Geschichte/Neue Religionen/Soka Gakkai: Unterschied zwischen den Versionen

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Die {{glossar:soukagakkai}}  („Organistation zum Studium vermehrter Werte“) ist in vieler Hinsicht die erfolgreichste Neureligion Japans. Sie hat derzeit nach eigenen Angaben weltweit über zwölf Millionen Mitglieder, davon etwa eine Million außerhalb Japans. Außenstehende Experten bezweifeln diese Angaben zwar und gehen von zwei bis fünf Millionen registrierter Mitglieder innerhalb Japans aus, doch ist das immer noch eine höhere Mitgliederzahl als irgend eine andere Neureligion in Japan vorweisen kann. Die Organisation trägt allerdings viele Züge, die über eine rein religiöse Gruppierung hinausreichen. Levi McLaughlin bezeichnet die Sōka Gakkai daher als ''adjunct state'', also als Bei- oder Nebenstaat. Die Sōka Gakkai verfügt nicht nur über eine eigene Flagge und über Hymnen, die an moderne Nationalhymnen erinnern, sondern auch über eigene wirtschaftliche Unternehmen und Vertriebsstrukturen, eigene Zeitungen und Verlage, Museen, Konzerthäuser und Veranstaltungsräume.  
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Die {{glossar:soukagakkai}}  („Gesellschaft zum Studium vermehrter Werte“) ist in vieler Hinsicht die erfolgreichste Neureligion Japans. Sie hat derzeit nach eigenen Angaben weltweit über zwölf Millionen Mitglieder, davon mehr als eine Million außerhalb Japans. Außenstehende Experten bezweifeln diese Angaben zwar und gehen von zwei bis fünf Millionen registrierter Mitglieder innerhalb Japans aus, doch ist das immer noch eine höhere Mitgliederzahl als irgend eine andere Neureligion in Japan vorweisen kann. Die Organisation trägt allerdings viele Züge, die über eine rein religiöse Gruppierung hinausreichen. Der amerikanische Japanologe und Religionswissenschaftler Levi McLaughlin bezeichnet die Sōka Gakkai daher als ''adjunct state'', also als Bei- oder Nebenstaat. Die Sōka Gakkai verfügt nicht nur über eine eigene Flagge und über Hymnen, die an moderne Nationalhymnen erinnern, sondern auch über eigene wirtschaftliche Unternehmen und Vertriebsstrukturen, eigene Zeitungen und Verlage, Museen, Konzerthäuser und Veranstaltungsräume.  
Ehemals unterhielt sie sogar eine eigene politische Partei, die Kōmei-tō, von der sie sich allerdings formal getrennt hat.  
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Ehemals unterhielt die Sōka Gakkai sogar eine eigene politische Partei, die Kōmei-tō, von der sie sich allerdings — aufgrund der verfassungsmäßig vorgeschriebenen Trennung von Religion und Politik — formal getrennt hat.  
  
 
Die Sōka Gakkai wurde in ihrer bisherigen Geschichte von drei aufeinanderfolgenden charismatischen Führern („Präsidenten“) geprägt, die jeweils für eine bestimmte Entwicklungsphase verantwortlich sind.  
 
Die Sōka Gakkai wurde in ihrer bisherigen Geschichte von drei aufeinanderfolgenden charismatischen Führern („Präsidenten“) geprägt, die jeweils für eine bestimmte Entwicklungsphase verantwortlich sind.  
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== Makiguchi Tsunesaburo: Gründung und politischer Widerstand ==
 
== Makiguchi Tsunesaburo: Gründung und politischer Widerstand ==
  
Der Gründer der Sōka Gakkai, {{glossar:Makiguchitsunesaburo}} (1871–1944), arbeitete als Volksschullehrer in Hokkaido, bevor er 1913 nach Tokyo zog. Dort war er neben seinem Lehrberuf auch als Publizist tätig und setzte sich für Reformen des japanischen Erziehungssystems ein, die von europäischen aufklärerischen und pazifistischen Idealen  bestimmt waren. Damit stand er im Widerspruch zur offiziellen Bildungspolitik, die die [[Geschichte: Staatsshinto|staats·shinto·istische]] Verehrung des Tennō und zunehmend auch die Propaganda für Japans Eroberungskriege vor allem über die Schulen in der Bevölkerung zu verbreiten suchte. Im Zuge der zunehmenden Repressionen scheint Makiguchi einen immer stärkeren Halt im {{glossar:Nichiren}} Buddhismus gefunden zu haben. Tatsächlich war Nichiren unter den Shōgunen der Kamakura-Zeit ebenfalls mit Repressionen konfrontiert. Die Nichiren Schule besitzt als eine von wenigen buddhistischen Richtungen einen ausgeprägten Märtyrerkult.   
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Der Gründer der Sōka Gakkai, {{glossar:Makiguchitsunesaburo}} (1871–1944), arbeitete als Volksschullehrer in Hokkaido, bevor er 1913 nach Tokyo zog. Dort war er neben seinem Lehrberuf auch als Publizist tätig und setzte sich für Reformen des japanischen Erziehungs·systems ein, die von europäi·schen aufkläre·rischen und pazifistischen Idealen  bestimmt waren. Damit stand er im Widerspruch zur offiziellen Bildungspolitik, die die [[Geschichte: Staatsshinto|staats·shinto·istische]] Vereh·rung des Tennō und zuneh·mend auch die Propa·ganda für Japans Eroberungs·kriege vor allem über die Schulen in der Bevöl·kerung zu verbreiten suchte. Im Zuge der zu·nehmen·den Repres·sionen scheint Makiguchi einen immer stär·keren Halt im {{glossar:Nichiren}} Buddhis·mus gefunden zu haben. Tatsächlich war Nichiren unter den Shōgunen der Kama·kura-Zeit ebenfalls mit Repres·sionen kon·fron·tiert. Die Nichiren Schule besitzt als eine von wenigen bud·dhis·tischen Rich·tungen einen aus·gepräg·ten Märtyrer·kult.   
  
