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Die dritte Kategorie der Heiler, auf die Warren ihre Aufmerksamkeit lenkt sind die Onmyōdō Meister, oder auch Onmyōji genannt. Sie verwendeten Elemente der Yin-Yang Lehre, Volksreligionen, Taoismus, Medizin und des esoterischen Buddhismus um die Zukunft vorauszusagen, Kranke zu heilen und Desaster zu bekämpfen. Onmyōji übernahmen jene Orte, die für die Schreine und Tempel als zu verunreinigt galten. | Die dritte Kategorie der Heiler, auf die Warren ihre Aufmerksamkeit lenkt sind die Onmyōdō Meister, oder auch Onmyōji genannt. Sie verwendeten Elemente der Yin-Yang Lehre, Volksreligionen, Taoismus, Medizin und des esoterischen Buddhismus um die Zukunft vorauszusagen, Kranke zu heilen und Desaster zu bekämpfen. Onmyōji übernahmen jene Orte, die für die Schreine und Tempel als zu verunreinigt galten. | ||
− | Sie trugen unterschiedliche Rituale aus, um böse Mächte zu bannen, die für Unglücke und Katastrophen verantwortlich gemacht wurden. Wie auch die Buddhistischen Priester heilten sie Einzelpersonen und bekämpften zum Beispiel auch mononoke und [[ | + | Sie trugen unterschiedliche Rituale aus, um böse Mächte zu bannen, die für Unglücke und Katastrophen verantwortlich gemacht wurden. Wie auch die Buddhistischen Priester heilten sie Einzelpersonen und bekämpften zum Beispiel auch mononoke und ''[[ekijin]]'' <ref>Krankheits- und Epidemien auslösende Götter</ref> Sie hatten ihren Schaffenshöhepunkt in der Nara- und Heian-Zeit. Auch goryō-e<ref> Rituale zum Besänftigen von Rachegeistern</ref> fielen in ihren Aufgabenbereich. |
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Auch dieses Kapitel teilt die Autorin in drei Spaten auf, die unterschiedliche Arten von ekijin besprechen. Diese wären mythologische kami, namenlose Götter und Geister wie [[goryō]]. Zudem erörtert sie die unterschiedlichen Motive und Symbole die mit ihnen assoziiert werden. | Auch dieses Kapitel teilt die Autorin in drei Spaten auf, die unterschiedliche Arten von ekijin besprechen. Diese wären mythologische kami, namenlose Götter und Geister wie [[goryō]]. Zudem erörtert sie die unterschiedlichen Motive und Symbole die mit ihnen assoziiert werden. |
Version vom 16. Dezember 2020, 17:59 Uhr
Rezensiertes Werk:
Zur Autorin
Emily Warren machte ihren Bachelor und Master in Ostasiatischen Sprachen und Kulturen auf der University of Southern California, mit dem ihr Schwerpunkt auf Epidemien und Krankheiten des 12ten Jahrhunderts. Zusätzlich studierte Warren auf der Meiji University, Nanzan University, and Himeji Dokkyo University. Sie arbeitet außerdem eine Zeit lang für die Mainichi Shimbun, bis sie 2016 ihr Doktoratsstudium anfing, erneut an der University of Southern California.
Zum Werk
Einleitung
Sick days in the konjaku monogatari-shū: healing and epidemics in the late Heian japan, ist eine Hochschulschrift verfasst von Emily Rose Warren im Jahr 2014 und betrachtet die Heian-zeitlichen Vorstellung über Krankheiten und Epidemien wobei sich die Autorin auf Erzählungen aus dem Konjaku monogatari-shū, einer Geschichtensammlung aus dem zwölften Jahrhundert bezieht. Dadurch versucht Warren ein besseres Verständnis für die Gedanken der Menschen der Heian-Zeit zu erlangen.
