Ebisu: Unterschied zwischen den Versionen

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Ebisu (恵比寿) ist neben '''Hotei''' (布袋), '''Daikoku''' (大黒), '''[[Tamon-ten|Bishamon-ten]]''' (毘沙門天) (auch [[Tamon-ten]]), '''[[Benzaiten]]''' (弁才天), '''Fukurokuju''' (福禄寿) und '''Jurōjin''' (寿老人) einer der ''shichifukujin'' (七福神) (vgl. [[Rezension Ehrich 1991]]), der [[sieben Glücksgötter]] Japans. Er wird als solcher für gewöhnlich mit rundem, lachendem Gesicht, einer Angel, einer roten See- oder Meerbrasse (''tai''), der klassischen Hoftracht (''kariginu'') und einem ''eboshi'' (einer für den Hofadel typischen Kopfbedeckung) dargestellt. Seine Füße sind meist unbeschuht <ref>Casal 1958:12</ref>. Er ist zusammen mit Daikoku der Gott der täglichen Nahrung und der Patron besonders für die Fischer und Kaufleute.
 
Ebisu (恵比寿) ist neben '''Hotei''' (布袋), '''Daikoku''' (大黒), '''[[Tamon-ten|Bishamon-ten]]''' (毘沙門天) (auch [[Tamon-ten]]), '''[[Benzaiten]]''' (弁才天), '''Fukurokuju''' (福禄寿) und '''Jurōjin''' (寿老人) einer der ''shichifukujin'' (七福神) (vgl. [[Rezension Ehrich 1991]]), der [[sieben Glücksgötter]] Japans. Er wird als solcher für gewöhnlich mit rundem, lachendem Gesicht, einer Angel, einer roten See- oder Meerbrasse (''tai''), der klassischen Hoftracht (''kariginu'') und einem ''eboshi'' (einer für den Hofadel typischen Kopfbedeckung) dargestellt. Seine Füße sind meist unbeschuht <ref>Casal 1958:12</ref>. Er ist zusammen mit Daikoku der Gott der täglichen Nahrung und der Patron besonders für die Fischer und Kaufleute.
  

Version vom 2. Februar 2012, 15:33 Uhr

typische Darstellung von Ebisu als Okimono

Ebisu (恵比寿) ist neben Hotei (布袋), Daikoku (大黒), Bishamon-ten (毘沙門天) (auch Tamon-ten), Benzaiten (弁才天), Fukurokuju (福禄寿) und Jurōjin (寿老人) einer der shichifukujin (七福神) (vgl. Rezension Ehrich 1991), der sieben Glücksgötter Japans. Er wird als solcher für gewöhnlich mit rundem, lachendem Gesicht, einer Angel, einer roten See- oder Meerbrasse (tai), der klassischen Hoftracht (kariginu) und einem eboshi (einer für den Hofadel typischen Kopfbedeckung) dargestellt. Seine Füße sind meist unbeschuht [1]. Er ist zusammen mit Daikoku der Gott der täglichen Nahrung und der Patron besonders für die Fischer und Kaufleute.

Herkunft des Wortes

Es ist bis heute nicht sicher geklärt, woher das Wort „Ebisu“ kommt, es gibt allerdings Hinweise, dass die Bezeichnung mit dem Wort emishi (夷, 蝦夷 oder 戎; auch ezo) in Verbindung steht. Dieser Begriff wurde auf die „barbarischen“ Stämme im Norden Japans angewendet, die bis weit in die Heian-Zeit hinein Widerstand gegen den Yamato Staat leisteten und als Vorfahren oder Verwandte der Ainu gelten.[2] Das Zeichen 戎 taucht darüber hinaus auch im Hizen fudoki (8. Jh.), einer alten Regionalchronik aus Kyūshū auf, und wird dort ebisu gelesen. Die betreffende Stelle[3] handelt zwar ebenfalls von der Unterwerfung barbarischer Stämme, doch sind diese sicher nicht mit den Emishi Nord-Japans identisch. Somit scheint emishi/ebisu eine generelle Bezeichnung für „Barbaren“ oder Fremde dargestellt zu haben.

