Buddhismus und Humor

Aus Kamigraphie
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Das Lachen im Buddhismus

Viele Buddhismus-Gelehrte sind sich uneinig darüber ob sich die Darstellung eines lachenden Buddhas mit dem Zustand der Erleuchtung vereinbaren lässt. Da Lachen mit weltlicher Ausgelassenheit assoziiert wird, scheint es unpassend einen Buddha oder buddhistische Gottheiten lachend darzustellen. Auch im Westen ist man der Ansicht, dass die Ausübung von Spiritualität mit einer gewissen Seriosität verbunden ist. Lachen scheint an heiligen Orten keinen Platz zu haben.

Trotzdem werden vor allem in Zen-buddhistischen Kunstwerken die Figuren oft ausgelassen fröhlich oder sogar albern bis brüllend lachend dargestellt. Auch einige alte buddhistische Sutren unterstellen Buddha gelacht zu haben. Hyers ist der Meinung, dass dem Humor im Zen wichtige Funktionen zukommen, auf die weiter unten genauer eingegangen wird. Um den Konflikt zu lösen, versuchte, die Gelehrten das Lachen in 6 Kategorien hierarchisch einzuteilen, indem sie die Abhandlung Bharatas zum indischen Theater als Referenz heranzog (Hyers:268 1989).

  1. Sita: Die höchste und nobelste Form, ein angedeutetes, ruhiges und gelassenes Lächeln.
  2. Hasita: Ein Lächeln, dass die Zahspitzen hervorblitzen lässt.
  3. Vihasita: Ein weites Lächeln, begleitet von bescheidenem Lachen
  4. Upahasita: Ein stärkeres Lachen bei dem sich Kopf, Schultern und Arme bewegen.
  5. Apahasita: Lautes Lachen bei dem einem die Tränen kommen
  6. Atihasita: Brüllendes Lachen bei dem man sich auf die Oberschenkel klopft, vor lachen kugelt etc.

Die beiden ersten und elegantesten Formen des Lächelns waren für die oberste Kaste in Indien angemessen. Daher kamen buddhistische Gelehrte zu dem Schluss, dass diese Stufen auch adäquat für einen Buddha wäre.

Humor im Zen Buddhismus

Nach Hyers nimmt Humor und das sonst eher verächtete Lachen im Zen-Buddhismus einen besonderen Stellenwert ein (Hyers 1989:270). Es dient unter anderem dazu festgesetzte Kategorien aufzubrechen und dem Schüler alternative philosophische Ansichten näher zu bringen.

Gleichzeitig zeigen Aufzeichnugen von Zen-Anekdoten auch auf, dass es absurd ist, die Welt durch eine bestimmte philosophische Denkweise erklären zu wollen. Durch den Überraschungseffekt einer komischen Antwort, die man nicht erwartet, ist es leichter für den Schüler bestimmte buddhistische Konzepte zu verstehen oder zu hinterfragen und schließlich irgendwann zur Erleuchtung zu gelangen.

Beispielsweise stellen Kanzan und Jittoku ein für den Zen-Buddhismus typisches Gegensatzpaar dar. Hyers vergleicht sie mit typischen Clown-Duos im Westen (wie etwa Dick und Doof oder Charlie Chaplin als paradoxe Solofigur). Jedoch werden im Zen-Buddhismus ihre Gegensätze eher willkommen geheißen und als etwas Positives gedeutet. Keiner der beiden steht über dem anderen und sie befinden sich harmonisch auf gleicher Augenhöhe. Hyers betont den inklusiven, versöhnlichen Charakter des Zen-Humors, der gegen Exklusivität und Polarisation arbeitet. Es geht eher darum Konflikte zu begraben und sich über weltliche Torheiten lustig zu machen.

Humoristische Motive in der Kunst

Im Zen-Buddhismus in China und Japan wird Bharatas spiritualistische Rangordnung des Lachens sozusagen auf den Kopf gestellt. In der Kunst und Literatur werden Götterikonen oftmals im 5. oder 6. Rang lachend dargestellt, was aber umso mehr ihren hohen Grad der Erleuchtung symbolisiert (Hyers:269 1989).