Kapitel 1: Die Welt des Konjaku monogatari-shū und der Heian-zeitlichen Epidemien
Das erste Kapitel dient als eine Einführung in das Thema und stellt nicht nur das Konjaku monogatari-shū vor, sondern gibt einen Überblick über die Situation zur Heian-Zeit im Kontext von Krankheiten und Epidemien, die Vorstellungen der Leute und wie sie damit umgingen. Das Konjaku monogatari-shū ist eine Sammlung von buddhistischen und säkularen Geschichten die auf das zwölfte Jahrhundert zurückgeht und aus unterschiedlichen setsuwa, also Geschichten besteht. Das Konjaku monogatari-shū besteht aus drei Teilen, Warren beschränkt sich jedoch nur auf das Honchō, das sich mit Japan befasst. Japan zu der Zeit der Entstehung des Konjaku monogatari-shū befand sich in einer durch Klimawandel verursachten mehrere Hungersnöte, was die Auswirkungen von verschieden Seuchenkrankheiten nur verschlimmerte. Zudem gab es eine große Menge Verunreinigung durch Sanitäre Überreste in Flüssen, was die Lage nur verschlimmerte. Zu dieser Zeit war es eine gängige Praxis, Kinder, Alte und unheilbar Erkrankte auszusetzen.
Kapitel 2: Ärzte, Priester und Onmyōd Meister
In diesem Kapitel richtet Warren ihren Fokus auf die verschiedenen Arten der Heiler, die im Konjaku monogatari-shū auftreten. Dabei identifiziert sie drei Typen: Ärzte, Priester und schließlich Onmyōdō Meister. Weiters wird zwischen der Heilung von Einzelpersonen und der Heilung von ganzen Gruppen differenziert.
Ärzte
Setsuwa über Ärzte sind die kleinste vertretene Gruppe im Konjaku monogatari-shū. Sie werden nur dargestellt, wie sie kuriose Einzelfälle lösen, über ihr Handeln während Epidemien wird jedoch nichts erwähnt. Warren führt da zurück auf den Zerfall der staatlichen Kliniken, was dazu führte, dass es zwar höchst fähige Ärzte gab, die aber zumeist nur in der Hauptstadt tätig waren und sich um die Leiden der Reichen kümmerten. Sie genießen nach wie vor ein hohes Prestige, aber eines, das stark mit Nostalgie belastet ist. Die Tätigkeit der Ärzte jenseits der Reichen und Privilegierten wurden von Mönchen und Onmyōdō Meistern übernommen, die ebenfalls als Heiler tätig waren. Folglich lässt sich das auch im Konjaku monogatari-shū beobachten.
Priester
Die zweite Gruppe der Heiler über die die setsuwa erzählen sind die Buddhistischen Priester, die sich sowohl in der Einzel- als auch der Massenheilungen betätigten. Im Vergleich zu Ärzten und Onmyōdō Meistern erfreuen sie sich dem größten Ansehen. Dies wird wohl letztlich auch daran gelegen haben, dass das Netzwerk der verschieden Buddhistischen Klöster die Tätigkeiten der durch die Dezentralisierung des Staates aufgelassenen staatlichen Heilanstalten am Land übernahm. In den setsuwa behandeln Priester Kranke aus allen Schichten, von Bettlern auf der Straße bis zum Tennō selbst. Die setsuwa über Priester bietet außerdem Einblick in eine weitere Facette des Heian-Zeitlichen Umgang mit Kranken. Das schon vorher erwähnte Aussetzen von Kranken lag dementsprechend nicht nur an einer fehlenden Infrastruktur, sondern auch an der Angst vor kegare. Krankheit und Tod galten hierbei als besonders unrein, weshalb viele Leute einen weiten Bogen darum machten. Buddhistische Priester hatten hier einen Vorteil, da sie gegen kegare ankämpften und sich unter den Kranken und Sterbenden frei bewegen konnten. Wenn es um die Heilung von Einzelpersonen ging, bestanden die Heilmittel der Priester zum einen aus herkömmlicher Medizin, wie sie Ärzte verwendeten, und zum anderen aus Beschwörungsformeln und allerlei Buddhistischen Heilpraktiken. Für