Vorstellungen über Ebisus Herkunft

Es gibt zahlreiche Versionen über Ebisus Herkunft, die teilweise sehr verwickelt sind und ineinander übergehen, den meisten ist allerdings gemeinsam, dass sie etwas mit Wasser und Steinen zu tun haben. Es ist sehr schwer, sie klar voneinander abzugrenzen oder sie zu ihren Ursprüngen zurückzuverfolgen. Bei den mythologischen Verbindungen, auf die im Folgenden näher eingegangen wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um verhältnismäßig späte Schreinlegenden handelt, die mit der Entstehung des Ebisu-Glaubens in keinem ursächlichen Zusammenhang stehen. Ebisu selbst wird nämlich in den ältesten Mythen nirgends erwähnt.

Vorstellung von Ebisu als Hiruko

Hiruko

Die am häufigsten in der Quellen erwähnte Vorstellung ist, dass Ebisu auf Hiruko 蛭子, das „Blutegel-Kind“ zurückgeht. Dieser wird sowohl im Kojiki (712) als auch im Nihon shoki (720) als erstgeborener Sohn von Izanagi und Izanami erwähnt, der auf Grund eines Regelverstoßes seitens Izanamis unvollkommen geboren wurde und daraufhin auf einem Schilf-Boot auf dem Meer ausgesetzt wurde [4] . Hiruko war allerdings bis zum dritten Lebensjahr noch nicht im Stande zu gehen, weshalb er in einem Körbchen auf dem Wasser ausgesetzt wurde [5].

Während in den Mythen weder von Ebisu selbst noch von seiner Identität mit Hiruko die Rede ist, dürfte diese Assoziation vom Nishinomiya Schrein in der ehemaligen Provinz Settsu (heute Hyōgo-ken, Nishinomiya-Stadt bei Ōsaka) ausgehen, wo Hiruko heute die Gottheit der ersten Haupthalle darstellt, während in zwei weiteren Haupthallen Amaterasu, Ōkuninushi und Susanoo eingeschreint sind. Hiruko wird hier mit Ebisu identifiziert und der Nishinomiya Schrein gilt sogar als das Zentrum des Ebisu Glaubens. Aus den frühesten Dokumenten (12. Jh.) des nahe gelegenen Hirota Schreins geht jedoch hervor, dass der Nishinomiya Schrein zunächst ein Zweigschrein dieses Hirota Schreins war und dass er bereits in der späten Heian-Zeit einer Gottheit namens Ebisu Saburō-dono 夷三郎殿 (s.u.) geweiht war. Dieser Gott soll dem Meer entstiegen sein. Das Gebiet gehörte zu dieser Zeit der Priesterfamilie Shirakawa und war ein Zentrum für Puppenspiele. Es könnte daher sein, dass Puppen-Schausteller zur Verbreitung des Ebisu Kults beitrugen. [6].

Kotoshironushi

Eine andere Version setzt Ebisu mit Ôkuninushis 大国主 Sohn Kotoshironushi 事代主 gleich. Die Bedeutung seines Namens scheint nicht ganz sicher zu sein, Florenz übersetzt diesen mit „Der die Dinge (das Wirken der Substanz) regierende Herr“ [7], nach Chamberlain bedeutet er „Ding-Zeichen-Herr“ bzw. „die Gottheit, die ein Zeichen gab für die Dinge, die sie tat“ [8]. Jedenfalls gehören sowohl er als auch sein Vater zu den sogenannten Ortsgottheiten (chinushigami 地主神) und wurden in Nishinomiya in Settsu von Fischern als Götter für reichen Fischfang und eine sichere Fahrt verehrt [9].