Die  offizielle Gründung der Sōka Gakkai fällt in das Jahr 1930, als die Bewegung noch in erster Linie eine pädagogische Reformbewegung war.<ref>Laut McLaughlin (2012, S. 281) kam es allerdings erst ab 1937 zu regelmäßigen Treffen.</ref> Unter dem Einfluss des Nichiren Buddhismus nahm die Bewegung aber immer mehr neureligiöse Züge an und schrieb sich Nichirens funda·mentalis·tische Mis·sionierungs·strategie unter dem Schlag·wort {{glossar:shakubuku}} („brechen und unterwerfen“) auf die Fahnen. Zum endgültigen Bruch mit den staatlichen Autoritäten kam es jedoch erst in  der Kriegszeit, im Jahr 1943, als Makuguchi sich weigerte, die {{glossar:ofuda}} des Ise Schreins zu verehren, wie es allen religiösen Gruppierungen per Gesetz ab 1940 vorgeschrieben war. Ähnlich wie Nichiren identifizierte sich Makiguchi zwar mit den politischen Zielen des Staates, sah aber nur die eigene religiöse Überzeugung und Praxis als Mittel zur Durchsetzung dieser Ziele an und lehnte aus diesem Grund auch die Verehrung der kaiserlichen Ahnengottheit {{glossar:Amaterasu}} ab. Diese Weigerung führte zu seiner Inhaftierung. Der betagte Führer der jungen religiösen Bewegung überlebte die harten Haftbedingungen nicht und starb im November 1944 an Unterernährung. Die Sōka Gakkai zählte zu diesem Zeitpunkt lediglich ein paar Tausend Anhänger.  
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Die  offizielle Gründung der Sōka Gakkai fällt in das Jahr 1930, als die Bewegung noch in erster Linie eine pädago·gische Reform·be·we·gung war.<ref>Laut McLaughlin (2012, S. 281) kam es allerdings erst ab 1937 zu regelmäßigen Treffen.</ref> Unter dem Einfluss des Nichiren Buddhismus nahm die Bewegung aber immer mehr neure·ligiöse Züge an und schrieb sich Nichi·rens funda·mentalis·tische Mis·sionierungs·strategie unter dem Schlag·wort {{glossar:shakubuku}} („brechen und unterwerfen“) auf die Fahnen. Zum endgültigen Bruch mit den staat·lichen Autori·täten kam es jedoch erst in  der Kriegszeit, im Jahr 1943, als Makiguchi sich weigerte, die {{glossar:ofuda}} des Ise Schreins zu verehren, wie es allen religiösen Grup·pierun·gen per Gesetz ab 1940 vor·geschrie·ben war. Ähnlich wie Nichiren iden·tifizierte sich Makiguchi zwar mit den poli·tischen Zielen des Staates, sah aber nur die eigene religiöse Über·zeu·gung und Praxis als Mittel zur Durch·setzung dieser Ziele an und lehnte aus diesem Grund auch die Ver·ehrung der kai·ser·lichen Ahnen·gottheit {{glossar:Amaterasu}} ab. Diese Weige·rung führte zu seiner Inhaf·tierung. Der betagte Führer der jungen religiösen Bewe·gung über·lebte die harten Haft·bedin·gungen nicht und starb im November 1944 an Unter·ernährung. Die Sōka Gakkai zählte zu diesem Zeit·punkt lediglich ein paar Tausend Anhänger.  
  
