Exzerpt:Naumann 1964

Aus Kamigraphie
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Naumann, Nelly (1963). „Yama no kami - die japanische Berggottheit: (Teil II: Zusätzliche Vorstellungen).“ Berggottheit und Schlange (1963), S. 76-91. (Rezension.)

Einleitung in Japans Berggottheit und Schlange

In manchen Gebieten zählt die Schlange als Vorbote der Berggötter. Wie etwa in Yamagutchi, Fukushima, Tochigi und Okayama. Manchmal ist die Schlange (sei sie nun dargestellt mit weißer Haut oder einäugig) auch der Berggott selbst. Im Nihonshoki wird die Schlange zweimal erwähnt.

In Yamagata und Niigata gibt es eine Sage, in der einem blinden Lautenspieler eine schlangenartige Berggottheit erscheint. Sie warnt ihn – zum Dank für sein Spiel - , dass das Dorf in das er gehen möchte, überschwemmt werden soll. Der Berggott stellt sich als böser Wassergott heraus. Der Blinde soll bestraft werden, weil er die anderen Dorfbewohner vor der Überschwemmung warnt. Doch letztendlich kann die Schlange vernichtet werden.

Eine ähnliche Sage, mit einen blinden Lautenspieler, findet sich auch mit einen wolfartigen Berggott, der schließlich zu einer schlangenartigen Berggottheit wurde. (In mehreren Fällen wird von einer schlangenartigen Berggottheit gesprochen, es gibt auch Verbindungen zu schlangenartigen Donner- oder Wassergottheiten.)

Higo Kazuo hat folgendes Herausgefunden:

  1. Tötung der Yamata no orochi durch Susanoo – Seilziehen am Festtag der Berggottheit
  2. Susanoo ist Gott der Bäume wie Yama no kami (lässt Bäume aus seinen Haaren wachsen. Später mehr zu den Unterschieden der beiden Götter)
  3. Susanoo ist Jahresgott. Schlangenopfer Susanoos und Susanoo als Vegetationsgott
  4. Ōkuninushi ist ein Nachfahre von Susanoo. Dieser ist in enger Verbindung zu Initiationen und Männerbünden und Yama no kami zu sehen (diese Verbindung ist allerdings nicht nachgewiesen)

Die Berggottheit darf auf keinen Fall als eine einheitliche Gestalt gesehen werden.

Susanoo – Gott der Bäume – Jahresgott

Abgesehen von der Hypostase Susanoos wie auch Ōtoshi no kami und Uka no mitaka, so kann Susanoo noch als Vegetationsgottheit gesehen werden (setzt Bäume durch ausreissen seiner Haare – was auch beim südchinesichen Pan-ku-Mythous bekannt ist, Pflanzen der zur Nahrung notwendigen achtzig Fruchtarten). Die Namen der Kinder Susanoos beziehen sich alle auf den Hausbau. Susanoo hat jedoch eine ganz andere Eigenschaft als der Gott des Waldes Yama no kami. Susanoo pflanzt Bäume mit seinen Haar, damit der Sohn des Gottes, Schiffe bauen kann und sich so der Schätze Kara (Korea) aneignen kann. Susanoo pflanzt ausschliesslich Baumarten für Schiffsholz, zum Bau von Palästen und Särgen. Yama no kami hingegen wacht über seine Bäume und muss besänftigt werden, möchte man seine Bäume schlägern. Susanoo hingegen schafft damit nur Bauholz und gilt als „Ernährer“ für sein Volk.

Susanoos Kampf mit der Schlange

Susanoo wird von den Göttern aufgrund seiner Untaten in das Land Izumo verbannt, wo er auf die Eltern eines Mädchens stößt, welches von einer achtköpfigen Schlange verschlungen (und damit als Opfer dargebracht) werden soll. Susanno tötet die Schlange (in deren Schwanz er das berühmte Grasmähe-Schwert findet) und heiratet das gerettete Mädchen.

