Drachenpalast: Unterschied zwischen den Versionen
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Dies versetzte den jungen Fischer in tiefste Trauer. Allein in seiner Verzweiflung setzte er sich an den Strand und vergaß die schöne Drachenprinzessin. Er öffnete ihre Schachtel. In genau diesem Moment stieg weißer Rauch auf und Urashima Tarō verwandelte sich in einen sehr alten Mann mit weißem Haar, langem Bart und krummen Rücken. Er alterte immer weiter bis er letzten Endes starb.<ref>Radin 1946:289</ref> | Dies versetzte den jungen Fischer in tiefste Trauer. Allein in seiner Verzweiflung setzte er sich an den Strand und vergaß die schöne Drachenprinzessin. Er öffnete ihre Schachtel. In genau diesem Moment stieg weißer Rauch auf und Urashima Tarō verwandelte sich in einen sehr alten Mann mit weißem Haar, langem Bart und krummen Rücken. Er alterte immer weiter bis er letzten Endes starb.<ref>Radin 1946:289</ref> | ||
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[[Bild:Toyotamahime.jpg|right|thumb|Toyotama-bime verwandelte sich in ein ''wani'' von Toyohara Chikanobu in 1886]] | [[Bild:Toyotamahime.jpg|right|thumb|Toyotama-bime verwandelte sich in ein ''wani'' von Toyohara Chikanobu in 1886]] |
Version vom 14. August 2016, 17:48 Uhr
Themengruppe | Architektur (religiöse Gebäude, Anlagen, Details) |
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Name | Drachenpalast 竜宮城 (Ryūgū-jō) |
Funktion | Palast |
Ort | Meeresgrund |
Gottheiten | Watatsumi |
Bemerkung | Fiktiver Palast dessen Existenz nur in Legenden und Sagen vorhanden ist |
Der Drachenpalast oder Ryūgū-jō ist der Palast des Drachen Königs Watatsumi. Der Ryūgū-jō liegt auf dem Meeresboden und bietet ein Zuhause auch für andere Meerestiere. Den Legenden nach wurde der Palast aus roten und weißen Korallen, oder aus reinem Kristall gebaut. Laut der Legende von Urashima Tarō gab es an der östlichen Seite des Palastes Frühling, südlich war Sommer, westlich Herbst und nördlich Winter. Das heißt an jeder Seite des Palastes gab es eine andere Jahreszeit. [1] Auch die Zeit läuft anders im Ryūgū-jō. Laut einer Version dieser Legende entspricht ein Tag im Ryūgū-jō 100 Jahre außerhalb des Palastes. Andererseits gibt es aber auch die Version, dass ein Jahr im Ryūgū-jō 100 Jahre außerhalb des Palastes entsprechen, wie in der genannten Version der Legende von Urashima Tarō, welche unten etwas genauer erläutert wird.
Die bekanntesten Legenden
Es gibt zahlreiche Legenden und Mythen, die das Motiv des Drachenpalastes beinhalten. Diese Mythen und Legenden wurden in verschiedenen Versionen weitergegeben. In diesem Artikel wird nur eine Version vorgestellt, wodurch aber die anderen Versionen nicht ausschlossen werden.
Urashima Tarō
Die Legende über Urashima Tarō ist wohl eine der bekanntesten Legenden über den Ryūgū-jō weltweit. Es gibt verschiedene Versionen dieser Legende. Manche davon sind sogar bereits aus dem 8. Jahrhundert. [2] Die zentrale Handlung verläuft in etwa so:
Urashima Tarō war ein junger gutaussehender Fischer, der bei einem Strandspaziergang eine Gruppe von Kindern sah, die eine Schildkröte quälten. Er rettete die Schildkröte, indem er sie den Kindern abkaufte und sie anschließend im Meer freiließ. Einige Zeit später, hörte er während er fischte eine Stimme, die seinen Namen rief. Die Stimme gehörte zur selben Schildkröte, die er erneut rettete. Diese bot Urashima Tarō zum Dank für seine Güte an, sie zum Drachenpalast zu begleiten. Er nahm das Angebot an und begleitete die Schildkröte zum Drachenpalast am Meeresboden.
Dort wurde Urashima Tarō wie ein Adeliger behandelt und er lernte die wunderschöne Drachenprinzessin Otohime kennen. Er verliebte sich in diese und heiratete sie. Beide lebten drei Jahre lang ein glückliches, schönes und sorgloses Leben. Nach diesen drei Jahren wollte Urashima Tarō seine Familie besuchen. Zögernd ließ ihn die Drachenprinzessin gehen und gab ihm eine wunderschöne Schachtel (tamatebako) mit, welche er jedoch unter keinen Umständen öffnen sollte.
An Land eilte der junge Fischer in sein Dorf, jedoch wurde es zu diesem Zeitpunkt bereits von fremden Menschen bewohnt. Außerdem war sein eigenes Haus menschenleer und unbewohnt. Um Antworten auf diese Geschehnisse zu finden, ging Urashima Tarō los und befragte die Menschen die nun in seinem Dorf lebten. Er fragte nach, ob jemand einen jungen Mann namens Urashima Tarō kennen würde, aber niemand kannte diesen. Die einzige Ausnahme war ein sehr alter Mann, der behauptete, sein Vater hätte ihm von einem gewissen Urashima Tarō erzählt, der vor sehr langer Zeit verstorben sei. So fand Urashima Tarō heraus, dass die Zeit im Drachenpalast und außerhalb des Palastes unterschiedlich schnell verging. Drei Jahre im Drachenpalast waren also 300 Jahre außerhalb des Palastes.
