Geschichte/Zen/Bodhidharma: Unterschied zwischen den Versionen

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=Bodhidharma <span class=bottom>der erste Patriarch des Zen</span>=
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| Bodhidharma: Der erste Patriarch des Zen
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B{{s|Bodhidharma|odhidharma}} (jap. {{g|daruma|Daruma}}), der legendenumwobene Gründer des {{g|chan}} bzw. {{g|Zen}} Buddhismus, ist ein beliebtes ikonographisches Motiv. In den klassischen Darstellungen wird vor allem seine asketische Strenge und seine Ausdauer bei der Meditation hervorgehoben. Aber auch die Merkmale seiner aus ostasiatischer Sicht „barbarischen“ Herkunft (Indien) werden stets betont: starker Bartwuchs, große runde Augen, exotische Ohrringe, und oft starke Körperbehaarung. Er ist zumeist im Mediationssitz abgebildet, sein rotes Mönchsgewand ist kapuzenartig über den Kopf gezogen und auch seine Arme und Beine sind darunter verborgen. In der klassischen Ikonographie wirkt er vollkommen weltabgewandt.
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Außerdem fallen in der Bodhidharma-Legende einige ausgesprochen grausame Details ins Auge: So soll der spätere Nachfolger Bodhidharmas, {{g|Huike}}, erst dadurch, dass er sich den Arm abhackte, als Schüler Bodhidharmas akzeptiert worden sein. Bodhidharma selbst soll sich seine Augenlider ausgerissen haben, um während der Meditation nicht einzuschlafen — in der Bodhidharma Ikonographie durch hervorquellende Augen verdeutlicht. Die Legende hat immerhin einen versöhnlichen Ausgang: Aus den ausgerissenen Lidern sollen die ersten Teepflanzen hervor gewachsen sein, die ebenfalls den Zweck erfüllen, das Einschlafen während der Meditation zu verhindern.
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All dies beruht auf dürren historischen Fakten, denen zufolge Bodhidharma Anfang des sechsten Jahrhunderts von Indien an den chinesischen Hof kam, dort zunächst freundlich aufgenommen wurde, sich aber mit dem Buddhismus-begeisterten  Kaiser {{g|Liangwudi}} überwarf, weil er ihm ins Gesicht sagte, dass Tempelgründungen keine karmischen Verdienste brächten, wenn sie um des guten Karmas willen vorgenommen werden würden. Er musste daraufhin den Hof verlassen und fand  letztendlich in der Region des Berges {{g|Songshan}}, einem der heiligen Berge Chinas, Exil. Hier befindet sich auch das berühmte Kloster {{g|Shaolinsi|Shaolin}}, wo Bodhidharma im Jahr 527 den buddhistisch-chinesischen Kampfsport begründet haben soll. Während das Kloster bis heute für seine Kampfkünste ({{g|Kungfu}}) bekannt ist, verlagerte sich der Hauptstrang der chinesischen Chan-Tradition allerdings in andere Klöster.
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Die Biographie Bodhidharmas reicherte sich bald mit allerlei Legenden an. So soll er — gleich {{s|Buddha}} — als Prinz geboren worden sein; auf seiner Flucht überquerte er den {{g|Yangtsekiang|Yangtse Fluss}} auf einem Schilfhalm, und als er schließlich von übelwollenden Gegnern vergiftet wurde — wieder eine Analogie zu Buddha — täuschte er seinen Tod lediglich vor. Daher fand man in seinem leeren Grab nur einen Schuh, den er als „Beweis“ seiner Auferstehung zurückgelassen hatte.
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== Vom Asketen zum Glücksgott ==
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|Bodhidharma meditiert in einer Höhle
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|Huike opfert Bodhidharma seinen Arm
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In Japan lässt sich über die Jahrhunderte eine deutliche Tendenz vom asketisch-strengen Rollenvorbild, über die Betonung der fremdländischen Merkmale zur Karikatur feststellen. Selbst parodistische Darstellungen von Bodhidharma im Nudelrestaurant oder im Bordell waren denkbar.
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| Daruma im Nudelrestaurant
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| Daruma im Bordell
 
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}}
{{skt:Bodhidharma}} (jap. {{glossar:daruma}}), der legenden·um·wobene Gründer des {{glossar:chan}} bzw. {{Glossar:Zen}} Buddhismus,  ist ein beliebtes ikono·gra·phisches Motiv.
 
In den klassi·schen Darstel·lungen wird vor allem seine asketische Strenge und seine Ausdauer bei der Meditation hervor·gehoben.
 
  
Dabei fallen einige ausge·sprochen grausame Details ins Auge: So soll der spätere Nachfolger Bodhidharmas, {{glossar:Huike}}, erst dadurch, dass er sich den Arm abhackte, als Schüler Bodhisdharmas akzeptiert worden sein. Bodhi·dharma selbst soll sich Augen·lider ausgerissen haben, um vor dem Ein·schlafen während der Meditation gefeit zu sein in der Bodhi·dharma Ikono·graphie durch hervor·quel·lende Augen verdeut·licht. Die Legende hat immerhin einen ver·söhn·lichen Ausgang: Aus den ausgerissenen Lidern sollen die ersten Tee·pflanzen hervor gewachsen sein, die ebenfalls den Zweck erfüllen, das Ein·schlafen während der Meditation zu verhindern.  
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Dies bedeutet aber nicht, dass Bodhidharma in blasphemischer Absicht verunglimpft wurde. Es entspricht vielmehr dem Hang zum Paradox im Zen, dass selbst der ehrwürdige Gründer mit Ironie dargestellt wurde.
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Im Zuge dieser Entwicklung wurde „Daruma-san“ zu einer Art Glücksgott, der — ähnlich wie {{g|hotei}} — nicht mehr das alleinige Eigentum der Zen-Schule war, sondern mit allerlei populären Vorstellungen in Verbindung gebracht und dementsprechend umgestaltet wurde.  
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=== Daruma-Puppe ===
  
All dies soll sich im berühmten Kloster Shaolin in Zentral·china abgespielt haben, wo Bodhidharma im Jahr 527 auch den buddhistisch-chinesischen Kampfsport begründet haben soll. Während das Kloster bis heute für seine Kampf·künste („Kung-fu“) bekannt ist, verlagerte sich der Haupt·strang der chine·sischen Chan-Tradition aller·dings in andere Klöster.  
+
Die humorvollen Bilder Bodhidharmas verfestigten sich in der {{g|daruma2}}-Puppe, die in Form eines Stehaufmännchens ({{g|okiagarikoboushi}}, „Stehauf-Mönchlein“) ein beliebter Glücksbringer ({{g|engimono}}) wurde. Bodhidharmas Entschlossenheit wurde dabei in eine anspornende Symbolik (sich nicht unterkriegen lassen) umgemünzt.  
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Wesentliche Charakteristika dieser Puppe sind die Abwesenheit von Armen und Beinen (was laut Legende infolge unausgesetzter Meditation auch bei Bodhidharma der Fall war) und  die rote Farbe, in die diese Puppe ausnahmslos gekleidet ist.<!--
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--><ref>
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Bernard Faure (2011) sieht darin Hinweise auf einen embryonalen Symbolismus: Er interpretiert Bodhidharma als Sinnbild der Entstehung neuen Lebens und als „Plazenta-Gottheit“, was natürlich über die konfessionellen Grenzen des Buddhismus hinausweist.
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</ref>
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Darüber hinaus werden die ''daruma''-Glücksbringer zumeist mit Augen ohne Pupillen, also „blind“, verkauft. Die Augen soll man selbst aufmalen und damit einen bestimmten Wunsch verbinden. Noch wirkungsvoller ist es, wenn man diese Aufgabe von einem Mönch machen lässt. ''Daruma''-Figuren werden daher auch oft in Tempeln bei sogenannten ''daruma''-Märkten ({{g|darumaichi}}) verkauft.  
  
==Vom Asketen zum Glücksgott==
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| daruma_takayama.jpg
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| caption= Daruma-Puppen als religiöse Opfergaben
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| Daruma-Neujahrskarte
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Die bereits lange andauernde Popularität der ''daruma''-Figur lässt sich unter anderem daran absehen, dass das, was hierzulande als „Schneemann“ bekannt ist, seit der Edo-Zeit den Namen {{g|yukidaruma}} (Schnee-Daruma) trägt. Die Ikonographie des strengen Asketen ging bei all dem nie ganz verloren, sondern wurde ironisch überhöht. Ähnlich wie bei den Sieben Glücksgöttern ({{g|shichifukujin}}) scheint die kanonisierte Komik der Daruma-Darstellung zu besagen, dass es gut und schön ist, diesen Daruma um weltliche Güter zu bitten, dass es aber hinter dieser Funktion noch andere Dimensionen gibt.
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+
Die Ironie schließt also den ernsthaften Glauben an Bodhidharmas asketisches Vermächtnis nicht aus.
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| daruma_kuniyoshi.jpg
 +
| Schnee-Daruma
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| Kuniyoshi als Daruma
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| ref= 1
 
}}
 
}}
In Japan lässt sich über die Jahr·hunderte eine deutliche Tendenz vom asketisch-strengen  Rollen·vor·bild zur Karikatur feststellen. Dies bedeutet aber nicht, dass Bodhi·dharma in blas·phe·mischer Absicht verun·glimpft wurde. Es entspricht vielmehr dem Hang zum Paradox im Zen, dass selbst der ehrwürdige Gründer mit Ironie dargestellt wurde. Die Karikatur Bodhi·dharmas hat sich schließlich in der Daruma-Puppe verfestigt. In dieser Form ist „Daruma-san“ zu einer Art Glücksgott geworden. Ähnlich wie bei den [[Ikonographie:Glücksgötter|Sieben Glückgöttern]] scheint die kanoni·sierte Komik seiner Darstellung zu besagen, dass es gut und schön ist, diesen Daruma um weltliche Güter zu bitten, dass es aber hinter dieser Funktion noch andere Dimensionen gibt.
 
Diese Ironie schließt also den ernst·haften Glauben an Bodhi·dharmas aske·tisches Ver·mächtnis nicht aus.
 
