Buddhistische Reformen des Mittelalters

Aus Kamigraphie
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Japan im 12. und 13. Jahrhundert

Politischer Hintergrund

Japan war zur Zeit der buddhistischen Reformer im Mittelalter lange Etappen hindurch geprägt durch eine gesellschaftliche und politische Polarisierung. Vor allem im 12. und 13. Jahrhundert trat dies sehr deutlich zu Tage: Es bestand zum Einen die Aristokratie am Kaiserhof, die in Luxus lebte, sich den schönen Künsten, der Literatur und auf intellektueller Ebene auch der Religion widmete, allerdings zunehmend die Verbindung zum einfachen Volk und der Mehrheitsbevölkerung verlor. Und zum anderen existierte die Kriegerkaste, die von untereinander rivalisierenden Familienverbänden geprägt war.

An der Spitze dieser Rivalitäten standen die Familien der Minamoto 源 und Taira 平, die einander das 12. Jahrhundert hindurch immer wieder bekämpften. Einen vorzeitigen Erfolg konnten die Taira zwar im Jahr 1156 verbuchen, 1185 errungen die Minamoto aber den endgültigen Sieg im Zuge des Genpei-Kriegs und erlangten in weiterer Folge durch Unterstützung der Hōjō-Familie die politische Vormachtstellung im Land. Das Oberhaupt Minamoto no Yoritomo 源頼朝 ließ sich zum Militärherrscher ernennen und begründete das Kamakura-Shōgunat. Der Einfluss des Kriegeradels war damit gefestigt, allerdings bestanden weiterhin Machtkämpfe und militärische Konflikte, unter denen das Volk litt. Der Kaiserhof in Kyōto verlor an realpolitischer Macht und insbesondere in Gestalt der Fujiwara 藤原- und Hōjō 北条- Familien stieg der Einfluss des Kriegeradels auch hier. Doch nach wie vor bestand ein Leben in Luxus und der Kontrast zur verarmten und durch Naturkatastrophen getroffenen Mehrheitsbevölkerung verschärfte sich zusehends.


Religiöse Entwicklungen

Die Reformer

Myōan Eisai

Myōan Eisai 明菴栄西 wurde 1141 im heutigen Okayama 岡山 geboren und starb im Jahre 1215 in Kamakura. Er war ein buddhistischer Mönch und seine wichtigsten Errungenschaften sind die Einführung des Zen-Buddhismus 禅, die rinzai Lehre und die Einführung der Teezeremonie. Eisai wurde schon als Kind zum Tendai 天台 Mönch ausgebildet. Schon zu dieser Zeit wurde ihm klar gemacht, dass der Buddhismus in Japan eine Veränderung brauchte. Durch seine Neugierde geweckt wollte Eisai den Ursprung des Buddhismus näherkommen.

Nach seiner Ausbildung begab er sich zwei Mal nach China um dort mehr über den Buddhismus zu erfahren. Er stoß auf den chan Buddhismus und erhielt bei seiner zweiten Chinareise, die 4 Jahre dauerte, die Insignien der Nachfolge. Dadurch erhielt er das Recht den chan bzw. den Zen-Buddhismus in Japan zu lehren.

In Japan angekommen lief es zunächst gut mit der Verbreitung der neuen Lehre. In Kyōto jedoch stoß Eisai auf Widerstand und versuchte sich u.a. mit dem selbst verfassten Text kōzen gokoku ron 興禅護国論 ("Traktat über die Verbreitung des Zen zum Schutz des Landes") zu verteidigen. Leider geschah genau das Gegenteil und ein Verbot gegen seine damalige Lehre wurde erhoben.

Er verließ die Stadt und bekam Unterstützung des Familien Clans der Minamoto und erbaute durch ihre Hilfe jeweils einen Tempel in Hakata und Kamakura. Durch diesen Einfluss öffnete sich dann auch wieder der Weg in die Hauptstadt, wodurch er auch dort den schon lange geplanten Tempel errichten konnte. In diesen Tempeln wurde zwar der Zen gelehrt, allerdings wurden auch esoterische Praktiken gelehrt, wodurch die Einführung des Zen nur zum Teil gelang. Seine letzten Jahre verbrachte Eisai mit dem hin und herreisen zwischen seinen wichtigen Zentren in Kamakura und Kyōto.

Dōgen Zenji

Dōgen 道元 lebte von 1200 bis 1253 und war der Begründer der Sōtō-Schule des japanischen Zen-Buddhismus. Er kam als Kind einer Fujiwara 藤原 auf die Welt und wuchs innerhalb der Hofaristokratie auf, was ihm einen frühen Zugang zu Bildung ermöglichte. Sein eigentlich vorgezeichneter Lebensweg war der eines Beamten. Dōgens Eltern starben beide früh - sein Vater als Dōgen zwei Jahre alt war und seine Mutter fünf Jahre später. Ein Schlüsselerlebnis war hierbei das Aufsteigen des Weihrauchs bei ihrer Beerdigung, im Zuge dessen Dōgen auf einprägsame Weise die Vergänglichkeit allen Seins realisierte und seine spirituelle Suche ihren Ausgang nahm.

Im Alter von Zwölf entschied sich Dōgen bereits gegen den Beruf des Beamten und für jenen des Mönchs - er lernte zunächst in einem Tendai-Kloster am Berg Hiei nördlich von Kyoto. Die Unterweisung im Tendai-Buddhismus verschaffte ihm allerdings keine Zufriedenheit und sein zentrales Unverständnis bezog sich auf den Begriff der ursprünglichen Erleuchtung: "Warum durch religiöse Praxis Erleuchtung suchen, wenn sie schon da ist?"

