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Der “anti-buddhistische” Charakter Kanmus, der ihm aufgrund der vergleichsweise großen Zahl an Beschränkungsverordnungen für Buddhisten und Klöster zugeschrieben wird, lässt annehmen, dass die Motivation zur Verlegung der Hauptstadt ein Versuch war, die in Nara gesammelte buddhistische Macht vom Hof abzuschneiden. Trotz einer Vielzahl solcher Verbote und Einschränkungen kann aufgrund der Haltung Kanmus zum Buddhismus - beispielsweise sein Wenden zum Buddhismus zu seinem Lebensabend, um Heilung zu finden - davon ausgegangen werden, dass Kanmu nicht als prinzipiell “anti-buddhistisch” zu sehen und somit ein Versuch der Einschränkung buddhistischer Macht nicht als Grund für den Umzug gesehen werden kann.
 
Der “anti-buddhistische” Charakter Kanmus, der ihm aufgrund der vergleichsweise großen Zahl an Beschränkungsverordnungen für Buddhisten und Klöster zugeschrieben wird, lässt annehmen, dass die Motivation zur Verlegung der Hauptstadt ein Versuch war, die in Nara gesammelte buddhistische Macht vom Hof abzuschneiden. Trotz einer Vielzahl solcher Verbote und Einschränkungen kann aufgrund der Haltung Kanmus zum Buddhismus - beispielsweise sein Wenden zum Buddhismus zu seinem Lebensabend, um Heilung zu finden - davon ausgegangen werden, dass Kanmu nicht als prinzipiell “anti-buddhistisch” zu sehen und somit ein Versuch der Einschränkung buddhistischer Macht nicht als Grund für den Umzug gesehen werden kann.
  
Seine Abstammung von der, am Hofe schwächeren Familie und einer Einwanderin aus Korea bedeuteten jedoch einen Bruch in der Herrschaftslinie, was als der häufig angenommene Grund für die Verlagerung der Hauptstadt gilt. Während man argumentieren kann, dass Kanmu Nara verlassen wollte, da die Tenmu-Linie dort ein großes Machtzentrum besaß, ist es naheliegender, dass er sich als Gründer einer neuen Dynastie sah und, nach chinesischem Vorbild - dem er sehr großen Wert zusprach - war es hierfür auch notwendig, eine neue Hauptstadt zu errichten. Diese Behauptung unterstützt beispielsweise auch das Abhalten von zwei speziellen Zeremonien in den Jahren 785 und 787, die in China in ähnlicher Weise abgehalten wurden, wenn eine neue Dynastie den Thron bestieg. Darüberhinaus spricht auch die Tatsache, dass sich in den ersten zehn Jahren der Herrschaft Kanmus die drei “Revolutionären Jahre” des chinesischen 60-Jahre-Zyklyus zutrugen. Demnach wäre 784, das Jahr in dem Kanmu den Umzug nach Nagaoka vollführte, das erste dieses Zyklus, das für eine Änderung der herrschenden Dynastie steht - die Änderung wäre hier der Umzug der Hauptstadt.
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Seine Abstammung von der, am Hofe schwächeren Familie und einer Einwanderin aus Korea bedeuteten jedoch einen Bruch in der Herrschaftslinie, was als der häufig angenommene Grund für die Verlagerung der Hauptstadt gilt. Während man argumentieren kann, dass Kanmu Nara verlassen wollte, da die Tenmu-Linie dort ein großes Machtzentrum besaß, ist es naheliegender, dass er sich als Gründer einer neuen Dynastie sah und, nach chinesischem Vorbild - dem er sehr großen Wert zusprach - war es hierfür auch notwendig, eine neue Hauptstadt zu errichten. Diese Behauptung unterstützt beispielsweise auch das Abhalten von zwei speziellen Zeremonien in den Jahren 785 und 787, die in China in ähnlicher Weise abgehalten wurden, wenn eine neue Dynastie den Thron bestieg. Darüberhinaus spricht auch die Tatsache, dass sich in den ersten zehn Jahren der Herrschaft Kanmus die drei “Revolutionären Jahre” des chinesischen [https://de.wikipedia.org/wiki/60-Jahre-Zyklus 60-Jahre-Zyklyus] zutrugen. Demnach wäre 784, das Jahr in dem Kanmu den Umzug nach Nagaoka vollführte, das erste dieses Zyklus, das für eine Änderung der herrschenden Dynastie steht - die Änderung wäre hier der Umzug der Hauptstadt.
  
