Sukunabikona

Aus Kamigraphie
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Sukunabikona 少名毘古那 ist eine winzige Gottheit, die Ōkuninushi als Gefährte zur Seite gestellt wird. Die Geschichten zu seiner Herkunft sind unterschiedlich: Einmal ist er der verloren geglaubte Sohn des himmlischen Ahnengottes Takamimusubi 高皇産霊尊, einmal eine Art alter ego von Ōkuninushi.

Sowohl in Kojiki als auch in Nihon shoki kommt Sukunabikona zunächst auf einem Boot, dass aus der Hülse einer Pflanze namens kagami besteht über das Meer und entschwindet schließlich in das ferne Tokoyo no kuni 常世の国 („Land der ewigen Jugend“ bzw „Land der Toten“). Mit Sukunabikonas Hilfe vollendet Ōkuninushi Izanagis und Izanamis Weltenschöpfung (s.u.).

Kojiki

Dem Kojiki zufolge kommt Sukuna bikona in einem Boot aus der Pflanze kagami (in etwa Flaschenkürbis) über das Meer nach Izumo, wo zu der Zeit noch Ōnamuchi (alias Ōkuninushi) das Sagen hat. Sukuna bikona ist von zwergenhaftem Wuchs und trägt ein Kleid aus Gänsefedern. Er gibt selbst keine Auskunft über seine Identität, doch findet Ōnamuchi schließlich heraus, dass er ein Sohn der Himmlischen Muttergottheit Kami-musubi sei und von ihr ausgesendet wurde. Kami-musubi, die Ōnamuchi als Hässlichen Mann der Schilfgefilde (Ashihara-shikoo) bezeichnet, teilt ihm mit, dass er mit Sukuna bikona zusammen dem Land "feste Gestalt" geben solle. Doch bald verschwindet Sukuna bikona wieder und zwar ins Land Tokoyo (Land der Unsterblichkeit). Ōkuninushi bleibt enttäuscht zurück, doch da erscheint eine geisterhafte Gottheit (oder Sukuna bikona in anderer Gestalt?), in Form eines seltsamen Leuchtens. Dieser Geist erklärt sich zur Kooperation mit Ōkuninushi bereit, verlangt aber besondere Verehrung. Das Kojiki merkt an, dass er schließlich auf Berg Mimuro (=Berg Miwa) in Yamato seine Bleibe findet. Ob und in welcher Form Ōkuninushi mit diesem Gott "das Land festigt", wird nicht erwähnt.[1]

Nihon shoki

Eine Erzählvariante des Nihon shoki lässt zwar den Beginn der Beziehung Ōkuninushi/Ōnamuchi und Sukuna bikona im Dunkeln, erzählt jedoch mehr über ihr gemeinsames Handeln: Sie "machen" die Welt unter dem Himmel. Im Besonderen erfinden sie Methoden um Krankheiten zu heilen und um gefährliche und schädliche Tiere fern zu halten, also Medizin und Magie.[2] Dann setzt sich Sukuna bikona wieder nach Tokoyo ab, nach einer Variante, indem er einen Hirsehalm hinaufklettert und sich mit dessen Hilfe in den Himmel katapultiert. Ähnlich wie im Kojiki erscheint danach wiederum eine Art Schutzgeist in Form eines Leuchtens über dem Meer, der dem Ōkuninushi offenbart, dass seine Schöpfungsakte nur dank spiritueller Hilfe gelingen konnten. Zum Dank errichtet Ōkuninushi diesem Gott/Schutzgeist eine Verehrungsstätte auf Berg Miwa (=Mimuro).[3]

In einer weiteren, davon unabhängigen Variante berichtet das Nihon shoki, dass Ōnamuchi, während er am Strand von Isasa, in Izumo, weilte, dem Sukuna bikona begegnete. Auch hier reist dieser in einem kagami (Flaschenkürbis) Boot, ist von winziger Gestalt und trägt in diesem Fall die Federn eines Zaunkönigs. Zusätzliches Detail: Ōnamuchi hebt ihn auf seiner Handfläche hoch, worauf ihn Sukuna bikona in die Wange beißt. Ähnlich wie im Kojiki offenbart sich auch hier, dass er ein Sohn einer Himmelsgottheit (hier der männliche Takamimusubi) ist. Dieser sagt über Sukuna bikona: "Der von mir erzeugten Kinder sind im ganzen eintausendfünfhundert. Unter ihnen ist ein Kind, das im höchsten Grade böse war und meinen Unterweisungen nicht gehorchte. Es schlüpfte zwischen meinen Fingern hindurch und fiel herab, und sicherlich ist es dieses. Es sollte mit liebender Sorgfalt aufgezogen werden." Damit bricht diese Erzählvariante ab.[4]