  
==Daruma und Dame==
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=== Daruma als Seuchengott ===
{{Galerie2|bilder={{Dia2|
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+
Die Forschung ist sich heute weitgehend einig, dass die Popularität der ''daruma''-Puppe — wo auch immer ihre Herkunft liegt — mit ihrer Verwendung als Seuchengottheit in Verbindung steht. Insbesondere bei der Bekämpfung der Pocken (''hōsō''),
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+
die Anfang des 19. Jahrhunderts eine große Bedrohung in Japan darstellten,
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wurde Daruma zu  einer Pockengotthei ({{g|housougami}}), 
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+
von der man sich Schutz vor der Krankheit oder Heilung erhoffte. Die Pocken waren damals vor allem als lebensbedrohliche Kinderkrankheit gefürchtet.
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+
Das ''daruma''-Stehaufmännchen wurde zu einem Spielzeug für befallene Kinder, das ihre rasche Genesung vormachen und bewirken sollte.
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+
 
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kaika no daruma.jpg|rahmen_h=150|rahmen_w=120|w=x150|left=-45}}
+
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 +
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| Daruma als ''hōsōgami''
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 +
| top1= -60| top2= -70
 +
| Kinderspielzeug mit Daruma
 +
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}}
 
}}
Zu den seltsamsten Formen der japanischen Bodhidharma-Ikonographie gehört das immer wieder·keh·rende Motiv von Daruma und Geisha, beson·ders in den Ukiyo-e der {{glossar:Edo}}-Zeit. Die beiden tauschen Kleider, Geishas nehmen bekannte Posen des Bodhi·dharma ein und oft entspinnt sich eine zarte erotische Beziehung zwischen den beiden. Sogar Shunga-Motive mit Daruma und/oder Geisha als Prota·gonisten sind möglich.
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In diesem Zusammenhang entstanden auch Talismane zur Bekämpfung der Pocken in Form von Bildern, auf denen Daruma und anderes Spielzeug mit ''hōsōgami''-Charakter dargestellt sind. Sie werden als „Pockenbilder“ ({{g|housoue}}) oder auch „Rotbilder“ ({{g|akae}})  bezeichnet, weil sie oft ganz in rot gehalten sind. Die Bilder wurden häufig neben dem Bett kranker Kinder an die Wand geklebt und nach ihrer Genesung wieder entfernt und verbrannt.
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Die rote Farbe soll die Pocken darstellen und zugleich entkräften.  Die Darstellung der Gefahr bannt diese.<ref>S. dazu auch Rotermund 1991.</ref>
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So soll auch die Tatsache, dass die ''daruma''-Puppen zumeist ohne Pupillen, also „blind“, verkauft werden, mit dem negativen Effekt der Pocken auf die Sehkraft in Verbindung stehen.
  
Eine einfache Erklärung für dieses Naheverhältnis liegt in der Tatsache, dass „Daruma“ in der Edo-Zeit ein Code-Wort für „Geisha“ bzw. „Freuden·mädchen“ war. Wie aber konnte es zu dieser Bezeichnung kommen? Möglicher·weise  spielt hierbei eine Rolle, dass in Edo-zeitlichen Städten Freuden·viertel und Tempel·viertel meist unmit·telbar neben einander lagen oder sogar in einander über·gingen. Paradig·matisch für diese Struktur ist das Freuden·viertel  Yoshiwara in Edo, das unmit·telbar an den heute noch existie·renden {{glossar:asakusadera|Asakusa}}-Tempel grenzte. Der genaue Grund für diese Verbindung ist mir nicht bekannt, mag aber mit Angebot und Nachfrage zu tun haben. Die ent·sprechen·den Ukiyo-e Motive sind daher wohl als satirischer Kommentar zur Lebens·weise buddhis·tischer Mönche der Edo-Zeit zu verstehen. Zu Beginn der Moderni·sierung, Mitte des 19. Jh.s zählten Tempel und Freuden·viertel übrigens beide zu den „Moderni·sierungs·ver·lierern“, was sich in der Meiji-zeitlichen Darstel·lung von „Daruma zur Zeit der Landes·öffnung“ auf an·rüh·rende Weise manifestiert.  
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{{w500
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| Hosogami_tametomo_kuniyoshi.jpg
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| Minamoto Tametomo und die Pockengötter (''hōsōgami'')
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| top= -75
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}}
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Das obige Bild von {{g|Utagawakuniyoshi}} zeigt, wie der Held {{g|Minamotonotametomo}}, der selbst als eine Art ''hōsōgami'' verehrt wurde, die Talismane Treueschwüre ablegen lässt. Ähnliche Motive finden sich häufig im Zusammenhang mit Seuchengottheiten und zeigen, dass man sich bei den um Hilfe angebeteten {{g|kami}} nie sicher sein konnte. Wenn sie Macht über eine Krankheit hatten, konnten sie sie auch verursachen.  
  
Eines der obigen Bilder trägt eine Inschrift des Edo-zeit·lichen Literaten Ōta Nanpō (1749-1823), die verrät, dass die Bezie·hung von Daruma und Geisha in Form einer beson·deren, bud·dhis·tisch ange·hauch·ten Dialektik aus·gedrückt wurde. Mittels dieser Dialektik konnten die Litera·ten und Intellek·tuellen der Edo-Zeit im Grunde alles in sein Gegen·teil verkehren und bis zur Un·kennt·lichkeit in einem Reigen von An·spie·lungen und Wort·witzen auflösen:
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{{w502 | rh=335
{{Zitat
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| Daruma_yokai_kuniyoshi.jpg
|quelle = Übersetzung: [http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_object_details.aspx?objectId=784469&partId=1 The British Museum]
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| Hosogami_kunisada2.jpg
|text=
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| Daruma als ''yōkai''
Truth is the skin of lies; lies are the bones of truth. When you are bewildered, lies seem like the truth; when you are enlightened, the truth seems like lies. It is all right to be bewildered, it is all right to be enlightened on Main Street, Yoshiwara, amid lies and truth. The pledges of courtesans may be truth or lies and are as myriad as their customers, like grains of sand on a beach.  
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| ''Hōsōgami'' mit Daruma im Gepäck
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| ref=1
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}}
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Daher konnten ''hōsōgami'' auch zu furchteinflößenden Gestalten werden. Kuniyoshi nahm auch diesen Gedanken auf und stellte Daruma in einem berühmten Triptychon als Anführer einer Horde von Gespenstern ({{g|youkai}}) dar. Die Figur ist eindeutig von der ''daruma''-Puppe inspiriert und trägt die kleine Eule als Kopfputz, die sich auch unter den ''hōsōgami'' findet. Eine Buchillustration von {{g|Utagawakunisada}} aus dieser Zeit zeigt einen ''hōsōgami'', der selbst von der Pockenkrankheit gezeichnet ist. Im Korb auf seinem Rücken kann man wieder die verschiedenen Spielsachen erkennen, die gegen Pocken schützen sollten, unter anderem auch ''daruma''.
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== Daruma und Dame ==
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Zu den seltsamsten Formen der japanischen Bodhidharma-Ikonographie gehört das immer wiederkehrende Motiv von Daruma und junger Dame, besonders in den {{g|ukiyoe}} der {{g|Edo}}-Zeit. Die beiden tauschen Kleider, Mädchen nehmen bekannte Posen des Bodhidharma ein und oft entspinnt sich eine zarte erotische Beziehung zwischen dem exotischen Asketen und der Schönen. Sogar {{g|Shunga}}-Motive mit Daruma als Protagonisten sind möglich.
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 +
{{w502 | rh= 325
 +
| daruma_harunobu.jpg | lr1= -10 | top1= -10
 +
| daruma_harunobu2.jpg | lr2= -7 | top2= -7
 +
| Im gleichen Boot
 +
| Beim Rauchen
 +
| hell= hell
 +
| ref= 1
 +
}}
 +
{{w502 | rh= 325
 +
| geisha-daruma.jpg | lr1= -7 | top1= -7
 +
| daruma shunga.jpg | top2= -85 | lr2= -7
 +
| caption = Parodie auf Bodhidharmas Überquerung des Yangtse
 +
| hell= hell
 +
| ref= 1
 +
}}
 +
Dieses bildliche Motiv korrespondiert mit der Tatsache, dass ''daruma'' von der Edo-Zeit bis ins 20. Jahrhundert auch als Anspielung  für „Freudenmädchen“ verwendet werden konnte.  {{g|darumaonna|''Daruma onna''}} (Daruma-Frau) wurde im 19. und 20. Jahrhundert als abschätziger Ausdruck verwendet und bezog sich zumeist auf illegale,  inoffizielle oder billige Formen der Prostitution.<!--
 +
--><ref>
 +
''Nihon kokugo daijiten'' 8 (2001), S. 1166. Im 19. und frühen 20. Jh. sind auch Ausdrücke wie ''daruma geisha'' belegt. Diese bezeichneten jeweils inoffizielle, billige Prostituierte, während ''daruma-ya'' oder ''daruma-yado'' heimliche Bordelle meinten (ibid., S. 1167–1168).
 +
</ref>
 +
Der umgekehrte Ausdruck, {{g|onnadaruma}} (Frauen-Daruma), bezeichnet dagegen ''daruma''-Figuren in weiblicher Form, die auch als ''engimono'' ausgeführt werden. Doch können natürlich auch diese Figuren sexuell konnotiert sein. 
 +
 
 +
{{w502 |rh= 300
 +
| Onna_daruma.jpg |lr1= -105
 +
| Daruma_shunga2_kuniyoshi.jpg
 +
| caption= ''Onna daruma''
 +
| ref= 1
 +
}}
 +
Die {{g|Ukiyoe}}-Künstler ließen sich die vielfältigen erotischen Anspielungen, die mit dem Doppelsinn von Daruma verknüpft waren, natürlich nicht entgehen. Insofern kann jedes  Daruma-Bild der Edo-Zeit sowohl buddhistisch als auch sexuell konnotiert sein.
 +
 
