Kusanagi
Themengruppe | Objekte (Gegenstände, Skulpturen, Bilder) |
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Name | Kusanagi no tsurugi 草薙の剣/草薙剣 („Grasmähe-Schwert“) |
Typus | Schwert |
Funktion | Throninsignie des Tennō |
Kusanagi no tsurugi 天叢雲剣/草薙剣, wtl. das „Grasmähe-Schwert“, ist ein sagenumwobenes Schwert, das bereits in den ältesten Mythen Japans erwähnt wird und zu den drei Throninsignien des Tennō — Schwert, Spiegel und Krummjuwelen — zählt. Unter diesen Symbolen der kaiserlichen Herrschaft ist es das einzige, das von der Erde stammt. Es soll sich seit vorhistorischer Zeit im Atsuta Schrein befinden und wird dort als Repräsentant (tamashiro 霊代) der Schreingottheit verehrt.
Mythologischer Ursprung
Das Kojiki 古事記 (712) erzählt, dass Susanoo 素戔嗚/須佐之男 das Schwert Kusanagi an Amaterasu 天照 überreicht, im Nihon shoki 日本書紀 (720) bringt er es den Himmelgöttern dar. Die Übergabe des Schwertes an Amaterasu bzw. die Himmelsgottheiten ist leicht durchschaubar als Erfindung der Autoren des politisch motivierten Mythos (Naumann 1996:109). Als spätere Throninsignie musste das Schwert an Amaterasu übergeben werden, damit sie es dem Himmelsenkel Ninigi 邇邇芸 beim Hinabsteigen auf die Erde geben konnte. So wird überspielt, dass Kusanagi „in alter Zeit“ bei Susanoo selbst gewesen sein soll und es mit dem „Schwert des Lebens“ identisch sein muss, das Ōkuninushi 大国主 von Susanoo als Instrument der Herrschaft und als Zeichen der Legitimation überlassen wird [1].
Bevor sich Ōkuninushi verbirgt, überreicht er laut Nihon shoki Futsunushi 経津主神 und Takemikazuchi 建御雷 einen Speer, mit dem er das Land unterworfen hat [2]: „Ich habe mit diesem Speer erfolgreich regiert. Wenn der Himmelsenkel mit diesem Speer das Land regiert, wird er es gewiss unterwerfen und befrieden.“ [3].
Laut Naumann wird so bewusst jeder Gedanke an das Schwert ausgeschaltet, mit dem Ōkuninushi eigentlich das Land unterworfen hat [4].
Yamato Takeru 日本武 erhält das Schwert von seiner Tante, Yamato-hime in Ise um für seinen Vater Keikō-tennō 景行天皇 "die bösen Menschen auf den zwölf Wegen der Ostgegend zu beruhigen" [5]. Es ist nicht nur ein Instrument der Zerstörung, sondern auch eine Quelle des Lebens und der Stärke für jenen, der es trägt [6]. Sobald Yamato Takeru das Schwert bei seiner Frau in Owari lässt, wird er rasch von einer Kranhkeit dahingerafft.
Im 7. Jahrhundert versucht der „Shiragenser Bonze Dōgyō“ [7] das Schwert zu stehlen und nach Silla zu bringen. Laut der Gründungsgeschichte des Atsuta-Schreins befreit sich das Schwert selbständig und kehrt an seinen Platz im Schrein zurück. Dōgyō versucht erneut, das Schwert nach Silla zu bringen scheitert aber schließlich an den Wetterverhältnissen während der Überfahrt nach Silla und muss nach Japan zurückkehren [8].
Nachdem es wieder gefunden wird, wird das Schwert im kaiserlichen Palast aufbewahrt, weil man es im Atsuta-Schrein nicht sicher genug wähnt [9]. Dort wird es aber Tenmu-tennō 天武天皇 zum Verhängnis. Er fällt ebenfalls einer Krankheit zum Opfer, die mit dem Schwert in Verbindung gebracht wird. Laut einer Weissagung liegt das Schwert einem Fluch zugrunde, der auf Tenmu lastet. Es wird daraufhin in den Atsuta Schrein zurückgebracht.