 
=Die Errichtung Nagaokas=
 
=Die Errichtung Nagaokas=

Version vom 16. Dezember 2020, 20:57 Uhr

Rezensiertes Werk:

Ellen Goethem 2008
Nagaoka: Japan's Forgotten Capital. Boston: Brill 2008. (Exzerpt.)

Über die Autorin

Als Historikerin und Archäologin der Asuka, Nara und Heian Epochen befasst sich Ellen van Goethem speziell mit dem Kanmu Tennō (Regierungsperiode 781 - 806), dem Layout von alten Japanischen Hauptstädten (kyūto 旧都) und Gravierungen von Holztafeln (mokkan 木簡) sowie Wahrsagerei wie Geomantie, Fengshui oder shijin sōō 四神相応. Nach ihrem Abschluss mit einem Ph.D für Orientalische Sprachen und Kulturen an der Universität Gent, unterrichtete sie erst dort, wechselte dann zur Hosei Universität bis sie schließlich 2011 an die Universität Kyūshū kam, wo sie Kurse zu Vormoderner Japanischer Geschichte; Material-Kultur und Philosophie; Forschungsmethoden und digitalen Geisteswissenschaften sowie Ost-West-Konfrontationen abhält. 2015 war sie Mitgründerin des Journal of Asian Humanities at Kyushu University. Profil auf der Seite der Universität Kyūshū

Einleitung

Bevor die japanische Hauptstadt 794 nach Heian verlegt wurde, wurde sie 784 nur für einige Jahre von Nara nach Nagaoka verlegt. Nachdem nach erstmaliger Vergessenheit über den Ort und den Aufbau der Stadt erst in der Meiji-Zeit langsam wieder historische Aufarbeitung betrieben wurde, wurde schließlich der Ort Nagaokas von Yumoto Fumihiko 湯本文彦 (jap) Ende des 19. Jahrhunderts zwischen dem Mukō Schrein und dem Katsura Fluss festgelegt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts befasste sich der wissenschaftliche und historische Diskurs jedoch nur mit dem kaiserlichen Aspekt der Stadt, man nahm an, dass es kein urbanes Zentrum um den kaiserlichen Hof herum gab. Ab dann nahm die Anzahl des wissenschaftlichen Diskurses auch über das urbane Zentrum der Stadt stetig zu, bis schließlich in den 50er Jahren erste archäologische Ausgrabungen mit dem Ziel, genaueres über den urbanen Aspekt von Nagaoka herauszufinden, stattfanden.

Der Abzug der Hauptstadt aus Nara

Prinz Yamabe (später Kanmu Tennō) wurde 737 als Sohn des Prinzen Shirakabe (später Kōnin Tennō) und einer Koreanerin der Familie Yamato (die behauptete, der koreanischen Königsfamilie von Paekche anzugehören) geboren, und als Teil der kaiserlichen Familie Tenji, die der machthabenden Tenmu-Linie unterlag, wurde nicht erwartet, dass er je als Kanmu Tennō den Thron besteigen würde. Einige unschlüssige Tode und Ereignissen, die der Hexerei verschuldet werden, folgend wurde jedoch Shirakabe zum Kōnin Tennō und Yamabe zum Kronprinzen. Diese und weitere Ereignisse, wie Verschwörungen, Mordplanungen, Hungersnöte etc. führten dazu, dass sich, bei der Thronbesteigung, Kanmu Tennō als ein erfahrener Herrscher herausstellen sollte.

Die Annahme, Kanmu Tennō habe mit dem Umzug versucht, den Rachegeistern (onryō 怨霊) der verstorbenen Kaiserin Inoue (eng) und ihrem Sohn Osabe zu entkommen, ist Aufgrund des hohen finanziellen Aufwands für den quasi bankrotten Hof, wohl abzulehnen. Eine weitere Annahme ist, dass die Palastgebäude durch den Tod von Kōnin Tennō beschmutzt seien und eine rituelle Reinigung benötigen würden. Ein anderer Erklärungsansatz ist die Verfälligkeit, der alte japanische Paläste ausgesetzt waren. Der “anti-buddhistische” Charakter Kanmus, der ihm aufgrund der vergleichsweise großen Zahl an Beschränkungsverordnungen für Buddhisten und Klöster zugeschrieben wird, lässt annehmen, dass die Motivation zur Verlegung der Hauptstadt ein Versuch war, die in Nara gesammelte buddhistische Macht vom Hof abzuschneiden. Trotz einer Vielzahl solcher Verbote und Einschränkungen kann aufgrund der Haltung Kanmus zum Buddhismus - beispielsweise sein Wenden zum Buddhismus zu seinem Lebensabend, um Heilung zu finden - davon ausgegangen werden, dass Kanmu nicht als prinzipiell “anti-buddhistisch” zu sehen und somit ein Versuch der Einschränkung buddhistischer Macht nicht als Grund für den Umzug gesehen werden kann.

