Ennin: Unterschied zwischen den Versionen

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Ennin 円仁 war ein buddhistischer Mönch der Tendai-Schule und lebte in der frühen Heian-Zeit (794–970).  Sein weltlicher Familienname war Mibu 壬生 (bzw. Mibu uji 壬生氏). Es heißt, dass sein Vorfahr Toyoki Irihiko no Mikoto 豊城入彦命, der erste Sohn [[Sujin Tennō|Sujin-Tennōs]] 崇神天皇, war (vgl. Saeki 1989:5).
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Ennin 円仁 war ein buddhistischer Mönch der Tendai-Schule und lebte in der frühen Heian-Zeit (794–970).  Sein weltlicher Familienname war Mibu 壬生 (bzw. Mibu uji 壬生氏). Es heißt, dass sein Vorfahr Toyoki Irihiko no Mikoto 豊城入彦命, der erste Sohn [[Sujin Tennō|Sujin-Tennōs]] 崇神天皇, war (vgl. Saeki 1989, S. 5).
  
  
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Ennin entstammt einer hochintellektuellen, kulturellen und nicht armen Familie. Deswegen hatte er auch Zugang zu Bildung. Vieles lernte er allerdings von seinem älteren Bruder.
 
Ennin entstammt einer hochintellektuellen, kulturellen und nicht armen Familie. Deswegen hatte er auch Zugang zu Bildung. Vieles lernte er allerdings von seinem älteren Bruder.
  
Als Ennin neun Jahre alt war ermutigte ihn seine Mutter im Daiji-Tempel 大慈寺 unter dem Mönch Kōchi 広智 zu lernen (vgl. Saeki 1989:16f.).  
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Als Ennin neun Jahre alt war ermutigte ihn seine Mutter im Daiji-Tempel 大慈寺 unter dem Mönch Kōchi 広智 zu lernen (vgl. Saeki 1989, S. 16f.).  
 
Der Daiji-Tempel pflegte enge Beziehungen zur [[Tendai]]-Schule.  
 
Der Daiji-Tempel pflegte enge Beziehungen zur [[Tendai]]-Schule.  
Mit 15 Jahren, im dritten Jahr der Daidō-Ära 大同 (808), stieg Ennin auf den [https://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Bauten/Bekannte_Tempel#_enryakuji Berg Hie] 比叡山, den Klosterberg der Tendai-Schule im Nordosten Kyōtos. Es wird gesagt, dass er Kōchi dorthin begleitete, dort erstmals auf [[Saichō]] 最澄, den Tendai-Abt und Begründer der japanischen Tendai-Lehre, traf und geradewegs sein Schüler wurde (vgl. Saeki 1989:33).
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Mit 15 Jahren, im dritten Jahr der Daidō-Ära 大同 (808), stieg Ennin auf den [https://www.univie.ac.at/rel_jap/an/Bauten/Bekannte_Tempel#_enryakuji Berg Hie] 比叡山, den Klosterberg der Tendai-Schule im Nordosten Kyōtos. Es wird gesagt, dass er Kōchi dorthin begleitete, dort erstmals auf [[Saichō]] 最澄, den Tendai-Abt und Begründer der japanischen Tendai-Lehre, traf und geradewegs sein Schüler wurde (vgl. Saeki 1989, S. 33).
  
 
== Die 17. Japanische Gesandtschaft ==
 
== Die 17. Japanische Gesandtschaft ==
 
[[Datei:Reich der T'ang Dynastie 848 n. Chr..png|300x300px|miniatur|rechts|Reich der Táng Dynastie 848 n. Chr.]]
 
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Im zweiten Jahr der Jōwa-Ära 承和 (835), wurde Ennin als sogenannter ''Shōyakusō'' 請益僧 für die 17. Japanische Gesandtschaft in das China der Táng-Dynastie gewählt (vgl. Saeki 1989:55). Dies war die letzte Gesandtschaft ins Táng-Reich und auch bis ins 19. Jahrhundert die letzte, die vom japanischen kaiserlichen Hof ins Ausland geschickt wurde (vgl. Reischauer 1963:48).
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Im zweiten Jahr der Jōwa-Ära 承和 (835), wurde Ennin als sogenannter ''Shōyakusō'' 請益僧 für die 17. Japanische Gesandtschaft in das China der Táng-Dynastie gewählt (vgl. Saeki 1989, S. 55). Dies war die letzte Gesandtschaft ins Táng-Reich und auch bis ins 19. Jahrhundert die letzte, die vom japanischen kaiserlichen Hof ins Ausland geschickt wurde (vgl. Reischauer 1963, S. 48).
  
