Yamaboko junkō

Aus Kamigraphie
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Die yamaboko junkō 山鉾巡行 findet jedes Jahr am 17. Juli statt und ist zumindest aus touristischer Sicht der Höhepunkt des Gion Matsuri. Sie wird oft als fahrendes Museum bezeichnet. Im Jahr 2011 sahen 200.000 Menschen bei der yamabokojunkō zu. An den drei Tagen davor, yoi yama 宵山 (hier: Vorabend der Parade) genannt, strömten insgesamt 880.000 in die yamabokochō, um die yamaboko 山鉾 und deren Schätze zu bewundern.[1] Die yamabokojunkō wurde 1979 von der japanischen Regierung als jūyō mukei bunkazai 重要無形文化財 (wichtiges immaterielles Kulturgut) anerkannt. 2009 wurde sie von der UNESCO in die Liste für immaterielles Weltkulturerbe aufgenommen.

Ablauf

Die yamabokojunkō wurde bis 1965 in zwei Teilen abgehalten. Der erste Teil, saki no matsuri junkō 先の祭り巡行, fand am 17. Juli statt und der zweite Teil, ato no matsuri junkō 後の祭り巡行, eine Woche später am 24. Juli. Seit 1966 werden beide Teile als eine Parade hinter einander abgehalten. Die Aufteilung der yamaboko in saki und ato no matsuri junkō besteht aber weiterhin.

Die Parade beginnt um 9 Uhr Vormittags und dauert rund fünf Stunden. Der Ablauf ist dabei bis auf die Minute durchgeplant. Der Ausgangspunkt der Parade ist die Kreuzung zwischen der Shijō dōri 四条通 und der Karasuma dōri 烏丸道. Der erste kritische Punkt ist an der Kreuzung zwischen der Shijō dōri und der Kawaramachi dōri 河原町道, wo die Strecke die erste Kurve macht. Das Manövrieren der hoko um die Kurven heißt tsujimawashi 辻回し (um die Ecke biegen) und ist besonders bei den hohen hoko eine Herausforderung, die mit Hilfe von nassen Bambusbrettern auf dem Boden gemeistert wird. Die Räder rutschen über diese Bambusbretter und können so um die Kurve gedreht werden. Dieses Manöver dauert je nach Festwagen und Kreuzung bis zu zwölf Minuten. Auf der Strecke gibt es drei Punkte, an denen ein tsujimawashi durchgeführt werden muss. An der bereits genannten Kreuzung zwischen Shijō und Kawaramachi dōri, danach bei der Kreuzung von Kawaramachi und Oike dōri 御池道 und schließlich an der Kreuzung von Oike und Shinmachi dōri 新町道.

Die Festwägen

Die Wägen der Parade sind in zwei Gruppen unterteilt, die größeren hoko 鉾 („Hellebarde“) und die kleineren yama 山 („Berg“), und werden gemeinsam als yamaboko bezeichnet. Gegenwärtig gibt es zehn hoko und 23 yama, insgesamt also 33 Wägen.

Yama

Aburatenjin Yama

Emblem der Aburatenjin [Abb. 2]

Auf der Aburatenjin Yama 油天神山 befindet sich hinter einem roten torii 鳥居 ein vergoldeter, tragbarer Schrein. Die Figur der Gottheit, die ursprünglich in einem kleinen Schrein des Viertels Kazabayashichō 風早町 verehrt wurde, wurde im Jahr 7 der Kan'ei-Ära 寛永時代 (1630) in dem tragbaren Schrein aufgestellt. Neben einem maki 真木 (naturbelassener Baum) befindet sich auch ein blühender Zweig einer roten Pflaume auf der Aburatenjin Yama.

Arare Tenjin Yama

Emblem des Arare Tenjin [Abb. 3]

Der Name der Arare Tenjin Yama 霰天神山 leitet sich von einer Legende aus dem 16. Jahrhundert ab, als in der Eishō-Zeit 永正年間 (1504–1521) ein Feuer in Kyōto wütete, welches durch plötzlich einsetzenden Hagel (jap. arare 霰) gelöscht wurde. Gemeinsam mit dem Hagel soll eine ca. 3,6 cm große Statue von Tenjin herabgefallen sein. Heute befindet sich auch eine Statue von Tenjin auf diesem Festwagen.