Seine Abstammung von der, am Hofe schwächeren Familie und einer Einwanderin aus Korea bedeuteten jedoch einen Bruch in der Herrschaftslinie, was als der häufig angenommene Grund für die Verlagerung der Hauptstadt gilt. Während man argumentieren kann, dass Kanmu Nara verlassen wollte, da die Tenmu-Linie dort ein großes Machtzentrum besaß, ist es naheliegender, dass er sich als Gründer einer neuen Dynastie sah und, nach chinesischem Vorbild - dem er sehr großen Wert zusprach - war es hierfür auch notwendig, eine neue Hauptstadt zu errichten. Diese Behauptung unterstützt beispielsweise auch das Abhalten von zwei speziellen Zeremonien in den Jahren 785 und 787, die in China in ähnlicher Weise abgehalten wurden, wenn eine neue Dynastie den Thron bestieg. Darüberhinaus spricht auch die Tatsache, dass sich in den ersten zehn Jahren der Herrschaft Kanmus die drei “Revolutionären Jahre” des chinesischen 60-Jahre-Zyklyus zutrugen. Demnach wäre 784, das Jahr in dem Kanmu den Umzug nach Nagaoka vollführte, das erste dieses Zyklus, das für eine Änderung der herrschenden Dynastie steht - die Änderung wäre hier der Umzug der Hauptstadt.

Die Errichtung Nagaokas

In der ersten Phase der Errichtung bis zur Übersiedelung wurde hauptsächlich altes und wiederverwendetes Material benützt anstatt neues herzustellen, der Grund dafür wohl, dass der Umzug dem chinesischen 60-Jahre-Zyklus folgend bereits 6 Monate nach der Verkündung stattfinden musste.

Im Herbst 785 wurde Fujiwara no Tanetsugu (eng), der Leiter der Agentur die für den Bau des Nagaoka Palasts zuständig war, ermordet. Für diesen gab es drei Motive, zwei Familien die historisch dafür beschuldigt werden, und zwei, mit Kronprinz Sawara in Zusammenhang stehende Gruppierungen, die in den Mord verwickelt waren. Die beiden Täter wurden gefangen genommen und verhört und dabei fielen laut Chroniken die Namen von 19 Personen, die in den Mord verwickelt gewesen sein sollen.

Neben einigen anderen Involvierten, hauptsächlich Mitglieder der Ōtomo, Saeki und der nördlichen Fujiwara Familie deren Motiv wohl die Eifersucht über die plötzliche Machtanhäufung des Zeremoniellen Hauses der Fujiwara Familie war, wurde auch der jüngere Bruder Kanmus, Kronprinz Sawara genannt. Diesem wurde der Titel genommen und er wurde im Otokunidera festgehalten, wo er, aus Entrüstung über die Anschuldigung einen Hungerstreik begann, welcher Kanmu jedoch nicht von seinem Urteil weichen lies. Einige Tage später wurde Sawara vom Minister des Kaiserlichen Hofamts zur Insel Awaji ins Exil geleitet, welche er aufgrund seines tagelangen Hungerstreiks nicht lebendig erreichte. Er verstarb in der Nähe der Takase Brücke die über den Fluss Yodo in der Nähe von Nagaoka führt und seine Gebeine wurden nach Awaji gebracht. Häufig wird angenommen, dass Sawara selbst den Putsch geplant hatte, um die Macht an sich zu reißen, was jedoch unwahrscheinlich ist, da er mit einem solchen Putsch-Versuch seine Chance auf den Thron auf Spiel setzen würde und das vermutlich nicht ohne sicher zu gehen, dass auch Kanmu ermordet wird, wagen würde.

