Sonne und Mond

Aus Kamigraphie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Sonnenmythen

Japan

Der wichtigste Sonnenmythos Japans ist der Rückzug der (weiblichen?) Sonnengottheit Amaterasu in eine Felsenhöhle.

[Um mehr zu erfahren, bitte auf Amaterasu klicken.]

Auch der Gott Sarutahiko wird manchmal als Sonnengottheit aufgefasst, die in dieser Rolle aber durch Amaterasu verdrängt wurde ...

Ägypten

Der Sonnengott Re

Re ist der Name des ägyptischen Sonnengottes. Die Bezeichnung des Sonnengottes ist zu allen Zeiten mit dem Apellativum für „Sonne“ identisch. Der Bedeutung des Sonnengottes im alten Ägypten entspricht es, dass Hauptgottheiten von jedem wichtigeren Kultzentrum oft solare Züge annehmen, so gibt es z.B. Chnum-Re, Sobek-Re usw. Eine spezifische Form ist diejenige, in der Re mit Horus verbunden wird; dies wird üblicherweise als Re-Harachte bezeichnet, wobei Harachte „der horizontische Horus“ bedeutet. In den Sonnenhymnen wird üblicherweise die Himmelsgöttin Nut als seine Mutter bezeichnet, die ihn täglich morgens gebiert und abends wieder verschluckt.

Re kann ikonographisch z.B. rein menschengestaltig dargestellt werden, die typischste Form ist allerdings mit Menschenleib und Falkenkopf. Auf seinem Kopf trägt er eine Sonnenscheibe mit Uräusschlange. Der menschliche Leib ist zumeist der eines in voller Kraft stehenden Mannes. Im Rahmen des Gestaltwechsels in den zwölf Stunden des Tages kann er in allen Alterststufen, vom Kind bis zum Greis, dargestellt werden. Im Stadium der Vergreisung stellte man sich seinen Leib aus Gold und seine Haare aus Lapislazuli vor.

Typisch für ihn ist auch, dass er seine Gestalt im Tagesverlauf ändert. Das einfachste und häufigste Schema ist dreiteilig: der skarabäenförmiger Chepri für den Morgen, Re für den Mittag und Atum für den Abend. Ausgefeilter sind Vorstellungen, die davon ausgehen, dass der Sonnengott jede Stunde einen neuen Namen und eine neue Gestalt annimmt. Nach Macrobius, einem spätantiken Philosophen, wird Re zur Wintersonnenwende geboren und macht durch das Jahr hindurch verschiedene Altersstufen durch.

Für die Nacht sind mehrere Varianten bekannt, welche die Fahrt des Re mit einer Barkenbesatzung durch die zwölf Stunden der Unterwelt zum Thema haben. Innerhalb der Barkenbesatzung ist Horus meist der Steuermann und Seth steht kämpferisch am Bug, auch Isis, Nephthys, Hathor und Thot sind oft anwesend.

Vor allem der Auf- und Untergang Res spielen sich in einer Sphäre huldigender Begleiter ab. Eine wichtige Rolle spielen dabei Paviane, die zu Sonnenaufgang kreischen und Schakale, die abends die Barke ziehen. Re ist als Sonne allgegenwärtig und deshalb überall präsent. Er ist außerdem derjenige, zu dem man um Gerechtigkeit fleht. Zeitweise stellte man ihn sich auch als Totenrichter im Jenseits vor.

Der Mondgott Thot wird oft als Wesir und Stellvertreter Res gedacht. Man bezeichnet ihn deshalb auch als „Herz des Re“, was im Ägyptischen ein Wortspiel mit dem Ibis, dem heiligen Vogel des Thot, darstellt.

Mittelamerika

Azteken

In den Glaubensvorstellung der Azteken war das Reich des Sonnengottes Tonatiuh, der angenehmste Aufenthaltsort nach dem Tod. Dorthin gelangte man, wenn man in der Schlacht ehrenvoll fiel (Männer), im Kindbett starb (Frauen) oder rituell geopfert wurde (besonders bei einer Opferung durch Feinde). Man stieg dann ins "Haus der Sonne am Himmel" auf und durfte den Sonnengott begleiten. Nach einer gewissen Zeit (entsprechend der Trauerzeit nach vier Jahren) konnten die Verstorbenen dann als Schmetterlinge oder Vögel in die Welt zurückkehren und dort Blütenhonig trinken.