Im Jahr 838 n. Chr. brach Ennin auf zu einer neuneinhalb Jahre dauernden Reise in das mächtige Táng-Reich in China, um dort neue buddhistische Texte und weitere Aufklärungen über seinen Glauben zu suchen. Am 13. Tag des sechsten Monats des Jahres 838 begann Ennin auf dem Schiff mit seinen Aufzeichnungen. Ab diesem Zeitpunkt hielt er seine Beobachtungen in mehreren Schriftrollen fest, in denen er als einer der ersten nicht-chinesischen Autoren die chinesische Gesellschaft beschrieb, aber auch andere Details wie beispielsweise den Kaufpreis von diversen Nahrungsmitteln. Weiters hielt er Formulare und Briefe von chinesischen Beamten fest, aber auch Schriftstücke, die er selbst verfasst hat  (vgl. Reischauer 1963:48, 153).
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Im Jahr 838 n. Chr. brach Ennin auf zu einer neuneinhalb Jahre dauernden Reise in das mächtige Táng-Reich in China, um dort neue buddhistische Texte und weitere Aufklärungen über seinen Glauben zu suchen. Am 13. Tag des sechsten Monats des Jahres 838 begann Ennin auf dem Schiff mit seinen Aufzeichnungen. Ab diesem Zeitpunkt hielt er seine Beobachtungen in mehreren Schriftrollen fest, in denen er als einer der ersten nicht-chinesischen Autoren die chinesische Gesellschaft beschrieb, aber auch andere Details wie beispielsweise den Kaufpreis von diversen Nahrungsmitteln. Weiters hielt er Formulare und Briefe von chinesischen Beamten fest, aber auch Schriftstücke, die er selbst verfasst hat  (vgl. Reischauer 1963, S. 48, 153).
  
 
Am 21. Tag des siebten Monats ging Ennin und Ensai, ein Mönchsstudent, in Yángzhōu an Land. Dort verfassten sie eine Bittschrift an den sie begleitenden japanischen Großgesandten, in der sie ihn baten, eine Erlaubnis zu erwirken, dass sie zum Berg Tiāntāi, dem Gründungsort ihrer Glaubensrichtung, reisen dürften. Der zuständige Bezirkskommandeur stellte sich jedoch quer und veranlasste eine Absage.
 
Am 21. Tag des siebten Monats ging Ennin und Ensai, ein Mönchsstudent, in Yángzhōu an Land. Dort verfassten sie eine Bittschrift an den sie begleitenden japanischen Großgesandten, in der sie ihn baten, eine Erlaubnis zu erwirken, dass sie zum Berg Tiāntāi, dem Gründungsort ihrer Glaubensrichtung, reisen dürften. Der zuständige Bezirkskommandeur stellte sich jedoch quer und veranlasste eine Absage.
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Als das Ende des Aufenthaltes der Gesandtschaft näher kam, erreichte die beiden eine weitere Absage, diesmal mit der Begründung, dass die Zeit dafür nicht mehr ausreiche.
 
Als das Ende des Aufenthaltes der Gesandtschaft näher kam, erreichte die beiden eine weitere Absage, diesmal mit der Begründung, dass die Zeit dafür nicht mehr ausreiche.
Nur Ensai erhielt die Erlaubnis, da er Student war, für fünf Jahre in China zu bleiben. Für diese Zeit wurde er von der japanischen Regierung mit finanziellen Mitteln unterstützt, wie es auch die Voraussetzung der chinesischen Regierung war (vgl. Reischauer 1963:76–82, vgl. Saeki 1989:82ff., 101).
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Nur Ensai erhielt die Erlaubnis, da er Student war, für fünf Jahre in China zu bleiben. Für diese Zeit wurde er von der japanischen Regierung mit finanziellen Mitteln unterstützt, wie es auch die Voraussetzung der chinesischen Regierung war (vgl. Reischauer 1963, S. 76–82, vgl. Saeki 1989, S. 82ff., 101).
  
