Shigi-san engi emaki: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein Mönch der Provinz Shinano, der noch keine Weihen empfangen hatte, entschloss sich eines Tages in die Hauptstadt zum Tōdai-ji zu gehen um ordentlich geweiht zu werden. Nach Erhalt der Weihen wollte er nicht in eine "Buddha-verlassene" <ref> Der Begriff ''mubutsu sekai'' 無仏世界 bezieht sich auf die Zeit zwischen dem Tod des historischen Buddha Sakyamuni und der Herabkunft des Matreya (Brock 1992:70).</ref> Gegend wie Shinano zurückkehren und suchte einen neuen Ort zum Leben. In südwestlicher Richtung sah er einen Berg und beschloss dorthin zu ziehen. Als er dort ruhig seine Übungen praktizierte beschwor er eines Tages ein kleines Buddha-Bildnis <ref>''zushi botoke'' 厨子仏, kleine Statue die in einem Kästchen aufbewahrt wird</ref> herauf. Er baute eine kleine Halle und stellte die Statue hinein. Er widmete sich wieder seinen Übungen und die Jahre vergingen.
 
Ein Mönch der Provinz Shinano, der noch keine Weihen empfangen hatte, entschloss sich eines Tages in die Hauptstadt zum Tōdai-ji zu gehen um ordentlich geweiht zu werden. Nach Erhalt der Weihen wollte er nicht in eine "Buddha-verlassene" <ref> Der Begriff ''mubutsu sekai'' 無仏世界 bezieht sich auf die Zeit zwischen dem Tod des historischen Buddha Sakyamuni und der Herabkunft des Matreya (Brock 1992:70).</ref> Gegend wie Shinano zurückkehren und suchte einen neuen Ort zum Leben. In südwestlicher Richtung sah er einen Berg und beschloss dorthin zu ziehen. Als er dort ruhig seine Übungen praktizierte beschwor er eines Tages ein kleines Buddha-Bildnis <ref>''zushi botoke'' 厨子仏, kleine Statue die in einem Kästchen aufbewahrt wird</ref> herauf. Er baute eine kleine Halle und stellte die Statue hinein. Er widmete sich wieder seinen Übungen und die Jahre vergingen.
  
In einem Bergdorf lebte ein sehr wohlhabender Mann niedriger Klasse. Die Almosenschüssel des Mönchs flog oft an diesen Ort um Gaben zu empfangen. Eines Tages öffnete der Mann sein Lagerhaus, um etwas heraus zu holen, und die Almosenschüssel flog hinein. "Hier ist schon wieder diese Almosenschüssel! Was für eine abscheuliche, gierige Almosenschüssel!" Er nahm sie und warf sie in eine Ecke des Lagerhauses und vergaß sie dort. Als er das Lagerhaus verließ und die Türe abschloss, begann das Haus stark zu zittern und hob vom Boden ab. In dem Moment wurde den Umstehenden bewusst, dass sie die Almosenschüssel vergessen hatten. Die Almosenschüssel barst aus dem Lagerhaus heraus und trug es mit sich in die Lüfte. Der Besitzer folgte seinem fliegenden Lagerhaus, bis es in der Provinz Kawachi<ref>Der Berg Shigi befindet sich eigentlich an der Grenze in der Provinz Yamato.</ref> neben dem Mönch landete. Der Lagerhausbesitzer entschuldigte sich bei dem Mönch, dass er die Almosenschüssel immer füllte, wenn sie zu ihm kam, aber an diesem Tag zu beschäftigt war und sie vergessen hatte, und bat den Mönch ihm das Lagerhaus zurück zu geben. Der Mönch erwiderte, dass er das Lagerhaus, nachdem es mit Absicht hier her gekommen war, nicht zurückgeben konnte. Aber der Besitzer könne alles, was sich im Lagerhaus befände wieder mitnehmen. Der Inhalt des Lagerhauses betrug jedoch tausend ''koku'' und könne daher vom Besitzer nicht ohne weiteres zurück transportiert werden. Daraufhin legte der Mönch ein Bündel Reis in seine Almosenschüssel, schickte sie zurück und alle weiteren Reisbündel folgten ihr. Der Besitzer bot dem Mönch an, einen Teil der Reisbündel zu behalten, was dieser jedoch ablehnte und sie alle zurück zu ihrem Besitzer schickte.
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In einem Bergdorf lebte ein sehr wohlhabender Mann niedriger Klasse. Die Almosenschüssel des Mönchs flog oft an diesen Ort um Gaben zu empfangen. Eines Tages öffnete der Mann sein Lagerhaus, um etwas heraus zu holen, und die Almosenschüssel flog hinein. "Hier ist schon wieder diese Almosenschüssel! Was für eine abscheuliche, gierige Almosenschüssel!" Er nahm sie und warf sie in eine Ecke des Lagerhauses und vergaß sie dort. Als er das Lagerhaus verließ und die Türe abschloss, begann das Haus stark zu zittern und hob vom Boden ab. In dem Moment wurde den Umstehenden bewusst, dass sie die Almosenschüssel vergessen hatten. Die Almosenschüssel barst aus dem Lagerhaus heraus und trug es mit sich in die Lüfte. Der Besitzer folgte seinem fliegenden Lagerhaus, bis es in der Provinz Kawachi<ref>Der Berg Shigi befindet sich eigentlich an der Grenze in der Provinz Yamato.</ref> neben dem Mönch landete. Der Lagerhausbesitzer entschuldigte sich bei dem Mönch, dass er die Almosenschüssel immer füllte, wenn sie zu ihm kam, aber an diesem Tag zu beschäftigt war und sie vergessen hatte, und bat den Mönch, ihm das Lagerhaus zurück zu geben. Der Mönch erwiderte, dass er das Lagerhaus, nachdem es mit Absicht hierher gekommen war, nicht zurückgeben konnte. Aber der Besitzer könne alles, was sich im Lagerhaus befände, wieder mitnehmen. Der Inhalt des Lagerhauses betrug jedoch tausend ''koku'' und könne daher vom Besitzer nicht ohne weiteres zurück transportiert werden. Daraufhin legte der Mönch ein Bündel Reis in seine Almosenschüssel, schickte sie zurück und alle weiteren Reisbündel folgten ihr. Der Besitzer bot dem Mönch an, einen Teil der Reisbündel zu behalten, was dieser jedoch ablehnte und sie alle zurück zu ihrem Besitzer schickte.
  
