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− | Die ‚Göttlichkeit‘ des Kaisers endete nach dem [http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Japans#Japan_im_Zweiten_Weltkrieg zweiten Weltkrieg], wenn die amerikanischen Besatzungsmächte den Kaiser für einen Menschen erklärten und gleichzeitig die schintoistische Kirche von dem Staatskörper (einschließlich der staatlichen finanziellen Unterstützung von Schreinen) endgültig getrennt haben. Die kaiserlichen Rituale wie etwa [[Daijōsai]] wurden zu privaten Ritualen, die nun im Rahmen der kaiserlichen Familie durchgeführt wurden. Die Trennung von Schintoismus und Staat erschwerte im Falle Japans die Tatsache, dass man bei einer Nation, deren frühere Anführer ihre politische Macht durch ihre übernatürliche Kraft legitimieren müssten, das | + | Die ‚Göttlichkeit‘ des Kaisers endete nach dem [http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Japans#Japan_im_Zweiten_Weltkrieg zweiten Weltkrieg], wenn die amerikanischen Besatzungsmächte den Kaiser für einen Menschen erklärten und gleichzeitig die schintoistische Kirche von dem Staatskörper (einschließlich der staatlichen finanziellen Unterstützung von Schreinen) endgültig getrennt haben. Die kaiserlichen Rituale wie etwa [[Daijōsai]] wurden zu privaten Ritualen, die nun im Rahmen der kaiserlichen Familie durchgeführt wurden. Die Trennung von Schintoismus und Staat erschwerte im Falle Japans die Tatsache, dass man bei einer Nation, deren frühere Anführer ihre politische Macht durch ihre übernatürliche Kraft legitimieren müssten, das ‚Religiöse‘ nur schwer definieren konnte. |
==== Die Interpretation des kaiserlichen Regierungssystems ==== | ==== Die Interpretation des kaiserlichen Regierungssystems ==== |
Version vom 7. Oktober 2012, 15:03 Uhr
-- in Bearbeitung von Dominika Kacerova --
Rezensiertes Werk:
- Emiko Ohnuki-Tierney 1991„The emperor of Japan as deity (kami).“ Ethnology 30/3 (1991), S. 199-215. (Exzerpt.)
Die Autorin
Emiko Ohnuki–Tierney ist eine japansiche Anthropologin, die einen Lehrstuhl am Institut für Anthropologie an der Universität Wisconsin, USA innehat. Im Laufe ihrer wissenschaftlichen Arbeit veröffentlichte sie neben zahlreichen Monographien, auch einige Fachartikel, die sich mit der Kultur und Riten der Ainu bis etwa Anfang der 1980er Jahre befassten. Später widmete sie sich vorwiegend der Macht und der Funktion von Symbolen in der japanischen Kultur. In ihrem Text Rice as Metaphor of the Japanese Self vom Jahr 1994 und weiteren Werken greift sie auch die Rolle der Nahrung in der japanischen Gesellschaft auf, die über die normale Bedeutung als Lebengrundlage hinausgeht.
Mehr Informationen und Fachartikel gibt es auf ihrer Universitäts-Homepage.
Der japanische Kaiser als eine Gottheit (Kami)
In diesem Artikel beschäftigt sich Ohnuki mit der symbolisch-religiösen Bedeutung des Tennō als einer Kami-Gottheit, deren Bedeutung sich von dem christlich-jüdischen Konzept grundsätzlich unterscheidet. Laut Ohnuki-Tierney ist es gerade das Verständnis der Fluidität des Konzepts von kami, die die Veränderungen des kaiserlichen Regierungssystem und der Rolle von Tennō im Laufe der Geschichte nachvollziehbar macht.
Die Geschichte des kaiserlichen Regierungssystems
Im ersten Teil, dem geschichtlichen Teil, beschreibt Ohnuki-Tierney die Urspründe des kaiserlichen Regierungssystem. Die Entstehung des ersten japanischen Reichs Yamato erfolgte fast sechs Jahrhundert nach der Einführung des Nassreisbaus in Japan (~350 v.Chr.). Die politisch-religiöse Macht der frühen Herrscher war mit dem Reisanbau eng verknüpft. Die politische Macht dieser magico-religiöse Anführer beruhte auf ihrer übernatürlichen Kraft eine gute Ernte zu versichern.