Der japanische Großgesandte sorgte dafür, dass Ensai und seine beiden Diener alsbald zum Berg Tiāntāi abreisen durften. Ennin gab Ensai die Liste von Fragen, die er über die Lehre beantwortet haben wollte (vgl. Reischauer 1963:85).
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Der japanische Großgesandte sorgte dafür, dass Ensai und seine beiden Diener alsbald zum Berg Tiāntāi abreisen durften. Ennin gab Ensai die Liste von Fragen, die er über die Lehre beantwortet haben wollte (vgl. Reischauer 1963, S. 85).
  
  
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Ennin erkannte schon längst die Schwierigkeiten, die die chinesische Bürokratie mit sich brachte und entschied, auf illegalem Wege seine Pilgerreise anzutreten. Der japanische Großgesandte war Ennin äußerst wohlbesonnen und gab ihm die Erlaubnis, inoffiziell in China zu verbleiben. Er unterstützte Ennin sogar finanziell. Aber auch dieses Vorhaben gestaltete sich alles andere als einfach. Bereits beim ersten Versuch wurden er und seine drei Begleiter von chinesischen Offizieren aufgegriffen. Ennin war bereits auf einem der abreisenden Schiffe der Gesandtschaft. Er hat es nur der damaligen Unwissenheit der Japaner ein Schiff zu steuern, korrekt zu Navigieren und auch der fehlenden meteorologischen Kenntnis zu verdanken, dass er noch Zeit für weitere Fluchtversuche hatte. Als sein Schiff abermals an die Küste zurückgetrieben wurde (an der Ankerbucht am Fuße des Berges Chi’ih), ging er und seine Begleiter auf dem nahegelegenen Berg Ch’ih in ein Kloster. Eigentlich wollte er sich dort verstecken, blieb aber natürlich nicht unentdeckt und musste sich wieder mit der chinesischen Bürokratie auseinandersetzen.
 
Ennin erkannte schon längst die Schwierigkeiten, die die chinesische Bürokratie mit sich brachte und entschied, auf illegalem Wege seine Pilgerreise anzutreten. Der japanische Großgesandte war Ennin äußerst wohlbesonnen und gab ihm die Erlaubnis, inoffiziell in China zu verbleiben. Er unterstützte Ennin sogar finanziell. Aber auch dieses Vorhaben gestaltete sich alles andere als einfach. Bereits beim ersten Versuch wurden er und seine drei Begleiter von chinesischen Offizieren aufgegriffen. Ennin war bereits auf einem der abreisenden Schiffe der Gesandtschaft. Er hat es nur der damaligen Unwissenheit der Japaner ein Schiff zu steuern, korrekt zu Navigieren und auch der fehlenden meteorologischen Kenntnis zu verdanken, dass er noch Zeit für weitere Fluchtversuche hatte. Als sein Schiff abermals an die Küste zurückgetrieben wurde (an der Ankerbucht am Fuße des Berges Chi’ih), ging er und seine Begleiter auf dem nahegelegenen Berg Ch’ih in ein Kloster. Eigentlich wollte er sich dort verstecken, blieb aber natürlich nicht unentdeckt und musste sich wieder mit der chinesischen Bürokratie auseinandersetzen.
 
[[Datei:Reiseroute bunt.jpeg|300x300px|miniatur|rechts|Reiseroute Ennins; zusätzlich eingezeichnet: Berg Wǔtái und Berg Tiāntāi ]]
 
[[Datei:Reiseroute bunt.jpeg|300x300px|miniatur|rechts|Reiseroute Ennins; zusätzlich eingezeichnet: Berg Wǔtái und Berg Tiāntāi ]]
Das Oberhaupt es Klosters verbürgte sich Ennin und seinen Begleitern und teilte den Zuständigen der Unterpräfektur schriftlich mit, dass sie sich im Kloster aufhalten, um der Hitze zu entgehen. Im Herbst lautete dann die weitere Stellungnahme, dass sie sich im Kloster aufhalten, um der Kälte zu entgehen. Zwei Mönche berichteten Ennin dort vom Berg Wǔtái, von den dortigen gelehrten Mönchen, den heiligen Wundern in jener Gegend und den Einzelheiten über den Weg dorthin. Aufgrund dessen beschloss Ennin, nicht mehr zum Berg Tiāntāi reisen zu wollen, sondern eben zum Berg Wǔtái (siehe Bild „Reiseroute Ennins“)  (vgl. Saeki 1989:103, 105, 116, 133, 153; vgl. Reischauer 1963:86–95, 103–106).
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Das Oberhaupt es Klosters verbürgte sich Ennin und seinen Begleitern und teilte den Zuständigen der Unterpräfektur schriftlich mit, dass sie sich im Kloster aufhalten, um der Hitze zu entgehen. Im Herbst lautete dann die weitere Stellungnahme, dass sie sich im Kloster aufhalten, um der Kälte zu entgehen. Zwei Mönche berichteten Ennin dort vom Berg Wǔtái, von den dortigen gelehrten Mönchen, den heiligen Wundern in jener Gegend und den Einzelheiten über den Weg dorthin. Aufgrund dessen beschloss Ennin, nicht mehr zum Berg Tiāntāi reisen zu wollen, sondern eben zum Berg Wǔtái (siehe Bild „Reiseroute Ennins“)  (vgl. Saeki 1989, S. 103, 105, 116, 133, 153; vgl. Reischauer 1963, S. 86–95, 103–106).
  
