Exzerpt:Ohnuki-Tierney 1991

Aus Kamigraphie
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-- in Bearbeitung von Dominika Kacerova --

Rezensiertes Werk:

Emiko Ohnuki-Tierney 1991
„The emperor of Japan as deity (kami).“ Ethnology 30/3 (1991), S. 199-215. (Exzerpt.)

Die Autorin

Emiko Ohnuki–Tierney ist eine japansiche Anthropologin, die einen Lehrstuhl am Institut für Anthropologie an der Universität Wisconsin, USA innehat. Im Laufe ihrer wissenschaftlichen Arbeit veröffentlichte sie neben zahlreichen Monographien, auch einige Fachartikel, die sich mit der Kultur und Riten der Ainu bis etwa Anfang der 1980er Jahre befassten. Später widmete sie sich vorwiegend der Macht und der Funktion von Symbolen in der japanischen Kultur. In ihrem Text Rice as Metaphor of the Japanese Self vom Jahr 1994 und weiteren Werken greift sie auch die Rolle der Nahrung in der japanischen Gesellschaft auf, die über die normale Bedeutung als Lebengrundlage hinausgeht.

Mehr Informationen und Fachartikel gibt es auf ihrer Universitäts-Homepage.

Der japanische Kaiser als eine Gottheit (Kami)

In diesem Artikel beschäftigt sich Ohnuki mit der symbolisch-religiösen Bedeutung des Tennō als einer Kami-Gottheit, deren Bedeutung sich von dem christlich-jüdischen Konzept grundsätzlich unterscheidet. Laut Ohnuki-Tierney ist es gerade das Verständnis der Fluidität des Konzepts von kami, die die Veränderungen des kaiserlichen Regierungssystem und der Rolle von Tennō im Laufe der Geschichte nachvollziehbar macht.

Die Geschichte des kaiserlichen Regierungssystem

Im ersten Teil, dem geschichtlichen Teil, beschreibt Ohnuki-Tierney die Urspründe des kaiserlichen Regierungssystem. Die Entstehung des ersten japanischen Reichs Yamato erfolgte fast sechs Jahrhundert nach der Einführung des Nassreisbaus in Japan (~350 v.Chr.). Die politisch-religiöse Macht der frühen Herrscher war mit dem Reisanbau eng verknüpft. Die politische Macht dieser magico-religiöse Anführer beruhte auf ihrer übernatürlichen Kraft eine gute Ernte zu versichern.

Dafür wurde jährlich ein Ernteritual durchgeführt, welches zugleich auch die politische Macht des Herrschers sicherte. Dies ist unter anderen der Grund, wofür viele Forscher die religiös-rituale Natur im Gegensatz zur politischen Natur der frühen japanischen Herrschern betonen. Die politische, ökonomische sowie religiöse Funktion der frühen Anführern in dem damaligen politischen System Ritsuryō, kommt bei der Thronbesteigungszeremonie Daijōsai, die an demselben Tag wie das Erntefestival Niiname stattfindet, klar zum Ausdruck. Aus der Perspektive des Herrschers ist Daijōsai ein persönlicher sowie politischer Akzessionsritus, der die Neuerwerbung seiner Seele, seines Amtes und, wenn man dieser Logik folgt, auch des kaiserlichern Systems sichert.