Schließlich erwähnt das Nihon shoki in einem der Kaiserin Jingū Kōgo zugeschriebenen Trinklied den Sake als Produkt des Sukuna bikona, dem "Gott der Arzeneien, dem im Land der Ewigkeit wohnenden, wie ein Fels feststehenden erlauchten Gott Sukuna".[5] Ganz offensichtlich kommt es hier zu einer Verschmelzung Sukununa bikonas mit der Gottheit von Miwa, unter anderem einer Schutzgottheit der Sake-Brauer, die sich in obigen Varianten ja auch andeutet (s.a. Miwa - Heiliger Trank).

Beziehung Ōnamuchi - Sukuna bikona

Ōnamuchi und Sukuna bikona sind auf mehrfache Weise mit einander verbunden. Schon ihre Namen weisen ein Gegensatzpaar auf: ohona und sukuna. Während keine allgemeine Übereinkunft hinsichtlich der Silbe na besteht, bedeuten oho (-->ô) und suku eindeutig "groß" und "klein" bzw. "viel" und "wenig" (modern-japanisch ôi und sukunai). Florenz deutet "na" als eine Art Honorifikum für Personen (vgl. IzaNAgi/IzaNAmi, okiNA, omiNA, ...), muchi als "Herr" und hikona als eine Form von hiko (Prinz, Mann). Somit würde sich die Bedeutung der beiden Namen auf "Großer Herr" und "Kleiner Prinz" reduzieren. Aoki deutet die Namen als "großer Grundbesitzer" und „kleiner Grundbesitzer“ („small land holder“).[6]

Trotz seiner Kleinheit scheint Sukuna bikona über mehr Macht zu verfügen, da Ôkuninushi/Ônamuchi fest an das Diesseits gebunden ist, während Sukuna zwischen verschiedenen Welten changiert. Er nimmt eine Vermittlerrolle zwischen Himmel und Erde ein und benimmt sich in beiden Bereichen gegen die Konventionen, was ihn als Trickster Gottheit erscheinen lässt.

Ob der Geist, der nach Sukunas Verschwinden erscheint, mit ihm identisch ist oder nicht, lässt sich nicht klar beantworten. Man kann aber sagen, dass alle drei Gottheiten, inklusive aller weiteren Namen, unter denen sie bekannt sind, einen zusammen gehörigen Komplex ergeben, in dem ein Gott jeweils den anderen hervorbringen oder auch vertreten kann.

Quellen

  • Aoki Michiko Yamaguchi (1997), Records of Wind and Earth. A Translation of Fudoki with Introduction and Commentaries. Ann Arbor: Association for Asian Studies.
  • Chamberlain, Kojiki. ...
  • Florenz (1919), Historische Quellen...
  • Havens Norman and Inoue Nobutaka (2001), Encyclopedia of Shinto: Volume One Kami. Institute for Japanese Culture and Classics: Kokugakuin University.
  • Naumann, Nelly (1988), Die einheimische Religion Japans. Teil 1: Bis zum Ende der Heian-Zeit. Leiden: Brill.
  • Piggott, Juliet (1982), Japanese mythology. London [u.a.]: Hamlyn.

Quellenverweise

  1. Florenz 1919: 56-58; Chamberlain: 102-106.
  2. Diese Stelle findet sich auch wörtlich im Kogo shūi, einer kurzen Zusammenfassung der Mythen der Götterzeit aus dem Jahr 807. Vgl Florenz 1991: 245
  3. Florenz 1919:171-173; Aston, I: 59-60
  4. Florenz 1919:174-175; Aston, I: 62-63
  5. Florenz 1919: 285
  6. Aoki 1997:179

Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Fudokipedia verfasst.