 
=== Engikaji no maki ===
 
=== Engikaji no maki ===

Version vom 12. März 2014, 22:08 Uhr

Seiten-Infobox
Themengruppe Primärquellen
Werktitel Shigi-san engi emaki 信貴山縁起絵巻 („Rollbilder von der Entstehungslegende des Berges Shigi“)
Autor unbekannt
Entstehungszeit Kamakura-Zeit, 12. Jh.
Übersetzungen
Karen L. Brock 1992
„The making and remaking of "Miraculous origins of Mt. Shigi".“ Archives of Asian Art 45 (1992), S. 42-71.

Die Shigi-san engi emaki 信貴山縁起絵巻 (Rollbilder von der Entstehungslegende des Berges Shigi) sind drei emaki, die sich im Eigentum des Chōgosonshi-ji befinden. Im Tempel selbst sind jedoch meist nur Reproduktionen zu sehen. Die Originale, welche als kokuhō 国宝 (Nationalschatz) klassifiziert sind, sind in einer permanenten Ausstellung im Nara National Museum zu sehen und nur wenige Wochen im Jahr in der Schatzhalle des Chōgosonshi-ji selbst.

Sie stammen aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und bestehen in ihrer heutigen Form aus 66 Blättern. [1]

Inhalt

Die erste Rolle hat den Namen Yamazaki Chōja no maki 山崎長者の巻 (Der Hauptmann von Yamazaki), welches der Beiname des Besitzers des Lagerhauses, das auf der Bildrolle zu sehen ist, war. Der Name Tobikura no maki 飛倉の巻き (Das fliegende Lagerhaus) bezieht sich auf eben jenes Lagerhaus und ist ebenso verbreitet wie der erstgenannte Name. Während sich die Bezeichnung Yamazaki Chōja no maki auf einem Papierstreifen an der Außenseite der Bildrolle befindet, ist der Name Tobikura no maki am Ende der Rolle zu finden, wobei die Phrase tobikura in kana geschrieben ist.

Die zweite Rolle trägt den Titel Engi kaji no maki 延喜加持の巻 (Die Beschwörung der Engi-Zeit). Der Titel kann als irreführend empfunden werden, da das Wirken des Mönches Myōren im Text zur Bildrolle als inori いのり (beten) bezeichnet wird.

