Tengu: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 21. Juli 2021, 13:37 Uhr

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ThemengruppeGeister (inkl. Tiere und Monster)
Name Tengu 天狗 („Himmelshund“)
Ikonographie vogel-ähnliche aber menschliche Gestalt, lange Nase
Funktion, Wirkkraft Zuerst Gegenspieler des Buddhismus, später hauptsächlich in Verbindung mit den Yamabushi (Bergasketen)
Diese Seite entstand im Kontext des Seminars Kamigraphie:Geister.

Die tengu 天狗 sind die vielleicht bekanntesten Vertreter der japanischen Fabelwesen (yokai 妖怪). In den frühesten literarischen Werken treten sie als vogelartige Wesen auf, später aber auch als menschliche Gestalten mit langer Nase.

Der Name tengu hat seinen Ursprung in der chinesischen Mythologie. Der tiangou (wörtlich: Himmelshund) wird dort als hundeähnliches Wesen dargestellt, das einen Bezug zu Kometen hat.

Geschichtlicher Überblick

Der frühsten japanischen Aufzeichnungen der tengu findet man im 27. Kapitel des Nihon shoki (720). Darin erkennt ein buddhistischer Mönch in einem Kometen, einen tengu. In dieser Geschichte werden zwar die Kanji für tengu benutzt, jedoch werden diese mit der Lesung amatsukitsune (Himmelsfuchs) versehen.

Im Konjaku monogatari-shū (12. Jh.) werden die tengu in vogelähnlicher Form dargestellt. Sie treten als Antagonisten des Buddhismus auf, indem sie versuchen Mönche vom rechten Weg ab zubringen und ihren religösen Alltag zu stören. Auch können Mönche, die sich von Glauben abkehren, selbst zu tengu werden.

Ab dem 14.Jahrhundert festigt sich die Assosiation der tengu mit den Bergasketen (yamabushi). Sie werden bedeutend menschlicher dargestellt und tragen meist die Tracht der yamabushi. Zu dieser Zeit entsteht auch die Unterscheidung zwischen, daitengu 大天狗 (Großtengu) und kotengu 小天狗 (Kleintengu). Während daitengu sich durch ihr sehr menschliches Aussehen auszeichnen, besitzen kotengu eine krähenhafte Gestalt. Aufgrund dessen werden diese beiden Arten auch hanatakatengu 鼻高天狗 (Langnasen-Tengu) und karasutengu 烏天狗 (Krähen-Tengu) genannt.

Ab dem 17.Jahrhundert wurden tengu in ein immer positiveres Licht gerückt. In Werken dieser Zeit stehen sie dem Buddhismus nicht mehr gänzlich feindlich gegenüber und es wird auch von positiven Begegnungen zwischen buddhistischen Geistlichen und tengu berichtet. In der Kunst der späten Edozeit wurden Europäer auch gelegentlich aufgrund ihrer Nasen als tengu dargestellt. Heutzutage sind die tengu beliebte Figuren in der japanischen Populärkultur.

Tengu im Konjaku monogatari-shū

Tengu kommen in folgenden Geschichten des Konjaku monogatari vor:

  • 10-35: Ein Mann verwandelt sich in einen tengu und schart eine Gefolgschaft von 1000 tengu um sich.
  • 19-34: Ein tengu begleicht bei einem Mönch, der ihn gerettet hatte, seine Schuld. (Von dieser Geschichte ist lediglich der Titel erhalten)
  • 20-1: Ein tengu aus Indien überquert das Meer, um nach Japan zu kommen.
  • 20-2: Ein chinesischer tengu stiftet Unruhe in Japan
  • 20-6: Ein tengu ergreift Besitz von einer Frau, um einen buddhistischen Mönch vom rechten Weg abzubringen.
  • 20-7: Ein Mönch verwandelt sich aufgrund seines unstillbaren sexuellen Verlangens in einen tengu und schläft mit der Kaiserin Somedono.
  • 20-11: Ein tengu entführt einen Drachenkönig und einen buddhistischen Mönch.
  • 28-28: Holzfäller halten eine Gruppe tanzend und singender Nonnen für tengu

Sōjōbō 僧正坊

Sōjōbō und Minato Yoshitsune

Sōjōbō 僧正坊 ist ein Yamabushi und der mythische König der tengu und soll auf dem Berg Kurama leben. Seine Gestalt ist menschlich und er besitzt abgesehen von seiner langen Nase keine typischen Merkmale eines tengu. Einer Legende zu folge soll er die Kraft von 1000 Tengu besitzen und soll den Helden Minato Yoshitsune 源 義経 (früher Ushiwaka-maru) in der Kunst des Schwertkampfs ausgebildet haben.

Tengu im Volksglauben

Tengu tsubute

Tengu tsubute 天狗礫 (Tengu-Steine) beschreibt ein Phänomen, das mit der ursprünglichen Verbindung des Tengu zu Kometen zu tun haben könnte: Das Regnen von Steinen oder Felsbrocken. Man findet Berichte von Kieselsteinen, jedoch sollen auch größere Felsbrocken auf diese Weise vom Himmel gefallen sein. Des Weiteren sind die Steine oft unsichtbar und hinterlassen keine sichtbaren Wunden. Jedenfalls meinte man, dass Personen, die von einem tengu tsubute getroffen wurden oder auch nur Zeugen eines solchen Vorfalls waren, kurz darauf erkranken und vom Unglück verfolgt werden würden. Derartige Phänomene schob man dann der Tat eines Tengu zu. Es gibt jedoch auch alternative Erklärungen mit anderen yokai wie etwa kitsune oder tanuki.

Tengubi 天狗火

Bei tengubi 天狗火 (Tengu-Feuer) handelt es sich um von tengu erschaffene Feuerbälle, die von Bergen zu nahe gelegenen Flüssen wandern. Die tengu benutzen diese um nachts Fische zu fangen. Deshalb ist tengubi auch als tengu no gyorō (tengu-Fischen) bekannt. Zeugen dieses Phänomens widerfährt ebenfalls Unheil, meist in Form einer Krankheit. Bekannt ist das tengubi in den Präfekturen Aichi, Shizuoka, Yamanashi und Kanagawa.

Tengu daoshi 天狗倒し

Das Phänomen tengu daoshi 天狗倒し (Tengu-Fällen) beschreibt von tengu verursachte Geräusche fallender Bäume, welche hauptsächlich von Holzfällern gehört werden. Auch sollen nachts tengu an den Hütten von Holzfällern rütteln. Ähnlich wie beim tengu tsubute wird dieses Phänomen auch anderen yokai oder einem Holzfällergeist zugeschrieben.


Quellen

Literatur

  • Haruko Wakabayashi 2012
    The seven tengu scrolls: Evil and the rhetoric of legitimacy in medieval Japanese Buddhism. Honolulu: University of Hawai'i Press 2012.
  • Naoshi Kōriyama, Bruce Allen (Ü.) 2015
    Japanese tales from times past: Stories of fantasy and folklore from the Konjaku monogatari shu. Tokyo: Tuttle Publishing 2015.

Links

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