Die Arare Tenjin Yama ist mit einem belgischen Wandteppich aus dem 16. Jahrhundert, der eine Szene aus der Ilias[2] zeigt sowie chinesischen Stickereien geschmückt.

Dieser Festwagen wird mit dem Schutz gegen Feuer und Donner in Verbindung gebracht, daher werden am Vorabend der yamaboko junkō, dem yoiyama 宵山, von diesem Wagen aus entsprechende o-mamori 御守り (Glücksbringer) verteilt.

Ashikari Yama

Emblem von Ashikari [Abb. 4]

Auf der Ashikara Yama 芦刈山 wird eine Szene aus dem Nō-Stück „Ashikari“ 芦刈, das von einem Ehepaar handelt, das sich aufgrund seiner Armut trennen musste, dargestellt. Die Statue (ningyō 人形) wurde von einem Bildhauer der Kei 慶-Schule im Jahr 1537 angefertigt. Die als wichtiges Kulturgut angesehene Kleidung der ningyō stammt aus dem 16. Jahrhundert und gehört zu den ältesten Stücken des Gion Matsuri.

Die Figur zeigt den Ehemann, der, nachdem seine Frau nach Kyōto zog, um dort im Kaiserpalast Geld zu verdienen, als Schilfschneider arbeitete. In der einen Hand hält er Schilf, in der anderen eine Sichel.

Hinter der Statue steht ein maki 真木, der gleiche Baum, der auch an den Masten der hoko 鉾 befestigt ist.

An der Rückseite der Ashikara Yama hängen ein alter chinesischer Teppich und ein Brokat. Am Rumpf befindet sich u.a. das Bild „Kakitsubatazu“ 燕子花図 (Bild einer Iris). Ebenso kann man zwei Teppiche aus der Edo-Zeit sehen, auf denen ein Kranich bzw. ein Löwe abgebildet ist.

Hakuga Yama

Die Hakuga Yama 伯牙山 wird auch Kotowari Yama 琴破山 genannt. Die Figur zeigt Haguka, einen chinesischen Meister der koto 琴 (jap. Saiteninstrument) während der Zhou-Dynastie (ca. 1045–249 v.Chr.), der, als er vom Tod seines Freundes hört eine Saite auf seinem Instrument durchreißt. Heute hält die Figur eine Axt in der Hand und vor ihr liegt eine koto.

Besonders hervorstechend bei der Dekoration dieser yamaboko 山鉾 sind die Goldbeschläge an den Ecken mit ihrer seltenen Schmetterlingsform.

Hakurakuten Yama

Auf der Hakurakuten Yama 白楽天山 sind der Tang-zeitliche Poet Haku Rakuten (chin. Bai Letian 白楽天, aka. Po Chü-i) und der Meditationsmeister Dōrin (chin. Daolin 道林) dargestellt, die sich gerade in einem Diskurs über den Buddhismus befinden. Dōrin trägt ein violettes Gewand aus Damast und eine Kopfbedeckung aus blauer Wolle. In der linken Hand hält er eine Gebetskette und in der rechten einen Haarwedel (hossu 払子).[3] Er sitzt auf dem Ast einer Pinie. Hakurakuten, der in einer stehenden Position dargestellt wird, trägt ein weißes chinesisches Gewand und hält einen shaku 笏 (eine Art Holzzepter, das im Shintō oder im Hofzeremoniell verwendet wurde).

Kakkyo Yama

Die Kakkyo Yama 郭巨山, die auch Kamahori Yama 釜堀り山 (kamahori bedeutet soviel wie einen Topf ausgraben) genannt wird, ist nach der Figur des Kakkyo, eines armen Mannes aus China, benannt. Dieser hatte laut einer Legende seinen Sohn lebendig begraben wollen, um dessen Essensration seiner kranken Mutter geben zu können. Während des Grabens fand er jedoch einen Topf voller Gold und konnte von da an seine gesamte Familie ernähren. Diese Geschichte gilt als Beispiel für konfuzianische Kindespflicht.

Koi Yama

Emblem der Koi [Abb. 5]

Auf der Vorderseite der Koi Yama 鯉山 sieht man die Figur eines Karpfens, der versucht, den Ryūmon-Wasserfall 竜門の滝 hinaufzuschwimmen. Dahinter befindet sich ein rot lackiertes torii 鳥居 und ein kleiner Schrein, in dem Susanoo 須佐之男 verehrt wird.

