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Flying Mountains and Walkers of Emptiness: Toward a Definition of Sacred Space in Japanese Religions
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In seinem Aufsatz "Flying Mountains and Walkers of Emptiness: Toward a Definition of Sacred Space in Japanese Religion", erschienen 1982 in der Februar-Ausgabe der Magazinreihe " History of Religions", befasst sich Allan G. Grapard, ein französischer Historiker und Japanologe, der seit 1985 an der University of  California in Santa Barbara forscht und lehrt, mit religiösen Stätten in Japan.
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Sich selbst hat der Autor in seinem Artikel zu Anfang das ehrgeizige Zeil gesteckt, die verschiedenen Stadien der Entwicklung sakraler Räume in Japan zu definieren, sowie aufzuzeigen, welche Rolle diese Definitionen bei der Konzeptualisierung zwischen Profanem und Sakralem spielen. Einleitend definiert Grapard hierzu drei unterschiedliche Arten von sakralen Räumen ("sacred space"): Die sakrale Anlage ("sacred site"), das sakrale Gebiet ("sacred area") und die sakrale Nation ("sacred nation").
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Als sakrale Anlage bezeichnet Grapard sowohl den Gottkörper (''shintai'') an sich, als auch den  sakralen Bereich (''shin iki''), da die sakrale Anlage für ihn sich durch die Anwesenheit einer Gottheit, die entweder den Platz für sich selbst auserkoren hat oder durch Anrufung und Beschwörung zum Bleiben eingeladen wurde, auszeichnet. Weiters betont Grapard die natürliche Besonderheit der frühen Kultstätten durch ihre Lage in der Natur, die besonders oft durch Berge gekennzeichnet ist. Hierbei betont er die Gegensätzlichkeit zwischen Ebene und Bergwelt: Die fruchtbaren Ebenen ernährten die Menschen, bildeten so ihren Lebensraum während hingegen die Berge als die Welt der Toten angesehen wurden. Das sakrale Gebiet ist bei Grapard durch ein Bewusstwerden der Buddhaschaft konkretisiert, hier zeigt er nicht nur den großen Einfluss Kūkais auf, sondern arbeitet auch deutlich heraus, auch wie eng Shintō und Buddhismus in Kūkais Ideen verknüpft sind. Anhand der geschichtlichen Entwicklung von Pilgerschaft und Mandala wird aufgezeigt, wie sich in der Heian-Periode neben den sakralen Bereichen die sakralen Gebiete entwickelt haben, bis letztendlich durch die graduelle und systematische Versakralisierung der verschiedensten Gebiete Japan an sich in seiner Gesamtheit als sakraler Raum, also als sakrale Nation (''shinkoku'') betrachtet wurde. Dieses Konzept spielte besonders zu Zeiten äußerer Bedrohung eine große Rolle, etwa der Mongoleninvasion in der Kamakura-Zeit.  Hierbei haben sich nach Meinung des Autors shintōistische und buddhistische Elemente zum Konzept einer göttlichen  Schutzherrschaft über Japan vermischt. Grapard bezeichnet dieses Phänomen als "manipulation of space": "... is the phenomen of crediting to some sacred spaces in Japan a foreign origin in order to explain the places as residences of the original nature of the divinities and to increase their prestige."
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Grapard gelingt es in seiner Arbeit, seinen Gedankengang gut nachvollziehbar dazustellen. Ein straffer und gut strukturierter Einstieg mit exakten Definitionen führt an das Thema heran und erleichtert so die Lesbarkeit des Artikels, im Hauptteil unterstreichen viele Zitate und Auszüge aus verschiedensten historischen Werken die Plausibilität der vorgestellten Theorien.
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Der Artikel könnte besonders für jene Kollegen, die sich mit einem Schrein, der auf besondere Art und Weise seine natürliche Umgebung miteinbezieht,  oder mit Schrein-Mandalas im Allgemeinen befassen, hilfreich sein.