Sukunahikona

Eine andere Vorstellung, die sehr eng mit der eben genannten in Verbindung steht, ist die, dass Ebisu aus der Zwergengottheit Sukunahikona (auch Sukunabikona, 少名毘古那 hervorgegangen ist, die manchmal als alter ego von Ôkuninushi, manchmal als sein Gefährte betrachtet wird. Er wird sowohl im Kojiki (712) als auch im Nihongi (720) als Gottheit dargestellt, die Ôkuninushi hilft, die Weltenschöpfung zu beenden, allerdings führt ihn seine Reise bald weiter ins Land tokoyo (bedeutet soviel wie „ewiges Land“. Ihm liegt die Vorstellung zu Grunde, dass entweder über dem Meer oder irgendwo in einem Raum unter dem Meer ein Land existiert, in dem der Palast des Drachenkönigs (ryûgû 竜宮) liegt und in dem sich die Geister aufhalten [10]) [11]).

Ebisu Saburō

Laut Eder waren Ebisu und Ebisu Saburô 恵比寿三郎 (Saburô ist ein typisch männlicher japanischer Vorname und bedeutet soviel wie "der dritte Sohn" [12]) ursprünglich zwei verschieden Gottheiten [13]. Es gab teilweise extra Schreine für Saburô bzw. innerhalb eines Schreins spezielle Hallen für ihn, allerdings wurde er von Anfang an sehr häufig mit Ebisu zusammen verehrt. Ende der Heian-Zeit erlebte die Verehrung ihre Blüte, wofür in erster Linie wohl wandernde Artisten sorgten. Im Volksglauben verwischte sich jedoch allmählich der Unterschied zwischen den beiden Göttern und so machte man schließlich einen aus ihnen und redete dann von Ebisu Saburôdono oder Ebisu oder Saburô [14].

Diese Angaben gehen möglicherweise auf die deutschspr. Dissertation von Oka Masao zurück, die 1933 verfasst und nicht veröffentlicht wurde, deren Manuskript aber unter den Japanologen der Nachkriegstzeit weitläufig kursierte.

Manifestationen von Ebisu

Ebisu-aba, drei Steine sind zusammengebunden, der mittlere sieht aus, als hätte er ein eboshi

Mit Abstand die häufigste und am weitesten verbreitete Manifestation von Ebisu ist die, an die man für gewöhnlich als erstes denkt, nämlich die von Ebisu mit Angel, tai und einem breiten Lächeln im Gesicht, wie wir es alle aus der Ikonographie kennen. Um diese Manifestation von den anderen abgrenzen zu können, spricht man in diesem Kontext auch von Ebisu Saburô [15]. Wenn es um „Kamigraphie“ geht, liegt darauf wohl das Hauptinteresse, schließlich meint man praktisch immer Ebisu Saburô, wenn es um Bilder, Netsuke oder ähnliches geht.

Allerdings gibt es noch andere Manifestation, für die auch der Begriff „Ebisu“ verwendet wird, und zwar hauptsächlich von Fischern und anderer Landbevölkerung. Zum Beispiel wird ein Leichnam, der vom Meer an Land gespült wird,[16] ebenfalls als Ebisu bezeichnet und soll Glück bringen, was besonders interessant ist, da sonst unter Fischern sehr strenge Tabus vorhanden sind, die alle mit Verunreinigung zu tun haben. So ist es menstruierenden oder schwangeren Frauen strengstens verboten, ein Fischerboot zu betreten und auch nach Todesfällen in der Familie muss eine gewisse Zeit verstreichen, bevor man wieder zum Fang hinausfahren darf. Deshalb ist es überraschend, dass es als glückbringend betrachtet wird, einen an Land gespülten Leichnam als Ebisu zu begraben, oft auf dem Dorffriedhof, aber man vermutet, dass es damit zusammenhängt, dass Leichen Fische anziehen und so für einen guten Fang sorgen [17].

Überhaupt wird vieles, was an Land gespült wird, als Ebisu verehrt oder genauer gesagt als Ebisu-aba (auch Ebisu-apa, 浮子), wörtlich „Ebisu-Flut“. Besonders häufig dreht es sich dabei um Steine. Vor allem in Fischerdörfern ist es üblich, einen solchen Stein im kamidana (dem shintoistischen Hausaltar) aufzustellen und zu verehren. Es gibt zahllose Geschichten darüber, wie ein solcher an Land gespülter Stein einen guten Fang gewährleistet hat. In manchen Gegenden ist es außerdem Tradition, dass besonders zum Jahresanfang junge Männer mit verbundenen Augen tauchen und der erste Stein, den sie nach oben bringen, wird dann als Ebisu verehrt [18].

als Ebisu verehrter Stein mit gohei

Eine andere sehr weit verbreitete Manifestation von Ebisu ist die in Gestalt eines Fisches. So werden vor allem Wale, Haie und Delphine als Ebisu verehrt, was wiederum darauf zurückzuführen ist, dass diese oft mit einem großen Schwarm an Fischen zusammen schwimmen und somit ein guter Fang gemacht werden kann [19].

