Exzerpt:McMullin 1988: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Kamigraphie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 14: Zeile 14:
 
==Ursprünge der Legende==
 
==Ursprünge der Legende==
 
In der zuvor erwähnten Legende beschützt ein ''tenjin'' 天神 oder ein ''tennō'' 天王 die Nachfahren von Somin Shōrai, während die von ihm verursachte Seuche den älteren Bruder Kotan Shōrai und seine Familie umbringt. (274)
 
In der zuvor erwähnten Legende beschützt ein ''tenjin'' 天神 oder ein ''tennō'' 天王 die Nachfahren von Somin Shōrai, während die von ihm verursachte Seuche den älteren Bruder Kotan Shōrai und seine Familie umbringt. (274)
 +
 
Der Gion-Kult vereint eine Familie von Seuchengottheiten bestehend aus Eltern und acht Kindern, gegen die von ihnen ausgehenden Krankheiten und Seuchen Abwehr- und Reinigungsrituale vollzogen werden. In der frühesten Version der Legende hat die Seuchengottheit den Namen Mutō Tenjin 武塔天神, welches von dem koreanischen Wort ''mudang'', welches Schamanin bedeutet, abgeleitet wird. Im Japanischen wird es ''muta'' oder ''mutō'' ausgesprochen und kann sich auch auf Hügel oder Berge mit trapezförmigem Aussehen beziehen. Mutō ist dementsprechend eine Gottheit, die auf dem Gipfel trapezförmiger Berge wohnt. Ein frühes kultisches Zentrum im Königreich Silla wurde ''soshimori'' genannt und lag in der Nähe solcher Hügel. Der Name lautete Ochsenkopfberg, da laut Kubota Osamu ''soshi'' Ochse und ''mori'' Kopf bedeutet. Die hängt vermutlich damit zusammen, dass im frühen Korea und Japan es unter anderem üblich war, Rinder für gute Ernte und Vorbeugung gegen Krankheit zu opfern. (276–277)
 
Der Gion-Kult vereint eine Familie von Seuchengottheiten bestehend aus Eltern und acht Kindern, gegen die von ihnen ausgehenden Krankheiten und Seuchen Abwehr- und Reinigungsrituale vollzogen werden. In der frühesten Version der Legende hat die Seuchengottheit den Namen Mutō Tenjin 武塔天神, welches von dem koreanischen Wort ''mudang'', welches Schamanin bedeutet, abgeleitet wird. Im Japanischen wird es ''muta'' oder ''mutō'' ausgesprochen und kann sich auch auf Hügel oder Berge mit trapezförmigem Aussehen beziehen. Mutō ist dementsprechend eine Gottheit, die auf dem Gipfel trapezförmiger Berge wohnt. Ein frühes kultisches Zentrum im Königreich Silla wurde ''soshimori'' genannt und lag in der Nähe solcher Hügel. Der Name lautete Ochsenkopfberg, da laut Kubota Osamu ''soshi'' Ochse und ''mori'' Kopf bedeutet. Die hängt vermutlich damit zusammen, dass im frühen Korea und Japan es unter anderem üblich war, Rinder für gute Ernte und Vorbeugung gegen Krankheit zu opfern. (276–277)
 +
 
In einer anderen Version der Geschichte wird Mutō mit Gozu Tennō, dem ochsenköpfigen Himmelskönig identifiziert, in einer anderen ist er Mutōs ältester Sohn. Beide Namen sind mit dem koreanischen Begriff ''soshimori'' verbunden, und mit der Zeit wurden zwei Gottheiten mit verschiedenen Namen in einer Gottheit verschmolzen, die unter mehreren Namen bekannt ist. (277)
 
In einer anderen Version der Geschichte wird Mutō mit Gozu Tennō, dem ochsenköpfigen Himmelskönig identifiziert, in einer anderen ist er Mutōs ältester Sohn. Beide Namen sind mit dem koreanischen Begriff ''soshimori'' verbunden, und mit der Zeit wurden zwei Gottheiten mit verschiedenen Namen in einer Gottheit verschmolzen, die unter mehreren Namen bekannt ist. (277)

Version vom 15. Dezember 2020, 10:32 Uhr

exzerpiertes Werk:

Neil McMullin 1988
„On placating the gods and pacifying the populace: The case of the Gion "Goryō" cult.“ History of Religions 27/3 (1988), S. 270 - 293. (Exzerpt.)