Der Name des Schwertes Kusanagi
Kusanagi no tsurugi 草薙の剣, wie die volle Bezeichnung lautet, wird üblicherweise als "Grasmähendes Schwert" übersetzt. Dieser Name wird auf eine Episode aus dem Leben von Yamato Takeru zurückgeführt, in der er während seines Feldzuges in einen Feldbrand gerät und um sich zu retten das brennende Gras um sich herum mit dem Schwert niedermäht.
In der Version der Episode in der Susanoo die Schlange Yamata no Orochi[10] besiegt, des Kogo shūi wird ein anderer Name des Schwertes, nämlich Ama no Mura-kumo 天叢雲 (Himmlische Wolkenhaufen), erwähnt. Kojiki und Nihon Shoki geben nur den Namen Kusanagi an.
Nelly Naumann stellt einen Konnex zwischen dem Wort kusanagi und der Bedeutung "Schlange" in verschiedenen altaischen Sprachen her, indem sie auf die Etymologie des Wortes verweist. Leider gibt sie keine Beispiele für diese vermeintliche Wortverwandtschaft an, wodurch die Verbindung schwer nach zu vollziehen ist. Laut dieser Theorie kann das Schwert als stellvertretender Teil für das Ungeheuer Yamata no Orochi gesehen werden. Die Geschichte, dass das Schwert seinen Namen erst durch die im Kogo shūi erwähnte Begebenheit mit Yamato Takeru erhielt, führt sie darauf zurück, dass dieser Name (als Assoziation zur Schlange) nicht mehr verstanden wurde und daher einer neuen Erklärung bedurfte [11]. Diese Theorie bedarf einer genaueren Überprüfung.
Der Verlust des Schwerts bei Dan-no-ura
Im Heike monogatari wird der mythologische Hintergrund des Schwertes zusammenfassend nacherzählt, da dieses während der Schlacht von Dan-no-ura im Meer verloren ging. Obwohl für die Bergung des Schwertes viel unternommen wurde, konnte es nicht gefunden werden. Einige meinen, dass Yamata no orochi durch den Verlust des Schwertes einen Groll hegte und nach 80 Generationen in den achtjährigen Antoku gefahren ist, um das Schwert zurück in die Tiefen des Meeres zu nehmen.[12] Das Schwert ist dabei aber abhängig von der Version entweder das echte oder nur eine Fälschung.[13]
Verweise
Literatur
- William George Aston (Ü.) 1896Nihongi: Chronicles of Japan from the earliest times to a.d. 697. London: Kegan Paul 1896. (Zahlreiche Neuauflagen, JHTI Onlineversion, Onlineversion (Wiki-Source).)
- Basil Hall Chamberlain (Ü.) 1932Kojiki: Records of ancient matters. Kobe: J. L. Thompson & Co 1932. (Erste Auflage 1919, JHTI Onlineversion, Onlineversion.)
- Hiroshi Kitagawa (Ü.) 1975The tale of the Heike. Tokyo: University of Tokyo Press 1975.
- Herman Ooms 2009Imperial politics and symbolics in ancient Japan: The Tenmu dynasty, 650 - 800. Honolulu: University of Hawai'i Press 2009.
- Ratnam Selinger Vyjayanthi 2013Authorizing the Shogunate: Ritual and material symbolism in the literary construction of warrior order. (Brill's Japanese studies library 44.) Leiden: Brill 2013.
Fußnoten
- ↑ Naumann 996: S. 110
- ↑ Aston 1956: S. 68-69
- ↑ Aston 2008: S. 68-69
- ↑ Naumann 1996: S. 141
- ↑ Florenz 1919: S. 103
- ↑ Ooms 2009: S. 124
- ↑ Florenz 1919: S. 365
- ↑ Florenz 1919: S. 365-366
- ↑ Florenz 1919: S. 366
- ↑ siehe auch Susanoo und Yamata no Orochi
- ↑ Naumann 1996: Seitenzahl
- ↑ Kitagawa 1975:684-89
- ↑ Vyjayanthi 2013:116-117