 
== Toda Jōsei: Massenmobilisierung ==
 
== Toda Jōsei: Massenmobilisierung ==
  
{{glossar:Todajousei}} (1900-1958) ist die Entwicklung der Sōka Gakkai zu einer Massenbewegung zu verdanken. Ebenfalls ein Lehrer, stand er von Anfang  an Makiguchis Seite und wurde zusammen mit ihm verhaftet, überlebte allerdings die Kriegszeit. Während seiner Inhaftierung soll er sich besonders intensiv mit dem [[Texte:Lotus Sutra|Lotus Sutra]] auseinander gesetzt haben.  Nach dem Krieg gelang es ihm, die Sōka Gakkai neu zu formieren und 1951 eine großangelegte Missionierungskampagne zu starten, die als Shakubuku Daikōshin,  „Langer Marsch des Brechens und Unterwerfens“, bekannt wurde. Er reduzierte seine Botschaften auf simple karmische Versprechungen, die offenbar dem Geist der Zeit entsprachen: Armut sei eine Folge schlechten Karmas, aber durch die Praxis des Lotus Sutras sei es möglich, im nächsten Leben „fünf Cadillacs“ zu besitzen.<ref>Nach McLaughlin, S. 288.</ref> Zugleich widmete sich Toda einer streng hierarchischen inneren Organisation seiner Bewegung, in der vor allem der Jugend eine wichtige Rolle bei der Missionierung zukam. Ziel war nichts weniger als die Bekehrung der gesamten Bevölkerung zur Lehre Nichirens, die laut Toda in der Sōka Gakkai am reinsten vertreten war.  
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{{glossar:Todajousei}} (1900-1958) ist die Entwicklung der Sōka Gakkai zu einer Massen·bewe·gung zu verdanken. Ebenfalls ein Lehrer, stand er von Anfang  an Makiguchis Seite und wurde zusammen mit ihm ver·haftet, über·lebte allerdings die Kriegs·zeit. Während seiner Inhaf·tierung soll er sich beson·ders intensiv mit dem [[Texte:Lotus Sutra|Lotus Sutra]] aus·ein·ander gesetzt haben.  Nach dem Krieg gelang es ihm, die Sōka Gakkai neu zu formieren und 1951 eine groß·ange·legte Mis·sionierungs·kampagne zu starten, die als Shakubuku Daikōshin,  „Großer Marsch des Brechens und Unter·werfens“, bekannt wurde. Er reduzierte seine Bot·schaf·ten auf simple karmische Ver·sprechun·gen, die offenbar dem Geist der Zeit ent·sprachen: Armut sei eine Folge schlechten Karmas, aber durch die Praxis des Lotus Sutras sei es möglich, im nächsten Leben „fünf Cadillacs“ zu besitzen.<ref>Nach McLaughlin, S. 288.</ref> Zugleich widmete sich Toda einer streng hierar·chischen inneren Organi·sation seiner Bewe·gung, in der vor allem der Jugend eine wichtige Rolle bei der Mis·sionie·rung zukam. Ziel war nichts weniger als die Bekeh·rung der gesamten Bevöl·kerung zur Lehre Nichirens, die laut Toda in der Sōka Gakkai am reinsten vertreten war.  
  
Wie der Name der ''shakubuku''-Kampagne andeutet, propagierte Toda eine äußerst aggressive Missionie·rungs·strategie, die auch vor Ein·schüch·terung und physi·scher Gewalt nicht zurück·scheute. Während er damit den Grundstein für das nachhaltig negative Image der Bewegung bei nicht-Mitgliedern setzte, war ihm zunächst mehr Erfolg beschieden, als er selbst zu träumen gewagt hatte: 1958, in Todas Todesjahr, zählte die Sōka Gakkai bereits ca. eine Million Anhänger.<ref>Bei seiner Wahl zum zweiten Präsidenten im Jahr 1951 stellte Toda sein ehrgeiziges Ziel vor, mindestens 750.000 zu bekehren. Sollte ihm das zu Lebzeiten nicht gelingen, wolle er auf alle buddhis·tischen Bestattung·sriten verzichten (McLaughlin, S. 289).</ref> Diese setzten sich vor allem aus einfacheren Schichten der Bevölkerung zusammen, denen Todas spezifische Mischung aus traditionell-religiösem Gedankengut mit modernen sozialen Versprechungen offenbar besonders zusagte.
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Wie der Name der ''shakubuku''-Kampagne andeutet, propagierte Toda eine äußerst aggressive Missionie·rungs·strategie, die auch vor Ein·schüch·terung und physi·scher Gewalt nicht zurück·scheute. Während er damit den Grundstein für das nachhaltig negative Image der Bewegung bei nicht-Mitgliedern setzte, war ihm zunächst mehr Erfolg beschieden, als er selbst zu träumen gewagt hatte: 1958, in Todas Todesjahr, zählte die Sōka Gakkai bereits ca. eine Million Anhänger.<ref>Bei seiner Wahl zum zweiten Präsidenten im Jahr 1951 stellte Toda sein ehrgeiziges Ziel vor, mindestens 750.000 zu bekehren. Sollte ihm das zu Lebzeiten nicht gelingen, wolle er auf alle buddhis·tischen Bestattung·sriten verzichten (McLaughlin, S. 289).</ref> Diese setzten sich vor allem aus einfacheren Schichten der Bevölkerung zusammen, denen Todas spezifische Mischung aus tradi·tionell-religiösem Gedanken·gut mit modernen sozialen Ver·sprechun·gen offenbar besonders zusagte.
  
