Weltentstehung

Aus Kamigraphie
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Fast jede Kultur besitzt Mythen, die die Entstehung der Welt, der Götter und/oder der Menschen erklären. Oft bedeutet „Welt“ das eigene Land, „Menschen“ die eigene kulturell-ethnische Gruppe und „Götter“ die eigenen Ahnen. Trotz dieser „ethnozentristischen“ Tendenzen finden sich zwischen den Weltentstehungsmythen einzelner Kulturen oft erstaunliche Gemeinsamkeiten.

Japan

Sowohl das Kojiki als auch das Nihon shoki beginnen die Erzählung von der Schöpfung der Welt mit der Ent­stehung des Universums und greifen dabei u.a. auch auf chinesische Vor­stel­lungen zurück. Es wird die Teilung der Urmaterie in Himmel und Erde (Yang und Yin) erwähnt, an­schließend wird eine Reihe von Urgöttern aufgelistet. Diese besitzen jedoch kaum eine narrative Funktion für die nachfolgende Er­zählung.

Den eigentlichen Beginn des Mythos von der Welterschaffung bildet die Er­zählung von den beiden Ur­göttern Izanagi und Izanami, die sowohl Ge­schwis­ter als auch Ehepaar sind. Sie befinden sich zuerst in einem Raum, der nur aus Wasser, Luft und einer frei schwe­benden Brücke besteht. Auf dieser Brücke stehen beide und Izanagi, der Mann stochert mit einem Speer im Wasser unter sich herum­. Als er den Speer aus dem Wasser zieht, bilden sich an desen Spitze salzige Klumpen, welche zurück ins Wasser fallen und dort die erste Insel (Onogoroshima, wtl. „die von selbst geron­nene Insel“) bilden. Auf diese steigen beide nun herab und er­richten auf ihr einen „Himmels­pfeiler“, den sie in einer Art Hochzeitsritus um­runden. Aus der dann beschriebenen ge­schlecht­lichen Ver­einigung entstehen „Kinder“ in Form der ja­pa­nischen Inseln. Mit jeder weiteren Be­wegung erzeugen sie eine große Anzahl von Göttern wie Windgötter und Nahrungs­götter.

Izanami verbrennt sich dann bei der Geburt des Feuergottes die Scham und stirbt an den Folgen, d.h. sie wird in die Unterwelt ver­setzt. Izanagi schlägt in seiner Trauer den Feuergott mit seinem Schwert in Stücke, aus denen dann neue Götter entstehen. Nun macht er sich auf die Suche nach Izanami und findet sie schließ­lich in der Unterwelt. Gegen ihre aus­drück­liche Bitte ent­zündet er ein Licht und sieht ihre schreckliche Ver­wand­lung in einen ver­weste Leiche. Izanami fühlt sich dadurch entehrt und gerät in Rage. Zusammen mit einer Reihe von Gehilfen jagt sie Izanagi bis zum Tor der Unterwelt, wo er seine Verfolger ab­schüttelt, indem er das Tor mit einem großen Fels versperrt. Diese Geste be­siegelt zugleich die end­gültige Trennung der Welt der Lebenden und der Toten. Izanami, nun die Herrin der Unter­welt, schwört, täglich ein­tausend Leben zu ver­nichten; Izanagi, der Gott des Lebens, schwört da­gegen, täglich ein­tausend Gebärhütten zu er­richten. Hiermit ist der ewige Zyklus von Geburt, Leben und Tod in Gang gesetzt.