Ein Treffen mit Myōan Esai 明菴栄西 weckte Dōgens Interesse am Zen und gemeinsam mit Esais Nachfolger Myōzen 明全 brach er nach China auf um dort die "wahre Lehre" und den passenden Meister zu finden. Gegen Ende des vierjährigen Aufenthalts fand dann Dōgen in Form der Zen-Lehre des Meisters Ju-ching 如淨� (jap. Nyōjō), wonach er suchte. Ju-ching lehrte eine sehr schlichte Form des Buddhismus, in deren Zentrum die ausschließliche Zen-Meditation shikantaza 只管打坐 stand.

1227 kehrte Dōgen nach Japan zurück und führte Ju-chings Lehre in Form des japanischen Sōtō-Zen ein. Fünf Jahre später gründete er Kōshō-hōrinji, das erste vollwertige Zen-Kloster Japans, nahe Kyoto. Aber Dōgen hatte mit wachsendem Widerstand durch Kaiserhof sowie die etablierte Tendai-Schule in Kyoto zu kämpfen und auch die Rivalität mit der Rinzai-Schule nahm zu. Aufgrund dieser steigenden Spannungen sah sich Dōgen 1243 gezwungen, die Region um die Kaiserstadt zu verlassen und er zog in die entlegene Provinz Echizen (heute: Präfektur Fukui). Dort nahm sich Dōgen der einfachen Landbevölkerung an, öffnete seine Lehre auch für Frauen und errichtete den noch heute bestehenden Eiheiji-Tempel.

Shinran

Shinran 親鸞 war ein buddhistischer Mönch und ist die Gründerfigur der Wahren Reine Land-Schule, der Jōdo Shinshū 浄土真宗.

Shinran

Er wurde 1173 als Sohn des Hino Arinori 日野有範, einem Hofbeamten, geboren. Mit neun Jahren begann er seine Laufbahn als buddhistischer Mönch am Berg Hiei in der Tradition der Tendai-Schule. Nach zwanzig Jahren des Studiums veranlasste ihn seine Unzufriedenheit mit seiner eigenen Person (er konnte das asketische Ideal des Mönchtums nicht erreichen) dazu, den Berg zu verlassen.

Es folgte eine hunderttägige Phase der völligen Isolation, in der Shinran intensiv meditierte. Am 95. Tag soll er eine Vision gehabt haben, in der ihm der Bodhisattva Kannon erschien. Er teilte ihm mit, sollte Shinran jemals aufgrund von Karma aus vorigen Leben den Drang verspüren, mit einer Frau zu schlafen, so werde der Bodhisattva für ihn als eine Frau inkarnieren. Am Ende seines Lebens werde er ihn darüberhinaus ins Reine Land führen.

Daraufhin wurde er ein Schüler des Hōnen 法然; zu diesem Zeitpunkt ließ Shinran die strenge Lehre vom Berg Hiei endgültig hinter sich und widmete sich der Verehrung des Buddha Amida 阿弥陀 und hielt die Überzeugung, dass man nur durch dessen Hilfe ins Reine Land gelangen könnte. Während Shinrans Studium bei seinem neuen Lehrer stieg die Kritik an ebendiesem aus bedeutenden Zentren des Buddhismus stetig an, so auch vom Berg Hiei. Man warf Hōnen vor, seine Anhänger würden sich nicht an Benimmregeln halten und den Göttern gegenüber keinerlei Respekt haben. Zur Eskalation kam es als zwei Mönche unter seiner Obhut zwei Hofdamen bekehrten. Der Kaiser interpretierte die Situation so, dass die involvierten Personen wohl ein unmoralisches Verhältnis haben müssten. Aus diesem Grund ließ er die beiden Mönche hinrichten, Hōnen und mehrere Mönche (darunter auch Shinran) wurden dem Priesteramt enthoben und ins Exil geschickt. Shinran sollte seinen Lehrer nie wieder sehen.

Im Exil in Echigo 越後 stand er vor der Aufgabe, sein neues einfaches Leben am Land mit seiner geistlichen Vergangenheit in Einklang zu bringen. Passend zu seiner Vision heiratete er Eshin'ni 恵信尼. Da er sich in extremer Abgeschiedenheit wiederfand, war Shinran in doktrinellen Fragen auf sich alleine gestellt.

1211 wurde er begnadigt; er kehrte allerdings nicht nach Kyōto zurück, sondern zog in die Kantō-Region. Dort widmete er sich intensiv der Missionierung der einfachen Landbevölkerung und verfasste zahlreiche Schriften. Erst mit circa 60 Jahren übersiedelte Shinran dann nach Kyōto, wo er ein ruhiges Leben führte, seine schriftstellerische Tätigkeit fortsetzte und in Briefkontakt mit Anhängern aus Kantō stand. Er verstarb im Jahre 1263 im hohen Alter von 90 Jahren.

Nichiren

Ikkyū Sōjun

Gemeinsamkeiten

Literatur

  • Alfred Bloom 1968
    „The life of Shinran Shonin: The journey to self-acceptance.“ Numen 15/1 (1968), S. 1-62.
  • James C. Dobbins 1990
    „The biography of Shinran: Apotheosis of a Japanese Buddhist visionary.“ History of Religions 30/2 (1990), S. 179-196. (Exzerpt.)
  • James C. Dobbins 2004
    Letters of the Nun Eshinni: Images of Pure Land Buddhism in medieval Japan. Honolulu: University of Hawai'i Press 2004.
  • Claudia Wilhelm 1996
    Shinrans Vorstellung von der Rettung der Menschheit: eine Untersuchung seiner Hauptwerke. Wiesbaden: Harrassowitz 1996.

Externe Links

Patricia Mayer, Elias Romagna, Florian Münzer, Max Mayrhauser, Lenka Wuscherova