 
== Ikeda Daisaku: Konsolidierung auf internationalem Niveau ==
 
== Ikeda Daisaku: Konsolidierung auf internationalem Niveau ==
  
{{glossar:Ikedadaisaku}} (*1928) geriet schon als Schüler unter den Einfluss Todas und verbrachte sein gesamtes Erwachsenenleben im Dienst der Sōka Gakkai.  
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{{glossar:Ikedadaisaku}} (*1928) geriet schon als Schüler unter den Einfluss Todas und verbrachte sein gesamtes Erwach·senen·leben im Dienst der Sōka Gakkai.  
Nach Übernahme der „Präsidentschaft“ im Jahr 1960 engagierte er sich vor allem für den Einfluss der Sōka Gakkai außerhalb Japans, was unter anderem zur Anerkennung als internationale Friedensorganisation führte. Gleichzeitig kam es unter Ikeda zur Gründung der Kōmei-tō (1964), dem politischen Arm der Bewegung. Kurze Zeit später gelang auf der Grundlage eine beispiellosen Spendenaktion der Bau eines neuen spirituellen Zentrums, der Shōhondō, ein Wahrzeichen nicht nur der Sōka Gakkai, sondern auch der modernen japanischen Architektur, das nicht zufällig an das gefeierte Stadion der olympischen Spiele von 1964 in Tokyo erinnerte. Als Ort wurde der Taiseki-ji, der Haupttempel der Nichiren Shōshū am Fuße des Berges Fuji gewählt. Die Nichiren Shōshū ist eine Untergruppe des Nichiren Buddhismus, die sich 1912 abspaltete und seit Makiguchi die religiöse Mutterorganisation der Gakkai darstellte. Im modernen Ausbau des Taiseki-ji, der 1972 fertig gestellt wurde, manifestiert sich eine im Nichiren Buddhismus lange gehegte Utopie, ein nationales Heiligtum für ganz Japan zu erreichten.  
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Nach Über·nahme der „Präsident·schaft“ im Jahr 1960 engagierte er sich vor allem für den Einfluss der Sōka Gakkai außer·halb Japans, was unter anderem zur Aner·kennung als inter·nationale Frieden·sorgani·sation führte. Gleichzeitig kam es unter Ikeda zur Grün·dung der Kōmei-tō (1964), dem politischen Arm der Bewegung. Kurze Zeit später gelang auf der Grundlage eine bei·spiel·losen Spenden·aktion der Bau eines neuen spiri·tuellen Zentrums, der Shōhondō von Yokoyama Kimio, ein Wahrzeichen nicht nur der Sōka Gakkai, sondern auch der modernen japanischen Architektur. Als Ort wurde der Taiseki-ji, der Haupttempel der Nichiren Shōshū am Fuße des Berges Fuji gewählt. Die Nichiren Shōshū ist eine Untergruppe des Nichiren Buddhismus, die sich 1912 abspaltete und seit Makiguchi die religiöse Mutterorganisation der Gakkai darstellte. Im modernen Ausbau des Taiseki-ji, der 1972 fertig gestellt wurde, manifestiert sich eine im Nichiren Buddhismus lange gehegte Utopie, ein nationales Heiligtum für ganz Japan zu erreichten.  
  
Ikedas Erfolge in den 60er Jahren führten gegen Ende des Jahrzehnts auch zu massiver Kritik, welche die Sōka Gakkai ihrerseits mit repressiven Mitteln zu unterdrücken suchte. Dies führte aber zu einem 
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Ikedas Erfolge in den 60er Jahren führten gegen Ende des Jahrzehnts auch zu massiver Kritik, welche die Sōka Gakkai ihrerseits mit repressiven Mitteln zu unterdrücken suchte. Als diese Machenschaften ans Licht der Öffentlichkeit gelangten, führte dies zu einer umso größeren Aufmerksamkeit für die Kritik an der Sōka Gakkai, die Ikeda zu einigen Reformen, etwa der formalen Trennung von der Kōmeitō (1970), veranlassten. Auch die Missionierung wurde von nun an mit subtileren Mitteln betrieben. Dennoch stagnierte die Anzahl der Mitglieder von da an.
  
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=== Schisma von 1991 ===
  
All dies weist darauf hin, dass die Bewegung, die bereits ein knappes Zehntel der Bevölkerung erfasst hatte, in der (konservativen) Mitte der Gesellschaft angekommen war. Die Kōmei-tō wurde folgerichtig auch zum Langzeitpartner der Liberaldemokratischen Partei 
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Auch intern taten sich Konflikte auf, vor allem mit der religiösen Mutterorganisation Nichiren Shōshū. Während diese nach außen hin durch die Sōka Gakkai gestärkt wurde, taten sich zwischen Ikeda Daisaku als oberster Autorität der Laien und Abe Nikken, dem höchsten Abt der Nichiren Soshū, unüberbrückbare persönliche Machtkämpfe auf. 1991 eskalierte der Konflikt  schließlich dergestalt, dass die gesamte Laienorganisation von der Nichiren Shōshū „exkommuniziert“ wurde. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass dieser Akt der Selbstzerfleischung in beiden Organisationen zu einem Mitgliederschwund führte.
Ikeda etabliert Sōka Gakkai auf internationaler Bühne. (1965 -->honmon no kaidan), enormes fund-raising.
 
