Sekibō

Aus Kamigraphie
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Themengruppe Objekte (Gegenstände, Skulpturen, Bilder)
Name sekibō 石棒
Sonstige Namen ältere Bezeichungen sind raitsui 雷鎚 oder raichin 雷碪
Typus prähistorische Phallusgegenstände
Funktion verschiedene Funktionen zugewiesen, etwa das Verleihen von Fruchtbarkeit oder das Stiften einer Ehe
Entstehungszeit Mitte der Jōmon-Zeit
Diese Seite entstand im Kontext des Seminars Kamigraphie:Wintersemester 2011.

Prähistorische Phallusgegenstände oder sekibō 石棒 (ältere Bezeichungen sind raitsui 雷鎚 oder raichin 雷碪) lassen sich bereits Mitte der Jōmon-Zeit (ca. 3600 v. Chr. Bis 2500 v. Chr.) in Japan finden und bekamen im Laufe der Zeit verschiedene Funktionen zugewiesen, wie etwa das Verleihen von Fruchtbarkeit oder das Stiften einer Ehe. Ihr Kult verschmolz aber auch mit der Verehrung der dōsojin (Quejada 1998: 1-4). Die Bedeutung der sekibo hing dabei jeweils von der „Kultur“ ab, in der sie hergestellt wurden. In der Yamanashi Präfektur wurden sie zum Beispiel als Grabsteine verwendet (Quejada 1998: 14).

Es gibt verschiedene Arten der sekibō, z.B. sekibō mit einer Eichel an jedem Ende oder sekibō ohne jegliche Eichel (Quejada 1998: 6). Deswegen gibt es auch verschiedene Deutungsversuche, wie etwa, daß die sekibō Waffen waren (Quejada 1998: 16), daß sie zum Dreschen von Korn eingesetzt wurden (Quejada 1998: 23), oder daß sie als Symbole für unverständliche Naturvorgänge dienten (Quejada 1998: 18). Hierbei ist von Bedeutung, daß nicht der Phallus an sich verehrt wurde, sondern das, was er repäsentierte: die Natur (Quejada 1998: 19).

Es mag von Bedeutung sein, dass die sekibō zuerst in einer Zeit auftraten, in der die Bevölkerung Japans sesshaft wurde, und das Leben als Jäger und Sammler zugunsten eines Lebens als Bauer aufgegeben wurde (Quejada 1998: 7).

Es gibt eine Besonderheit in der Funktionalität der Phalli: Jene Kultusobjekte, die ohne das Zutun des Menschen entstanden sind, dienen speziellen menschlichen Bedürfnissen (wie etwa Fruchtbarkeit, leichte Niederkunft, etc.), während künstlich erschaffene Phalli landwirtschaftlichen Bedürfnissen dienen (Quejada 1998: 83f).

Die Phallussymbolik findet sich auch in den beiden ältesten uns erhaltenen japanischen Textsammlungen, dem ''Kojiki'' (712 n. Chr.) und dem ''Nihongi'' (720 n. Chr.), da Forscher den Himmelsspeer, mit dem das Götterpaar Izanami und Izanagi die erste Insel erschaffen haben sollen, als Phallus deuten (Quejada 1998: 7). Auch der Stein, mit dem sich Izanagi vor der Verfolgung seiner verstorbenen Frau in der Unterwelt schützt, kann als Phallussymbol gedeutet werden Quejada 1998: 28).

Auch die dōsojin 道祖神 können in der gleichen Funktion auftreten. Sie werden als kami verehrt und an Straßen aufgestellt, um den Reisenden Schutz zu gewähren, aber auch, um das Böse daran zu hindern, in Orte einzudringen (Quejada 1998: 31f).

An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Mythen dem Herrscherhaus dazu dienten, seine „göttliche“ Herkunft und seinen Machtanspruch zu legitimieren Quejada 1998: 39).

Die Bedeutung des Phallus im Zusammenhang mit Landwirtschaft ist zuerst im Kogoshui (807 n. Chr.) schriftlich festgehalten, als dem Mythos nach der Gott der Reisernte Mitoshi no kami die von ihm gesandte Heuschreckenplage erst nach verschiedenen Opfergaben, unter denen sich ein Phallussymbol befinden sollte, beendete (Quejada 1998: 29f).

Literatur

Ellen Quejada 1998
Phallic whorship in Japan: Celebrating the phallus. Ann Arbor: UMI 1998. (UMI Kopie einer unveröffentlichten Magisterarbeit, Exzerpt.)
Karl Florenz 1919
Die historischen Quellen der Shinto-Religion. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1919. (Übersetzungen von Kojiki und Nihon shoki [in Auszügen] sowie Kogo shūi [ganz].)