Dies versetzte den jungen Fischer in tiefste Trauer. Allein in seiner Verzweiflung setzte er sich an den Strand und vergaß die schöne Drachenprinzessin. Er öffnete ihre Schachtel. In genau diesem Moment stieg weißer Rauch auf und Urashima Tarō verwandelte sich in einen sehr alten Mann mit weißem Haar, langem Bart und krummen Rücken. Er alterte immer weiter bis er letzten Endes starb.[3]
Toyotama-bime und Hoori no Mikoto
Laut dieser Legende gab es die zwei Söhne von Hiko-ho no Ninigi no Mikoto, und zwar Ho-deri no Mikoto, der auch Umi-sachi-hiko, „Meeres-Glücks Prinz“ hieß und Ho-wori no Mikoto, der auch Yama-sachi-hiko, „Berg-Glücks Prinz“ genannt wurde. Ho-deri no Mikoto fischte im Meer und Ho-wori no Mikoto jagte Tiere an Land. Eines Tages wollten die beiden ihre jeweiligen Jagdgeräte miteinander für kurze Zeit tauschen. Beide Brüder bemerkten sehr schnell, dass die jeweils anderen Fanggeräte im Meer oder auf dem Land nicht gut funktionierten und so wollte Ho-deri no Mikoto seinen Angelhaken zurück. Sein Bruder, Ho-wori no Mikoto hatte diesen aber bereits verloren. Ho-deri no Mikoto wollte jedoch keinen Ersatz für seinen Angelhaken und verlangte ihn zurück. Als Ho-wori no Mikoto in Bedrängnis kam, riet ihm der Shiho-dzuchi no Kami, zu dem Watatsumi no Kami zu gehen. Ho-wori no Mikoto ging in den Meerespalast und dort traf er Watatsumi. Dort lernte er auch seine Tochter Toyotama-bime kennen. Als Ho-wori no Mikoto drei Jahre im Palast lebte, lehrte ihn Watatsumi Magie und als er zurück ans Land ging, gab Watatsumi Ho-wori no Mikoto auch den Angelhaken von Ho-deri no Mikoto mit. Dennoch war der Streit der Brüder mit Rückgabe des Angelhakens nicht beendet.
Die Magie, die Ho-wori no Mikoto gelernt hatte, war mit dem Flut-steige-Juwel und dem Flut-sinke-Juwel verbunden. Ganz nach Plan des Watatsumi warf er das Flut-steige-Juwel ins Wasser und verursachte ein Hochwasser, in dem sein Bruder zu ertrinken drohte. Danach rettete Ho-wori no Mikoto seinen Bruder.[4] Schließlich unterwarf sich Ho-deri no Mikoto und versprach, dass er und seine Nachkommen Ho-wori als Wächter dienen werden.[5]
Noch vor dem Verlassen des Drachenpalastes, sagte Toyotama-bime zu ihrem Mann, dass sie schwanger sei und er sollte für sie ein Gebärhaus errichten. [6] Als sie an vorhergesagtem Tag mit ihrer jüngeren Schwester Tamayori-bime zum Entbinden zum Strand kam, bat sie Ho-wori no Mikoto ihr bei der Geburt nicht zu zuschauen. Während der Entbindung verwandelte sie sich nämlich in ein wani beziehungsweise einen Drachen. Ho-wori no Mikoto hat aber trotzdem heimlich zugesehen und Toyotama-bime fühlte sich beschämt. Sie verließ das Land und versperrte den Weg ins Meer.[7]
Das Kind blieb am Land und wurde U-gaya-fuki-ahezu no Mikoto genannt. [8]U-gaya-fuki-ahezu no Mikoto heiratete dann seine Tante Tamayori-bime und sie hatten vier Kinder: Itsu-se no Mikoto, Ina-hi no Mikoto, Mi-ke-nu no Mikoto und Kamu-yamato Ihare-biko no Mikoto. Kamu-yamato Ihare-biko no Mikoto wurde später zum ersten Kaiser Japans, Jinmu Tennō. [9]
Eine ausführliches Resümee ist auch auf der Seite Bergglück und Meerglück zu finden.
Katase Enoshima Bahnhof
Katase Enoshima Bahnhof (片瀬江ノ島駅) ist ein Bahnhof in Fujisawa, Kanagawa. Dieser Bahnhof wurde am 1. April 1929 eröffnet und das Gebäude wurde vom Ryūgū-jō inspiriert.
Verweise
Anmerkungen
Quellen
- Karl Florenz (Ü.) 1901Nihongi: Japanische Mythologie. (Mittheilungen d. Dt. Ges. f. Natur- und Völkerkunde Ostasiens, IV.) Tokyo: Hobunsha 1901. (Ü. von Nihon shoki, Götterzeitalter nebst Auszügen aus Kojiki und fudoki.)
- Kawai, Hayao (1995). Dreams, Myths and Fairy Tales in Japan. Einsiedeln: Daimon.
- Oka, Masao (2012). Kulturschichten in Alt-Japan I. Bonn: Bier´sche Verlagsanstalt.
- Radin, Paul (1946). "Folktales of Japan as told in California" The journal of american folklore 59/233, S.289-308
- https://en.wikipedia.org/wiki/Katase-Enoshima_Station