Geschichte/Praehistorie/Himiko: Unterschied zwischen den Versionen

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Teile des ''Weizhi'' sind nachweislich in das {{glossar:nihonshoki}} (720) ein·ge·flossen und zwar vor·nehmlich in die Berichte über die legendäre Herr·scherin {{glossar:jinguukougou}} (mytho·logische Daten 169—269 u.Z.). Sie spielt als Anführerin eines Feld·zugs gegen den Erz·feind des früh·geschicht·lichen japa·nischen Staates, das korea·nische Königreich Silla, eine be·deu·tende Rolle in der kaiserlichen Mytho-Genealogie und wurde später immer wieder im Zu·sammen·hang mit Kriegs·zügen gegen das Nach·bar·land als Vorbild heran·ge·zogen. Die staat·lichen Chronisten des siebenten und achten Jahr·hunderts, denen die chi·ne·sischen Geschichts·werke zweifellos gut bekannt waren, bemühten sich offenbar, die Lebens·daten von Jingū und Himiko in Einklang zu bringen. Möglicher·weise spielte dabei auch eine Rolle, dass zur Zeit der schrift·lichen Fixierung der kaiser·lichen Chroniken, also in der Zeit um 700, immer wieder Frauen das {{Glossar:Tennou}}-Amt innehatten.
 
Teile des ''Weizhi'' sind nachweislich in das {{glossar:nihonshoki}} (720) ein·ge·flossen und zwar vor·nehmlich in die Berichte über die legendäre Herr·scherin {{glossar:jinguukougou}} (mytho·logische Daten 169—269 u.Z.). Sie spielt als Anführerin eines Feld·zugs gegen den Erz·feind des früh·geschicht·lichen japa·nischen Staates, das korea·nische Königreich Silla, eine be·deu·tende Rolle in der kaiserlichen Mytho-Genealogie und wurde später immer wieder im Zu·sammen·hang mit Kriegs·zügen gegen das Nach·bar·land als Vorbild heran·ge·zogen. Die staat·lichen Chronisten des siebenten und achten Jahr·hunderts, denen die chi·ne·sischen Geschichts·werke zweifellos gut bekannt waren, bemühten sich offenbar, die Lebens·daten von Jingū und Himiko in Einklang zu bringen. Möglicher·weise spielte dabei auch eine Rolle, dass zur Zeit der schrift·lichen Fixierung der kaiser·lichen Chroniken, also in der Zeit um 700, immer wieder Frauen das {{Glossar:Tennou}}-Amt innehatten.
 
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Als Japan kurz nach der Meiji Restauration (1868) nach westlichem Vorbild Papiergeld einführte, stellte sich die Frage, welche Motive diese neue Form der Währung zieren sollten. Den amtierenden Monarchen selbst abzubilden, wie es damals in Europa üblich war, kam aus Gründen der Pietät nicht in Frage. Die Tatsache, dass solche kaiserlichen Portraits von jedem beliebigen angefasst werden konnten, widersprach der traditionellen herrschaftlichen Repräsentation durch Verhüllung. Um aber das Kaiserhaus dennoch im allgemeinen Beusstsein zu verankern, bot sich das Bild der legendären Kaiserswitwe Jingū an, die laut offizieller Lesart selbst nicht das Amt eines Tennō inne gehabt hatte.   
 
Als Japan kurz nach der Meiji Restauration (1868) nach westlichem Vorbild Papiergeld einführte, stellte sich die Frage, welche Motive diese neue Form der Währung zieren sollten. Den amtierenden Monarchen selbst abzubilden, wie es damals in Europa üblich war, kam aus Gründen der Pietät nicht in Frage. Die Tatsache, dass solche kaiserlichen Portraits von jedem beliebigen angefasst werden konnten, widersprach der traditionellen herrschaftlichen Repräsentation durch Verhüllung. Um aber das Kaiserhaus dennoch im allgemeinen Beusstsein zu verankern, bot sich das Bild der legendären Kaiserswitwe Jingū an, die laut offizieller Lesart selbst nicht das Amt eines Tennō inne gehabt hatte.   
<div class="bildbox bildtext">[[Image:jingu.jpg|link=|jingu]]<div>Kaiserin Jingū in einer Darstellung aus dem 9. Jh.<br /> Holzstatue, 33.9cm, Yakushi-ji, Yasumigaoka Hachimangū, Nara <br /> „Nationaler Kunstschatz“</div></div><div class="links">
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<div class="bildbox bildtext">[[Image:|link=|jingu]]<div><br /> Holzstatue, 33.9cm, Yakushi-ji, Yasumigaoka Hachimangū, Nara <br /> „Nationaler Kunstschatz“</div></div><div class="links">
 
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Version vom 11. April 2014, 23:24 Uhr

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Praehistorie/Himiko.

Himiko, die erste historisch fassbare Herrscherin Japans

Achtung: Sie sehen eine veraltete Version von https://religion-in-japan.univie.ac.at/Handbuch/Geschichte/Praehistorie/Himiko.

