Shōjō

Aus Kamigraphie
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Shôjô rakuga (2).jpg
Seiten-Infobox
ThemengruppeGeister (inkl. Tiere und Monster)
Name shōjō 猩々 bzw. 猩猩 („Orang Utan“)
Sonstige Namen chin. shēng-shēng 狌狌 bzw. xīng-xīng 猩猩
Herkunft China
Ikonographie menschenähnlicher Affe bzw. affenähnlicher Mensch mit roten Händen, langen, hellroten Haaren, pinkem Gesicht und weißen Ohren
Attribute, Begleiter kann sprechen, liebt Reiswein, hat eine natürliche Begabung zum Tanz, hat ein fröhliches Wesen, lebendig, helfend-freundlich
Funktion, Wirkkraft feierlich, glücksverheißend und heilt von bösen Träumen
shōjō

Bilder

Geschichte

shōjō als Nō-Maske

Der shōjō 猩々(chinesisch shēng-shēng 狌狌 oder xīng-xīng 猩猩) ist ein chinesisches Fantasietier, eine Art Affe, menschenähnlich, mit roten Händen und langen, roten Haaren. Ein shōjō begreift die Sprache der Menschen und man sagt, dass er viel Sake trinke. Es gibt auch ein Nō-Drama unter diesem Namen und eine Nō-Maske, die gleichgesetzt wird mit den dōji 童子 bzw. jidō 慈童, den ewig Jungen. Diese betrunkenen Naturgeister repräsentieren die Zunft der Weinhändler: Sie verfügen über eine Sake-Quelle, die niemals versiegt. In der Zoologie nennt man die Menschenaffen der Orang Utan, die in waldigen Gebieten Sumatras oder Borneos leben, shōjō 猩々. Außerdem ist der shōjō ein Seeungeheuer mit hellem, rotem Haar und dieser liebt es eben sehr, große Mengen von heiligem, weißem Sake zu trinken.



Tanzender shōjō beim Nō-Spiel

In der Schrift Guideways through Mountains and Seas werden bereits Wesen mit weißen Ohren, roten Augen und einem langen Schwanz beschrieben bzw. auf Holzschnitten gezeigt, die eine Mischung aus Affe und Mensch darstellen, einen aufrechten, aber gebückten, kauernden Gang haben und dennoch laufen wie Menschen. Wenn man ein solches Wesen esse, erhöhe dies die eigene Fähigkeit, schnell zu laufen. Dieses Tier namens xīng-xīng wird auch in späteren Kapiteln erwähnt, aber dort ähnelt es einem Schwein oder grünem Biest mit menschlichem Gesicht und es soll fähig sein, sich Menschen per Namen zu merken. Weil es auch sprechen konnte, galten seine Lippen als Delikatesse. Die Menschen sollen es gefangen haben, indem sie Wein, der es betrunken macht, und aneinander gewebte Sandalen als Falle an seinen Wanderrouten, auf denen es normalerweise verkehrte, aufstellten und befestigten. In einer anderen Schrift namens Recovered Documents of Zhou wird es aber als Gestalt beschrieben, die einem gelben Hund mit einem Hahnenkopf ähnelt, bei dessen Verzehr man sich von Albträumen [1] heilen kann. [2]


shōjō im Nō-Drama

Aus dem gesammelten Material der Tänze des Nō und des Kabuki schließt man, dass dieses Phantasiewesen auch aus folgender Geschichte entstanden sein könnte: In der Nähe der chinesischen Bucht von Jiangxi soll ein braves und pflichtbewusstes Kind Sake verkauft haben. Ein sogenannter shōjō habe seine Tugendhaftigkeit gelobt und ihm eine Sakequelle geschenkt, die niemals ende. Der shōjō hat eine natürliche Begabung zum Tanz, die durch Trunkenheit noch gesteigert wird. Das ist auch vielfach zu einem Sujet bildlicher Darstellung geworden. Außerdem hat er einen feierlichen, glücksverheißenden Charakter und wird deshalb auf Ukiyo-e und Surimono und ähnliche Einblatt-Drucke gezeichnet. [3]


