Migration im japanischen Altertum

Aus Kamigraphie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

In den Fudoki finden sich mehrere, teilweise versteckte Hinweise auf die Existenz koreanischer Migrationsgruppen, die meist mit überlegenem technologischen Wissen ausgestattet waren und teilweise gezielt in bestimmten Gebieten angesiedelt wurden.

Kyushu

...

Izumo, Hino Delta

Laut Aoki (1971) sandte der Yamato-Hof koreanische Einwanderer oder Flüchtlinge nach Izumo, um die Macht des dortigen Herrschers zu schwächen. Besonders im Flussdelta des Flusses Hino wurden diese jedoch nicht konfliktfrei akzeptiert. Die ursprünglichen Bewohner Izumos verehrten den Gott Ohonamuchi, während die neuen Siedler an die Gottheit Ajisuki glaubten, die vom Yamato-Hof kam. Möglicherweise blieben sie aufgrund mangelnder Kenntnis der japanischen Sprache auch untereinander und gliederten sich nicht ein. Die heimischen Siedler sahen höchstwahrscheinlich auf sie herab.

Allerdings mussten sie zugeben, dass die neuen Siedler mehr Wissen und Erfahrung in der Landwirtschaft verzeichneten als sie selbst und dass ihre Werkzeuge den eigenen überlegen waren. Auch wenn sie diese Überlegenheit anerkannten, konnten sie sich nicht überwinden, den Gott Ajisuki zu verehren. Ohonamuchi adoptierte also Ajisuki, den Gott des glänzenden Pfluges.

Aoki (1971:66) sagt, man könne davon ausgehen, dass die Sprechstörungen des Gottes des glänzenden Pfluges die Unkenntnis der japanischen Sprache der koreanischen Einwanderer symbolisiere, während der Konflikt zwischen den heimischen und den neuen Siedlern in der Mythologie als Vater-Sohn-Beziehung dargestellt wurde. Im Izumo fudoki wird berichtet, dass Ohonamuchi nach seinem weinenden Sohn sah, bis es diesem besser ging. Als Ajisuki reifer wurde und sich an Izumo anpasste, hörte er auf, zu lamentieren. Dies könnte ebenfalls die sich langsam entwickelnde Beziehung zwischen den einheimischen Siedlern und den neuen Einwanderern darstellen bzw. die Anpassung der Einwanderer an Izumo.

Harima

Durch das ganze Harima fudoki zieht sich der Konflikt zwischen „neu“ und „alt“. So verkörperten im Dorf Ihibo im gleichnamigen Bezirk, Ame no hiboko, welcher aus Korea kam, und Ashihara no Shikowo, der herrschende Japaner in diesem Gebiet, zum einen die „neuen Immigranten“ und zum anderen die „lokale Bevölkerung“. Die Geschichte ist als Konflikt zwischen der indigenen Bevölkerung und den neuen Einwanderern, um die Vormachtstellung des Gebietes zu interpretieren.

Einwanderer aus Korea nannte man Karahito, denn KARA steht für Han auf Koreanisch. Im Bezirk Shikama in Harima wurde das Dorf Karamuro nach koreanischen Häusern benannt, welche von Ahnen der Karamuro no Obito Familie erbaut wurden. Man geht also davon aus, dass die Karamuro no Obito Familie eine große Rolle in diesem Bezirk spielte. Die Dörfer Kochi und Kusakomi wurden nach koreanischen Einwanderern benannt. Kana, von der Nara no Kochi Familie, ein Ahne der Yamamura aus Korea, war an der Namensgebung dieser Dörfer beteiligt. Zuerst siedelten sich die Nara no Kochi Familie im Naragebiet an, deswegen auch der gleiche Name, ehe sie von Generation zu Generation in weitere Gebiete zogen.

Auch im Bezirk Ihibo wird ein Dorf genannt, welches nach koreanischen Einwanderern benannt wurde. Eine Besonderheit im Bezirk Ihibo sind archäologische Funde einer Heilquelle, welche nach koreanischem Abbild erbaut wurde. Diese Quelle soll von Prinzessin Okinaga Tarashi nach einem erfolgreichen Feldzug in Korea erbaut worden sein.

Chinesisch-koreanische Gruppen

Unter den Migranten aus Südkorea waren im Bezirk Ihibo auch einige chinesische Einwanderer, die über Paekche nach Japan kamen. Kure no Suguri, welcher im Altertum von Kara (südlicher Teil Koreas) nach Ihibo kam, war wahrscheinlich chinesischer Abstammung, denn KURE bedeutet im koreanischen „kultiviert“ bzw. „aus China kommend“. Die wichtigsten frühgeschichtlichen aus China stammenden Migrantengruppen waren vermutlich die Aya 漢 bzw. Ayahito 漢人 und die Hata 秦. Die Gruppe der Aya, welche hauptsächlich aus hohen Beamten und Aristokraten bestand, siedelte sich laut Bruno Lewin hauptsächlich in der Provinz Yamato an, von wo aus sie in andere Provinzen sich ansiedelten. Die Gruppe der Hata, die hauptsächlich aus Bauern und Handwerkern bestand, kam über Nord-Kyushu nach Japan und siedelten sich relativ zerstreut im damaligen Japan an.

Der Stammbaum des Sakanoue-Geschlechtes (Sakanoue-keizu 坂上系図) nennt in der Provinz Harima Ayahito no Suguri 漢人村主 und es werden laut weiteren Quellen von Siedlungen von Han-Leuten berichtet. Zwei Dörfer mit dem Namen Ayabe 漢部 im Bezirk Shikama und Ihibo weisen auf alte Siedlungsgebiete hin. Laut dem Harima fudoki ist Ayabe im Bezirk Shikama von Ayahito aus der Provinz Sanuki besidelt worden. Das Dorf Hirakata im Bezirk Ihibo ist ebenfalls aus dem Harima fudoki eine Gründung von Ayahito aus Hirakata im Bezirk Mamuta von Kawachi. Im Jahre 722 n.Chr. werden auch Oshinomi no Ayahito aus Yamato genannt, die nach Harima abgewandert sind. (Lewin 1962:67)

Allem Anschein nach war der Bezirk Ako größtenteils von Hata besiedelt. Einer Annalenmeldung aus dem Jahre 864 n.Chr. zufolge fungierte damals als Oberdistriktvorsteher ein Hata no Miyatsuko Uchimaro. Die Hata no Miyatsuko von Harima dürften auf eine lange Tradition zurückblicken, da die Distriktvorsteher aus den Kreisen des alteingesessenen Landadels gewählt wurden.(Lewin 1962:88)

Literatur

  • Aoki, Michiko, 1997. Records of Wind and Earth: A Translation of Fudoki, With Introduction and Commentaries.
  • Lewin, Bruno, 1962 Aya und Hata. Bevölkerungsgruppen Altjapans kontinentaler Herkunft. Wiesbaden:Otto Harrassowitz.

Dieser Artikel wurde ursprünglich für das Schwesterprojekt Fudokipedia verfasst.