Ennin verdankte vor allem dem koreanischen Konsul Chang Yǒng seinen legalen Verbleib im Táng-Reich (vgl. Reischauer 1963:107f.).
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Ennin verdankte vor allem dem koreanischen Konsul Chang Yǒng seinen legalen Verbleib im Táng-Reich (vgl. Reischauer 1963, S. 107f.).
  
Auf seiner Reise fertigte Ennin Kopien jener Tiāntāi-Texte an, die es in Japan noch nicht gab. Darüber hinaus lernte er Sanskrit, um die alten buddhistischen Schriften des Māhāyana zu verstehen. Er lernte auch die theologischen und okkultischen Details der Tradierungen des [http://www.thangka.de/Gallery-3/Cosmos/9-7/diamond-0.htm Kongōkai]- und des [http://www.thangka.de/Gallery-3/Cosmos/9-6/garbhadatu-0.htm Taizōkai]-Mandalas, auf denen die buddhistische Philosophie und Kosmologie schematisch dargestellt wird. Hierfür hatte er insgesamt vier Lehrer. Zuerst studierte er das Taizōkai-Mandala beim ersten Lehrer, dann das Kongōkai-Mandala beim zweiten und dritten Lehrer und beim vierten Lehrer verinnerlichte Ennin seine Sanskritkenntnisse. Als weiteren fünften Lehrer kann man einen Inder bezeichnen, der ihm die korrekte Aussprache des Sanskrit beibrachte (vgl. Reischauer 1963:176–178).
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Auf seiner Reise fertigte Ennin Kopien jener Tiāntāi-Texte an, die es in Japan noch nicht gab. Darüber hinaus lernte er Sanskrit, um die alten buddhistischen Schriften des Māhāyana zu verstehen. Er lernte auch die theologischen und okkultischen Details der Tradierungen des [http://www.thangka.de/Gallery-3/Cosmos/9-7/diamond-0.htm Kongōkai]- und des [http://www.thangka.de/Gallery-3/Cosmos/9-6/garbhadatu-0.htm Taizōkai]-Mandalas, auf denen die buddhistische Philosophie und Kosmologie schematisch dargestellt wird. Hierfür hatte er insgesamt vier Lehrer. Zuerst studierte er das Taizōkai-Mandala beim ersten Lehrer, dann das Kongōkai-Mandala beim zweiten und dritten Lehrer und beim vierten Lehrer verinnerlichte Ennin seine Sanskritkenntnisse. Als weiteren fünften Lehrer kann man einen Inder bezeichnen, der ihm die korrekte Aussprache des Sanskrit beibrachte (vgl. Reischauer 1963, S. 176–178).
  
Die letzte Notiz seiner Pilgerreise verfasste er am 14. Tag des zwölften Monats im Jahre 847, noch vor Antritt seiner Rückreise nach Japan. Im selben Jahr kehrte er nach Japan zurück und wurde von seinen Mönchen auf dem Berg Hie freudig empfangen (vgl. Saeki 1989:219ff.; vgl. Reischauer 1963, 297).
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Die letzte Notiz seiner Pilgerreise verfasste er am 14. Tag des zwölften Monats im Jahre 847, noch vor Antritt seiner Rückreise nach Japan. Im selben Jahr kehrte er nach Japan zurück und wurde von seinen Mönchen auf dem Berg Hie freudig empfangen (vgl. Saeki 1989, S. 219ff.; vgl. Reischauer 1963, S. 297).
  