Dafür wurde jährlich ein Ernteritual durchgeführt, welches zugleich auch die politische Macht des Herrschers sicherte. Dies ist unter anderen der Grund, wofür viele Forscher die religiös-rituale Natur im Gegensatz zur politischen Natur der frühen japanischen Herrschern betonen. Die politische, ökonomische sowie religiöse Funktion der frühen Anführern in dem damaligen politischen System Ritsuryō, kommt bei der Thronbesteigungszeremonie Daijōsai, die an demselben Tag wie das Erntefestival Niiname stattfindet, klar zum Ausdruck. Aus der Perspektive des Herrschers ist Daijōsai ein persönlicher sowie politischer Akzessionsritus, der die Neuerwerbung seiner Seele, seines Amtes und, wenn man dieser Logik folgt, auch des kaiserlichern Systems sichert.
Das Kaiserliche System Japans erlebte seine Blüte im achten Jahrhundert. Im Mittelalter (1185 - 1603) und der Edo-Zeit (1603 - 1868) waren die japanischen Kaiser aus politischen und ökonomischen Gründen oft nicht fähig die kaiserlichen Rituale, unter anderem auch das wichtigste Ritual – Daijōsai, durchzuführen. Das System erlebte fundamentale Veränderungen zur Zeit der Meiji Restauration. Obwohl die Meiji-Anführer ihr Anstreben als eine ‚Wiederherstellung des alten kaiserlichen Systems‘ bezeichneten, sie haben die japanische Monarchie nach einem westlichen Model mit wesentlichen Unterschieden zu dem altertümlichen japanischen kaiserlichen System gebildet.
- Die neue japanische Verfassung aus dem Jahre 1889 erklärte den Kaiser für eine Kami-Gottheit arahitogami (jap. 現人神 oder auch 荒人神 , dt. kami, der als Mensch erscheint) Die ursprüngliche Funktion der japanischen Kaiser im Altertum war die des Schamanes - eines Mediums, das im Kontakt mit den Gottheiten treten könnte und dessen politische sowie religiöse Macht durch die kaiserlichen Rituale regelmäßig erneut werden musste. Die neue Bedeutung vom Kaiser nach der Meiji Restauration war die einer Gottheit im menschlichen Körper, die aber mehr nach der jüdisch-christlichen Vorstellung von einer Gottheit als der japanischen entsprach.
- Weiter erklärte die neue japanische Verfassung den Kaiser für den militärischen Oberbefehlshaber, d. h. seine militärische Macht war nicht mehr die Begleiterscheinung seiner religiösen Macht, wie es in der Geschichte der Fall war.
- Eine weitere Veränderung, die die Meiji Restauration mit sich brachte, war die Wertlegung auf die Identität der Menschen als Bürger der japanischen Monarchie und Untertanen des herrschenden Kaisers, wozu man die Zeitzählung benutzte – eine Zeitepoche begann und endete mit der Geburt und Tod des jeweiligen Kaisers. Dies sowie die Nationalflagge, Hymne sollten das japanische Volk unter der Herrschaft des Kaisers einigen.
Die ‚Göttlichkeit‘ des Kaisers endete nach dem zweiten Weltkrieg, wenn die amerikanischen Besatzungsmächte den Kaiser für einen Menschen erklärten und gleichzeitig die schintoistische Kirche von dem Staatskörper (einschließlich der staatlichen finanziellen Unterstützung von Schreinen) endgültig getrennt haben. Die kaiserlichen Rituale wie etwa Daijōsai wurden zu privaten Ritualen, die nun im Rahmen der kaiserlichen Familie durchgeführt wurden. Die Trennung von Schintoismus und Staat erschwerte im Falle Japans die Tatsache, dass man bei einer Nation, deren frühere Anführer ihre politische Macht durch ihre übernatürliche Kraft legitimieren müssten, das ‚Religiöse‘ nur schwer definieren konnte.