Weiters gibt es einige Geschichten dazu, wie ein Fremder als Manifestation von Ebisu für außergewöhnliches Anglerglück gesorgt hat, den Zusammenhang des Wortes "Ebisu" und "Fremder" haben wir ja bereits gesehen. So finden wir Erzählungen, wo ein Fremder kaum mehr aus dem Dorf gelassen wurde und jedes einzelne Haus besuchen musste, weil ein Fischer seinen großen Fang ihm zugeschrieben hat [20].

All diese Vorstellungen haben eine viel längere Tradition, als die typische Ikonographie Ebisu Saburôs, die sich vergleichsweise erst spät herausgebildet hat und bei der viele Vorstellungen verschmolzen sind, wie wir bereits gesehen haben. Allerdings ist es heute sehr schwer nachzuvollziehen, wann sich welche Vorstellungen entwickelt haben, wie sie auf einander gewirkt haben und wie und wo sie sich verbreitet haben [21].

Ebisus Eigenschaften

Selbstverständlich versteht sich, dass wir in diesem Kontext vor allem von Ebisu Saburô sprechen. Wir haben bereits öfter festgestellt, dass dieser als Glücksgott verehrt wird und ständig ein Lächeln im Gesicht trägt. Er wird für gewöhnlich rundlich dargestellt und scheint ein lustiger und gemütlicher Geselle zu sein.

Ebisu bekämpft den namazu

Ein wichtiger Zug ist daneben aber, dass oft von ihm erzählt wird, dass er taub ist, was teilweise recht große Konsequenzen nach sich zieht [22]. Einerseits verpasst er dadurch das jährliche Treffen der kami in Izumo zum kami-na-zuki 神無月 (auch kannazuki), dem „Monat ohne Götter“ und andererseits wird dies manchmal sogar als Ursache für Erdbeben dargestellt, da er deshalb als Bewacher des namazu versagt. Es ist nämlich überliefert, dass er als Stellvertreter fungiert, während Kashima Daimyōjin 鹿島大明神 in Izumo weilt (mehr dazu siehe unter Wels und Flaschenkürbis). Weiters wird erzählt, dass Ebisu, wenn die anderen kami dann von Izumo zurückkehren und sich bei ihm nach dem Grund für sein Fernbleiben erkundigen, immer Lügen erfindet und Ausflüchte macht [23].

Außerdem gibt es wegen seiner Nähe zu Hiruko einige Vorstellungen, die Ebisu mit Unvollkommenheit, Behinderung und gar Hässlichkeit assoziieren. Zu bestimmten Zeiten ist es folglich verboten, Ebisu anzublicken, weil er sich sonst so für seine Hässlichkeit schämt, dass er darüber in Zorn gerät und denjenigen verflucht, der ihn erblickt. Dies bezeichnet man als tataru Ebisu 祟る恵比寿, also als „verfluchenden Ebisu“ [24]. Vor allem Feste, bei denen man sich vor Ebisu verstecken muss, belegen diese Vorstellung (s.u.) Deshalb wird er manchmal wie z.B. Susanoo als sogenannte „Trickster-Gottheit“ bezeichnet, seine Ambivalenz zeigt sich also in seiner physischen Erscheinung (einerseits Ebisu Saburô, andererseits Hiruko oder Sukunahikona) und seinen Charaktereigenschaften (einerseits der Glücksgott, andererseits der Zürndende, der Verfluchende [25] (mehr dazu unter Tôka-Ebisu).