Eine derartige Erzählung findet sich auch in Mythen aus China und Korea wieder. Susanoo beendet, indem er die Schlange tötet, das jährliche Opferritual, indem man der Schlange ein junges Mädchen darbringen musste. Eine ähnliche Tötung, einer Schlange und damit Beendigung eines Opferrituals, findet sich auch in einen Nō-Spiel (Ikenie) wieder.

Mitte Juni findet das takekiri (Bambusschneiden) in den Provinzen Tamba und Ōmi (die miteinander in Konkurrenz stehen) statt. Die langen Bambusstangen symbolisieren die Schlange, die durch das Zerteilen unschädlich gemacht wird. Die Partei, die den Wettkampf gewinnt, wird eine Bessere Ernte einfahren.

Die heutige Zeremonie der Trennung des „weiblichen“ und „männlichen“ Bambus, läßt sich auf die Legende zurückführen, in der zwei böse Schlangen die Menschen quälten und man die männliche Schlange umbrachte und die weibliche Schlange rettete, weil diese versprach das Wasser des Berges nie versiegen zu lassen.

Es gibt noch mehr Rituale in der das Symbol der Schlange vorkommt. Wie etwa das Ombe-uchi (ombe-Schlagen), indem Reisbrei-Stöcke in den Boden geschlagen werden, bis nur noch Fetzen von ihnen übrig sind.

Oder das Fest der Berggottheit Shiga-mura bei dem eine Strohschlange geflochten und zum Seilziehen verwendet wird. Higos Agumentation kann sich Naumann nicht anschliessen, da es keine festen Anhaltspunkte außer der Symbolik der langen Gegenstände, wie Seil und Bambus, gibt.

Der Schlangenkampf des Susanoo geht auf die Vernichtung des Bösen zurück, um die Weltordnung wieder herzustellen. Susanoo ist somit kein Eroberer sondern ein „Ordnungsheld“. Naumann geht hierbei also nicht von einen „Schlangenopfer“ aus. Ein wichtiges Merkmal ist auch das Schwert Susanoos, dass aus besonden Metall besteht und er im Schwanz der zerstückelten Schlangenbestie gefunden hat. Susanoos chinesiches Vorbild hatte nur einen Bogen und somit waren seine Waffen aus Holz.

Susanoo tritt nirgends als Schlangengott in Erscheinung (wie etwa sein Enkel Ōkuninushi).

Die Schlange als Geschöpf der Unterwelt findet sich auch im Märchen der Jägerbrüder Ōnanji und Konanji wieder. Die Brüder gingen in die Berge in eine Höhle, doch plötzlich versperrte ihnen eine Frau den Weg und bittet Ōnanji nicht weiterzugehen. Ōnanji zerschnitt das Seil seines Bruders aus Eifersucht. Dieser ging weiter in die Höhle hinein und sah eine schöne Frau, die er heiratete. Konanji bekommt schließlich Heimweh und vor seiner Rückkehr auf die Erde, übergibt ihm seine Frau ein Kleid, mit dem er niemals Hunger leiden werde. Das Kleid hiess „Schlangen-Sommerkleid“ (derartiges gibt es auch wieder in Chinas Mythen) und verwandelte seinen Träger in eine Schlange. Höhle, Berg und Unterwelt werden somit mit der Gestalt der Schlange verbunden.

Fazit

Ich fand das Kapitel sehr interessant. Im Gegensatz zu anderen Kapitel in denen Nelly Naumann nur kritikfrei aufzählt, was im Nihonshoki steht, finde ich den Vergleich mit Higo Kazuo regelrecht "erfrischend". Da dieses Werk Naumanns aus dem Jahr 1963 stammt, wird (wie zu erwarten war), "das Rad nicht neu erfunden" und man darf sich nicht etwas erwarten, was man ohnehin nicht schon kennt. Dennoch ist es als Einstieg in die Mythologie Japans empfehlenswert und lesenswert.

Weiterführende Links

Nelly Naumann (Wikipedia) In memoriam Nelly Naumann Universität Hamburg