Die in Japan allseits bekannten Sieben Glücksgötter sind heute zwar eher an den Shinto-Glauben gebunden, sind aber ein ebenso gutes Beispiel für die humoristische Darstellung der Gottheiten in der Religion. Besonders da einige von ihnen interessanterweise in ihrer ursprünglichen buddhistischen Form eine furchteinflößende, kriegerische Gestalt annahmen (Kita 1998).

Kanzan und Jittoku

Hängerollbild v. Nagasawa Rosetsu. Jittoku, einen Bambuseimer haltend, liest das Gedicht seines Freundes, Kanzan, der ihm dieses erwartungsvoll entgegenstreckt.

Kanzan 寒山 (chin. Han Shan) und Jittoku 拾得 (chin. Shi De) waren exzentrische Mönche, die im alten China der Tang Periode (618-906) auf Bertg Tiantai (Tendai) gelebt haben sollen. Das Paar gilt als eines der beliebtesten Motive für Zen-Malerei. Während Kanzan ganz dem Wesen eines Zen-Mönchs entsprechend, als Eremit und Poet seine Tage verbrachte, soll Jittoku in der Küche eines Klosters als Putzkraft gedient haben. Die beiden sollen sich in einer unsinnigen Sprache unterhalten haben, die nur sie beide verstanden. Zum Dank dafür, dass Jittoku seinem Freund Essensreste aus dem Kloster brachte, las Kanzan ihm seine Gedichte vor. Typischerweise wird Kanzan mit einer Schriftrolle und Jittoku einen Besen haltend dargestellt. Der Maler Nagasawa Rosetsu, selbst Nachfahre eines Samurais, stellt das ungleiche Paar - den Dichter und die Küchenhilfe - vollkommen harmonisch als ebenbürtige Parteien dar.[1]

Die drei Lachenden im Tigertal

Das Motiv der drei Lachenden im Tigertal (kokei no sanshō 虎渓三笑) illustriert folgende Geschichte: Zur Zeit der Jin-Dynastie (265-420) im alten China soll der buddhistische Mönch Eon 慧遠 (chin. Huiyuan) auf dem Berg Rozan 廬山 (chin. Lu Shan; berühmter Berg im Norden der Provinz Jiangxi) ein Leben als Einsiedler geführt haben. Er hatte den Schwur geleistet niemals die Steinbrücke im Tigertal (kokei 虎渓) zu überqueren. Als ihn eines Tages die zwei Eremiten Tōenmei 陶淵明 und Rikushūsei 陸修静 (chin. Lù Xiū jìng) besuchen kamen, waren die drei jedoch so sehr ins Gespräch vertieft, dass Eon nicht bemerkte, dass er die Steinbrücke überquerte. Als sie bemerkten, was passiert war, brachen die drei Mönche in schallendes Gelächter aus und so kam es zur Entstehung des Motivs über die drei Lachenden (Hyers:270 1989)[2].

Die drei Lachenden wurden in Japan meist als Vertreter der „Drei Lehren“ (Buddhismus, Konfuzianismus, Daoismus) dargestellt. Das Motiv vermittelt damit die in Mittelalter und Früher Neuzeit gängige Auffassung, dass die Drei Lehren letztlich eins seien (sankyō itchi 三教一致).

Verweise

Anmerkungen

  1. Siehe: Art Gallery NSW Stand 10.2.2014; The Walters Art Museum Stand 10.2.2014
  2. dictionary.goo.ne.jp(Stand:16.2.2014)

Quellen

  • Conrad Hyers 1989
    „Humor in Zen: Comic midwifery.“ Philosophy East and West 39/3 (1989), S. 267-277.
  • Sadakichi Kita 1998
    „Shichifukujin no seiritsu.“ In: Miyata Noboru (Hg.), Shichifukujin shinkō jiten. Tokyo: Ebisu Kōshō Shuppan 1998, S. 298–307. (Erschienen 1935. S.a. Exzerpt.)