 +
{{w502 | rh= 400
 +
| daruma_und_geisha.jpg | t1= -50 | rw1=280
 +
| daruma_togetsu.jpg | t2= -210  | rw2=200
 +
| caption= Kleidertausch
 +
| ref= 1
 +
}}
 +
Eines der obigen Bilder trägt eine Inschrift des Edo-zeitlichen Literaten {{g|Outananpou}} (1749–1823), die diesen Doppelsinn in Form einer buddhistisch angehauchten Dialektik ausdrückt.
 +
{{Zitat |text=
 +
Die Wahrheit ist die Haut der Lüge, die Lüge ist das Skelett der Wahrheit. Ist man unwissend, kann die Lüge zur Wahrheit werden, ist man erleuchtet, kann auch die Wahrheit eine Lüge sein. {{g|yoshiwara}} ist Lüge und Wahrheit, ob man auf der Hauptstraße umherirrt oder ob man Yoshiwara gut kennt, bleibt sich gleich. Die Liebesschwüre sind mal Lüge, mal Wahrheit und die Gäste zahlreich wie der Sand am Meer.<ref> Übersetzt nach [http://www.britishmuseum.org/research/search_the_collection_database/search_object_details.aspx?objectId=784469&partId=1 Timothy Clark], The British Museum. </ref>
 +
}}
 +
Buddhistische Erleuchtung steht hier für sexuelle Erfüllung und umgekehrt. Kurtisanen  und ihre Kunden werden gleichermaßen aufs Korn genommen, die Ambivalenz der Liebesschwüre mit den verschiedenen Ebenen der Wahrheit im Buddhismus verglichen. Mittels dieser Dialektik konnten die Literaten und Intellektuellen der Edo-Zeit im Grunde alles in sein Gegenteil verkehren und bis zur Unkenntlichkeit in einem Reigen von Anspielungen und Wortwitzen auflösen. Wie aber konnte es zur Assoziation von Daruma und Prostituierter überhaupt kommen?
 +
Dazu finden sich zwei unterschiedliche Begründungen, die sich jedoch nicht notwendigerweise ausschließen:  
 +
 
 +
* Zum ersten wird die Bezeichnung ''daruma-onna'' mit der Tatsache in Verbindung gebracht, dass die ''daruma''-Puppe als „Stehaufmännchen“ gestaltet ist. Auch wenn man sie seitwärts legt, steht sie gleich wieder auf. Das lässt sich natürlich auch etwas zynisch auf Prostituierte übertragen.
 +
* Eine andere Erklärung knüpft die Verbindung von Daruma und Dame an eine Anekdote aus der frühen Edo-Zeit. Damals gab es in Edos Freudenviertel Yoshiwara eine berühmte {{g|geisha}} namens Handaiyū, der zu Ohren gekommen war, dass Bodhidharma neun Jahre gegen eine Wand gewendet meditiert habe. Sie aber meinte, dann habe sie ihm etwas voraus, denn sie sitze bereits seit zehn Jahren in der Auslage ihres Bordells in Erwartung von Kunden. Dieser Ausspruch soll den Künstler {{g|Hanabusaitchou}} (1652–1724) zu den ersten Bildern von Daruma und Dame inspiriert haben.<!--
 +
--><ref>
 +
Vgl. u.a. [http://www.spencerart.ku.edu/exhibitions/divine-inspiration/marples-bodhidharma.shtml Spencer Museum of Art].
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</ref>
 +
Obwohl manche Bilder von Daruma und Dame eher der sexistischen ersten Erklärung entsprechen, erscheint die Dame gegenüber dem Mönch auf vielen Darstellungen als die souveränere Figur, besonders wenn die beiden Kleider tauschen. Wie unter anderem Neill McFarland hervorgehoben hat, ist der Rollentausch meist mit Unsicherheit oder Verstörung auf Seiten Bodhidharmas verbunden, während die weiblichen Figuren die Gelassenheit und Coolness eines Zen-Meisters ausstrahlen.<ref>McFarland 1986, S. 173–74.</ref>
 +
 
 +
Natürlich lassen sich die Motive von Daruma und Dame auch als satirischer Kommentar zur Lebensweise buddhistischer Mönche der Edo-Zeit zu verstehen. Mönche und Kurtisanen wohnten in Edo-zeitlichen Städten meist Tür an Tür, Freudenviertel und Tempelviertel gingen oft ineinander über. Paradigmatisch für diese Struktur ist das Freudenviertel Yoshiwara in Edo, das unmittelbar an den heute noch existierenden {{g|asakusadera|Asakusa}}-Tempel grenzte. Der genaue Grund für diese Verbindung ist mir nicht bekannt, doch scheinen Tempel so etwas wie Schutzpatrone für die Welt der Gaukler, Schausteller und Bordelle dargestellt zu haben. Die bedrückte Miene Darumas in Gegenwart von Damen scheint auf rührende Weise zu bekennen, dass Mönche dieses Naheverhältnis auch zur Befriedigung eigener (verbotener) sexueller Bedürfnisse ausnützten.
 +
 
 +
{{w500
 +
| daruma_mimikaki.jpg
 +
| Daruma beim Ohrenputzen
 +
| ref= 1
 +
}}
 +
{{w500
 +
| kaika no daruma.jpg
 +
| Daruma und Landesöffnung
 +
| t=-30 |lr=-5
 +
| ref= 1
 
}}
 
}}
{{Linkbox|ue=Links und Literatur
+
Die Nahebeziehung von Daruma und Dame ist selbst in der frühen {{g|Meiji}}-Zeit noch zu finden: In der  Darstellung von „Daruma zur Zeit der Landesöffnung“ sind Daruma-Mönch und Daruma-Frau durch ein stilles Einvernehmen mit einander verbunden. Sie blättern verträumt in einer neumodischen (westlich gestalteten) Zeitung und scheinen dabei besseren Zeiten nachzutrauern. Zumindest buddhistische Tempel zählten damals in der Tat  zu den „Modernisierungsverlierern“.
|text=
+
{{Verweise
* [http://darumasan.blogspot.com/ Daruma Museum], Gabi Greve<br/> Wissenswertes und Anekdotisches auf den Blog-Seiten der führenden westlichen Daruma-Expertin.
+
|thisway=
 +
| links=
 +
* [http://www.onmarkproductions.com/html/daruma.shtml Daruma] aus Mark Schumachers ''A to Z Photo Dictionary''
 +
| literatur=
 
{{Literatur:Faure 2011}}
 
{{Literatur:Faure 2011}}
|update = November 2011
+
{{Literatur:McFarland_1986}}
 +
{{Literatur:Rotermund 1991}}
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Aktuelle Version vom 22. November 2023, 16:27 Uhr

Bodhidharma Der erste Patriarch des Zen

Bodhidharma [Bodhidharma (skt.) बोधिधर्म legendärer buddh. Mönch aus Indien, in China aktiv; gilt als Begründer des Chan (Zen) Buddhismus (jap. Daruma 達磨 oder Bodaidaruma 菩提達磨)] (jap. Daruma [Daruma (jap.) 達磨 Spitzname des Mönchs Bodhidharma; Bezeichnung der daruma-Puppe als Glücksbringer]), der legendenumwobene Gründer des Chan [Chan (chin.) jap. Zen, wtl. Meditation; chin. Bez. des Zen Buddhismus] bzw. Zen [Zen (jap.) chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus] Buddhismus, ist ein beliebtes ikonographisches Motiv. In den klassischen Darstellungen wird vor allem seine asketische Strenge und seine Ausdauer bei der Meditation hervorgehoben. Aber auch die Merkmale seiner aus ostasiatischer Sicht „barbarischen“ Herkunft (Indien) werden stets betont: starker Bartwuchs, große runde Augen, exotische Ohrringe, und oft starke Körperbehaarung. Er ist zumeist im Mediationssitz abgebildet, sein rotes Mönchsgewand ist kapuzenartig über den Kopf gezogen und auch seine Arme und Beine sind darunter verborgen. In der klassischen Ikonographie wirkt er vollkommen weltabgewandt.

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1
Der spätere Zen-Patriarch Huike bietet Bodhidharma seinen abgehackten Arm als Zeichen seiner Ernsthaftigkeit dar.
Werk von Sesshū Tōyō (1420–1506). Muromachi-Zeit, 1496. Wikimedia Commons.
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2
Bodhidharma bei der Meditation. In der oberen Hälfte befindet sich ein Gedicht.
Werk von Mushō Jōshō (1234-1306). Kamakura-Zeit. Jotenkaku Museum, via Web Archive.
Frühe Daruma-Darstellungen

Außerdem fallen in der Bodhidharma-Legende einige ausgesprochen grausame Details ins Auge: So soll der spätere Nachfolger Bodhidharmas, Huike [Huike (chin.) 慧可 487–593; chin. Chan Patriarch; ältere Umschrift: Hui k‘o], erst dadurch, dass er sich den Arm abhackte, als Schüler Bodhidharmas akzeptiert worden sein. Bodhidharma selbst soll sich seine Augenlider ausgerissen haben, um während der Meditation nicht einzuschlafen — in der Bodhidharma Ikonographie durch hervorquellende Augen verdeutlicht. Die Legende hat immerhin einen versöhnlichen Ausgang: Aus den ausgerissenen Lidern sollen die ersten Teepflanzen hervor gewachsen sein, die ebenfalls den Zweck erfüllen, das Einschlafen während der Meditation zu verhindern.