An den Seiten befinden sich belgische Wandteppiche aus dem 16. Jahrhundert, welche für den Koi Yama auseinander geschnitten und mit Textilien zusammengenäht wurden und Drachen darstellen. Würde man sie wieder zusammensetzen, erhielte man das Bild einer Frau, die bei einem Steinaltar hockt, auf dem eine Statue von Apollo mit seiner Lyra steht. Dahinter steht eine Gruppe von Menschen, darunter ein Wahrsager, der mit seinem gebogenen Stab auf einen Adler in der Luft deutet, welcher einen Lorbeerzweig im Schnabel trägt. Weiters kann man ein möglicherweise kaiserliches Paar vor dem Tempel des Apollos sehen.

Zusätzlich zu diesen Teppichstücken finden sich auf dem Koi Yama Fragmente von Bordüren, die Vögel oder Wasserkreaturen wie Fische in einem Strom darstellen.[4]

Minamikannon Yama

Emblem der Minamikannon [Abb. 6]

Die Minamikannon Yama 南観音山 ist immer die letzte yamaboko 山鉾 der yamaboko junkō. Sie wird auch Kudarikannon Yama 下り観音山 genannt.

Die zentrale Figur ist eine sitzende Statue aus der Kamakura-Zeit (1185–1333), die Yōryū Kannon 楊柳観音 in einer Pose der Meditation darstellt. Nach einem Feuer in der Tenmei-Ära 天明 (1781–1789) sind allerdings nur mehr der Kopf und Brustbereich der Statue erhalten. Die Statue ist gemeinsam mit der Holzfigur eines Heiligen auf der Minamikannon Yama plaziert. Diese Figuren sollen vor Krankheit schützen. Ein großer Weidenzweig soll ebenfalls Krankheiten vertreiben.

An den vier Ecken der Minamikannon Yama befindet sich jeweils eine Holzkugel, die mit einer Chrysantheme, Bambus, einer japanischen Pflaume bzw. einer Orchidee bemalt ist. Sie stellen Weihrauch dar, das Symbol der Göttin der Medizin.

Mōsō Yama

Emblem der Mōsō [Abb. 7]

Die Szene, die auf der Mōsō Yama 孟宗山 dargestellt wird, hat ihren Ursprung in einer alten chinesischen Legende. Die kranke Mutter eines armen Mannes namens Mōsō bat ihren Sohn eines Winters um frische Bambussprossen, die zu dieser Jahreszeit nicht zu bekommen sind. Die Darstellung zeigt Mōsō, der die Götter um Gnade bittet und schließlich Bambussprossen im gefrorenen Boden findet. Auf dem Hut der Figur lässt sich Schnee erkennen. In der rechten Hand hält sie Bambussprossen, links trägt sie eine Feldhacke über der Schulter.

Der Wandteppich, der sehr schlicht gehalten ist, bildet einen Kontrast zu den eher farbenfrohen Dekorationen der übrigen yamaboko.

Taishi Yama

Emblem der Taishi [Abb. 8]

Die Taishi Yama 太子山 trägt ihren Namen zu Ehren von Shōtoku Taishi 聖徳太子 (574–622; Regent für Kaiserin Suiko). Die Figur auf dieser yamaboko zeigt Shōtoku Taishi wie er in einem Wald das passende Holz für den Shitennōji 四天王寺, einen Tempel in Ōsaka, sucht. In der rechten Hand hält die Figur eine Axt und in der linken einen akomeōgi 衵扇 (formeller Fächer).

Eine Besonderheit der Taishi Yama ist, dass als maki 真木 (naturbelassener Baum) nicht wie sonst üblich eine Pinie, sondern eine japanische Zeder verwendet wird.

Tokusa Yama

Emblem der Tokusa [Abb. 9]

Auf der Tokusa Yama 木賊山 wird eine Szene aus dem Nō-Stück Tokusa 木賊 (Schachtelhalm) dargestellt. Ein Mann tanzt zu Ehren seines Sohnes, der vor langer Zeit entführt wurde. In der rechten Hand hält die Figur eine Sichel und in der linken ein Bündel tokusa. Der Kopf der Statue soll von dem Bildhauer Kasuga 春日, der buddhistische Statuen herstellte, gefertigt worden sein. Auf dem Sockel findet sich die Inschrift „Genroku gonen rokugatsu kichijitsu 元禄五年六月吉日 (Der glückliche Tag des Jahres fünf der Genroku Ära (1692)“.