 
=== Zurück in Japan ===
 
=== Zurück in Japan ===
  
Ein Jahr nach seiner Rückkehr nach Japan, erbaute er eine Halle auf dem Berg Hiei 比叡山. Diese Halle diente zu einer neunzigtägigen Meditation zur Verehrung [[Amida|Amidas]] 阿弥, in der man seine Gedanken auf Amida konzentrierte, den Namen Amidas anrief und dessen Statue rituell umschritt. Ennin wollte dadurch Kraft und Tiefe seiner Konzentration fördern und die Wiedergeburt im Reinen Land erlangen. Weiters wurde er zum Abt des Enryaku-Tempels ernannt (vgl. Wachtmann 2006:105f.; vgl. Saeki 1989:219ff.).
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Ein Jahr nach seiner Rückkehr nach Japan, erbaute er eine Halle auf dem Berg Hiei 比叡山. Diese Halle diente zu einer neunzigtägigen Meditation zur Verehrung [[Amida|Amidas]] 阿弥, in der man seine Gedanken auf Amida konzentrierte, den Namen Amidas anrief und dessen Statue rituell umschritt. Ennin wollte dadurch Kraft und Tiefe seiner Konzentration fördern und die Wiedergeburt im Reinen Land erlangen. Weiters wurde er zum Abt des Enryaku-Tempels ernannt (vgl. Wachtmann 2006, S. 105f.; vgl. Saeki 1989, S. 219ff.).
  
 
== Ennins letzter Wille ==
 
== Ennins letzter Wille ==
 
Vor seinem Tod verfasste Ennin ein Testament mit 13 Bitten. Eine dieser Bitten beinhaltete den Wunsch, keine prunkvolle Begräbnisstätte zu bekommen. Er wollte nur eine einfache Beisetzung und als einziges sichtbares Merkmal soll auf seinem Grab ein Baum gepflanzt werden. Er schrieb weiters, dass es in höchsten Maße beschämend für ihn wäre, würde ihm ein Ahnentempel errichtet werden. Im Jahre 864 erkrankte Ennin an Gelbfieber und erlag dieser Krankheit. [[Seiwa Tennō|Seiwa-Tennō]] 清和天皇 war sehr bestürzt über Ennins Tod und bekundete seine Trauer in einer schriftlichen Meldung.
 
Vor seinem Tod verfasste Ennin ein Testament mit 13 Bitten. Eine dieser Bitten beinhaltete den Wunsch, keine prunkvolle Begräbnisstätte zu bekommen. Er wollte nur eine einfache Beisetzung und als einziges sichtbares Merkmal soll auf seinem Grab ein Baum gepflanzt werden. Er schrieb weiters, dass es in höchsten Maße beschämend für ihn wäre, würde ihm ein Ahnentempel errichtet werden. Im Jahre 864 erkrankte Ennin an Gelbfieber und erlag dieser Krankheit. [[Seiwa Tennō|Seiwa-Tennō]] 清和天皇 war sehr bestürzt über Ennins Tod und bekundete seine Trauer in einer schriftlichen Meldung.
Ennins Wunsch auf eine einfache Beisetzung kamen ihm seine Mönche natürlich nach. Postum bekam er seinen Ehrentitel Jikaku Daishi verliehen (vgl. Saeki 1989:254, 256f., 263).
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Ennins Wunsch auf eine einfache Beisetzung kamen ihm seine Mönche natürlich nach. Postum bekam er seinen Ehrentitel Jikaku Daishi verliehen (vgl. Saeki 1989, S. 254, 256f., 263).
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==

Version vom 18. Januar 2017, 22:10 Uhr

Ennin-Statue2.jpg
Seiten-Infobox
Themengruppe Personen (Einzelpersonen, Familien, Gruppen)
Name Ennin 円仁
Lebenszeit geb. 794 in Shimotsuke 下野 (Präfektur Tochigi 栃木市), gest. 864 (frühe Heian-Zeit (794–970))
Sonstige Namen Jikaku Daishi Ennin 慈覚大師円仁
Funktion, Amt Mönch
Bemerkung buddhistischer Mönch der Tendai-Schule
Bronzestatue Ennins in Iwafune-machi, Präfektur Tochigi

Ennin 円仁 war ein buddhistischer Mönch der Tendai-Schule und lebte in der frühen Heian-Zeit (794–970). Sein weltlicher Familienname war Mibu 壬生 (bzw. Mibu uji 壬生氏). Es heißt, dass sein Vorfahr Toyoki Irihiko no Mikoto 豊城入彦命, der erste Sohn Sujin-Tennōs 崇神天皇, war (vgl. Saeki 1989, S. 5).