Sawaras Motive - Spannung zwischen Tanetsugu

Ob er der Drahtzieher der Verschwörung war ist unklar, sicher ist dass er jedenfalls das Motiv dazu gehabt hatte, und er stand in engem Kontakt mit den meisten der Verschwörern. Im Mizu kagami (1195) wird in einer Geschichte davon erzählt, dass es zwischen Sawara und Tanetsugu Spannungen gab, weil Sawara Saeki no Imaemishi in Kanmus Abwesenheit zum kaiserlichen Berater ernannte, was von Tanetsugu kritisiert wurde und, nach Kanmus Rückkehr die Ernennung annuliert wurde. Andererseits wurde Imaemishi 784, noch vor Tanetsugus Mord zum kaiserlichen Berater ernannt, was die Geschichte fraglich macht, denn der vermeindliche Grund für Tanetsugus Kritik war, dass es sich nicht zieme, der Saeki Familie solch eine hohe Position zuzusprechen - ein Standpunkt den er zu Lebzeiten weiterhin verfochten hätte. Weitere Gründe für die genannten Spannungen sind ein Machtvakuum dass durch das Verschwinden von hochrangigen Mitgliedern der Agentur für den Östlichen Palast entstand, und Sawara zu einer abgeneigten Haltung gegenüber Tanetsugu brachte. Er könnte auch um seine eigene Position gefürchtet haben, die durch die enge Verbindung Tanetsugus Familie mit Kanmu in Bedrohung geraten ist, eventuell wartete Tanetsugu auch auf eine Möglichkeit, Sawara zu beseitigen und mit Kanmus anderem Sohn und späterem Kronprinzen Ate zu ersetzen, der ein Sohn einer Fujiwara war. Kanmu könnte sogar selbst daran interessiert gewesen sein, Sawara durch Ate zu ersetzen, einerseits basierend auf den patriliealen Grundsätzen, mit denen er im Haus seiner Mutter aus Paekche großgezogen wurde, andererseits fand Kanmu auch die Verbundenheit seines Bruders zum Buddhismus als bedrohlich und fürchtete vielleicht eine weitere Regierungsperiode, die vom Buddhismus geprägt wäre. In jedem Fall kann es durchaus sein, dass Kanmu die Gelegenheit nutzte, um seinen Bruder aus dem Weg zu schaffen. Unter Berücksichtigung der Verbundenheit zum Nara Buddhismus und speziell zum Tōdai-ji lässt sich außerdem annehmen, dass Sawara kein Anhänger der Idee des Hauptstadt-Umzugs war und dadurch ebenfalls in Konflikt mit Tanetsugu stand.

Unterbrechung und zweite Phase der Errichtung Nagaokas

Die Theorie eines vorläufigen Einfrierens der Errichtungsarbeiten entstammt zwei Einträgen in historischen Dokumentationen. Einerseits wurden 791 einige Provinzen mit der Aufgabe betraut, die Palasttore aus Nara nach Nagaoka zu transportieren. Weiters wird in der Biografie von Wake no Kiyomaro aus 799 festgehalten, dass die Errichtung der Stadt nach zehn Jahren noch nicht vollendet wäre. Weitere Vermerke, beispielsweise über den Umzug Kanmus von seiner ersten Residenz zum östlichen Palast im Jahr 789 belegen ebenfalls ein Fortsetzen der Bauarbeiten. Auch die Bemühungen Kanmus, dass ausreichend Steuern und Arbeitskraft nach Nagaoka geschickt wurden beweist, dass die Bauarbeiten fortgesetzt wurden.

Das Aufgeben Nagaokas - Umzug nach Heian

793 wurde ein Team in das Dorf Uda geschickt um herauszufinden, ob sich dieses als neue Hauptstadt eignen würde. In den folgenden Jahren begannen die Bauarbeiten, sodass Anfang 794 bereits Teile des Nagaoka Palasts abgebaut war, weswegen die Neujahrszeremonie nicht abgehalten werden konnte. Im Vergleich zu Nagaoka war Kanmu stärker in die Errichtung Heians involviert und war bemüht um die Zustimmung seiner Vorfahren, der kami, sowie des Buddhas und erlaubte die Errichtung zweier Tempel innerhalb des urbanen Stadtbereichs. Auch dieses Mal richtete sich Kanmu für den Umzug nach dem chinesischen yin-yang und den Fünf Elementen.

Eine Theorie für den Umzug nach Heian basiert auf der Annahme, dass der Abbruch der Errichtung von Nagaoka nach Tanetsugus Tod dem Abbruch der finanziellen Unterstützung der Hata Familie zugrunde liegt. Demnach hätte die Hata-Familie nach dem Tod des mit ihnen Verwandten Tanetsugus das Ziel verfolgt, die Errichtung Nagaokas zu vereiteln. Gleichzeitig gibt es auch historische Dokumente, die zu beweisen scheinen, dass die Hata-Familie großzügige Spenden zur Erwerbung des Landes für die Heian-Hauptstadt, die sich näher an der Heimat der Hatas befand, beisteuerte. Diese Theorie hat allerdings einige Lücken, zumal sie besagt dass mit Tanetsugus Tod für die Abbauung Nagaokas geplottet wurde, eine Behauptung die durch die Errungenschaften und vollendeten Errichtungen nach Tanetsugus Tod infrage gestellt wird.