Tōrō Yama

Emblem der Tōrō [Abb. 10]

Auf dem Dach der Tōrō Yama 蟷螂山, die auch Kamakiri Yama genannt wird, befindet sich die Figur einer großen Gottenanbeterin, die auf Japanisch kamakiri 蟷螂 heißt. Die Zeichen können auch tōrō gelesen werden. Sie ist die einzige yamaboko mit einer sich bewegenden Figur.

Die Tōrō Yama wurde zu Ehren des Adeligen Shijō Takasuke 四条隆資 gebaut, der während der Nanbokuchō-Zeit 南北朝時代 (Zeit der Spaltung in einen Nord- und einen Südhof 1336–1392) in Kyoto lebte und 1367 gegen die Armee von Ashikara Yoshiakira 足利義詮 (zweiter Ashikaga-Shōgun; 1330–1367) kämpfte und dabei ums Leben kam. Die Redewendung tōrō no ono o motte ryūsha ni mukau ga gotoshi 蟷螂の斧を以って隆車に向かうが如し (wörtl.: wie mit der Axt einer Gottesanbeterin gegen einen stattlichen Wagen kämpfen) kann mit dem sprichwörtlichen Kampf Davids gegen Goliath verglichen werden. Nach dem Tod Shijō Takasukes sollen seine Anhänger die Figur der Gottesanbeterin auf seinem Ochsenwagen montiert haben und sie zum ersten mal als Teil der yamaboko junkō durch Kyoto gezogen haben. Sie wurde immer wieder durch Brände beschädigt, Mitte des 19. Jahrhunderts so schwer, dass sie erst 1981, 117 Jahre nach ihrer Zerstörung, wieder restauriert wurde und an der yamaboko junkō teilnehmen konnte.

Urade Yama

Emblem der Urade [Abb. 11]

Die Urade Yama 占出山 wird auch Ayutsuri Yama 鮎釣山 (Lachsangeln) genannt. Urade bedeutet Weissagung. Auf der Urade Yama ist die Kaiserin Jingū Kōgō 神功皇后 (ca. 170–269) beim Fischen zu sehen, die die Menge an Fisch, die sie fängt als Omen für einen Sieg bei der Invasion Koreas deutet. Die Figur trägt eine spitze, goldene Kopfbedeckung und hält eine große Angel in der Hand.

Jingū Kōgō wird als kami 神 für eine leichte Geburt verehrt. Wenn die Urade Yama für eine frühe Position in der yamaboko junkō ausgelost wird, wird dies als gutes Omen für leichte Geburten in diesem Jahr gedeutet.

Yamabushi Yama

Emblem der Yamabushi [Abb. 12]

Die Yamabushi Yama 山伏山 trägt ihren Namen aufgrund der Figur des japanischen Bergasketen (yamabushi 山伏) Jōzōkisho 浄蔵貴所, die sich auf dieser yamaboko befindet. Jōzōkisho soll die schräge Pagode des Hōkanji 法観寺, eines Tempels in Kyoto, der sich in der Nähe des Yasaka-Schreins 八坂神社 befindet, wieder aufgerichtet haben. In der linken Hand hält die Figur eine Gebetsschnur, in der rechten eine Axt, und an seinem Gürtel ist eine Trompetenschnecke befestigt.

Hoko

Ayagasa Hoko

Emblem der Ayagasa [Abb. 13]

Die Ayagasa Hoko 綾傘鉾 ist eine von zwei yamaboko 山鉾 in der yamaboko junkō 山鉾巡行, die noch die Form der originalen hellebardenartigen Festwägen haben. Über dem Schirm kann man die Figur eines Hahns sehen. Der Schirm selbst ist mit Blumen, die die vier Jahreszeiten symbolisieren, und fliegenden himmlischen Figuren bemalt. Die Blumen sind von Moriguchi Kakou 森口華弘 gemalt, der ein lebender Nationalschatz Japans ist.