All dies beruht auf dürren historischen Fakten, denen zufolge Bodhidharma Anfang des sechsten Jahrhunderts von Indien an den chinesischen Hof kam, dort zunächst freundlich aufgenommen wurde, sich aber mit dem Buddhismus-begeisterten Kaiser Liang Wu Di [Liang Wu Di (chin.) 梁武帝 464–549; auch: Kaiser Wu, r. 502–549; Gründer der kurzlebigen Liang-Dynastie (502–557/587) und bedeutender Förderer des chinesischen Buddhismus] überwarf, weil er ihm ins Gesicht sagte, dass Tempelgründungen keine karmischen Verdienste brächten, wenn sie um des guten Karmas willen vorgenommen werden würden. Er musste daraufhin den Hof verlassen und fand letztendlich in der Region des Berges Songshan [Songshan (chin.) 嵩山 Berg Song, Gebirge in Zentralchina, 1500m; zählt trad. zu den fünf heiligen Bergen des Daoismus;], einem der heiligen Berge Chinas, Exil. Hier befindet sich auch das berühmte Kloster Shaolin [Shaolin Si (chin.) 少林寺 Ursprungskloster des Shaolin-Ordens am Berg Song; Geburtsstätte des Chan Buddhismus], wo Bodhidharma im Jahr 527 den buddhistisch-chinesischen Kampfsport begründet haben soll. Während das Kloster bis heute für seine Kampfkünste (Kung-fu [Kung-fu (chin.) 功夫 wtl. Aufwand, Geschick (etwas durch Anstrengung Erreichtes); heutzutage übliche Bezeichnung für die meisten chin. Kampfsportarten; Pinyin: gongfu]) bekannt ist, verlagerte sich der Hauptstrang der chinesischen Chan-Tradition allerdings in andere Klöster.

Die Biographie Bodhidharmas reicherte sich bald mit allerlei Legenden an. So soll er — gleich Buddha [Buddha (skt.) बुद्ध „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)] — als Prinz geboren worden sein; auf seiner Flucht überquerte er den Yangtse Fluss [Yangtsekiang (chin.) 扬子江 Außerhalb Chinas geläufiger Name des Jangjiang 長江 („langer Fluss“), drittlängster Fluss der Welt] auf einem Schilfhalm, und als er schließlich von übelwollenden Gegnern vergiftet wurde — wieder eine Analogie zu Buddha — täuschte er seinen Tod lediglich vor. Daher fand man in seinem leeren Grab nur einen Schuh, den er als „Beweis“ seiner Auferstehung zurückgelassen hatte.

Vom Asketen zum Glücksgott

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4
Portrait von Bodhidharma, blauäugig, respekteinflößend. Tatsächlich gibt es Quellen, laut denen Bodhidharma blaue Augen gehabt haben soll. Demnach könnte er nicht indischer, sondern zentralasiatischer Herkunft sein.
Werk von Sensho. 19. Jh. (?). Waseda Library.
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5
Portrait des indisch-stämmigen Mönchs Bodhidharma.
Werk von Sōami (zugeschr.) (1485?-1525). Muromachi-Zeit, 16. Jh. The British Museum.
Bodhidharma mürrisch
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6
Portrait des Chan-Patriarchen Bodhidharma.
Werk von Soga Shōhaku (1730-1781). Edo-Zeit. Muian.
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7
Portrait des Chan-Patriarchen Bodhidharma.
Werk von Kawanabe Kyōsai (1831-1889). Edo-Zeit. Wikimedia Commons.
Bodhidharma mit stierem Blick
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8
Portrait des Bodhidharma von Shiba Kōkan. Das bemerkenswerte dieser Darstellung ist die westliche Ölmaltechnik, die zu diesem Zeitpunkt in Japan nur Spezialisten der westlichen Wissenschaften (rangaku) bekannt war. Die aus japanischer Sicht exotische, indische Physiognomie des Mönchs kommt durch diese Technik besonders deutlich zum Ausdruck.
Werk von Shiba Kōkan. Edo-Zeit. Palace Museum, Taiwan.
Bodhidharma realistisch
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9
Bodhidharma in der typischen, karikaturhaften Darstellung des Zen-Meisters Hakuin. Im Bild selbst ist ein Zitat von Bodhidharma eingeschrieben: „Erkenne deine Natur und werde ein Buddha“ (kenshō jōbutsu 見性成佛).
Werk von Hakuin Ekaku (1686–1768). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art.
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10
Entwurf für ein Riesenbild des Bodhidharma, das Hokusai 1817 in Nagoya als Werbeaktion für seine Hokusai Manga anfertigte. Im Bildtext sind die Maße des Plakats angegeben, die umgerechnet eine Fläche von 11 mal 18 Metern ergeben.
Werk von Katsushika Hokusai (1760-1849). Edo-Zeit. Bildquelle: bakumatsu.org.
Bodhidharma rätselhaft

In Japan lässt sich über die Jahrhunderte eine deutliche Tendenz vom asketisch-strengen Rollenvorbild, über die Betonung der fremdländischen Merkmale zur Karikatur feststellen. Selbst parodistische Darstellungen von Bodhidharma im Nudelrestaurant oder im Bordell waren denkbar.

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Daruma im Nudelrestaurant
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Daruma im Bordell

Dies bedeutet aber nicht, dass Bodhidharma in blasphemischer Absicht verunglimpft wurde. Es entspricht vielmehr dem Hang zum Paradox im Zen, dass selbst der ehrwürdige Gründer mit Ironie dargestellt wurde. Im Zuge dieser Entwicklung wurde „Daruma-san“ zu einer Art Glücksgott, der — ähnlich wie Hotei [Hotei (jap.) 布袋 Glücksgott; Manifestation von Bodhisattva Maitreya; chin. Budai] — nicht mehr das alleinige Eigentum der Zen-Schule war, sondern mit allerlei populären Vorstellungen in Verbindung gebracht und dementsprechend umgestaltet wurde.

Daruma-Puppe

Die humorvollen Bilder Bodhidharmas verfestigten sich in der daruma [daruma (jap.) だるま Glücksbringer aus Pappmaché, der dem Zen-Patriarchen Daruma (skt. Bodhidharma) nachempfunden ist]-Puppe, die in Form eines Stehaufmännchens (okiagari kobōshi [okiagari kobōshi (jap.) 起き上がり小法師 „Stehauf-Mönchlein“; Spielzeug bestehend aus Pappmaché], „Stehauf-Mönchlein“) ein beliebter Glücksbringer (engimono [engimono (jap.) 縁起物 Glücksbringer]) wurde. Bodhidharmas Entschlossenheit wurde dabei in eine anspornende Symbolik (sich nicht unterkriegen lassen) umgemünzt. Wesentliche Charakteristika dieser Puppe sind die Abwesenheit von Armen und Beinen (was laut Legende infolge unausgesetzter Meditation auch bei Bodhidharma der Fall war) und die rote Farbe, in die diese Puppe ausnahmslos gekleidet ist.1 Darüber hinaus werden die daruma-Glücksbringer zumeist mit Augen ohne Pupillen, also „blind“, verkauft. Die Augen soll man selbst aufmalen und damit einen bestimmten Wunsch verbinden. Noch wirkungsvoller ist es, wenn man diese Aufgabe von einem Mönch machen lässt. Daruma-Figuren werden daher auch oft in Tempeln bei sogenannten daruma-Märkten (daruma ichi [daruma ichi (jap.) 達磨市 spezielle Tempel-Märkte, die daruma-Figuren zum Kauf anbieten]) verkauft.

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11
daruma-Puppe.
Bildquelle: unbekannt.
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12
Eine etwas verwitterte daruma-Figur neben einem Miniaturschrein (hokora). Die Figur hat nur ein Auge bemalt, was bedeutet, dass der an sie gerichtete Wunsch noch nicht in Erfüllung gegangen ist.
El-Branden Brazil, flickr 2007 (mit freundlicher Genehmigung).
Daruma-Puppen als religiöse Opfergaben
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13 Daruma-Markt
Daruma-Puppen mit noch unbemalten Augen als Glücksbringer.
Craig Howitt, flickr 2005.
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14 Daruma-Neujahrskarte
Neujahrskarte mit Daruma-Motiv.
Werk von David Bull. 1999. David Bull.

Die bereits lange andauernde Popularität der daruma-Figur lässt sich unter anderem daran absehen, dass das, was hierzulande als „Schneemann“ bekannt ist, seit der Edo-Zeit den Namen yuki daruma [yuki daruma (jap.) 雪達磨 wtl. Schnee-Daruma; Schneemann] (Schnee-Daruma) trägt. Die Ikonographie des strengen Asketen ging bei all dem nie ganz verloren, sondern wurde ironisch überhöht. Ähnlich wie bei den Sieben Glücksgöttern (Shichi Fukujin [Shichi Fukujin (jap.) 七福神 Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft]) scheint die kanonisierte Komik der Daruma-Darstellung zu besagen, dass es gut und schön ist, diesen Daruma um weltliche Güter zu bitten, dass es aber hinter dieser Funktion noch andere Dimensionen gibt. Die Ironie schließt also den ernsthaften Glauben an Bodhidharmas asketisches Vermächtnis nicht aus.

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15 Schnee-Daruma
Das Bild trägt den Titel „Schnee vor den Speicherhallen [der Daimyō]“. Ein Diener hat seine Einkäufe, Fisch und Zwiebel, auf einen frisch errichteten yuki-daruma, einen Schnee-Daruma, gelegt, um sich sein Schuhwerk (geta) zu richten, doch ein Hund ist im Begriff, diese zu stehlen. Yuki-daruma ist noch heute die gängige japanische Bezeichnung für „Schneemann“.
Werk von Utagawa Hirokage. Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
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16 Kuniyoshi als Daruma
Dieses Bild ziert das Deckblatt einer illustrierten Reportage über das Große Erdbeben in Edo, 1855 (Ansei 2). Kuniyoshi hat diesem Daruma nicht nur seine eigenen Gesichtszüge verliehen, er versetzt ihn auch aus seiner Höhle in ein von vom Erdbeben zerstörtes Haus. Außerdem erkennt man im Mönchsgewand ein Gesicht mit weit aufgerissenem Maul, das für den Eingeweihten eindeutig das Gesicht eines Welses ist. Es handelt sich also um den Erdbebenwels (namazu), eine legendäre Gestalt, die damals als Verursacher des Erdbebens angesehen und von den ukiyo-e Künstlern halb im Ernst, halb scherzhaft in jedem nur erdenklichen Kontext dargestellt wurde. Das Bild trägt ein Gedicht mit folgendem Inhalt:

Erkenne, auch das ist die „Torlose Schranke“ des Zen:
Wenn alles zusammenfällt, bleibt nichts mehr übrig.