Abschließend vollzieht Izanagi eine rituelle Waschung (misogi) in einem Fluss, um sich von den Ver­un­rei­nigungen der Unterwelt bzw. des Todes zu be­freien. Dabei ent­stehen erneut mehrere Gottheiten: Amaterasu, die Sonnengottheit bei der Waschung seines linken Auges, Tsukiyomi, der Mond bei der Waschung des rechten Auges und Susanoo bei der Waschung der Nase. Izanagi teilt sein Erbe unter ihnen auf. Nachdem die Nachfolge so end­gültig geregelt ist, zieht er sich aus dem Welt­ge­schehen zurück und wird nicht mehr weiter erwähnt. [1]

China

Pangu (P'an ku)

P´an ku ist der Name einer Weltgottheit, die von den (indigenen) Miao-Yao-Völkern Südchinas verehrt wird. Die P´an ku Sage wird vermutlich seit dem 3. oder 4. Jahrhundert nach Christus tradiert. Einige (chinesische) Gelehrte nehmen an, dass zu dieser Zeit aus Siam zurückkehrende Abgesandte den Mythos mit nach China brachten. [2]

P´an ku wird als der Steinmetz des Universums und Nachkomme oder Sprössling der dualen Naturkräfte Yin und Yang bezeichnet. In bildlichen Darstellungen wird er häufig als eine Art Zwerg, gekleidet in ein Bärenfell oder lediglich umhüllt mit Blättern, gezeigt. Auf seinem Kopf hat P´an ku zwei Hörner. In seiner rechten Hand trägt er einen Hammer und in der linken einen Meißel. Diese Gegenstände stehen symbolisch für seine Tätigkeit als Weltschöpfer (Steinmetz des Universums). Aus dem selben Grund wird P´an ku oft auch mit der Sonne in der einen und dem Mond in der anderen Hand abgebildet. Denn diese beiden Gestirne gehören zu den ersten Ergebnissen seiner erschaffenden Arbeit. Des weiteren zeigen manche Darstellungen P´an ku zusammen mit den vier übernatürlichen Wesen - Einhorn, Phoenix, Schildkröte und Drache. [3]

Auf dieser Seite findet die Figur des P´an ku ihren Platz aufgrund der sich um sie rankenden Weltentstehungsgeschichte:

Zu Beginn bestand nur Chaos und Himmel und Erde hingen wie Dotter und Eiweiß in einem (Hühner-) Ei zusammen. 18.000 Jahre lang wuchs in diesem Ei P´an ku heran. Bis sich schließlich das Eiweiß vom Dotter löste, Himmel und Erde sich trennten und zwischen ihnen P´an ku stand. Täglich hob sich der Himmel ein Stück, die Erde wurde täglich dicker und P´an ku, die tragende Säule, wuchs mit dem Himmel. Bis der Himmel 18.000 Jahre später seine äußerste Höhe, die Erde ihre äußerste Tiefe und P´an ku sein äußerstes Wachstum erreicht hatten. Da starb P´an ku. Und sein Odem wurde der Wind und die Wolken und seine Stimme der Donner. Sein linkes Auge wurde sie Sonne und sein rechtes der Mond, sein Haupthaar glitzert als Sternengespinst. Die Arme und Beine ragen als vier äußerste Pfeiler hervor, Kopf und Leib sind die Berge. Sein Blut fließt als Hoangho ["Gelber Fluss" im Norden Chinas] und Jangtsekiang [längster Fluss Chinas], sein Schweiß tropft als Regen und Tau. Sehnen und Adern sind die Maserungen der Erde, zu Ackerkrume zerfiel sein Fleisch. Gräser und Bäume sind P´an kus Körperhaar, Gold und Jade seine Zähne, zu Perlen gerannen sein Samen und Mark. [Diese Weltentstehungsgeschichte wird in etwas unterschiedlichen Versionen erzählt. Ich beziehe mich hier auf die Wolfgang Münkes.]