Der Titel der dritten Rolle Amagimi no maki 尼君の巻 (Die Nonne) leitet sich von dem Wort amagimi ab, dass sich im Text zur dritten Bildrolle findet.(Brock 1992:44)

In den Bildrollen werden folgende Geschichten erzählt[2]:

Yamazaki Chōja no maki/Tobikura no maki

Ein Mönch der Provinz Shinano, der noch keine Weihen empfangen hatte, entschloss sich eines Tages in die Hauptstadt zum Tōdai-ji zu gehen um ordentlich geweiht zu werden. Nach Erhalt der Weihen wollte er nicht in eine "Buddha-verlassene" [3] Gegend wie Shinano zurückkehren und suchte einen neuen Ort zum Leben. In südwestlicher Richtung sah er einen Berg und beschloss dorthin zu ziehen. Als er dort ruhig seine Übungen praktizierte beschwor er eines Tages ein kleines Buddha-Bildnis [4] herauf. Er baute eine kleine Halle und stellte die Statue hinein. Er widmete sich wieder seinen Übungen und die Jahre vergingen.

In einem Bergdorf lebte ein sehr wohlhabender Mann niedriger Klasse. Die Almosenschüssel des Mönchs flog oft an diesen Ort um Gaben zu empfangen. Eines Tages öffnete der Mann sein Lagerhaus, um etwas heraus zu holen, und die Almosenschüssel flog hinein. "Hier ist schon wieder diese Almosenschüssel! Was für eine abscheuliche, gierige Almosenschüssel!" Er nahm sie und warf sie in eine Ecke des Lagerhauses und vergaß sie dort. Als er das Lagerhaus verließ und die Türe abschloss, begann das Haus stark zu zittern und hob vom Boden ab. In dem Moment wurde den Umstehenden bewusst, dass sie die Almosenschüssel vergessen hatten. Die Almosenschüssel barst aus dem Lagerhaus heraus und trug es mit sich in die Lüfte. Der Besitzer folgte seinem fliegenden Lagerhaus, bis es in der Provinz Kawachi[5] neben dem Mönch landete. Der Lagerhausbesitzer entschuldigte sich bei dem Mönch, dass er die Almosenschüssel immer füllte, wenn sie zu ihm kam, aber an diesem Tag zu beschäftigt war und sie vergessen hatte, und bat den Mönch, ihm das Lagerhaus zurück zu geben. Der Mönch erwiderte, dass er das Lagerhaus, nachdem es mit Absicht hierher gekommen war, nicht zurückgeben konnte. Aber der Besitzer könne alles, was sich im Lagerhaus befände, wieder mitnehmen. Der Inhalt des Lagerhauses betrug jedoch tausend koku und könne daher vom Besitzer nicht ohne weiteres zurück transportiert werden. Daraufhin legte der Mönch ein Bündel Reis in seine Almosenschüssel, schickte sie zurück und alle weiteren Reisbündel folgten ihr. Der Besitzer bot dem Mönch an, einen Teil der Reisbündel zu behalten, was dieser jedoch ablehnte und sie alle zurück zu ihrem Besitzer schickte.

Engikaji no maki

Ungefähr zu gleichen Zeit als die Reisbündel beim Haus des Besitzers ankamen, erkrankte der Kaiser Daigo. Obwohl alles versucht wurde - Gebete, Beschwörungen und Sutra-Lesungen - besserte sich sein Zustand nicht. Jemand berichtete dem Tennō von einem Mönch, der durch seine Tugend zu unglaublichen Taten fähig war und schlug vor ihn aufzufordern für den Kaiser zu beten, dann würde er bestimmt gesund werden. Daigo stimmte zu und ließ nach dem Mönch schicken. Der Mönch weigerte sich jedoch mit dem kaiserlichen Boten in die Hauptstadt zu kommen, stattdessen wollte er dem Kaiser seine Gebete senden. Der Bote fragte sich jedoch, wie man dann denn feststellen könne, ob es wirklich der Verdienst des Mönches war, wenn der Kaiser gesunden sollte. "Wenn meine Gebete ihn heilen, werde ich eine Schutzgottheit namens "Schwerthüter des Dharma" senden. Wenn er diese sieht, egal ob in einem Traum oder einer Vision, wird er es wissen. Diese Gottheit wird ein Gewand aus zusammengebundenen Schwertern tragen." Der Bote kehrte zum Palast zurück.