Angesichts der Katastrophe werden die Spekulationen über Erleuchtung und „Nichts“ aus dem Zen Klassiker „Torlose Schranke“ (Mumonkan) hier satirisch auf einen konkreten Nenner gebracht.
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit. Waseda University Library.

Daruma als Seuchengott

Die Forschung ist sich heute weitgehend einig, dass die Popularität der daruma-Puppe — wo auch immer ihre Herkunft liegt — mit ihrer Verwendung als Seuchengottheit in Verbindung steht. Insbesondere bei der Bekämpfung der Pocken (hōsō), die Anfang des 19. Jahrhunderts eine große Bedrohung in Japan darstellten, wurde Daruma zu einer Pockengotthei (hōsōgami [hōsōgami (jap.) 疱瘡神 Pockengottheit; hōsōgami können die Pocken selbst versinnbildlichen, werden aber auch als Wirkmacht gegen die Pocken verehrt, sie besitzen also einen krankmachenden und einen heilenden Aspekt]), von der man sich Schutz vor der Krankheit oder Heilung erhoffte. Die Pocken waren damals vor allem als lebensbedrohliche Kinderkrankheit gefürchtet. Das daruma-Stehaufmännchen wurde zu einem Spielzeug für befallene Kinder, das ihre rasche Genesung vormachen und bewirken sollte.

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17 Daruma als hōsōgami
Kinderspielzeug auf einem „Rotbild“ (aka-e); diese Bilder galten als Talismane gegen die Pocken, von denen v.a. Kinder betroffen waren. Dargestellt sind Daruma, Kintarō und ein Krieger, wahrscheinlich Minamoto no Tametomo. Die Figuren sind hier als Pockengottheiten (hōsōgami) ausgewiesen.
Werk von Katsushika Hokki. Edo-Zeit, frühes 19. Jh. Museum of Fine Arts, Boston.
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18 Kinderspielzeug mit Daruma
Spielzeug, das Kinder besonders bei Krankheiten stärken soll, u.a. die daruma-Puppe. Das Bild enthält auch eine Werbung für leichtes Gebäck (karuyaki senbei), die man bei Besuchen von kranken Kindern als Geschenk mitbrachte (Kusuri no hakubutsukan).
Edo-Zeit, 19. Jh. Japanese Woodblock Print Collection, UC San Francisco.

In diesem Zusammenhang entstanden auch Talismane zur Bekämpfung der Pocken in Form von Bildern, auf denen Daruma und anderes Spielzeug mit hōsōgami-Charakter dargestellt sind. Sie werden als „Pockenbilder“ (hōsō-e [hōsō-e (jap.) 疱瘡絵 „Pockenbilder“; Bilder zur Abwehr der Pocken]) oder auch „Rotbilder“ (aka-e [aka-e (jap.) 赤絵 „Rotbilder“; in rot gehaltene Bilder zur Abwehr der Pocken; rot gilt auch als Farbe der Dämonenabwehr (mayoke); unabhängig davon wurden auch Farbholzschnitte der Meiji-Zeit wegen ihrer hervorstechenden Rotfärbung als aka-e bezeichnet]) bezeichnet, weil sie oft ganz in rot gehalten sind. Die Bilder wurden häufig neben dem Bett kranker Kinder an die Wand geklebt und nach ihrer Genesung wieder entfernt und verbrannt. Die rote Farbe soll die Pocken darstellen und zugleich entkräften. Die Darstellung der Gefahr bannt diese.2 So soll auch die Tatsache, dass die daruma-Puppen zumeist ohne Pupillen, also „blind“, verkauft werden, mit dem negativen Effekt der Pocken auf die Sehkraft in Verbindung stehen.

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19 Minamoto Tametomo und die Pockengötter (hōsōgami)
Der Held Minamoto no Tametomo schwört die Pockengötter (hōsōgami), u.a. auch daruma, auf den Kampf gegen die Pocken ein.
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit, 1843–47. Bildquelle: Nippon Design, Blog.

Das obige Bild von Utagawa Kuniyoshi [Utagawa Kuniyoshi (jap.) 歌川国芳 1798–1861; Maler und Zeichner. Bekannter Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts] zeigt, wie der Held Minamoto no Tametomo [Minamoto no Tametomo (jap.) 源為朝 1139–1170; auch als Chinzei Hachirō Tametomo bekannt; legendärer Bogenschütze der späten Heian-Zeit aus dem Haus der Minamoto; wurde auf der Halbinsel Izu als Gott verehrt; gilt auch als legendärer Begründer der Herrscherdynastie von Okinawa], der selbst als eine Art hōsōgami verehrt wurde, die Talismane Treueschwüre ablegen lässt. Ähnliche Motive finden sich häufig im Zusammenhang mit Seuchengottheiten und zeigen, dass man sich bei den um Hilfe angebeteten kami [kami (jap.) Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō] nie sicher sein konnte. Wenn sie Macht über eine Krankheit hatten, konnten sie sie auch verursachen.

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20 Daruma als yōkai
Das Bild entstammt einem Triptychon, auf dem Minamoto no Yorimitsu mit seinen Getreuen von einem Erdspinnerich umgarnt wird. Im Gefolge des Spinnenmonsters befinden sich die hier dargestellten yōkai-Gespenster, befehligt von einem Daruma (Figur in Rot).
Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit. Victoria and Albert Museum, London.
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21 Hōsōgami mit Daruma im Gepäck
Eine Pockengottheit (hōsōgami), hier eine Art Geist mit den Merkmalen eines Pockenkranken. Im Korb auf seinem Rücken erkennt man unter anderem Daruma, der helfen soll, die Pocken zu vertreiben. Derartige Figuren können Krankheiten sowohl hervorbringen als auch tilgen.
Werk von Utagawa Kunisada (1786–1864). Edo-Zeit. Waseda University Library.

Daher konnten hōsōgami auch zu furchteinflößenden Gestalten werden. Kuniyoshi nahm auch diesen Gedanken auf und stellte Daruma in einem berühmten Triptychon als Anführer einer Horde von Gespenstern (yōkai [yōkai (jap.) 妖怪 Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster]) dar. Die Figur ist eindeutig von der daruma-Puppe inspiriert und trägt die kleine Eule als Kopfputz, die sich auch unter den hōsōgami findet. Eine Buchillustration von Utagawa Kunisada [Utagawa Kunisada (jap.) 歌川国貞 1786–1865; Edo-zeitlicher ukiyo-e Meister] aus dieser Zeit zeigt einen hōsōgami, der selbst von der Pockenkrankheit gezeichnet ist. Im Korb auf seinem Rücken kann man wieder die verschiedenen Spielsachen erkennen, die gegen Pocken schützen sollten, unter anderem auch daruma.

Daruma und Dame

Zu den seltsamsten Formen der japanischen Bodhidharma-Ikonographie gehört das immer wiederkehrende Motiv von Daruma und junger Dame, besonders in den ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit] der Edo [Edo (jap.) 江戸 Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);]-Zeit. Die beiden tauschen Kleider, Mädchen nehmen bekannte Posen des Bodhidharma ein und oft entspinnt sich eine zarte erotische Beziehung zwischen dem exotischen Asketen und der Schönen. Sogar shunga [shunga (jap.) 春画 wtl. „Frühlingsbilder“; Gemälde und Druckwerke mit expliziten sexuellen Darstellungen]-Motive mit Daruma als Protagonisten sind möglich.

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22 Im gleichen Boot
Daruma und Schöne im gleichen Boot: Daruma rasiert sich mit einer Pinzette und benützt dazu sein Spiegelbild im Wasser. Die junge Frau macht den Fährmann.
Werk von Suzuki Harunobu (1724-1770). Edo-Zeit. Art Institute Chicago.
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23 Beim Rauchen
Junges Mädchen bietet Daruma eine Pfeife zum Rauchen an.
Werk von Suzuki Harunobu (1725–1770). Edo-Zeit, 1765. Art Institute Chicago.
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24
Eine Schöne in der Pose des Bodhidharma, der einer berühmten Legende zufolge den Fluss Yangtse mit Hilfe eines Schilfhalms überquert haben soll. Obwohl nach der Mode der Edo-Zeit gekleidet, spielen auch die rote Farbe der Kleidung und die Kapuzen-artige Kopfbedeckung auf die Figur des Daruma an.
Werk von Suzuki Harunobu (1724–1770). Edo-Zeit, 1765–1770. The British Museum.
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25
Dieses „Frühlingsbild“ (shunga) parodiert die Legende, nach der Bodhidharma auf einem Schilfhalm den Yangtse Fluss überquert haben soll. Nicht nur wird der Mönch durch eine junge Dame ersetzt, auch der Grashalm wird zu einem phallusförmigen Pilz.
Werk von Ippitsusai Bunchō. Edo-Zeit, 18. Jh. Museum of Fine Art, Boston.
Parodie auf Bodhidharmas Überquerung des Yangtse

Dieses bildliche Motiv korrespondiert mit der Tatsache, dass daruma von der Edo-Zeit bis ins 20. Jahrhundert auch als Anspielung für „Freudenmädchen“ verwendet werden konnte. Daruma onna [daruma onna (jap.) だるま女 wtl. Daruma-Frau; abschätziger Ausdruck für „Freudenmädchen"; bezog sich im 19. und 20. Jh. zumeist auf illegale, inoffizielle oder billige Formen der Prostitution; nicht zu Verwechseln mit onna daruma] (Daruma-Frau) wurde im 19. und 20. Jahrhundert als abschätziger Ausdruck verwendet und bezog sich zumeist auf illegale, inoffizielle oder billige Formen der Prostitution.3 Der umgekehrte Ausdruck, onna daruma [onna daruma (jap.) 女だるま wtl. Frauen-Daruma; Daruma-Figuren in weiblicher Form, die auch als Glücksbringer (engimono) ausgeführt werden; nicht zu Verwechseln mit daruma onna] (Frauen-Daruma), bezeichnet dagegen daruma-Figuren in weiblicher Form, die auch als engimono ausgeführt werden. Doch können natürlich auch diese Figuren sexuell konnotiert sein.

