Kappa
Themengruppe | Geister (inkl. Tiere und Monster) |
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Name | Kappa 河童 („Kind des Flusses“, „Flussgeist“) |
Sonstige Namen | Kawatarō 河太郎, Kawako 川子, Kahaku 河伯, Kawappa かわっぱ, Kawarō 河郎 |
Ikonographie | tellerförmige Vertiefung am Kopf, Panzer am Rücken, Schnabel |
Attribute, Begleiter | klein, hinterlistig |
Der kappa gehört zu den wohl bekanntesten japanischen Fabelwesen (yōkai 妖怪, auch „Gespenster“) im japanischen Volksglauben und zeichnet sich durch diverse regionale Varianten aus. Der kappa-Glaube war besonders in der Edo-Periode (1603-1868) und der Meiji-Periode (1868-1912) verbreitet, als er als groteske und durchaus tödliche Kreatur beschrieben wurde. Kappa sollten erst in den letzten Jahren als ungefährliche, niedliche Wesen wahrgenommen werden. Der Begriff kappa wird auch umgangssprachlich für Personen verwendet, die gut schwimmen können. Der Ausdruck stammt ursprünglich aus der Kantō-Region und bedeutet wörtlich „Kind aus dem Fluss“.[1] Wie der Name bereits sagt, werden kappa mit Flüssen und Seen, seltener auch mit Salzwasser in Verbindung gebracht.
Ursprünge
Der kappa wird erstmals in den Nihon shoki 日本書紀 Annalen als mitsuchi 大虬 (heute auch mizuchi 蛟 „Wasserdrache“, Schlange)[2] erwähnt. Der Erzählung zufolge lebte jenes Wesen im Jahr 379 im Fluss Kawashima (kawashimagawa 川嶋河) in der Provinz Kibi (kibi no kuni 吉備国)[3], wo es Reisende mit seinem Gift tötete. Eines Tages erschien ein starker Mann namens Kasa no Agatamori 笠県守, der drei Flaschenkürbisse in den Fluss warf und zu dem Wasserdrachen sagte: „Wenn du diese drei Flaschenkürbisse versenken kannst, ziehe ich mich zurück. Doch wenn du dies nicht schaffst, so töte ich dich.“ Der Wasserdrache wurde nach seinem gescheiterten Versuch getötet, wodurch der Fluss wieder sicher war. Das Blut des Wasserdrachen färbte den Fluss rot und von jenem Tag an wurde die Stelle, an der der Wasserdrache getötet wurde, als agatamori no fuchi 県守の淵 (dt. „Agatamori-Tiefe“) bezeichnet.
Aussehen
Kappa werden meist als wie in etwa drei- bis vierjährige Kinder kleine Wesen beschrieben, wobei sie in manchen Abwandlungen auch so groß sein können wie zehnjährige. In manchen Quellen werden sie als am ganzen Körper behaart charakterisiert, in anderen als mit Schuppen bedeckt. Durchgehend wird jedoch eine tellerförmige Vertiefung (sara 皿) auf dem Kopf des kappa beschrieben, in der sich Wasser befindet. Sollte diese Stelle am Kopf austrocknen oder das Wasser ausgeschüttet werden, so verliert er seine Kräfte, in manchen Quellen heißt es sogar, dass dies zum Tod führt. Es heißt von kappa, dass sie einen Panzer am Rücken tragen und einen spitzen Mund wie einen Schnabel aufweisen. Kappa sollen nach Fisch riechen, zwischen ihren Fingern wachsen Schwimmhäute und es gibt zahlreiche Farbenvariationen, wobei sie häufig als bläulich-gelb mit blau-schwarzem Gesicht beschrieben werden. Heutzutage werden sie jedoch häufig als grüne Wesen dargestellt. Aufgrund dieser Beschreibungen wird über Weichschildkröten (suppon スッポン) gesagt, dass sie als eine Vorlage der kappa dienen, wobei kappa auch eine enge Beziehung zu Japanmakaken (nihonzaru 日本猿) nachgesagt wird. Folglich leitet sich das Aussehen des kappa vermutlich nicht von einem einzelnen, sondern vielmehr von einer größeren Anzahl lebender Tiere ab.
Eigenschaften
In vielen Erzählungen wird von der Vorliebe der kappa für Sumō berichtet, weshalb sie häufig Menschen zu einem Zweikampf herausfordern. Solange sich Wasser in der Vertiefung befindet, kann ein kappa nicht besiegt werden. Da es sich jedoch um ein höfliches Wesen handelt, das menschliche Rituale wertschätzt, wird er sich vor dem Kampf verbeugen, was ihn seine Kräfte verlieren lässt. Ebenfalls sind kappa dafür bekannt, Gurken zu lieben. In manchen Erzählungen heißt es, dass wenn man eine Gurke isst und dann schwimmen geht, von kappa angegriffen wird. In anderen wird hingegen gesagt, dass das Essen einer Gurke vor einem solchen Angriff schützt. Andere Speisen, die von kappa bevorzugt werden, inkludieren japanische Auberginen, Soba, Nattō (fermentierte Sojabohnen) und Kürbisse. Gegen Flaschenkürbisse (siehe Abschnitt Ursprünge) verspüren sie jedoch Abscheu.[4] Nicht nur in den Nihon shoki Annalen, sondern auch in anderen Erzählungen werden kappa dazu herausgefordert, Flaschenkürbisse zu versenken, was schließlich zu ihrer Vertreibung führt. Als eine Erklärung für diese Abneigung wird die Trockenheit des Flaschenkürbisses als Grund genannt, die im Gegensatz zu der größtenteils aus Wasser bestehenden Gurke steht und quasi eine Bedrohung in Form des Austrocknens der Vertiefung im Kopf symbolisiert.