Feste für Ebisu

Die Feste und ihre Ausprägung sind regional sehr stark voneinander abweichend und jeder Schrein scheint eigene Traditionen zu haben, die wiederum sehr stark von folkloristischen Bräuchen abweichen. Hier werden nur die häufig anzutreffenden Feste bzw. Festtage erwähnt, wobei besonders der Nishinomiya-Schrein berücksichtigt wird.

Bild des Tōka-Ebisu

Tôka-Ebisu 十日

Wtl. Ebisu des Zehnten Tages. Dieses Fest wird seit Mitte der Meiji-Zeit in besonders großem Stil begangen und erstreckt sich vom 9. Januar bis zum 11., wobei der wichtigste Tag der 10. ist, wie der Name schon sagt. Es wird um Gedeihen für die Handelsunternehmungen des anbrechenden Jahres gebetet, Glücksbringer (engimono) werden gekauft und Geldspenden werden gemacht. Daneben werden Speise- und Reisweinopfer dargebracht, oft werden auch tai geopfert. Dieses Fest sorgt für eine der Haupteinnahmequellen der Ebisu-Schreine, offensichtlich ist der Glaube an Ebisu als Glücksbringer unter Kauf- und anderen Geschäftsleuten bis heute groß. [26] Aus der Edo-Zeit ist folgender Brauch bekannt: Im Imanomiya Schrein in Ōsaka, einem Zweigschrein von Ebisus wichtigstem Schrein Nishinomiya, versammelten sich Leute am 10. des ersten Monats und schlugen Bretter an die Rückseite des Schreingebäudes. Dies wurde damit begründet, dass die Gottheit taub wäre, und die Gläubigen sonst nicht hören könne.[27]

Igomori matsuri

Igomori matsuri bedeutet „Fest der Abgeschiedenheit“ oder „Verstecken-Fest“. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich Ebisu an diesem Tag als isō-Ebisu zeigt, als „hässlicher“ Ebisu und sich so für seine Hässlichkeit schämt, dass er jedem zürnt, der ihn an diesem Tag erblickt und ihn deshalb verflucht. Folglich ist es besser, an diesem Tag zu Hause zu bleiben [28]. Ouwehand zufolge findet dieses Fest am 9. September statt. Oka zitiert jedoch eine Edo-zeitliche Quelle, laut der ein igomori matsuri rund um den Hirota Schrein (nahe Nishinomiya, s.o.) am 9.1., also während des Tōka Festes abgehalten wurde. Auch hier schlossen sich die Leute zuhause ein, um der Gottheit (Ebisu bzw. Hiruko), die man sich von sehr hässlichem Aussehen dachte, nicht zu begegnen.[29] Offensichtlich meinte man, dass Ebisu an diesem Tag als verfluchende Gottheit (tatarigami 祟り神) sein Unwesen treiben würde.

Reisai matsuri

Dieses Fest, dessen Ursprünge mindestens bis zum Ende des 11. Jahrhunderts zurückreichen, wird heute nicht mehr überall regelmäßig gefeiert, aber wenn, dann findet es meist am 22. September oder 22. August statt. Hier veranstaltet man eine Parade mit einem mikoshi, in die besonders Kinder involviert werden, die in besonders formelle Festtracht gekleidet werden. Allerdings scheint das Interesse an diesem Fest deutlich nachzulassen und auch das Wissen über den Zweck scheint verloren zu gehen, häufig wird der Schrein an diesem Festtag hauptsächlich von der älteren Bevölkerung besucht.[30]

Seimon matsuri

Dieses Fest wird am 20. November gefeiert, wobei ihm das sogenannte seimon barai zu Grunde liegt. Darunter versteht man die Praktik, dass alle Kaufleuten an diesem bestimmten Tag ihre Waren zu einem billigeren Preis verkaufen, sozusagen als Dankeschön an die Gottheit, von deren Segen sie sonst das ganze Jahr über profitieren.[31]