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26
Junge Frau im Gewand und der Pose des Bodhidharma. Im beigefügten Gedicht wird die asketische Übung des Bodhidharma, der neun Jahr vor einer Wand sitzend meditiert haben soll, mit dem schweren Los eines Freudenmädchens verglichen. Dieser Vergleich soll auf die berühmte Kurtisane Handaiyu der frühen Edo-Zeit zurückgehen. Sie meinte, wenn Daruma nach neun Jahren Meditation die Erleuchtung erfahren habe, müsste jede Frau wie sie nach spätestens zehn Jahren erleuchtet sein. Dieser Ausspruch soll den Künstler Hanabusa Itchō (1652–1724) zu den ersten Bildern von Daruma und Dame inspiriert haben.
Werk von Kitagawa Utamaro (1753–1806). Edo-Zeit, 1790er Jahre. Tochigi-shi Kankyō Kyōkai, Tochiga Kuranomachi Museum of Art.
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27
Bodhidarma als Vulva; Verdeutlichung des Slang-Ausdrucks daruma onna (Daruma-Frau) für „billige Prostituierte“
Werk von Utagawa Kuniyoshi (1798–1861). Edo-Zeit, 1840er Jahre. Bildquelle: AK-Antiek.
Onna daruma

Die ukiyo-e [ukiyo-e (jap.) 浮世絵 „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit]-Künstler ließen sich die vielfältigen erotischen Anspielungen, die mit dem Doppelsinn von Daruma verknüpft waren, natürlich nicht entgehen. Insofern kann jedes Daruma-Bild der Edo-Zeit sowohl buddhistisch als auch sexuell konnotiert sein.

Daruma und geisha.jpg
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Daruma und Dame mit vertauschten Kleidern.
Werk von Baiōken Eishun (Takeda Harunobu). Edo-Zeit, frühes 18. Jh. Bildquelle: Bernard Faure.
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29
Daruma im Outfit und der typischen Haltung einer hochrangigen Kurtisane, allerdings mit etwas unsicherem Gesichtsausdruck. Der Kimono ist mit hossu-Wedeln, also buddhistischen Ritualgegenständen, verziert. Das Bild trägt eine Inschrift des Edo-zeitlichen Literaten Ōta Nanpō (1749–1823).
Werk von Tsutsumi Tōgetsu (1749-1823). Edo-Zeit, um 1800. The British Museum.
Kleidertausch

Eines der obigen Bilder trägt eine Inschrift des Edo-zeitlichen Literaten Ōta Nanpō [Ōta Nanpō (jap.) 大田南畝 1749–1823; jap. Schriftsteller der Edo-Zeit] (1749–1823), die diesen Doppelsinn in Form einer buddhistisch angehauchten Dialektik ausdrückt.

Die Wahrheit ist die Haut der Lüge, die Lüge ist das Skelett der Wahrheit. Ist man unwissend, kann die Lüge zur Wahrheit werden, ist man erleuchtet, kann auch die Wahrheit eine Lüge sein. Yoshiwara [Yoshiwara (jap.) 吉原 Freudenviertel des Edo-zeitlichen Tōkyō] ist Lüge und Wahrheit, ob man auf der Hauptstraße umherirrt oder ob man Yoshiwara gut kennt, bleibt sich gleich. Die Liebesschwüre sind mal Lüge, mal Wahrheit und die Gäste zahlreich wie der Sand am Meer.4

Buddhistische Erleuchtung steht hier für sexuelle Erfüllung und umgekehrt. Kurtisanen und ihre Kunden werden gleichermaßen aufs Korn genommen, die Ambivalenz der Liebesschwüre mit den verschiedenen Ebenen der Wahrheit im Buddhismus verglichen. Mittels dieser Dialektik konnten die Literaten und Intellektuellen der Edo-Zeit im Grunde alles in sein Gegenteil verkehren und bis zur Unkenntlichkeit in einem Reigen von Anspielungen und Wortwitzen auflösen. Wie aber konnte es zur Assoziation von Daruma und Prostituierter überhaupt kommen? Dazu finden sich zwei unterschiedliche Begründungen, die sich jedoch nicht notwendigerweise ausschließen:

  • Zum ersten wird die Bezeichnung daruma-onna mit der Tatsache in Verbindung gebracht, dass die daruma-Puppe als „Stehaufmännchen“ gestaltet ist. Auch wenn man sie seitwärts legt, steht sie gleich wieder auf. Das lässt sich natürlich auch etwas zynisch auf Prostituierte übertragen.
  • Eine andere Erklärung knüpft die Verbindung von Daruma und Dame an eine Anekdote aus der frühen Edo-Zeit. Damals gab es in Edos Freudenviertel Yoshiwara eine berühmte Geisha [Geisha (jap.) 芸者 japanische Unterhaltungskünstlerin, die traditionelle japanische Künste darbietet; wtl. „Person der Künste“; der Begriff war urspr. geschlechtsneutral, wurde also auch auf Männer angewendet] namens Handaiyū, der zu Ohren gekommen war, dass Bodhidharma neun Jahre gegen eine Wand gewendet meditiert habe. Sie aber meinte, dann habe sie ihm etwas voraus, denn sie sitze bereits seit zehn Jahren in der Auslage ihres Bordells in Erwartung von Kunden. Dieser Ausspruch soll den Künstler Hanabusa Itchō [Hanabusa Itchō (jap.) 英一蝶 1652–1724; Maler und Literat; wtl. „der glorreiche Schmetterling“] (1652–1724) zu den ersten Bildern von Daruma und Dame inspiriert haben.5

Obwohl manche Bilder von Daruma und Dame eher der sexistischen ersten Erklärung entsprechen, erscheint die Dame gegenüber dem Mönch auf vielen Darstellungen als die souveränere Figur, besonders wenn die beiden Kleider tauschen. Wie unter anderem Neill McFarland hervorgehoben hat, ist der Rollentausch meist mit Unsicherheit oder Verstörung auf Seiten Bodhidharmas verbunden, während die weiblichen Figuren die Gelassenheit und Coolness eines Zen-Meisters ausstrahlen.6

Natürlich lassen sich die Motive von Daruma und Dame auch als satirischer Kommentar zur Lebensweise buddhistischer Mönche der Edo-Zeit zu verstehen. Mönche und Kurtisanen wohnten in Edo-zeitlichen Städten meist Tür an Tür, Freudenviertel und Tempelviertel gingen oft ineinander über. Paradigmatisch für diese Struktur ist das Freudenviertel Yoshiwara in Edo, das unmittelbar an den heute noch existierenden Asakusa [Asakusa-dera (jap.) 浅草寺 Tempel in Tōkyō; offizielle (sino-jap.) Lesung: Sensō-ji]-Tempel grenzte. Der genaue Grund für diese Verbindung ist mir nicht bekannt, doch scheinen Tempel so etwas wie Schutzpatrone für die Welt der Gaukler, Schausteller und Bordelle dargestellt zu haben. Die bedrückte Miene Darumas in Gegenwart von Damen scheint auf rührende Weise zu bekennen, dass Mönche dieses Naheverhältnis auch zur Befriedigung eigener (verbotener) sexueller Bedürfnisse ausnützten.

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30 Daruma beim Ohrenputzen
Eine prächtig gekleidete Dame, vielleicht ein Kurtisane, aber mit aufgelöstem Haar, putzt die Ohren des Bodhidharma (in Japan Zeichen zärtlicher Vertrautheit).
Werk von Kawanabe Kyōsai. Edo-Zeit. mingei arts.
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31 Daruma und Landesöffnung
Originaltitel Kaika no daruma (Daruma während der Öffnung); „Öffnung“ meint die Öffnung Japans gegenüber dem Westen. Daruma studiert in vertrauter Zweisamkeit mit einer jungen Dame eine moderne Zeitung. Er trägt eine braune Mönchskutte, während sich die Frau das rote Gewand übergezogen hat, das üblicherweise mit Daruma assoziiert wird. In diesem Bild schwingt sicher auch die Doppelbedeutung des Begriffs Daruma mit, der in der Edo-Zeit auch eine (billige) Prostituierte bezeichnete. Die melancholische Note des Bildes lässt beide, Daruma und Dame, als „Modernisierungsverlierer“ erscheinen.
Werk von Tsukioka Yoshitoshi (1839–1892). Meiji-Zeit, 1882. LACMA, Los Angeles.

Die Nahebeziehung von Daruma und Dame ist selbst in der frühen Meiji [Meiji (jap.) 明治 posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt]-Zeit noch zu finden: In der Darstellung von „Daruma zur Zeit der Landesöffnung“ sind Daruma-Mönch und Daruma-Frau durch ein stilles Einvernehmen mit einander verbunden. Sie blättern verträumt in einer neumodischen (westlich gestalteten) Zeitung und scheinen dabei besseren Zeiten nachzutrauern. Zumindest buddhistische Tempel zählten damals in der Tat zu den „Modernisierungsverlierern“.

Verweise

Fußnoten

  1. Bernard Faure (2011) sieht darin Hinweise auf einen embryonalen Symbolismus: Er interpretiert Bodhidharma als Sinnbild der Entstehung neuen Lebens und als „Plazenta-Gottheit“, was natürlich über die konfessionellen Grenzen des Buddhismus hinausweist.
  2. S. dazu auch Rotermund 1991.
  3. Nihon kokugo daijiten 8 (2001), S. 1166. Im 19. und frühen 20. Jh. sind auch Ausdrücke wie daruma geisha belegt. Diese bezeichneten jeweils inoffizielle, billige Prostituierte, während daruma-ya oder daruma-yado heimliche Bordelle meinten (ibid., S. 1167–1168).
  4. Übersetzt nach Timothy Clark, The British Museum.
  5. Vgl. u.a. Spencer Museum of Art.
  6. McFarland 1986, S. 173–74.