Kappa als Bedrohung
Kappa werden häufig als hinterlistige Wesen beschrieben, so haben sie beispielsweise eine Vorliebe dafür, Kinder und Erwachsene ins Wasser zu zerren. Häufig liegt der Grund darin, die Leber der Person zu stehlen, wobei der kappa die Hand in den Anus des Opfers einführt, um das Organ zu stehlen. Doch nicht nur Menschen wurden in Erzählungen zu Opfern des kappa, auch Kühe und Pferde wurden häufig ins Wasser gezerrt. Bevor der kappa jedoch die Leber stehlen kann, muss es ein „Organ“ namens shirikodama 尻子玉[5] herausreißen, das den Tod des Opfers bedeutet. In manchen Erzählungen lauern kappa Frauen in der Toilette auf und vergewaltigen sie. Dies führt in gewissen Fällen sogar zu einer Schwangerschaft, wobei die Kinder nach der Geburt „aufgrund ihres grotesken Aussehens“ getötet werden[6].
Kappa als hilfreiches Wesen und Gottheit
Die meisten Versuche der kappa böses anzustellen, sind jedoch von Fehlschlag geprägt, was häufig dazu führt, dass sie von Menschen in ihrem schwachen Zustand erwischt werden. Ohne Wasser in der Vertiefung im Kopf kommt die wohlwollende Seite des kappa zum Vorschein und um von den Menschen freigelassen zu werden legt es meist ein Versprechen ab. Dieses Versprechen kann sich darin äußern, dass der kappa nie wieder Personen in der Umgebung belästigen wird, bei der Feldarbeit mithilft oder sein medizinisches mit den Menschen teilt. Dieses Wissen über Salben und andere Heilprozesse ist weitgehend im kappa-Glauben verbreitet. Kappa werden auch in manchen Regionen als lokale Gottheiten angebetet. Es wird von ihnen erzählt, dass sie zweimal im Jahr zwischen den Bergen und Flüssen der Region hin- und herwandern, wobei sie den Herbst und Winter als Berggottheit ( yama no kami 山の神) verbringen und im Frühling und Sommer als Wassergottheit ( mizu no kami 水の神) dienen sollen. Diese jahreszeitlichen Wechsel sind häufig mit unterschiedlichen Ritualen verbunden, um für eine reiche Ernte zu bitten.
Kappa in Sprichwörtern
Als beliebte Fabelwesen finden die kappa häufig in Sprichwörtern Erwähnung. An dieser Stelle werden die wichtigsten samt Erklärung angeführt.
Transkription | Japanisch | wörtliche Übersetzung | Bedeutung |
oka ni agatta kappa | 陸に上がった河童 | ein kappa an Land | „wie ein Fisch auf dem Trockenen“; in der falschen Umgebung sein |
kappa no kinobori | 河童の木登り | ein kappa klettert auf einem Baum | etwas tun, worin man nicht gut ist |
kappa ga sara no mizu wo koboshita yō | 河童が皿の水をこぼしたよう | als hätte der kappa das Wasser aus der Vertiefung seines Kopfes verschüttet | Bestürztheit über den Verlust von etwas, worauf man sich verlassen hat |
kappa ni shio wo atsuraeru | 河童に塩を誂える | einen kappa um Salz bitten | eine irrtümliche Bestellung machen (da ein kappa in Flüssen lebt, ist es sinnlos, ihn um Salz zu bitten, das aus Meerwasser gewonnen wird) |
kappa ni suiren wo oshieru | 河童に水練を教える | einem kappa das Schwimmen beibringen | einer Person wichtigtuerisch etwas beibringen, was sie schon längst beherrscht/weiß |
kappa no kawanagare | 河童の川流れ | kappa werden vom Fluss fortgerissen | auch als Experte ist man nicht gegen Fehlschläge gefeit |
kappa no kangeiko | 河童の寒稽古 | das Üben/Proben von kappa im Kalten | etwas erscheint auf den ersten Blick anstrengend, doch ist in Wahrheit nicht der Rede wert |
kappa no he | 河童の屁 | der Furz eines kappa | 1. Eine kinderleichte Angelegenheit, 2. Eine Person, die alles nur halb macht, 3. Etwas Unbedeutendes |
Verweise
Anmerkungen
- ↑ Es gibt bei der Namensgebung eines solchen „Flussgeistes“ regionale Unterschiede, beispielsweise die Namen enkō 猿猴, kawako, mizushi, mizuchi etc. http://kappauv.com/hiroba/jisyo.html
- ↑ Es kann nicht eindeutig gesagt werden, ob es sich bei mitsuchi und kappa um dasselbe Wesen handelt, jedoch wird mitsuchi generell als eine regionale Variante anerkannt.
- ↑ Region im Gebiet der heutigen Präfekturen Okayama und Osthiroshima
- ↑ Weiters haben kappa eine Abneigung gegen Sesam, Ingwer, Spucke und Eisen.
- ↑ Physiologisch betrachtet existiert das shirikodama nicht. Als eine Erklärung dafür wird die Tatsache genannt, dass bei Ertrunkenen der Anus offen ist, als wäre etwas daraus entfernt worden. Eine weitere Erklärung betont die Beziehung der Homophone tama 玉 („Kugel“, „Ball“) im Wort shirikodama und tama 魂 bzw. 霊 als Seele.
- ↑ Foster 1998, 8
Quellen
Foster, Michael Dylan 1998 “The Metarmophosis of the Kappa. Transformations of Folklore to Folklorism in Japan”, Asian Folklore Studies 57/1, 1-24.
http://sky.geocities.jp/sk291006/rekisi/rsanpo5/dai2wa/index.htm (Stand: 2014/02/15)