Die Ayagasa Hoko wurde im Jahr 1834 in einer kleineren Form als das Original nachgebaut, aber bei einem Feuer 1868 zerstört. Von 1879 bis 1884 nahm sie in ihrer ursprünglichen Form an der yamaboko junkō teil. Ihre heutige Form hat sie seit 1979. Sie wird von Musikern und einer als Bär verkleideten Person begleitet.

Fune Hoko

Die Fune Hoko 船鉾 weist die Form eines alten Schiffes auf und zeichnet sich durch kunstvollen Schnitzereien, die den gesamten Mittelteil verzieren, aus. Einer japanischen Sage zufolge wurde dieses Schiff für den Transport der Jingū Kōgō verwendet, die unter Frauen immer noch als Göttin der sicheren Entbindung verehrt wird.

Auf der hoko befindet sich eine Statue der Jingū Kōgō und ihrer drei begleitenden Gottheiten Isora 磯良, Sumiyoshi 住吉 und Kashima 鹿島. Die Hauptgottheit Kaiserin Jingu trägt eine shinmen 神面 („Göttermaske“ oder „Göttergesicht“; alte Nō-Masken oder Dämonen darstellende Masken, die oft als heilige Objekte in Schreinen oder für Gebete verwendet werden), die seit alten Zeiten als glücksverheißend für Geburten gilt.

Hōka Hoko

Der Name der Hōka Hoko 放下鉾 leitet sich von der Statue eines Mönchs im tennōza her, der Hōka, eine mittelalterliche Form von Straßenkunst, betreibt. Die Spitze der Hōka Hoko ähnelt drei Scheiben, die Sonne, Mond und Sterne repräsentieren, die auf die Welt unter uns herabscheinen.

Kanko Hoko

Emblem der Kanko [Abb. 14]

Der Name der Kanko Hoko 函谷鉾 basiert auf einer chinesischen Legende: Während einer Periode des Bürgerkriegs in China (403–221 v.Chr.) wollte ein chinesischer Adeliger namens Mōshōkun 孟嘗君 um Mitternacht den Hangu-Pass (jap. Kankokan 函谷関) passieren. Die Wachen hatten die Order, den Pass jeden Morgen beim ersten Krähen des Hahns zu öffnen, also imitierte Mōshōkun einen Hahn, um die Wachen zu täuschen und sie dazu zu bringen den Pass zu öffnen. Die Spitze der Kanko Hoko ist mit einer Mondsichel dekoriert, die diese Legende symbolisieren soll.

Die Kanko Hoko wurde beim großen Feuer der Tenmei-Ära 天明 (1781–1789) im Jahr 1788 zerstört und 1839 wieder hergestellt. Die Puppe, die das chigo 稚児 („heiliges Kind“) darstellt, heißt Katamaru 嘉多丸.

Der Wandteppich an der Vorderseite stellt eine Szene aus dem Buch „Genesis“ des Alten Testaments dar, der an der Rückseite zeigt japanische Kalligraphie.

Kikusui Hoko

Emblem der Kikusai [Abb. 15]

Der Name der Kikusui Hoko 菊水鉾 leitet sich von einem Brunnen, der sich einst in einem der Yamabokochō 山鉾町 befand und Kikusuii 菊水井 („Brunnen der schwimmenden Chrysantheme“) hieß, her. An der Spitze der hoko befindet sich das goldene Symbol einer Chrysantheme.

Die chigoningyō 稚児人形 („Puppe, die das heilige Kind darstellt“), stellt ein Kind namens Kikujidō 菊慈童 („Chrysanthemenkind“) dar, das sich gemäß einer chinesischen Legende vom Tau der Chrysanthmen ernährt haben soll.

Das Dach ist in chinesischem Gibelstil gebaut und mit einem goldenen Phönix verziert. Unter dem Dach befindet sich ein Bambusvorhang, der die Kikusui Hoko gemeinsam mit der einzigartigen Form des Daches von den anderen hoko unterscheidet.

Die Kikusui Hoko wurde bei einem Feuer 1864 zerstört und 1952 wieder hergestellt. Sie ist seit 1953 wieder Teil der yamaboko junkō.

Naginata Hoko

Emblem der Naginata [Abb. 16]

Der Name der Naginata Hoko 長刀鉾 leitet sich von dem langen Schwert (naginata 長刀), das in aufrechter Position auf dem Dach der hoko befestigt ist, her. Ursprünglich war dies eine naginata 薙刀 aus der Werkstatt Munechika 宗近 in Sanjō 三条 in Kyoto, heutzutage wird allerdings eine leichtere Variante aus Bambus und Zinn verwendet.