Massenheilungen gab es bestimmte esoterische Rituale, die zum Beispiel die gesamte Nation schützen sollten, was als besonders wichtig während Epidemien galt. Ein Mönch, der besonders von der Autorin hervorgehoben wird ist Kūkai(774–835). Er wird für die Einführung des Esoterischen Buddhismus mit seinen Ritualen verantwortlich gemacht. Zudem schreibt sie ihm schreibt eine besonders wichtige Rolle bei der Entwicklung Buddhistischer Heilpraxis und Rituale, die er von Übersee mitbrachte. Ein spezifisches Ritual, dass erwähnt wird ist das von Kūkai im Japan der Heian-Zeit popularisierte kaji kaito. Dieses Ritual wurde verwendet um mononoke[1], aus Kranken auszutreiben und sie mit kami zu ersetzen. Dies war nicht für Epidemien gedacht und wurde nicht nur für physische, sondern auch psychische Erkrankungen verwendet. Warren erwähnt auch den Yakushi Kult, der den Yakushi Nyorai [2] verehrte und während der Heian-Zeit stark wuchs. Im Gegensatz zu kami oder mononoke gab man jedoch den Buddha nie die Schuld an Epidemien, sondern stets das Fehlverhalten der Menschen.
Onmyōdō Meister
Die dritte Kategorie der Heiler, auf die Warren ihre Aufmerksamkeit lenkt sind die Onmyōdō Meister, oder auch Onmyōji genannt. Sie verwendeten Elemente der Yin-Yang Lehre, Volksreligionen, Taoismus, Medizin und des esoterischen Buddhismus um die Zukunft vorauszusagen, Kranke zu heilen und Desaster zu bekämpfen. Onmyōji übernahmen jene Orte, die für die Schreine und Tempel als zu verunreinigt galten. Sie trugen unterschiedliche Rituale aus, um böse Mächte zu bannen, die für Unglücke und Katastrophen verantwortlich gemacht wurden. Wie auch die Buddhistischen Priester heilten sie Einzelpersonen und bekämpften zum Beispiel auch mononoke und ekijin [3] Sie hatten ihren Schaffenshöhepunkt in der Nara- und Heian-Zeit. Auch goryō-e[4] fielen in ihren Aufgabenbereich.
Kapitel 3:
Auch dieses Kapitel teilt die Autorin in drei Spaten auf, die unterschiedliche Arten von ekijin besprechen. Diese wären mythologische kami, namenlose Götter und Geister wie goryō. Zudem erörtert sie die unterschiedlichen Motive und Symbole die mit ihnen assoziiert werden.
Ekijin
Der Ausdruck ekijin 疫神wird im Kontext des Konjaku monogatar-shū fast ausschließlich in den setsuwa erwähnt, in denen Onmyōji vorkommen. Bevor die Autorin auf die ekijin des Konjaku monogatar-shū eingeht, erklärt sie vorab die Entwicklung der ekijin und den sie umfassenden Glauben. Anhand der ekijin lässt sich laut Warren die Entwicklung des Verständnisses von Epidemien zur Heian-Zeit nachvollziehen. Bei den frühesten Beispielen für ekijin erkennt man bei allen, dass sie von Übersee importiert wurden. Zumeist kamen diese Gottheiten aus Korea oder Indien durch den Buddhismus nach Japan. Die Autorin nennt hier mehrere Beispiele für Epidemiengötter: Mutōjin, die Hachiōji[5]und Gozu Tennō. Anhand der Hachiōji sieht man das Motiv der Krankheit verbreitenden Kinder, dass sich immer wieder im Zusammenhang mit Epidemien und Krankheiten finden lässt. Der wohl berühmteste Tempel mit Verbindungen zu den ekijin ist der Gion-Komplex in Heian wo ekijin, allen voran Gozu Tennō, verehrt wurden. Dies führte wohl auch dazu, dass Gozu Tennō allmählich mit Susanoo verschmolz. Ein weiterer Kult den Warren erwähnt ist der der Sae no kami. Diese sind Grenzgötter die entlang von Straßen und Kreuzungen zu finden sind. Dieser Kult soll zudem Verbindungen mit der Legende von Izanagi und Izanami habe. So soll der Stein, den Izanagi vor den Eingang der Unterwelt hat auch zu einem Sae no kami geworden sein.