 
 
1964
 
 
 
Neudefinition von shakubuku.  
 
  
1969: anti-Gakkai Polemik nimmt zu, Mitgliederzahl stagniert bei ca. 8 Mill. --> offizielle Trennung von Kōmei-tō, 1970
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Das sichtbarste Zeichen dieses Zerwürfnisses ist das Schicksal der erwähnten Shōhondō, die nicht nur als Haupthalle der Nichiren Shōshū, sondern als nationales Heiligtum, dem früher oder später alle Japaner huldigen sollten, geplant war. Der Entwurf stammte von Yokoyama Kimio, selbst ein Anhänger der Shōshū, und orientierte sich in vieler Hinsicht am gefeierten Olympiastadion von Tange Kenzō, das für die Spiele von 1964  errichtet worden war. Formal glich es eher einem griechischen Tempel als einem traditionellen japanischen Gebäude, was vielleicht ein Grund dafür gewesen sein mag, warum sich die spirituellen Autoritäten nicht wirklich damit anfreunden konnten. Die zeitgenössische Architekturszene überhäufte das Gebäude jedoch mit Lob und Auszeichnungen.
  
Konsolidierungspolitik unter Ikeda: internationaler Maßstab, aber auch Persönlichkeitskult. 1991: Bruch mit Nichiren Shōshū. Wechselseitige Bezichtigungen, Exkommunikation. Nach der Trennung entwickelte Gakkai eigenen Klerus, v.a. für Begräbnisse von Mitglliedern. Historische Größen der europäischen Geschichte anstelle von Nichiren.  
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Nach dem Schisma verblieb die Shōhondō zwar bei den Nichiren Mönchen, erinnerte aber gleichzeitig an den enormen finanziellen Beitrag, den Anhänger der Sōka Gakkai für die Ausgestaltung des spirituellen Zentrums geleistet hatten. 1998  verlautbarte die Shōshū schließlich, dass das Gebäude nicht erdbebensicher sei und daher abgerissen werden müsse, was mit erheblichem finanziellen Aufwand auch in die Tat umgesetzt wurde. An seiner Stelle steht heute ein Gebäude namens Hōandō, eine uninspirierte Stahlbetonkonstruktion, die optisch an den {{glossar:Toudaiji}} in Nara gemahnt.  
  
Persönlichkeitskult soll mit Ikeda enden.
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Ikeda selbst scheint sich nach diesen Ereignissen auch ideologisch etwas vom Nichiren Buddhismus entfernt zu haben und bezieht sich in seinen Schriften vermehrt an westlichen Geistesgrößen. Auch seine organisatorischen Tätigkeiten konzentrieren sich auf Sōka Gakkai Internationa (SGI), formal eine von der Sōka Gakkai getrennte Institution. Die Gakkai selbst entwickelte notgedrungen auch einen eigenen buddhistischen Klerus, der v.a. für Begräbnisse von Mitglliedern zuständig ist.
=== Schisma von 1991 ===
 
  
 
== Nichiren-Fundamentalismus und westlicher Humanismus ==
 
== Nichiren-Fundamentalismus und westlicher Humanismus ==

Version vom 22. Dezember 2013, 22:04 Uhr

Die

Sōka Gakkai 創価学会 (jap.)

wtl. in etwa „Organisation zum Studium vermehrter Werte“; neu-religiöse buddhistische Laienorganisation, gegr. 1930

Schulrichtung

Der Begriff „Sōka Gakkai“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

Glossarseiten

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 („Gesellschaft zum Studium vermehrter Werte“) ist in vieler Hinsicht die erfolgreichste Neureligion Japans. Sie hat derzeit nach eigenen Angaben weltweit über zwölf Millionen Mitglieder, davon mehr als eine Million außerhalb Japans. Außenstehende Experten bezweifeln diese Angaben zwar und gehen von zwei bis fünf Millionen registrierter Mitglieder innerhalb Japans aus, doch ist das immer noch eine höhere Mitgliederzahl als irgend eine andere Neureligion in Japan vorweisen kann. Die Organisation trägt allerdings viele Züge, die über eine rein religiöse Gruppierung hinausreichen. Der amerikanische Japanologe und Religionswissenschaftler Levi McLaughlin bezeichnet die Sōka Gakkai daher als adjunct state, also als Bei- oder Nebenstaat. Die Sōka Gakkai verfügt nicht nur über eine eigene Flagge und über Hymnen, die an moderne Nationalhymnen erinnern, sondern auch über eigene wirtschaftliche Unternehmen und Vertriebsstrukturen, eigene Zeitungen und Verlage, Museen, Konzerthäuser und Veranstaltungsräume. 

Ehemals unterhielt die Sōka Gakkai sogar eine eigene politische Partei, die Kōmei-tō, von der sie sich allerdings — aufgrund der verfassungsmäßig vorgeschriebenen Trennung von Religion und Politik — formal getrennt hat.

Die Sōka Gakkai wurde in ihrer bisherigen Geschichte von drei aufeinanderfolgenden charismatischen Führern („Präsidenten“) geprägt, die jeweils für eine bestimmte Entwicklungsphase verantwortlich sind.