Ennins Werdegang bis zur Ordinierung

Ennin entstammt einer hochintellektuellen, kulturellen und nicht armen Familie. Deswegen hatte er auch Zugang zu Bildung. Vieles lernte er allerdings von seinem älteren Bruder.

Als Ennin neun Jahre alt war ermutigte ihn seine Mutter im Daiji-Tempel 大慈寺 unter dem Mönch Kōchi 広智 zu lernen (vgl. Saeki 1989, S. 16f.). Der Daiji-Tempel pflegte enge Beziehungen zur Tendai-Schule. Mit 15 Jahren, im dritten Jahr der Daidō-Ära 大同 (808), stieg Ennin auf den Berg Hie 比叡山, den Klosterberg der Tendai-Schule im Nordosten Kyōtos. Es wird gesagt, dass er Kōchi dorthin begleitete, dort erstmals auf Saichō 最澄, den Tendai-Abt und Begründer der japanischen Tendai-Lehre, traf und geradewegs sein Schüler wurde (vgl. Saeki 1989, S. 33).

Die 17. Japanische Gesandtschaft

Reich der Táng Dynastie 848 n. Chr.

Im zweiten Jahr der Jōwa-Ära 承和 (835), wurde Ennin als sogenannter Shōyakusō 請益僧 für die 17. Japanische Gesandtschaft in das China der Táng-Dynastie gewählt (vgl. Saeki 1989, S. 55). Dies war die letzte Gesandtschaft ins Táng-Reich und auch bis ins 19. Jahrhundert die letzte, die vom japanischen kaiserlichen Hof ins Ausland geschickt wurde (vgl. Reischauer 1963, S. 48).

Im Jahr 838 n. Chr. brach Ennin auf zu einer neuneinhalb Jahre dauernden Reise in das mächtige Táng-Reich in China, um dort neue buddhistische Texte und weitere Aufklärungen über seinen Glauben zu suchen. Am 13. Tag des sechsten Monats des Jahres 838 begann Ennin auf dem Schiff mit seinen Aufzeichnungen. Ab diesem Zeitpunkt hielt er seine Beobachtungen in mehreren Schriftrollen fest, in denen er als einer der ersten nicht-chinesischen Autoren die chinesische Gesellschaft beschrieb, aber auch andere Details wie beispielsweise den Kaufpreis von diversen Nahrungsmitteln. Weiters hielt er Formulare und Briefe von chinesischen Beamten fest, aber auch Schriftstücke, die er selbst verfasst hat (vgl. Reischauer 1963, S. 48, 153).

Am 21. Tag des siebten Monats ging Ennin und Ensai, ein Mönchsstudent, in Yángzhōu an Land. Dort verfassten sie eine Bittschrift an den sie begleitenden japanischen Großgesandten, in der sie ihn baten, eine Erlaubnis zu erwirken, dass sie zum Berg Tiāntāi, dem Gründungsort ihrer Glaubensrichtung, reisen dürften. Der zuständige Bezirkskommandeur stellte sich jedoch quer und veranlasste eine Absage. Wiederholt versuchten Ennin und der japanische Großgesandte eine Erlaubnis für die Pilgerfahrt zu erwirken.

Als das Ende des Aufenthaltes der Gesandtschaft näher kam, erreichte die beiden eine weitere Absage, diesmal mit der Begründung, dass die Zeit dafür nicht mehr ausreiche. Nur Ensai erhielt die Erlaubnis, da er Student war, für fünf Jahre in China zu bleiben. Für diese Zeit wurde er von der japanischen Regierung mit finanziellen Mitteln unterstützt, wie es auch die Voraussetzung der chinesischen Regierung war (vgl. Reischauer 1963, S. 76–82, vgl. Saeki 1989, S. 82ff., 101).

Der japanische Großgesandte sorgte dafür, dass Ensai und seine beiden Diener alsbald zum Berg Tiāntāi abreisen durften. Ennin gab Ensai die Liste von Fragen, die er über die Lehre beantwortet haben wollte (vgl. Reischauer 1963, S. 85).


