Der Phallus des Tagata Jinja: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Phallusmikoshi.jpg|left|thumb|Der berühmte Holzphallus]]
 
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Der berühmte Phallus des Tagata-jinja in Komaki in der Präfektur Nagoya ist ein aus Holz gefertigtes Kultusobjekt, das während des Hōnen-Festivals ähnlich wie bei einer Fronleichnamsprozession in katholischen Gemeinden durch die Massen der Gläubigen getragen wird.
  
Der berühmte Phallus des '''Tagata Jinja''' (ein Shinto Schrein in Komaki, Nagoya) ist ein aus Holz gefertigtes '''Kultusobjekt''', das während des '''Hōnen Festivals''' ähnlich wie bei einer Fronleichnamsprozession in katholischen Gemeinden durch die Massen der Gläubigen getragen wird.
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Der Phallus, der einmal im Jahr durch neue Ausführungen ersetzt wird, ist knappe zweieinhalb Meter lang, 280 Kilogramm schwer und mit einer an die menschliche Hautfarbe erinnernden Bemalung versehen. Weitere für die Fortpflanzung notwendige Geschlechtsorgane wie etwa Hoden sind bei dem Kultusobjekt ausgespart. Eichel und Vorhaut wirken wie mit einem einzigen Schlag gemeißelt, und die Linien sind gleichmäßig und harmonisch. In der Detailansicht läßt sich gut erkennen, wie glatt die Oberfläche geschmirgelt worden ist. Im Gegensatz zu vielen ''sekibo'' <ref>''Sekibo'' sind Kultobjekte in Phallusform, von denen es verschiedene Arten gibt, wie etwa mit einer Eichel an jedem Ende oder ohne jegliche Eichel. Es gibt verschiedene Deutungsversuche, z.B.: Dass ''sekibo'' Waffen waren, dass sie zum Dreschen von Korn eingesetzt wurden oder dass sie als Symbole für unverständliche Naturvorgänge dienten (Quejada 1998:6-18).</ref> des Altertums befindet sich die Eichel nur an einer Seite des Holzgebildes, die die Vorderseite darstellt.  
 
 
 
 
Der Phallus (der einmal im Jahr durch neue Ausführungen ersetzt wird) ist knappe zweieinhalb Meter lang, 280 Kilo schwer und mit einer an die menschliche Hautfarbe erinnernden Bemalung versehen. Weitere für die Fortpflanzung notwendige Geschlechtsorgane wie etwa Hoden sind bei dem Kultusobjekt ausgespart. Eichel und Vorhaut wirken wie mit einem einzigen Schlag gemeißelt, und die Linien sind gleichmäßig und harmonisch. In der Detailansicht läßt sich gut erkennen, wie glatt die Oberfläche geschmirgelt worden ist. Im Gegensatz zu vielen ''sekibo''<ref> ''sekibo'' sind Kultobjekte in Phallusform, von denen es verschiedene Arten gibt, wie etwa mit einer Eichel an jedem Ende oder ohne jegliche Eichel. Es gibt verschiedene Deutungsversuche, z.B.: daß ''sekibo'' Waffen waren, daß sie zum Dreschen von Korn eingesetzt wurden oder daß sie als Symbole für unverständliche Naturvorgänge dienten (Quejada 1998: 6-18).</ref> des Altertums befindet sich die Eichel nur an einer Seite des Holzgebildes, die die Vorderseite darstellt.  
 
 
 
  
 
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Da der Phallus Teil des tragbaren Schreines (''mikoshi'' 神輿) zu sein scheint, liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei der Holzskulptur nicht um den ''shintai'' selbst handelt, der meist vor den Augen der Kultusgemeinde und auch der Priesterschaft verborgen ist. Allerdings ist der mittlere Teil des Phallus durch ein dunkelviolettes Tuch verhüllt und durch ein oberhalb des Kultusgegenstandes angebrachtes Dach geschützt, das vier Ecken und eine in die Höhe ragende viereckige Spitze besitzt.  
Da der Phallus Teil des tragbaren Schreines ('''''mikoshi''''') zu sein scheint, liegt die Vermutung nahe, daß es sich bei der Holzskulptur nicht um den ''shintai'' selbst handelt, der meist vor den Augen der Kultusgemeinde (und auch der Priesterschaft) verborgen ist. Allerdings ist der mittlere Teil des Phallus durch ein '''dunkelviolettes Tuch verhüllt''' und durch ein oberhalb des Kultusgegenstandes angebrachtes '''Dach''' geschützt, das vier Ecken und eine in die Höhe ragende viereckige Spitze besitzt.  
 
 
 
 
 
 
Der ebenholzfarbene Mittelteil des ''mikoshi'' unterscheidet sich seiner dunklen Färbung wegen sichtbar von dem helleren Holz der Tragebalken, die deswegen wohl als nicht zum ''mikoshi'' gehörend verstanden werden können. Der Phallus selbst ist mit mehreren cremefarbenen (wahrscheinlich naturbelassenen) Seilen an den Tragebalken befestigt. Am vorderen Ende lugen unter dem Tuch auch grüne Ästchen hervor.  
 
