Drachenpalast

Aus Kamigraphie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Seiten-Infobox
ThemengruppeArchitektur (religiöse Gebäude, Anlagen, Details)
Name Drachenpalast 竜宮城 (Ryūgū-jō)
Funktion Palast
Ort Meeresgrund
Gottheiten Watatsumi 綿津見
Bemerkung Fiktiver Palast, dessen Existenz nur in Legenden und Sagen vorhanden ist
Im Hintegrund der Drachenpalast. Autor: Kuniyoshi, 1861

Der Drachenpalast oder Ryūgū-jō 竜宮城 ist der Palast des Drachenkönigs Watatsumi 綿津見. Der Ryūgū-jō liegt auf dem Meeresboden und bietet ein Zuhause auch für andere Meerestiere. Den Legenden nach wurde der Palast aus roten und weißen Korallen, oder aus reinem Kristall gebaut. Laut der Legende von Urashima Tarō 浦島太郎 war der Palast nach den vier Jahreszeiten gegliedert, wobei jeweils eine Himmelsrichtung einer Jahreszeit entsprach. An der östlichen Seite des Palastes war Frühling, im Süden Sommer, im Westen Herbst und im Norden war Winter (Kawai 1995, S. 109). Auch die Zeit vergeht anders im Ryūgū-jō. Laut einer Version dieser Legende entspricht ein Tag im Ryūgū-jō 100 Jahren außerhalb des Palastes. Andererseits gibt es aber auch die Version, dass einem Jahr im Ryūgū-jō 100 Jahre außerhalb des Palastes entsprechen, wie in der genannten Version der Legende von Urashima Tarō, welche unten etwas genauer erläutert wird.

Die bekanntesten Legenden

Es gibt zahlreiche Legenden und Mythen, die das Motiv des Drachenpalastes beinhalten. Diese Mythen und Legenden wurden in verschiedenen Versionen weitergegeben. In diesem Artikel werden lediglich zwei davon vorgestellt, wodurch aber die anderen Versionen nicht abgewertet werden sollen.

Urashima Tarō

Urashima Tarō von Kuniyoshi Utagawa

Die Legende von Urashima Tarō ist wohl eine der bekanntesten Sagen über den Ryūgū-jō weltweit. Es gibt verschiedene Versionen dieser Legende. Manche davon lassen sich bis aufs 8. Jahrhundert zurückführen (Kawai 1995, S. 107). Die zentrale Handlung verläuft in etwa so:

Urashima Tarō war ein junger gutaussehender Fischer, der bei einem Strandspaziergang eine Gruppe von Kindern sah, die eine Schildkröte quälten. Er rettete die Schildkröte, indem er sie den Kindern abkaufte und sie anschließend im Meer freiließ. Einige Zeit später hörte er während er fischte eine Stimme, die seinen Namen rief. Die Stimme gehörte zur selben Schildkröte, die er erneut rettete. Diese bot Urashima Tarō zum Dank für seine Güte an, sie zum Drachenpalast zu begleiten. Er nahm das Angebot an und folgte der Schildkröte zum Drachenpalast am Meeresboden.

Dort wurde Urashima Tarō wie ein Adeliger behandelt und er lernte die wunderschöne Drachenprinzessin Otohime 乙姫 kennen. Er verliebte sich in diese und heiratete sie. Beide lebten drei Jahre lang ein glückliches, schönes und sorgloses Leben. Nach diesen drei Jahren wollte Urashima Tarō jedoch seine Familie besuchen. Zögernd ließ ihn die Drachenprinzessin gehen und gab ihm eine wunderschöne Schachtel (tamatebako 玉手箱) mit, welche er jedoch unter keinen Umständen öffnen sollte.

An Land eilte der junge Fischer in sein Dorf, jedoch wurde es zu diesem Zeitpunkt bereits von fremden Menschen bewohnt. Außerdem fand er sein eigenes Haus menschenleer und unbewohnt vor. Um eine Erklärung für diese Umstände zu finden, ging Urashima Tarō los und befragte jene Menschen, die nun in seinem Dorf lebten. Er erkundigte sich, ob jemand einen jungen Mann namens Urashima Tarō kennen würde, aber niemand kannte diesen. Die einzige Ausnahme war ein sehr alter Mann, der behauptete, sein Vater hätte ihm von einem gewissen Urashima Tarō erzählt, der vor sehr langer Zeit verstorben sei. So fand Urashima Tarō heraus, dass die Zeit im Drachenpalast und außerhalb des Palastes unterschiedlich schnell verging. Drei Jahre im Drachenpalast waren also 300 Jahre außerhalb des Palastes.

Dies versetzte den jungen Fischer in tiefste Trauer. Allein in seiner Verzweiflung setzte er sich an den Strand und vergaß die schöne Drachenprinzessin. Er öffnete ihre Schachtel. In genau diesem Moment stieg weißer Rauch auf und Urashima Tarō verwandelte sich in einen sehr alten Mann mit weißem Haar, langem Bart und krummen Rücken. Er alterte immer weiter bis er letzten Endes starb (Radin 1946, S. 289).