Bei dem Volk der Yao wird P´an ku als König, der Leben und Tod, Reichtum und Armut in seinen Händen hält, verehrt. Bei Dürre gelten ihm die Gebete und in feierlichen Prozessionen tragen die Yao sein Bild durch die Felder. Die Miao besingen "P´an ku-König" als Schöpfer des Pfluges und des Webstuhls. [2]

Daoismus

Um die Weltenstehung im Daoismus betrachten zu können, ist es hilfreich eine seiner wichtigen religiösen und philosophischen Werke heranzuziehen. Eines von ihnen ist das Daodejing (ca. 4. Jh. V. Chr.). In ihm heißt es nun:

Der Weg brachte die Eins hervor / die Eins brachte die Zwei hervor /die Zwei brachte die Drei hervor /und die Drei brachte die zehntausend Dinge hervor.
Daodejing, Kapitel 42

Das Dao ist also der Ursprung von Allem. Das Zitat aus dem Daodejing kann so gesehen werden, dass aus dem Dao eine Einheit hervor geht, die nicht benannt wird und aus der dann Yin und Yang entstanden sind. Ab hier beginnt also die Einteilung in zusammengehörende Polaritäten. Schließlich entstehen aus der Drei die zehntausend Dinge, die als Synonym für alles Existierende auf der Welt und die Welt selbst gelten können. Darauf, was die Eins und die Drei sind, wird nicht in besonderem Maße eingegangen. Die Drei wird jedoch mitunter mit der Triade „Himmel, Erde, Mensch“ identifiziert, wobei „Mensch“ im Speziellen den Kaiser bezeichnet. Durch den Zwischenschritt vom Dao über die Eins zu den Zweien wird die Bedeutung von Yin und Yang im Bezug auf das Dao verdeutlich. Yin und Yang folgen nämlich nicht unmittelbar auf das Dao. Somit wird die Besonderheit des Daos hervorgehoben. Ähnlich verhält es sich wohl mit der Drei, die zwischen Yin und Yang und den zehntausend Dingen steht. Interessant ist dabei, dass es sich hier um einen Transformationsprozess handelt. Es wird daher von einem Prozess gesprochen. Generell ist auch zu sagen, dass im daoistischen Kontext weniger auf den Zustand von etwas eingegangen wird, es wird eher nach der Funktion gefragt. Festzuhalten ist insgesamt, dass das Dao schon immer da war/ist, jedoch nicht als ein Gott angesehen wird. Alles, was aus ihm entstand, wurde nicht geschaffen, sondern entstand von selbst, was mit dem Begriff des ziran (des Von-Selbst-so-Seins) in Verbindung gebracht werden kann.

Indien

Im Hinduismus existieren verschiedene Vorstellungen darüber, wie die Welt und die Lebewesen entstanden sind. In den vedischen Kosmogonien [4] ging man davon aus, dass die Götter bereits da waren, als die Welt mit ihren Geschöpfen entweder durch ein Elternpaar gezeugt, einen Meisterbildner gestaltet, durch die Glut der Askese oder allein durch die Kraft des Opfers erschaffen wurde.

Purusha

Ein Schöpfungsmythos erzählt von einem goldenen, unvergänglichen Embryo, der sich am Anfang gebildet haben soll und als alleiniger Herr der Schöpfung geboren wurde. Er gab den Geschöpfen Atmen und Kraft und alle anderen Götter folgten seinen Anweisungen. Er schuf laut Rigveda[4] Himmel und Erde, maß den Raum aus und stützte die Sonne. Die Vorstellung des Urmenschen Purusha (Sanskrit „Mann, Person, Mensch oder Urseele“) ist der älteste Beleg dafür und findet sich im Rigveda, wo die Entstehung der Welt und der verschiedenen Kasten aus ihm folgendermaßen geschildert wird:

11. Als sie den Purusa auseinander legten, in wie viele Teile teilten sie ihn? Was ward sein Mund, was seine Arme, was werden seine Schenkel, was seine Füße genannt?

12. Sein Mund ward zum Brahmanen, seine beiden Arme wurden zum Rajanya gemacht, seine beiden Schenkel zum Vaisya, aus seinen Füßen entstand der Sudra.