Ob man in das Reich des Sonnengottes gelangte hing nicht vom sozialen Status während des Lebens ab, sondern allein von der Art des Todes (s.o.; Menschen die in irgendeiner Form durch den Einfluss von Wasser ums Leben kam, gelangten nach Tlalocan, in das Reich des Regengottes Tlaloc, auch hierbei handelte es sich um einen sehr angenehmen Ort. Alle die eines "normalen" Todes starben kamen nach Mictlan, das Reich des Totengottes Mictlantecutli, einen grausamen Ort mit anthropophagischen Ritualen (Verzehr von Leichenteilen)). Die Toten standen dem Sonnengott Spalier und hielten vor sich ihre Schilde, je mehr Löcher ihre Schilder durch feindliche Pfeile hatten, desto besser konnten sie den Sonnengott sehen.

Außerdem bestand die Vorstellung, dass der Sonnengott am Abend jedes Tages starb und am Morgen wieder zu neuem Leben erwachte. Um dieses Wiedererwachen zu gewährleisten waren Opfergaben, besonders Blutopfer, notwendig. Als Opfer wurden oftmals Kriegsgefangene dargebracht, weshalb es für Krieger besonders ehrenvoll war viele Gefangene zu machen und nicht viele Gegner zu töten.

Maya

In der Götterhierarchie der Maya steht an oberster Stelle der Sonnengott K'inich Ajaw oder Itzamná, dessen Frau war Ixchel, die Erd- und Mondgöttin (Sie gilt auch als Erfinderin der Webkunst). Dieses Götterpaar bringt eine Vielzahl von Nachkommen hervor.

Von der Macht des Sonnengottes leitete der Adel der Maya seine Macht her, denn einige seiner Aspekte sprechen auch für seine Zuständigkeit im Kriegswesen. Während der Neujahrszeremonien wurden daher Kriegstänze und Blutopfer zu Ehren des Sonnengottes vollzogen. Wissenschaftler glauben auf alten Malereien diese Zeremonie zu erkennen. Eine Theorie ist dabei, dass die Sonnenstrahlen auf den Bildern Tausenfüßler darstellen, die als Wesen des Todes und der Dunkelheit aus der Unterwelt die heraufsteigenden Sonnenstrahlen der Morgensonne begleiten.

Germanen

Sagen und Märchen

In vielen Sagen und Märchen der germanischen Mythologie erscheint die Sonne bzw. das Licht des Tages in Form einer Jungfrau, die von einem Ungeheuer, meist einem Wolf, verschlungen und später wieder befreit wird. Überreste dieses alten Glaubens zeigten sich noch im Mittelalter in dem verbreiteten Brauch, bei Sonnenfinsternissen (und teils auch bei Neumond) durch wildes Geschrei und Waffenklirren der Bedrängten zu Hilfe zu kommen.

Laut Paul Herrmann habe diese Vorstellung von der Sonne, die von einem Wolf verschlungen wird, in Form des Märchens „Der Wolf und die sieben Geißlein“ bis in die heutige Zeit überlebt. Die Geschichte erzählt, wie der Wolf die Geißlein mit Ausnahme des jüngsten verschlingt, das sich im Kasten der Wanduhr versteckt hatte und schließlich von der heimkehrenden Mutter befreit wird. Herrmann sieht hierbei in den Geißlein keine wirklichen Tiere, sondern die Tage der Woche, die von der Nacht verschlungen werden: „Wie sollte er [der Erzähler] sonst auf den Einfall gekommen sein, daß er nur das jüngste nicht habe finden können? Es ist das Heute, dem er nichts anhaben kann.“ [1]