Internetquellen

Siehe auch Internetquellen

  • Daruma aus Mark Schumachers A to Z Photo Dictionary


Letzte Überprüfung der Linkadressen: Jul. 2020

Literatur

Siehe auch Literaturliste

Bernard Faure, „From Bodhidharma to Daruma: The Hidden Life of a Zen Patriarch“. Japan Review 23 (2011), 45–71. (Online.)
H. Neill McFarland, „Feminine Motifs in Bodhidharma Symbology in Japan“. Asian Folklore Studies 45 (1986), 167–91. (Online.)
Hartmut Rotermund, Hōsōgami ou la petite vérole aisement. Paris: Maisonneuve & Larose, 1991.

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite

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    Daruma armoffering.jpg
    Der spätere Zen-Patriarch Huike bietet Bodhidharma seinen abgehackten Arm als Zeichen seiner Ernsthaftigkeit dar.
    Werk von Sesshū Tōyō (1420–1506). Muromachi-Zeit, 1496. Wikimedia Commons.
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    Daruma shokokuji.jpg
    Bodhidharma bei der Meditation. In der oberen Hälfte befindet sich ein Gedicht.
    Werk von Mushō Jōshō (1234-1306). Kamakura-Zeit. Jotenkaku Museum, via Web Archive.
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    Daruma kamakura.jpg
    Der Zen-Patriarch Bodhidharma in einer frühen plastischen Darstellung, in der für ihn typischen Meditationshaltung.

    Seine exotischen Züge in späteren Darstellungen treten hier nicht hervor. An dieser Plastik lässt sich gut beobachten, dass Holzskulpturen in der Kamakura-Zeit zunächst eine Grundierung aus Stoff erhielten, bevor sie mit Farbe und Blattgold behandelt wurden. Auch die Kristallaugen sind typisch für den aufwändigen realistischen Stil dieser Zeit.
    Kamakura-Zeit, 14. Jh. Minneapolis Institute of Art.

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    Daruma2.jpg
    Portrait von Bodhidharma, blauäugig, respekteinflößend. Tatsächlich gibt es Quellen, laut denen Bodhidharma blaue Augen gehabt haben soll. Demnach könnte er nicht indischer, sondern zentralasiatischer Herkunft sein.
    Werk von Sensho. 19. Jh. (?). Waseda Library.
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    Daruma4.jpg
    Portrait des indisch-stämmigen Mönchs Bodhidharma.
    Werk von Sōami (zugeschr.) (1485?-1525). Muromachi-Zeit, 16. Jh. The British Museum.
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    Daruma shohaku.jpg
    Portrait des Chan-Patriarchen Bodhidharma.
    Werk von Soga Shōhaku (1730-1781). Edo-Zeit. Muian.
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    Daruma kyosai.jpg
    Portrait des Chan-Patriarchen Bodhidharma.
    Werk von Kawanabe Kyōsai (1831-1889). Edo-Zeit. Wikimedia Commons.
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    Daruma kokan.jpg
    Portrait des Bodhidharma von Shiba Kōkan. Das bemerkenswerte dieser Darstellung ist die westliche Ölmaltechnik, die zu diesem Zeitpunkt in Japan nur Spezialisten der westlichen Wissenschaften (rangaku) bekannt war. Die aus japanischer Sicht exotische, indische Physiognomie des Mönchs kommt durch diese Technik besonders deutlich zum Ausdruck.
    Werk von Shiba Kōkan. Edo-Zeit. Palace Museum, Taiwan.
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    Daruma hakuin2.jpg
    Bodhidharma in der typischen, karikaturhaften Darstellung des Zen-Meisters Hakuin. Im Bild selbst ist ein Zitat von Bodhidharma eingeschrieben: „Erkenne deine Natur und werde ein Buddha“ (kenshō jōbutsu 見性成佛).
    Werk von Hakuin Ekaku (1686–1768). Edo-Zeit. Minneapolis Institute of Art.
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    Daruma hokusai.jpg
    Entwurf für ein Riesenbild des Bodhidharma, das Hokusai 1817 in Nagoya als Werbeaktion für seine Hokusai Manga anfertigte. Im Bildtext sind die Maße des Plakats angegeben, die umgerechnet eine Fläche von 11 mal 18 Metern ergeben.
    Werk von Katsushika Hokusai (1760-1849). Edo-Zeit. Bildquelle: bakumatsu.org.
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    Daruma takayama.jpg
    daruma-Puppe.
    Bildquelle: unbekannt.
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    Daruma und hokora.jpg
    Eine etwas verwitterte daruma-Figur neben einem Miniaturschrein (hokora). Die Figur hat nur ein Auge bemalt, was bedeutet, dass der an sie gerichtete Wunsch noch nicht in Erfüllung gegangen ist.
    El-Branden Brazil, flickr 2007 (mit freundlicher Genehmigung).
  13. ^ 
    Darumaichi.jpg
    Daruma-Puppen mit noch unbemalten Augen als Glücksbringer.
    Craig Howitt, flickr 2005.
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    Daruma3.jpg
    Neujahrskarte mit Daruma-Motiv.
    Werk von David Bull. 1999. David Bull.
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    Yukidaruma.jpg
    Das Bild trägt den Titel „Schnee vor den Speicherhallen [der Daimyō]“. Ein Diener hat seine Einkäufe, Fisch und Zwiebel, auf einen frisch errichteten yuki-daruma, einen Schnee-Daruma, gelegt, um sich sein Schuhwerk (geta) zu richten, doch ein Hund ist im Begriff, diese zu stehlen. Yuki-daruma ist noch heute die gängige japanische Bezeichnung für „Schneemann“.
    Werk von Utagawa Hirokage. Edo-Zeit. Museum of Fine Arts, Boston.
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    Daruma kuniyoshi.jpg
    Dieses Bild ziert das Deckblatt einer illustrierten Reportage über das Große Erdbeben in Edo, 1855 (Ansei 2). Kuniyoshi hat diesem Daruma nicht nur seine eigenen Gesichtszüge verliehen, er versetzt ihn auch aus seiner Höhle in ein von vom Erdbeben zerstörtes Haus. Außerdem erkennt man im Mönchsgewand ein Gesicht mit weit aufgerissenem Maul, das für den Eingeweihten eindeutig das Gesicht eines Welses ist. Es handelt sich also um den Erdbebenwels (namazu), eine legendäre Gestalt, die damals als Verursacher des Erdbebens angesehen und von den ukiyo-e Künstlern halb im Ernst, halb scherzhaft in jedem nur erdenklichen Kontext dargestellt wurde. Das Bild trägt ein Gedicht mit folgendem Inhalt:

    Erkenne, auch das ist die „Torlose Schranke“ des Zen:
    Wenn alles zusammenfällt, bleibt nichts mehr übrig.

    Angesichts der Katastrophe werden die Spekulationen über Erleuchtung und „Nichts“ aus dem Zen Klassiker „Torlose Schranke“ (Mumonkan) hier satirisch auf einen konkreten Nenner gebracht.
    Werk von Utagawa Kuniyoshi (1797–1861). Edo-Zeit. Waseda University Library.