Die Naginata Hoko ist die einzige yamaboko, auf der während der Parade drei lebendige Kinder, chigo 稚児 genannt, die Shintō-Gottheiten repräsentieren, sitzen.

Die Verzierung der Naginata Hoko ist sehr aufwendig und prunkvoll. Unter ihrem Dach sind hundert in Gold gemalte Vögel des Malers Matsumura Keibun 松村景文 (1779–1843) und eine aus Holz geschnitzte Darstellung des Schwertes aus der Munechika-Werkstatt von Kataoka Yūho 片岡友輔 zu sehen.

Am unteren Teil des Wagens sind wertvolle Wandteppiche aus Persien und Indien aus dem 16. bis 18. Jahrhundert mit Blumenmustern oder Bildern von Pflaumenbäumen angebracht. Darüber befindet sich ein Brokat mit einem Muster aus Wolken, Drachen und Wellen, welcher im Jahr 2005 restauriert wurde.

Die Naginata Hoko führt traditionell die yamaboko junkō an. Die Reihenfolge der nachfolgenden yamaboko wird per Los entschieden.

Niwatori Hoko

Emblem der Niwatori [Abb. 17]

Laut einer chinesischen Überlieferung baute ein Huhn einst ein Nest in einer unbenutzten, von Moos überwachsenen kanko 諌鼓, einer Trommel, die während der Tang-Zeit in China (618–907) vor dem Kaiserpalast aufgehängt war und von der Bevölkerung geschlagen werden konnte, um dem Kaiser Unzufriedenheit zu signalisieren.[5] Der Kreis im Dreieck an der Spitze der hoko symbolisiert ein Hühnerei in der kanko. Warum die Niwatori Hoko diesen Namen trägt, ist allerdings unklar.

Auf dem tennōza 天王座, dem Sitz des Himmelsgottes, wird die Gottheit der Sumiyoshi-Schreine 住吉明神, eine Gottheit der Seefahrt, verehrt. Die Umrandung unter dem Dach ist von Shimokōbe Tamatsuru (?) 下河辺玉鉉 dekoriert, die unteren Hängebilder sind u.a. von Matsumura Goshun 松村呉春 (1752–1811) und Matsumura Keibun 松村景文 (1779–1843).

An der Rückseite der Niwatori Hoko befindet sich ein Bildteppich, der im 16. Jahrhundert in Belgien hergestellt wurde und entweder einen trojanischen Prinzen mit seiner Familie oder den römischen General Coriolanus aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. darstellt.[6]

Ōfune Hoko

Die Ōfune Hoko 大船鉾 nimmt traditionell den letzten Platz in der yamaboko junkō ein. Die hoko wurde vor mehr als 500 Jahren gebaut, jedoch bei den Bränden im Zuge des Aufstandes am Hamaguri-Tor im Jahr 1864 stark beschädigt. Erst 2014 nahm sie wieder an der Parade teil.

Shijōkasa Hoko

Die Shijōkasa Hoko 四条傘鉾 ist eine von zwei yamaboko 山鉾 in der yamabokojunkō, die noch die Form der originalen hellebardenartigen Festwägen haben. Der schirmförmige obere Teil der Shijōkasa Hoko ist mit einem Piniensetzling und gohei 御幣 (geweihte, eingeschnittene und gefaltete Papierstreifen, die im Shintō Heiligkeit symbolisieren) dekoriert.

Im Jahr 1871 nahm die Shijōkasa Hoko zum vorläufig letzten Mal an der yamabokojunkō teil, um 1985 von den Menschen der yamabokochō 山鉾町 rekonstruiert und 1988 als letzte der yamaboko wieder Teil der yamaboko junkō zu werden.

Tsuki Hoko

Emblem der Tsuki [Abb. 18]

Die Tsuki Hoko 月鉾 trägt ihren Namen aufgrund des Sichelmondes, japanisch mikazuki 新月, an ihre Spitze. Im tennōza befindet sich Tsukuyomi no Mikoto 月読尊, ein Sohn von Izanagi 伊邪那岐 und Izanami 伊邪那美.

