Nach dem Schisma verblieb die Shōhondō zwar bei den Nichiren Shōshū-Mönchen, erinnerte aber gleichzeitig an den enormen finanziellen Beitrag, den Anhänger der Sōka Gakkai für die Ausgestaltung des spirituellen Zentrums geleistet hatten. 1998 verlautbarte die Shōshū schließlich, dass das Gebäude nicht erdbebensicher sei und daher abgerissen werden müsse, was mit erheblichem finanziellen Aufwand auch in die Tat umgesetzt wurde. An seiner Stelle steht heute ein Gebäude namens Hōandō, eine uninspirierte Stahlbetonkonstruktion, die optisch an den Tōdaiji [Tōdaiji (jap.) 東大寺 Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel] in Nara gemahnt.

Ikeda selbst scheint sich nach diesen Ereignissen auch ideologisch nicht nur von der Nichiren Shōshū, sondern auch von Nichiren selbst etwas entfernt zu haben und bezieht sich in seinen Schriften vermehrt auf westliche Geistesgrößen. Auch seine organisatorischen Tätigkeiten konzentrieren sich auf Sōka Gakkai International (SGI), formal eine von der Sōka Gakkai getrennte Institution. Dennoch fungiert er nach wie vor als charismatische Vaterfigur der gesamten Bewegung. Die Gakkai selbst entwickelte notgedrungen auch einen eigenen buddhistischen Klerus, der v.a. für Begräbnisse von Mitgliedern zuständig ist.

Verweise

Fußnoten

  1. McLaughlin 2012. Der vorliegende Artikel ist vor allem diesem Beitrag zum Handbook of Contemporary Japanese Religions (2012) verpflichtet.
  2. Laut McLaughlin (2012, S. 281) kam es allerdings erst ab 1937 zu regelmäßigen Treffen.
  3. Nach McLaughlin, S. 288.
  4. Bei seiner Wahl zum zweiten Präsidenten im Jahr 1951 stellte Toda sein ehrgeiziges Ziel vor, mindestens 750.000 zu bekehren. Sollte ihm das zu Lebzeiten nicht gelingen, wolle er auf alle buddhistischen Bestattungsriten verzichten (McLaughlin, S. 289).
  5. Die Halle kann auch als Honmon no Kaidan, als Wahrer Initiations-Altar, angesehen werden. Es handelt sich dabei um ein utopisches Ziel Nichirens, dessen Realisierung bereits von Toda ins Auge gefasst wurde.

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Levi McLaughlin, „Sōka Gakkai in Japan“. In: John Nelson, Inken Prohl (Hg.), Handbook of Contemporary Japanese Religions. Leiden: Brill, 2012, 269–307.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

  1. ^ 
    Gohonzon.jpg
    Das Hauptheiligtum (gohonzon) der Sōka Gakkai.
    Wikimedia Commons.
  2. ^ 
    Makiguchi.jpg
    Portrait von Makiguchi Tsunesaburō (1871–1944), Gründer der Sōka Gakkai.
    1930er Jahre (?). Bildquelle: Deep Roots, über Internet Archive.
  3. ^ 
    Toda Josei.jpg
    Toda Jōsei (1900–1958) zum Zeitpunkt seiner Angelobung als 2. Präsident der Sōka Gakkai, 1951.
    1951. Josei Toda.
  1. ^ 
    Ikeda Daisaku.jpg
    Ikeda Daisaku (*1928), Präsident der Sōka Gakkai.
    Bildquelle: Great Thoughts Treasury.
  2. ^ 
    Shohondo.jpg
    Die Shōhondō wurde als modernes Zentrum Nichiren-Glaubens von Architekt Yokoyama Kimio am Fuße des Berges Fuji errichtet und maßgeblich durch eine Spendenaktion der Sōka Gakkai finanziert. Das Gebäude, das Ähnlichkeiten mit dem Tōkyōter Olympia Stadium aufweist, galt als Meilenstein der modernen japanischen Architektur. In der Folge eines Zerwürfnisses zwischen Sōka Gakkai und der orthodoxen Nichiren-Fraktion Nichiren Shōshū wurde das Gebäude jedoch 1998 wieder abgerissen.
    Werk von Yokoyama Kimio. Shōwa-Zeit, 1972. Bildquelle: Peter Cresswell, (Blog).

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • Abe Nikken 阿部日顕 ^ 1922–2019; 67. Oberhaupt der Nichiren Shōshū (1979–2005)
  • Amaterasu 天照 ^ Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise
  • daimoku 題目 ^ wtl. „Titel [des Lotos Sutras]“; Gebetspraxis des Nichiren Buddhismus
  • gohonzon 御本尊 ^ Hauptgegenstand der Verehrung im Tempel
  • Hoke-kyō 法華経 ^ Lotos Sutra; skt. Saddharma pundarika sutra; jap. auch Hokkekyō oder Myōhō renge kyō; zählt zu den einflussreichsten Texten des Mahayana-Buddhismus, älteste Fassungen dürften im ersten Jh. v.u.Z. entstanden sein.
  • Ikeda Daisaku 池田大作 ^ 1928–2023; Publizist, buddh. Laien-Prediger, dritter Präsident der neurel. Bewegung Sōka Gakkai
  • Ise Jingū 伊勢神宮 ^ kaiserlicher Ahnenschrein (wtl. Götterpalast) von Ise, Präfektur Mie, bestehend aus den Anlagen Gekū und Naikū
  • Kamakura 鎌倉 ^ Stadt im Süden der Kantō Ebene, Sitz des Minamoto Shōgunats 1185–1333 (= Kamakura-Zeit)
  • Kōmeitō 公明党 ^ „Partei der öffentlichen Sauberkeit“, buddhistisch orientierte politische Parlamentspartei
  • Makiguchi Tsunesaburō 牧口常三郎 ^ 1871–1944; Gründer der neurel. Bewegung Sōka Gakkai
  • McLaughlin, Levi (west.) ^ amerikanischer Japanologe und Religionswissenschaftler an der North Carolina State University
  • Nichiren 日蓮 ^ 1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus
  • Nichiren Shōshū 日蓮正宗 ^ wtl. „wahre Schule des Nichiren“; Untergruppe des Nichiren Buddhismus, gegr. 1912
  • o-fuda お札 ^ Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;
  • shakubuku 折伏 ^ „brechen und unterwerfen“; Motto des Schulgrüders Nichiren
  • shakubuku daikōshin 折伏大行進 ^ Missionierungskampagne der Sōka Gakkai, „Großer Marsch des Brechens und Unterwerfens“
  • Shōgun 将軍 ^ Shōgun; Titel der Militärherrscher aus dem Kriegeradel (bushi, Samurai)
  • Shōhondō 正本堂 ^ Spirituelles Zentrum der Sōka Gakkai (bis 1998)
  • Sōka Gakkai 創価学会 ^ wtl. in etwa „Organisation zum Studium vermehrter Werte“; neu-religiöse buddhistische Laienorganisation, gegr. 1930
  • Taiseki-ji 大石寺 ^ spirituelles Zentrum der Nichiren-shū und ehemaliges Zentrum der Sōka Gakkai
  • Tange Kenzō 丹下健三 ^ 1913–2005; japanischer Architekt und Städteplaner
  • Tennō 天皇 ^ jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels
  • Toda Jōsei 戸田城聖 ^ 1900–1958; Mitbegründer und zweiter Präsident der neurel. Bewegung Sōka Gakkai
  • Tōdaiji 東大寺 ^ Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel
  • Yokoyama Kimio 横山公男 ^ 1924–2010; Architekt, Anhänger der Nichiren Shōshū