Makiguchi Tsunesaburo: Gründung und politischer Widerstand

Der Gründer der Sōka Gakkai, Glossar:Makiguchitsunesaburo (1871–1944), arbeitete als Volksschullehrer in Hokkaido, bevor er 1913 nach Tokyo zog. Dort war er neben seinem Lehrberuf auch als Publizist tätig und setzte sich für Reformen des japanischen Erziehungs·systems ein, die von europäi·schen aufkläre·rischen und pazifistischen Idealen bestimmt waren. Damit stand er im Widerspruch zur offiziellen Bildungspolitik, die die staats·shinto·istische Vereh·rung des Tennō und zuneh·mend auch die Propa·ganda für Japans Eroberungs·kriege vor allem über die Schulen in der Bevöl·kerung zu verbreiten suchte. Im Zuge der zu·nehmen·den Repres·sionen scheint Makiguchi einen immer stär·keren Halt im

Nichiren 日蓮 (jap.)

1222–1282; Begründer des Nichiren Buddhismus

Der Begriff „Nichiren“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Buddhis·mus gefunden zu haben. Tatsächlich war Nichiren unter den Shōgunen der Kama·kura-Zeit ebenfalls mit Repres·sionen kon·fron·tiert. Die Nichiren Schule besitzt als eine von wenigen bud·dhis·tischen Rich·tungen  einen aus·gepräg·ten Märtyrer·kult.   

Die offizielle Gründung der Sōka Gakkai fällt in das Jahr 1930, als die Bewegung noch in erster Linie eine pädago·gische Reform·be·we·gung war.1 Unter dem Einfluss des Nichiren Buddhismus nahm die Bewegung aber immer mehr neure·ligiöse Züge an und schrieb sich Nichi·rens funda·mentalis·tische Mis·sionierungs·strategie unter dem Schlag·wort

shakubuku 折伏 (jap.)

„brechen und unterwerfen“; Motto des Schulgrüders Nichiren

Konzept

Der Begriff „shakubuku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

(„brechen und unterwerfen“) auf die Fahnen. Zum endgültigen Bruch mit den staat·lichen Autori·täten kam es jedoch erst in der Kriegszeit, im Jahr 1943, als Makiguchi sich weigerte, die

o-fuda お札 (jap.)

Amulett oder Talisman in Gestalt eines symbolischen Zeichens, meist aus Papier; auch shinsatsu; das Zeichen 札 kann auch „Geldschein“ bedeuten, wird dann aber sinojap. satsu ausgesprochen;

Gegenstand

Der Begriff „o-fuda“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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des Ise Schreins zu verehren, wie es allen religiösen Grup·pierun·gen per Gesetz ab 1940 vor·geschrie·ben war. Ähnlich wie Nichiren iden·tifizierte sich Makiguchi zwar mit den poli·tischen Zielen des Staates, sah aber nur die eigene religiöse Über·zeu·gung und Praxis als Mittel zur Durch·setzung dieser Ziele an und lehnte aus diesem Grund auch die Ver·ehrung der kai·ser·lichen Ahnen·gottheit

Amaterasu 天照 (jap.)

Sonnengottheit; Ahnherrin des Tennō-Geschlechts; Hauptgottheit von Ise

Der Begriff „Amaterasu“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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ab. Diese Weige·rung führte zu seiner Inhaf·tierung. Der betagte Führer der jungen religiösen Bewe·gung über·lebte die harten Haft·bedin·gungen nicht und starb im November 1944 an Unter·ernährung. Die Sōka Gakkai zählte zu diesem Zeit·punkt lediglich ein paar Tausend Anhänger. 

Toda Jōsei: Massenmobilisierung

Toda Jōsei 戸田城聖 (jap.)

1900–1958; Mitbegründer und zweiter Präsident der neurel. Bewegung Sōka Gakkai

Der Begriff „Toda Jōsei“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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(1900-1958) ist die Entwicklung der Sōka Gakkai zu einer Massen·bewe·gung zu verdanken. Ebenfalls ein Lehrer, stand er von Anfang  an Makiguchis Seite und wurde zusammen mit ihm ver·haftet, über·lebte allerdings die Kriegs·zeit. Während seiner Inhaf·tierung soll er sich beson·ders intensiv mit dem Lotus Sutra aus·ein·ander gesetzt haben.  Nach dem Krieg gelang es ihm, die Sōka Gakkai neu zu formieren und 1951 eine groß·ange·legte Mis·sionierungs·kampagne zu starten, die als Shakubuku Daikōshin,  „Großer Marsch des Brechens und Unter·werfens“, bekannt wurde. Er reduzierte seine Bot·schaf·ten auf simple karmische Ver·sprechun·gen, die offenbar dem Geist der Zeit ent·sprachen: Armut sei eine Folge schlechten Karmas, aber durch die Praxis des Lotus Sutras sei es möglich, im nächsten Leben „fünf Cadillacs“ zu besitzen.2 Zugleich widmete sich Toda einer streng hierar·chischen inneren Organi·sation seiner Bewe·gung, in der vor allem der Jugend eine wichtige Rolle bei der Mis·sionie·rung zukam. Ziel war nichts weniger als die Bekeh·rung der gesamten Bevöl·kerung zur Lehre Nichirens, die laut Toda in der Sōka Gakkai am reinsten vertreten war. 

