Yamaboko: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 7. März 2012, 14:42 Uhr
Die yamaboko 山鉾 sind prunkvoll geschmückte Festwägen, die jedes Jahr am 17. Juli als Teil des Gion Matsuri in einer Parade durch den gleichnamigen Stadtteil von Kyoto geführt werden. Sie entwickelten sich aus den Hellebarden, die ursprünglich im Garten des Schreinsees des damaligen Gion-Schreins aufgestellt wurden. Ursprünglich als Waffen gegen Unheil gedacht, entwickelten sie sich zu einer Vorführung der Produkte der Handwerker, wie Hersteller von Kimono und handgefertigten Brokaten, und Händler des Viertels. Die yama 山 sind seit 998 Teil der Parade, die hoko 鉾 kamen erst 1225 hinzu. Im 14. und 15. Jahrhundert, als sich die verschiedenen Handwerksgilden (japanisch za 座) entwickelt hatten, besaßen einige za ihre eigenen yamaboko, wie zum Beispiel die Kasasagi Hoko 鵲鉾 (auch 笠鷺鉾) der Webergilde (Wakita 1997: 1050), die heute nicht mehr in der yamabokojunkō zu sehen ist. Als Beispiel für eine yamaboko, die auch heute noch Teil der Parade ist, sei die Naginata Hoko 長刀鉾 genannt, welche im 15. Jahrhundert entstand.
1962 wurden 29 yama und hoko von der japanischen Regierung als jūyō yūkei bunkazai 重要有形文化財 (wichtiges materielles Kulturgut) anerkannt.
Es gibt 9 hoko- und 23 yama-Festwägen. Die Reihenfolge der yamaboko bei der Parade wird durch Losentscheid festgelegt. Ausnahmen sind die Naginata Hoko 長刀鉾, die immer die Parade anführt, und einige andere yamaboko (Kanko Hoko 函谷鉾, Hōka Hoko 放下鉾, Iwato Yama 岩戸山, Fune Hoko 船鉾, Kitakannon Yama 北観音山, Hashibenkei Yama 橋弁慶山 und Minamikannon Yama 南観音山), deren Platz in der Parade fixiert ist. Den Abschluss bildet immer die Minamikannon Yama. Eine Auflistung aller yamaboko befindet sich im Anhang.
Hoko
Die hoko wiegen rund 12 t und sind bis zu 25 m hoch. Sie sind geschmückt mit Bildteppichen aus Eurasien und auf ihren Dächern sind hohe Bäume befestigt. Der aus religiöser Sicht wichtigste Teil der hoko ist der shinpō 神宝, der heilige Schatz. Er besteht aus einem hohen Mast, an dem ein tennōdai 天王台, ein symbolischer Sitz des kami, angebracht ist. Der Mast kann als Transformation der ursprünglichen Hellebarden des goryō-e Ende des 9. Jahrhunderts angesehen werden. Er ist weiters mit einem sakaki 榊 (immergrüner Baum) dekoriert und soll den kami als Orientierung dienen, um das matsuri zu finden (Roemer 2007: 187). Auf dem Dach sitzen vier Personen, die yanekata 屋根方, die darauf achten, dass der hohe Aufbau der hoko keine Schäden an Stromleitungen verursacht. Auf der Bühne unter dem Dach der hoko finden bis zu 50 hayashikata 囃子方 (Musikanten) Platz, welche auf Flöten, kleinen Glocken aus Bronze und kleinen Trommeln spielen. Die traditionelle Form der Musik heißt Gion Bayashi 祇園囃子 und variiert je nach hoko. An der Vorderseite unterhalb der Bühne stehen zwei ontōdori 音頭取. Sie geben mit den Bewegungen ihrer Fächer und bestimmten Gesängen den 40 bis 50 hikishi 曳子, den Ziehern, die Bewegungen der hoko vor.