Die üblichste Erklärung ist die, dass nach dem Tod Sawaras Nagaoka von dessen Rachegeist heimgesucht werden würde. In historischen Chroniken sind zahlreiche Unglücke und Katastrophen vermerkt, allem voran der Tod der kaiserlichen Ehefrau Tabiko (788) sowie der Tod Kanmus Kaisergemahlin Otomuro (790) sowie einer weiteren Kaisergemahlin Matako (790), der Erkrankung des Kronprinzen Ates (790) sowie das Versterben Kanmus Mutter Niigasa (789). Zusätzlich kam es anhaltend zu Naturkatastrophen wie Dürreperioden und Erdbeben. Die Bevölkerung plagten Hungersnöte und eine Pockenplage befiel die Hauptstadt. Auch militärische Misserfolge werden den Machenschaften Sawaras zugesprochen und 791 wurde der Ise Schrein geplündert und angezündet.

Während allgemein Kanmus Angst vor dem Rachegeist Sawaras als Begründung für den Umzug nach Heian angenommen wird, gibt es historisch nur zwei Dokumente, die vom Fluch Sawaras sprechen: einerseits eine Wahrsagung das Ates Krankheit von Sawara verursacht wurde und andererseits eine kaiserliche Verordnung die kurz darauf veröffentlicht wurde und sich auf die schlechte Bewachung der Grabstätte Sawaras in Awaji bezog. Das lässt darauf schließen, dass auch nach dem Umzug nach Heian einige Zeit lang das Böse des Geists von Sawara auf Ates Krankheit bezogen, aber auch limitiert war. Erst um 797 herum, nachdem Kanmu nach Heian umgezogen war, begann dieser, eine Angst für Rachegeister zu entwickeln, auch die Ernennung zum Tennō postum, die als Auswegs-Versuch Kanmus gesehen werden kann, fand erst im Jahr 800 statt.

Im Angesicht einer Erkrankung verstärkte Kanmu nun seine Bemühungen, Sawaras Geist zufriedenzustellen. So lies er auf der Insel Awaji einen Tempel für Sawara errichten, lies Lagerhäuser mit Opfergaben für die Geister von Inoue und Osabe sowie für Sawara in allen Provinzen errichten und ein nationaler Trauertag wurde zu Sawaras Ehren eingeführt. Zusätzlich wurden Sawaras Gebeine ordnungsgerecht im Yashima Mausoleum (jap) begraben, wodurch das Exil des Kronprinzen beendet wurde. Unmittelbar vor seinem Tod stellte Kanmu alle Ränge der Verschwörer an Tanetsugus Mord wieder her.

Eine weitere Theorie, die Mitte des 20. Jahrhunderts entstand, ist die der Gefahr von Überschwemmungen. Ursprünglich auf der Gefahr von Flussüberschwemmungen ausgehend scheint es jetzt als ginge die Gefahr eher von Landrutschen der Hänge neben der Stadt, von denen im Rahmen der Errichtung Nagaokas sämtliche Bäume abgeholzt und somit das natürliche Wurzelsystem, welches die Erde zusammenhält, zerstört wurde.


Persönlicher Kommentar

Eine äußerst genaue Arbeit über den Verlauf von Kanmus Regentschaft und detailierte Auseinandersetzung mit Nagaoka. Besonders die Auseinandersetzung mit historischen Personen ist zu betonen, sowohl im Rahmen der Diskussion der “anti-buddhistischen” Haltung Kanmus, aber auch im Rahmen der Untersuchung der Mit-Verschwörer. Ich würde es auch als gute Chornik bezeichnen, um sich ein Bild der politischen Landschaft zu machen, auch wenn es das eigentlich nicht ist. Dafür, dass sich mit der Fragestellung, warum man zweimal Hauptstadt wechseln möchte auseinandersetzt, ist es aber auf jeden Fall ein detailliertes Werk und empfehlenswert. Es liest sich nicht einmal schlecht.

Da sich meine Arbeit mit Sawara Shinnō befassen soll, ist zwar ein Großteil des Inhalts nur minimal relevant, aber die detaillierte Ausarbeitung von der Verschwörung sowie die Möglichkeit, einen generellen Einblick in das Setting zu erhalten machen das Buch trotzdem auch für mich nützlich.