shōjō-Tanz 猩々舞

Weiters gibt es eine sehr bekannte Legende aus der japanischen Mythologie von einem armen Mann namens Yurine, der in der Nähe des heiligen Berges Fuji lebte. Dieser wurde eines Tages sehr krank, und als er merkte, dass seine Tage gezählt waren, wollte er noch einen Becher Sake trinken, bevor er starb. Weil es keinen Sake mehr in der kleinen Hütte gab, ging Koyuri, sein Sohn, los, um den Wunsch seines sterbenden Vaters zu erfüllen. Er war nicht lange gegangen, da traf er auf zwei merkwürdig aussehende Kreaturen mit langem, rotem Haar, grünen Seetang-Gürteln um ihre Hüften und einer Hautfarbe wie pinke Kirschblüten. Als er näher kam, entdeckte er, dass sie Sake tranken. Die Wesen erklärten sich bereit, dem armen Jungen Sake für seinen Vater mitzugeben, den er auch sofort zu diesem brachte. Der Vater fühlte sich gleich besser und verlangte nach mehr. Also lief Koyuri zu den rothaarigen Kreaturen zurück, die ihm noch etwas abgaben und so seinen Vater fünf Tage lang versorgten, bis er gesund wurde. Yurines Nachbar Mamikiko hatte davon gehört und wurde eifersüchtig, denn er liebte Reiswein über alles. Er ging zu Koyuri, trank von dem Sake und behauptete, es sei keiner, sondern nur schmutziges Wasser. Er zwang den Jüngling, ihn zu den roten Wesen zu bringen, die ihm noch mehr Sake gaben. Mamikiko nahm sich eine besonders große Menge, aber als er davon trank, wurde ihm übel. Der rote Mann erklärte, dass er ein shōjō sei und in der Nähe des Drachenpalastes am Grunde des Ozeans lebe. Er sei gekommen, um den Berg Fuji anzusehen. Der Sake helfe nur guten Menschen, er mache sie gesund und verlängere deren Leben. Aber für gierige und egoistische Menschen sei dieser Reiswein Gift. Der shōjō hatte aber Mitleid mit Mamikiko und gab ihm ein Pulver, das er zusammen mit dem Sake trinken solle, um ihn zu heilen. Danach schloss Mamikiko Freundschaft mit Yurine.


Shichinin shōjō hatsuyume

Anmerkungen

Literatur

  • Michael Ashkenazi 2003
    Handbook of Japanese mythology. Santa Barbara: ABC-CLIO 2003.
  • Frederick Hadland Davis 2007
    Myths and legends of Japan. New York: Cosimo 2007.
  • Henri J. Joly 1967
    Legend in Japanese art: A description of historical episodes, legendary characters, folklore, myths, religious symbolism illustrated in the arts of old Japan. Rutland, Vt. u.a.: Tuttle 1967.
  • Tokihiko Ōtō 1969
    „Shōjō.“ Encyclopedia Japonica. Tōkyō: Shōgakukan 1969, S. 424.
  • Jeremy Roberts 2010
    Japanese Mythology from A to Z. New York: Chelsea House Infobase Publishing 2010.
  • Richard E. Strassberg 2002
    A Chinese bestiary: Strange creatures from the guideways through mountains and seas. Berkeley: University of California Press 2002.

Links

  • Kimura (2006). 猩々 (Stand: 2014/02/14)
  • Neighbour Parent, Mary (2001a). „Shoujou“. JAANUS - Japanese Architecture and Art Net Users System (Stand: 2014/02/14)
  • Neighbour Parent, Mary (2001b). „Otokomen“. JAANUS - Japanese Architecture and Art Net Users System (Stand: 2014/02/14)