Version vom 30. Oktober 2011, 19:10 Uhr

Rezension zu: Literatur:Grapard1982


In seinem Aufsatz "Flying Mountains and Walkers of Emptiness: Toward a Definition of Sacred Space in Japanese Religion", erschienen 1982 in der Februar-Ausgabe der Magazinreihe " History of Religions", befasst sich Allan G. Grapard, ein französischer Historiker und Japanologe, der seit 1985 an der University of California in Santa Barbara forscht und lehrt, mit religiösen Stätten in Japan.

Sich selbst hat der Autor in seinem Artikel zu Anfang das ehrgeizige Zeil gesteckt, die verschiedenen Stadien der Entwicklung sakraler Räume in Japan zu definieren, sowie aufzuzeigen, welche Rolle diese Definitionen bei der Konzeptualisierung zwischen Profanem und Sakralem spielen. Einleitend definiert Grapard hierzu drei unterschiedliche Arten von sakralen Räumen ("sacred space"): Die sakrale Anlage ("sacred site"), das sakrale Gebiet ("sacred area") und die sakrale Nation ("sacred nation").

Als sakrale Anlage bezeichnet Grapard sowohl den Gottkörper (shintai) an sich, als auch den sakralen Bereich (shin iki), da die sakrale Anlage für ihn sich durch die Anwesenheit einer Gottheit, die entweder den Platz für sich selbst auserkoren hat oder durch Anrufung und Beschwörung zum Bleiben eingeladen wurde, auszeichnet. Weiters betont Grapard die natürliche Besonderheit der frühen Kultstätten durch ihre Lage in der Natur, die besonders oft durch Berge gekennzeichnet ist. Hierbei betont er die Gegensätzlichkeit zwischen Ebene und Bergwelt: Die fruchtbaren Ebenen ernährten die Menschen, bildeten so ihren Lebensraum während hingegen die Berge als die Welt der Toten angesehen wurden. Das sakrale Gebiet ist bei Grapard durch ein Bewusstwerden der Buddhaschaft konkretisiert, hier zeigt er nicht nur den großen Einfluss Kūkais auf, sondern arbeitet auch deutlich heraus, auch wie eng Shintō und Buddhismus in Kūkais Ideen verknüpft sind. Anhand der geschichtlichen Entwicklung von Pilgerschaft und Mandala wird aufgezeigt, wie sich in der Heian-Periode neben den sakralen Bereichen die sakralen Gebiete entwickelt haben, bis letztendlich durch die graduelle und systematische Versakralisierung der verschiedensten Gebiete Japan an sich in seiner Gesamtheit als sakraler Raum, also als sakrale Nation (shinkoku) betrachtet wurde. Dieses Konzept spielte besonders zu Zeiten äußerer Bedrohung eine große Rolle, etwa der Mongoleninvasion in der Kamakura-Zeit. Hierbei haben sich nach Meinung des Autors shintōistische und buddhistische Elemente zum Konzept einer göttlichen Schutzherrschaft über Japan vermischt. Grapard bezeichnet dieses Phänomen als "manipulation of space": "... is the phenomen of crediting to some sacred spaces in Japan a foreign origin in order to explain the places as residences of the original nature of the divinities and to increase their prestige."

Grapard gelingt es in seiner Arbeit, seinen Gedankengang gut nachvollziehbar dazustellen. Ein straffer und gut strukturierter Einstieg mit exakten Definitionen führt an das Thema heran und erleichtert so die Lesbarkeit des Artikels, im Hauptteil unterstreichen viele Zitate und Auszüge aus verschiedensten historischen Werken die Plausibilität der vorgestellten Theorien.

Der Artikel könnte besonders für jene Kollegen, die sich mit einem Schrein, der auf besondere Art und Weise seine natürliche Umgebung miteinbezieht, oder mit Schrein-Mandalas im Allgemeinen befassen, hilfreich sein.