Diese Interpretation des Märchens ist jedoch umstritten. Die moderne Mythenforschung beispielsweise führt die Geschichte nicht auf germanische Traditionen zurück, sondern vermutet vor allem ein Aufgreifen von Elementen aus der griechischen Sagenwelt durch die Gebrüder Grimm. [2]

Griechenland

In den älteren Vorstellungen der Griechen ist Helios vom Göttergeschlecht der Titanen, der Sonnengott. Er ist der Sohn von Hyperion und Theia, und Vater von Phaéton. Er fährt den, von vier goldenen Rossen gezogenen, Sonnenwagen über den Himmel. Dabei folgt er immer seiner Schwester Eos, der Morgenröte.

Helios wird als ewig jugendlich dargestellt und sein Haupt ist von Strahlen umgeben.

Helios

Als Sonnengott bringt er Licht ins dunkel,damit ist ebenfalls gemeint, dass er alles sieht und er schwer zu überlisten ist. Er erleuchtet die Menschen, im Sinne von "er bringt Erkenntnis".

Später wird Apollon als Sonnengott verehrt, jedoch wird er nie, wie Helios, der Sonne gleich gesetzt.

Die Legende der ersten Sonnenfinsternis

Phaéton, der Sohn des Helios, hatte das Begehren den Sonnenwagen des Vaters lenken zu dürfen. In einem günstigen Augenblick ergriff er seine Chance und bat seinen Vater, sein lang gegebenes Versprechen einzulösen. So hielt Helios sein Wort und überließ seinen Sohn für einen Tag den Sonnenwagen, unter den Bedingungen nichts Leichtsinniges zu tun und sich verantwortungsvoll zu verhalten. Der Sohn jedoch, übermütig und waghalsig, wie er nunmal war, verglühte, wenn auch unabsichtig, ganze Städte Wälder und Menschen. Zeus, beschloss dem ein Ende zu setzen und erschlug Phaéton mit einem seiner Blitze. Helios fiel in tiefe Trauer und verhüllte den restlichen Tag sein Antlitz und fuhr nicht mehr über den Himmel. Man sagt dies, war die erste Sonnenfinsternis.

Mondmythen

China

Chang'e fliegt zum Mond

Der chinesische Mythos handelt von der Mondgöttin Chang'e und ihrem Mann, dem Kriegsgott Hou Yi. Diese beiden lebten im Himmel. Als sich jedoch die 10 Söhne des Jadekaisers in Sonnen verwandelten und drohten die Erde zu verbrennen, versuchte Hou Yi die Menschen zu retten. Doch die Söhne reagierten nicht auf sein Bitten. Hou Yi schoss deshalb 9 der 10 Sonnen vom Himmel und rettete die Erde vor dem Austrocknen. Die 10. Sonne verschonte er. Der Jadekaiser war unglücklich über den Tod seiner neun Söhne und verbannte Chang'e und Hou Yi auf die Erde.

Chang'e sehnte sich nach dem Himmel und der Unsterblichkeit, daraufhin machte sich Hou Yi auf den Weg zu der Göttin Xiwangmu, die in der Lage war einen Unsterblichkeitstrank anzufertigen. Hier gibt es nun Unterschiede in den Überlieferungen. Zum Einen sei der Trank nur für eine Person gedacht, zum Anderen reiche der halbe Trank für eine Person. In jedem Fall versteckte Hou Yi den Trank, Chang'e fand ihn dennoch und trank ihn. Sie glitt bis auf den Mond empor, während Hou Yi zurückblieb.

Ohne ihren Ehemann fühlte sie sich auf dem Mond jedoch einsam und tat sich mit dem dort lebenden Jade-Kaninchen (auch Mondhase) zusammen. Ebenfalls lebte dort der Holzfäller Wu Gang, welcher auf den Mond verbannt wurde, da er versucht hatte die Unsterblichkeit zu erlangen. Er hatte die Erlaubnis den Mond zu verlassen, wenn er einen Baum der auf dem Mond wuchs fällen könnte. Der Baum wuchs jedoch immer wieder nach, so dass er dazu verdammt war, ewig auf dem Mond zu leben.