Ebisu-Andacht

Diese ist nicht nur unter Händlern, sondern auch unter Bauern bekannt und findet grundsätzlich jeden 20. Tag eines Monats statt, allerdings wird am 20. Tag des 10. und des 1. Monats die Andacht besonders groß begangen, da der Volksüberlieferung zufolge Ebisu am 20. Tag des 1. Monats zur Arbeit fortgeht und am 20. Tag des 10. Monats davon wieder heimkehrt. Dies scheint jedoch in erster Linie ein häusliches Fest zu sein, es werden Ebsiu im Hausaltar besondere Opfer dargebracht, in der Bitte, die tägliche Arbeit mit Erfolg zu segnen.[32]

Andere Bräuche im Zusammenhang mit Ebisu

Wenig überraschend wird festgestellt, dass viele der Bräuche unter Fischern verbreitet sind bzw. etwas mit Fischen zu tun haben. So ist es z.B. üblich, dass vom ersten Fang eines neuen Jahres zwei Fische dem Ebisu geopfert werden. Häufig rufen Angler auch, bevor sie ihre Angel auswerfen, den Namen Ebisus an. Genauso machen es die sogenannten ama, Taucherinnen, die nach Fischen, anderen Seetieren und Seegras tauchen. In manchen Dörfern spricht man den Namen Ebisus aus, bevor man eine Muschel aufstemmt Eder 1951:269-270.

typisches Darstellung Ebisus als Netsuke

Wie bereits erwähnt, ist ein Teil von Ebisus Charakter seine Unvollkommenheit, die auf seine Verbindung zu Hiruko und Sukunahikona zurückzuführen ist. Aus diesem Grund nennt man ein Tablett mit Essen, dass falsch oder auf unhöfliche Weise vor einen Gast gestellt wird, ebisu-zen. Unter ebisu-zeni, wörtlich „Ebisu-Münzen“, versteht man kleine Münzen, die übrig geblieben sind, mit denen sich nicht wirklich etwas erwerben lässt [33]. Andere Bräuche resultieren aus Ebisus Taubheit, sodass beim Schreinbesuch besonders oft geklatscht oder auch geschnippst wird, um Ebisus Aufmerksamkeit zu erregen [34].


Fußnoten

  1. Casal 1958:12
  2. Lewin 1965: 304-309, Wilhelm 2005: 28
  3. S. Kokugo daijiten, III: 220-221; Aoki 1997: 551
  4. Ueki 1936:16-17 und Aston 1956:15
  5. Nishioka 2001:32
  6. Shinto jiten 1996, 665
  7. Florenz 1919:55
  8. Chamberlain 1932:98
  9. Eder 1951:266
  10. Bocking 1996:205
  11. Chamberlain 1932:103-104 und Aston 1956:59-60
  12. Guichard-Anguis 1995:70
  13. Eder 1951:267-268
  14. Guichard-Anguis 1995:71
  15. Wilhelm 2005:28
  16. S.a. Oka 1933: 585
  17. Naumann 1974:1-2 und Ôtô 1963:111-112
  18. Wilhelm 2005:29
  19. Wilhelm 2005:29, s.a. Oka 1933: 343
  20. Yoshida 1981:91
  21. Sakurada 1963:122-123
  22. Picken 2002:54
  23. Ouwehand 1964:108
  24. Namahira 1987:87-89
  25. Ouwehand 1964:108
  26. Guichard-Anguis 1995:74-75
  27. Settsu meisho zue (Illustrierter Reiseführer von Settsu) von Shoseki Akisato, 1798, nach Oka 1933 (Bd. 2), S. 583.
  28. Ouwehand 1964:84
  29. Setsuyō gundan von Okada Keishi, 1701, nach Oka 1933 (Bd. 2), S. 583.
  30. Guichard-Anguis 1995:75-76
  31. Eder 1951:270-271
  32. Eder 1951:270-271
  33. Ouwehand 1964:84-85
  34. Picken 2002:54