Als der Kaiser drei Tage später zu Mittag am eindösen war, sah er etwas Glänzendes. "Wer ist das?" fragte er sich und als er den Schwerthüter der Dharma sah, wurde ihm leichter. Er gesundete vollkommen und bot dem Mönch an ihn zum Bischof oder Erzbischof zu machen und seinem Tempel Ländereien zu schenken. Der Mönch lehnte dies jedoch ab und die Angelegenheit war beendet.

Amagimi no maki

In Shinano lebte eine ältere Schwester des Mönchs. Sie hatten einander schon viele Jahre nicht gesehen und da sie sich Sorgen um ihn machte, beschloss sie, in die Hauptstadt zu reisen um etwas über seinen Verbleib zu erfahren. Sie fragte beim Yamashina-dera 山階寺 (heute Kōfuku-ji 興福寺) und beim Tōdai-ji nach, aber niemand kannte den Mönch Myōren. Als niemand ihr helfen konnte verzweifelte sie. Sie betete die ganze Nacht vor dem Großen Buddha des Tōdai-ji: "Bitte sag mir, wenn auch nur in einem Traum, wo sich Myōren befindet." Schließlich antwortete der Buddha ihr in einem unruhigen Traum: "Der Mönch, den du suchst ist auf einem Berg in der Schaf-Affe-Richtung, im Südwesten[6]. Such nach ihm da, wo eine violette Wolke sich von diesem Berg erhebt." Am nächsten Morgen erspähte sie die vom Buddha beschriebene Wolke in südwestlicher Richtung und machte sich auf den Weg.

Die Hütte, die sie dort fand, wirkte bewohnt, also rief sie: "Myōren, kleiner Mönch, bist du da?" Der Mönch wunderte sich, wer ihn da besuchen kam, und konnte zunächst nicht glauben, dass es seine ältere Schwester war. Sie erzählte ihm, wie sie ihn gefunden hatte. Nachdem sie ihre Geschichte beendet hatte sagte sie: "Wie kalt dir sein muss! Bitte probier dieses Gewand an, das ich mitgebracht habe." Sie zog ein Gewand hervor, das tai たい genannt wird. Dieses Gewand war außergewöhnlich, da sie einen dicken Faden verwendet und kleine Stiche in den Stoff gemacht hatte um es stärker zu machen. Der Mönch nahm das Gewand gerne und trug es, denn ihm war tatsächlich kalt gewesen, hatte er doch nur eine Schicht Papier angehabt.

Seine Schwester, die Nonne, wollte nun auch nicht mehr in die Provinz Shinano zurück kehren und blieb bei dem Mönch. Dieser trug nun das Gewand, das sie ihm mitgebracht hatte, für viele Jahre, bis es schließlich zerfiel. Die Überreste wurden in das fliegende Lagerhaus gebracht. Jeder, der das Glück hat, eines dieser Fragmente zu ergattern, macht daraus einen Talisman. Das Lagerhaus ist nun ebenfalls verfallen, doch jene die auch nur einen Splitter davon erwischt haben, behalten ihn als Talisman. Wer daraus ein Bildnis des Bishamon macht, wird ausnahmslos wohlhabend.

Shigi ist ein Ort, wo großartige Wunder geschehen und nun besuchen ihn die Menschen Tag und Nacht. Dieser Bishamon ist jener, der von dem heiligen Mann Myōren heraufbeschworen wurde.

Verweise

Links

Literatur

  • Karen L. Brock 1992
    „The making and remaking of "Miraculous origins of Mt. Shigi".“ Archives of Asian Art 45 (1992), S. 42-71.

Anmerkungen

  1. Einige Wissenschaftler, darunter Karen L. Brock gehen davon aus, dass die emaki seit ihrer Entstehung einige Veränderungen durchgemacht haben (vgl. Brock 1992)
  2. Die folgenden Zusammenfassungen basieren auf der Übersetzung von Karen L. Brock (Brock 1992:65-66)
  3. Der Begriff mubutsu sekai 無仏世界 bezieht sich auf die Zeit zwischen dem Tod des historischen Buddha Sakyamuni und der Herabkunft des Matreya (Brock 1992:70).
  4. zushi botoke 厨子仏, kleine Statue die in einem Kästchen aufbewahrt wird
  5. Der Berg Shigi befindet sich eigentlich an der Grenze in der Provinz Yamato.
  6. Die Himmelsrichtungen sind nach den chinesischen Tierkreiszeichen benannt. Siehe auch: Tierkreiszeichen und Sechziger-Zyklus auf Religion in Japan.