Toyotama-bime und Hoori no Mikoto

Toyotama-bime verwandelte sich in ein wani von Toyohara Chikanobu in 1886

Dieser Legende nach hatte die Gottheit Hikoho no Ninigi no Mikoto 彦火瓊瓊杵尊 zwei Söhne mit den Namen Hoderi no Mikoto 火照命 und Hoori no Mikoto 火遠理命. Hoderi no Mikoto war auch bekannt als Umi-sachi-hiko 海幸彦, also „Meeres-Glücks-Prinz“, und Hoori no Mikoto wurde auch Yama-sachi-hiko 山幸彦, also „Berg-Glücks-Prinz“, genannt. Beide Brüder waren Jäger, wobei beide jeweils in denjenigen Gebieten jagten, die ihren Namen entsprachen. Hoderi jagte also im Meer und Hoori jagte Tiere an Land.

Eines Tages tauschten die Brüder für kurze Zeit ihre Jagdgeräte, stellten jedoch schnell fest, dass die Jagdgeräte des jeweils anderen in ihren Gebieten nicht gut funktionierten. Und so wollte Hoderi no Mikoto seinen Angelhaken zurück, welchen Hoori no Mikoto aber bereits verloren hatte. Da sein Bruder aber auf diesen Angelhaken bestand und auch keinen Ersatz dafür wollte, entwickelte sich ein Streit zwischen den beiden Brüdern. Als Hoori in Bedrängnis kam, riet ihm Shiho-dzuchi no kami zu Watatsumi no kami zu gehen. Hoori no Mikoto folgte diesem Rat und machte sich auf den Weg zum Meerespalast, in dem Watatsumi lebte. Dort lernte er auch dessen Tochter Toyotama-hime 豊玉姫 kennen, welche er heiratete und mit der er im Palast lebte. Während er im Palast wohnte, lehrte ihn Watatsumi allerlei Magie, wie zum Beispiel die Nutzung des Flut-steige-Juwels und des Flut-sinke-Juwels.

Drei Jahre lang lebte er im Drachenpalast aber nach dieser zeit wollte Hoori aufgrund von Heimweh wieder zurück an Land gehen. Bevor er sich jedoch auf den Weg machte, gab Watatsumi ihm noch den Angelhaken von Hoderi mit und Toyotama-hime sagte ihm, dass sie schwanger sei und er für sie an Land ein Gebärhaus errichten solle (Florenz 1901, S. 222). Hoori no Mikoto gab zwar anschließend Hoderi no Mikoto den Angelhaken zurück, dennoch war der Streit der beiden Brüder damit nicht beendet. Daher warf Hoori das Flut-steige-Juwel ganz nach Plan von Watatsumi ins Meer, um so ein Hochwasser zu erzeugen, in welchem Hoderi zu ertrinken drohte. Anschließend rettete Hoori seinen Bruder (Florenz 1901, S. 221), weshalb dieser sich Hoori unterwarf und ihm versprach, sein Wächter und der seiner Nachkommen zu werden (S.a. Oka 2012, S. 215).

Nach Schlichtung des Streits, kam Toyotama-hime zum vorhergesagten Tag gemeinsam mit ihrer Schwester Tamayori-hime 玉依姫 zum Strand um zu entbinden. Sie bat Hoori no Mikoto ihr nicht bei der Geburt zuzusehen, da sie sich während der Geburt in einen wani beziehungsweise einen Drachen verwandelte. Hoori sah aber trotz der Bitte von Toyotama-hime bei der Geburt heimlich zu, wodurch sie sich so beschämt fühlte, dass sie das Land verließ und den Weg ins Meer von nun an versperrte (Florenz 1901: S. 223–224).

Das Kind der beiden blieb jedoch an Land und bekam den Namen U-gaya-fuki-aezu no Mikoto 鵜葺草葺不合命 (Florenz 1901, S. 225). Dieser heiratete später seine Tante Tamayori-hime und sie bekamen vier Kinder: Itsu-se no Mikoto, Ina-hi no Mikoto, Mi-ke-nu no Mikoto und Kamu-yamato Ihare-biko no Mikoto. Das jüngste wurde später zum ersten Kaiser Japans, dem bekannten Jinmu Tennō (Oka 2012, S. 216).

Ein ausführliches Resümee ist auch auf der Seite Bergglück und Meerglück zu finden.

Katase Enoshima Bahnhof

Katase Enoshima Bahnhof in Fujisawa

Der Katase Enoshima Bahnhof (片瀬江ノ島駅) ist ein Bahnhof in Fujisawa, Kanagawa. Dieser Bahnhof wurde am 1. April 1929 eröffnet und die Architektur des Gebäudes wurde vom Ryūgū-jō inspiriert.

Verweise

Siehe auch

Literatur

  • Karl Florenz (Ü.) 1901
    Nihongi: Japanische Mythologie. (Mittheilungen d. Dt. Ges. f. Natur- und Völkerkunde Ostasiens, IV.) Tokyo: Hobunsha 1901. (Ü. von Nihon shoki, Götterzeitalter nebst Auszügen aus Kojiki und fudoki.)
  • Kawai, Hayao (1995). Dreams, Myths and Fairy Tales in Japan. Einsiedeln: Daimon.
  • Oka, Masao (2012). Kulturschichten in Alt-Japan I. Bonn: Bier´sche Verlagsanstalt.
  • Radin, Paul (1946). "Folktales of Japan as told in California" The journal of american folklore 59/233, S.289-308

Externe Links