Behandelt werden vor allem jene Aspekte, die mit Gozu Tennō im Zusammenhang stehen.

Autor

Neil McMullin ist emeritierter Professor der Universität Toronto Mississauga (auch Erindale College) und forschte unter anderem über Themen innerhalb des Buddhismus in Japan wie beispielweise über den Gion-Kult. Er schrieb auch über unterschiedliche Themen in Bezug auf das Studium der Geschichte der Religionen in Japan und veröffentlichte das Buch Buddhism and the State in Sixteenth-Century Japan.

Der Artikel

Die Geschichte rund um das Aufeinandertreffen der Brüder Kotan Shōrai 巨旦将来 und Somin Shōrai 蘇民将来 mit einer himmlischen Gottheit bildet das mythische Herzstück des Kultes in Gion in Kyoto. Der Autor untersucht nun anhand verschiedener Variationen der berühmten Geschichte diesen Kult und fokussiert dabei auf wichtige Mythen, Rituale und Symbole, die im 9. und 10. Jahrhundert entstanden sind. (271)

Einer der bedeutsamsten Glaubensvorstellungen innerhalb des Gion-Kultes liegt in der Annahme begründet, dass Krankheit und vor allem weitreichende Seuchenepidemien von Seuchengottheiten ekijin 疫神 verursacht werden. Zudem können auch feindselige Seelen von Verstorbenen goryō 御霊 Unheil wie Krankheit, Erdbeben und Totgeburt hervorrufen. Um deren Heimsuchung abzuwehren, werden goryō-e 御霊会 Rituale durchgeführt. (272–273)

Ursprünge der Legende

In der zuvor erwähnten Legende beschützt ein tenjin 天神 oder ein tennō 天王 die Nachfahren von Somin Shōrai, während die von ihm verursachte Seuche den älteren Bruder Kotan Shōrai und seine Familie umbringt. (274)

Der Gion-Kult vereint eine Familie von Seuchengottheiten bestehend aus Eltern und acht Kindern, gegen die von ihnen ausgehenden Krankheiten und Seuchen Abwehr- und Reinigungsrituale vollzogen werden. In der frühesten Version der Legende hat die Seuchengottheit den Namen Mutō Tenjin 武塔天神, welches von dem koreanischen Wort mudang, welches Schamanin bedeutet, abgeleitet wird. Im Japanischen wird es muta oder mutō ausgesprochen und kann sich auch auf Hügel oder Berge mit trapezförmigem Aussehen beziehen. Mutō ist dementsprechend eine Gottheit, die auf dem Gipfel trapezförmiger Berge wohnt. Ein frühes kultisches Zentrum im Königreich Silla wurde soshimori genannt und lag in der Nähe solcher Hügel. Der Name lautete Ochsenkopfberg, da laut Kubota Osamu soshi Ochse und mori Kopf bedeutet. Die hängt vermutlich damit zusammen, dass im frühen Korea und Japan es unter anderem üblich war, Rinder für gute Ernte und Vorbeugung gegen Krankheit zu opfern. (276–277)

In einer anderen Version der Geschichte wird Mutō mit Gozu Tennō, dem ochsenköpfigen Himmelskönig identifiziert, in einer anderen ist er Mutōs ältester Sohn. Beide Namen sind mit dem koreanischen Begriff soshimori verbunden, und mit der Zeit wurden zwei Gottheiten mit verschiedenen Namen in einer Gottheit verschmolzen, die unter mehreren Namen bekannt ist. (277)