Die ersten historischen Berichte über Japan entstammen einem chinesischen Geschichts·werk aus dem dritten Jahr·hundert, das land·läufig als

Weizhi 魏志 (chin.)

Chin. Chronik der Wei Dynastie (220–266) aus dem 3. Jh. u.Z.; enthält die frühesten Berichte über Japan (Wa) (vgl. wo)

Text

Der Begriff „Weizhi“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

(Chronik der Wei Dynastie) be·zeichnet wird. Dieses Weizhi ist Teil der „Chronik der Drei Reiche“ (Sanguo zhi) und wurde von Chen Shou (233-297) verfasst, im fünften Jahr·hundert aber noch·mals von Pei Sondzhi bear·beitet. Die meisten Berichte gelten aus heutiger Sicht als mehr oder weniger authentisch. Das Weizhi enthält unter anderem elf Kapitel über die „Ost·barbaren“ (tung-i), die sich im Wesent·lichen in han (韓 Koreaner) und wo (倭 jap. wa, Japaner) unter·teilen lassen. Wir ent·nehmen dem Weizhi jedoch, dass inner·halb dieser Reiche oder besser „Ethnien“ zahl·reiche, zum Teil ver·feindete Länder, bzw. „Stammes·gebiete“ existierten.
weizhi
Bericht über die Wo/Wa aus dem Sanguo zhi
(Pona-Edition, 12. Jh.; Nachdruck 1958)
Bild:Himiko to Yamatai no kuni [2010/8]

Berichte über Himiko

Das Weizhi berichtet verhältnismäßig detailliert von der japanischen Königin

Himiko 卑弥呼 (jap.)

ca. 170–248; frühgeschichtliche Priesterkönigin; auch Pimiko (wahrscheinliche Bedeutung: „Kind der Sonne“); chin. Pei-mi-hu

Der Begriff „Himiko“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

oder Pimiko (chin. Pei-mi-hu). Die Königin be·herrschte ein Reich, das möglicher·weise Yamaichi (anderen Inter·pre·tationen zufolge Yamatai) hieß und eine lose Kon·födera·tion kleinerer Reiche/Stämme dar·stellte. Folgt man aller·dings der in der Chronik ent·haltenen Weg·beschrei·bung zur Residenz Himikos, so würde man mitten im Pazifischen Ozean landen, was zahl·reichen Speku·lationen über den geo·gra·phischen Ort des Reiches Tür und Tor öffnete. Im Wesent·lichen stehen das Nara-Becken in Zentral·japan oder Kyūshū zur Auswahl. Interessant ist aber vor allem, was das Weizhi über die politisch-religiösen Verhältnisse im Japan des 3. Jh.s berichtet:

In ihrem Lande hat man ursprünglich auch Männer zu Königen gemacht, siebzig, achtzig Jahre lang. Dann gab es im Lande Wo Unruhen. Gegen·seitig griff man sich an und be·kämpfte sich über Jahre hin. Daraufhin erhob man ge·mein·sam eine Frau zur Königin. Sie heißt Pei-mi-hu. Sie dient dem Geister·glauben und ist fähig, damit das Volk zu verleiten. Sie ist im fort·geschrittenen Alter, hat aber keinen Ehe·mann. Sie hat einen jüngeren Bruder, der unter·stützend das Land mitregiert. Es gibt nur wenige, die sie bisher, seit sie Königin ge·worden ist, gesehen haben. Von tausend Dienerinnen lässt sie sich persön·lich be·dienen. Es gibt nur einen Mann, der sie mit Essen und Trinken ver·sorgt und Nach·richten über·mittelt. Er geht in der Residenz ein und aus. Der Palast, die Wach·türme und Be·festigungs·anlagen sind imposant ausgeführt.

Übersetzung nach Seyock 2004, S.56, leicht modifiziert

Das Weizhi berichtet weiter, dass die Königin im Jahr 238 mit der chinesischen Wei-Dynastie Kontakt auf·ge·nommen und Tribute ge·sendet hätte, die mit freund·lichen Gegen·geschenken be·lohnt wurden. 247 scheint sie sich mit einem Nach·bar·könig bekriegt zu haben. Schließlich heißt es über ihr Ableben:

Als Pei-mi-hu starb, baute man in großartiger Weise einen Grab·hügel mit einem Durch·messer von mehr als hundert Schritt (pu 歩). Es waren mehr als hundert Diener und Diene·rinnen, die ihr zum Geleit mit be·graben wurden. Man setzte nun wiederum einen Mann als König ein. Im Lande jedoch unter·warf man sich ihm nicht. Wiederum tötete man sich gegen·seitig. Zu jener Zeit tötete man mehr als tausend Menschen. Dann wiederum setzte man eine Tochter Pei-mi-hus ein, das Mädchen I-yü 壹與, dreizehn Jahre alt, und machte sie zur Königin. Im Lande war es daraufhin wieder ruhig.