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    Hosogami.jpg
    Kinderspielzeug auf einem „Rotbild“ (aka-e); diese Bilder galten als Talismane gegen die Pocken, von denen v.a. Kinder betroffen waren. Dargestellt sind Daruma, Kintarō und ein Krieger, wahrscheinlich Minamoto no Tametomo. Die Figuren sind hier als Pockengottheiten (hōsōgami) ausgewiesen.
    Werk von Katsushika Hokki. Edo-Zeit, frühes 19. Jh. Museum of Fine Arts, Boston.
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    Daruma spielzeug.jpg
    Spielzeug, das Kinder besonders bei Krankheiten stärken soll, u.a. die daruma-Puppe. Das Bild enthält auch eine Werbung für leichtes Gebäck (karuyaki senbei), die man bei Besuchen von kranken Kindern als Geschenk mitbrachte (Kusuri no hakubutsukan).
    Edo-Zeit, 19. Jh. Japanese Woodblock Print Collection, UC San Francisco.
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    Hosogami tametomo kuniyoshi.jpg
    Der Held Minamoto no Tametomo schwört die Pockengötter (hōsōgami), u.a. auch daruma, auf den Kampf gegen die Pocken ein.
    Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit, 1843–47. Bildquelle: Nippon Design, Blog.
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    Daruma yokai kuniyoshi.jpg
    Das Bild entstammt einem Triptychon, auf dem Minamoto no Yorimitsu mit seinen Getreuen von einem Erdspinnerich umgarnt wird. Im Gefolge des Spinnenmonsters befinden sich die hier dargestellten yōkai-Gespenster, befehligt von einem Daruma (Figur in Rot).
    Werk von Utagawa Kuniyoshi. Edo-Zeit. Victoria and Albert Museum, London.
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    Hosogami kunisada2.jpg
    Eine Pockengottheit (hōsōgami), hier eine Art Geist mit den Merkmalen eines Pockenkranken. Im Korb auf seinem Rücken erkennt man unter anderem Daruma, der helfen soll, die Pocken zu vertreiben. Derartige Figuren können Krankheiten sowohl hervorbringen als auch tilgen.
    Werk von Utagawa Kunisada (1786–1864). Edo-Zeit. Waseda University Library.
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    Daruma harunobu.jpg
    Daruma und Schöne im gleichen Boot: Daruma rasiert sich mit einer Pinzette und benützt dazu sein Spiegelbild im Wasser. Die junge Frau macht den Fährmann.
    Werk von Suzuki Harunobu (1724-1770). Edo-Zeit. Art Institute Chicago.
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    Daruma harunobu2.jpg
    Junges Mädchen bietet Daruma eine Pfeife zum Rauchen an.
    Werk von Suzuki Harunobu (1725–1770). Edo-Zeit, 1765. Art Institute Chicago.
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    Geisha-daruma.jpg
    Eine Schöne in der Pose des Bodhidharma, der einer berühmten Legende zufolge den Fluss Yangtse mit Hilfe eines Schilfhalms überquert haben soll. Obwohl nach der Mode der Edo-Zeit gekleidet, spielen auch die rote Farbe der Kleidung und die Kapuzen-artige Kopfbedeckung auf die Figur des Daruma an.
    Werk von Suzuki Harunobu (1724–1770). Edo-Zeit, 1765–1770. The British Museum.
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    Daruma shunga.jpg
    Dieses „Frühlingsbild“ (shunga) parodiert die Legende, nach der Bodhidharma auf einem Schilfhalm den Yangtse Fluss überquert haben soll. Nicht nur wird der Mönch durch eine junge Dame ersetzt, auch der Grashalm wird zu einem phallusförmigen Pilz.
    Werk von Ippitsusai Bunchō. Edo-Zeit, 18. Jh. Museum of Fine Art, Boston.
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    Onna daruma.jpg
    Junge Frau im Gewand und der Pose des Bodhidharma. Im beigefügten Gedicht wird die asketische Übung des Bodhidharma, der neun Jahr vor einer Wand sitzend meditiert haben soll, mit dem schweren Los eines Freudenmädchens verglichen. Dieser Vergleich soll auf die berühmte Kurtisane Handaiyu der frühen Edo-Zeit zurückgehen. Sie meinte, wenn Daruma nach neun Jahren Meditation die Erleuchtung erfahren habe, müsste jede Frau wie sie nach spätestens zehn Jahren erleuchtet sein. Dieser Ausspruch soll den Künstler Hanabusa Itchō (1652–1724) zu den ersten Bildern von Daruma und Dame inspiriert haben.
    Werk von Kitagawa Utamaro (1753–1806). Edo-Zeit, 1790er Jahre. Tochigi-shi Kankyō Kyōkai, Tochiga Kuranomachi Museum of Art.
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    Daruma shunga2 kuniyoshi.jpg
    Bodhidarma als Vulva; Verdeutlichung des Slang-Ausdrucks daruma onna (Daruma-Frau) für „billige Prostituierte“
    Werk von Utagawa Kuniyoshi (1798–1861). Edo-Zeit, 1840er Jahre. Bildquelle: AK-Antiek.
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    Daruma und geisha.jpg
    Daruma und Dame mit vertauschten Kleidern.
    Werk von Baiōken Eishun (Takeda Harunobu). Edo-Zeit, frühes 18. Jh. Bildquelle: Bernard Faure.
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    Daruma togetsu.jpg
    Daruma im Outfit und der typischen Haltung einer hochrangigen Kurtisane, allerdings mit etwas unsicherem Gesichtsausdruck. Der Kimono ist mit hossu-Wedeln, also buddhistischen Ritualgegenständen, verziert. Das Bild trägt eine Inschrift des Edo-zeitlichen Literaten Ōta Nanpō (1749–1823).
    Werk von Tsutsumi Tōgetsu (1749-1823). Edo-Zeit, um 1800. The British Museum.
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    Daruma mimikaki.jpg
    Eine prächtig gekleidete Dame, vielleicht ein Kurtisane, aber mit aufgelöstem Haar, putzt die Ohren des Bodhidharma (in Japan Zeichen zärtlicher Vertrautheit).
    Werk von Kawanabe Kyōsai. Edo-Zeit. mingei arts.
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    Kaika no daruma.jpg
    Originaltitel Kaika no daruma (Daruma während der Öffnung); „Öffnung“ meint die Öffnung Japans gegenüber dem Westen. Daruma studiert in vertrauter Zweisamkeit mit einer jungen Dame eine moderne Zeitung. Er trägt eine braune Mönchskutte, während sich die Frau das rote Gewand übergezogen hat, das üblicherweise mit Daruma assoziiert wird. In diesem Bild schwingt sicher auch die Doppelbedeutung des Begriffs Daruma mit, der in der Edo-Zeit auch eine (billige) Prostituierte bezeichnete. Die melancholische Note des Bildes lässt beide, Daruma und Dame, als „Modernisierungsverlierer“ erscheinen.
    Werk von Tsukioka Yoshitoshi (1839–1892). Meiji-Zeit, 1882. LACMA, Los Angeles.

Glossar

Namen und Fachbegriffe auf dieser Seite

  • aka-e 赤絵 ^ „Rotbilder“; in rot gehaltene Bilder zur Abwehr der Pocken; rot gilt auch als Farbe der Dämonenabwehr (mayoke); unabhängig davon wurden auch Farbholzschnitte der Meiji-Zeit wegen ihrer hervorstechenden Rotfärbung als aka-e bezeichnet
  • Asakusa-dera 浅草寺 ^ Tempel in Tōkyō; offizielle (sino-jap.) Lesung: Sensō-ji
  • Bodhidharma (skt.) बोधिधर्म ^ legendärer buddh. Mönch aus Indien, in China aktiv; gilt als Begründer des Chan (Zen) Buddhismus (jap. Daruma 達磨 oder Bodaidaruma 菩提達磨)
  • Buddha (skt.) बुद्ध ^ „Der Erleuchtete“ (jap. butsu, hotoke 仏 oder Budda 仏陀)
  • Chan (chin.) 禅 ^ jap. Zen, wtl. Meditation; chin. Bez. des Zen Buddhismus
  • Daruma 達磨 ^ Spitzname des Mönchs Bodhidharma; Bezeichnung der daruma-Puppe als Glücksbringer
  • daruma だるま ^ Glücksbringer aus Pappmaché, der dem Zen-Patriarchen Daruma (skt. Bodhidharma) nachempfunden ist
  • daruma ichi 達磨市 ^ spezielle Tempel-Märkte, die daruma-Figuren zum Kauf anbieten
  • daruma onna だるま女 ^ wtl. Daruma-Frau; abschätziger Ausdruck für „Freudenmädchen"; bezog sich im 19. und 20. Jh. zumeist auf illegale, inoffizielle oder billige Formen der Prostitution; nicht zu Verwechseln mit onna daruma
  • Edo 江戸 ^ Hauptstadt der Tokugawa-Shōgune, heute: Tōkyō; auch: Zeit der Tokugawa-Dynastie, 1600–1867 (= Edo-Zeit);
  • engimono 縁起物 ^ Glücksbringer
  • Geisha 芸者 ^ japanische Unterhaltungskünstlerin, die traditionelle japanische Künste darbietet; wtl. „Person der Künste“; der Begriff war urspr. geschlechtsneutral, wurde also auch auf Männer angewendet
  • Hanabusa Itchō 英一蝶 ^ 1652–1724; Maler und Literat; wtl. „der glorreiche Schmetterling“
  • Hotei 布袋 ^ Glücksgott; Manifestation von Bodhisattva Maitreya; chin. Budai
  • hōsō-e 疱瘡絵 ^ „Pockenbilder“; Bilder zur Abwehr der Pocken
  • hōsōgami 疱瘡神 ^ Pockengottheit; hōsōgami können die Pocken selbst versinnbildlichen, werden aber auch als Wirkmacht gegen die Pocken verehrt, sie besitzen also einen krankmachenden und einen heilenden Aspekt
  • Huike (chin.) 慧可 ^ 487–593; chin. Chan Patriarch; ältere Umschrift: Hui k‘o
  • kami^ Gottheit; im engeren Sinne einheimische oder lokale japanische Gottheit, Schreingottheit (s. jinja), Gottheit des Shintō
  • Kung-fu (chin.) 功夫 ^ wtl. Aufwand, Geschick (etwas durch Anstrengung Erreichtes); heutzutage übliche Bezeichnung für die meisten chin. Kampfsportarten; Pinyin: gongfu
  • Liang Wu Di (chin.) 梁武帝 ^ 464–549; auch: Kaiser Wu, r. 502–549; Gründer der kurzlebigen Liang-Dynastie (502–557/587) und bedeutender Förderer des chinesischen Buddhismus
  • Meiji 明治 ^ posthumer Name von Kaiser Mutsuhito; nach ihm wird auch die Meiji-Zeit (1868–1912) benannt
  • Minamoto no Tametomo 源為朝 ^ 1139–1170; auch als Chinzei Hachirō Tametomo bekannt; legendärer Bogenschütze der späten Heian-Zeit aus dem Haus der Minamoto; wurde auf der Halbinsel Izu als Gott verehrt; gilt auch als legendärer Begründer der Herrscherdynastie von Okinawa
  • okiagari kobōshi 起き上がり小法師 ^ „Stehauf-Mönchlein“; Spielzeug bestehend aus Pappmaché
  • onna daruma 女だるま ^ wtl. Frauen-Daruma; Daruma-Figuren in weiblicher Form, die auch als Glücksbringer (engimono) ausgeführt werden; nicht zu Verwechseln mit daruma onna
  • Ōta Nanpō 大田南畝 ^ 1749–1823; jap. Schriftsteller der Edo-Zeit
  • Shaolin Si (chin.) 少林寺 ^ Ursprungskloster des Shaolin-Ordens am Berg Song; Geburtsstätte des Chan Buddhismus
  • Shichi Fukujin 七福神 ^ Sieben Glücksgötter; populäres Ensemble von Glücksgöttern verschiedener Herkunft
  • shunga 春画 ^ wtl. „Frühlingsbilder“; Gemälde und Druckwerke mit expliziten sexuellen Darstellungen
  • Songshan (chin.) 嵩山 ^ Berg Song, Gebirge in Zentralchina, 1500m; zählt trad. zu den fünf heiligen Bergen des Daoismus;
  • ukiyo-e 浮世絵 ^ „Bilder der fließenden Welt“, populäre Farbholzschnitte der Edo-Zeit
  • Utagawa Kunisada 歌川国貞 ^ 1786–1865; Edo-zeitlicher ukiyo-e Meister
  • Utagawa Kuniyoshi 歌川国芳 ^ 1798–1861; Maler und Zeichner. Bekannter Verteter des ukiyo-e-Farbholzschnitts
  • Yangtsekiang (chin.) 扬子江 ^ Außerhalb Chinas geläufiger Name des Jangjiang 長江 („langer Fluss“), drittlängster Fluss der Welt
  • Yoshiwara 吉原 ^ Freudenviertel des Edo-zeitlichen Tōkyō
  • yōkai 妖怪 ^ Fabelwesen, Geisterwesen, Gespenster
  • yuki daruma 雪達磨 ^ wtl. Schnee-Daruma; Schneemann
  • Zen^ chin. Chan, wtl. Meditation; Zen Buddhismus