Der ebenholzfarbene Mittelteil des ''mikoshi'' unterscheidet sich seiner dunklen Färbung wegen sichtbar von dem helleren Holz der Tragebalken, die deswegen wohl als nicht zum ''mikoshi'' gehörend verstanden werden können. Der Phallus selbst ist mit mehreren cremefarbenen (wahrscheinlich naturbelassenen) Seilen an den Tragebalken befestigt. Am vorderen Ende lugen unter dem Tuch auch grüne Ästchen hervor.  
  
 
[[Bild:Phallusmikoshi2.jpg|left|thumb|Fröhliche Träger mit Phallus]]
 
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Zwölf weiß gekleidete Männer mit weißen Handschuhen und schwarz verhülltem Haupt tragen die Balken, auf denen der Phallus befestigt ist. Den lachenden Gesichtern der Träger ist anzumerken, daß das Festival und auch der Kultusgegenstand selbst Freude bereiten soll.
  
Zwölf weiß gekleidete Männer mit weißen Handschuhen und schwarz verhülltem Haupt tragen die Balken, auf denen der Phallus befestigt ist. Den lachenden Gesichtern der Träger ist anzumerken, daß das Festival und auch der '''Kultusgegenstand''' selbst '''Freude''' bereiten soll.
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==Verweise==
 
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===Anmerkungen===
 
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== Literatur ==
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===Quelle===
 
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Version vom 24. Oktober 2012, 13:43 Uhr

Der berühmte Holzphallus

Der berühmte Phallus des Tagata-jinja in Komaki in der Präfektur Nagoya ist ein aus Holz gefertigtes Kultusobjekt, das während des Hōnen-Festivals ähnlich wie bei einer Fronleichnamsprozession in katholischen Gemeinden durch die Massen der Gläubigen getragen wird.

Der Phallus, der einmal im Jahr durch neue Ausführungen ersetzt wird, ist knappe zweieinhalb Meter lang, 280 Kilogramm schwer und mit einer an die menschliche Hautfarbe erinnernden Bemalung versehen. Weitere für die Fortpflanzung notwendige Geschlechtsorgane wie etwa Hoden sind bei dem Kultusobjekt ausgespart. Eichel und Vorhaut wirken wie mit einem einzigen Schlag gemeißelt, und die Linien sind gleichmäßig und harmonisch. In der Detailansicht läßt sich gut erkennen, wie glatt die Oberfläche geschmirgelt worden ist. Im Gegensatz zu vielen sekibo [1] des Altertums befindet sich die Eichel nur an einer Seite des Holzgebildes, die die Vorderseite darstellt.

Detailansicht

Da der Phallus Teil des tragbaren Schreines (mikoshi 神輿) zu sein scheint, liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei der Holzskulptur nicht um den shintai selbst handelt, der meist vor den Augen der Kultusgemeinde und auch der Priesterschaft verborgen ist. Allerdings ist der mittlere Teil des Phallus durch ein dunkelviolettes Tuch verhüllt und durch ein oberhalb des Kultusgegenstandes angebrachtes Dach geschützt, das vier Ecken und eine in die Höhe ragende viereckige Spitze besitzt. Der ebenholzfarbene Mittelteil des mikoshi unterscheidet sich seiner dunklen Färbung wegen sichtbar von dem helleren Holz der Tragebalken, die deswegen wohl als nicht zum mikoshi gehörend verstanden werden können. Der Phallus selbst ist mit mehreren cremefarbenen (wahrscheinlich naturbelassenen) Seilen an den Tragebalken befestigt. Am vorderen Ende lugen unter dem Tuch auch grüne Ästchen hervor.

Fröhliche Träger mit Phallus

Zwölf weiß gekleidete Männer mit weißen Handschuhen und schwarz verhülltem Haupt tragen die Balken, auf denen der Phallus befestigt ist. Den lachenden Gesichtern der Träger ist anzumerken, daß das Festival und auch der Kultusgegenstand selbst Freude bereiten soll.

Verweise

Anmerkungen

  1. Sekibo sind Kultobjekte in Phallusform, von denen es verschiedene Arten gibt, wie etwa mit einer Eichel an jedem Ende oder ohne jegliche Eichel. Es gibt verschiedene Deutungsversuche, z.B.: Dass sekibo Waffen waren, dass sie zum Dreschen von Korn eingesetzt wurden oder dass sie als Symbole für unverständliche Naturvorgänge dienten (Quejada 1998:6-18).

Quelle

  • Ellen Quejada 1998
    Phallic whorship in Japan: Celebrating the phallus. Ann Arbor: UMI 1998. (UMI Kopie einer unveröffentlichten Magisterarbeit, Exzerpt.)