Exzerpt:Saitō H 2012
exzerpiertes Werk:
Behandelt werden vor allem jene Aspekte, die sich um die verschiedenen Versionen der Legenden um Gozu Tennō und ihren Verwendungszweck drehen.
Autor
Saitō Hideki 齋藤英喜 ist Professor an der Bukkyo Universität und forscht über japanische Mythologie, Rituale, Magie und Onmyōdō. [1] Giorgio Premoselli schrieb seine Dissertation an der Bukkyo Universität über buddhistische Kultur und arbeitet im Moment als Übersetzer für Smartphone-Spiele. [2]
Der Artikel
Die Anfänge des japanischen Volksglaubens Izanagi-ryū いざなぎ流, dessen Ursprünge in der Präfektur Kochi liegen, können bis zum Ende des Mittelalters und Beginn der Moderne zurückdatiert werden. Sie sind Überbleibsel der nicht-institutionellen Aspekte des onmōyji 陰陽師 Glaubens. Man nimmt an, dass Izanagi-ryū in einem Teilaustausch mit verschiedenen Glaubensvorstellungen und Ritualstilen, die sich Ende des Mittelalters in Japan entwickelt haben, gebildet hat. (278)
Der Autor bearbeitet die Frage, welche Aspekte der rituellen Welt um Izanagi-ryū im Besonderen mit Onmyōdō 陰陽道 verbunden sind. Dazu untersucht er die Gottheit Gozu Tennō 牛頭天王, die sowohl im Izanagi-ryū als auch im Kult um Gozu Tennō, der im Gion/Yasaka Schrein in Kyoto verehrt wird, vorkommt. Der Kult gründet sich unter anderem auf die Legende Gion Gozu tennō go-engi 祇園牛頭天王御縁起 aus der späteren Muromachi-Zeit. Im Laufe der Zeit entstanden mehrere Versionen der Legende, wobei eine sich im Hoki naiden ほき内伝 finden lässt. Eine Sammlung von Erzählungen abgeleitet aus dem Hoki naiden mit dem Namen Tengeshō no saimon 天下小の蔡文 wurde von Izanagi-ryū übernommen. (279–280)
Gozu Tennō im Hoki naiden
Das Hoki naiden ist vermutlich zwischen der Nambokuchō-Zeit und Muromachi-Zeit entstanden. Die Legende von Gozu Tennō wird als grundlegende Mythologie für kalendarische Annotationen verwendet, auftretende Gottheiten im Hoki naiden werden mit Onmyōdō-Gottheiten vermischt und so in die Welt der kalendarischen Kommentare rekichū 暦注 (Almanach) als Almanachgötter eingegliedert. Beispielsweise wird Gozu Tennō mit Tendō-jin 天道神 (Gott des himmlischen Weges) und Somin Shōrai 蘇民将来 mit Tentoku-jin 天徳神 kombiniert. (284–285)
Folgendes Zitat verdeutlicht die zweifache Natur von Gozu Tennō im Hoki naiden:
Here, Tendō-jin is in the direction of Gozu Tennō. This direction is very auspicious for all things and if one buries the placenta or sets for the first time a saddle pointing in this direction, everything one desires and seeks will be fulfilled.
Aus diesem Grund wird das Werk in der Forschung einer kalendarischen Schule zugeschrieben und nicht wie früher weitläufig angenommen Abe no Seimei 安倍晴明 attributiert. Hoki naiden zählt daher auch als eine Repräsentation mittelalterlicher Mythologie um kalendarische Gottheiten. (284,287)
Gozu Tennō im Tengeshō der Izanagi-ryū
Gozu Tennō ist im Izanagi-ryū unter Tengeshō bekannt und laut dem Hoki naiden ist dies ein weiterer Name für den Seuchengott. (284,289)
Während in der ursprünglichen Legende Gozu Tennō auf der Suche nach einer Ehefrau ist und auf seinem Rückweg Rache an Kotan Shōrai 巨旦将来 nimmt, der ihm zuvor Gastfreundschaft verweigerte, dreht sich im Tengeshō no saimon die Geschichte vor allem um eine Verschmutzung durch eine Geburt. Gozu Tennō reist in diesem saimon mit seiner hochschwangeren Frau Gion Daimyōjin 祇園大明神 und während Kotan Shōrai das Paar aufgrund Angst gegenüber einer Verschmutzung durch eine mögliche Geburt nicht in sein Haus lässt, gewährt Somin Shōrai ihnen Unterkunft. Gozu Tennō bzw. Tengeshō wird also als ein Wesen aufgefasst, welches ein Haus durch Geburtsblutung verunreinigen könnte. (288–290)
Dieses neue Wesenart hängt mit der Verwendung von Izanagi-ryūs Tengeshō no saimon zusammen. Tengeshō no saimon wird vor allem während Heilungsriten für eine kranke Person rezitiert, in denen der Seuchengott vom Körper der Person „entfernt“ wird und zu einem Platz mit dem Namen Kotan no sato 臣旦の里 geschickt wird. In der Erzählung wird Kotans Haus später von Gozu Tennō zerstört und genau an diesem Ort wird im rituellen Gebet die Seuchengottheit platziert. (291–292)
Das rituelle Motiv eine Seuchengott zu vertreiben hat zu einer Reinterpretation der ursprünglichen Legende geführt. Die Besonderheit des Kultes um Gozu Tennō dreht sich im Izanagi-ryū um das Bewusstsein, dass er keine schützende Gottheit vor Krankheit ist, sondern als Seuchengott weggeschickt werden muss. (293)
Fazit
Im Hoki naiden, welches vor allem als kalendarische Anmerkung gedacht ist, schützt Gozu Tennō als Tendō-jin vor Unglück. Er wird als kalendarische Gottheit dargestellt, die die Bedeutung des Onmyōdō-Kalenders mit seinen richtungsabhängigen Tabus und glücks- und unglücksverheißenden Veranstaltungen bestätigen soll. (293)
Tengeshō in der rituellen Welt von Izanagi-ryū ist dafür weder schützend noch kalendarischer Natur. Tengeshō no saimon stellt die Grundlage für das „zurücksendende Ritual“ und Reinigung einer kranken Person dar und wird dazu benutzt, um mit den Göttern zu kommunizieren. (293)