Auch auf dieser hoko finden sich wertvolle Kunstwerke, darunter ein Bild mit floralen Motvien von Maruyama Ōkyo 円山応挙 aus dem Jahr 1784 und Schnitzereien von Hidari Jingorō 左甚五郎 am Giebel. Als Dekoration werden Teppiche aus Indien und der Türkei verwendet.    

Verweise

Verwandte Themen

Literatur

  • Markus Sesko 2010
    Tōban shōkan kōketsu. Norderstedt: Books on demans GmbH 2010.
  • Grace A.H. Vlam 1981
    „Sixteenth-century European tapestries in Tokugawa Japan.“ The Art Bulletin 63/3 (1981), S. 476-495.

Internetquellen

  • Gion Matsuri  祇園祭 (Offizielle HP, KYOTO GIONMATSURI VOLUNTEER 京都・祇園祭ボランティア).
Letzte Überprüfung der Linkadressen: 2021/08/30

Fußnoten

  1. Kyoto Shimbun 京都新聞 2011 „Entenka ni 20 man nin gion matsuri 6nen buri nichiyō junkō 炎天下に20万人 祇園祭 6年ぶり日曜巡行“ [200.000 Menschen unter glühender Sonne bei der Parade des Gion Matsuri, nach 6 Jahren wieder an einem Sonntag], Kyoto Shimbun 京都新聞, [1] (Zuletzt aufgerufen: 21. Februar 2011
  2. Ilias“, Wikipedia[de] (Stand: 2021/08/14)
  3. In Indien wurden diese Haarwedel ursprünglich dazu verwendet um Fliegen etc. zu vertreiben; im buddh. Kontext um Leidenschaften und Störungen zu verscheuchen
  4. Vlam 1981, S. 477–479
  5. Sesko 2010, S. 177 (Eintrag „kanko“)
  6. Vlam 1981, S. 477

Bilder

Quellen und Erläuterungen zu den Bildern auf dieser Seite:

  1. Yamaboko junko.jpg
    Prozession der Yamaboko (Yamaboku Junkō 山僕巡行) Photographie (omikoshi)
    Bild © http://satoh490625.blog50.fc2.com/blog-entry-855.html. (Letzter Zugriff: 2011/10/30)
    Aufnahme von 2011.
  2. Aburatenjin Zeichen.jpg
    Abura Tenjin-mon Emblem, mon
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  3. Arare Tenjin Yama Zeichen.JPG
    Arare Tenjin-mon Emblem, mon
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  4. Ashikari zeichen.JPG
    Ashikari-mon Emblem, mon
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  5. Koi zeichen.jpg
    Koi-mon Schriftzeichen, mon
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  6. Minamikannon Yama Zeichen.jpg
    Minami Kannon-mon Emblem, mon
    Bild © Gionmatsuri.jp. (Letzter Zugriff: 2014/8/13)
  7. Moso Zeichen.jpg
    Mōsō-mon Emblem, mon
    Bild © Gionmatsuri.jp. (Letzter Zugriff: 2014/8/13)
  8. Taishi zeichen.jpg
    Taishi-mon Emblem, mon
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  9. Tokusa zeichen.jpg
    Tokusa-mon Emblem, mon
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  10. Toro zeichen.jpg
    Tōrō-mon Emblem, mon
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  11. Urade zeichen.jpg
    Urade-mon Emblem, mon
    Bild © Gionmatsuri. (Letzter Zugriff: 2021/8/24)
  12. Yamabushi zeichen.jpg
    Yamabushi-mon Emblem, mon
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  13. Ayagasa zeichen.jpg
    Ayagasa-mon Emblem, mon
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  14. Kanko Zeichen.jpg
    Kanko-mon Emblem, mon
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  15. Kikusui zeichen.jpg
    Kukusui-mon Emblem, mon
    Bild © Gionmatsuri.jp. (Letzter Zugriff: 2014/8/13)
  16. Naginata hoko zeichen.JPG
    Naginata-mon Emblem, mon
    Bild © Gionmatsuri.jp. (Letzter Zugriff: 2014/8/13)
  17. Niwatori zeichen.jpg
    Kanji für niwatori SchriftzeichenErstellt von Andip
  18. Tsuki zeichen.jpg
    Tsuki-mon Emblem, mon
    Bild © Gionmatsuri.jp. (Letzter Zugriff: 2014/8/12)