Wie der Name der shakubuku-Kampagne andeutet, propagierte Toda eine äußerst aggressive Missionie·rungs·strategie, die auch vor Ein·schüch·terung und physi·scher Gewalt nicht zurück·scheute. Während er damit den Grundstein für das nachhaltig negative Image der Bewegung bei nicht-Mitgliedern setzte, war ihm zunächst mehr Erfolg beschieden, als er selbst zu träumen gewagt hatte: 1958, in Todas Todesjahr, zählte die Sōka Gakkai bereits ca. eine Million Anhänger.3 Diese setzten sich vor allem aus einfacheren Schichten der Bevölkerung zusammen, denen Todas spezifische Mischung aus tradi·tionell-religiösem Gedanken·gut mit modernen sozialen Ver·sprechun·gen offenbar besonders zusagte.

Ikeda Daisaku: Konsolidierung auf internationalem Niveau

Ikeda Daisaku 池田大作 (jap.)

1928–2023; Publizist, buddh. Laien-Prediger, dritter Präsident der neurel. Bewegung Sōka Gakkai

Der Begriff „Ikeda Daisaku“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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  • Ikeda Daisaku.jpg
(*1928) geriet schon als Schüler unter den Einfluss Todas und verbrachte sein gesamtes Erwach·senen·leben im Dienst der Sōka Gakkai. 

Nach Über·nahme der „Präsident·schaft“ im Jahr 1960 engagierte er sich vor allem für den Einfluss der Sōka Gakkai außer·halb Japans, was unter anderem zur Aner·kennung als inter·nationale Frieden·sorgani·sation führte. Gleichzeitig kam es unter Ikeda zur Grün·dung der Kōmei-tō (1964), dem politischen Arm der Bewegung. Kurze Zeit später gelang auf der Grundlage eine bei·spiel·losen Spenden·aktion der Bau eines neuen spiri·tuellen Zentrums, der Shōhondō von Yokoyama Kimio, ein Wahrzeichen nicht nur der Sōka Gakkai, sondern auch der modernen japanischen Architektur. Als Ort wurde der Taiseki-ji, der Haupttempel der Nichiren Shōshū am Fuße des Berges Fuji gewählt. Die Nichiren Shōshū ist eine Untergruppe des Nichiren Buddhismus, die sich 1912 abspaltete und seit Makiguchi die religiöse Mutterorganisation der Gakkai darstellte. Im modernen Ausbau des Taiseki-ji, der 1972 fertig gestellt wurde, manifestiert sich eine im Nichiren Buddhismus lange gehegte Utopie, ein nationales Heiligtum für ganz Japan zu erreichten.

Ikedas Erfolge in den 60er Jahren führten gegen Ende des Jahrzehnts auch zu massiver Kritik, welche die Sōka Gakkai ihrerseits mit repressiven Mitteln zu unterdrücken suchte. Als diese Machenschaften ans Licht der Öffentlichkeit gelangten, führte dies zu einer umso größeren Aufmerksamkeit für die Kritik an der Sōka Gakkai, die Ikeda zu einigen Reformen, etwa der formalen Trennung von der Kōmeitō (1970), veranlassten. Auch die Missionierung wurde von nun an mit subtileren Mitteln betrieben. Dennoch stagnierte die Anzahl der Mitglieder von da an.

Schisma von 1991

Auch intern taten sich Konflikte auf, vor allem mit der religiösen Mutterorganisation Nichiren Shōshū. Während diese nach außen hin durch die Sōka Gakkai gestärkt wurde, taten sich zwischen Ikeda Daisaku als oberster Autorität der Laien und Abe Nikken, dem höchsten Abt der Nichiren Soshū, unüberbrückbare persönliche Machtkämpfe auf. 1991 eskalierte der Konflikt schließlich dergestalt, dass die gesamte Laienorganisation von der Nichiren Shōshū „exkommuniziert“ wurde. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass dieser Akt der Selbstzerfleischung in beiden Organisationen zu einem Mitgliederschwund führte.

Das sichtbarste Zeichen dieses Zerwürfnisses ist das Schicksal der erwähnten Shōhondō, die nicht nur als Haupthalle der Nichiren Shōshū, sondern als nationales Heiligtum, dem früher oder später alle Japaner huldigen sollten, geplant war. Der Entwurf stammte von Yokoyama Kimio, selbst ein Anhänger der Shōshū, und orientierte sich in vieler Hinsicht am gefeierten Olympiastadion von Tange Kenzō, das für die Spiele von 1964 errichtet worden war. Formal glich es eher einem griechischen Tempel als einem traditionellen japanischen Gebäude, was vielleicht ein Grund dafür gewesen sein mag, warum sich die spirituellen Autoritäten nicht wirklich damit anfreunden konnten. Die zeitgenössische Architekturszene überhäufte das Gebäude jedoch mit Lob und Auszeichnungen.