Interessant an diesem Mythos ist, dass Chang'e hier nicht wie in anderen Mond-Mythen selbst der Mond ist, sondern lediglich auf ihm lebt. Es gibt verschiedene Versionen dieses Mythos, er ist jedoch nicht der einzige, denn es sind auch andere Mythen vorhanden, welche sich um diese Göttin ranken.

Auch heute noch werden diese Mythen erzählt nämlich während des Mittherbstfestes, welches auch als Mondfest bekannt ist. Der Brauch geht auf frühere Zeiten zurück, als der Mondgöttin für die gute Ernte gedankt wurde. Des Weiteren ist ein Krater auf dem Mond nach ihr benannt (Chang-Ngo).

Neureligiöse Bewegungen

Wicca

Die Wicca-Religion (oder auch Neue Hexen) ist die einflussreichste Religionsgruppe des Neopaganismus. Sie wurde in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts von Gerald Gardner und seiner Schülerin Doreen Valiente gegründet und findet weltweit, jedoch vor allem in Amerika großen Anklang. Es handelt sich beim Wicca um eine ritualzentrierte Religion, mit Bezug zum Keltentum und der Natur, wie das Feiern der agrar- und sonnenzyklisch ausgerichteten Jahreskreisfeste zeigt. Es gibt im Wicca keine Orte wie Kirchen oder Moscheen, allerdings heilige Plätze, die durch die die vier Elemente gesegnet seien. Feuer, Wasser, Erde und Luft spielen also eine wichtige Rolle.

Sonne und Mond sind im Wicca von zentraler Bedeutung. Die Sonne symbolisiert dabei den Gott und der Mond die Göttin. Bei diesen beiden Göttern handelt es sich um das höchste Götterpaar der Wicca (oder auch anderer neopaganer Religionen). Die Göttin, also der Mond, nimmt jedoch einen größeren Stellenwert ein. Durch den Mond werden die Phasen eines Menschenlebens aufgezeigt. So erhält die Göttin, die auch als Mondin bezeichnet wird verschiedene Namen, je nachdem welchem Aspekt von ihr man sich zuwendet. Die Jungfrau in der zunehmenden Mondphase, die Mutter während der Zeit des Vollmondes und die weise Alte beim abnehmenden Mond. Interessant dabei ist, dass alle göttlichen Aspekte generell gegenwärtig sind. Ist es zum Beispiel gerade Vollmond, sind sowohl der Aspekt der Mutter, als auch die beiden anderen präsent. Welcher Aspekt zu welcher Zeit in den Vordergrund rückt hängt von den Gläubigen selbst ab. Benötigt ein Gläubiger beispielsweise einen Rat in einer schwierigen Situation wir er/sie sich eher der weisen Alten zuwenden, als den beiden anderen Aspekten.

Die Himmelsgöttin ist die Mondin, die mit den weiblichen Monatszyklen der Blutung und der Fruchtbarkeit verknüpft sind. Die Frau ist die Irdische Mondin. Der Mond ist das Himmelsei, das im Schoß der Himmels dahintreibt, dessen Menstruationsblut der befruchtete Regen ist und der kühle Tau; der die Gezeiten des Meeres beherrscht, der erste Schoß für das Leben auf der Erde. Die Mondin ist damit auch Herrin über die Wasser […].

Starhawk, Hexenkult 122

Der Mond symbolisiert weiterhin die allumfassende Verbundenheit die zwischen Mensch und Göttin herrschen und kann somit als Zeichen des Kontaktes angesehen werden. Durch ihn wird der natürliche Rhythmus gegenwärtig, an den sich die Gläubigen orientieren sollen.

Anmerkungen

  1. Herrmann, Paul: Deutsche Mythologie, 8. Auflage, Aufbau, Berlin 2007, S.195 f.
  2. Rank, Otto: Psychoanalytische Beiträge zur Mythenforschung: Gesammelte Studien aus den Jahren 1912 bis 1914, Severus Verlag 1919, S. 109 ff.

Literatur und Links