Pilgerreise auf eigene Faust

Ennin erkannte schon längst die Schwierigkeiten, die die chinesische Bürokratie mit sich brachte und entschied, auf illegalem Wege seine Pilgerreise anzutreten. Der japanische Großgesandte war Ennin äußerst wohlbesonnen und gab ihm die Erlaubnis, inoffiziell in China zu verbleiben. Er unterstützte Ennin sogar finanziell. Aber auch dieses Vorhaben gestaltete sich alles andere als einfach. Bereits beim ersten Versuch wurden er und seine drei Begleiter von chinesischen Offizieren aufgegriffen. Ennin war bereits auf einem der abreisenden Schiffe der Gesandtschaft. Er hat es nur der damaligen Unwissenheit der Japaner ein Schiff zu steuern, korrekt zu Navigieren und auch der fehlenden meteorologischen Kenntnis zu verdanken, dass er noch Zeit für weitere Fluchtversuche hatte. Als sein Schiff abermals an die Küste zurückgetrieben wurde (an der Ankerbucht am Fuße des Berges Chi’ih), ging er und seine Begleiter auf dem nahegelegenen Berg Ch’ih in ein Kloster. Eigentlich wollte er sich dort verstecken, blieb aber natürlich nicht unentdeckt und musste sich wieder mit der chinesischen Bürokratie auseinandersetzen.

Reiseroute Ennins; zusätzlich eingezeichnet: Berg Wǔtái und Berg Tiāntāi

Das Oberhaupt es Klosters verbürgte sich Ennin und seinen Begleitern und teilte den Zuständigen der Unterpräfektur schriftlich mit, dass sie sich im Kloster aufhalten, um der Hitze zu entgehen. Im Herbst lautete dann die weitere Stellungnahme, dass sie sich im Kloster aufhalten, um der Kälte zu entgehen. Zwei Mönche berichteten Ennin dort vom Berg Wǔtái, von den dortigen gelehrten Mönchen, den heiligen Wundern in jener Gegend und den Einzelheiten über den Weg dorthin. Aufgrund dessen beschloss Ennin, nicht mehr zum Berg Tiāntāi reisen zu wollen, sondern eben zum Berg Wǔtái (siehe Bild „Reiseroute Ennins“) (vgl. Saeki 1989, S. 103, 105, 116, 133, 153; vgl. Reischauer 1963, S. 86–95, 103–106).

Ennin verdankte vor allem dem koreanischen Konsul Chang Yǒng seinen legalen Verbleib im Táng-Reich (vgl. Reischauer 1963, S. 107f.).

Auf seiner Reise fertigte Ennin Kopien jener Tiāntāi-Texte an, die es in Japan noch nicht gab. Darüber hinaus lernte er Sanskrit, um die alten buddhistischen Schriften des Māhāyana zu verstehen. Er lernte auch die theologischen und okkultischen Details der Tradierungen des Kongōkai- und des Taizōkai-Mandalas, auf denen die buddhistische Philosophie und Kosmologie schematisch dargestellt wird. Hierfür hatte er insgesamt vier Lehrer. Zuerst studierte er das Taizōkai-Mandala beim ersten Lehrer, dann das Kongōkai-Mandala beim zweiten und dritten Lehrer und beim vierten Lehrer verinnerlichte Ennin seine Sanskritkenntnisse. Als weiteren fünften Lehrer kann man einen Inder bezeichnen, der ihm die korrekte Aussprache des Sanskrit beibrachte (vgl. Reischauer 1963, S. 176–178).

Die letzte Notiz seiner Pilgerreise verfasste er am 14. Tag des zwölften Monats im Jahre 847, noch vor Antritt seiner Rückreise nach Japan. Im selben Jahr kehrte er nach Japan zurück und wurde von seinen Mönchen auf dem Berg Hie freudig empfangen (vgl. Saeki 1989, S. 219ff.; vgl. Reischauer 1963, S. 297).

Zurück in Japan

Ein Jahr nach seiner Rückkehr nach Japan, erbaute er eine Halle auf dem Berg Hiei 比叡山. Diese Halle diente zu einer neunzigtägigen Meditation zur Verehrung Amidas 阿弥, in der man seine Gedanken auf Amida konzentrierte, den Namen Amidas anrief und dessen Statue rituell umschritt. Ennin wollte dadurch Kraft und Tiefe seiner Konzentration fördern und die Wiedergeburt im Reinen Land erlangen. Weiters wurde er zum Abt des Enryaku-Tempels ernannt (vgl. Wachtmann 2006, S. 105f.; vgl. Saeki 1989, S. 219ff.).