Auf der Bühne befinden sich chigo 稚児, Kinder, die Gottheiten symbolisieren. Bis Ende des 15. Jahrhundert wurden die chigo durch junge Buben, die aus wohlhabenden und angesehenen Familien stammten, dargestellt. Heute werden sie, mit Ausnahme der Naginata Hoko, auf der auch heute noch drei lebendige Kinder als chigo sitzen, durch lebensgroße Puppen dargestellt.
Yama
Die kleineren yama mit ihrer quadratischen Form, wiegen zwischen 500 kg und 1 t [1] und sind ungefähr 6 bis 15 m hoch. Auf ihnen sitzen lebensgroße ningyō 人形 (Puppen) oder plastische Darstellungen von übergroßen Tieren und Insekten, die oft das goshintai 御神体 (wörtl. Gottkörper), das Objekt der religiösen Verehrung, beherbergen. An der Rückseite der meisten yama sind sakaki angebracht, die den kami als yorishiro 依代 dienen sollen, als Ort, dem sie vorübergehend innewohnen können. Sie werden von 14 bis 24 Personen, den kakishi 舁子, durch die Straßen getragen. [2]
Yamabokochō
Die Viertel Kyotos, in denen die yamaboko betreut werden, heißen yamabokochō 山鉾町. Für die 32 yama 山 und hoko 鉾 ist jeweils ein bestimmtes yamabokochō verantwortlich.
Namen der yamaboko
saki no matsuri junkō 先の祭り巡航
- Naginata Hoko 長刀鉾
- Mōsō Yama 孟宗山
- Tokusa Yama 木賊山
- Aburatenjin Yama 油天神山
- Kanko Hoko 函谷鉾
- Arare Tenjin Yama 霰天神山
- Shijōkasa Hoko 四条傘鉾
- Taishi Yama 太子山
- Kikusui Hoko 菊水鉾
- Hakuga Yama 伯牙山
- Yamabushi Yama 山伏山
- Kakkyo Yama 郭巨山
- Niwatori Hoko 鶏鉾
- Hakurakuten Yama 白楽天山
- Ayagasa Hoko 綾傘鉾
- Tōrō Yama 蟷螂山
- Tsuki Hoko 月鉾
- Urade Yama 占出山
- Ashikari Yama 芦刈山
- Hōshō Yama 保昌山
- Hōka Hoko 放下鉾
- Iwato Yama 岩戸山
- Fune Hoko 船鉾
ato no matsuri junkō
- Kitakannon Yama 北観音山
- Hashibenkei Yama 橋弁慶山
- En no Gyōja Yama役行者山
- Hachiman Yama 八幡山
- Kuronushi Yama 黒主山
- Suzuka Yama 鈴鹿山
- Jōmyō Yama浄妙山
- Koi Yama 鯉山
- Minamikannon Yama 南観音山
Verwandte Seiten
- Arare Tenjin Yama
- Ashikari Yama
- Gion Matsuri
- Koi Yama
- Naginata Hoko
- Niwatori Hoko
- Yamabokochō
- Yamabokojunkō
Literatur
- Wakita Haruko 脇田晴子 1997„Fêtes et communautés urbaines dans le Japon medieval: La fête de Gion à Kyoto.“ Annales Histoires, Science Sociales 52/5 (1997), S. 1039-1056.
Anmerkungen
- ↑ Zum Gewicht der yama finden sich unterschiedliche Angaben. Die hier genannte stammt von der Website von Kyoto Gion Matsuri Volunteer 21 [1]. Roemer gibt das Gewicht jedoch zwischen 1,2 und 1,6 t an (Roemer 2007: 187).
- ↑ Eigentlich werden die yama nicht mehr getragen sondern eher auf Rollen geschoben, nur in den Kurven müssen sie für die Drehung angehoben werden.
Links
Gion Matsuri 祇園祭 (Offizielle HP, KYOTO GIONMATSURI VOLUNTEER 京都・祇園祭ボランティア).