Exzerpt:Kita1998/Die Charakteristika der sieben Glücksgötter

Aus Kamigraphie
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Charakteristika der sieben Glücksgötter (S. 304-305)

Exzerpt von Lisa-Maria Maierhofer

Die Auswahl der sieben Glücksgötter wurde nicht allein aufgrund des Bittens um Glück getroffen, sondern vielmehr gab es humorvolle Bildmotive, wo sich [die Glücksgötter] gegenseitig Streiche gespielt haben, ganz nach dem Geschmack der Zeit.

Glücksgötter beim Spiel (Hokusai, 1858)

Diese Späße und Spielereien, wie beispielsweise Ebisu und Hotei beim kubibiki 首[1], Daikoku und Hotei beim Glücksspiel oder Daikoku und Hotei, wie sie sich gegenseitig am Bart ziehen, oder bei Trinkgelagen machten jene Glücksgötter vorwiegend aus. Eigentlich sollte man ja diese Glücksgötter verehren und es wäre besser, wenn sie wie wirkliche ernsthafte Götter wären. (信仰の上から云えば... also in etwa: "aus religiöser Perspektive..." Kita will damit unterstreichen, dass die Glücksgötter keinem rein rel., sondern einem künstl. Hintergrund entstammen. Keine moralische Wertung! B.S.) Wahrscheinlich infolge der damals vorherrschenden Zen-Mode wurden aber ältere Glücksgottheiten wie Ugajin 宇賀神 [2] oder die Wegegötter (Dōsojin 道祖神) abgelöst und außergewöhnliche [3] neuere Gottheiten wie Hotei und Fukurokuju wurden als Glücksgötter ausgewählt. Zusammenfassend kann man sagen, dass keine ernsthafte Glücksgötter mit einander verbunden wurden (shūgō 集合), sondern dass es sich um Götter handelt, die zusammen herumalbern.

Vier Schläfer (China, 14. Jh.)

Aber es war nicht so, dass die Zahl Sieben sofort festgelegt war. Das lässt sich z.B. an den vier Glücksgöttern von Shūgetsu 秋月 [s.o.] erkennen, die wahrscheinlich den Vier Schläfern (shisui 四睡)[4] oder den Vier Trinkern (shikō 四晧) nachempfunden sind, oder an weiteren Kombinationen von zwei Glücksgöttern. Auch wenn die Wahl der sieben Glücksgötter wahrscheinlich mit den Sieben Segnungen zu tun hatte, bedeutete das nicht, dass sich diese Auswahl sofort fest etablierte. In der Literatur der Muromachi-Zeit (1337-1573) tauchen sie nicht als festes Ensemble auf. Die vergleichsweise ältesten Beispiele kommen wohl aus dem Kyōgen 狂言.[5]

Unter diesen Glücksgöttern, wurde Uzume durch Benzaiten ersetzt. Und so entstanden die heutigen sieben Glücksgötter. Dass man die Unfug treibende weibliche Göttin Otafuku ([alter ego der Uzume]) durch die ernsthaftere Benzaiten ersetzte, bedeutet wohl nichts anderes, als dass sich die Einstellung gegenüber den Glückgöttern vom Spaß zur ernsthaften Verehrung wandelte. Benzaiten stammt ebenso wie Bishamon-ten und Daikoku aus Indien. In Japan wurde sie mit Ugajin identifiziert und war von alters her eine Gottheit, der man starken Glauben entgegenbrachte.

Im Kyōgenki 狂言記 [6] steht zudem folgendes geschrieben:

Die Gottheiten Benzaiten von Chikubujima 竹生島, Tamonten (entspricht Bishamon-ten) vom Berg Kurama 鞍馬[7], Ebisu, Daikoku, Fukurokuju und Jurōjin garantieren für alle Zeit ein langes Leben. Sie sind mit vielen Millionen Jahren gesegnet. Uns auch Hotei, der vielen Kindern Liebe entgegenbringt und der all jene glücklich macht, die ihn anbeten und ihnen ein langes Leben beschert, wird lange bestehen.

Auch sonst sind die Glücksgötter immer wieder zum Stoff von Kyōgen geworden, etwa in Ebisu-Daikoku 夷大黒, Renga-Bishamon 連歌毘沙門, Fukuwatari 福渡 (auch Kurama-mairi 鞍馬詣), oder Negi-yamabushi 禰宜山伏, um nur einige Stücke zu nennen.

Anmerkungen

  1. "Kopfseilziehspiel". Ein Spiel, bei dem ein zu einem Ring gebundenes Seil um die Nacken der sich gegenübersitzenden Kontrahenten gelegt wird. Man versucht seinen Gegner zu sich heranzuziehen. kotobank 首引き (Stand: 2014/01/14)
  2. Ein seit dem Mittelalter verehrter Gott der Landwirtschaft in Japan. Sein Ursprung geht auf die japansichen Mythen zurück. Wikipedia.jp (Stand: 2014/01/14)
  3. Im Text steht eigentlich "仙骨を伸びた" --> Einsiedler waren etwas sonderbar, daher heißt 仙骨を伸びた nicht "sich das Kreuzbein strecken" sondern eher "sonderbar"/"außergewöhnlich".
  4. "Die Vier Schläfer" bezeichnet ein Bildtitel eines Werkes von 道釈. Es zeigt 4 schlafende Personen: den Zen-Meister Bukan 豊干 wie er mit Kazan 寒山, Jittoku 拾得 und einem Tiger am Ufer eines Baches in einer Schluchtschläft. Es soll die damalige Auffassung von Zen-Buddhismus wiedergeben. National Institutes for Cultural Heritage
  5. Kyōgen sind lustige Geschichten, die während einer Noh-Aufführung zur Auflockerung aufgeführt wurden. Wikipedia.jp (Stand: 2014/01/14)
  6.  Sammelbegriff für Bücher mit Kyogen-Gedichten und Erzählungen, die seit der Edo-Zeit im Umlauf kamen. 1660 bis 1730 wurden 4 Arten von Kyogen-Bücher herausgegeben、welche jeweils 50 Bände enthielten. kotobank 狂言記 (Stand: 2014/01/20)
  7. Liegt in Kyōto und es gibt dort auch den Kurama Tempel, wo Bishamonten verehrt wird Wikipedia.jp