Ennins letzter Wille

Vor seinem Tod verfasste Ennin ein Testament mit 13 Bitten. Eine dieser Bitten beinhaltete den Wunsch, keine prunkvolle Begräbnisstätte zu bekommen. Er wollte nur eine einfache Beisetzung und als einziges sichtbares Merkmal soll auf seinem Grab ein Baum gepflanzt werden. Er schrieb weiters, dass es in höchsten Maße beschämend für ihn wäre, würde ihm ein Ahnentempel errichtet werden. Im Jahre 864 erkrankte Ennin an Gelbfieber und erlag dieser Krankheit. Seiwa-Tennō 清和天皇 war sehr bestürzt über Ennins Tod und bekundete seine Trauer in einer schriftlichen Meldung. Ennins Wunsch auf eine einfache Beisetzung kamen ihm seine Mönche natürlich nach. Postum bekam er seinen Ehrentitel Jikaku Daishi verliehen (vgl. Saeki 1989, S. 254, 256f., 263).

Literatur

Primärliteratur

  • Ennin 円仁 (1984) 10: Nittō guhō junrei gyōki. 1. 入唐求法巡礼行記. Übers. Kiroku Adachi 足立喜六; Mitarb. Ryōdō Shioiri 塩入良道. Tōkyō: Heibonsha.
  • Ennin 円仁 (1985): Nittō guhō junrei gyōki. 2. 入唐求法巡礼行記. Übers. Kiroku Adachi 足立喜六; Mitarb. Ryōdō Shioiri 塩入良道. Tōkyō: Heibonsha.

Sekundärliteratur

  • Beck, Hanno. (1971): Große Reisende. Entdecker und Erforscher unserer Welt. München.
  • Chen, Jinhua (1999): Making and remaking history: a study of Tiantai sectarian historiography. Tōkyō: Internat. Inst. for Buddhist Studies.
  • Groner, Paul (2000): Saichō: the establishment of the Japanese Tendai School. Honolulu: Univ. of Hawaii Press.
  • Huang, Zhihai (2015): Sukhavati kennenlernen: das Amitabha-Buddha Sutra. Amitābha-sūtra. Übers. Liya Fette, Liya. Oldenburg i.O.: Desina.
  • Kanno, Hiroshi (2010) 10: Hokekyō nyūmon. 法華経入門. Tōkyō : Iwanami Shoten.
  • Kiuchi, Gyoo (1980): „Ennin’s Ideas on Buddhist Disciplinary Practices”. In: Journal of Indian and Buddhist Studies (Indogaku Bukkyogaku Kenkyu), Vol 28 (2). 745–750.
  • Kiyota, Minoru (Hrsg.) (1978): Mahāyāna Buddhist meditation : theory and practice. Honolulu: Univ. Press of Hawaii.
  • Kumārajīva (2009): Lotos-Sutra: das große Erleuchtungsbuch des Buddhismus. Saddharmapundarīka-sūtra. Übers. Margareta von Borsig. Freiburg, Wien u. a.: Herder.
  • Michimoto, Tesshin 道元徹心 (Hrsg.) (2012): Tendai: Hiei ni hibiku Hotoke no koe. 天台: 比叡に響く仏の声. Kyōto: Jishōsha Shuppan
  • Palmer, Jesse D. (2009): Searching for the law: Ennin’s Journal as a key to the Heian appropriation of Tang culture. Ann Arbor, MI.: ProQuest.
  • Petzold, Bruno; Hammitzsch, Horst (Hrsg.) (1982): Die Quintessenz der T'ien-t'ai-(Tendai-)Lehre: eine komparative Untersuchung. Wiesbaden : Harrassowitz.
  • Payne, Richard K. (2004): Approaching the land of bliss: religious praxis in the cult of Amitābha. Honolulu: Univ. of Hawai'i
  • Reischauer, Edwin. O. (1955): Ennin’s travels in T’ang China. New York: Ronald Press.
  • Reischauer, Edwin. O. (1955): Ennin’s diary: the record of a pilgrimage to China in search of the law. Ru tang qiu fa xun li xing ji. New York: Ronald Press.
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