13. Der Mond ist aus seinem Geist entstanden, die Sonne entstand aus seinem Auge; aus seinem Munde Indra und Agni, aus seinem Aushauch entstand der Wind.

14. Aus dem Nabel ward der Luftraum, aus dem Haupte ging der Himmel hervor, aus den Füßen die Erde, aus dem Ohre die Weltgegenden. So regelten sie die Welten.

Philosophische Spekulationen

Die Frage, woher genau diese Götter gekommen waren, blieb in den Veden offen. Die Upanishaden [5] gehen diesen Fragen nach und entwickeln so die Lehre vom brahman als Konsequenz einer langen Reihe von Versuchen, den Ursprung der Welt zu erklären. 

Eine mögliche Lösung bot nun das Bild des Eis, das ausgebrütet wird und aus dem sich ein 'goldener Keim' entfaltet, aus welchem dann ein Schöpfergott entsteht. Aber auch hier blieb eine ungeklärte Frage bestehen, denn die Herkunft des Eis wurde nicht geklärt. In den Upanishaden wurde deshalb nun nach abstrakteren Wegen gesucht die Entstehung der Welt plausibel zu erklären. Man entwickelte die Vorstellung, dass es zu Anfang Sein gegeben haben muss, denn Seiendes kann nur aus Sein hervorgehen. Dieses eine Seiende musste demnach so mächtig gewesen sein, um imstande zu sein, die Welt zu schaffen. Zudem musste es den Überlegungen der Philosophen zufolge wahr sein, denn nur aus Wahrheit konnten Dinge Bestand haben. So kam man zur Überzeugung, dass aus eben diesem Einen alles, sowohl Materie als auch Geist, entstanden sein musste. Dieses Eine wurde brahman genannt, ursprünglich handelt es sich dabei um die Bezeichnung für einen im Opfer sinnvoll eingesetzten Halbvers oder Vers aus dem Veda.

Eine weitere Vorstellung mit monotheistischen Tendenzen, die einen höchsten Gott an den Anfang der Welt stellt, griff auf den oben zitierten Schöpfungsmythos des Purusha zurück.

Babylon

Enuma Eliš

Marduk besiegt Tiamat

Der sogenannte „Weltentstehungsmythos“ des Enuma Elisch (babylonisches Poem, 1. Jt. v.u.Z.) enthält 1094 Zeilen, die auf sieben Tafeln aufgeteilt sind. Es geht dabei aber nicht nur um die Erschaffung der Welt an sich, sondern auch um die theologische Rechtfertigung der Vorherrschaft des Stadtgottes Babylons im Pantheon. Marduk, ursprünglich ein lokaler Stadtgott, wird zum höchsten Gott und löst damit die traditionell höchsten Götter An und Enlil ab.

Tafel I-II

Vor aller Existenz vereinigten sich die Urgötter Tiamat und Apsu, so dass eine Vielzahl junger Götter entstand. Als diese Menge lauter und störender wurde, beschloss Apsu, die Junggötter wieder zu vernichten. Einer von ihnen, der schlaue Ea, erfuhr davon, tötete Apsu und errichtete seine Wohnung auf ihm. Marduk, der Stadtgott Babylons, wurde erschaffen und erneut plante die Muttergöttin deren Vernichtung.

Tafel III

Ein erschaffenes Dämonenheer soll Tiamat dabei helfen. Es stellt sich heraus, dass nur Marduk die Gefahr bannen kann. Bei Erfolg beansprucht er die Vorherrschaft im Pantheon.

Tafel IV

Der Kampf begann und als der Anführer des Dämonenheers Marduk sah, verließ ihn der Mut. Marduk fesselte die Tiamat und ihre Helfer, dann tötete er die Muttergöttin, teilte ihren Körper und formte daraus den Himmel und die Erde.

Tafel V

Nach dem Kampf erschuf Marduk die Sternenbilder und den Kalender(Tag, Monat, Jahr). Seine Wohnstätte Babylon wurde als der Ruheort der Götter errichtet.