Nach dem Schisma verblieb die Shōhondō zwar bei den Nichiren Mönchen, erinnerte aber gleichzeitig an den enormen finanziellen Beitrag, den Anhänger der Sōka Gakkai für die Ausgestaltung des spirituellen Zentrums geleistet hatten. 1998 verlautbarte die Shōshū schließlich, dass das Gebäude nicht erdbebensicher sei und daher abgerissen werden müsse, was mit erheblichem finanziellen Aufwand auch in die Tat umgesetzt wurde. An seiner Stelle steht heute ein Gebäude namens Hōandō, eine uninspirierte Stahlbetonkonstruktion, die optisch an den

Tōdaiji 東大寺 (jap.)

Tempel des Großen Buddha von Nara; wtl. Großer Ost-Tempel

Tempel

Der Begriff „Tōdaiji“ wird in diesem Handbuch auf folgenden Seiten erwähnt:

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Geographische Lage

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Geographische Lage von Tōdaiji; s.a. Geo-Glossar
in Nara gemahnt. 

Ikeda selbst scheint sich nach diesen Ereignissen auch ideologisch etwas vom Nichiren Buddhismus entfernt zu haben und bezieht sich in seinen Schriften vermehrt an westlichen Geistesgrößen. Auch seine organisatorischen Tätigkeiten konzentrieren sich auf Sōka Gakkai Internationa (SGI), formal eine von der Sōka Gakkai getrennte Institution. Die Gakkai selbst entwickelte notgedrungen auch einen eigenen buddhistischen Klerus, der v.a. für Begräbnisse von Mitglliedern zuständig ist.

Nichiren-Fundamentalismus und westlicher Humanismus

buddhitsische Laienbewegung. Gegründet in den 1930er Jahren,


Mitgliederzahlen von über 8 Millionen werden von unabhängigen Beobachtern auf eine Zehnepotenz niedriger geschätzt (Mc Laughlin 2012, S. 270–71), dennoch die erfolgreichste neureligiöse Bewegung Japans.

Nichiren Shōshū 日蓮正宗

Nichiren Märtyrertum.

Traditionelle Praxis: tägl. Rezitation von Kapiteln des Lotus Sutras (Hōben, Juryō), daimoku, (dai)gohonzon.

missionierung (kōsen rufu ) shakubuku 折伏 (brechen und unterwerfen) vs shōju : „aggressive“ vs. „sanfte“, letzteres v.a. auf internat. Ebene betont.

mappō

Nichiren = Erscheinungsform Buddhas.

Moderne Organisationsstruktur:

Kōmeitō (heute offizielle getrennte Institutionen, aber Gakkai nach wie vor sehr aktiv bei pol. Werbung)

Zadankai (Diskussionsrunden in engeren Zirkeln) und Meetings in Kulturzentren (Vorträge)

keimō 啓蒙 („Aufklärung“, westl. Begriff) durch eien Menge eigener Publikationsorgane --> Medienimperium eigene Schulen Museen, Konzerte, ... eigene Flagge, Hymnen Spendensystem innerhalb von Mitgliedern; Bons (chiketto) für den Kauf in bestimmten Geschäften

"mirror mainstream society" --> "adjunct nation" (S. 276-77)

"Three Founders" (Makiguchi Tsunesaburo 1871-1944, Toda Jōsei 1900-1958, Ikeda Daisaku *1928), jeweils untersch. Akzente.

Makiguchi Lehrer aus Hokkaido -- Unterrichtsreform (1930, offizieller Beginn). Hinwendung zu Nichiren allerdings erst später.

Clash mit Staatsshinto nach 1940 (Ise kamifuda; S. 282). Makiguchi stirbt 1944 im Gefängnis. Damals ca. 5000 Mitglieder.

Toda in den 40er Jahren ebenfalls inhaftiert. Entwickelt eigene Erweckungslehre auf Basis seine Lektüre des Lotus Sutra.

1951 Start einer großangelegten Missionierungskampagne (Shakubuku Daikōshin). Simple karmische Versprechungen: Armut Strafe für schlechtes Karma, aber durch die Praxis des Lotus Sutra im nächsten Leben „fünf Cadillacs“ (S. 288)

Polarisierung durch aggressive Missionierung.

Honmon no kaidan, der Wahre Initiations-Alatar, ein utopisches Ziel Nichirens, das Toda ins Auge fasste.

1958, Todas Todesjahr, ca. 1 Mill. Anhänger.

  1. Laut McLaughlin (2012, S. 281) kam es allerdings erst ab 1937 zu regelmäßigen Treffen.
  2. Nach McLaughlin, S. 288.
  3. Bei seiner Wahl zum zweiten Präsidenten im Jahr 1951 stellte Toda sein ehrgeiziges Ziel vor, mindestens 750.000 zu bekehren. Sollte ihm das zu Lebzeiten nicht gelingen, wolle er auf alle buddhis·tischen Bestattung·sriten verzichten (McLaughlin, S. 289).