Übersetzung nach Seyock 2004, S.58, leicht modifiziert

Kaiserin Jingū

Teile des Weizhi sind nachweislich in das

Nihon shoki 日本書紀 (jap.)

Zweitältestes Schriftwerk und erste offizielle Reichschronik Japans (720)

Text

Der Begriff „Nihon shoki“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • 12eber kuniyoshi.jpg
  • Urashima hiroshige.jpg
  • Jinmu Feldzug.png
  • Shaka birth.jpg
  • Jinmu yoshitoshi.jpg
  • 03tiger.jpg
  • Nihonshoki kanekata.jpg
  • Jinmu tosei.png

(720) ein·ge·flossen und zwar vor·nehmlich in die Berichte über die legendäre Herr·scherin

Jingū Kōgō 神功皇后 (jap.)

mytholog. Herrscherin; Witwe des 14. Tennō, Chūai, und Mutter des Ōjin Tennō

Fiktive Person

Der Begriff „Jingū Kōgō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Bilder

  • Drachen hakozaki engi.jpg
  • Usa hachiman hongu.jpg
  • Jingu banknote.jpg
  • Drachen hachiman engi.jpg
  • Jingu.jpg

(mytho·logische Daten 169—269 u.Z.). Sie spielt als Anführerin eines Feld·zugs gegen den Erz·feind des früh·geschicht·lichen japa·nischen Staates, das korea·nische Königreich Silla, eine be·deu·tende Rolle in der kaiserlichen Mytho-Genealogie und wurde später immer wieder im Zu·sammen·hang mit Kriegs·zügen gegen das Nach·bar·land als Vorbild heran·ge·zogen. Die staat·lichen Chronisten des siebenten und achten Jahr·hunderts, denen die chi·ne·sischen Geschichts·werke zweifellos gut bekannt waren, bemühten sich offenbar, die Lebens·daten von Jingū und Himiko in Einklang zu bringen. Möglicher·weise spielte dabei auch eine Rolle, dass zur Zeit der schrift·lichen Fixierung der kaiser·lichen Chroniken, also in der Zeit um 700, immer wieder Frauen das

Tennō 天皇 (jap.)

jap. „Kaiser“-Titel, wtl. Herrscher des Himmels

Der Begriff „Tennō“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

Bilder

  • 3jingi.jpg
  • Tengu no ran.jpg
  • Heiseitenno.jpg

-Amt innehatten.

Jingu.jpg
Kaiserin Jingū in einer Darstellung aus dem 9. Jh.
Darstellung der mythologischen Kaiserin Jingū Kōgō. Bestandteil einer der ältesten plastischen Darstellung japanischer Gottheiten, bestehend aus Jingū, ihrem Sohn Hachiman und dessen Frau Himegami.
Heian-Zeit, 9. Jh. Bildquelle: unbekannt.

Epilog

Als Japan kurz nach der Meiji Restauration (1868) nach westlichem Vorbild Papiergeld einführte, stellte sich die Frage, welche Motive diese neue Form der Währung zieren sollten. Den amtierenden Monarchen selbst abzubilden, wie es damals in Europa üblich war, kam aus Gründen der Pietät nicht in Frage. Die Tatsache, dass solche kaiserlichen Portraits von jedem beliebigen angefasst werden konnten, widersprach der traditionellen herrschaftlichen Repräsentation durch Verhüllung. Um aber das Kaiserhaus dennoch im allgemeinen Beusstsein zu verankern, bot sich das Bild der legendären Kaiserswitwe Jingū an, die laut offizieller Lesart selbst nicht das Amt eines Tennō inne gehabt hatte.

[[Image:|link=|jingu]]

Holzstatue, 33.9cm, Yakushi-ji, Yasumigaoka Hachimangū, Nara
„Nationaler Kunstschatz“

  1. ^  
    Wajinden.jpg
    Bericht über die wo aus dem Sanguo zhi (3. Jh.), Titelseite; früher chin. Buchdruck (Pona-Edition, 12. Jh.; Nachdruck 1958)
    China, 12. Jh. Bildquelle: Inues.net.
  2. ^  
    Jingu.jpg
    Darstellung der mythologischen Kaiserin Jingū Kōgō. Bestandteil einer der ältesten plastischen Darstellung japanischer Gottheiten, bestehend aus Jingū, ihrem Sohn Hachiman und dessen Frau Himegami.
    Heian-Zeit, 9. Jh. Bildquelle: unbekannt.
  3. ^  
    Jingu banknote.jpg
    Geldschein (1 Yen) mit dem (europäisierten) Portrait der mythischen Kaiserin Jingū Kōgō, designt von Edoardo Chiossone, der damals im Auftrag der Meiji-Regierung auch andere Scheine nach westlichem Vorbild gestaltete.
    Werk von Edoardo Chiossone (1833–1898). Meiji-Zeit, 1878. The British Museum.