Quellen

  • William George Aston (Ü.) 1896
    Nihongi: Chronicles of Japan from the earliest times to a.d. 697. London: Kegan Paul 1896. (Zahlreiche Neuauflagen, JHTI Onlineversion, Onlineversion (Wiki-Source).)
  • Brian Bocking 1996
    A popular dictionary of Shintō. Richmond: Curzon 1996.
  • Laura Bordignon 2010
    The golden age of Japanese okimono: Dr A.M. Kanter´s Collection. Woodbridge: Antique Collectors´ Club 2010.
  • Ugo A. Casal 1958
    Die sieben Glücksgötter: Shichifukujin. Wiesbaden: Otto Harrassowitz Kommissionsverlag 1958.
  • Basil Hall Chamberlain (Ü.) 1932
    Kojiki: Records of ancient matters. Kobe: J. L. Thompson & Co 1932. (Erste Auflage 1919, JHTI Onlineversion, Onlineversion.)
  • Kurt S. Ehrich 1991
    Shichifukujin - Die sieben Glücksgötter Japans: Ein Versuch über Genesis und Bedeutung volkstümlicher ostasiatischer Gottheiten. Recklingshausen: Aurel Bongers 1991. (Exzerpt; das verlinkte PDF beinhaltet den Abschnitt über Fukurokuju..)
  • Matthias Eder 1951
    „Figürliche Darstellungen in der japanischen Volksreligion.“ Folklore Studies 10/2 (1951), S. 197-280. (Exzerpt.)
  • Karl Florenz 1919
    Die historischen Quellen der Shinto-Religion. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1919. (Übersetzungen von Kojiki und Nihon shoki [in Auszügen] sowie Kogo shūi [ganz].)
  • Sylvie Guichard-Anguis 1995
    „The parish of a famous shrine: The influence of rites and ceremonials on urban life. The sanctuary of Ebisu in Nishinomiya.“ In: Bremen, Jan van (Hg.), Ceremony and ritual in Japan: religious practices in an industrialised society. London, New York: Routledge 1995, S. 67-79.
  • Bruno Lewin 1965-1966
    „Die japanischen Beziehungen zu den Emishi um das Jahr 800.“ Oriens 18/19 (1965-1966), S. 304-326.
  • Nelly Naumann 1974
    „Whale and fish cult in Japan: A basic feature of Ebisu worship.“ Asian Folklore Studies 33/1 (1974), S. 1-15. (Exzerpt.)
  • Nishioka Kazuhiko 2001: „Hiruko“, Norman Havens und Inoue Nobutaka (Hg.), An encyclopedia of Shinto. Band 1 (Kami), Tokyo: Institute for Japanese Culture and Classics, Kokugakuin University, 32.
  • Oka Masao 岡正雄 2012
    Kulturschichten in Alt-Japan. Bier'sche Verlagsanstalt 2012. (Verfasst 1933-35 als Dissertation an der Uni Wien.)
  • Cornelius Ouwehand 1964
    Namazu-e and their Themes: An interpretative approach to some aspects of Japanese folk religion. Leiden, Netherlads: E.J.Brill 1964.
  • Picken, Stuart D.B. 2002: Historical dictionary of Shinto. Lanham u.a.: Scarecrow Press, Stichwort „Ebisu“, 53-54.
  • Sakurada Katsunori 桜田勝徳 1963
    „The Ebisu-gami in fishing villages.“ In: Dorson, Richard Mercer (Hg.), Studies in Japanese Folklore. Bloomington: Indiana University Press 1963, S. 122-132.
  • Takeda Hisayoshi 武田久吉, Matthias Eder 1949
    „Jahresbrauchtum im japanischen Dorf.“ Folklore Studies 8 (1949), S. 1-269.
  • Ueki Naochirô (植木・直一郎) 1936: Kojiki/Nihon shoki shô. (古事記・日本書紀抄) [Auszüge aus dem Kojiki und dem Nihon shoki]. Band 1, Tokyo: Kiyoshi.
  • Johannes Wilhelm 2005
    „Traditional ecological knowledge in the beliefs of Japanese fishing villages: With special reference to Yoriiso (Miyagi) and the Sanriku region.“ Japanese Religions 30/1+2 (2005), S. 21-53.
  • Teigo Yoshida 1981
    „The stranger as god: The place of the outsider in the Japanese folk religion.“ Ethnology 20/2 (1981), S. 87-99. (Exzerpt.)