Namenlose Götter und ihre Reittiere
Die ekijin, die im Konjaku monogatari-shū erwähnt werden bleiben namenlos. Ein häufiges Motiv, dass besonders mit den Sae no kami immer wieder in Verbindung gebracht wird ist Mobilität. Warren theoretisiert, dass sich durch Reisen Krankheit ausbreiteten, weshalb diese starke Assoziation besteht und es sich immer wieder Zusammenhänge mit Pferden, Straßen, Kreuzungen finden lässt. Pferde zum Beispiel bedeuten eine erhöhte Mobilität, was eine mögliche Ausbreitung von Krankheiten nur beschleunigte. Folglich finden sich sogar harae [6], in denen Tonpferde verwendet wurden. Neben Pferden wurden ebenso Schiffe genutzt, um ekijin in Ritualen fort zu senden und damit Krankheiten ein Ende zu bereiten.
Goryō und Yoshio Ekijin
Eng verbunden mit den ekijin sind die goryō-e. Unter goryō-e versteht man Rituale zur Besänftigung von goryō. Goryō sind die Rachegeister von mächtigen Leuten (zumeist Adelige) die unrechtmäßig zu Tode kamen oder verbannt wurden und die als Rache Desaster auslösen sowie oft für Epidemien verantwortlich gemacht wurden. Sie verdrängten in ihrer Funktion teilweise die ekijin. Das erste Ritual für die Besänftigung von goryō wird 863 erwähnt, bei dem es um mehrere Opfer einer Intrige rund um den Thorn geht und die für eine Epidemie verantwortlich gemacht wurden. Im Konjaku monogatari-shū kommen ebenfalls goryō vor, wie zum Beispiel Tomo no Yoshio, der zwar auch einer Intrige zum Opfer fiel, aber aus Loyalität zum Staat eine tödliche Epidemie in eine Hustenkrankheit wandelte. Durch die goryō lässt sich laut Warren die unruhige politische Lage erkennen, in denen es oft zu Intrigen und Komplotten kam, was zu einer regen Auswahl an vergraulten Verstorbenen führte. So wurden die goryō von einem Volksritual zu etwas, dass die Elite für ihre eigenen Zwecke nützte.
Conclusio
Abschließend unterstreicht Warren, dass sie Geschichtensammlungen wie das Konjaku monogatari-shū für wichtig hält, wenn man versuchen möchte ein Verständnis für die Gedanken und Handlungen der Heian-zeitlichen Menschen zu entwickeln. Durch diese Geschichten lässt sich zum Beispiel die gesundheitliche Versorgung, das politische Klima und die Stabilität eines Staates erkennen. Vor allem kann man die Amibivalenz der ekijin erkennen, die wie Krankheiten ungeachtet wüten können.
Kommentar
Sick days in the konjaku monogatari-shū: healing and epidemics in the late Heian japan dient als eine gute Einführung in das Thema von Krankheiten im alten Japan, da es den Leser/ die Leserin mit wichtigen Konzepten vertraut macht und einen Überblick über die generelle Lage in der Heian-Zeit gibt. Zudem liefert Warren einen guten Einblick in die Gedankenwelt der Heian-Zeit, warum manche Vorstellungen existiert haben könnten und wie sie entstanden.
Verweise
Siehe auch
Anmerkungen
- ↑ Bösartige Kräfte, die sich aus den Geistern der Lebenden oder der Toten formten und Krankheiten verursachen können
- ↑ der Buddha der Medizin
- ↑ Krankheits- und Epidemien auslösende Götter
- ↑ Rituale zum Besänftigen von Rachegeistern
- ↑ 8 Geschwister, die nach verschieden Legende die Kinder von Mutōjin sind.
- ↑ Reinigungsritual im Shintō
Literatur
Links
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