Tafel VI

So wie abgemacht erhielt Marduk die Vollmacht. Er erschuf nun Menschen, die den Göttern die schwere Arbeit abnehmen sollten. Die anderen Götter wurden in den Himmel und die Unterwelt aufgeteilt.

Tafel VII

Auf dieser Tafel werden die Namen zum Lob Marduks weitergeführt. Insgesamt sind es 50. Dies ist die Zahl Enlils. Vielleicht ein Verweis auf die Legitimität der Herrschaft Marduks.

Persien

Manichäismus

Der Manichäismus, benannt nach seinem Gründer Mani, war vom 3. bis zum 13. Jahrhundert n. Chr., also über einen Zeitraum von 1000 Jahren, eine bedeutende und einflussreiche Religion in vielen Teilen Europas und Asiens. Im Süden Chinas hatte er darüber hinaus bis ins 16. Jahrhundert hinein an einzelnen Orten Bestand, bevor sich seine Spuren auch hier verlieren. Mani (216 - 276 oder 277) lebte im persischen Sassanidenreich und wuchs in der christlicher Täufergemeinschaft der Elkasaiten auf. Als Erwachsener trennte er sich von den Täufern, um seine Lehre, die vom Gedankengut der Gnosis geprägt war, zu verkünden.

Der manichäische Mythos

Der Mythos, der den Kampf zwischen Gut und Böse, Licht und Finsternis sowie die Erschaffung der Welt und der Menschen schildert, ist nicht von Mani selbst, sondern von seinen Schülern überliefert. Er ist äußerst komplex und detailreich ausgestaltet, weshalb hier nur stark vereinfacht seine grundlegenden Elemente zusammengefasst werden.

Im Zentrum steht der Dualismus zwischen dem Reich des Lichts und dem der Finsternis, die zunächst beide voneinander getrennt sind, bis die Finsternis das Lichtreich angreift und es deshalb zu einer Vermischung dieser beiden Urprinzipien kommt, die in manichäischen Schriften auch als Gott (Licht) und Hyle (Finsternis) bezeichnet werden. Infolge dieses Angriffs rüstet sich der sogenannte 'Vater der Größe' (auch Lichtgott) und beruft den 'großen Geist' (die Weisheit), dieser wiederum beruft die 'Mutter des Lebens'. Diese beruft dann den Urmenschen bzw. auch ersten Menschen, welcher mit seinen fünf Söhnen (auch fünf Licht-Elemente) in den Kampf gegen die Finsternis und ihren König zieht. Der Urmensch und dessen Söhne, quasi stellvertretend für das Lichtreich, unterliegen im Kampf, woraufhin die Söhne den Archonten überlassen und von diesen verschlungen werden. Der Urmensch versucht durch diese List die finsteren Mächte zu schwächen und Materie zu binden, gleichzeitig wird so aber auch die Seelenqualität beeinträchtigt.

Um den Urmenschen doch noch zu retten, beruft der 'Vater der Größe' den 'lebendigen Geist'. Einer von dessen fünf Söhnen wiederum ist der 'Licht-Adam'. Der lebendige Geist weckt den Urmenschen durch Rufen wieder auf, worauf dieser antwortet. Seine Antwort steigt nun zur Mutter des Lebens und der Weckruf zum Lebendigen Geist. Hiernach beginnt die Erlösung des Urmenschen und des Lichts aus der Finsternis. Die Archonten werden getötet. Aus ihnen entstehen u.a. verschiedene Himmel sowie Sonne und Mond, also der Kosmos. Er besteht somit sowohl aus Licht als auch aus Finsternis, aus Materie und Seele, guten und bösen Kräften.

