Sawara Shinnō

Aus Kamigraphie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Seiten-Infobox
Themengruppe Personen (Einzelpersonen, Familien, Gruppen)
Name Sawara Shinnō 早良親王
Lebenszeit geb. 750, gest. 785
Titel Kronprinz 親王
Sonstige Namen Sudō Tennō 崇道天皇

Kronprinz Sawara (Sawara Shinnō 早良親王, 750–785) war der Sohn des Kōnin Tennō (708–782) und lebte während dessen Herrschaft (770–781) und während der seines Nachfolgers Kanmu Tennō (781–806). Er ist die erste Person, die nach dem Tod den Rang eines Tennō erhielt und gilt darüberhinaus als der erste der Goryō.

Abstammung und Familie

Zu Sawara Shinnōs Geburtsjahr gibt es vershiedene Annahmen, nach Nishimoto (2019) wird sein Geburtsjahr aktuell im Jahr Tempyō-shōhō 天平勝宝 2(750) vermutet. Er wurde vom Prinzen Shirakabe-ō 白壁親王 (später Kōnin Tennō 光仁天皇 708-782) und dessen Konkubine Yamato no Niigasa 和新笠 (später Takano no Niigasa 高野新笠 720-790) geboren, von denen er auch die Kronprinzessin Noto Naishinnō 能登内親王 (733-781) und den Kronprinzen Yamabe 山部親王 (später Kanmu Tennō 桓武天皇 735-806) als Geschwister hatte.

Exil und Tod

785 wurde Sawara Shinnō zusammen mit etwa 20 anderen Beteiligten des Mordes an Fujiwara no Tanetsugu 藤原種継 (737-785) beschuldigt und als Strafe wurde er ins Exil in die Präfektur Awaji (heute Hyōgo) geschickt. Der enttitelte Prinz begann daraufhin einen Hungerstreik aus Protest und verstarb auf dem Weg nach Awaji an körperlicher Schwäche. Sein Leichnam wurde erst sehr spät begraben.

Entstehung des Konzepts Goryō

Goryō 御霊 sind eine Klasse von Geistern, die sich dadurch definieren, zu Lebzeiten eine berühmte, bekannte und wichtige Persönlichkeit geswesen zu sein, denen Unrecht widerfahren ist und dieses oft mit deren Tod in Verbindung steht, also mächtige Geister die sich für das Unrecht, dass man ihnen angetan hat, rächen wollen und die dafür gefürchtet werden.

Diese Definition trifft auf Sawara Shinnō zu und in späteren Texten (gegen Ende von Kanmus Regentschaft bzw. im späteren Verlauf der Geschichte) werden ihm einige Unglücke, die das Reich erlitt, zugeschrieben.

  • Das Versterben Personen, die Kanmu Tennō nahestanden[1]
  • Die Erkrankung des neuen Kronprinzen Ate (790)
  • Anhaltende Katastrophen wie Dürreperioden, Erdbeben
  • Hungersnöte und eine Pockenepidemie in der Hauptstadt
  • Militärische Misserfolge
  • 791 wurde der Ise Schrein geplündert und durch ein gelegtes Feuer zerstört

Während in späteren Texten viele der Unglücke, die dem Reich widerfahren sind, Sawaras Rachegeist zugeschrieben werden, brachte man bis nach dem Umzug der Hauptstadt nach Heian (794) lediglich die Erkrankung des neuen Kronprinzen Ate mit Sawaras Fluch in Verbindung. Auch ist die Argumentation, dass Kanmu Tennō seine Hauptstadt in Nagaoka nach wenigen Jahren bereits wieder aufgab, um dem Fluch Sawaras zu entkommen, häufig genannt. Goethem (2008) widerlegt diese Argumentation allerdings damit, dass eben bis vor dem erneuten Umzug Kanmu Tennō scheinbar keine Angst vor der Rache Sawaras hegte, und sich erst nach dem Umzug vermehrt um die Besänftigung dieses bemühte.

Maßnahmen zur Besänftigung Sawaras Geist

Erst in den späten Jahren des 8. Jahrhunderts entwickelte Kanmu Tennō eine Angst gegenüber Sawaras Rachegeist und, als Folge veranlasste er, dass der Leichnam Sawaras ordentlich begraben würde, um dessen Geist zu beruhigen. Darüberhinaus lies er Mönche aus den Kokubun-ji Tempeln das Sutra Kongō hannya haramitsu-kyō rezitieren. Ein Mönch des Tempels Kōfuku-ji gründete einen eigenen Tempel für Sawara, den Akishino-dera. Nachdem das Unheil weiterhin andauerte, beschloss die kaiserliche Familie schließlich im Jahr 800, sich bei dem Geist Sawaras zu entschuldigen, indem sie ihm nach seinem Tod den Namen Sudō verlieh und ihn zum Tennō zu ernannte. Ein nationaler Trauertag wurde für den Tod Sawaras eingeführt und kurz vor dem Versterben Kanmus entschuldigte dieser alle, in den Mord Tanetsugus Verwickelten und hob deren Bestrafung auf.

Verweise

Anmerkungen

  1. Nach Sawaras Tod verstarben die kaiserliche Ehefrau Tabiko (788), Kanmus Mutter Niigasa (789) sowie Kanmus Kaisergemahlinen Otomuro (790) und Matako (790)

Quellen

  • Ellen Goethem 2008
    Nagaoka: Japan's Forgotten Capital. Boston: Brill 2008. (Exzerpt.)
  • Herbert E. Plutschow, Patrick Geoffrey O'Neill 1996
    Matsuri: The festivals of Japan. Richmond, Surrey: Japan Library 1996.
  • Kōichi Mori 1979
    „The emperor of Japan: A historical study in religious symbolism.“ Japanese Journal of Religious Studies 6/4 (1979), S. 522 - 565.
  • Masahiro Nishimoto 2019
    Sawara Shinnō. Tōkyō: Yoshikawa Kōbunkan 2019.
  • Jonathan Stockdale 2018
    Imagining exile in Heian Japan: Banishment in law, literature, and cult. Honolulu: University of Hawai'i Press 2018.