Nach einer dritten Berufung wird wieder ein Gesandter ausgeschickt, um das Licht heim zu holen. Teile davon befinden sich noch bei den Archonten. Um das Licht von ihnen zu befreien, wendet der lebendige Geist verführerische Mittel mit erotischer Komponente an, woraufhin der Samen der Archonten auf die Erde fällt und daraus Bäume, Früchte und Wasser entstehen. Die Archonten sind daraufhin verärgert und ersinnen einen Plan, um das Licht wieder fester an die Finsternis zu binden: Sie erschaffen nach dem Abbild des dritten Gesandten zwei Menschen, Mann und Frau bzw. Adam und Eva. Zur Befreiung des Lichts aus Adam, dem Lichtträger, schickt der dritte Gesandte nun 'Jesus den Glanz'. Durch ihn gelangt Adam zur Erkenntnis über sich selbst, die dann die Erlösung, Gnosis, bringt. Um die restlichen, von Adam abstammenden Menschen, zu befreien beruft der Glanzjesus nun den 'Licht-Nous' (Licht-Geist).

Durch ihn kann der zur Erlösung bestimmte göttliche Teil des Menschen, die Seele, zur Erkenntnis ihres wahren Wesens kommen. Nach der Erscheinung der sogenannten 'Lichtapostel' (Licht-Geist und Glanzjesus) ist Mani dann der letzte in einer ganzen Kette von Aposteln, welche ihren Anfang bei Adam hat und weiter reicht zu aus anderen Religionen bekannten Personen wie Zarathustra, Buddha, Jesus und Paulus und sich schließlich durch Mani bis in die Gegenwart erstreckt.

Der Urmensch wird am Ende des Mythos aus der Materie errettet und die verbliebenen Lichtteile müssen einen Weg antreten, der sie von der Erde über die Milchstraße zum Mond und von da aus zur Sonne führt. Die Endzeit tritt ein, wenn die Lichtbefreiung fast abgeschlossen ist und die materielle Welt zu einem Klumpen zusammengeschmolzen wird. Eine Neuentstehung der Welt nach der endgültigen Trennung von Licht und Finsternis findet nicht statt.

Anmerkungen

  1. http://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Mythen:Götter_des_Himmels
  2. 2,0 2,1 Münke, Wolfgang (1976): Die Klassische Chinesische Mythologie. Stuttgart: Klett, S.254-255.
  3. Werner, E.T.C. (1961): A Dictionary of Chinese Mythology. New York: The Julian Press, S.355.
  4. 4,0 4,1 Bei den Veden handelt es sich um etwa im 5. Jh. n. Chr. verschriftlichte, davor (und auch noch danach) mündliche tradierte Überlieferungen. Die ältesten Sammlungen sind ca. um 1000 v.Chr entstanden. Die Veden werden unterteilt in: Samaveda, Yajurveda, Atharvaveda und Rigveda. Die älteste Sammlung mit Hymnen ist der Rigveda ("Veda der Verse"), er enthält die heiligen Texte schlechthin und umfasst 1028 Hymnen mit 10417 Versen. S.a. Veda und Upanishaden.
  5. Es existieren rund 150 Upanishaden, wovon 108 offiziell anerkannt werden. Die Texte wurden sowohl in Prosa als auch in Versform verfasst. Es wird angenommen, dass sie zwischen 700 v. Chr. und 200 v. Chr. entstanden sind. S.a. Veda und Upanishaden.

Literatur und Links

  • Böhlig, Alexander: Die Gnosis: Der Manichäismus. Bd. 3. Zürich/München 1980.
  • Markschies, Christoph: Die Gnosis. München 2001.
  • Tröger, Karl-Wolfgang: Die Gnosis. Ketzerlehre und Heilsglaube. Freiburg/Basel 2001.
  • Van Ess, Hans: Der Daoismus, München 2011.
  • Von Stietencron, Heinrich: Der Hinduismus, München 2001.
  • Lambert, W.G.: „Akkadische Mythen und Epen. Enuma Eliš.“ In: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Bd.3, Gütersloh: 1994, S. 565-602.
  • Rigveda